Früher unter Heynckes, jetzt Kiel: Drexler aus Vernunft glücklich

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Dominick Drexler, der bei Holstein Kiel seine sportliche Heimat gefunden hat.

Phrasen gibt es von Dominick Drexler normalerweise nicht zu hören. Wird ein anderer Spieler der 3. Liga auf einen möglichen Aufstieg angesprochen, gibt es meist die Standardantworten: Die Saison sei noch lang, der Aufstieg höchstens ein weit entferntes Ziel. Dominick Drexler von Holstein Kiel sagt dagegen: "In unserer Liga gibt es sicherlich 14 Mannschaften, die intern die Zielsetzung Aufstieg haben. Das kommuniziert allerdings niemand." Der Offensivspieler hält mit seinen Zielen nicht hinter dem Berg: "Auch wenn der Verein nicht das Ziel ausgibt, muss zumindest jeder Spieler den Wunsch haben, mit Holstein Kiel aufzusteigen. Man will jedes Spiel gewinnen und oben dran bleiben. Wer diesen Willen nicht hat, wäre fehl am Platz."

Die Tabellensituation stimmt zuversichtlich. Die Norddeutschen stehen auf dem vierten Tabellenplatz und sind seit sieben Spielen ungeschlagen. Beim Heimspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach (Samstag ab 14 Uhr), bei dem Drexler aufgrund einer Gelbsperre zuschauen muss, sollen die nächsten Punkte her. Drexler ist von seiner Mannschaft überzeugt: "Gerade bei den Heimspielen treten wir sehr dominant auf. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Spiele gewinnen." Drexler kann die Qualität eines Kaders gut einschätzen. Immerhin hat er früher täglich unter Trainer-Legende Jupp Heynckes und mit Topspielern wie Toni Kroos oder Arturo Vidal trainiert.

Wenig Spaß bei Bayer Leverkusen

Der aus Bonn stammende Fußballprofi entsprang der Nachwuchsschmiede von Bayer 04 Leverkusen. Mit 17 Jahren schloss er sich dessen A-Jugend an. Sein Talent war unübersehbar. Sein ehemaliger DFB-Stützpunkttrainer Frank Baumann erinnert sich: "Dominick zählte zu den auffälligsten Spielerpersönlichkeiten des Jahrgangs 1990. Er hatte den nötigen Biss, war ehrgeizig und für seine Gegenspieler nur schwer auszurechnen." Es war nur eine Frage der Zeit, bis Drexler bei den Profis von Bayer Leverkusen mittrainieren durfte.

Dort allerdings musste das Nachwuchstalent feststellen, wie hoch die Trauben in der Bundesliga hängen. "Ich war im Training jeden Tag der absolut Schwächste. Spieler wie Toni Kroos, der damals noch auf der linken Seite gespielt hat, brachten eine andere Qualität mit. Dadurch hat es nicht immer Spaß gemacht", gibt er rückblickend zu. Lehrreich war die Erfahrung trotzdem: "So habe ich gelernt, wie hoch die Handlungsschnelligkeit in der Bundesliga ist. Ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte. So kann ich nicht meckern, dass ich eigentlich auch bei einem Top-Bundesligaverein spielen müsste. Selbst jetzt, wo ich ein gestandener Spieler bin, würden die Trauben noch zu hoch hängen."

Viel gelernt von Ulf Kirsten

Anfang 2010 saß er bei zwei Bundesligaspielen auf der Bank, ohne allerdings zum Einsatz zu kommen. Spielpraxis sammelte er bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Für seine Weiterentwicklung war das nicht verkehrt. Immerhin war der Trainer einer der besten Stürmer der 80er und 90er Jahre: Ulf Kirsten. "Man hat im Training gemerkt, dass er Stürmer war", erzählt Drexler schmunzelnd: "Wir haben viele Abschlüsse trainiert. Er hat uns beigebracht, kaltschnäuziger zu werden und sich im Sechzehner durchzusetzen."

Im Jahre 2010 wechselte er zum FC Rot-Weiß Erfurt, spielte dort drei Jahre in der 3. Liga. Seine Leistungen waren auffällig. So sehr, dass der Zweitligist SpVgg Greuther Fürth ihn unbedingt haben wollte. Glücklich wurde Drexler dort allerdings nicht. Meist pendelte er zwischen Bank und Tribüne hin und her. Gerade einmal neun Zweitligaspiele durfte er bestreiten. Bei den Relegationsspielen gegen den Hamburger SV saß er auf der Tribüne. Die hohe Qualität im Kader war nicht der einzige Grund. "Als sich der Wechsel zu Greuther Fürth anbahnte, war noch Mike Büskens Trainer. Sein Nachfolger Frank Kramer wollte mich zwar auch haben. Aber für ihn war ich kein Wunschspieler - das habe ich zu spüren bekommen. Wann immer es 50:50-Entscheidungen gab, ob es nun um die Startelf oder Einwechslungen ging, wurde ein anderer Spieler vorgezogen."

Vernunftentscheidung Holstein Kiel

Diese Erfahrung ist einer der Hauptgründe dafür, dass Drexler nun bei Holstein Kiel spielt. Zahlreiche Angebote lagen im Frühjahr auf seinem Tisch. Kein Wunder: Drexler hatte sich in den beiden zurückliegenden Jahren beim VfR Aalen zu einem starken Angreifer entwickelt. 24 Spiele hatte er in der 2. Bundesliga absolviert. Nach dem Abstieg in die Drittklassigkeit sorgte er mit seinen neun Toren und sieben Vorlagen mit dafür, dass Aalen nicht in die Regionalliga abstieg. Das blieb nicht unbemerkt. Die Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern und Würzburger Kickers wollten ihn im Sommer verpflichten. Drexler gibt zu, dass die Angebote auf den ersten Blick attraktiver erschienen. "Aber ich bin nicht mehr so wie der 22-jährige Dominick Drexler, der damals unbedingt in die 2. Bundesliga wollte", erzählt er.

Drexler hat gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen. "Es gibt Vereine, die einen unbedingt haben wollen. Und es gibt Vereine, die sagen, man könne gerne dazu kommen. Ich wollte zu einem Verein, der mich zu 100 Prozent will. Ein Jahr wie bei Greuther Fürth wollte ich nicht noch einmal erleben." Holstein Kiel war so gesehen eine Vernunftentscheidung. Bereut hat er diese nicht. "Ich habe jedes Spiel gemacht, kaum eine Minute gefehlt, Tore geschossen und Vorlagen gegeben. Der Wechsel ist perfekt gelaufen." Ein Aufstieg würde sein Glück vollenden. "Die 3. Liga ist sehr eng. Da ist alles möglich", sagt er - das war nun allerdings doch eine Phrase…

[oj]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Dominick Drexler, der bei Holstein Kiel seine sportliche Heimat gefunden hat.

Phrasen gibt es von Dominick Drexler normalerweise nicht zu hören. Wird ein anderer Spieler der 3. Liga auf einen möglichen Aufstieg angesprochen, gibt es meist die Standardantworten: Die Saison sei noch lang, der Aufstieg höchstens ein weit entferntes Ziel. Dominick Drexler von Holstein Kiel sagt dagegen: "In unserer Liga gibt es sicherlich 14 Mannschaften, die intern die Zielsetzung Aufstieg haben. Das kommuniziert allerdings niemand." Der Offensivspieler hält mit seinen Zielen nicht hinter dem Berg: "Auch wenn der Verein nicht das Ziel ausgibt, muss zumindest jeder Spieler den Wunsch haben, mit Holstein Kiel aufzusteigen. Man will jedes Spiel gewinnen und oben dran bleiben. Wer diesen Willen nicht hat, wäre fehl am Platz."

Die Tabellensituation stimmt zuversichtlich. Die Norddeutschen stehen auf dem vierten Tabellenplatz und sind seit sieben Spielen ungeschlagen. Beim Heimspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach (Samstag ab 14 Uhr), bei dem Drexler aufgrund einer Gelbsperre zuschauen muss, sollen die nächsten Punkte her. Drexler ist von seiner Mannschaft überzeugt: "Gerade bei den Heimspielen treten wir sehr dominant auf. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Spiele gewinnen." Drexler kann die Qualität eines Kaders gut einschätzen. Immerhin hat er früher täglich unter Trainer-Legende Jupp Heynckes und mit Topspielern wie Toni Kroos oder Arturo Vidal trainiert.

Wenig Spaß bei Bayer Leverkusen

Der aus Bonn stammende Fußballprofi entsprang der Nachwuchsschmiede von Bayer 04 Leverkusen. Mit 17 Jahren schloss er sich dessen A-Jugend an. Sein Talent war unübersehbar. Sein ehemaliger DFB-Stützpunkttrainer Frank Baumann erinnert sich: "Dominick zählte zu den auffälligsten Spielerpersönlichkeiten des Jahrgangs 1990. Er hatte den nötigen Biss, war ehrgeizig und für seine Gegenspieler nur schwer auszurechnen." Es war nur eine Frage der Zeit, bis Drexler bei den Profis von Bayer Leverkusen mittrainieren durfte.

Dort allerdings musste das Nachwuchstalent feststellen, wie hoch die Trauben in der Bundesliga hängen. "Ich war im Training jeden Tag der absolut Schwächste. Spieler wie Toni Kroos, der damals noch auf der linken Seite gespielt hat, brachten eine andere Qualität mit. Dadurch hat es nicht immer Spaß gemacht", gibt er rückblickend zu. Lehrreich war die Erfahrung trotzdem: "So habe ich gelernt, wie hoch die Handlungsschnelligkeit in der Bundesliga ist. Ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte. So kann ich nicht meckern, dass ich eigentlich auch bei einem Top-Bundesligaverein spielen müsste. Selbst jetzt, wo ich ein gestandener Spieler bin, würden die Trauben noch zu hoch hängen."

Viel gelernt von Ulf Kirsten

Anfang 2010 saß er bei zwei Bundesligaspielen auf der Bank, ohne allerdings zum Einsatz zu kommen. Spielpraxis sammelte er bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Für seine Weiterentwicklung war das nicht verkehrt. Immerhin war der Trainer einer der besten Stürmer der 80er und 90er Jahre: Ulf Kirsten. "Man hat im Training gemerkt, dass er Stürmer war", erzählt Drexler schmunzelnd: "Wir haben viele Abschlüsse trainiert. Er hat uns beigebracht, kaltschnäuziger zu werden und sich im Sechzehner durchzusetzen."

Im Jahre 2010 wechselte er zum FC Rot-Weiß Erfurt, spielte dort drei Jahre in der 3. Liga. Seine Leistungen waren auffällig. So sehr, dass der Zweitligist SpVgg Greuther Fürth ihn unbedingt haben wollte. Glücklich wurde Drexler dort allerdings nicht. Meist pendelte er zwischen Bank und Tribüne hin und her. Gerade einmal neun Zweitligaspiele durfte er bestreiten. Bei den Relegationsspielen gegen den Hamburger SV saß er auf der Tribüne. Die hohe Qualität im Kader war nicht der einzige Grund. "Als sich der Wechsel zu Greuther Fürth anbahnte, war noch Mike Büskens Trainer. Sein Nachfolger Frank Kramer wollte mich zwar auch haben. Aber für ihn war ich kein Wunschspieler - das habe ich zu spüren bekommen. Wann immer es 50:50-Entscheidungen gab, ob es nun um die Startelf oder Einwechslungen ging, wurde ein anderer Spieler vorgezogen."

Vernunftentscheidung Holstein Kiel

Diese Erfahrung ist einer der Hauptgründe dafür, dass Drexler nun bei Holstein Kiel spielt. Zahlreiche Angebote lagen im Frühjahr auf seinem Tisch. Kein Wunder: Drexler hatte sich in den beiden zurückliegenden Jahren beim VfR Aalen zu einem starken Angreifer entwickelt. 24 Spiele hatte er in der 2. Bundesliga absolviert. Nach dem Abstieg in die Drittklassigkeit sorgte er mit seinen neun Toren und sieben Vorlagen mit dafür, dass Aalen nicht in die Regionalliga abstieg. Das blieb nicht unbemerkt. Die Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern und Würzburger Kickers wollten ihn im Sommer verpflichten. Drexler gibt zu, dass die Angebote auf den ersten Blick attraktiver erschienen. "Aber ich bin nicht mehr so wie der 22-jährige Dominick Drexler, der damals unbedingt in die 2. Bundesliga wollte", erzählt er.

Drexler hat gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen. "Es gibt Vereine, die einen unbedingt haben wollen. Und es gibt Vereine, die sagen, man könne gerne dazu kommen. Ich wollte zu einem Verein, der mich zu 100 Prozent will. Ein Jahr wie bei Greuther Fürth wollte ich nicht noch einmal erleben." Holstein Kiel war so gesehen eine Vernunftentscheidung. Bereut hat er diese nicht. "Ich habe jedes Spiel gemacht, kaum eine Minute gefehlt, Tore geschossen und Vorlagen gegeben. Der Wechsel ist perfekt gelaufen." Ein Aufstieg würde sein Glück vollenden. "Die 3. Liga ist sehr eng. Da ist alles möglich", sagt er - das war nun allerdings doch eine Phrase…

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