"Die Torflaute war wirklich etwas blamabel"

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem jeweils aktuellen Spieltag. Heute: Friedhelm Funkel über das Duell zwischen dem 1. FC Köln und Hertha BSC am Samstag (ab 18.30 Uhr, live auf Sky).

"Ich wollte gerade duschen gehen, komme vom Tennis." Friedhelm Funkel ist aktuell zwar nicht als Fußballtrainer tätig, untätig ist der 60-Jährige aber nicht. Er genießt sein Leben, das so reich ist an Erfahrungen. 1157 Spiele hat er als Spieler und Trainer in der Bundesliga und 2. Bundesliga absolviert. Er hat Aufstiege erlebt und Abstiege überlebt. Hat legendäre Siege errungen und schmerzhafte Niederlagen hingenommen. Am 2. März 2002 war Friedhelm Funkel Trainer des 1. FC Köln, als dieser die längste Torflaute seiner mitunter stürmischen Vereinsgeschichte beendete - nach exakt 1033 Minuten ohne Torerfolg, gegen Hertha BSC.

Vor dem erneuten Aufeinandertreffen zwischen Köln und Berlin am Samstagabend im RheinEnergieStadion spricht Friedhelm Funkel, der in der Saison 2009/2010 auch als Hertha-Coach aktiv war, im historischen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Nils Hotze über Torschusspanik, Ruhe im Sturm, einen Wunsch und einen Traum.

DFB.de: Herr Funkel: Köln, 2. März 2002.

Friedhelm Funkel: Thomas Cichon. 1:1.

DFB.de: Ist ja alles noch präsent.

Funkel: Präsent ist übertrieben. Aber an gewisse Dinge kann ich mich schon erinnern, wenn ich darüber spreche.

DFB.de: Dann sprechen Sie, erzählen Sie doch von damals, bitte!

Funkel: Ich bin zum FC, da hatten die schon sieben oder acht Spiele lang kein Tor mehr geschossen. Mit mir als Trainer sind dann noch einmal zwei oder drei Spiele ohne Tor dazugekommen. Und klar, das war auch damals schon das absolute Gesprächsthema in den Medien. Ob das jetzt bei der schreibenden Zunft war oder im Fernsehen. Da konnte man sich nicht einfach so von frei machen.



Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem jeweils aktuellen Spieltag. Heute: Friedhelm Funkel über das Duell zwischen dem 1. FC Köln und Hertha BSC am Samstag (ab 18.30 Uhr, live auf Sky).

"Ich wollte gerade duschen gehen, komme vom Tennis." Friedhelm Funkel ist aktuell zwar nicht als Fußballtrainer tätig, untätig ist der 60-Jährige aber nicht. Er genießt sein Leben, das so reich ist an Erfahrungen. 1157 Spiele hat er als Spieler und Trainer in der Bundesliga und 2. Bundesliga absolviert. Er hat Aufstiege erlebt und Abstiege überlebt. Hat legendäre Siege errungen und schmerzhafte Niederlagen hingenommen. Am 2. März 2002 war Friedhelm Funkel Trainer des 1. FC Köln, als dieser die längste Torflaute seiner mitunter stürmischen Vereinsgeschichte beendete - nach exakt 1033 Minuten ohne Torerfolg, gegen Hertha BSC.

Vor dem erneuten Aufeinandertreffen zwischen Köln und Berlin am Samstagabend im RheinEnergieStadion spricht Friedhelm Funkel, der in der Saison 2009/2010 auch als Hertha-Coach aktiv war, im historischen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Nils Hotze über Torschusspanik, Ruhe im Sturm, einen Wunsch und einen Traum.

DFB.de: Herr Funkel: Köln, 2. März 2002.

Friedhelm Funkel: Thomas Cichon. 1:1.

DFB.de: Ist ja alles noch präsent.

Funkel: Präsent ist übertrieben. Aber an gewisse Dinge kann ich mich schon erinnern, wenn ich darüber spreche.

DFB.de: Dann sprechen Sie, erzählen Sie doch von damals, bitte!

Funkel: Ich bin zum FC, da hatten die schon sieben oder acht Spiele lang kein Tor mehr geschossen. Mit mir als Trainer sind dann noch einmal zwei oder drei Spiele ohne Tor dazugekommen. Und klar, das war auch damals schon das absolute Gesprächsthema in den Medien. Ob das jetzt bei der schreibenden Zunft war oder im Fernsehen. Da konnte man sich nicht einfach so von frei machen.

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DFB.de: Was macht man da als Trainer?

Funkel: Wir haben damals im Training permanent Dinge gemacht, bei denen viele Torabschlüsse stattgefunden haben. Wir wollten den Spielern einfach das Gefühl vermitteln, dass sie zumindest im Training Tore machen können. Im Spiel hat es dann trotzdem noch einen Moment gedauert. Der Druck wurde immer größer, die Öffentlichkeit hat immer mehr darüber berichtet. Und dann haben wir, Gott sei Dank, dieses eine Tor zum 1:1 durch Thomas Cichon gegen Berlin gemacht. Das war aus dem Gewühl heraus, irgendwie, wirklich mit aller Macht gewollt. Der Thomas war in dieser Situation so heiß darauf, dieses Tor zu machen, um diese endlose Serie zu beenden, die ja nun wirklich ein Stück weit blamabel war. Und in der Zeit danach haben wir dann ja auch wieder etwas regelmäßiger getroffen.

DFB.de: In der Zeit davor redet man vermutlich auch viel.

Funkel: Ja, natürlich. Natürlich spricht man viel mit den Spielern. Und im Training klappt es dann ja auch oft. Aber man hat einfach mal solche Phasen, das ist auch nicht immer erklärbar. Wir hatten auch in den Spielen davor mal Pfosten oder Latte getroffen, oder der gegnerische Torwart hat überragende Bälle gehalten. Dann ist es so, dass der Ball einfach nicht ins Tor will. Aber die Jungs haben in diesem Moment ja nicht das Fußballspielen verlernt - und auch nicht das Toreschießen. Manchmal läuft es eben nicht. Dann muss man den Jungs immer wieder Mut zusprechen und ihnen sagen, dass sie sich nicht zu sehr von den äußeren Begleitumständen aus der Ruhe bringen lassen sollen.

DFB.de: Ruhe scheint ein wichtiges Stichwort zu sein. Borussia Dortmund beispielsweise hat ganz aktuell bis zum Sieg gegen Mönchengladbach auch eine unheimliche Negativserie hingelegt. War die Ruhe in Verein und Umfeld da auch der beste Begleiter?

Funkel: Die Dortmunder haben das natürlich vorbildlich gemacht. Besser kann man es in solch einer Situation gar nicht machen. Da muss man ja nicht nur Präsidium, Geschäftsführung, Trainerstab und Mannschaft loben, sondern auch das Publikum. Es ist ja nicht oft der Fall, dass ein vom Erfolg verwöhntes Publikum, wie es das in Dortmund in den vergangenen Jahren einfach war, nach einer solchen Negativserie derart hinter der eigenen Mannschaft steht. Ich war gegen Gladbach im Stadion und muss sagen: Von der ersten Sekunde bis zum Schluss hat es nicht einen einzigen Pfiff im Stadion gegeben. Die Mannschaft ist unterstützt worden, wie man es sich in einer solchen Situation nur wünschen kann. Das war für mich beispiellos. Da haben sich die Ruhe, das Vertrauen ausgezahlt - und das Nicht-Vergessen, dass die Mannschaft in den vergangenen Jahren Überragendes geleistet hat.

DFB.de: Dabei vergisst man im Fußballgeschäft gemeinhin schnell.

Funkel: Das ist richtig. Aber die Dortmunder haben das nicht vergessen. Das habe ich auch in vielen Interviews mitbekommen, bei denen Fans zu Wort kamen. Da hieß es immer: Wir vergessen nicht, dass wir hier in den vergangenen Jahren Überragendes erlebt haben. Und dann ist es auch mal möglich, eine Durststrecke durchzustehen. Das haben alle gemeinschaftlich geschafft.

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DFB.de: Mit welcher Perspektive?

Funkel: Dass diese Mannschaft, wenn jetzt die Verletzten zurückkommen und dann auch wieder über Spielpraxis verfügen, noch unter die ersten Fünf kommt, ist für mich sowieso klar. Dafür hat sie die Stärke. Und vor allen Dingen ist Borussia Dortmund durch die Ruhe, die in der schwierigen Phase ausgestrahlt wurde, jetzt jederzeit in der Lage, auch mal fünf, sechs Spiele in Folge zu gewinnen. So werden sie über das Tabellenmittelfeld hinaus wieder nach oben kommen. Ob es für die Champions League reicht, hängt natürlich auch von den Vereinen ab, die jetzt oben stehen. Wenn die nicht auch mal eine kleine Negativserie haben, dann wird es natürlich sehr, sehr schwer. Einen Platz unter den ersten fünf, sechs, sieben, um zumindest an der Europa League teilzunehmen, den traue ich den Dortmundern aber allemal zu.

DFB.de: Herr Funkel, geht man recht in der Annahme, dass Sie den Fußball weiterhin täglich verfolgen?

Funkel: Ja, ja. Klar!

DFB.de: Sie haben also noch nicht abgeschlossen mit dem Trainerdasein?

Funkel: (lacht) Nein, ich habe noch nicht abgeschlossen. Ich werde mit dem Fußball nie abschließen. Mit dem Trainerdasein sicher irgendwann einmal - aber momentan noch nicht. Ich verfolge nach wie vor, wie ich es immer gemacht habe, die erste, zweite und dritte Liga. Ich bin am Wochenende in den Stadien, bin überall unterwegs. Ich würde gerne noch einmal als Trainer irgendwo tätig werden. Wann das sein kann, sein wird oder auch nicht, das kann ich nicht vorhersagen. Aber ich möchte schon noch einmal einen Verein übernehmen.

DFB.de: Wo wird man Sie an diesem Wochenende treffen? Zufällig in Köln?

Funkel: Nein, beim Spiel Köln gegen Berlin bin ich nicht. Ich bin in Bochum - gegen Aalen. Und in Mönchengladbach - gegen Frankfurt.

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DFB.de: Beim ersten Anruf kamen Sie gerade vom Tennis. Wie halten Sie sich fit?

Funkel: Zunächst mal halte ich mich fit. Im Sommer habe ich sehr viel Tennis gespielt, jetzt im Winter ist es weniger. Auf den harten Hallenböden spiele ich nicht ganz so gerne, aber ab und zu schon. Dazu gehe ich zwei-, dreimal die Woche laufen. Und ich gehe ins Fitnessstudio - um gelenkig und beweglich zu bleiben, nicht um Muskeln aufzubauen und irgendwann so auszusehen wie Tim Wiese.

DFB.de: Und ansonsten?

Funkel: Ansonsten bin ich viel mit Freunden unterwegs, genieße den einen oder anderen Kurzurlaub. Was man halt so macht, wenn man die Zeit und Möglichkeit dazu hat.

DFB.de: Herr Funkel, um es rund zu machen noch einmal zurück zum Ausgangspunkt: Köln gegen Berlin. Was erwarten Sie für ein Spiel am Samstagabend im RheinEnergieStadion?

Funkel: Ich erwarte ein von der Taktik geprägtes Spiel. Ich war in dieser Saison auch schon bei zwei Heimspielen des FC - gegen Hamburg und gegen Freiburg, ein Unentschieden und eine Niederlage. Die Kölner tun sich zu Hause etwas schwerer, weil sie zuerst aus einer verstärkten Abwehr heraus dann sehr, sehr gut Fußball spielen. Nur zu Hause ist es gegen Mannschaften, die auch sehr defensiv eingestellt sind, immer ein bisschen schwerer, als wenn man gegen Dortmund oder Bayern spielt. Auswärts tun sich die Kölner leichter. Die Berliner wiederum sind im Moment ein bisschen verunsichert. Sie sind nicht so in die Saison gekommen, wie sie sich das gewünscht hatten. Ich gehe davon aus, dass sie auch erst einmal etwas verhaltener spielen werden. So dass es ein Spiel von der Taktik geprägt sein wird - das 1:1 endet.

Das ist Friedhelm Funkel: Friedhelm Funkel wurde am 10. Dezember 1953 geboren. Er bestritt zwischen 1975 und 1989 für Bayer Uerdingen und den 1. FC Kaiserslautern 320 Bundesligaspiele und schoss 83 Tore. Einen Titel gewann er nur als Spieler: 1985 den DFB-Pokal mit Bayer Uerdingen durch ein 2:1 im Finale von Berlin gegen Bayern München.
Als Trainer absolvierte Friedhelm Funkel zwischen 1991 und 2014 neun Stationen, nur 2012/2013 war er ohne Beschäftigung. Er fing 1991 in Uerdingen an und erwarb sich einen Ruf als "Aufstiegskönig". Mit Bayer (1992 und 1994), dem MSV Duisburg (1996), dem 1. FC Köln (2003) und Eintracht Frankfurt (2005) schaffte er fünf Aufstiege in die Bundesliga. Mit dem VfL Bochum, Alemannia Aachen und 1860 München blieb ihm das zuletzt versagt. In der Bundesliga saß er 456-mal auf der Bank, in der 2. Bundesliga auch noch 227-mal.