"Die beste vorstellbare Konstellation"

Man kennt sich, man schätzt sich, aber schenken will man sich nichts. Vor dem DFB-Pokalfinale am Samstag (ab 20 Uhr, live im ZDF und bei Sky) in Berlin reden die Trainer Jürgen Klopp und Jupp Heynckes im DFB.de-Gespräch der Woche mit den DFB-Redakteuren Steffen Lüdeke und Gereon Tönnihsen über ihre Erwartungen an die Partie, über den besonderen Reiz des Endspiels im Olympiastadion, über die zurückliegende Bundesligasaison. Und darüber, welche Eigenschaft der eine gerne vom anderen hätte.

DFB.de: Herr Klopp, Herr Heynckes, wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Spiel?

Jürgen Klopp: Sie ist so groß, wie sie größer nicht sein könnte. Schließlich ist es das erste Mal, dass ich in einem Pokalfinale in dieser einzigartigen Atmosphäre dabei sein darf. Davon habe ich schon als kleiner Junge geträumt. Wenn es heißt, Berlin sei eine Reise wert, dann ganz sicher zum Endspiel um den DFB-Pokal.

Jupp Heynckes: Auch riesengroß! Das pulsierende Berlin, die Atmosphäre im Olympiastadion, dann das Duell der beiden besten Teams in dieser Saison – ich freue mich genauso wie alle Fußballfans auf dieses Finale!

DFB.de: Der Meister spielt gegen den Vizemeister – für Sie ein folgerichtiges Finale?

Klopp: Folgerichtig, weiß ich nicht. Aber für mich ist es auf jeden Fall die beste vorstellbare Konstellation. Für viele Fans bestimmt auch.

Heynckes: Besser hätte man es nicht planen können. Das ist ein Finale auf Augenhöhe.

DFB.de: Erstaunlich ist, dass es diese Konstellation des Duells des Liga-Ersten gegen den Zweiten erst einmal gab. Heißt das, dass diese vielbeschworenen eigenen Gesetzmäßigkeiten des Pokals in diesem Jahr nicht gegriffen haben? Oder gibt es sie womöglich ohnehin nicht?



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Man kennt sich, man schätzt sich, aber schenken will man sich nichts. Vor dem DFB-Pokalfinale am Samstag (ab 20 Uhr, live im ZDF und bei Sky) in Berlin reden die Trainer Jürgen Klopp und Jupp Heynckes im DFB.de-Gespräch der Woche mit den DFB-Redakteuren Steffen Lüdeke und Gereon Tönnihsen über ihre Erwartungen an die Partie, über den besonderen Reiz des Endspiels im Olympiastadion, über die zurückliegende Bundesligasaison. Und darüber, welche Eigenschaft der eine gerne vom anderen hätte.

DFB.de: Herr Klopp, Herr Heynckes, wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Spiel?

Jürgen Klopp: Sie ist so groß, wie sie größer nicht sein könnte. Schließlich ist es das erste Mal, dass ich in einem Pokalfinale in dieser einzigartigen Atmosphäre dabei sein darf. Davon habe ich schon als kleiner Junge geträumt. Wenn es heißt, Berlin sei eine Reise wert, dann ganz sicher zum Endspiel um den DFB-Pokal.

Jupp Heynckes: Auch riesengroß! Das pulsierende Berlin, die Atmosphäre im Olympiastadion, dann das Duell der beiden besten Teams in dieser Saison – ich freue mich genauso wie alle Fußballfans auf dieses Finale!

DFB.de: Der Meister spielt gegen den Vizemeister – für Sie ein folgerichtiges Finale?

Klopp: Folgerichtig, weiß ich nicht. Aber für mich ist es auf jeden Fall die beste vorstellbare Konstellation. Für viele Fans bestimmt auch.

Heynckes: Besser hätte man es nicht planen können. Das ist ein Finale auf Augenhöhe.

DFB.de: Erstaunlich ist, dass es diese Konstellation des Duells des Liga-Ersten gegen den Zweiten erst einmal gab. Heißt das, dass diese vielbeschworenen eigenen Gesetzmäßigkeiten des Pokals in diesem Jahr nicht gegriffen haben? Oder gibt es sie womöglich ohnehin nicht?

Klopp: Oh, leider gibt es diese eigenen Gesetzmäßigkeiten sehr wohl, wie ich nicht erst einmal feststellen musste. In diesem Jahr scheinen sie allerdings nicht gegriffen zu haben. Gut für uns.

Heynckes: Natürlich hat der Pokal seine eigenen Unabwägbarkeiten. Dortmund ist erst im Elfmeterschießen gegen Düsseldorf weitergekommen, der Siegtreffer im Halbfinale in Fürth gelang in der 120. Minute. Wir haben unser 2:1 in Bochum in der 91. Minute gemacht, gewannen das Halbfinale in Gladbach nach Elfmeterschießen. Das war alles sehr, sehr knapp.

DFB.de: Herr Heynckes, Bayern ist nach Siegen gegen Braunschweig, Ingolstadt, Bochum und Stuttgart ins Halbfinale gegen Borussia Mönchengladbach vorgedrungen, dort im Elfmeterschießen erfolgreich gewesen. Was bleibt besonders hängen von dieser Pokalsaison?

Heynckes: Ich habe es ja gerade aufgezählt: Bochum, Gladbach, aber auch das schwere Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart. Wir haben uns die Finalteilnahme hart erarbeiten müssen.

DFB.de: Herr Klopp, wenn Sie die BVB-Pokalsaison Revue passieren lassen: Welche Erinnerungen haben Sie daran – abgesehen von ihrem Muskelfaserriss beim Jubeln nach dem Sieg gegen Fortuna Düsseldorf?

Klopp: Gefroren in Kiel, gezittert in Düsseldorf, gejubelt in Fürth. So kann man die Pokalsaison am besten zusammenfassen. Langweilig war es nie. Und ich kann Sie beruhigen: Die Verletzung ist vollkommen auskuriert.

DFB.de: Dortmund ist Meister, hat die Liga mit beeindruckender Serie dominiert. Geht der BVB damit zwangsläufig als Favorit ins Pokalfinale?

Klopp: Nein, das ist nicht der Fall. In diesem DFB-Pokalfinale gibt es keinen Favoriten, weder uns noch die Bayern. Alles ist offen.

DFB.de: Herr Heynckes, fühlen Sie sich als Außenseiter?

Heynckes: Der FC Bayern München ist nie Außenseiter in einem Duell. Aber die Chancen auf den Pokalsieg stehen 50:50.

DFB.de: Wäre ein Sieg gegen Dortmund für Sie auch ein Stück weit Genugtuung?

Heynckes: Das Wort Genugtuung mag ich im Sport übernhaupt nicht. Es geht um einen Titel, den DFB-Pokalsieg 2012. Wir wollen diesen Pokal.

DFB.de: Herr Klopp, wäre ein Pokalsieg gegen die Bayern für Sie besonders schön – oder sind Siege gegen die Bayern für Sie schon Routine geworden?

Klopp: Nein, wenn man in diesem Finale steht, geht es einzig und allein darum, dieses Spiel zu gewinnen und Pokalsieger zu werden. Das hat nichts damit zu tun, ob wir gegen Bayern München spielen oder nicht. Das Ziel wäre gegen jeden Gegner gleich gewesen – und ich könnte mir vorstellen, dass ein Pokalsieg immer schön ist.

DFB.de: Erinnern Sie sich eigentlich noch an Ihr erstes Pokalspiel, Herr Heynckes?

Heynckes: Oh je, das ist ja schon so lange her... Es muss wohl 1966 gewesen sein. Nein, ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich hoffe aber, dass wir gewonnen haben. Mit Gladbach haben wir immer gewonnen!

DFB.de: Stimmt es gab ein 5:0 gegen den SC Opel Rüsselsheim. Und Sie, Herr Klopp, wissen Sie noch, wie Ihre Pokalpremiere verlief?

Klopp: Nicht wirklich, aber ich weiß noch, dass es ziemlich heiß war und dass bei Arminia Bielefeld der lange Wolfgang Kneib im Tor stand. Wir haben 0:1 verloren, glaube ich. Das muss 1991 gewesen sein.

DFB.de: Richtig. Und sie stehen zum ersten Mal im Pokalfinale. Woran hat es gelegen, dass es bislang noch nicht geklappt hat?

Klopp: Das muss wohl tatsächlich an mir gelegen haben. Wie soll man es sonst erklären? (lacht) Es hat echt lange gedauert, bis der Pokal-Knoten geplatzt ist.

DFB.de: Sie, Herr Heynckes, kennen aber immerhin das Gefühl, Pokalsieger zu sein, 1973 mit Gladbach gegen den 1. FC Köln. Erklären Sie Ihrem Kollegen doch mal, wie sich das anfühlt.

Heynckes: (lacht) Ich glaube, der Kloppo kann sich das schon vorstellen, er hat ja voriges Wochenende bereits mal feiern dürfen. Bei mir ist das länger her. Also bin ich jetzt wieder dran.

DFB.de: Als Trainer standen Sie 1984 im Pokalfinale, sind ihre Erinnerungen daran noch frisch?

Heynckes: Oh ja, dieses Pokalfinale haben noch viele in Erinnerung: Bayern gegen Mönchengladbach, Elfmeterschießen – und Lothar Matthäus verschießt seinen Elfer...

DFB.de: 1973, 1984, Herr Klopp, sind Ihnen diese Spiele noch präsent?

Klopp: 1973 war ich noch ein kleiner Junge von gerade mal sechs Jahren. Das weiß ich wirklich nicht mehr. Wer 1984 im Pokalfinale stand, hätte ich, ehrlich gesagt, nachschlagen müssen. Aber da Sie fragen, hätte ich Borussia Mönchengladbach mit Jupp Heynckes als Trainer schon angenommen.

DFB.de: Wie fanden Sie als junger Stürmer den Angreifer Jupp Heynckes – zunächst als Spieler, dann als Trainer?

Klopp: Jupp Heynckes war und ist in beiden Bereichen außergewöhnlich. Erst war er ein großer Spieler, der viele Tore geschossen hat, dann ist er auch ein großer Trainer geworden. Dafür gebührt ihm Respekt, ganz klar.

DFB.de: Herr Heynckes, war der Spieler Klopp für Sie als Trainer mal interessant, zum Beispiel in Ihrer Zeit bei Eintracht Frankfurt, als Klopp ja um die Ecke spielte?

Heynckes: Natürlich kannte ich den Spieler Jürgen Klopp damals. Er war damals schon so temperamentvoll und engagiert wie heute als Trainer an der Außenlinie.

Klopp: Aber dass ich als Spieler für ihn hätte interessant sein können, schließe ich aus. Kontaktiert hat er mich damals jedenfalls nicht.

Heynckes: Nun ja, allzu lange war ich ja gar nicht in Frankfurt. Bevor mich der Jürgen als Spieler überzeugen konnte, war ich dann schon wieder weg. Nach Teneriffa. Das hat der Kloppo höchstens Urlaub gemacht, aber nicht Fußball gespielt...

DFB.de: Jetzt sind Sie beide Trainer. Was zeichnet den Trainer Ihres Endspielgegners aus?

Klopp: Jupp Heynckes hat über Jahre hinweg bewiesen, dass er national und international zu den ganz großen Trainern gehört. Was muss man mehr sagen?

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Heynckes: Was Jürgen in den zurückliegenden Jahren in Dortmund geschafft hat, ist großartig. Er hat mit Hingabe, mit Leidenschaft und Können eine junge Mannschaft geformt, die sehr guten Fußball spielt und uns seit zwei Jahren ziemlichen Ärger bereitet...

DFB.de: Gibt es Eigenschaften von ihm, die Sie selbst gerne hätten?

Heynckes: Ich wäre gerne noch so sprintstark und sprunggewaltig wie Jürgen an der Außenlinie.

Klopp: Und mir fällt als erstes seine Gelassenheit ein, die sich der Jupp über die Jahre angeeignet hat.

DFB.de: Herr Klopp, als Spieler haben Sie es nicht in die Bundesliga geschafft und auch keinen großen Titel gewonnen. Holen Sie gerade Verpasstes nach?

Klopp: Ich habe nie das Gefühl gehabt, etwas verpasst zu haben, weil ich nie nahe genug dran war. Als Spieler hat es für mich gerade mal zum Schulmeister und zum Hessenmeister mit Rot-Weiß Frankfurt gereicht.

DFB.de: Im Vorjahr hat Schalke gewonnen. Ist es deshalb für den BVB Pflicht nachzuziehen?

Klopp: Nein, keineswegs. Immerhin ist der BVB ja seit der letzten Schalker Meisterschaft im Jahr 1958 einige Male Deutscher Meister geworden. Deshalb: Wir müssen nicht nachziehen, aber wir möchten es natürlich gerne. Es wäre schön, wenn der Pott im Pott bliebe.

DFB.de: Herr Heynckes, Bayern hat zuletzt 2006, 2008 und 2010 den Titel gewonnen. Wäre angesichts dieses Zwei-Jahres-Rhytmusses der Pokalsieg in diesem Jahr logisch?

Heynckes: (schmunzelt) Was ist im Fußball schon logisch? Auch wenn mir diese Statistik mit dem Zweijahres-Rhythmus gefällt – es hilft uns leider heute nichts. Wir werden kämpfen müssen und alles geben.

DFB.de: Herr Klopp, Dortmund könnte erstmals das Double holen. Hat man das im Hinterkopf vor diesem Spiel?

Klopp: Das Double wäre die logische Folge eines Pokalsieges, da wir den Meistertitel ja bereits gewonnen haben. Natürlich wissen wir das. Aber vor dem Finale sind wir ausschließlich auf den Pokal und das damit verbundene Spiel gegen die Bayern fixiert und auf sonst gar nichts. Alles andere wäre auch nicht richtig, finde ich.

DFB.de: Und was wäre in Dortmund los, wenn das gelingen würde?

Klopp: Wie grandios die schwarz-gelben BVB-Fans zu feiern verstehen, haben sie schon mehr als einmal beweisen. Ich weiß gar nicht, ob noch mehr möglich ist, wenn wir das Double schaffen sollten.

DFB.de: Sind die Meisterfeierlichkeiten deshalb auch eine Nummer kleiner ausgefallen?

Klopp: Ja, sicher, wir nehmen das Finale in Berlin sehr ernst und haben statt ausgiebiger Feier die Variante einer sorgfältigen Vorbereitung gewählt. Wir hoffen, dass wir dafür belohnt werden. Und anschließend noch einmal gemeinsam mit unseren tollen Fans feiern können.

DFB.de: Herr Heynckes, Sie haben schon fast alle wichtigen Titel auch als Trainer gewonnen, unter anderem die Champions League, in deren Finale Sie mit den Bayern ja auch jetzt wieder stehen. Was würde Ihnen der Sieg im DFB-Pokal ganz persönlich bedeuten?

Heynckes: Jeder Titel ist wichtig, vor allem wenn man Trainer beim FC Bayern ist. Für mich persönlich wäre es als Trainer der erste DFB-Pokalsieg überhaupt. Der fehlt mir also noch in meiner privaten Sammlung.