DFB-Wochenschau: Rekordsieg und Schumacher-Comeback

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

5. September

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 27 Tore. Meister Bayern hat spielfrei, so zieht der HSV mit einem 3:1 gegen Köln zunächst gleich. Der VfB Stuttgart kassiert die einzige Heimniederlage (0:2 gegen Dortmund) des Tages, auch weil Bernd Martin mit einem Elfmeter an Eike Immel scheitert. Duisburgs Rudi Seliger dagegen verwandelt gegen Nürnberg (3:2) gleich zwei Elfmeter binnen drei Minuten. Der 1. FCN ist mit 0:10 Punkten Schlusslicht und stellt einen negativen Startrekord in der Bundesliga auf. Am selben Tag feiert Dynamo Dresden in der DDR-Oberliga ein Schützenfest – 10:1 gegen Aufsteiger Chemie Buna Schkopau.

6. September

Vor 25 Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag 1986/1987 komplett an einem Samstag ausgetragen. Meister Bayern gewinnt das Spitzenspiel gegen den HSV 3:1, ein 30-Meter-Tor von Zugang Andreas Brehme entscheidet das Spiel. Trainer Udo Lattek hat ihn dazu getrieben mit den Worten: „Andy, die Schonfrist ist abgelaufen!“ Die Tabellenführung behauptet jedoch Bayer Leverkusen (2:0 gegen Nürnberg), während Nachbar 1. FC Köln siegloser Letzter ist. Nach dem 0:2 in Mannheim rumort es am Rhein, Trainer Georg Kessler gibt schon Durchhalteparolen aus: „Wir müssen jetzt noch näher zusammenrücken!“

Mann des Tages ist Dortmunds Stürmer Frank Mill, dem beim 4:2 in Uerdingen drei Tore gelingen – seine ersten im BVB-Trikot. Rudi Völler schnürt beim 4:1 der Bremer bei Blau-Weiß 90 Berlin einen Doppelpack und erntet „Stilkritik“. Das 0:1 sei „ein Schweineschuss mit der Pike“ gewesen, schimpft Berlins Brefort. Aufsteiger FC Homburg kommt gegen Fortuna Düsseldorf (3:1) zu seinem allerersten Bundesligasieg.

Vor 20 Jahren wird Eintracht Frankfurt an einem Freitagabend dank eines 6:1 gegen die Stuttgarter Kickers neuer Tabellenführer. Lothar Sippel erzielt die Hälfte der Eintracht-Tore.

Vor fünf Jahren kommt die Nationalmannschaft zum höchsten Auswärtssieg ihrer Historie. Im Rahmen der EM-Qualifikation gewinnt die Elf von Joachim Löw im Stadion Olimpico zu Serravalle gegen San Marino 13:0. Zwölf Minuten hält der Abwehrwall der Gastgeber, dann eröffnet Lukas Podolski das Schützenfest. Dem Neu-Münchner gelingen insgesamt vier Treffer, die weiteren Schützen lauten: Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Thomas Hitzlsperger (je 2), Michael Ballack, Manuel Friedrich und Bernd Schneider, der einen Elfmeter verwandelt. Den will eigentlich Torwart Jens Lehmann schießen, aber die Gegner reden es ihm unterwegs aus: „Fairplay, please!“

7. September

Vor 20 Jahren endet die Krise des FC Bayern vorläufig. Im Olympiastadion schlägt der auf Platz neun abgestürzte Rekordmeister den Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern 1:0. Ein Elfmeter von Stefan Effenberg sorgt für die Entscheidung. Eine Entschuldigung haben die Pfälzer: Kapitän Stefan Kuntz fehlt, er knickt am Vortag beim Aussteigen aus dem Bus um und erleidet einen Bänderriss. Damit muss der Pechvogel auch auf sein Länderspiel-Debüt verzichten, Berti Vogts hat ihn für den Klassiker im Wembley-Stadion nominiert. Den höchsten Tagessieg meldet jedoch der kommende Meister VfB Stuttgart, der Bochum 4:1 bezwingt – dreimal trifft Fritz Walter.

Den einzigen Auswärtssieg verbucht der FC Schalke 04, dem der junge Torwart Jens Lehmann mit einer überragenden Leistung ein 2:1 in Wattenscheid rettet. Die Fans fordern, was erst sieben Jahre später wahr werden soll: „Lehmann für Deutschland!“

Vor 70 Jahren findet das Finale um den Reichsbund-Pokal statt. Die Vertretungen Sachsens und Bayerns ermitteln den besten von 16 Fußball-Gauen. 30.000 Zuschauer strömen nach Chemnitz und sehen einen 2:0-Heimsieg der Sachsen. Die Tore markieren der Dresdner Heinrich Schaffer per Elfmeter und Lokalmatador Ernst Willimowski, der allerdings im Abseits gestanden haben soll. Allein neun Sachsen gehören dem Dresdener SC an, darunter die bekannten Nationalspieler Willibald Kreß und Helmut Schön. Größte Namen auf der Gegenseite: Sigmund Haringer, Andreas Kupfer, Willi Simetsreiter. Bestnoten erhalten im Kicker Helmut Schön und Kupfer, überhaupt ist das Fachblatt angetan vom mit Haken und Ösen geführten Fight: „Wir wollen alle Umstände bedenken und darum den Spielern danken, dass sie wieder ein großes Spiel der deutschen Fußballgeschichte einverleibt haben.“

Am selben Tag startet die dritten Kriegsmeisterschaft; 214 Mannschaften spielen in den nunmehr 19 Gauen, denn das Reich wächst anno 1941. Zum Auftakt gibt es allein fünf zweistellige Ergebnisse, Waldhof Mannheim übertrifft alles: 15:2 beim VfR Plankstadt (Baden-Gau). Der Deutsche Meister Rapid Wien startet mit einem 2:1 über Lokalrivale Wiener SK – vor 16.000 Zuschauern. In Nürnberg spricht man noch ein paar Tage nach dem 6:3 des Club über WKG Neumeyer über das 3:2, das Verteidiger Willy Billmann erzielt – aus 40 Metern.

Einen echten Fehlstart in die Saison vermeldet Hertha BSC, das Brandenburg 05 nach zuvor sieben Siegen in diesem Duell glatt 0:4. unterliegt. Alle Tore fallen nach der Pause, der Kicker attestiert Berlins Meister immerhin „ungewöhnlich großes Schusspech“. Sogar ein Elfmeter wird vergeben.

Vor 40 Jahren spielt Bayern München in der Bundesliga in Oberhausen. Die Bayern nehmen zwar nur einen Punkt mit (1:1), aber ernten noch etliche blaue Flecken und Beulen. Jugendliche RWO-Fans stürmen nach dem Spiel den Rasen und prügeln auf die Bayern ein, selbst vor „Kaiser Franz“ haben sie keinen Respekt.

Vor 25 Jahren wirft der Deutsche Amateurmeister BVL Remscheid den 1. FC Kaiserslautern aus dem DFB-Pokal (3:0).

8. September

Vor 40 Jahren überzeugt die Nationalmannschaft in einem Testspiel gegen Mexiko. In Hannover gewinnt der kommende Europameister souverän mit 5:0, Gerd Müller schießt drei Tore, Horst Köppel und Günter Netzer, per Freistoß, sorgen für den Endstand. Helmut Schön experimentiert und wechselt mit Dieter Zembski (Bremen) und Arno Steffenhagen (Hertha BSC) zwei Debütanten ein.

Vor 30 Jahren zieht Aufsteiger 1. FC Nürnberg die Konsequenzen aus dem Fehlstart (0:10 Punkte) und entlässt Trainer Heinz Elzner. Am selben Tag gewinnt Bayern München auch sein Nachholspiel gegen den Karlsruher SC 4:1 und stellt den Startrekord der Bundesliga (fünf Siege) ein.

Vor zehn Jahren gibt es in den sieben Bundesligaspielen des Samstags keinen Heimsieg. Ottmar Hitzfeld triumphiert mit Meister Bayern an alter Wirkungsstätte und gewinnt bei Tabellenführer Borussia Dortmund mit 2:0. Bayer Leverkusen bleibt ungeschlagen und gewinnt in Mönchengladbach 1:0, erstmals in 38 Bundesliga-Jahren schießt ein Torwart das einzige Tor: Hans-Jörg Butt verwandelt in der dritten Minute einen Elfmeter.

9. September

Vor 60 Jahren braucht ein Schiedsrichter in der Oberliga Süd Polizeischutz. Weil Herr Meißner ein Tor des VfB Mühlburg gegen den FSV Frankfurt (0:0) wegen Abseits aberkennt, will ihm der VfB-Anhang ans Leder. Die Polizei errichtet einen Wall aus Leibern und bringt ihn „mit dem Bereitschaftswagen an die Autobahn“, wie das Sport Magazin festhält. Ansonsten fallen überall Tore, die Anhänger des Spitzentrios haben keinen Grund sich zu ärgern. Die Resultate: Nürnberg gegen Neckarau 3:0, 1860 München gegen SpVgg. Fürth 2:1, Eintracht Frankfurt gegen Schwaben Augsburg 4:0.

Bundestrainer Sepp Herberger sitzt unter 12.000 im Neckarstadion, wo der VfB Stuttgart die Bayern 2:1 bezwingt. Bayern hat ein Torwart-Problem, Ersatzkeeper Ladislav Jirasek ist dem Druck nicht gewachsen. „Mit vertauschten Torhütern wären die Rothosen Sieger geworden“, richtet das Sport Magazin hart. Es ist Jiraseks letztes Oberligaspiel für Bayern. Im Norden kassiert Meister HSV eine 1:2-Niederlage in Göttingen, 20.000 Zuschauer werden Zeuge der Überraschung. Held des Tages ist der nach einer Verletzung nur noch humpelnde Günther Spinnhoff, der beide Göttinger Tore schießt. Noch schlimmer ergeht es dem anderen Hansestadt-Klub Werder Bremen, der bei Concordia Hamburg 0:4 untergeht. „Werder, Elf der großen Namen – und der großen Rätsel“, titelt das Sport Magazin. Tabellenführer bleibt St. Pauli nach einem 2:1 im Ortsderby gegen Eimsbüttel.

Im Westen schießt Preußen Münster den Vogel ab – 7:1 gegen Hamborn 07 und noch zwei Elfmeter verschossen. Der 1. FC Köln verteidigt Platz eins durch ein 3:0 gegen Horst Emscher, Günther Schemmerling schießt alle Tore. Auf Schalke ist der Himmel königsblau, vor 30.000 gelingt ein 3:0 gegen Borussia Dortmund – zweimal trifft Berni Klodt. Fortuna Düsseldorf ziert nach einem 0:3 vor 18.000 am Aachener Tivoli das Tabellenende.

Im Südwesten fallen 48 Tore, im Schnitt pro Spiel sechs. In Koblenz gibt es die meisten, TuS Neuendorf deklassiert Borussia Neunkirchen 8:2, Tabellenführer Wormatia Worms hält sich gegen FV Engers (6:0) schadlos und auch der 1. FC Kaiserslautern findet allmählich in die Spur. Der Deutsche Meister 1951 schickt Phönix Ludwigshafen 6:1 nach Hause, Fritz Walter trifft zweifach und spielte „fast wie in alten Tagen“ (Sport Magazin).

Vor zehn Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag vervollständigt. Nun gibt es doch noch Heimsiege. Der 1. FC Kaiserslautern stürmt dank makelloser Bilanz – fünf Spiele, fünf Siege – gegen Werder Bremen (2:1) an die Spitze. Joker Miroslav Klose schießt das Siegtor und „feiert seine Wiedergeburt“ als Torjäger, wie der Kicker die fünfmonatige Ladehemmung des Jung-Nationalspielers pathetisch preißt. Der 1. FC Köln feiert Dirk Lottner, der nach seiner Einwechslung gegen den HSV zwei Tore schießt. Sein 2:1 fällt in letzter Minute und stürzt den HSV in eine tiefe Krise, Trainer Frank Pagelsdorf steht vor der Entlassung.

10. September

Vor 100 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Dresden gegen Österreich und unterliegt 1:2. Die Deutschen verlieren verdient, ein Chronist bescheinigt dem Nachbarn „das beste Training“ und „die bessere geistige Gewandtheit“. Das deutsche Tor nach dem Rückstand durch Schmieger (25.) erzielt Willys Worpitzky von Viktoria Berlin (35.). Kurz nach Wiederanpfiff sorgt der Wiener Neumann (49.) für den ersten Auswärtssieg in der Geschichte des österreichischen Fußballs. Bemerkenswert am deutschen Auftritt sind die knallroten Trikots, die Jürgen Klinsmann 2004 wieder einführen wird.

Vor 50 Jahren platzt der WM-Traum der DDR. In Ost-Berlin unterliegt die von Heinz Krügel trainierte Auswahl den Ungarn im Walter-Ulbricht-Stadion 2:3. Die Tore von Dieter Erler und Peter Ducke reichen nicht für das Chile-Ticket. Krügel tritt zurück.

Am selben Tag wird der sechste Spieltag der Oberligen ausgetragen. Im Süden ist Derby-Tag: Der FSV Frankfurt unterliegt der Eintracht vor 25.000 am Bornheimer Hang mit 0:5. Im Grünwalder Stadion gehen die Bayern gegen 1860 München 0:4 unter, nach 57 Minuten steht das Resultat fest. Bayern-Trainer Helmut Schneider sagt erschüttert: „Ich hätte mir nicht träumen lassen, was ich jetzt weiß.“ Kollege Max Merkel fand trotz des Prestige-Sieges noch ein Haar in der Suppe: „Manches kann noch besser werden.“

In Mannheim schlägt der VfR den SV Waldhof mit 3:2, in Fürth gibt es gegen Nürnberg keine Tore. Dennoch verteidigt der Club die Tabellenführung. Im Augsburger Stadtderby schlagen die Schwaben den BCA 2:0, vor 25.000 im Rosenau-Stadion zappeln auch Nationalspieler Helmut Haller (BCA) die Nerven – er scheitert mit seinem Elfmeter an Torwart Georg Mögele.

Im Westen regiert der 1. FC Köln – auch in der eigenen Stadt. Das 5:0 gegen die Viktoria sichert die Tabellenführung, die Torausbeute teilen sich Hans Schäfer (drei) und Karl-Heinz Thielen (zwei). Schalke 04 muss die Tabellenführung nach einem desaströsen Heim-1:5 gegen Preußen Münster abgeben, der Preuße Harald Beyer schießt vor 35.000 Zuschauern drei Tore. „Das war ein harter Schlag für uns, aber wir lassen uns nicht umwerfen“, versichert Schalke-Trainer Georg Gawliczek. RW Oberhausen macht den größten Sprung – das 3:0 gegen den Duisburger SV katapultiert RWO von Platz acht auf vier.

Im Südwesten marschiert das Spitzenduo im Gleichtakt: FK Pirmasens schlägt TuS Neuendorf 3:1, Verfolger Borussia Neunkirchen kommt ein Stückchen näher (3:0 vs. Eintr. Trier).

Im Norden nichts Neues: der HSV siegt und siegt, diesmal 1:0 bei Hannover 96. Klaus Stürmer entscheidet die hart umkämpfte Partie, geht aber schimpfend vom Feld: „Der Platz im Niedersachsenstadion ist schlecht geworden, der Rasen uneben so dass die Bälle wieder vom Fuß springen.“ Sturmpartner Uwe Seeler spielt nach seinem Zehenbruch quasi einbeinig, aber er verspricht: „Am nächsten Sonntag gegen St. Pauli werde ich auch wieder mit dem linken Fuß schießen können.“ Überraschend stark ist der VfV Hildesheim, der sogar bei Pokalfinalist Werder Bremen 1:0 gewinnt und mit 11:1 Punkten Platz zwei einnimmt.

Vor 20 Jahren kommt es zu einem überraschenden Transfer: Bayern München holt in höchster Personalnot den 37-jährigen Ex-Nationaltorwart Harald „Toni“ Schumacher, dessen erstes Training allein vier Fernsehteams an die Säbener Straße lockt. Schumacher kommt direkt aus Istanbul und gibt sich ungewohnt bescheiden: „Man hat mich für die Bank geholt, und da werde ich Platz nehmen.“

11. September

Vor 50 Jahren informiert das Sport Magazin seine Leser über die bevorstehende Übertragung des Europacup-Spiels von Meister 1. FC Nürnberg: „Das Deutsche Fernsehen plant vom Europapokal-Rückspiel Drumcondra gegen 1. FC Nürnberg einen Filmbericht zu bringen. Der Umfang der Sendung richtet sich nach den Rückreisebedingungen des Kamerateams.“ Andere (Sende-) Zeiten.

Vor 40 Jahren wird der sechste Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Es fallen nur 15 Tore, damit wird der Minusrekord von 1968/1969 (elfter Spieltag) eingestellt. Umso seltsamer, dass es kein 0:0 gibt. Das „Torfestival“ des Tages liefert noch der amtierende Meister Borussia Mönchengladbach, der am Bökelberg Hannover 96 mit 3:0 abserviert. Applaus gibt es schon vor dem Anpfiff, weil Berti Vogts als Fußballer des Jahres 1971 geehrt wird. Das Revierderby in der Glückauf-Kampfbahn gewinnt Gastgeber Schalke 1:0 (Tor: Herbert Lütkebohmert) und die Polizei beschlagnahmt im Dortmunder Block Dolche, Eisenketten und eine Gaspistole. Schalke bleibt Tabellenführer, die punktgleichen Bayern halten Anschluss und gewinnen erstmals nach fünf Jahren wieder in Kaiserslautern (2:0). Schlusslicht Arminia Bielefeld, über dem das Damokles-Schwert des Lizenzentzuges schwebt, kommt gegen Stuttgart (1:0) zum ersten Sieg 1971/1972.

Vor 20 Jahren gewinnt Weltmeister Deutschland zum zweiten Mal im mythischen Wembley-Stadion. Karl-Heinz Riedle köpft nach 45 Minuten nach Flanke von Thomas Doll das einzige Tor des Abends. Der junge Stefan Effenberg überzeugt in seinem zweiten Länderspiel als rechter Verteidiger, Jürgen Klinsmann darf nur neun Minuten spielen und ist sauer: „Berti Vogts muss doch wissen, was es für einen Fußballer bedeutet, hier zu spielen.“ Noch ein Misston des Abends: Die grünen Ausweichtrikots mit auffälligen Streifen gefallen nicht jedem. Die Ski-Olympiasiegerin Rosi Mittermaier sagt der Münchner Abendzeitung: „Diese Trikots sahen aus wie Spinat, den keiner essen mag.“

Vor zehn Jahren liegt ein Schatten über dem Start in die Champions-League-Saison. Während in New York das World Trade Center in Folge eines Terroranschlags in sich zusammenstürzt, müssen Borussia Dortmund und Schalke 04 Fußball spielen. Sofortige Proteste bei der UEFA werden abgeschmettert. BVB-Präsident Gerd Niebaum sagt: „An einem solchen Tag kann man nicht Fußball spielen.“ Die Borussen versuchen es dennoch und schlagen sich in Kiew passabel; nach 0:2-Rückstand gibt es noch ein 2:2 dank der Tore der ausländischen Stürmer Jan Koller und Marcio Amoroso. Rivale Schalke 04 muss ebenfalls ran, notgedrungen. Manager Rudi Assauer sagt: „Wenn wir Ausrichter gewesen wären, hätten wir nicht gespielt.“ Es wäre auch sportlich besser gewesen, denn Schalke verliert seine Champions-League-Premiere gegen Panathinaikos Athen vor eigenem Publikum 0:2. Dann reagiert die UEFA: Die Spiele des kommenden Tages werden abgesagt.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

5. September

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 27 Tore. Meister Bayern hat spielfrei, so zieht der HSV mit einem 3:1 gegen Köln zunächst gleich. Der VfB Stuttgart kassiert die einzige Heimniederlage (0:2 gegen Dortmund) des Tages, auch weil Bernd Martin mit einem Elfmeter an Eike Immel scheitert. Duisburgs Rudi Seliger dagegen verwandelt gegen Nürnberg (3:2) gleich zwei Elfmeter binnen drei Minuten. Der 1. FCN ist mit 0:10 Punkten Schlusslicht und stellt einen negativen Startrekord in der Bundesliga auf. Am selben Tag feiert Dynamo Dresden in der DDR-Oberliga ein Schützenfest – 10:1 gegen Aufsteiger Chemie Buna Schkopau.

6. September

Vor 25 Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag 1986/1987 komplett an einem Samstag ausgetragen. Meister Bayern gewinnt das Spitzenspiel gegen den HSV 3:1, ein 30-Meter-Tor von Zugang Andreas Brehme entscheidet das Spiel. Trainer Udo Lattek hat ihn dazu getrieben mit den Worten: „Andy, die Schonfrist ist abgelaufen!“ Die Tabellenführung behauptet jedoch Bayer Leverkusen (2:0 gegen Nürnberg), während Nachbar 1. FC Köln siegloser Letzter ist. Nach dem 0:2 in Mannheim rumort es am Rhein, Trainer Georg Kessler gibt schon Durchhalteparolen aus: „Wir müssen jetzt noch näher zusammenrücken!“

Mann des Tages ist Dortmunds Stürmer Frank Mill, dem beim 4:2 in Uerdingen drei Tore gelingen – seine ersten im BVB-Trikot. Rudi Völler schnürt beim 4:1 der Bremer bei Blau-Weiß 90 Berlin einen Doppelpack und erntet „Stilkritik“. Das 0:1 sei „ein Schweineschuss mit der Pike“ gewesen, schimpft Berlins Brefort. Aufsteiger FC Homburg kommt gegen Fortuna Düsseldorf (3:1) zu seinem allerersten Bundesligasieg.

Vor 20 Jahren wird Eintracht Frankfurt an einem Freitagabend dank eines 6:1 gegen die Stuttgarter Kickers neuer Tabellenführer. Lothar Sippel erzielt die Hälfte der Eintracht-Tore.

Vor fünf Jahren kommt die Nationalmannschaft zum höchsten Auswärtssieg ihrer Historie. Im Rahmen der EM-Qualifikation gewinnt die Elf von Joachim Löw im Stadion Olimpico zu Serravalle gegen San Marino 13:0. Zwölf Minuten hält der Abwehrwall der Gastgeber, dann eröffnet Lukas Podolski das Schützenfest. Dem Neu-Münchner gelingen insgesamt vier Treffer, die weiteren Schützen lauten: Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Thomas Hitzlsperger (je 2), Michael Ballack, Manuel Friedrich und Bernd Schneider, der einen Elfmeter verwandelt. Den will eigentlich Torwart Jens Lehmann schießen, aber die Gegner reden es ihm unterwegs aus: „Fairplay, please!“

7. September

Vor 20 Jahren endet die Krise des FC Bayern vorläufig. Im Olympiastadion schlägt der auf Platz neun abgestürzte Rekordmeister den Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern 1:0. Ein Elfmeter von Stefan Effenberg sorgt für die Entscheidung. Eine Entschuldigung haben die Pfälzer: Kapitän Stefan Kuntz fehlt, er knickt am Vortag beim Aussteigen aus dem Bus um und erleidet einen Bänderriss. Damit muss der Pechvogel auch auf sein Länderspiel-Debüt verzichten, Berti Vogts hat ihn für den Klassiker im Wembley-Stadion nominiert. Den höchsten Tagessieg meldet jedoch der kommende Meister VfB Stuttgart, der Bochum 4:1 bezwingt – dreimal trifft Fritz Walter.

Den einzigen Auswärtssieg verbucht der FC Schalke 04, dem der junge Torwart Jens Lehmann mit einer überragenden Leistung ein 2:1 in Wattenscheid rettet. Die Fans fordern, was erst sieben Jahre später wahr werden soll: „Lehmann für Deutschland!“

Vor 70 Jahren findet das Finale um den Reichsbund-Pokal statt. Die Vertretungen Sachsens und Bayerns ermitteln den besten von 16 Fußball-Gauen. 30.000 Zuschauer strömen nach Chemnitz und sehen einen 2:0-Heimsieg der Sachsen. Die Tore markieren der Dresdner Heinrich Schaffer per Elfmeter und Lokalmatador Ernst Willimowski, der allerdings im Abseits gestanden haben soll. Allein neun Sachsen gehören dem Dresdener SC an, darunter die bekannten Nationalspieler Willibald Kreß und Helmut Schön. Größte Namen auf der Gegenseite: Sigmund Haringer, Andreas Kupfer, Willi Simetsreiter. Bestnoten erhalten im Kicker Helmut Schön und Kupfer, überhaupt ist das Fachblatt angetan vom mit Haken und Ösen geführten Fight: „Wir wollen alle Umstände bedenken und darum den Spielern danken, dass sie wieder ein großes Spiel der deutschen Fußballgeschichte einverleibt haben.“

Am selben Tag startet die dritten Kriegsmeisterschaft; 214 Mannschaften spielen in den nunmehr 19 Gauen, denn das Reich wächst anno 1941. Zum Auftakt gibt es allein fünf zweistellige Ergebnisse, Waldhof Mannheim übertrifft alles: 15:2 beim VfR Plankstadt (Baden-Gau). Der Deutsche Meister Rapid Wien startet mit einem 2:1 über Lokalrivale Wiener SK – vor 16.000 Zuschauern. In Nürnberg spricht man noch ein paar Tage nach dem 6:3 des Club über WKG Neumeyer über das 3:2, das Verteidiger Willy Billmann erzielt – aus 40 Metern.

Einen echten Fehlstart in die Saison vermeldet Hertha BSC, das Brandenburg 05 nach zuvor sieben Siegen in diesem Duell glatt 0:4. unterliegt. Alle Tore fallen nach der Pause, der Kicker attestiert Berlins Meister immerhin „ungewöhnlich großes Schusspech“. Sogar ein Elfmeter wird vergeben.

Vor 40 Jahren spielt Bayern München in der Bundesliga in Oberhausen. Die Bayern nehmen zwar nur einen Punkt mit (1:1), aber ernten noch etliche blaue Flecken und Beulen. Jugendliche RWO-Fans stürmen nach dem Spiel den Rasen und prügeln auf die Bayern ein, selbst vor „Kaiser Franz“ haben sie keinen Respekt.

Vor 25 Jahren wirft der Deutsche Amateurmeister BVL Remscheid den 1. FC Kaiserslautern aus dem DFB-Pokal (3:0).

8. September

Vor 40 Jahren überzeugt die Nationalmannschaft in einem Testspiel gegen Mexiko. In Hannover gewinnt der kommende Europameister souverän mit 5:0, Gerd Müller schießt drei Tore, Horst Köppel und Günter Netzer, per Freistoß, sorgen für den Endstand. Helmut Schön experimentiert und wechselt mit Dieter Zembski (Bremen) und Arno Steffenhagen (Hertha BSC) zwei Debütanten ein.

Vor 30 Jahren zieht Aufsteiger 1. FC Nürnberg die Konsequenzen aus dem Fehlstart (0:10 Punkte) und entlässt Trainer Heinz Elzner. Am selben Tag gewinnt Bayern München auch sein Nachholspiel gegen den Karlsruher SC 4:1 und stellt den Startrekord der Bundesliga (fünf Siege) ein.

Vor zehn Jahren gibt es in den sieben Bundesligaspielen des Samstags keinen Heimsieg. Ottmar Hitzfeld triumphiert mit Meister Bayern an alter Wirkungsstätte und gewinnt bei Tabellenführer Borussia Dortmund mit 2:0. Bayer Leverkusen bleibt ungeschlagen und gewinnt in Mönchengladbach 1:0, erstmals in 38 Bundesliga-Jahren schießt ein Torwart das einzige Tor: Hans-Jörg Butt verwandelt in der dritten Minute einen Elfmeter.

9. September

Vor 60 Jahren braucht ein Schiedsrichter in der Oberliga Süd Polizeischutz. Weil Herr Meißner ein Tor des VfB Mühlburg gegen den FSV Frankfurt (0:0) wegen Abseits aberkennt, will ihm der VfB-Anhang ans Leder. Die Polizei errichtet einen Wall aus Leibern und bringt ihn „mit dem Bereitschaftswagen an die Autobahn“, wie das Sport Magazin festhält. Ansonsten fallen überall Tore, die Anhänger des Spitzentrios haben keinen Grund sich zu ärgern. Die Resultate: Nürnberg gegen Neckarau 3:0, 1860 München gegen SpVgg. Fürth 2:1, Eintracht Frankfurt gegen Schwaben Augsburg 4:0.

Bundestrainer Sepp Herberger sitzt unter 12.000 im Neckarstadion, wo der VfB Stuttgart die Bayern 2:1 bezwingt. Bayern hat ein Torwart-Problem, Ersatzkeeper Ladislav Jirasek ist dem Druck nicht gewachsen. „Mit vertauschten Torhütern wären die Rothosen Sieger geworden“, richtet das Sport Magazin hart. Es ist Jiraseks letztes Oberligaspiel für Bayern. Im Norden kassiert Meister HSV eine 1:2-Niederlage in Göttingen, 20.000 Zuschauer werden Zeuge der Überraschung. Held des Tages ist der nach einer Verletzung nur noch humpelnde Günther Spinnhoff, der beide Göttinger Tore schießt. Noch schlimmer ergeht es dem anderen Hansestadt-Klub Werder Bremen, der bei Concordia Hamburg 0:4 untergeht. „Werder, Elf der großen Namen – und der großen Rätsel“, titelt das Sport Magazin. Tabellenführer bleibt St. Pauli nach einem 2:1 im Ortsderby gegen Eimsbüttel.

Im Westen schießt Preußen Münster den Vogel ab – 7:1 gegen Hamborn 07 und noch zwei Elfmeter verschossen. Der 1. FC Köln verteidigt Platz eins durch ein 3:0 gegen Horst Emscher, Günther Schemmerling schießt alle Tore. Auf Schalke ist der Himmel königsblau, vor 30.000 gelingt ein 3:0 gegen Borussia Dortmund – zweimal trifft Berni Klodt. Fortuna Düsseldorf ziert nach einem 0:3 vor 18.000 am Aachener Tivoli das Tabellenende.

Im Südwesten fallen 48 Tore, im Schnitt pro Spiel sechs. In Koblenz gibt es die meisten, TuS Neuendorf deklassiert Borussia Neunkirchen 8:2, Tabellenführer Wormatia Worms hält sich gegen FV Engers (6:0) schadlos und auch der 1. FC Kaiserslautern findet allmählich in die Spur. Der Deutsche Meister 1951 schickt Phönix Ludwigshafen 6:1 nach Hause, Fritz Walter trifft zweifach und spielte „fast wie in alten Tagen“ (Sport Magazin).

Vor zehn Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag vervollständigt. Nun gibt es doch noch Heimsiege. Der 1. FC Kaiserslautern stürmt dank makelloser Bilanz – fünf Spiele, fünf Siege – gegen Werder Bremen (2:1) an die Spitze. Joker Miroslav Klose schießt das Siegtor und „feiert seine Wiedergeburt“ als Torjäger, wie der Kicker die fünfmonatige Ladehemmung des Jung-Nationalspielers pathetisch preißt. Der 1. FC Köln feiert Dirk Lottner, der nach seiner Einwechslung gegen den HSV zwei Tore schießt. Sein 2:1 fällt in letzter Minute und stürzt den HSV in eine tiefe Krise, Trainer Frank Pagelsdorf steht vor der Entlassung.

10. September

Vor 100 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Dresden gegen Österreich und unterliegt 1:2. Die Deutschen verlieren verdient, ein Chronist bescheinigt dem Nachbarn „das beste Training“ und „die bessere geistige Gewandtheit“. Das deutsche Tor nach dem Rückstand durch Schmieger (25.) erzielt Willys Worpitzky von Viktoria Berlin (35.). Kurz nach Wiederanpfiff sorgt der Wiener Neumann (49.) für den ersten Auswärtssieg in der Geschichte des österreichischen Fußballs. Bemerkenswert am deutschen Auftritt sind die knallroten Trikots, die Jürgen Klinsmann 2004 wieder einführen wird.

Vor 50 Jahren platzt der WM-Traum der DDR. In Ost-Berlin unterliegt die von Heinz Krügel trainierte Auswahl den Ungarn im Walter-Ulbricht-Stadion 2:3. Die Tore von Dieter Erler und Peter Ducke reichen nicht für das Chile-Ticket. Krügel tritt zurück.

Am selben Tag wird der sechste Spieltag der Oberligen ausgetragen. Im Süden ist Derby-Tag: Der FSV Frankfurt unterliegt der Eintracht vor 25.000 am Bornheimer Hang mit 0:5. Im Grünwalder Stadion gehen die Bayern gegen 1860 München 0:4 unter, nach 57 Minuten steht das Resultat fest. Bayern-Trainer Helmut Schneider sagt erschüttert: „Ich hätte mir nicht träumen lassen, was ich jetzt weiß.“ Kollege Max Merkel fand trotz des Prestige-Sieges noch ein Haar in der Suppe: „Manches kann noch besser werden.“

In Mannheim schlägt der VfR den SV Waldhof mit 3:2, in Fürth gibt es gegen Nürnberg keine Tore. Dennoch verteidigt der Club die Tabellenführung. Im Augsburger Stadtderby schlagen die Schwaben den BCA 2:0, vor 25.000 im Rosenau-Stadion zappeln auch Nationalspieler Helmut Haller (BCA) die Nerven – er scheitert mit seinem Elfmeter an Torwart Georg Mögele.

Im Westen regiert der 1. FC Köln – auch in der eigenen Stadt. Das 5:0 gegen die Viktoria sichert die Tabellenführung, die Torausbeute teilen sich Hans Schäfer (drei) und Karl-Heinz Thielen (zwei). Schalke 04 muss die Tabellenführung nach einem desaströsen Heim-1:5 gegen Preußen Münster abgeben, der Preuße Harald Beyer schießt vor 35.000 Zuschauern drei Tore. „Das war ein harter Schlag für uns, aber wir lassen uns nicht umwerfen“, versichert Schalke-Trainer Georg Gawliczek. RW Oberhausen macht den größten Sprung – das 3:0 gegen den Duisburger SV katapultiert RWO von Platz acht auf vier.

Im Südwesten marschiert das Spitzenduo im Gleichtakt: FK Pirmasens schlägt TuS Neuendorf 3:1, Verfolger Borussia Neunkirchen kommt ein Stückchen näher (3:0 vs. Eintr. Trier).

Im Norden nichts Neues: der HSV siegt und siegt, diesmal 1:0 bei Hannover 96. Klaus Stürmer entscheidet die hart umkämpfte Partie, geht aber schimpfend vom Feld: „Der Platz im Niedersachsenstadion ist schlecht geworden, der Rasen uneben so dass die Bälle wieder vom Fuß springen.“ Sturmpartner Uwe Seeler spielt nach seinem Zehenbruch quasi einbeinig, aber er verspricht: „Am nächsten Sonntag gegen St. Pauli werde ich auch wieder mit dem linken Fuß schießen können.“ Überraschend stark ist der VfV Hildesheim, der sogar bei Pokalfinalist Werder Bremen 1:0 gewinnt und mit 11:1 Punkten Platz zwei einnimmt.

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Vor 20 Jahren kommt es zu einem überraschenden Transfer: Bayern München holt in höchster Personalnot den 37-jährigen Ex-Nationaltorwart Harald „Toni“ Schumacher, dessen erstes Training allein vier Fernsehteams an die Säbener Straße lockt. Schumacher kommt direkt aus Istanbul und gibt sich ungewohnt bescheiden: „Man hat mich für die Bank geholt, und da werde ich Platz nehmen.“

11. September

Vor 50 Jahren informiert das Sport Magazin seine Leser über die bevorstehende Übertragung des Europacup-Spiels von Meister 1. FC Nürnberg: „Das Deutsche Fernsehen plant vom Europapokal-Rückspiel Drumcondra gegen 1. FC Nürnberg einen Filmbericht zu bringen. Der Umfang der Sendung richtet sich nach den Rückreisebedingungen des Kamerateams.“ Andere (Sende-) Zeiten.

Vor 40 Jahren wird der sechste Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Es fallen nur 15 Tore, damit wird der Minusrekord von 1968/1969 (elfter Spieltag) eingestellt. Umso seltsamer, dass es kein 0:0 gibt. Das „Torfestival“ des Tages liefert noch der amtierende Meister Borussia Mönchengladbach, der am Bökelberg Hannover 96 mit 3:0 abserviert. Applaus gibt es schon vor dem Anpfiff, weil Berti Vogts als Fußballer des Jahres 1971 geehrt wird. Das Revierderby in der Glückauf-Kampfbahn gewinnt Gastgeber Schalke 1:0 (Tor: Herbert Lütkebohmert) und die Polizei beschlagnahmt im Dortmunder Block Dolche, Eisenketten und eine Gaspistole. Schalke bleibt Tabellenführer, die punktgleichen Bayern halten Anschluss und gewinnen erstmals nach fünf Jahren wieder in Kaiserslautern (2:0). Schlusslicht Arminia Bielefeld, über dem das Damokles-Schwert des Lizenzentzuges schwebt, kommt gegen Stuttgart (1:0) zum ersten Sieg 1971/1972.

Vor 20 Jahren gewinnt Weltmeister Deutschland zum zweiten Mal im mythischen Wembley-Stadion. Karl-Heinz Riedle köpft nach 45 Minuten nach Flanke von Thomas Doll das einzige Tor des Abends. Der junge Stefan Effenberg überzeugt in seinem zweiten Länderspiel als rechter Verteidiger, Jürgen Klinsmann darf nur neun Minuten spielen und ist sauer: „Berti Vogts muss doch wissen, was es für einen Fußballer bedeutet, hier zu spielen.“ Noch ein Misston des Abends: Die grünen Ausweichtrikots mit auffälligen Streifen gefallen nicht jedem. Die Ski-Olympiasiegerin Rosi Mittermaier sagt der Münchner Abendzeitung: „Diese Trikots sahen aus wie Spinat, den keiner essen mag.“

Vor zehn Jahren liegt ein Schatten über dem Start in die Champions-League-Saison. Während in New York das World Trade Center in Folge eines Terroranschlags in sich zusammenstürzt, müssen Borussia Dortmund und Schalke 04 Fußball spielen. Sofortige Proteste bei der UEFA werden abgeschmettert. BVB-Präsident Gerd Niebaum sagt: „An einem solchen Tag kann man nicht Fußball spielen.“ Die Borussen versuchen es dennoch und schlagen sich in Kiew passabel; nach 0:2-Rückstand gibt es noch ein 2:2 dank der Tore der ausländischen Stürmer Jan Koller und Marcio Amoroso. Rivale Schalke 04 muss ebenfalls ran, notgedrungen. Manager Rudi Assauer sagt: „Wenn wir Ausrichter gewesen wären, hätten wir nicht gespielt.“ Es wäre auch sportlich besser gewesen, denn Schalke verliert seine Champions-League-Premiere gegen Panathinaikos Athen vor eigenem Publikum 0:2. Dann reagiert die UEFA: Die Spiele des kommenden Tages werden abgesagt.