Die Macht des Fußballs: Wie die WM Brasilien verändert

Am Freitag werden die Gruppen für die WM 2014 in Brasilien ausgelost. 32 Teams zwischen Hoffen und Bangen - eines ganz besonders: das des Gastgebers. In einer sechsteiligen Serie bis zur Auslosung stellt DFB.de das Land des Rekordweltmeisters vor, das Spiel, die Fans, die Menschen. Heute zum Auftakt: Unser Korrespondent Tobias Käufer beschreibt, wie der Fußball den Rhythmus einer Nation bestimmt.

Noch knapp sieben Monate sind es bis zur Fußball-Weltmeisterschaft. Brasilien wird zum zweiten Mal nach 1950 das größte und bedeutendste Turnier der Welt austragen. Das Land ist von dem bevorstehenden Ereignis elektrisiert, auch oder gerade weil über die WM im eigenen Land kontrovers diskutiert wird.

Die Macht des Fußballs ist in Brasilien ganz besonders spürbar. Keine Nachrichtensendung kommt ohne eine ausführliche Berichterstattung über den Fußball und seine Begleiterscheinungen aus. Unzählige Fußball-Talkshows widmen sich täglich dem Thema. Mehrere Sport-Tageszeitungen kämpfen an den Kiosken mit einer ausführlichen Berichterstattung über den Lieblingssport Nummer eins der Brasilianer um ihre Leserschaft. Nicht wenige Fußballer haben den Sprung auf die politische Bühne geschafft. Auch die ehemaligen Weltmeister Bebeto und Romario sitzen mittlerweile im Parlament.

Bebeto: "Die Weltmeisterschaft wird Wachstum generieren"

Ex-Weltmeister Bebeto ist in das Organisationskomitee der WM 2014 eingebunden und glaubt fest an eine große Chance für sein Land: "Es geht ja nicht nur um die wunderschönen neuen Stadien, die Brasilien bekommen wird, sondern auch die Infrastrukturprojekte, die neue Mobilität, die die Investitionen mit sich bringen", sagt Bebeto im Gespräch mit DFB.de. "Die Weltmeisterschaft wird Wachstum generieren. Das Land Brasilien wird nach der WM ein Besseres sein."

Neue U-Bahnen, Autobahnanschlüsse und Nahverkehrssysteme seien nur möglich geworden, weil der Fußball sie mit seinen Investitionen möglich macht, wirbt Bebeto für den WM-Standort Brasilien und den damit verbundenen Ausgaben.

Socrates - ein Idol des Volkes

Der Fußball bewegt in Brasilien Massen und Milliarden. Das führt zu Diskussionen und auch zu einer Eigendynamik wie sie wohl nur in Brasilien möglich ist. Einer der bis heute populärsten Nationalspieler ist der vor fast zwei Jahren in Sao Paulo verstorbene Spielmacher Socrates. Dr. Socrates wie ihn seine Fans wegen des absolvierten Medizinstudiums nannten, zeigte während der brasilianischen Militärdiktatur Zivilcourage. Er setzte sich für sogenannte basisdemokratische Strukturen bei seinem Klub Corinthians Sao Paulo ein.

Im Rahmen der sogenannten "Democracia Corinthiana" nutzte Socrates die Freiräume als Star seines Klubs, um für mehr Demokratie und mehr Freiheit zu werben. Seine Mannschaft lief mit Schriftzug "Demokratie jetzt" auf das Spielfeld. Diesen Mut haben ihm die Brasilianer stets hoch angerechnet, deswegen verziehen seine Landsleute auch, dass Socrates trotz überragender Leistungen bei der WM 1982 in Spanien ohne Titel nach Hause kam.

Fußball als Motor der Gesellschaft

Heute ist Brasilien eine funktionierende Demokratie, doch wieder ist es der Fußball, der als Motor für neue gesellschaftliche Debatten dient. Die Investitionen für die WM in Brasilien werden im Land des fünffachen Weltmeisters kontrovers diskutiert, doch der Liebe zum Fußball tut das keinen Abbruch. Die Nationalspieler Brasiliens stellten sich während des Confed-Cups im Sommer hinter die Forderungen der demonstrierenden Brasilianer nach mehr Transparenz und mehr Demokratie im Rahmen der WM-Investitionen.



Am Freitag werden die Gruppen für die WM 2014 in Brasilien ausgelost. 32 Teams zwischen Hoffen und Bangen - eines ganz besonders: das des Gastgebers. In einer sechsteiligen Serie bis zur Auslosung stellt DFB.de das Land des Rekordweltmeisters vor, das Spiel, die Fans, die Menschen. Heute zum Auftakt: Unser Korrespondent Tobias Käufer beschreibt, wie der Fußball den Rhythmus einer Nation bestimmt.

Noch knapp sieben Monate sind es bis zur Fußball-Weltmeisterschaft. Brasilien wird zum zweiten Mal nach 1950 das größte und bedeutendste Turnier der Welt austragen. Das Land ist von dem bevorstehenden Ereignis elektrisiert, auch oder gerade weil über die WM im eigenen Land kontrovers diskutiert wird.

Die Macht des Fußballs ist in Brasilien ganz besonders spürbar. Keine Nachrichtensendung kommt ohne eine ausführliche Berichterstattung über den Fußball und seine Begleiterscheinungen aus. Unzählige Fußball-Talkshows widmen sich täglich dem Thema. Mehrere Sport-Tageszeitungen kämpfen an den Kiosken mit einer ausführlichen Berichterstattung über den Lieblingssport Nummer eins der Brasilianer um ihre Leserschaft. Nicht wenige Fußballer haben den Sprung auf die politische Bühne geschafft. Auch die ehemaligen Weltmeister Bebeto und Romario sitzen mittlerweile im Parlament.

Bebeto: "Die Weltmeisterschaft wird Wachstum generieren"

Ex-Weltmeister Bebeto ist in das Organisationskomitee der WM 2014 eingebunden und glaubt fest an eine große Chance für sein Land: "Es geht ja nicht nur um die wunderschönen neuen Stadien, die Brasilien bekommen wird, sondern auch die Infrastrukturprojekte, die neue Mobilität, die die Investitionen mit sich bringen", sagt Bebeto im Gespräch mit DFB.de. "Die Weltmeisterschaft wird Wachstum generieren. Das Land Brasilien wird nach der WM ein Besseres sein."

Neue U-Bahnen, Autobahnanschlüsse und Nahverkehrssysteme seien nur möglich geworden, weil der Fußball sie mit seinen Investitionen möglich macht, wirbt Bebeto für den WM-Standort Brasilien und den damit verbundenen Ausgaben.

Socrates - ein Idol des Volkes

Der Fußball bewegt in Brasilien Massen und Milliarden. Das führt zu Diskussionen und auch zu einer Eigendynamik wie sie wohl nur in Brasilien möglich ist. Einer der bis heute populärsten Nationalspieler ist der vor fast zwei Jahren in Sao Paulo verstorbene Spielmacher Socrates. Dr. Socrates wie ihn seine Fans wegen des absolvierten Medizinstudiums nannten, zeigte während der brasilianischen Militärdiktatur Zivilcourage. Er setzte sich für sogenannte basisdemokratische Strukturen bei seinem Klub Corinthians Sao Paulo ein.

Im Rahmen der sogenannten "Democracia Corinthiana" nutzte Socrates die Freiräume als Star seines Klubs, um für mehr Demokratie und mehr Freiheit zu werben. Seine Mannschaft lief mit Schriftzug "Demokratie jetzt" auf das Spielfeld. Diesen Mut haben ihm die Brasilianer stets hoch angerechnet, deswegen verziehen seine Landsleute auch, dass Socrates trotz überragender Leistungen bei der WM 1982 in Spanien ohne Titel nach Hause kam.

Fußball als Motor der Gesellschaft

Heute ist Brasilien eine funktionierende Demokratie, doch wieder ist es der Fußball, der als Motor für neue gesellschaftliche Debatten dient. Die Investitionen für die WM in Brasilien werden im Land des fünffachen Weltmeisters kontrovers diskutiert, doch der Liebe zum Fußball tut das keinen Abbruch. Die Nationalspieler Brasiliens stellten sich während des Confed-Cups im Sommer hinter die Forderungen der demonstrierenden Brasilianer nach mehr Transparenz und mehr Demokratie im Rahmen der WM-Investitionen.

Auch die Demonstranten stellten klar, es geht nicht gegen die Nationalmannschaft oder den Fußball. Brasiliens Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari lobte anschließend ausdrücklich das "Auftreten meiner Spieler vor der ganzen Nation". Der Schulterschluss zwischen Nationalmannschaft und Demonstranten entwickelte eine ganz besondere Atmosphäre bei diesem Turnier.

Die Macht des Fußballs ist in Brasilien deswegen nicht nur in Einschaltquoten, Umsätzen und Transfers zu messen. Sie reicht tief in die brasilianische Seele. Nicht umsonst gilt das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro bis heute als das Stadion des Volkes. Die Bühne auf der nicht nur sportliche Träume wahr werden, sondern auch Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft vereint in der Freude und der Begeisterung das Spiel gemeinsam zusammen genießen. Die Macht des Fußballs war und ist in Brasilien immer auch ein Motor für gesellschaftliche Veränderungen. Brasilien wird sich durch die WM 2014 und die Macht des Fußballs verändern, nur wohin ist im Moment noch nicht absehbar.