DFB-Wochenschau: Neun-Tore-Finale und Meister-Drama

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. Mai

Vor 30 Jahren stellt Bayern München die Weichen für die Meisterschaft 1981. „Das war’s“, sagt der Schütze des ersten Tors, Paul Breitner, noch etwas vorschnell. Nach einem glanzvollen 3:0 beim 1. FC Köln haben die Bayern drei Spiele vor Schluss zwei Zähler Vorsprung vor dem HSV, der zu Hause dem VfB Stuttgart 1:3 unterliegt. Mann des Tages ist der nur 164 Zentimeter kleine Türke Ilyas Tüfekci, dem in Hamburg zwei Kopfballtore gelingen. Auch im Keller fallen Vorentscheidungen: Schalke 04 kassiert nach dem 0:6 gegen Bochum in Duisburg die nächste Abfuhr (1:5) und rutscht auf den letzten Platz ab. Der kommende Manager Rudi Assauer, ab 1. Juli 1981 unter Vertrag, hat keine Hoffnung: „Die Chancen auf den Klassenerhalt stehen 1:9!“ Punktgleich, aber in besserer Form ist der Vorletzte Bayer Uerdingen, der in Frankfurt ein 2:2 holt. Arminia Bielefeld hofft nach dem ersten Auswärtssieg seit fünf Monaten (2:0 in Bochum) auf die Rettung, die im Winter noch illusorisch gewesen ist. In der Zweiten Liga (Nord) verspielt Hertha BSC im Spitzenspiel gegen Eintracht Braunschweig (2:4) ihre Aufstiegschance, nur der Schatzmeister lacht über die Rekordkulisse des Wochenendes in Deutschland: 68.767 Zuschauer!

Vor zehn Jahren findet in Dortmund ein begeisterndes Finale statt. Im UEFA-Cup-Endspiel trifft der FC Liverpool mit Markus Babbel und Dietmar Hamann auf den spanischen Außenseiter CD Alaves. Zur Pause sieht der Favorit wie der klare Sieger aus und führt mit 3:1, auch Nationalspieler Markus Babbel ist unter den Torschützen. Doch Moreno gleicht binnen drei Minuten aus, und nach Fowlers 4:3 ist der Sohn von Johan Cruyff, Jordi, in vorletzter Minute zur Stelle – 4:4. Drei Minuten vor Schluss der Verlängerung entscheidet ausgerechnet ein Eigentor von Geli das hochdramatische Spiel. Der Schiedsrichter pfeift nach dem 5:4 sofort ab, damals gilt die Golden Goal-Regelung.

17. Mai

Vor 80 Jahren finden die ersten Viertelfinals um die Deutsche Meisterschaft statt. Der HSV schlägt Eintracht Frankfurt mit 2:0 und feiert den Doppeltorschützen Walter Wollers. Der Kicker richtete dennoch hart: „Ein sehr armseliger Meisterschaftskampf. Die Eintrachtelf konnte man noch entschuldigen, aber den HSV? Übertrainiert? Es sieht fast so aus.“ Titelverteidiger Hertha BSC schlägt vor 45.000 im Post-Stadion die Spielvereinigung Fürth mit 3:1, der Fürther Urbel Krauß fliegt nach dem entscheidenden dritten Tor vom Platz (85.). Eine schon sensationelle Wende nimmt das Spiel vor 25.000 im Dresdner Ostra-Gehege, wo Holstein Kiel nach 1:3-Pausenrückstand noch 4:3 beim DSC gewinnt. Werner Widmayer schießt das Siegtor für die Gäste. 1860 München und TeBe Berlin spielen erst am Sonntag darauf.

Vor 75 Jahren werden die Gruppenspiele in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft abgeschlossen. Meister Schalke 04 schafft auf den letzten Drücker den Sprung ins Halbfinale, weil Ernst Kuzorra einen großen Tag hat: Im Spitzenspiel gegen PSV Chemnitz, das vor 55.000 Zuschauern in Dresden stattfindet, schießt er in den ersten 13 Minuten zwei Tore, was letztlich zum 2:1-Sieg reicht. In Gruppe B setzt sich Schlesien-Meister Vorwärts Gleiwitz (3:1 gegen Viktoria Stolp) durch, Werder Bremens 2:0 über Eimsbüttel reicht nicht. In Gruppe C ist Nürnberg schon länger durch, weshalb dem Club in Augsburg nur 12.000 beim 2:1gegen Wormatia Worms zusehen. Auch in Gruppe D ist die Luft raus, Fortuna Düsseldorf hat alles klar gemacht, lässt sich aber auch gegen Waldhof Mannheim (3:1) nicht hängen.

Vor 30 Jahren kehrt Darmstadt 98 in die Bundesliga zurück. Die Südhessen gewinnen am vorletzten Spieltag beim SC Freiburg 4:0.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. Mai

Vor 30 Jahren stellt Bayern München die Weichen für die Meisterschaft 1981. „Das war’s“, sagt der Schütze des ersten Tors, Paul Breitner, noch etwas vorschnell. Nach einem glanzvollen 3:0 beim 1. FC Köln haben die Bayern drei Spiele vor Schluss zwei Zähler Vorsprung vor dem HSV, der zu Hause dem VfB Stuttgart 1:3 unterliegt. Mann des Tages ist der nur 164 Zentimeter kleine Türke Ilyas Tüfekci, dem in Hamburg zwei Kopfballtore gelingen. Auch im Keller fallen Vorentscheidungen: Schalke 04 kassiert nach dem 0:6 gegen Bochum in Duisburg die nächste Abfuhr (1:5) und rutscht auf den letzten Platz ab. Der kommende Manager Rudi Assauer, ab 1. Juli 1981 unter Vertrag, hat keine Hoffnung: „Die Chancen auf den Klassenerhalt stehen 1:9!“ Punktgleich, aber in besserer Form ist der Vorletzte Bayer Uerdingen, der in Frankfurt ein 2:2 holt. Arminia Bielefeld hofft nach dem ersten Auswärtssieg seit fünf Monaten (2:0 in Bochum) auf die Rettung, die im Winter noch illusorisch gewesen ist. In der Zweiten Liga (Nord) verspielt Hertha BSC im Spitzenspiel gegen Eintracht Braunschweig (2:4) ihre Aufstiegschance, nur der Schatzmeister lacht über die Rekordkulisse des Wochenendes in Deutschland: 68.767 Zuschauer!

Vor zehn Jahren findet in Dortmund ein begeisterndes Finale statt. Im UEFA-Cup-Endspiel trifft der FC Liverpool mit Markus Babbel und Dietmar Hamann auf den spanischen Außenseiter CD Alaves. Zur Pause sieht der Favorit wie der klare Sieger aus und führt mit 3:1, auch Nationalspieler Markus Babbel ist unter den Torschützen. Doch Moreno gleicht binnen drei Minuten aus, und nach Fowlers 4:3 ist der Sohn von Johan Cruyff, Jordi, in vorletzter Minute zur Stelle – 4:4. Drei Minuten vor Schluss der Verlängerung entscheidet ausgerechnet ein Eigentor von Geli das hochdramatische Spiel. Der Schiedsrichter pfeift nach dem 5:4 sofort ab, damals gilt die Golden Goal-Regelung.

17. Mai

Vor 80 Jahren finden die ersten Viertelfinals um die Deutsche Meisterschaft statt. Der HSV schlägt Eintracht Frankfurt mit 2:0 und feiert den Doppeltorschützen Walter Wollers. Der Kicker richtete dennoch hart: „Ein sehr armseliger Meisterschaftskampf. Die Eintrachtelf konnte man noch entschuldigen, aber den HSV? Übertrainiert? Es sieht fast so aus.“ Titelverteidiger Hertha BSC schlägt vor 45.000 im Post-Stadion die Spielvereinigung Fürth mit 3:1, der Fürther Urbel Krauß fliegt nach dem entscheidenden dritten Tor vom Platz (85.). Eine schon sensationelle Wende nimmt das Spiel vor 25.000 im Dresdner Ostra-Gehege, wo Holstein Kiel nach 1:3-Pausenrückstand noch 4:3 beim DSC gewinnt. Werner Widmayer schießt das Siegtor für die Gäste. 1860 München und TeBe Berlin spielen erst am Sonntag darauf.

Vor 75 Jahren werden die Gruppenspiele in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft abgeschlossen. Meister Schalke 04 schafft auf den letzten Drücker den Sprung ins Halbfinale, weil Ernst Kuzorra einen großen Tag hat: Im Spitzenspiel gegen PSV Chemnitz, das vor 55.000 Zuschauern in Dresden stattfindet, schießt er in den ersten 13 Minuten zwei Tore, was letztlich zum 2:1-Sieg reicht. In Gruppe B setzt sich Schlesien-Meister Vorwärts Gleiwitz (3:1 gegen Viktoria Stolp) durch, Werder Bremens 2:0 über Eimsbüttel reicht nicht. In Gruppe C ist Nürnberg schon länger durch, weshalb dem Club in Augsburg nur 12.000 beim 2:1gegen Wormatia Worms zusehen. Auch in Gruppe D ist die Luft raus, Fortuna Düsseldorf hat alles klar gemacht, lässt sich aber auch gegen Waldhof Mannheim (3:1) nicht hängen.

Vor 30 Jahren kehrt Darmstadt 98 in die Bundesliga zurück. Die Südhessen gewinnen am vorletzten Spieltag beim SC Freiburg 4:0.

Vor 20 Jahren gewinnt Bayern München in Dortmund nach 1:2-Rückstand 3:2. Im Freitagabendspiel wird der junge Christian Ziege zum Helden des Abends, zehn Minuten nach seiner Einwechslung schießt er das Siegtor. Raimond Aumann macht eine Beute, auf die er verzichten kann: BVB-Fans bewerfen den Bayern-Torwart mit allerlei, auch mit einer Haarbürste. Im Osten des Landes ist die andere deutsche Liga schon weiter: Nach Hansa Rostock ist auch Dynamo Dresden am Ziel. Mit einem 2:1 bei Lok Leipzig sichern sich die Sachsen den zweiten Aufsteigerplatz in die Bundesliga. Torsten Gütschows Tor in der 86. Minute löst Freudenböller im Gäste-Block aus. Auch die Abstiegsfrage in der letzten Saison der alten DDR-Oberliga, die nun Oberliga Nordost heißt, ist geklärt: Energie Cottbus (1:2 in Eisenhüttenstadt) folgt Victoria Frankfurt/Oder. Der FC Berlin rettet sich durch ein 2:1 gegen Chemnitz – vor nur 811 Zuschauern.

Vor fünf Jahren findet das Champions-League Finale in Paris statt. Arsenal London trifft auf den FC Barcelona. Der einzige Deutsche scheidet schon nach 20 Minuten aus: Arsenal-Torwart Jens Lehmann kassiert nach einer Notbremse gegen Samuel Eto’o den siebten Platzverweis seiner Karriere. Trotz Unterzahl geht Arsenal in Führung, aber in der letzten Viertelstunde dreht Barca das Spiel zum 2:1-Endstand. Lehmann reist frustriert ins deutsche WM-Quartier und sagt: "Dieses Spiel nehme ich wahrscheinlich mit ins Grab."

18. Mai

Vor 70 Jahren finden Entscheidungsspiele zur Deutschen Meisterschaft statt – in Hin- und Rückspielen werden zwei der Halbfinalisten ermittelt. Das wird notwendig, da es sechs Gruppen gegeben hat. Nur zwei Gruppensieger sind direkt qualifiziert. Der Dresdner SC nimmt die zusätzliche Hürde und schlägt Vorwärts Gleiwitz zuhause 3:0, Helmut Schön trifft gleich in der ersten Minute. Auch Meister Schalke 04 gewinnt 3:0, doch hier siegt der längere Atem: erst in der 76. Minute brechen beim HSV alle Dämme, Szepan, Füller und Eppenhoff treffen im Endspurt vor 35.000 im Stadion Rote Erde in Dortmund – damals noch kein Feindesland für die Schalker.

Vor 20 Jahren gibt es in der Bundesliga nur einen Heimsieg, der HSV schlägt Abstiegskandidat Uerdingen (2:0). Die Topklubs spielen auswärts und punkten, das Spitzenduo rückt enger zusammen. Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern lässt in Düsseldorf (0:0) einen Punkt und verliert Torwart Gerry Ehrmann durch einen unberechtigten Platzverweis. Der Rot-Sünder zetert: „Es kommt noch so weit, dass Schiedsrichter die Meisterschaft entscheiden.“ Ansonsten sind die Pfälzer dennoch gut gelaunt und präsentieren nach dem Spiel T-Shirts, die Verfolger Bayern (3:2 am Vortag in Dortmund) ärgern sollen. Da steht zu lesen: „München, eine Weltstadt mit Schmerz“. Oder: „Bayern ist laut, wir sind Lautern“. Dahinter steckt Kapitän Stefan Kuntz.

Vor 15 Jahren geht die Bundesliga tränenreich zu Ende. Nach dem Abstiegsfinale zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Kaiserslautern (1:1) steht fest, dass die Pfälzer Eintracht Frankfurt und den KFC Uerdingen in die Zweite Liga begleiten müssen. Das ist zuviel für Andreas Brehme, der in den Armen von Leverkusens Rudi Völler im Premiere-Studio bittere Tränen vergießt. „Plötzlich wurde mir bewusst, dass ein guter Freund von mir abgestiegen ist“, so Völler. Sechs Jahre zuvor haben sie in Rom noch Weltmeister-Freuden geteilt.

Weitere Entscheidungen am letzten Spieltag 1995/1996: Der HSV rettet sich mit einem 4:1 in Frankfurt in den UEFA-Cup, auch weil Aufsteiger Hansa Rostock im letzten Heimspiel (0:1) Punkte und Nerven verliert. Gegner 1. FC Köln rettet sich durch ein Tor von Holger Gaißmayer vor dem Abstieg. Lustig ist es in München, Vizemeister FC Bayern lässt die Saison etwas nachlässig ausklingen. Co-Trainer Klaus Augenthaler vertritt Franz Beckenbauer (Nierenkolik) und verzählt sich bei den Auswechslungen: Er bringt zur zweiten Halbzeit gegen Fortuna Düsseldorf gleich vier neue Spieler aufs Feld. Drei wollte er, dann wird ihm signalisiert, dass Oliver Kahn nicht mehr kann. So bekommt auch Ersatzkeeper Probst den Einsatzbefehl, aber da Augenthaler keinen der drei Feldspielerwechsel rückgängig macht, ist die zweite Hälfte irregulär. Augenthaler zerknirscht nach dem zweiten Münchner Wechselfehler binnen eines Jahres: „Amateure, Ausländer, neue Regeln, da brauchst fast a Sekretärin.“ Fortuna legt jedoch keinen Protest ein und ist mit dem 2:2 zufrieden.

19. Mai

Vor 30 Jahren unterliegt die Nationalmannschaft in Stuttgart Brasilien mit 1:2. Vor der Pause überlegen, gelingt ihr durch Klaus Fischer eine verdiente Führung. Doch der WM-Favorit dreht den Spieß um, Cerezo und Junior überwinden den eingewechselten Torwart Eike Immel. Paul Breitner vergibt nach 80 Minuten die große Ausgleichschance gleich zweimal: Torhüter Valdir pariert seinen Elfmeter, bewegt sich aber zu früh. Aber auch in der Wiederholung scheitert der sonst so sichere Schütze Breitner. Nach dem Spiel kommt es zu einem Eklat: Bernd Schuster versäumt unentschuldigt eine interne Feier, fliegt nach Barcelona und wird von Bundestrainer Jupp Derwall aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen.

Vor 25 Jahren entgeht Borussia Dortmund dem Abstieg nur um Haaresbreite. Im zweiten Relegationsspiel gegen Fortuna Köln läuft bereits die letzte Minute, als die Fortunen im Westfalenstadion eine Ecke erhalten. Sie führen in der Addition beider Spiele 3:2, nur noch Sekunden trennen sie von der Bundesliga. Borussia wehrt ab und startet den letzten Angriff der Partie: Über Bernd Storck, Daniel Simmes und Ingo Anderbrügge kommt der Ball zu Jürgen Wegmann, der aus zwei Metern Mühe hat, diesen über die Linie zu bugsieren. Dennoch wird das Tor zum achtbesten Treffer der BVB-Historie gewählt. Die Entscheidung um den 18. Platz der Saison 1986/1987 wird vertagt und ein drittes Spiel in Düsseldorf angesetzt.

Vor 15 Jahren gibt es in Spanien einen Elfmeter-Weltrekord für Erstligaspiele. Bei Real Oviedo gegen Real Valladolid (3:8) werden sechs Tore durch Strafstöße erzielt, zwei für jedes Team. Für Oviedo trifft der spätere Bundesliga-Torschützenkönig Thomas Christiansen zweimal vom Punkt. Schiedsrichter Japon Sevilla verhängt zudem zwei Platzverweise gegen Oviedo, das zur Pause noch 2:1 führt.

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Vor zehn Jahren erlebt die Bundesliga das dramatischste Meisterschaftsfinale ihres Bestehens. Bayern München in Hamburg und Schalke 04 zu Hause gegen Unterhaching kämpfen im Fernduell um die Schale. Die Bayern haben drei Punkte Vorsprung, ihnen reicht ein Unentschieden – und so spielen sie auch. Abwartend, beinahe passiv. Lange besteht kein Grund zum Angriff, Absteiger Unterhaching führt in Schalke 2:0 und bis zur 73. Minute noch 3:2, dann drehen ein Doppelschlag von Jörg Böhme und ein Tor von Ebbe Sand die Partie. Als das 5:3 fällt für Schalke, steht es in Hamburg noch 0:0, der Sieg scheint nichts wert zu sein. Dann, um 17.15 Uhr köpft plötzlich Sergej Barbarez das 1:0 für den HSV, Schalke wäre jetzt Meister. Aber Schiedsrichter Markus Merk lässt drei Minuten nachspielen. Auf Schalke wird abgepfiffen, die ersten Fans feiern schon, auf der Anzeigetafel laufen die Bilder aus Hamburg. Oliver Kahn pusht seine demoralisierten Mitspieler nach vorne: „Weiter machen, immer weiter machen!“ Ein verbotenes Handspiel nach Rückpass von Tomas Ujfalusi auf Torwart Mathias Schober bringt den Bayern eine letzte Chance: indirekter Freistoß im Strafraum. Kapitän Stefan Effenberg bestimmt Patrick Andersson als Schützen, der findet prompt eine Lücke in der fast auf der Torlinie stehenden HSV-Mauer. Es ist Anderssons einziges Tor für die Bayern – und dann gleich das Meistertor. Schalke war genau 4:38 Minuten gefühlter Meister und weint bittere Tränen. Dafür macht der Boulevard sie zum „Meister der Herzen“. Bundeskanzler Gerhard Schröder gratuliert: „Es hat sich wieder mal gezeigt, wie professionell die Bayern sind.“ Deren Präsident Franz Beckenbauer sagt: „Es ist ein Wunder, dass wir Meister geworden sind.“

20. Mai

Vor 60 Jahren wird die Meister-Endrunde fortgesetzt. In Gruppe eins gibt es zwei Heimsiege, in Gruppe zwei zwei Auswärtssiege. Entschieden ist nach der Hälfte des Programms nichts, nur dass sich die Verlierer der ersten Gruppe kaum noch Hoffnungen machen dürfen. Schalke 04 ist nach dem 0:1 vor 70.000 Zuschauern in Ludwigshafen, wo der 1. FC Kaiserslautern seine Heimspiele austrägt, mit 1:5 Punkten aus dem Rennen. Werner Baslers frühes Tor (5. Minute) bleibt das einzige des Tages in einem vor der Pause hochklassigen Spiel. „Schalke krankt am Mittelstürmer-Problem“, analysiert das Sport Magazin. Die Spielvereinigung Fürth hat solche Probleme nicht und meldet durch ein 4:1 gegen St. Pauli weiter Ansprüche auf Gruppensieg, Stürmer Horst Schade trifft dreifach. In Gruppe 2 erlebt Geheimfavorit Preußen Münster nach zwei Siegen trotz 2:1-Führung einen Reinfall im Heimspiel gegen TeBe Berlin (2:3), das durch Hanne Berndt in der 88. Minute zum Sieg kommt. Lange Gesichter auch am Hamburger Rothenbaum, wo der HSV trotz Feldüberlegenheit seinem alten Rivalen 1. FC Nürnberg 1:2 unterliegt. Nationalspieler Max Morlock sagt stolz: „Wir haben die bessere Taktik angewandt. Es hat uns nicht gestört, dass wir oft nur drei oder vier Stürmer vorne hatten.“ Anno 1952 spielt man gewöhnlich mit fünf Stürmern, nach dem so genannten WM-System. HSV-Trainer Georg Knöpfle gibt sich vor der Presse kämpferisch: „Unsere Hoffnung ist, dass Fortuna uns beim nächsten Mal wenigstens etwas zulächelt, denn ich denke nicht daran, mit meiner Mannschaft aufzustecken.“

Am selben Tag muss der DDR-Meister in einem Entscheidungsspiel ermittelt werden, da das Torverhältnis 1951 keine Rolle spielt im Osten Deutschlands. So strömen 60.000 Zuschauer nach Chemnitz, um Chemie Leipzig oder Turbine Erfurt die Daumen zu drücken. Die Kulisse ist Saisonrekord und dem Anlass angemessen. Erfurt beklagt den Verlust zweier Stammkräfte, Wolfgang Nitsche und Helmut Nordhaus hätten sich im Rahmen eines (inoffiziellen) Länderspiels gegen Polen „nicht linientreu“ verhalten und müssen auf Geheiß von oben zusehen. Sie werden gesperrt. Das schmälert den Leipziger Sieg in den Augen vieler, zumal Erfurt auch ohne seine Besten überlegen agiert. Aber Chemie schießt die Tore, Gerhard Helbig und Rudolf Krause treffen nach der Pause binnen fünf Minuten. Am Rande bemerkt: Die Reporter haben es schwer, das Ereignis zu verkünden, denn im Stadion gibt es nur ein einziges Telefon.

Vor 50 Jahren beginnen die Endrunden-Spiele um die Meisterschaft in zwei Vierer-Gruppen mit einem Paukenschlag: Borussia Dortmund siegt bei Meister HSV 5:2. 65.000 Zuschauer im Volkspark-Stadion sind fassungslos, denn das Unheil kommt aus heiterem Himmel. Bis zur 67. Minute führen die Hamburger 2:1, Uwe Seeler hat wieder sein Kopfballtor gemacht – doch „in dem Augenblick, wo der HSV das Spielgeschehen an sich gerissen hatte, kam der Ausgleich“ (Sport Magazin). Konietzka, Schütz (2) und Aki Schmidt haben kein Erbarmen mit dem Meister, der nach dem unglücklichen Aus in drei Europacup-Spielen gegen Barcelona etwas demoralisiert in die Endrunde gegangen ist. BVB-Trainer Max Merkel wehrt Glückwünsche für seine Taktik cool ab: „Ich werde dafür bezahlt, dass ich mir etwas einfallen lasse.“ Vergleichsweise unspektakulär dagegen das andere Gruppenspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Saarbrücken (1:1). Eintracht-Trainer Paul Oßwald beklagt die übergroße Nervosität seiner Elf und das Pech, „obwohl ich das Wort nicht gerne in den Mund nehme.“ In Gruppe zwei überzeugt Nürnberg mit einem 2:0 bei Hertha BSC 64.000 Zuschauer von seiner Meisterreife, Heinz Strehl und Josef Zenger schießen die Tore binnen 60 Sekunden schon vor der Pause. Der 1. FC Köln und Werder Bremen trennen sich 1:1 (1:0), Thielens Führung gleicht Schütz aus. Bester Mann auf dem Platz ist der spätere dänische Nationaltrainer. „An Piontek zerbrachen Kölns Angriffe“, feiert das Sport Magazin das Bremer Abwehrtalent.

Vor 30 Jahren gewinnt Ipswich Town trotz einer 2:4-Rückspielniederlage bei Ajax Amsterdam den UEFA-Pokal. Im Hinspiel haben die Briten ein 3:0 vorgelegt.

Vor zehn Jahren stiegt der FC St. Pauli in die Bundesliga auf. Im letzten Saisonspiel erzielt Joker Deniz Baris das erlösende 2:1 bei Meister 1. FC Nürnberg, Waldhof Mannheim hilft das 4:0 über Mainz 05 nichts. Nürnbergs Torwart Andreas Köpke, Europameister 1996, beendet an diesem Tag im Alter von 39 Jahren seine Karriere. Leicht fällt es ihm nicht. „Ich konnte kaum schlafen, es war schlimmer als vor dem EM-Finale“, sagt Köpke.

Vor fünf Jahren stehen zwei deutsche Teams im UEFA-Cup-Finale der Frauen. Titelverteidiger Turbine Potsdam trifft auf den FFC Frankfurt und enttäuscht seinen Anhang schwer: Schon nach dem Hinspiel in Potsdam ist die Luft raus, die Frankfurterinnen gewinnen 4:0. Renate Lingor erzielt zwei Tore, Sandra Albertz und Kerstin Garefrekes je eins.

21. Mai

Vor 100 Jahren stehen die Finalisten im Kampf um die Deutsche Meisterschaft fest. Der VfB Leipzig schlägt Titelverteidiger Karlsruher FV vor 4000 Zuschauern in Frankfurt mit 2:0, Heinrich Riso und Emil Feiler schießen die Tore, überragender Mann auf dem Platz ist jedoch Mitteläufer Camillo Ugi. In Hamburg läuft zur gleichen Stunde ein noch einseitigeres Spiel ab: Viktoria 1889 Berlin weist Holstein Kiel in die Schranken (4:0). Paul Kugler (10.) und Willi Worpitzky (22.) sorgen schon in der ersten Hälfte für klare Verhältnisse, Robert Krüger (61.) und erneut Worpitzky (72.) erhöhen auf 4:0. In Reihen der Kieler stehen übrigens damals schon Legionäre, Karlo und Sophus Nielsen aus Dänemark können das Aus aber auch nicht verhindern.

Vor 40 Jahren gewinnt Chelsea London den Europacup der Pokalsieger. In der Wiederholung zwar, aber immerhin. Zwei Tage zuvor hat man sich in Athen 1:1 getrennt, nun heißt es an selber Stelle 2:1.

Vor fünf Jahren trennt sich Borussia Mönchengladbach acht Tage nach Saisonschluss von Trainer Horst Köppel. Nachfolger wird Jupp Heynckes.

22. Mai

Vor 40 Jahren gibt es in der Bundesliga kein Unentschieden und allerlei seltsame Resultate. „Mir kann keiner erzählen, dass in Schalke und Köln alles mit rechten Dingen zugegangen ist. So macht man die Bundesliga kaputt“, gibt Frankfurts Trainer Erich Ribbeck den Betrugsgerüchten neue Nahrung. In der Tat werden die Partien 1. FC Köln gegen RW Oberhausen (2:4), die von „Schieber“-Rufen gestört wird, und Schalke gegen Kickers Offenbach (1:2) nach Saisonschluss Gegenstand sportjuristischer Ermittlungen. Bewiesen ist zu diesem Zeitpunkt jedoch nichts, entschieden auch nichts. Fünf Mannschaften stecken zwei Spiele vor Schluss noch im Abstiegskampf. Für RW Essen sieht es nach dem 2:3 in Frankfurt am schlechtesten aus, zweimal verspielt RWE eine Führung im Waldstadion. In Stuttgart stürmen Jugendliche kurz vor Schluss der Partie gegen Hannover (1:2) den Rasen, erst VfB-Spieler können sie beruhigen und einen Abbruch verhindern.

Bei all den Turbulenzen geht die Meisterfrage fast unter, dabei ist sie offener denn je: Gladbach (4:3 in Dortmund) und Bayern (1:0 durch ein Breitner-Tor in Bremen) trennt nur ein Tor. Dass es nicht ein Punkt wurde, liegt an Berti Vogts, der in Dortmund mit einem Solo vom eigenen Strafraum seinen ersten Saisontreffer, das entscheidende 4:3, auf schier sensationelle Weise erzielt.

Vor 20 Jahren gewinnt Inter Mailand mit drei deutschen Spielern den UEFA-Cup. Im rein italienischen Finale reicht der Mannschaft von Giovanni Trapattoni eine 0:1-Rückspielniederlage beim AS Rom, der immerhin zwei Deutsche im Einsatz hat. Das Inter-Trio Lothar Matthäus, Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann triumphiert dank des 2:0 im Hinspiel über die Weltmeister-Kollegen Rudi Völler und Thomas Berthold. Bundestrainer Berti Vogts sitzt auf der Tribüne und lobt: „Alle Nationalspieler hinterlassen einen guten Eindruck, aber Völler ist der stärkste.“

Vor 15 Jahren gewinnt Juventus Turin die Champions League. Nach 90 und 120 Minuten steht es in Rom 1:1. Im folgenden Elfmeterschießen versagen zwei Spielern von Ajax Amsterdam die Nerven, was dem Team von Trainer Louis van Gaal die Titelverteidigung kostet. Van Gaal hat es geahnt: „Da wollte keiner den Ball nehmen, die waren total verunsichert.“