Dominik Schmidt: "Ich komme in das beste Fußballalter"

Früher stand Dominik Schmidt in der Champions League auf dem Platz. Im Dienste von Werder Bremen spielte er gegen die internationalen Top-Mannschaften Inter Mailand und Tottenham Hotspur. Nach einem kurzen Intermezzo bei Eintracht Frankfurt wechselte er 2012 zu Preußen Münster in die 3. Liga. Hier sorgt der 27-Jährige als Abwehrchef für Stabilität. Nach seiner Gelb-Rot-Sperre wird er am Samstag beim Auswärtsspiel gegen Holstein Kiel (14 Uhr) wieder mit von der Partie sein.

Im exklusiven Interview mit DFB.de Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Dominik Schmidt über den Saisonstart von Preußen Münster, über seinen neuen Torinstinkt und über eine Phase in seiner Karriere, in der er die Fußballschuhe an den Nagel hängen wollte.

DFB.de: Herr Schmidt, in der Vorsaison wurde der Aufstieg als Saisonziel anvisiert. Diesmal ist lediglich die obere Tabellenhälfte das Ziel. Warum ist Preußen Münster so bescheiden geworden?

Dominik Schmidt: Wir haben aus den letzten Spielzeiten unsere Erfahrungen gezogen. Letztes Jahr legten wir uns relativ weit aus dem Fenster und vermittelten unser Saisonziel klar. Aber nach der Winterpause lief vieles schief. Es tut nun jedem einzelnen Spieler gut, die Ziele etwas tiefer zu stecken.

DFB.de: Trainer Ralf Loose ist nun seit knapp einem Jahr im Amt. Wie hat er den Fußball Ihrer Mannschaft verändert?

Schmidt: Unter seinem Vorgänger Pavel Dotchev haben wir noch einen sehr offensiven Fußball gespielt. Wir haben vorne früh gepresst und großen Wert auf Ballbesitz nahe des Tores gelegt. Bei Ralf Loose liegt der Fokus auf Disziplin und Defensivarbeit. Ihm ist es wichtig, dass wir zunächst hinten sicher stehen und die Null halten, dann aber auch gelegentlich nach vorne Akzente setzen. Es ist also ein ganz anderes System.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison Ihrer Mannschaft?

Schmidt: Allgemein sind wir gut gestartet. Klar ist aber auch, dass wir bei den Niederlagen gegen Rostock und Dresden den Spielbeginn verschlafen haben. Das darf uns nicht passieren. Die anderen Mannschaften können zu gut kicken, als dass wir uns darauf verlassen können, später das Ruder wieder herumzureißen.

DFB.de: Laut Trainer Ralf Loose hat sich der Konkurrenzkampf im Kader vergrößert. Haben Sie das als Spieler bereits festgestellt?

Schmidt: Ja, wir haben eine große Qualität im Kader. Diese wurde durch die Einkäufe noch einmal verstärkt. Mittlerweile lassen sich Ausfälle oftmals eins zu eins ersetzen.

DFB.de: Es hat allerdings nicht nur starke Neuzugänge, sondern auch schwerwiegende Abgänge gegeben. Wie sehr fehlt Offensivspieler Dennis Grote der Mannschaft?

Schmidt: Er hat natürlich eine überragende Saison gespielt und lässt sich schwer ersetzen. Aber der Verein hat das gut aufgefangen.

DFB.de: Zumal auch Sie sich zu einem kleinen Torjäger entwickelt haben. Zwei Tore in fünf Spielen können sich sehen lassen - besonders für einen Abwehrspieler. Woher stammt plötzlich Ihr Torriecher?

Schmidt: (lacht) Das ist eine gute Frage. Ich bin einfach fit und gesund. In den letzten Jahren ist das meist nicht der Fall gewesen. Oft wurde ich durch langwierige Verletzungen aus der Bahn geworfen. Aber nun fühle ich mich richtig gut. Ich glaube, ich habe erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder eine verletzungsfreie Vorbereitungszeit erlebt. Dadurch habe ich die Kraft und das Durchsetzungsvermögen, um vorne meine Zweikämpfe gut zu gestalten. Aber letztendlich sind meine Tore nur eine Randnotiz. Wichtiger sind die Punkte für die Mannschaft.

DFB.de: Als die 3. Liga im Jahre 2008 gegründet wurde, waren Sie als Spieler von Werder Bremen II bereits mit von der Partie. Wie hat sich die Liga seitdem entwickelt?

Schmidt: Alles ist professioneller geworden. Man sieht ja auch, wie viele Traditionsmannschaften in der 3. Liga spielen. Ob nun Dynamo Dresden, Hansa Rostock oder Arminia Bielefeld. Das sind Mannschaften, die durchaus das Potential für die 2. oder sogar die 1. Liga haben. Sowohl im Trainingsalltag als auch an den Spieltagen ist festzustellen, dass alles gewachsen ist.

DFB.de: Auch das spielerische Niveau?

Schmidt: Ich denke schon. Die Mannschaften der 3. Liga, die sich im Mittelfeld oder sogar oben aufhalten, sind nicht viel schlechter als viele Mannschaften der 2. Liga. Die vier oder fünf Top-Teams, die um den Aufstieg in die Bundesliga spielen, nehme ich einmal aus.

DFB.de: Sie haben früher im Trikot von Werder Bremen in der Bundesliga und der Champions League gespielt. Halten Sie es für möglich, irgendwann wieder auf diese Bühne zurückzukehren?

Schmidt: Momentan ist das weit weg. Gerade auch wegen der bereits angesprochenen Verletzungen, die ich in den letzten Jahren hatte. Natürlich würde ich gerne wieder dort spielen. Schließlich komme ich in mein bestes Fußballalter. Aber Stand jetzt bin ich bei Preußen Münster und fühle mich wohl.

DFB.de: Warum haben Sie Werder Bremen im Jahre 2011 überhaupt verlassen? Der Verein soll damals an einer Vertragsverlängerung interessiert gewesen sein.

Schmidt: Es war nie mein Wunsch, Bremen zu verlassen. Das wurde gesteuert von Leuten, die das falsch angegangen sind. Mein damaliger Berater hat das praktisch hinter meinem Rücken fabriziert.

DFB.de: Es wurden also hohe Forderungen gestellt, die Sie so nicht gestellt hätten?

Schmidt: Richtig. Rückblickend würde ich Bremen nicht verlassen. Das war auch überhaupt nicht absehbar. Ich hatte einen neuen Dreijahresvertrag vorliegen. Parallel lehnte ich ein Dreijahresangebot vom VfL Bochum ab. Für mich war klar, dass ich in Bremen bleiben würde. Aber manchmal muss sich ein Fußballer auf andere verlassen - und manchmal ist man dann selber der Verlassene.

DFB.de: Sie sind dann zu Eintracht Frankfurt gewechselt, haben aber lediglich ein Spiel für die Profis in der 2. Liga gemacht. Warum konnten Sie sich nicht durchsetzen?

Schmidt: Als ich nach Frankfurt kam, waren die Jungs bereits voll im Saft. Das ist kurz vor dem ersten Saisonspiel gewesen. In Bremen konnte ich mich aufgrund der Vertragssituation nicht mehr fit halten. Dadurch bin ich in Frankfurt meiner Form hinterhergelaufen. Ich hatte auch sehr damit zu kämpfen, dass ich aus Bremen eigentlich nie weg wollte. Es war zudem schwer, sich auf Frankfurt einzulassen.

DFB.de: Inwiefern?

Schmidt: Der Druck von außen, die Fans, die Stadt - das war alles ganz anders als in Bremen. Dort war alles klein und familiär. Auch innerhalb der Mannschaft. Zumindest zum damaligen Zeitpunkt war die Gemeinschaft innerhalb des Teams bei Werder besser als bei der Eintracht. Man hat nur schwer Anschluss gefunden.

DFB.de: Letztendlich landeten Sie sogar in der zweiten Mannschaft von Eintracht Frankfurt in der Regionalliga.

Schmidt: Das war wirklich schwer für mich. Man darf nicht vergessen, dass ich ein Jahr zuvor noch in der Champions League gespielt habe. Und plötzlich stand ich in der Regionalliga auf dem Platz. Ich hatte damals sogar überlegt, mit dem Fußball aufzuhören.

DFB.de: Stattdessen wechselten Sie 2012 nach Münster.

Schmidt: Genau. Der Trainer Pavel Dotchev kam auf mich zu. Er zeigte mir das Vertrauen auf, dass ich ein guter Kicker bin und aus gutem Grund einmal ganz oben mitgespielt habe. Ihn habe ich es zu verdanken, dass ich überhaupt noch Fußball spiele.

[oj]

Früher stand Dominik Schmidt in der Champions League auf dem Platz. Im Dienste von Werder Bremen spielte er gegen die internationalen Top-Mannschaften Inter Mailand und Tottenham Hotspur. Nach einem kurzen Intermezzo bei Eintracht Frankfurt wechselte er 2012 zu Preußen Münster in die 3. Liga. Hier sorgt der 27-Jährige als Abwehrchef für Stabilität. Nach seiner Gelb-Rot-Sperre wird er am Samstag beim Auswärtsspiel gegen Holstein Kiel (14 Uhr) wieder mit von der Partie sein.

Im exklusiven Interview mit DFB.de Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Dominik Schmidt über den Saisonstart von Preußen Münster, über seinen neuen Torinstinkt und über eine Phase in seiner Karriere, in der er die Fußballschuhe an den Nagel hängen wollte.

DFB.de: Herr Schmidt, in der Vorsaison wurde der Aufstieg als Saisonziel anvisiert. Diesmal ist lediglich die obere Tabellenhälfte das Ziel. Warum ist Preußen Münster so bescheiden geworden?

Dominik Schmidt: Wir haben aus den letzten Spielzeiten unsere Erfahrungen gezogen. Letztes Jahr legten wir uns relativ weit aus dem Fenster und vermittelten unser Saisonziel klar. Aber nach der Winterpause lief vieles schief. Es tut nun jedem einzelnen Spieler gut, die Ziele etwas tiefer zu stecken.

DFB.de: Trainer Ralf Loose ist nun seit knapp einem Jahr im Amt. Wie hat er den Fußball Ihrer Mannschaft verändert?

Schmidt: Unter seinem Vorgänger Pavel Dotchev haben wir noch einen sehr offensiven Fußball gespielt. Wir haben vorne früh gepresst und großen Wert auf Ballbesitz nahe des Tores gelegt. Bei Ralf Loose liegt der Fokus auf Disziplin und Defensivarbeit. Ihm ist es wichtig, dass wir zunächst hinten sicher stehen und die Null halten, dann aber auch gelegentlich nach vorne Akzente setzen. Es ist also ein ganz anderes System.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison Ihrer Mannschaft?

Schmidt: Allgemein sind wir gut gestartet. Klar ist aber auch, dass wir bei den Niederlagen gegen Rostock und Dresden den Spielbeginn verschlafen haben. Das darf uns nicht passieren. Die anderen Mannschaften können zu gut kicken, als dass wir uns darauf verlassen können, später das Ruder wieder herumzureißen.

DFB.de: Laut Trainer Ralf Loose hat sich der Konkurrenzkampf im Kader vergrößert. Haben Sie das als Spieler bereits festgestellt?

Schmidt: Ja, wir haben eine große Qualität im Kader. Diese wurde durch die Einkäufe noch einmal verstärkt. Mittlerweile lassen sich Ausfälle oftmals eins zu eins ersetzen.

DFB.de: Es hat allerdings nicht nur starke Neuzugänge, sondern auch schwerwiegende Abgänge gegeben. Wie sehr fehlt Offensivspieler Dennis Grote der Mannschaft?

Schmidt: Er hat natürlich eine überragende Saison gespielt und lässt sich schwer ersetzen. Aber der Verein hat das gut aufgefangen.

DFB.de: Zumal auch Sie sich zu einem kleinen Torjäger entwickelt haben. Zwei Tore in fünf Spielen können sich sehen lassen - besonders für einen Abwehrspieler. Woher stammt plötzlich Ihr Torriecher?

Schmidt: (lacht) Das ist eine gute Frage. Ich bin einfach fit und gesund. In den letzten Jahren ist das meist nicht der Fall gewesen. Oft wurde ich durch langwierige Verletzungen aus der Bahn geworfen. Aber nun fühle ich mich richtig gut. Ich glaube, ich habe erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder eine verletzungsfreie Vorbereitungszeit erlebt. Dadurch habe ich die Kraft und das Durchsetzungsvermögen, um vorne meine Zweikämpfe gut zu gestalten. Aber letztendlich sind meine Tore nur eine Randnotiz. Wichtiger sind die Punkte für die Mannschaft.

DFB.de: Als die 3. Liga im Jahre 2008 gegründet wurde, waren Sie als Spieler von Werder Bremen II bereits mit von der Partie. Wie hat sich die Liga seitdem entwickelt?

Schmidt: Alles ist professioneller geworden. Man sieht ja auch, wie viele Traditionsmannschaften in der 3. Liga spielen. Ob nun Dynamo Dresden, Hansa Rostock oder Arminia Bielefeld. Das sind Mannschaften, die durchaus das Potential für die 2. oder sogar die 1. Liga haben. Sowohl im Trainingsalltag als auch an den Spieltagen ist festzustellen, dass alles gewachsen ist.

DFB.de: Auch das spielerische Niveau?

Schmidt: Ich denke schon. Die Mannschaften der 3. Liga, die sich im Mittelfeld oder sogar oben aufhalten, sind nicht viel schlechter als viele Mannschaften der 2. Liga. Die vier oder fünf Top-Teams, die um den Aufstieg in die Bundesliga spielen, nehme ich einmal aus.

DFB.de: Sie haben früher im Trikot von Werder Bremen in der Bundesliga und der Champions League gespielt. Halten Sie es für möglich, irgendwann wieder auf diese Bühne zurückzukehren?

Schmidt: Momentan ist das weit weg. Gerade auch wegen der bereits angesprochenen Verletzungen, die ich in den letzten Jahren hatte. Natürlich würde ich gerne wieder dort spielen. Schließlich komme ich in mein bestes Fußballalter. Aber Stand jetzt bin ich bei Preußen Münster und fühle mich wohl.

DFB.de: Warum haben Sie Werder Bremen im Jahre 2011 überhaupt verlassen? Der Verein soll damals an einer Vertragsverlängerung interessiert gewesen sein.

Schmidt: Es war nie mein Wunsch, Bremen zu verlassen. Das wurde gesteuert von Leuten, die das falsch angegangen sind. Mein damaliger Berater hat das praktisch hinter meinem Rücken fabriziert.

DFB.de: Es wurden also hohe Forderungen gestellt, die Sie so nicht gestellt hätten?

Schmidt: Richtig. Rückblickend würde ich Bremen nicht verlassen. Das war auch überhaupt nicht absehbar. Ich hatte einen neuen Dreijahresvertrag vorliegen. Parallel lehnte ich ein Dreijahresangebot vom VfL Bochum ab. Für mich war klar, dass ich in Bremen bleiben würde. Aber manchmal muss sich ein Fußballer auf andere verlassen - und manchmal ist man dann selber der Verlassene.

DFB.de: Sie sind dann zu Eintracht Frankfurt gewechselt, haben aber lediglich ein Spiel für die Profis in der 2. Liga gemacht. Warum konnten Sie sich nicht durchsetzen?

Schmidt: Als ich nach Frankfurt kam, waren die Jungs bereits voll im Saft. Das ist kurz vor dem ersten Saisonspiel gewesen. In Bremen konnte ich mich aufgrund der Vertragssituation nicht mehr fit halten. Dadurch bin ich in Frankfurt meiner Form hinterhergelaufen. Ich hatte auch sehr damit zu kämpfen, dass ich aus Bremen eigentlich nie weg wollte. Es war zudem schwer, sich auf Frankfurt einzulassen.

DFB.de: Inwiefern?

Schmidt: Der Druck von außen, die Fans, die Stadt - das war alles ganz anders als in Bremen. Dort war alles klein und familiär. Auch innerhalb der Mannschaft. Zumindest zum damaligen Zeitpunkt war die Gemeinschaft innerhalb des Teams bei Werder besser als bei der Eintracht. Man hat nur schwer Anschluss gefunden.

DFB.de: Letztendlich landeten Sie sogar in der zweiten Mannschaft von Eintracht Frankfurt in der Regionalliga.

Schmidt: Das war wirklich schwer für mich. Man darf nicht vergessen, dass ich ein Jahr zuvor noch in der Champions League gespielt habe. Und plötzlich stand ich in der Regionalliga auf dem Platz. Ich hatte damals sogar überlegt, mit dem Fußball aufzuhören.

DFB.de: Stattdessen wechselten Sie 2012 nach Münster.

Schmidt: Genau. Der Trainer Pavel Dotchev kam auf mich zu. Er zeigte mir das Vertrauen auf, dass ich ein guter Kicker bin und aus gutem Grund einmal ganz oben mitgespielt habe. Ihn habe ich es zu verdanken, dass ich überhaupt noch Fußball spiele.