Dominic Peitz: "Ohne Werte verliert der Fußball"

Es geht um viel. An jedem Wochenende. Immer wenn die deutsche Nationalmannschaft aufläuft. Höchstes Niveau, höchster Einsatz. Dabei als Profi die richtige Mischung aus Leidenschaft und fairem, respektvollem Umgang mit dem Gegner zu treffen, ist nicht immer leicht. Dominic Peitz ist dies vorbildlich gelungen.

Damals noch in Diensten von Union Berlin, hatte der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler im Punktspiel gegen Bochum eigene Interessen zurückgestellt. Und stattdessen ganz im Sinne des Fairplays gehandelt. Dafür zeichnete der DFB Peitz im Düsseldorfer Meilenwerk mit dem Sonderpreis der Kampagne „Fair ist mehr“ aus. Mit dem Preisträger, der im Sommer vom FC Augsburg an Hansa Rostock ausgeliehen wurde, sprach DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth.

DFB.de: Herr Peitz, wie war das denn am 6. Dezember 2010?

Dominic Peitz: Wir spielten zu Hause gegen Bochum. In der 60. Minute geht Bochums Chong Tese nach einem Abstoß zum Kopfball, verlängert den Abschlag, der Ball rollt ins Aus. Eigentlich müsste es jetzt Abschlag für uns geben, doch der Linienrichter ist überzeugt, dass Tese mit der Hand dran war. Aus meiner Sicht aber ist es ein regulärer Kopfball, da gibt es gar keinen Zweifel. Also sage ich das auch so, und Schiedsrichter Robert Hartmann, der das Spiel unterbrochen hatte, meint dann, dass er die Situation auch als regelgerechten Kopfball gesehen hat. Er lässt also die Gelbe Karte stecken, die er schon zücken wollte.

DFB.de: Union lag mit 0:1 im Rückstand, und mit Bochum gastierte ein Aufstiegskandidat in der Alten Försterei. Haben Sie sofort gehandelt oder gab es doch ein paar Sekunden des Zögerns?

Peitz: Nein, gar nicht. Spielstand und Tabellensituation, darüber habe ich in dem Moment wirklich nicht nachgedacht. Ich finde einfach, jeder, der das Spielfeld betritt, sollte das mit Respekt tun. Fehler passieren uns Spielern, und auch die Schiedsrichter werden wegen vermeintlicher Fehlentscheidungen kritisiert. Wenn ich also eine Situation korrigieren kann, dann mache ich das auch. Ohne Fairplay wäre der Fußball nur halb so schön.

DFB.de: Faires Spiel im Profifußball ist keine Selbstverständlichkeit. Oder sehen Sie das anders?

Peitz: Was ich gemacht habe, ist nur der ganz normale Respekt, den wir alle im Sport zeigen sollten. Das Spiel wird immer schneller, der Entscheidungszeitraum für den Schiedsrichter immer enger. Auch wir als Spieler können helfen.



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Es geht um viel. An jedem Wochenende. Immer wenn die deutsche Nationalmannschaft aufläuft. Höchstes Niveau, höchster Einsatz. Dabei als Profi die richtige Mischung aus Leidenschaft und fairem, respektvollem Umgang mit dem Gegner zu treffen, ist nicht immer leicht. Dominic Peitz ist dies vorbildlich gelungen.

Damals noch in Diensten von Union Berlin, hatte der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler im Punktspiel gegen Bochum eigene Interessen zurückgestellt. Und stattdessen ganz im Sinne des Fairplays gehandelt. Dafür zeichnete der DFB Peitz im Düsseldorfer Meilenwerk mit dem Sonderpreis der Kampagne „Fair ist mehr“ aus. Mit dem Preisträger, der im Sommer vom FC Augsburg an Hansa Rostock ausgeliehen wurde, sprach DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth.

DFB.de: Herr Peitz, wie war das denn am 6. Dezember 2010?

Dominic Peitz: Wir spielten zu Hause gegen Bochum. In der 60. Minute geht Bochums Chong Tese nach einem Abstoß zum Kopfball, verlängert den Abschlag, der Ball rollt ins Aus. Eigentlich müsste es jetzt Abschlag für uns geben, doch der Linienrichter ist überzeugt, dass Tese mit der Hand dran war. Aus meiner Sicht aber ist es ein regulärer Kopfball, da gibt es gar keinen Zweifel. Also sage ich das auch so, und Schiedsrichter Robert Hartmann, der das Spiel unterbrochen hatte, meint dann, dass er die Situation auch als regelgerechten Kopfball gesehen hat. Er lässt also die Gelbe Karte stecken, die er schon zücken wollte.

DFB.de: Union lag mit 0:1 im Rückstand, und mit Bochum gastierte ein Aufstiegskandidat in der Alten Försterei. Haben Sie sofort gehandelt oder gab es doch ein paar Sekunden des Zögerns?

Peitz: Nein, gar nicht. Spielstand und Tabellensituation, darüber habe ich in dem Moment wirklich nicht nachgedacht. Ich finde einfach, jeder, der das Spielfeld betritt, sollte das mit Respekt tun. Fehler passieren uns Spielern, und auch die Schiedsrichter werden wegen vermeintlicher Fehlentscheidungen kritisiert. Wenn ich also eine Situation korrigieren kann, dann mache ich das auch. Ohne Fairplay wäre der Fußball nur halb so schön.

DFB.de: Faires Spiel im Profifußball ist keine Selbstverständlichkeit. Oder sehen Sie das anders?

Peitz: Was ich gemacht habe, ist nur der ganz normale Respekt, den wir alle im Sport zeigen sollten. Das Spiel wird immer schneller, der Entscheidungszeitraum für den Schiedsrichter immer enger. Auch wir als Spieler können helfen.

DFB.de: Hat Ihr damaliger Trainer Uwe Neuhaus Sie auf die Aktion angesprochen?

Peitz: Nein, eigentlich gar nicht, denn wir waren an dem Tag alle ziemlich geschockt vom Schienbeinbruch des Bochumers Matias Concha. Auch in den Medien war Conchas schwere Verletzung das Thema. Irgendwo schrieb dann eine Zeitung, Peitz habe Chong Tese vor dem Platzverweis bewahrt, was ja auch etwas übertrieben dargestellt ist. Aber das war’s dann auch schon. Also, keine Vorhaltungen – weder vom Trainer noch von den Mitspielern oder Fans.

DFB.de: Sie beschreiben Ihr faires Verhalten als normalste Sache der Welt.

Peitz: Seien wir doch mal ehrlich, es war nicht der 33. oder 34., sondern der zwölfte Spieltag. Hier standen nicht Auf- oder Abstieg auf dem Spiel. Es war auch keine Elfmetersituation. Anstatt eines Freistoßes etwa 20 Meter vor unserem Tor, haben wir Abstoß gehabt. Alles nicht so schwerwiegend.

DFB.de: Und Chong Tese blieb gerechterweise unverwarnt.

Peitz: Stimmt. Man muss das einfach relativieren. Moral, Respekt vor Gegner und Schiedsrichter, Ehrlichkeit – das sind ja auch keine unwichtigen Werte. Wenn diese Werte verloren gehen, verliert der ganze Fußball. Ich habe den Schiedsrichter auf einen drohenden Fehler hingewiesen. Ich wollte mich nicht in den Vordergrund drängen und sicher wollte ich nicht meiner Mannschaft schaden. Mehr war es nicht.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie mit Hansa Rostock?

Peitz: Ich bin gerade dabei, sportlich und auch sonst hier in Rostock anzukommen. Das war auch etwas unüblich, eigentlich bin ich von Union Berlin nach Augsburg gegangen. Aber nach dem Wechsel zum FCA im Sommer wechselte ich aus unterschiedlichen Gründen weiter nach Rostock. Mein Einstieg hier war gut, ich möchte meine Leistung bringen. Einsatzzeiten sind jetzt wichtig, um wirkliche Wettkampfhärte zu erhalten. Mit der Hansa wollen wir die Klasse halten, ganz klar, dafür werde ich alles geben.

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DFB.de: In den spielfreien Sommerwochen engagieren Sie sich für ein Projekt in Jordanien. Wie kam es dazu?

Peitz: Meine Freundin Britta hat im Rahmen ihres Studiums ein viermonatiges Praktikum in der jordanischen Hauptstadt Amman absolviert. Dort gibt es eine deutsche Schule, die von der Hanns-Seidel-Stiftung gefördert wird. Viele Kinder aus einem direkt angrenzenden UN-Flüchtlingslager, oft Halbwaisen, aber auch andere Kinder aus der Stadt, besuchen die Theodor-Schneller-Schule und erlernen hier ein Handwerk. Diese Kinder hatten auch in jüngsten Jahren schon schlimme Erlebnisse. Oft sind sie extrem verschüchtert. Ich bin dann in der Sommerpause nach Jordanien geflogen und habe den Kindern Schuhe, Hosen, Poster und Wimpel mitgebracht und öfter mal Fußball mit ihnen gespielt. Im folgenden Jahr waren wir wieder dort. Britta und ich unterstützen dieses Projekt sehr gerne und werden sicher auch in Zukunft immer mal wieder dorthinreisen. Uns als Profifußballern geht es sehr gut. Ich sehe es ein Stück weit als Verpflichtung, diese privilegierte Stellung zu nutzen, um etwa für Jugendliche, erkrankte oder behinderte Menschen Verantwortung zu übernehmen.

DFB.de: Wie sieht es in Ihnen aus, wenn ein Gegenspieler nach einem Phantomkontakt mit großem Schmerzensschrei theatralisch zu Boden sinkt? Ärgert Sie das nicht ungeheuer?

Peitz: Ich möchte hier nicht als Moralapostel auftreten. Fakt ist doch, dass jeder versucht einen Vorteil für sein Team zu erzielen. Ich finde es aber grenzwertig, wenn ein Spieler konstant solche Mittel einsetzt und quasi versucht, den Schiedsrichter reinzulegen. Dann denke ich mir schon: So ein bisschen korrekt, wäre auch nicht schlecht.

DFB.de: Würden Sie sagen, dass Sie sich vorbildlich verhalten haben?

Peitz: Das müssen andere beurteilen.