2014: Erst Kamerun-Test, dann Weltmeister

Drei Spiele, zwei Siege, ein Unentschieden - Deutschland hat gute Erinnerungen an den nächsten Gegner Kamerun: Für DFB.de blickt der Historiker Udo Muras zurück auf die Paarung, die es erstmals bei der WM 2002 in Japan und Südkorea gab. Am Sonntag (ab 17 Uhr, live im ZDF) steht in Sotschi beim Gruppenfinale im Confed Cup das vierte Duell an.

Bei Weltmeisterschaften hatte Deutschland mit afrikanischen Mannschaften keine sonderlich guten Erfahrungen gemacht. Gegen Marokko gab es (1970 und 1986) zwei mühsame Siege, gegen Algerien 1982 gar ein 1:2. Auch deshalb hielt sich der Optimismus vor der ersten Begegnung überhaupt gegen den damaligen Afrikameister Kamerun in Grenzen. Im dritten Vorrundenspiel der WM 2002 ging es für Deutschland und Kamerun in Shizuoka (Japan) ums Weiterkommen.

Der Verlierer musste die Heimreise antreten, ein deutscher Trainer musste auf jeden Fall die Koffer packen. Denn Kamerun wurde seit 2001 vom Ex-Karlsruher Winfried Schäfer trainiert, der ankündigte: "Ich bin ein Löwe und will mit meiner Mannschaft Kamerun würdig vertreten." Aber Kamerun war im Nachteil, ein Punkt hätte der DFB-Auswahl dank der weit besseren Tordifferenz gereicht. Und so spielten die Afrikaner um ihren kommenden Superstar Samuel Eto’o, damals 21, auf Sieg.

WM 2002: Rot für Ramelow - Kahn, Bode und Klose sind Matchwinner

Oliver Kahn aber entnervte sie mit seinen Glanzparaden, und selbst der Platzverweis gegen Abwehrchef Carsten Ramelow nach 40 Minuten blieb folgenlos. Oder auch nicht: "Ab dem Moment hatten wir zehn Kämpfer auf dem Platz", sagte Weltmeister Paul Breitner am Sat.1-Mikrofon. Die Unterzahl schweißte die Mannschaft von Bundestrainer Rüdi Völler regelrecht zusammen, sie leistete bei 93 Prozent Luftfeuchtigkeit und schwülen 24 Grad erbitterten Widerstand.

Und eine Auswechslung zur Pause erwies sich als goldrichtig, der Bremer Marco Bode löste Carsten Jancker ab und schoss schon fünf Minuten nach Wiederanpfiff das 1:0, von Miroslav Klose brillant herausgespielt. Die Partie wurde nun immer härter, der spanische Schiedsrichter Nieto zückte 16 (!) Karten und stellte nach 77 Minuten auch den Kameruner Suffo vom Platz. Unmittelbar danach köpfte Miro Klose nach einer Flanke von Michael Ballack das 2:0 und stellte einen Weltrekord auf - es war sein fünftes Kopfball-Tor bei einer WM.

Aus für Schäfers "Unbezähmbare Löwen"

Und es war der Endstand, Deutschland hatte mit seiner im Vorfeld stark unterschätzten Mannschaft das Achtelfinale erreicht. Drei gesperrte Spieler (Carsten Ramelow, Dietmar Hamann, Christian Ziege) konnten die Freude kaum trüben. Die Bild-Zeitung schrieb: "Alle haben wieder Angst vor uns". Und die spanische Zeitung AS stellte fest: "Deutschland ist wie so oft auferstanden."

Das Schlüsselerlebnis des Kamerun-Spiels führte die deutsche Mannschaft bis ins Finale. Was auch Winfried Schäfer voraussah: "Wenn sie so weiter zusammenrücken, ist ihnen bei dieser WM ganz viel zuzutrauen." Für Kamerun war sie zu Ende, nach der Anreise verlief auch die Abreise der Afrikaner chaotisch. 15 der 23 Spieler flogen auf eigene Faust heim. Schäfer erklärte: "Ich habe den Offiziellen deutlich gesagt, dass man mit einer solchen Organisation bei einer WM-Endrunde nicht die gewünschte Leistung bringen kann."



Drei Spiele, zwei Siege, ein Unentschieden - Deutschland hat gute Erinnerungen an den nächsten Gegner Kamerun: Für DFB.de blickt der Historiker Udo Muras zurück auf die Paarung, die es erstmals bei der WM 2002 in Japan und Südkorea gab. Am Sonntag (ab 17 Uhr, live im ZDF) steht in Sotschi beim Gruppenfinale im Confed Cup das vierte Duell an.

Bei Weltmeisterschaften hatte Deutschland mit afrikanischen Mannschaften keine sonderlich guten Erfahrungen gemacht. Gegen Marokko gab es (1970 und 1986) zwei mühsame Siege, gegen Algerien 1982 gar ein 1:2. Auch deshalb hielt sich der Optimismus vor der ersten Begegnung überhaupt gegen den damaligen Afrikameister Kamerun in Grenzen. Im dritten Vorrundenspiel der WM 2002 ging es für Deutschland und Kamerun in Shizuoka (Japan) ums Weiterkommen.

Der Verlierer musste die Heimreise antreten, ein deutscher Trainer musste auf jeden Fall die Koffer packen. Denn Kamerun wurde seit 2001 vom Ex-Karlsruher Winfried Schäfer trainiert, der ankündigte: "Ich bin ein Löwe und will mit meiner Mannschaft Kamerun würdig vertreten." Aber Kamerun war im Nachteil, ein Punkt hätte der DFB-Auswahl dank der weit besseren Tordifferenz gereicht. Und so spielten die Afrikaner um ihren kommenden Superstar Samuel Eto’o, damals 21, auf Sieg.

WM 2002: Rot für Ramelow - Kahn, Bode und Klose sind Matchwinner

Oliver Kahn aber entnervte sie mit seinen Glanzparaden, und selbst der Platzverweis gegen Abwehrchef Carsten Ramelow nach 40 Minuten blieb folgenlos. Oder auch nicht: "Ab dem Moment hatten wir zehn Kämpfer auf dem Platz", sagte Weltmeister Paul Breitner am Sat.1-Mikrofon. Die Unterzahl schweißte die Mannschaft von Bundestrainer Rüdi Völler regelrecht zusammen, sie leistete bei 93 Prozent Luftfeuchtigkeit und schwülen 24 Grad erbitterten Widerstand.

Und eine Auswechslung zur Pause erwies sich als goldrichtig, der Bremer Marco Bode löste Carsten Jancker ab und schoss schon fünf Minuten nach Wiederanpfiff das 1:0, von Miroslav Klose brillant herausgespielt. Die Partie wurde nun immer härter, der spanische Schiedsrichter Nieto zückte 16 (!) Karten und stellte nach 77 Minuten auch den Kameruner Suffo vom Platz. Unmittelbar danach köpfte Miro Klose nach einer Flanke von Michael Ballack das 2:0 und stellte einen Weltrekord auf - es war sein fünftes Kopfball-Tor bei einer WM.

Aus für Schäfers "Unbezähmbare Löwen"

Und es war der Endstand, Deutschland hatte mit seiner im Vorfeld stark unterschätzten Mannschaft das Achtelfinale erreicht. Drei gesperrte Spieler (Carsten Ramelow, Dietmar Hamann, Christian Ziege) konnten die Freude kaum trüben. Die Bild-Zeitung schrieb: "Alle haben wieder Angst vor uns". Und die spanische Zeitung AS stellte fest: "Deutschland ist wie so oft auferstanden."

Das Schlüsselerlebnis des Kamerun-Spiels führte die deutsche Mannschaft bis ins Finale. Was auch Winfried Schäfer voraussah: "Wenn sie so weiter zusammenrücken, ist ihnen bei dieser WM ganz viel zuzutrauen." Für Kamerun war sie zu Ende, nach der Anreise verlief auch die Abreise der Afrikaner chaotisch. 15 der 23 Spieler flogen auf eigene Faust heim. Schäfer erklärte: "Ich habe den Offiziellen deutlich gesagt, dass man mit einer solchen Organisation bei einer WM-Endrunde nicht die gewünschte Leistung bringen kann."

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2004: Löw sieht "unser bisher bestes Spiel"

Alle Welt rechnete mit Schäfers Rauswurf, aber der folgte erst zwei Jahre später beim zweiten Spiel gegen die deutsche Mannschaft. Bei der war gerade die Ära Jürgen Klinsmann angebrochen, die auf dem Weg zur Heim-WM ausschließlich mit Testspielen gepflastert war. Kamerun kam am 17. November 2004 nach Leipzig zum 750. DFB-Länderspiel, und als die 90 Minuten vorüber waren, sagte der damalige Assistenztrainer Joachim Löw: "Das war unser bisher bestes Spiel."

Und es war das erste in den von Klinsmann eingeführten roten Trikots, die einen guten Einstand feierten. Deutschland ließ sich zwar Zeit mit dem Toreschießen, aber nach Kevin Kuranyis Rechtsschuss (71.) war der Bann gebrochen. Zwei Klose-Treffer (78., 88.), diesmal mit den Füßen, stellten den 3:0-Endstand her. Schäfer wurde noch in der Nacht auf stillose Weise entlassen und machte seinem Ärger Luft und erzählte, dass die Spieler bis eine Stunde vor Anpfiff noch um Prämien gepokert und einen Spielboykott angedroht hatten. Er schloss bitter: "Es gibt Leute in Kamerun, die den Erfolg nicht wollen."

2014: Remis bei der WM-Generalprobe

Den ersten Achtungserfolg gegen Deutschland holte dann zehn Jahre später sein Nachfolger und Landsmann Volker Finke. Dass Kamerun das 2:2 am 1. Juni 2014 in Mönchengladbach dem kommenden Weltmeister abtrotzte, konnte da noch keiner ahnen. Auch im deutschen Lager nicht, die Leistung war nicht demnach. "WM-tauglich? Nur in Ansätzen", titelte der kicker fünf Tage vor dem Abflug nach Brasilien. Dabei war es eigentlich nur wie immer kurz vor einem Turnier. Auch gab es gute Gründe, warum vor allem vor der torlosen Pause wenig zusammenlief. Mit Manuel Neuer, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger fehlten gleich drei Fixpunkte in Löws Team (verletzt oder noch nicht wieder ganz fit), mit Erik Durm gab es auf der linken Verteidigerposition sogar einen Debütanten. Der 22-jährige Dortmunder verdiente sich ein Sonderlob von Löw: "Für sein junges Alter hat er es sehr gut gemacht."

So gut, dass Durm sich das WM-Ticket ergatterte. Über die Kaderzusammensetzung entschied diese Partie, nach der drei Spieler gestrichen wurden: Shkodran Mustafi, Kevin Volland und Marcel Schmelzer, die auch gar nicht zum Einsatz kamen. Shkodran Mustafi kam dann bekanntlich doch noch mit, weil sich Marco Reus beim 6.2 im letzten Test gegen Armenien verletzte.

Gegen Kamerun verletzte sich niemand. Weh taten nur die Gegentore. Samuel Eto'o, damals beim FC Chelsea, traf in der 62. Minute, in der kommenden Viertelstunde fielen noch drei Tore. Thomas Müller köpfte den Ausgleich (66.), Joker André Schürrle traf zum 2:1 (71.), ehe der damalige Mainzer Eric-Maxime Choupo-Moting den deutschen Torwart Roman Weidenfeller mit links zum 2:2 überwand (78.). Erstmals schoss Kamerun Tore gegen Deutschland, erstmals verlor es nicht.

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