Dresdens Minge: Die Vorbilder sind Sammer, Kirsten oder Jeremies

Beim Rekordmeister FC Bayern München ist er Sportvorstand, mit der deutschen Nationalmannschaft gewann er 1996 den EM-Titel, mit dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft, mit dem BVB sogar die Champions League: Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz hatte Matthias Sammer freilich bei Dynamo Dresden gemacht. Gleiches gilt für die beiden ehemaligen Nationalspieler Ulf Kirsten (Bayer 04 Leverkusen) und Jens Jeremies (TSV 1860 und FC Bayern München). Der Traditionsverein aus Sachsen, frisch gebackener Meister in der 3. Liga und damit in der nächsten Saison zweitklassig, legt viel Wert auf die Ausbildung seiner Talente, muss aber kreative Wege gehen, um die Konkurrenz auszustechen. Im DFB.de-Interview spricht Dresdens Sport-Geschäftsführer Ralf Minge, einst selbst Dynamo-Profi und DDR-Nationalspieler, mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über die Nachwuchsförderung, die Eigenverantwortung der Spieler und die hervorragende Bewertung der Jugendarbeit bei der SGD durch die DFL und den DFB.

DFB.de: Welche Bedeutung hat die Nachwuchsarbeit für Dynamo Dresden, Herr Minge?

Ralf Minge: Traditionell genießt sie bei Dynamo einen hohen Stellenwert. Es gab Zeiten, in denen im Klub reihenweise Nationalspieler wie Matthias Sammer, Ulf Kirsten oder Jens Jeremies ausgebildet wurden. Von dieser Qualität sind wir aktuell jedoch ein Stück entfernt. Verein und Umfeld ziehen aber an einem Strang, um wieder sukzessive besser zu werden.

DFB.de: Also hatte der Stellenwert gelitten?

Minge: Nach der Wende war besonders im Nachwuchsbereich der Rotstift angesetzt worden. Die Klubs mussten oft um das sportliche und wirtschaftliche Überleben kämpfen, dabei kam der Nachwuchs schon mal zu kurz. Mit unserem Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2011 mussten wir ein Nachwuchsleistungszentrum vorweisen. Auch wirtschaftlich ging es uns besser. Gemeinsam mit der Stadt Dresden, dem Land Sachsen und unseren Sponsoren konnten wir einige Projekte anschieben, darunter ganz besonders unsere Nachwuchs Akademie.

DFB.de: Innerhalb weniger Jahre hat sich auch die Bewertung des Nachwuchsleistungszentrums durch den DFB und die DFL stark verbessert. Bei der letzten Zertifizierung erhielt es drei Sterne und damit die Bestnote. Wie hart war der Weg dorthin?

Minge: Vor zwei Jahren hatten wir keinen Stern, dann sind wir direkt von null auf drei. Das sage ich nicht ohne Stolz. Infrastrukturell sind wir durch unsere neue Nachwuchs Akademie exzellent aufgestellt. Personell haben wir ebenfalls aufgestockt. Unser Konzept ist es, den regionalen und elitären Charakter zu stärken und attraktiv für Talente zu sein.

DFB.de: Was ist für Sie persönlich das Außergewöhnlichste am NLZ?

Minge: Neben unserem Konzept sind wir uns darüber bewusst, weitere Alleinstellungsmerkmale schaffen zu müssen, damit die Talente zu uns kommen. Wir legen beispielsweise großen Wert darauf, dass die Durchlässigkeit unabhängig vom jeweiligen Cheftrainer hoch ist. Außerdem sollen die Wege bei uns kürzer als bei anderen Klubs sein. Unter anderem wollen wir das damit erreichen, dass unser U 19-Trainer Matthias Lust gleichzeitig Co-Trainer bei den Profis ist. Kurze Wege gibt es auch zwischen der Nachwuchs Akademie und der Sportschule, die ein Großteil unserer Spieler besucht.

DFB.de: Worauf legen Sie bei der Personalauswahl Wert?

Minge: Qualität steht über allem. Gleich danach kommt, dass wir Leute mit Stallgeruch verpflichten wollen, die eine hohe Identifikation zum Verein mitbringen. Ralf Hauptmann, Leiter der Fußballschule, ist nur ein Beispiel für einen ehemaligen Dynamo-Spieler in unserem NLZ. Oder unser früherer Kapitän Cristian Fiel, der in diesem Jahr Co-Trainer bei der U 19 war und in der kommenden Saison die U 17 übernehmen wird.



Beim Rekordmeister FC Bayern München ist er Sportvorstand, mit der deutschen Nationalmannschaft gewann er 1996 den EM-Titel, mit dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft, mit dem BVB sogar die Champions League: Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz hatte Matthias Sammer freilich bei Dynamo Dresden gemacht. Gleiches gilt für die beiden ehemaligen Nationalspieler Ulf Kirsten (Bayer 04 Leverkusen) und Jens Jeremies (TSV 1860 und FC Bayern München). Der Traditionsverein aus Sachsen, frisch gebackener Meister in der 3. Liga und damit in der nächsten Saison zweitklassig, legt viel Wert auf die Ausbildung seiner Talente, muss aber kreative Wege gehen, um die Konkurrenz auszustechen. Im DFB.de-Interview spricht Dresdens Sport-Geschäftsführer Ralf Minge, einst selbst Dynamo-Profi und DDR-Nationalspieler, mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über die Nachwuchsförderung, die Eigenverantwortung der Spieler und die hervorragende Bewertung der Jugendarbeit bei der SGD durch die DFL und den DFB.

DFB.de: Welche Bedeutung hat die Nachwuchsarbeit für Dynamo Dresden, Herr Minge?

Ralf Minge: Traditionell genießt sie bei Dynamo einen hohen Stellenwert. Es gab Zeiten, in denen im Klub reihenweise Nationalspieler wie Matthias Sammer, Ulf Kirsten oder Jens Jeremies ausgebildet wurden. Von dieser Qualität sind wir aktuell jedoch ein Stück entfernt. Verein und Umfeld ziehen aber an einem Strang, um wieder sukzessive besser zu werden.

DFB.de: Also hatte der Stellenwert gelitten?

Minge: Nach der Wende war besonders im Nachwuchsbereich der Rotstift angesetzt worden. Die Klubs mussten oft um das sportliche und wirtschaftliche Überleben kämpfen, dabei kam der Nachwuchs schon mal zu kurz. Mit unserem Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2011 mussten wir ein Nachwuchsleistungszentrum vorweisen. Auch wirtschaftlich ging es uns besser. Gemeinsam mit der Stadt Dresden, dem Land Sachsen und unseren Sponsoren konnten wir einige Projekte anschieben, darunter ganz besonders unsere Nachwuchs Akademie.

DFB.de: Innerhalb weniger Jahre hat sich auch die Bewertung des Nachwuchsleistungszentrums durch den DFB und die DFL stark verbessert. Bei der letzten Zertifizierung erhielt es drei Sterne und damit die Bestnote. Wie hart war der Weg dorthin?

Minge: Vor zwei Jahren hatten wir keinen Stern, dann sind wir direkt von null auf drei. Das sage ich nicht ohne Stolz. Infrastrukturell sind wir durch unsere neue Nachwuchs Akademie exzellent aufgestellt. Personell haben wir ebenfalls aufgestockt. Unser Konzept ist es, den regionalen und elitären Charakter zu stärken und attraktiv für Talente zu sein.

DFB.de: Was ist für Sie persönlich das Außergewöhnlichste am NLZ?

Minge: Neben unserem Konzept sind wir uns darüber bewusst, weitere Alleinstellungsmerkmale schaffen zu müssen, damit die Talente zu uns kommen. Wir legen beispielsweise großen Wert darauf, dass die Durchlässigkeit unabhängig vom jeweiligen Cheftrainer hoch ist. Außerdem sollen die Wege bei uns kürzer als bei anderen Klubs sein. Unter anderem wollen wir das damit erreichen, dass unser U 19-Trainer Matthias Lust gleichzeitig Co-Trainer bei den Profis ist. Kurze Wege gibt es auch zwischen der Nachwuchs Akademie und der Sportschule, die ein Großteil unserer Spieler besucht.

DFB.de: Worauf legen Sie bei der Personalauswahl Wert?

Minge: Qualität steht über allem. Gleich danach kommt, dass wir Leute mit Stallgeruch verpflichten wollen, die eine hohe Identifikation zum Verein mitbringen. Ralf Hauptmann, Leiter der Fußballschule, ist nur ein Beispiel für einen ehemaligen Dynamo-Spieler in unserem NLZ. Oder unser früherer Kapitän Cristian Fiel, der in diesem Jahr Co-Trainer bei der U 19 war und in der kommenden Saison die U 17 übernehmen wird.

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DFB.de: Wie häufig tauschen Sie sich mit den Mitarbeitern im Nachwuchsbereich aus?

Minge: Es gibt turnusmäßige Sitzungen, in denen wir uns über den Status und die Entwicklung der Spieler austauschen. Meistens sind die Ad-hoc-Kontakte aber viel wesentlicher. Für mich ist das wegen der räumlichen Trennung - die Nachwuchs Akademie ist knapp zehn Kilometer von meinem Büro entfernt - manchmal nicht so einfach. Wir bekommen es trotzdem gut hin.

DFB.de: Als künftiger Zweitligist erhöht sich das Budget des Gesamtvereins in der kommenden Saison erheblich. Steht auch dem Nachwuchs dann mehr Geld zur Verfügung?

Minge: Wir verfahren nicht nach dem Gießkannenprinzip. Bevor wir etwas machen, prüfen wir Notwendig- und Sinnhaftigkeit. Zur neuen Saison werden wir zum Beispiel zwei zusätzliche hauptamtliche Stellen schaffen. Ein dritter Rasenplatz nähert sich der Fertigstellung. Damit können wir künftig auf drei Naturrasen- und einen Kunstrasenplatz zurückgreifen. Ob noch mehr passiert, werden wir in den nächsten Wochen entscheiden.

DFB.de: Welche Projekte wollen Sie im Nachwuchsbereich mittelfristig angehen?

Minge: Rein baulich stehen wir hervorragend da. Insgesamt sehe ich uns aber noch längst nicht am Ende. Vor allem daran, noch mehr Spieler nach oben zu bekommen, müssen und werden wir arbeiten. Ein gutes Beispiel, wie es laufen kann, ist unser erst 17-jähriger Torhüter Markus Schubert. Er spielt seit fünf Jahren bei uns und hat sich zum Juniorennationalspieler entwickelt. Sogar in der 3. Liga kam er bereits zum Einsatz. Künftig sollen noch mehr Talente diesen Vorzeigeweg gehen.

DFB.de: Sie waren selbst viele Jahre Profi. Was hat sich geändert?

Minge: Um es als Nachwuchsspieler weit zu bringen, sind nach wie vor die persönliche Einstellung, die Mentalität und der Willen entscheidend. Es geht darum, sich hohe Ziele zu stecken und bereit zu sein, dafür einen hohen Preis zu zahlen. Man kann als Fußballer nicht ein normales Teenager-Leben führen. Mit diesen Entbehrungen muss man umgehen. Dass sich die Trainingssteuerung und Infrastruktur grundlegend geändert haben, darüber muss man kein Wort verlieren. Der Zug in diesem Bereich fährt immer weiter - und er fährt schnell.

DFB.de: Glauben Sie, dass die Juniorenspieler heute vielleicht einige Annehmlichkeiten zu viel genießen?

Minge: Ich finde, dass man den Bogen nicht überspannen sollte. Wir legen viel Wert darauf, dass die Spieler ein hohes Maß an Selbstverantwortung an den Tag legen. Wie wollen Spieler auf dem Platz Verantwortung übernehmen, wenn ihnen außerhalb alles abgenommen wird?

DFB.de: Die Profimannschaft geht Mitte Mai, also schon in wenigen Tagen, in die Sommerpause. Wann machen Sie Urlaub?

Minge: Das müssen wir schauen. Bis fünf Tage nach dem Saisonende bleiben wir noch zusammen und absolvieren zwei Testspiele bei Klubs in der Region. Mit solchen Partien bedanken wir uns auch bei unseren Kooperationsvereinen, die uns bei der Nachwuchsarbeit unterstützen. Bei der Suche nach Zugängen müssen wir kreativ sein. Wir legen den Fokus auf Spieler, die nicht im Rampenlicht stehen. Justin Eilers und Michael Hefele, die uns zum Saisonende verlassen werden, sind gute Beispiele. Beide hatten zum Zeitpunkt ihrer Wechsel nach Dresden nicht viele Klubs auf dem Zettel.

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