DFB-Wochenschau: Matthäus wird Rekordnationalspieler

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

11. November

Vor 30 Jahren verletzt sich Nationalstürmer Rudi Völler beim Aufwärmen vor der Bundesliga-Partie Werder Bremen gegen Fortuna Düsseldorf. "Es hat einfach keinen Zweck, die Zerrung im Oberschenkel hat mich das Handtuch werfen lassen." Es geht aber auch ohne Völler; beim 2:0-Sieg im Verfolger-Duell treffen Abwehrchef Bruno Pezzey und Sturmkollege Frank Neubarth. Für eine Nacht ist Werder, nunmehr 29 Heimspiele ungeschlagen, Zweiter. Im zweiten Freitagsspiel gewinnt Bayer Leverkusen bei Aufsteiger Waldhof Mannheim 3:0.

12. November

Vor 30 Jahren findet der 14. Bundesliga-Spieltag statt. Danach sind die ersten vier Vereine punktgleich, selbst der Sechste Fortuna Düsseldorf kann in der kommenden Woche Tabellenführer werden. Gewinner des Tages ist der VfB Stuttgart, der nach dem 2:1 in Offenbach die Spitze erobert. 2:1 gewinnt auch der neue Zweite, Borussia Mönchengladbach, gegen Borussia Dortmund. Im Gipfeltreffen bleibt der Spaß auf der Strecke, aber Bayern schlägt den Deutschen Meister Hamburger SV vor 78.000 Zuschauern im Olympiastadion durch ein spätes Tor von Karl-Heinz Rummenigge 1:0. "Das war kein Spitzenkampf, sondern ein Spitzenkrampf", tadelt der kicker. Bayern-Trainer Udo Lattek entschuldigt: "Beide Mannschaften beherrschen die Raumaufteilung sehr gut, und da hat es ein taktisches Patt gegeben. Dann kommen eben solche Spiele zustande."

Schlechten Fußball gibt es auch in Köln, jedenfalls vom Gastgeber, der Kaiserslautern 1:4 unterliegt. "Als normaler Zuschauer würde ich nicht so schnell wieder ins Müngersdorfer Stadion kommen", gesteht Peter Weiand. Er ist kein normaler Zuschauer, er ist Kölns Präsident. Magerkost liefern sich die Kellerkinder 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt (0:0), die Hessen freuen sich immerhin über den ersten Auswärtspunkt.

Vor 25 Jahren wird der 14. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Bayern München hat zwar noch ein Nachholspiel, setzt sich aber bereits mit drei Punkten ab. Nach dem 2:0 gegen Köln fragt der kicker: "Bayern – was sonst?". Die rustikal geführte Partie reißt Wunden auf. Kölns Andreas Gielchen muss nach einem Foul von Hans Pflüger ausgewechselt werden. Als sich Pflügler später in Kölns Kabine entschuldigen will, wirft ihn Trainer Christoph Daum raus. Hannovers Trainer Hans Siemensmeyer erklärt einem Radioreporter noch auf der Tartanbahn seinen Rücktritt, zu sehr schmerzt das 0:5 gegen Bayer Uerdingen. Auf der Pressekonferenz will er davon schon nichts mehr wissen. In Kaiserslautern begeht der VfB Stuttgart den Fehler, in Führung zu gehen. Das macht die "Roten Teufel" wild, allein Harald Kohr trifft dreimal beim 6:1. Schlusslicht Eintracht Frankfurt verliert auch sein siebtes Auswärtsspiel, Joker Christoph Budde trifft fünf Minuten nach seiner Einwechslung zum 2:1 für Gladbach.

Das Aufsteigerduell Kickers Stuttgart gegen FC St. Pauli (2:2) wollen nur 7000 Zuschauer sehen. 50 stehen im Gäste-Block, auf Vermittlung von Trainer Helmut Schulte. Der erzählt: "Die sind im Training zu mir gekommen und haben gefragt, ob die Reise nach Stuttgart lohnt. Ich habe geantwortet: 'St. Pauli lohnt sich immer!'" Für die Hamburger ist es das achte Remis aus neun Spielen.

Vor 20 Jahren erlebt der Deutsche Meister Werder Bremen einen schwarzen Freitag. Dynamo Dresden entführt dank eines Tores von Marek Penksa die Punkte aus dem Weserstadion. Dynamo-Trainer Siggi Held ist selbst überrascht von seiner Mannschaft, "in dieser Form habe ich ihr das nicht zugetraut." Aufsteiger MSV Duisburg zieht nach dem 1:0 über Schlusslicht Schalke an Werder vorbei auf Platz vier, Torschütze Michael Preetz lässt die Zebras wiehern. Borussia Dortmund schlägt Kaiserslautern nach Rückstand noch 2:1, das Siegtor erzielt ausgerechnet der Ex-Lauterer Michael Schulz, der seinen Einsatz mit einer Platzwunde über dem linken Auge und geplatzter Oberlippe bezahlt. Andenken von Uwe Fuchs. "Die Zweikämpfe mit ihm gingen weit über das Maß des Erlaubten hinaus", sagt Schulz.

13. November

Vor 75 Jahren verspielt der HSV zum Entsetzen von 10.000 Zuschauern eine 3:0-Pausenführung gegen Holstein Kiel. Endstand im Spiel der Gau-Liga: 3:3. Das Münchner-Derby zwischen 1860 und den Bayern endet torlos.

Vor 30 Jahren schlägt die DDR-Auswahl in Halle Schottland 2:1. Trotz des Sieges im letzten EM-Qualifikationsspiel verpasst die DDR erneut die Endrunde in Frankreich. Roland Kreer und Joachim Streich tragen sich in die Torschützenliste ein.

Vor 20 Jahren wird der 16. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Herbstmeister Frankfurt kassiert beim HSV vor 54.000 Zuschauern seine zweite Saisonniederlage (0:3), die Hamburger schnuppern Morgenluft auf Platz drei. Thomas von Heesen, Schütze des 1:0, sagt: "Unser Ziel liegt zwischen Platz eins und sechs." Auf Platz zwei stehen die Bayern, die sich gegen den KSC zu einem 1:0 quälen. Das goldene Tor erzielt ausgerechnet der Ex-Karlsruher Michael Sternkopf. Neu in der Spitzengruppe ist Bayer Leverkusen, das mit seinem 4:1-Auswärtssieg in Stuttgart eine veritable VfB-Krise auslöst. Trainer Christoph Daum versichert: "Ich werfe das Handtuch nicht. Ich glaube noch an einen UEFA-Cup-Platz." Aber von Platz zwölf ist es ein weiter Weg für den Meister von 1992. Borussia Mönchengladbach steht noch schlechter da, erinnert aber in Köln stark an bessere Tage. Beim 4:0 gelingen Martin Max drei Tore.

14. November

Vor 70 Jahren ereignet sich nach bis dahin 18 Derbyjahren der allererste Sieg von Borussia Dortmund gegen Schalke (1:0). 12.000 Zuschauer werden Zeuge der historischen Zäsur im Revierfußball. Drei Tage nach einem fürchterlichen Bombenangriff auf Dortmund sehnen sich die Menschen nach Zerstreuung. Trotz des Krieges spielen beide Teams fast in Bestbesetzung, Schalke-Legende Ernst Kuzorra muss jedoch verletzt zuschauen. Das goldene Tor erzielt der Nationalspieler August Lenz, nach dem der BVB später sein Vereins-Heim benennen wird. Warum wohl?

Vor 40 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Glasgow. Das Testspiel findet anlässlich des 100. Geburtsages des schottischen Verbandes statt. 90.000 füllen den Hampden-Park, um den Europameister zu sehen. Schon nach fünf Minuten gehen die Gastgeber durch Holton in Führung, die sie sich redlich verdienen. Der nach der Pause für Wolfgang Kleff eingewechselte Stammtorwart Sepp Maier hält in der 76. Minute erstmals in einem Länderspiel einen Elfmeter. Dann rettet der blendend aufgelegte Uli Hoeneß per Kopf das schmeichelhafte 1:1. Franz Beckenbauer zieht mit seinem 72. Länderspiel mit Rekordnationalspieler Uwe Seeler gleich, war aber "selten ruhender Pol einer überhasteten Abwehr" – findet der kicker.

15. November

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Der deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern gerät bei Mainz 05 2:5 unter die Räder, wodurch Pirmasens im Südwesten trotz des zweiten Punktverlustes (1:1 in Neuendorf) seinen Vorsprung ausbaut. "So spielte Mainz 05 nie auf!", lobt das Sport Magazin den FSV, für den Karl-Heinz Wettig drei Tore erzielt. Auch im Westen lassen Favoriten Federn. Tabellenführer RW Essen verliert in Dortmund 2:5, Verfolger Schalke geht bei Fortuna Düsseldorf 0:4 unter, lachender Dritter ist der 1. FC Köln, dem ein Stollenwerk-Tor gegen Rheydt zu Sieg und Platz eins reicht. In Leverkusen verprügeln Rowdies nach dem 1:1 gegen Meiderich einen MSV-Spieler und Schiedsrichter Thier.

Im Süden regiert Eintracht Frankfurt (2:0 gegen Schweinfurt) noch etwas souveräner nach Stuttgarts Niederlage in Karlsruhe (0:2). Auf Platz drei steht Kickers Offenbach, das gegen VfR Mannheim 6:0 gewinnt, Hannes Kircher erzielt die letzten vier Tore. Den Rekordsieg des Tages meldet Kickers Stuttgart (7:1 gegen Aschaffenburg), doch für das meiste Aufsehen sorgt Nürnbergs 5:0 gegen die Bayern. Das Sport Magazin tadelt vor allem die raue Spielweise der Münchner: "Jahrelang ging der Bayern-Elf der Ruf der fairsten Mannschaft der süddeutschen Oberliga voraus. In einem einzigen Treffen hat sie diesen Ruf verspielt." Dabei erhält sie nicht mal einen Platzverweis.

Im Norden fällt die spektakulärste Entscheidung schon Stunden vor Anpfiff des 13. Spieltags. Das DFB-Bundesgericht zieht dem HSV vier Punkte ab, weil der Verein Nationalspieler Willi Schröder im Sommer für 15.000 Mark aus Bremen hat verpflichten wollen. Das verstößt gegen damalige Regeln. Dass Schröder das Geld zurückgezahlt und nur in einem Freundschaftsspiel mitgewirkt hat, schützt vor Strafe nicht. Auch Schröder nicht, der bis Saisonende gesperrt wird. Vergeblich erwähnt Bremens Präsident, dass "Fußballer zwar goldene Beine, aber oft im Stroh im Kopf haben. Man darf ihn nicht zum Prügelknaben machen." Das Urteil sorgt für noch mehr Langeweile in der Oberliga. Nur dem schlecht gestarteten HSV traut man noch zu, Hannover 96 einzuholen. Nun nicht mehr. Hannover kann sich bei acht Punkten Vorsprung ein 0:0 im Heimspiel gegen Eimsbüttel leisten. Der HSV lässt seine Wut über das Urteil an Holstein Kiel aus, wo er 3:1 gewinnt. Das Sport Magazin titelt martialisch: "Trotz Sieg – 'Todesstrafe' für HSV!" Der ist nach dem Punktabzug Elfter, nur ein Punkt trennt ihn vom letzten Platz.

Vor 25 Jahren findet ein spektakuläres Spitzenspiel der Bundesliga statt. Bayern München und Verfolger VfB Stuttgart trennen sich im Nachholspiel 3:3. Es gibt Beifall von allen Seiten, aber die Stuttgarter können sich kaum freuen. In der 74. Minute gehen sie durch den zweiten Treffer von Maurizio Gaudino 3:1 in Führung, aber dann kommt Bayern: das 2:3 durch Jürgen Wegmann und das 3:3 von Joker Johnny Ekström fallen binnen 60 Sekunden. VfB-Stürmer Jürgen Klinsmann findet das "ein bisschen frustrierend", während das Gros der 63.000 Zuschauer begeistert nach Hause geht. "Der Fußball war der große Sieger", schreibt Dieter Hoeneß, der für beide Klubs stürmte, in seiner kicker-Kolumne.

Vor zehn Jahren unterliegt die Nationalmannschaft in einem Testspiel Europameister Frankreich 0:3. Vor 53.574 Zuschauern in Gelsenkirchen werden dem DFB-Team die Grenzen aufgezeigt. Es ist der bezeichnende Abschluss eines schlechten Länderspieljahres. Thiery Henry (21.) und David Trezeguet (55., 81.) treffen gegen die nach 577-tägiger Pause wieder von Jens Nowotny organsierte Abwehr. Ungewohnt ist das Erscheinungsbild der Deutschen, die erstmals seit Jahrzehnten im schwarzen Ausweich-Dress und weißen Hosen spielen. Eine weitere Besonderheit: Wegen eines ARD-Brennpunkts (Terror-Anschläge in Istanbul) wird das Spiel 15 Minuten später angepfiffen, damit die Zuschauer der Live-Übertragung nichts verpassen.

Ganz anders ist die Gefühlslage bei den DFB-Frauen, die am selben Tag Portugal 13:0 schlagen. Das Schützenfest im Rahmen der EM-Qualifikation verfolgen in Reutlingen 13.500 Zuschauer, das Stadion ist ausverkauft. Birgit Prinz ist die eifrigste Schützin (vier Tore), insgesamt treffen neun deutsche Spielerinnen.

16. November

Vor 100 Jahren gewinnt der Frankfurter Fußball-Verein (später Eintracht) das Derby gegen Kickers Offenbach 3:0 und erobert dank des Ausrutschers von Hanau 93 (0:6 in Bürgel) die Tabellenspitze der Nordkreis-Liga in Hessen. Einziger Wermutstropfen: Alois Braun wird "versehentlich vom Platz gestellt", wie die Vereinszeitung feststellt. Bayern München bleibt auch im dritten Punktspiel in Serie sieglos und unterliegt beim FC Pfeil Nürnberg 0:1.

Vor 50 Jahren findet der elfte Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Er verzeichnet keine Auswärtssiege und eines der torreichsten Spiele, das in den folgenden 50 Jahren nicht übertroffen wird. In Dortmund wird das Dutzend vollgemacht, Meister Borussia demontiert Kaiserslautern mit 9:3. Schon nach 21 Minuten steht es 4:0, dann fliegt FCK-Ausländer Co Prins vom Platz. Eine Erklärung für das Schützenfest, an dem sich Alfred "Aki" Schmidt (drei Tore) besonders eifrig beteiligt. Das Spektakel stiehlt sogar dem Spitzenspiel die Show, dabei befriedigt auch der 1. FC Köln die Massen: 64.600 feiern das 4:1 gegen den HSV, Karl-Heinz Thielen und Christian Müller teilen sich die Torausbeute gerecht auf. Trost für den HSV: Charly Dörfel verteidigt mit seinem elften Treffer Platz eins in der Torjägerliste. Top-Scorer des Tages ist Bremens Dieter Meyer, der beim 4:1 über Eintracht Frankfurt dreimal zuschlägt. Auf Schalke gibt es ein Novum in der neuen Bundesliga: mit Günter Karnhof und Herthas Otto Rehhagel fliegen erstmals gleich zwei Spieler vom Platz. Der 1. FC Saarbrücken wartet weiter auf seinen ersten Sieg, erbeutet gegen Preußen Münster immerhin den zweiten Punkt (1:1).

Vor 40 Jahren gibt Tabellenführer Eintracht Frankfurt den ersten Heimpunkt der Saison 1973/1974 ab – ausgerechnet gegen Abstiegs-Kandidat Hannover 96 (1:1). Im zweiten Freitagsspiel kommt Schlusslicht MSV Duisburg zu einem 2:0 gegen Schalke 04.

Vor 30 Jahren verliert die Nationalmannschaft ihr EM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland in Hamburg 0:1. Das Tor des Tages fällt kurz nach der Pause durch den 18-jährigen Norman Whiteside. Die Niederlage ist durchaus verdient, Kapitän Karl-Heinz Rummenigge gibt zu: "Man muss es so hart sagen: es war eine Blamage." Die Zuschauer fordern den Rauswurf von Bundestrainer Jupp Derwall und verabschieden die Elf mit einem Pfeifkonzert. Derwall sagt gelassen: "Gegen Fanatismus kann man nichts machen." Die Enttäuschung ist verständlich, die erhoffte EM-Teilnahme ist immer noch nicht perfekt. Der kicker warnt: "Nach dem Eindruck, den unsere Mannschaft gegen Nordirland hinterließ, kann niemand davon ausgehen, dass ein Erfolg über Albanien mehr oder weniger eine Formsache sei."

Vor 25 Jahren wird die Bundesligatabelle begradigt. Meister Werder Bremen schießt den Vogel ab an diesem November-Mittwoch und gewinnt bei Aufsteiger Stuttgarter Kickers 6:0. Frank Neubarth gelingen drei Tore. Kickers-Trainer Manfred Krafft sagt bissig: "Ich habe keinen zweiten Spieler mehr eingewechselt, weil ich es niemandem zumuten wollte, in dieser Mannschaft zu spielen." Für seinen Mannheimer Kollegen Felix Latzke ist schon alles vorbei, er wird noch am Abend des 1:1 gegen Hannover 96 entlassen. Tragisch: Hannovers Ausgleich fällt in letzter Minute. Eintracht Frankfurt hat den Trainer bereits gewechselt, der erste Sieg stellt sich aber erst im sechsten Spiel unter Pal Csernai ein – 1:0 gegen den KSC. Bayer Uerdingen stößt nach dem 3:1 gegen Kaiserslautern auf Platz fünf vor. Die Pfälzer schwächen sich selber, beim Warmmachen schießt Michael Schulz Axel Roos den Ball ins Gesicht – Roos fällt mit Gehirnerschütterung aus. Der 1. FC Köln schlägt Nachbar Bayer Leverkusen 3:0, obwohl Pierre Littbarski einen Elfmeter verschießt.

17. November

Vor 40 Jahren wird der 16. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Fortuna Düsseldorf sorgt für die größte Überraschung, obwohl die schon Tradition hat. Zum dritten Mal in Folge gelingt ein Sieg am Gladbacher Bökelberg (2:1), Reiner Geye erzielt das Siegtor. Borussia fällt auf Platz drei zurück, aber nur weil Uli Hoeneß Bayern in Offenbach mit dem Schlusspfiff noch einen Punkt rettet (2:2). Ein anderer Torschütze taugt dagegen weniger zum Helden: Fortuna Kölns Gerd Zimmermann bringt den HSV mit zwei Eigentoren binnen fünf Minuten auf die Siegerstraße; die restlichen Tore zum 4:0 kriegen die Hamburger dann selbst hin. Zimmermann kann sich nicht erinnern, jemals ein Eigentor erzielt zu haben und ist frustriert. Aber nicht allein. Zimmermann: "Von meinen Mitspielern kamen keine Vorwürfe, im Gegenteil: sie machten mir Mut."

Nach diesem Spieltag tritt eine neue Regelung in den Kraft. Wegen der internationalen Rohstoff-Krise (Öl-Boykott) gilt in Deutschland bereits ein Sonntags-Fahrverbot. Nun untersagt der DFB Flutlichtspiele, um Strom zu sparen. Ab kommenden Samstag sollen Bundesligaspiele bereits um 14 Uhr angepfiffen werden.

Vor 20 Jahren schlägt die Nationalmannschaft Brasilien. Im Testspiel in Köln fallen alle Tore zum 2:1 binnen weniger Minuten. Auf Guido Buchwalds 1:0 (38.) folgt der Ausgleich von Evair (40.), ehe Andreas Möller (41.) im Gegenzug aus 16 Metern abzieht. 51.000 Zuschauer erleben ein in mehrfacher Hinsicht bedeutendes Spiel. Es ist das 600. der DFB-Historie und das 104. von Lothar Matthäus, der damit Franz Beckenbauer als Rekordnationalspieler ablöst. Da gratuliert sogar Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Die Zuschauer sehen erstmals einen Stefan Effenberg in der Abwehr und den Sieg des alten gegen den kommenden Weltmeister – und ein gutes Spiel mit einem gerechten Ausgang. 18 Jahre werden vergehen bis zum nächsten deutschen Sieg gegen Brasilien.

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"Sehr schöner Artikel!!!" (Astrid Rieger, Mühlhausen/Thüringen)

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

11. November

Vor 30 Jahren verletzt sich Nationalstürmer Rudi Völler beim Aufwärmen vor der Bundesliga-Partie Werder Bremen gegen Fortuna Düsseldorf. "Es hat einfach keinen Zweck, die Zerrung im Oberschenkel hat mich das Handtuch werfen lassen." Es geht aber auch ohne Völler; beim 2:0-Sieg im Verfolger-Duell treffen Abwehrchef Bruno Pezzey und Sturmkollege Frank Neubarth. Für eine Nacht ist Werder, nunmehr 29 Heimspiele ungeschlagen, Zweiter. Im zweiten Freitagsspiel gewinnt Bayer Leverkusen bei Aufsteiger Waldhof Mannheim 3:0.

12. November

Vor 30 Jahren findet der 14. Bundesliga-Spieltag statt. Danach sind die ersten vier Vereine punktgleich, selbst der Sechste Fortuna Düsseldorf kann in der kommenden Woche Tabellenführer werden. Gewinner des Tages ist der VfB Stuttgart, der nach dem 2:1 in Offenbach die Spitze erobert. 2:1 gewinnt auch der neue Zweite, Borussia Mönchengladbach, gegen Borussia Dortmund. Im Gipfeltreffen bleibt der Spaß auf der Strecke, aber Bayern schlägt den Deutschen Meister Hamburger SV vor 78.000 Zuschauern im Olympiastadion durch ein spätes Tor von Karl-Heinz Rummenigge 1:0. "Das war kein Spitzenkampf, sondern ein Spitzenkrampf", tadelt der kicker. Bayern-Trainer Udo Lattek entschuldigt: "Beide Mannschaften beherrschen die Raumaufteilung sehr gut, und da hat es ein taktisches Patt gegeben. Dann kommen eben solche Spiele zustande."

Schlechten Fußball gibt es auch in Köln, jedenfalls vom Gastgeber, der Kaiserslautern 1:4 unterliegt. "Als normaler Zuschauer würde ich nicht so schnell wieder ins Müngersdorfer Stadion kommen", gesteht Peter Weiand. Er ist kein normaler Zuschauer, er ist Kölns Präsident. Magerkost liefern sich die Kellerkinder 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt (0:0), die Hessen freuen sich immerhin über den ersten Auswärtspunkt.

Vor 25 Jahren wird der 14. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Bayern München hat zwar noch ein Nachholspiel, setzt sich aber bereits mit drei Punkten ab. Nach dem 2:0 gegen Köln fragt der kicker: "Bayern – was sonst?". Die rustikal geführte Partie reißt Wunden auf. Kölns Andreas Gielchen muss nach einem Foul von Hans Pflüger ausgewechselt werden. Als sich Pflügler später in Kölns Kabine entschuldigen will, wirft ihn Trainer Christoph Daum raus. Hannovers Trainer Hans Siemensmeyer erklärt einem Radioreporter noch auf der Tartanbahn seinen Rücktritt, zu sehr schmerzt das 0:5 gegen Bayer Uerdingen. Auf der Pressekonferenz will er davon schon nichts mehr wissen. In Kaiserslautern begeht der VfB Stuttgart den Fehler, in Führung zu gehen. Das macht die "Roten Teufel" wild, allein Harald Kohr trifft dreimal beim 6:1. Schlusslicht Eintracht Frankfurt verliert auch sein siebtes Auswärtsspiel, Joker Christoph Budde trifft fünf Minuten nach seiner Einwechslung zum 2:1 für Gladbach.

Das Aufsteigerduell Kickers Stuttgart gegen FC St. Pauli (2:2) wollen nur 7000 Zuschauer sehen. 50 stehen im Gäste-Block, auf Vermittlung von Trainer Helmut Schulte. Der erzählt: "Die sind im Training zu mir gekommen und haben gefragt, ob die Reise nach Stuttgart lohnt. Ich habe geantwortet: 'St. Pauli lohnt sich immer!'" Für die Hamburger ist es das achte Remis aus neun Spielen.

Vor 20 Jahren erlebt der Deutsche Meister Werder Bremen einen schwarzen Freitag. Dynamo Dresden entführt dank eines Tores von Marek Penksa die Punkte aus dem Weserstadion. Dynamo-Trainer Siggi Held ist selbst überrascht von seiner Mannschaft, "in dieser Form habe ich ihr das nicht zugetraut." Aufsteiger MSV Duisburg zieht nach dem 1:0 über Schlusslicht Schalke an Werder vorbei auf Platz vier, Torschütze Michael Preetz lässt die Zebras wiehern. Borussia Dortmund schlägt Kaiserslautern nach Rückstand noch 2:1, das Siegtor erzielt ausgerechnet der Ex-Lauterer Michael Schulz, der seinen Einsatz mit einer Platzwunde über dem linken Auge und geplatzter Oberlippe bezahlt. Andenken von Uwe Fuchs. "Die Zweikämpfe mit ihm gingen weit über das Maß des Erlaubten hinaus", sagt Schulz.

13. November

Vor 75 Jahren verspielt der HSV zum Entsetzen von 10.000 Zuschauern eine 3:0-Pausenführung gegen Holstein Kiel. Endstand im Spiel der Gau-Liga: 3:3. Das Münchner-Derby zwischen 1860 und den Bayern endet torlos.

Vor 30 Jahren schlägt die DDR-Auswahl in Halle Schottland 2:1. Trotz des Sieges im letzten EM-Qualifikationsspiel verpasst die DDR erneut die Endrunde in Frankreich. Roland Kreer und Joachim Streich tragen sich in die Torschützenliste ein.

Vor 20 Jahren wird der 16. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Herbstmeister Frankfurt kassiert beim HSV vor 54.000 Zuschauern seine zweite Saisonniederlage (0:3), die Hamburger schnuppern Morgenluft auf Platz drei. Thomas von Heesen, Schütze des 1:0, sagt: "Unser Ziel liegt zwischen Platz eins und sechs." Auf Platz zwei stehen die Bayern, die sich gegen den KSC zu einem 1:0 quälen. Das goldene Tor erzielt ausgerechnet der Ex-Karlsruher Michael Sternkopf. Neu in der Spitzengruppe ist Bayer Leverkusen, das mit seinem 4:1-Auswärtssieg in Stuttgart eine veritable VfB-Krise auslöst. Trainer Christoph Daum versichert: "Ich werfe das Handtuch nicht. Ich glaube noch an einen UEFA-Cup-Platz." Aber von Platz zwölf ist es ein weiter Weg für den Meister von 1992. Borussia Mönchengladbach steht noch schlechter da, erinnert aber in Köln stark an bessere Tage. Beim 4:0 gelingen Martin Max drei Tore.

14. November

Vor 70 Jahren ereignet sich nach bis dahin 18 Derbyjahren der allererste Sieg von Borussia Dortmund gegen Schalke (1:0). 12.000 Zuschauer werden Zeuge der historischen Zäsur im Revierfußball. Drei Tage nach einem fürchterlichen Bombenangriff auf Dortmund sehnen sich die Menschen nach Zerstreuung. Trotz des Krieges spielen beide Teams fast in Bestbesetzung, Schalke-Legende Ernst Kuzorra muss jedoch verletzt zuschauen. Das goldene Tor erzielt der Nationalspieler August Lenz, nach dem der BVB später sein Vereins-Heim benennen wird. Warum wohl?

Vor 40 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Glasgow. Das Testspiel findet anlässlich des 100. Geburtsages des schottischen Verbandes statt. 90.000 füllen den Hampden-Park, um den Europameister zu sehen. Schon nach fünf Minuten gehen die Gastgeber durch Holton in Führung, die sie sich redlich verdienen. Der nach der Pause für Wolfgang Kleff eingewechselte Stammtorwart Sepp Maier hält in der 76. Minute erstmals in einem Länderspiel einen Elfmeter. Dann rettet der blendend aufgelegte Uli Hoeneß per Kopf das schmeichelhafte 1:1. Franz Beckenbauer zieht mit seinem 72. Länderspiel mit Rekordnationalspieler Uwe Seeler gleich, war aber "selten ruhender Pol einer überhasteten Abwehr" – findet der kicker.

15. November

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Der deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern gerät bei Mainz 05 2:5 unter die Räder, wodurch Pirmasens im Südwesten trotz des zweiten Punktverlustes (1:1 in Neuendorf) seinen Vorsprung ausbaut. "So spielte Mainz 05 nie auf!", lobt das Sport Magazin den FSV, für den Karl-Heinz Wettig drei Tore erzielt. Auch im Westen lassen Favoriten Federn. Tabellenführer RW Essen verliert in Dortmund 2:5, Verfolger Schalke geht bei Fortuna Düsseldorf 0:4 unter, lachender Dritter ist der 1. FC Köln, dem ein Stollenwerk-Tor gegen Rheydt zu Sieg und Platz eins reicht. In Leverkusen verprügeln Rowdies nach dem 1:1 gegen Meiderich einen MSV-Spieler und Schiedsrichter Thier.

Im Süden regiert Eintracht Frankfurt (2:0 gegen Schweinfurt) noch etwas souveräner nach Stuttgarts Niederlage in Karlsruhe (0:2). Auf Platz drei steht Kickers Offenbach, das gegen VfR Mannheim 6:0 gewinnt, Hannes Kircher erzielt die letzten vier Tore. Den Rekordsieg des Tages meldet Kickers Stuttgart (7:1 gegen Aschaffenburg), doch für das meiste Aufsehen sorgt Nürnbergs 5:0 gegen die Bayern. Das Sport Magazin tadelt vor allem die raue Spielweise der Münchner: "Jahrelang ging der Bayern-Elf der Ruf der fairsten Mannschaft der süddeutschen Oberliga voraus. In einem einzigen Treffen hat sie diesen Ruf verspielt." Dabei erhält sie nicht mal einen Platzverweis.

Im Norden fällt die spektakulärste Entscheidung schon Stunden vor Anpfiff des 13. Spieltags. Das DFB-Bundesgericht zieht dem HSV vier Punkte ab, weil der Verein Nationalspieler Willi Schröder im Sommer für 15.000 Mark aus Bremen hat verpflichten wollen. Das verstößt gegen damalige Regeln. Dass Schröder das Geld zurückgezahlt und nur in einem Freundschaftsspiel mitgewirkt hat, schützt vor Strafe nicht. Auch Schröder nicht, der bis Saisonende gesperrt wird. Vergeblich erwähnt Bremens Präsident, dass "Fußballer zwar goldene Beine, aber oft im Stroh im Kopf haben. Man darf ihn nicht zum Prügelknaben machen." Das Urteil sorgt für noch mehr Langeweile in der Oberliga. Nur dem schlecht gestarteten HSV traut man noch zu, Hannover 96 einzuholen. Nun nicht mehr. Hannover kann sich bei acht Punkten Vorsprung ein 0:0 im Heimspiel gegen Eimsbüttel leisten. Der HSV lässt seine Wut über das Urteil an Holstein Kiel aus, wo er 3:1 gewinnt. Das Sport Magazin titelt martialisch: "Trotz Sieg – 'Todesstrafe' für HSV!" Der ist nach dem Punktabzug Elfter, nur ein Punkt trennt ihn vom letzten Platz.

Vor 25 Jahren findet ein spektakuläres Spitzenspiel der Bundesliga statt. Bayern München und Verfolger VfB Stuttgart trennen sich im Nachholspiel 3:3. Es gibt Beifall von allen Seiten, aber die Stuttgarter können sich kaum freuen. In der 74. Minute gehen sie durch den zweiten Treffer von Maurizio Gaudino 3:1 in Führung, aber dann kommt Bayern: das 2:3 durch Jürgen Wegmann und das 3:3 von Joker Johnny Ekström fallen binnen 60 Sekunden. VfB-Stürmer Jürgen Klinsmann findet das "ein bisschen frustrierend", während das Gros der 63.000 Zuschauer begeistert nach Hause geht. "Der Fußball war der große Sieger", schreibt Dieter Hoeneß, der für beide Klubs stürmte, in seiner kicker-Kolumne.

Vor zehn Jahren unterliegt die Nationalmannschaft in einem Testspiel Europameister Frankreich 0:3. Vor 53.574 Zuschauern in Gelsenkirchen werden dem DFB-Team die Grenzen aufgezeigt. Es ist der bezeichnende Abschluss eines schlechten Länderspieljahres. Thiery Henry (21.) und David Trezeguet (55., 81.) treffen gegen die nach 577-tägiger Pause wieder von Jens Nowotny organsierte Abwehr. Ungewohnt ist das Erscheinungsbild der Deutschen, die erstmals seit Jahrzehnten im schwarzen Ausweich-Dress und weißen Hosen spielen. Eine weitere Besonderheit: Wegen eines ARD-Brennpunkts (Terror-Anschläge in Istanbul) wird das Spiel 15 Minuten später angepfiffen, damit die Zuschauer der Live-Übertragung nichts verpassen.

Ganz anders ist die Gefühlslage bei den DFB-Frauen, die am selben Tag Portugal 13:0 schlagen. Das Schützenfest im Rahmen der EM-Qualifikation verfolgen in Reutlingen 13.500 Zuschauer, das Stadion ist ausverkauft. Birgit Prinz ist die eifrigste Schützin (vier Tore), insgesamt treffen neun deutsche Spielerinnen.

16. November

Vor 100 Jahren gewinnt der Frankfurter Fußball-Verein (später Eintracht) das Derby gegen Kickers Offenbach 3:0 und erobert dank des Ausrutschers von Hanau 93 (0:6 in Bürgel) die Tabellenspitze der Nordkreis-Liga in Hessen. Einziger Wermutstropfen: Alois Braun wird "versehentlich vom Platz gestellt", wie die Vereinszeitung feststellt. Bayern München bleibt auch im dritten Punktspiel in Serie sieglos und unterliegt beim FC Pfeil Nürnberg 0:1.

Vor 50 Jahren findet der elfte Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Er verzeichnet keine Auswärtssiege und eines der torreichsten Spiele, das in den folgenden 50 Jahren nicht übertroffen wird. In Dortmund wird das Dutzend vollgemacht, Meister Borussia demontiert Kaiserslautern mit 9:3. Schon nach 21 Minuten steht es 4:0, dann fliegt FCK-Ausländer Co Prins vom Platz. Eine Erklärung für das Schützenfest, an dem sich Alfred "Aki" Schmidt (drei Tore) besonders eifrig beteiligt. Das Spektakel stiehlt sogar dem Spitzenspiel die Show, dabei befriedigt auch der 1. FC Köln die Massen: 64.600 feiern das 4:1 gegen den HSV, Karl-Heinz Thielen und Christian Müller teilen sich die Torausbeute gerecht auf. Trost für den HSV: Charly Dörfel verteidigt mit seinem elften Treffer Platz eins in der Torjägerliste. Top-Scorer des Tages ist Bremens Dieter Meyer, der beim 4:1 über Eintracht Frankfurt dreimal zuschlägt. Auf Schalke gibt es ein Novum in der neuen Bundesliga: mit Günter Karnhof und Herthas Otto Rehhagel fliegen erstmals gleich zwei Spieler vom Platz. Der 1. FC Saarbrücken wartet weiter auf seinen ersten Sieg, erbeutet gegen Preußen Münster immerhin den zweiten Punkt (1:1).

Vor 40 Jahren gibt Tabellenführer Eintracht Frankfurt den ersten Heimpunkt der Saison 1973/1974 ab – ausgerechnet gegen Abstiegs-Kandidat Hannover 96 (1:1). Im zweiten Freitagsspiel kommt Schlusslicht MSV Duisburg zu einem 2:0 gegen Schalke 04.

Vor 30 Jahren verliert die Nationalmannschaft ihr EM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland in Hamburg 0:1. Das Tor des Tages fällt kurz nach der Pause durch den 18-jährigen Norman Whiteside. Die Niederlage ist durchaus verdient, Kapitän Karl-Heinz Rummenigge gibt zu: "Man muss es so hart sagen: es war eine Blamage." Die Zuschauer fordern den Rauswurf von Bundestrainer Jupp Derwall und verabschieden die Elf mit einem Pfeifkonzert. Derwall sagt gelassen: "Gegen Fanatismus kann man nichts machen." Die Enttäuschung ist verständlich, die erhoffte EM-Teilnahme ist immer noch nicht perfekt. Der kicker warnt: "Nach dem Eindruck, den unsere Mannschaft gegen Nordirland hinterließ, kann niemand davon ausgehen, dass ein Erfolg über Albanien mehr oder weniger eine Formsache sei."

Vor 25 Jahren wird die Bundesligatabelle begradigt. Meister Werder Bremen schießt den Vogel ab an diesem November-Mittwoch und gewinnt bei Aufsteiger Stuttgarter Kickers 6:0. Frank Neubarth gelingen drei Tore. Kickers-Trainer Manfred Krafft sagt bissig: "Ich habe keinen zweiten Spieler mehr eingewechselt, weil ich es niemandem zumuten wollte, in dieser Mannschaft zu spielen." Für seinen Mannheimer Kollegen Felix Latzke ist schon alles vorbei, er wird noch am Abend des 1:1 gegen Hannover 96 entlassen. Tragisch: Hannovers Ausgleich fällt in letzter Minute. Eintracht Frankfurt hat den Trainer bereits gewechselt, der erste Sieg stellt sich aber erst im sechsten Spiel unter Pal Csernai ein – 1:0 gegen den KSC. Bayer Uerdingen stößt nach dem 3:1 gegen Kaiserslautern auf Platz fünf vor. Die Pfälzer schwächen sich selber, beim Warmmachen schießt Michael Schulz Axel Roos den Ball ins Gesicht – Roos fällt mit Gehirnerschütterung aus. Der 1. FC Köln schlägt Nachbar Bayer Leverkusen 3:0, obwohl Pierre Littbarski einen Elfmeter verschießt.

17. November

Vor 40 Jahren wird der 16. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Fortuna Düsseldorf sorgt für die größte Überraschung, obwohl die schon Tradition hat. Zum dritten Mal in Folge gelingt ein Sieg am Gladbacher Bökelberg (2:1), Reiner Geye erzielt das Siegtor. Borussia fällt auf Platz drei zurück, aber nur weil Uli Hoeneß Bayern in Offenbach mit dem Schlusspfiff noch einen Punkt rettet (2:2). Ein anderer Torschütze taugt dagegen weniger zum Helden: Fortuna Kölns Gerd Zimmermann bringt den HSV mit zwei Eigentoren binnen fünf Minuten auf die Siegerstraße; die restlichen Tore zum 4:0 kriegen die Hamburger dann selbst hin. Zimmermann kann sich nicht erinnern, jemals ein Eigentor erzielt zu haben und ist frustriert. Aber nicht allein. Zimmermann: "Von meinen Mitspielern kamen keine Vorwürfe, im Gegenteil: sie machten mir Mut."

Nach diesem Spieltag tritt eine neue Regelung in den Kraft. Wegen der internationalen Rohstoff-Krise (Öl-Boykott) gilt in Deutschland bereits ein Sonntags-Fahrverbot. Nun untersagt der DFB Flutlichtspiele, um Strom zu sparen. Ab kommenden Samstag sollen Bundesligaspiele bereits um 14 Uhr angepfiffen werden.

Vor 20 Jahren schlägt die Nationalmannschaft Brasilien. Im Testspiel in Köln fallen alle Tore zum 2:1 binnen weniger Minuten. Auf Guido Buchwalds 1:0 (38.) folgt der Ausgleich von Evair (40.), ehe Andreas Möller (41.) im Gegenzug aus 16 Metern abzieht. 51.000 Zuschauer erleben ein in mehrfacher Hinsicht bedeutendes Spiel. Es ist das 600. der DFB-Historie und das 104. von Lothar Matthäus, der damit Franz Beckenbauer als Rekordnationalspieler ablöst. Da gratuliert sogar Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Die Zuschauer sehen erstmals einen Stefan Effenberg in der Abwehr und den Sieg des alten gegen den kommenden Weltmeister – und ein gutes Spiel mit einem gerechten Ausgang. 18 Jahre werden vergehen bis zum nächsten deutschen Sieg gegen Brasilien.

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"Sehr schöner Artikel!!!" (Astrid Rieger, Mühlhausen/Thüringen)