Dr. Theo Zwanziger: "Doppelspitze eine notwendige Lösung"

Auf dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der heute in Osnabrück fortgeführt wird, soll Dr. Theo Zwanziger neben DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder zum Geschäftsführenden DFB-Präsidenten gewählt werden. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) äußert sich der bisherige DFB-Schatzmeister unter anderem zum Thema Doppelspitze und dem bevorstehenden Grundlagenvertrag des DFB mit der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH.

Frage: Herr Zwanziger, Sie sollen am Wochenende auf dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes in Osnabrück neben Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder zum Geschäftsführenden Präsidenten gewählt werden. Weshalb diese in der 104-jährigen Geschichte des DFB noch nie da gewesene Doppelspitze?

Dr. Theo Zwanziger: Der deutsche Fußball steht mit der Organisation der WM 2006 vor einer Aufgabe, die er in dieser Größe noch nie hat bewältigen müssen. Die Doppelspitze ist gewiss eine ungewöhnliche Lösung, aber eine notwendige. Sie kann allerdings auch keine Dauerlösung sein. Sie könnte nicht funktionieren, wenn kein Vertrauen und keine Gewissheit da wäre, dass wir beide zu sachlicher Zusammenarbeit bereit und fähig wären. Das aber ist gegeben.

Frage: In ersten Kommentaren und Reaktionen nach Bekanntwerden der Pläne war von einem faulen Kompromiss die Rede.

Zwanziger: Dass bei einem Kompromiss immer auch schnell das Adjektiv faul zur Hand ist, ist eine Eigenart unserer heutigen Gesellschaft. Dabei ist das ganze Zusammenleben von Kompromissen durchzogen. Schon beim Kegeln müssen Sie den Kompromiss finden, welches Spiel gespielt wird. Faul wäre der Kompromiss, wenn jeder von uns beiden alles machen würde. Aber wir haben funktionsbezogene Zuordnungen gemacht. Grob skizziert, bearbeitet Gerhard Mayer-Vorfelder den internationalen Bereich, da er wegen seiner Tätigkeit in UEFA, FIFA und als Aufsichtsratsvorsitzender des WM-OK sowieso etwa die Hälfte seiner Zeit im Ausland verbringt. Auch wird er in einem vierköpfigen Gremium, das aus ihm, dem Liga-Präsidenten Werner Hackmann, aus DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und mir bestehen wird, federführend für die Nationalmannschaft verantwortlich sein. Ich bin für die anderen Auswahlmannschaften des DFB ab der U 21 und alle DFB-Trainer mit Ausnahme des Bundestrainers verantwortlich. Außerdem für die Aufgaben, die an der Basis des DFB Anlass zur Kritik gegeben haben.

Frage: Zwanziger, der Amateurpräsident?

Zwanziger: Gewiss nicht. Die Gespräche mit Gerhard Mayer-Vorfelder standen für mich unter der Voraussetzung "Zufriedenheit und Zukunft". Mit den vereinbarten Kompromissen sind wir beide zufrieden. Ich werde mich in den nächsten zwei Jahren vor allem auch mit Zukunftsfragen des deutschen Fußballs beschäftigen, denn der Fußball im DFB mit seinen 27.000 Vereinen hört ja nicht nach der WM 2006 auf. Und da gilt es, einiges zu bewegen und einige Weichen zu stellen.

Frage: Und wenn die Delegierten Ihren Ideen nicht folgen? Immerhin brauchen Sie eine Zweidrittel-Mehrheit, weil eine Satzungsänderung vonnöten ist.

Zwanziger: Ich war bei fast allen Landesverbänden und ihren Delegierten. Ich habe klipp und klar gesagt: Wenn ihr diese Doppelspitze torpediert, dürft ihr nicht damit rechnen, dass ich mich einer Kampfabstimmung um das Präsidentenamt stelle. Noch einmal: Ich bin ein Mann des Kompromisses und des Ausgleichs.

Frage: Aber um Ihre Nachfolge als Schatzmeister wird es zu einer Kampfabstimmung zwischen Heinrich Schmidhuber, dem Vorsitzenden des 1,3 Millionen Mitglieder zählenden Landesverbandes Bayern, und Wilfried Straub, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga, kommen.

Zwanziger: Ich hätte mir gewünscht, diese Abstimmung zu vermeiden. Ich habe alles versucht, da die Gefahr besteht, dass die Kampfabstimmung wieder Gräben zwischen Liga und Amateurbereich aufreißen wird.

Frage: Was spricht gegen Straub?

Zwanziger: Nichts. Absolut nichts. Er ist ein kompetenter, angenehmer Mensch, den ich sehr schätze und der sich um den Fußball große Verdienste erworben hat. Gleiches gilt aber für Heinrich Schmidhuber auch. Während meiner Besuche in den Landesverbänden wurde mir außerdem immer wieder die Frage gestellt: Sollen wir einen hauptberuflich Angestellten des Liga-Verbandes gleich in eines der höchsten Ehrenämter springen lassen, wo sich viele ehrenamtliche Mitarbeiter im DFB neben ihrem Hauptberuf, in dem sie ihre Lebenserfahrung gesammelt haben, hochgedient haben und jetzt gebremst werden? Wissen Sie, das ist eine schwierige Gemengelage ohne eindeutige Antworten.

Frage: Würde Straub gewählt, müsste er seinen Job aufgeben und wäre arbeitslos?

Zwanziger: Die DFL ist einer der wichtigsten Partner innerhalb des DFB. Wenn schon Heinrich Schmidhuber als Vorsitzender des größten Landesverbandes Bayern von seinem Posten zurücktritt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Wilfried Straub das Amt mit einem Makel antreten würde. Das ist eine Frage der Hygiene. Die Satzungsvorschrift dient dem Ziel, von vornherein den Verdacht auszuschließen, man würde das eine tun, um dem anderen zu helfen.

Frage: Wie steht es eigentlich um den Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL?

Zwanziger: Gut. Wir befinden uns in fortgeschrittenen Verhandlungen. An den jetzt gültigen Vereinbarungen war ich ja nicht unbeteiligt, und es war ausdrücklich vorgesehen, dass der Grundlagenvertrag nach fünf Jahren auf den Prüfstand gestellt wird. Dass die Liga andere Zahlungsflüsse wünscht, kann ich verstehen und akzeptieren. Die Kirch-Krise war schließlich seinerzeit nicht vorhersehbar. Wir verschließen uns nicht dem Wunsch der Liga, an Überschüssen aus der Teilnahme an WM oder EM, so sie denn entstehen, zu partizipieren. Strittig sind im Grunde nur noch zwei Punkte: Was passiert, wenn wir bei der WM 2006 statt der angestrebten sprichwörtlichen schwarzen Null eine schwarze eins schreiben? Dann bin ich der Ansicht, dass der Gesamtfußball in irgendeiner Form partizipieren muss. Außerdem möchte die Liga nicht nur an den TV-Einnahmen des DFB partizipieren - da erhält sie derzeit 25 Prozent - sondern auch an den Marketingeinnahmen. Da reden wir über einen neuen Prozentsatz für die Gesamtvereinbarung. Aber ich bin überzeugt, dass wir den Grundlagenvertrag bald bis 2009 verlängern werden können.

Frage: Beteiligung an Gewinnen aus EM und WM: Heißt das, Sie hätten auch Verständnis für die Klubs, die von FIFA und UEFA Gehaltsübernahmen für ihre Profis für jene Zeiten fordern, da sie für die großen Turniere abgestellt werden?

Zwanziger: Ich habe Verständnis für die Klubs. Wenn ich von Herrn Blatter gefragt würde, würde ich ihm raten, den Vereinen entgegenzukommen. Die geben die Spieler sechs Wochen her und tragen das Verletzungsrisiko. Im Rahmen meines Bemühens um Ausgleich der Interessen habe ich Verständnis für die Klubs. Und die FIFA hätte ja auch noch einen Vorteil davon: Dieses ewige Gerangel um Abstellungen und Fristen würde zwar nicht aufhören, sich aber abschwächen, denn die Klubs säßen plötzlich mit im Boot.

Frage: Noch werden Sie nicht gefragt. Würden Sie gefragt werden wollen?

Zwanziger: Gerhard Mayer-Vorfelder vertritt den deutschen Fußball in den entsprechenden Gremien hervorragend. Er ist bis 2007 und 2008 gewählt. Wer weiß, wer dann DFB-Präsident ist? Klar ist für mich, dass der deutsche Fußball mit einer solch sportlich und wirtschaftlich starken Liga in den internationalen Gremien vertreten sein muss. Solche Positionen dürfen wir nie aufgeben.

Frage: Oft wird beklagt, ausländische Spieler nähmen deutschen Spielern die Profiplätze weg und würden dadurch unsere Auswahlmannschaften tendenziell schwächen. Andererseits werden in Deutschland viele Jugendspieler ausgebildet, die dann für ein anderes Land in der Nationalmannschaft spielen.

Zwanziger: Für mich hat der Fußball einen sehr großen Stellenwert, sonst würde ich ihm nicht seit so langer Zeit dienen. Auch ist die nationale Identität im Fußball sehr wichtig. Aber noch wichtiger ist der Wegfall der Grenzen in Europa, die Freizügigkeit. Wir sind ein Volk von 80 Millionen, da müssen wir eine gute Nationalmannschaft zusammenbringen können, auch wenn wir Ausländer in unseren Ligen spielen lassen oder Ausländer für andere Auswahlmannschaften ausbilden. Da sind intelligente Konzepte gefragt. Das Problem ist erkannt, und wir arbeiten daran.

Frage: Ist der DFB gut aufgestellt? Manchmal wirkt er sehr träge, wie die Titanic.

Zwanziger: Wir sind kurzfristig für die WM 2006 sehr gut aufgestellt. Das ist das eine. Das andere: Wir sind ein Verband der Verbände, und die wiederum ein Zusammenschluss der Vereine. Bis da etwas von unten nach oben und dann wieder zurückkommt, hat seine Vor- und seine Nachteile. Es mag manchmal der Eindruck der Trägheit entstehen, aber unsere Entscheidungen sind lebensnah. Wir sind Gott sei Dank ein Verband, der Finanzmittel von oben nach unten verteilen kann. Da müssen wir den Hebel ansetzen, die Bedürfnisse an der Basis erkennen und die Talentförderung noch effizienter gestalten.

Frage: Wie das?

Zwanziger: Die Trainingszentren der Bundesligigisten optimieren, die Jugendauswahl-Mannschaften intensiver betreuen, soziale Begleitmaßnahmen entwickeln. Welche soziale Betreuung bieten wir einem Talent, das den Sprung in die Elite dann doch nicht schafft? Klar ist: Wir müssen den 27.000 Vereinen mehr Service bieten und müssen die Ehrenamtler entlasten, dürfen ihnen nicht noch mehr zumuten, müssen alles tun, damit die Vereine überleben können. Aber das ist nur ein kleiner Abriss der Aufgaben, die nach 2006 auf den DFB zukommen und über die ich jetzt schon nachdenken will.

Frage: Ihr Wunsch bis zur Weltmeisterschaft?

Zwanziger: Dass viel über den Fußball geschrieben und gesendet wird. Dass es darunter aber keinen Artikel mit dem Titel "Zwanziger gegen Mayer-Vorfelder" gibt. [as]


[bild1]Auf dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der heute in Osnabrück fortgeführt wird, soll Dr. Theo Zwanziger neben DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder zum Geschäftsführenden DFB-Präsidenten gewählt werden. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) äußert sich der bisherige DFB-Schatzmeister unter anderem zum Thema Doppelspitze und dem bevorstehenden Grundlagenvertrag des DFB mit der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH.



Frage: Herr Zwanziger, Sie sollen am Wochenende auf dem
Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes in Osnabrück neben Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder zum Geschäftsführenden Präsidenten gewählt werden. Weshalb diese in der 104-jährigen Geschichte des DFB noch nie da gewesene Doppelspitze?



Dr. Theo Zwanziger: Der deutsche Fußball steht mit der
Organisation der WM 2006 vor einer Aufgabe, die er in dieser Größe noch nie hat bewältigen müssen. Die Doppelspitze ist gewiss eine ungewöhnliche Lösung, aber eine notwendige. Sie kann allerdings auch keine Dauerlösung sein. Sie könnte nicht funktionieren, wenn kein Vertrauen und keine Gewissheit da wäre, dass wir beide zu sachlicher Zusammenarbeit bereit und fähig wären. Das aber ist gegeben.



Frage: In ersten Kommentaren und Reaktionen nach Bekanntwerden der Pläne war von einem faulen Kompromiss die Rede.



Zwanziger: Dass bei einem Kompromiss immer auch schnell das Adjektiv faul zur Hand ist, ist eine Eigenart unserer heutigen Gesellschaft. Dabei ist das ganze Zusammenleben von Kompromissen durchzogen. Schon beim Kegeln müssen Sie den Kompromiss finden, welches Spiel gespielt wird. Faul wäre der Kompromiss, wenn jeder von uns beiden alles machen würde. Aber wir haben funktionsbezogene Zuordnungen gemacht. Grob skizziert, bearbeitet Gerhard Mayer-Vorfelder den internationalen Bereich, da er wegen seiner Tätigkeit in UEFA, FIFA und als Aufsichtsratsvorsitzender des WM-OK sowieso etwa die Hälfte seiner Zeit im Ausland verbringt. Auch wird er in einem vierköpfigen Gremium, das aus ihm, dem Liga-Präsidenten
Werner Hackmann, aus DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und mir bestehen wird, federführend für die Nationalmannschaft
verantwortlich sein. Ich bin für die anderen Auswahlmannschaften
des DFB ab der U 21 und alle DFB-Trainer mit Ausnahme des
Bundestrainers verantwortlich. Außerdem für die Aufgaben, die an
der Basis des DFB Anlass zur Kritik gegeben haben.



Frage: Zwanziger, der Amateurpräsident?



Zwanziger: Gewiss nicht. Die Gespräche mit Gerhard
Mayer-Vorfelder standen für mich unter der Voraussetzung
"Zufriedenheit und Zukunft". Mit den vereinbarten Kompromissen sind wir beide zufrieden. Ich werde mich in den nächsten zwei Jahren vor allem auch mit Zukunftsfragen des deutschen Fußballs beschäftigen, denn der Fußball im DFB mit seinen 27.000 Vereinen hört ja nicht nach der WM 2006 auf. Und da gilt es, einiges zu bewegen und einige Weichen zu stellen.



Frage: Und wenn die Delegierten Ihren Ideen nicht folgen?
Immerhin brauchen Sie eine Zweidrittel-Mehrheit, weil eine
Satzungsänderung vonnöten ist.



Zwanziger: Ich war bei fast allen Landesverbänden und ihren Delegierten. Ich habe klipp und klar gesagt: Wenn ihr diese Doppelspitze torpediert, dürft ihr nicht damit rechnen, dass ich mich einer Kampfabstimmung um das Präsidentenamt stelle. Noch einmal: Ich bin ein Mann des Kompromisses und des Ausgleichs.



Frage: Aber um Ihre Nachfolge als Schatzmeister wird es zu einer Kampfabstimmung zwischen Heinrich Schmidhuber, dem
Vorsitzenden des 1,3 Millionen Mitglieder zählenden Landesverbandes Bayern, und Wilfried Straub, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga, kommen.



Zwanziger: Ich hätte mir gewünscht, diese Abstimmung zu
vermeiden. Ich habe alles versucht, da die Gefahr besteht, dass die Kampfabstimmung wieder Gräben zwischen Liga und Amateurbereich aufreißen wird.



Frage: Was spricht gegen Straub?



Zwanziger: Nichts. Absolut nichts. Er ist ein kompetenter, angenehmer Mensch, den ich sehr schätze und der sich um den Fußball große Verdienste erworben hat. Gleiches gilt aber für Heinrich Schmidhuber auch. Während meiner Besuche in den Landesverbänden wurde mir außerdem immer wieder die Frage gestellt: Sollen wir einen hauptberuflich Angestellten des Liga-Verbandes gleich in eines der höchsten Ehrenämter springen lassen, wo sich viele ehrenamtliche Mitarbeiter im DFB neben ihrem Hauptberuf, in dem sie ihre Lebenserfahrung gesammelt haben, hochgedient haben und jetzt gebremst werden? Wissen Sie, das ist eine schwierige Gemengelage ohne eindeutige Antworten.



Frage: Würde Straub gewählt, müsste er seinen Job aufgeben und wäre arbeitslos?



Zwanziger: Die DFL ist einer der wichtigsten Partner
innerhalb des DFB. Wenn schon Heinrich Schmidhuber als Vorsitzender des größten Landesverbandes Bayern von seinem Posten zurücktritt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Wilfried Straub das Amt mit einem Makel antreten würde. Das ist eine Frage der Hygiene. Die Satzungsvorschrift dient dem Ziel, von vornherein den Verdacht auszuschließen, man würde das eine tun, um dem anderen zu helfen.



Frage: Wie steht es eigentlich um den Grundlagenvertrag
zwischen DFB und DFL?



Zwanziger: Gut. Wir befinden uns in fortgeschrittenen
Verhandlungen. An den jetzt gültigen Vereinbarungen war ich ja
nicht unbeteiligt, und es war ausdrücklich vorgesehen, dass der
Grundlagenvertrag nach fünf Jahren auf den Prüfstand gestellt wird. Dass die Liga andere Zahlungsflüsse wünscht, kann ich verstehen und akzeptieren. Die Kirch-Krise war schließlich seinerzeit nicht vorhersehbar. Wir verschließen uns nicht dem Wunsch der Liga, an Überschüssen aus der Teilnahme an WM oder EM, so sie denn entstehen, zu partizipieren. Strittig sind im Grunde nur noch zwei Punkte: Was passiert, wenn wir bei der WM 2006 statt der angestrebten sprichwörtlichen schwarzen Null eine schwarze eins schreiben? Dann bin ich der Ansicht, dass der Gesamtfußball in irgendeiner Form partizipieren muss. Außerdem möchte die Liga nicht nur an den TV-Einnahmen des DFB partizipieren - da erhält sie derzeit 25 Prozent - sondern auch an den Marketingeinnahmen. Da reden wir über einen neuen Prozentsatz für die Gesamtvereinbarung. Aber ich bin überzeugt, dass wir den Grundlagenvertrag bald bis 2009 verlängern werden können.



Frage: Beteiligung an Gewinnen aus EM und WM: Heißt das, Sie hätten auch Verständnis für die Klubs, die von FIFA und UEFA
Gehaltsübernahmen für ihre Profis für jene Zeiten fordern, da sie für die großen Turniere abgestellt werden?



Zwanziger: Ich habe Verständnis für die Klubs. Wenn ich von Herrn Blatter gefragt würde, würde ich ihm raten, den Vereinen entgegenzukommen. Die geben die Spieler sechs Wochen her und tragen das Verletzungsrisiko. Im Rahmen meines Bemühens um Ausgleich der Interessen habe ich Verständnis für die Klubs. Und die FIFA hätte ja auch noch einen Vorteil davon: Dieses ewige Gerangel um Abstellungen und Fristen würde zwar nicht aufhören, sich aber abschwächen, denn die Klubs säßen plötzlich mit im Boot.



Frage: Noch werden Sie nicht gefragt. Würden Sie gefragt werden wollen?



[bild2]Zwanziger: Gerhard Mayer-Vorfelder vertritt den deutschen Fußball in den entsprechenden Gremien hervorragend. Er ist bis 2007 und 2008 gewählt. Wer weiß, wer dann DFB-Präsident ist? Klar ist für mich, dass der deutsche Fußball mit einer solch sportlich und wirtschaftlich starken Liga in den internationalen Gremien vertreten sein muss. Solche Positionen dürfen wir nie aufgeben.



Frage: Oft wird beklagt, ausländische Spieler nähmen deutschen Spielern die Profiplätze weg und würden dadurch unsere
Auswahlmannschaften tendenziell schwächen. Andererseits werden in Deutschland viele Jugendspieler ausgebildet, die dann für ein
anderes Land in der Nationalmannschaft spielen.



Zwanziger: Für mich hat der Fußball einen sehr großen
Stellenwert, sonst würde ich ihm nicht seit so langer Zeit dienen. Auch ist die nationale Identität im Fußball sehr wichtig. Aber noch wichtiger ist der Wegfall der Grenzen in Europa, die Freizügigkeit. Wir sind ein Volk von 80 Millionen, da müssen wir eine gute Nationalmannschaft zusammenbringen können, auch wenn wir Ausländer in unseren Ligen spielen lassen oder Ausländer für andere Auswahlmannschaften ausbilden. Da sind intelligente Konzepte gefragt. Das Problem ist erkannt, und wir arbeiten daran.



Frage: Ist der DFB gut aufgestellt? Manchmal wirkt er sehr träge, wie die Titanic.



Zwanziger: Wir sind kurzfristig für die WM 2006 sehr gut
aufgestellt. Das ist das eine. Das andere: Wir sind ein Verband der Verbände, und die wiederum ein Zusammenschluss der Vereine. Bis da etwas von unten nach oben und dann wieder zurückkommt, hat seine Vor- und seine Nachteile. Es mag manchmal der Eindruck der Trägheit entstehen, aber unsere Entscheidungen sind lebensnah. Wir sind Gott sei Dank ein Verband, der Finanzmittel von oben nach unten verteilen kann. Da müssen wir den Hebel ansetzen, die Bedürfnisse an der Basis erkennen und die Talentförderung noch effizienter gestalten.



Frage: Wie das?



Zwanziger: Die Trainingszentren der Bundesligigisten
optimieren, die Jugendauswahl-Mannschaften intensiver betreuen,
soziale Begleitmaßnahmen entwickeln. Welche soziale Betreuung
bieten wir einem Talent, das den Sprung in die Elite dann doch
nicht schafft? Klar ist: Wir müssen den 27.000 Vereinen mehr
Service bieten und müssen die Ehrenamtler entlasten, dürfen ihnen nicht noch mehr zumuten, müssen alles tun, damit die Vereine überleben können. Aber das ist nur ein kleiner Abriss der Aufgaben, die nach 2006 auf den DFB zukommen und über die ich jetzt schon nachdenken will.



Frage: Ihr Wunsch bis zur Weltmeisterschaft?



Zwanziger: Dass viel über den Fußball geschrieben und
gesendet wird. Dass es darunter aber keinen Artikel mit dem Titel "Zwanziger gegen Mayer-Vorfelder" gibt.