DFB-Wochenschau: Klose-Debüt und Hergets Weitschuss

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

21. März

Vor 30 Jahren verspielt der HSV die Deutsche Meisterschaft. Im Nachhinein wird das 2:2 gegen Verfolger Bayern München zum Schlüsselspiel der Saison 1980/81. Denn der HSV verspielt die Chance, mit einem Sieg auf fünf Punkte davon zu ziehen. 2:0 führen die Hamburger durch Felix Magath und Horst Hrubesch nach 65 Minuten, dann treffen Karl-Heinz Rummenigge und – in vorletzter Minute – Paul Breitner. Den höchsten Sieg an einem Samstag ohne Auswärtssiege feiert 1860 München im Abstiegsduell gegen Bayer Uerdingen (4:0). Das andere Abstiegsduell endet 1:0. Schlusslicht Arminia Bielefeld sendet Lebenszeichen und schlägt Schalke 04 durch ein Tor von Norbert Eilenfeldt. Es ist der dritte Heimsieg in Folge auf der Alm zu Beginn einer einzigartigen Aufholjagd in der Liga-Historie.

Vor 25 Jahren beweist Manfred Burgsmüller seine Schlitzohrigkeit. Beim Heimspiel des Tabellenführers Werder Bremen gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:0) rempelt er Torwart Gerald Ehrmann den Ball vor dem Abschlag aus der Hand und schießt ihn ins leere Tor. Nicht ganz legal, aber Burgsmüller hat keine Gewissensbisse: „Tor ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.“ Der wütende Ehrmann muss von Kollegen zurückgehalten werden, sich bei Schiedsrichter Weber aus Essen zu beschweren – was vermutlich besser war, denn „Ehrmann wollte das Faustrecht“, behauptet der Kicker.

Vor 20 Jahren werden Pläne der Fifa bekannt, den Fußball attraktiver zu machen. Nach der torarmen WM 1990 hat Generalsekretär Josef Blatter die Fans zu Veränderungsvorschlägen aufgefordert und immerhin 396 Antworten mit 671 Vorschlägen erhalten. Die wenigsten lassen sich realisieren, aber bei der U 17 WM 1991 will die Fifa nun unter anderem probeweise einführen, dass Torhüter Rückpässe nicht mehr mit der Hand aufnehmen dürfen. Auch müssen sie abgefangene Bälle binnen sechs Sekunden abgeschlagen oder abgeworfen haben. Außerdem wird zwischen den beiden Strafräumen eine abseitsfreie Zone eingeführt. Sepp Blatter: „Grundsätzlich wird es bei kleinen chirurgischen Eingriffen bleiben, bei denen der Patient nicht eingeschläfert wird.“

22. März

Vor achtzig Jahren fallen in der Punktrunde um die Süddeutsche Meisterschaft in vier Spielen 26 Tore. Tabellenführer Spielvereinigung Fürth lässt bei Baden-Meister Union Böckingen einen Punkt liegen (2:2), auch Verfolger Eintracht Frankfurt tut sich schwer gegen Schlusslicht FK Pirmasens (4:3). Den höchsten Tagessieg meldet der Vorletzte Wormatia Worms (6:1 gegen Karlsruher FV), Bayern München greift nach dem 5:3 über Waldhof Mannheim noch mal ins Titelrennen ein.

Vor 75 Jahren verliert Eintracht Frankfurt ihr entscheidendes Spiel um die Gaumeisterschaft im Südwesten bei Wormatia Worms 1:4. Nach einer Stunde steht es noch 0:0, nach dem ersten Wormser Tor brechen alle Dämme. Während die Hessen sogar noch hinter Pirmasens auf Platz drei abrutschen, feiern die Wormser euphorisch die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Im Kicker liest man dazu: „12.000 Höllenhunde schienen auf Kommando loszubrüllen, Hüte flogen in die Luft, wildfremde Menschen umarmten sich, tanzten, stammelten, steckten brennende Zigaretten in die Westentasche und Streichholzschachteln in den Mund, es ist kaum zu beschreiben! Und beim Schlußpfiff strömte die Masse ins Feld. Die kurze Siegerehrung ging unter in dem Toben.“



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

21. März

Vor 30 Jahren verspielt der HSV die Deutsche Meisterschaft. Im Nachhinein wird das 2:2 gegen Verfolger Bayern München zum Schlüsselspiel der Saison 1980/81. Denn der HSV verspielt die Chance, mit einem Sieg auf fünf Punkte davon zu ziehen. 2:0 führen die Hamburger durch Felix Magath und Horst Hrubesch nach 65 Minuten, dann treffen Karl-Heinz Rummenigge und – in vorletzter Minute – Paul Breitner. Den höchsten Sieg an einem Samstag ohne Auswärtssiege feiert 1860 München im Abstiegsduell gegen Bayer Uerdingen (4:0). Das andere Abstiegsduell endet 1:0. Schlusslicht Arminia Bielefeld sendet Lebenszeichen und schlägt Schalke 04 durch ein Tor von Norbert Eilenfeldt. Es ist der dritte Heimsieg in Folge auf der Alm zu Beginn einer einzigartigen Aufholjagd in der Liga-Historie.

Vor 25 Jahren beweist Manfred Burgsmüller seine Schlitzohrigkeit. Beim Heimspiel des Tabellenführers Werder Bremen gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:0) rempelt er Torwart Gerald Ehrmann den Ball vor dem Abschlag aus der Hand und schießt ihn ins leere Tor. Nicht ganz legal, aber Burgsmüller hat keine Gewissensbisse: „Tor ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.“ Der wütende Ehrmann muss von Kollegen zurückgehalten werden, sich bei Schiedsrichter Weber aus Essen zu beschweren – was vermutlich besser war, denn „Ehrmann wollte das Faustrecht“, behauptet der Kicker.

Vor 20 Jahren werden Pläne der Fifa bekannt, den Fußball attraktiver zu machen. Nach der torarmen WM 1990 hat Generalsekretär Josef Blatter die Fans zu Veränderungsvorschlägen aufgefordert und immerhin 396 Antworten mit 671 Vorschlägen erhalten. Die wenigsten lassen sich realisieren, aber bei der U 17 WM 1991 will die Fifa nun unter anderem probeweise einführen, dass Torhüter Rückpässe nicht mehr mit der Hand aufnehmen dürfen. Auch müssen sie abgefangene Bälle binnen sechs Sekunden abgeschlagen oder abgeworfen haben. Außerdem wird zwischen den beiden Strafräumen eine abseitsfreie Zone eingeführt. Sepp Blatter: „Grundsätzlich wird es bei kleinen chirurgischen Eingriffen bleiben, bei denen der Patient nicht eingeschläfert wird.“

22. März

Vor achtzig Jahren fallen in der Punktrunde um die Süddeutsche Meisterschaft in vier Spielen 26 Tore. Tabellenführer Spielvereinigung Fürth lässt bei Baden-Meister Union Böckingen einen Punkt liegen (2:2), auch Verfolger Eintracht Frankfurt tut sich schwer gegen Schlusslicht FK Pirmasens (4:3). Den höchsten Tagessieg meldet der Vorletzte Wormatia Worms (6:1 gegen Karlsruher FV), Bayern München greift nach dem 5:3 über Waldhof Mannheim noch mal ins Titelrennen ein.

Vor 75 Jahren verliert Eintracht Frankfurt ihr entscheidendes Spiel um die Gaumeisterschaft im Südwesten bei Wormatia Worms 1:4. Nach einer Stunde steht es noch 0:0, nach dem ersten Wormser Tor brechen alle Dämme. Während die Hessen sogar noch hinter Pirmasens auf Platz drei abrutschen, feiern die Wormser euphorisch die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Im Kicker liest man dazu: „12.000 Höllenhunde schienen auf Kommando loszubrüllen, Hüte flogen in die Luft, wildfremde Menschen umarmten sich, tanzten, stammelten, steckten brennende Zigaretten in die Westentasche und Streichholzschachteln in den Mund, es ist kaum zu beschreiben! Und beim Schlußpfiff strömte die Masse ins Feld. Die kurze Siegerehrung ging unter in dem Toben.“

Vor 25 Jahren sorgt Bayer Uerdingen weiter für Aufsehen. Drei Tage nach dem sensationellen 7:3 im Europacup gegen Dynamo Dresden gewinnen die Krefelder zum ersten (und einzigen) Mal beim Hamburger SV (4:1). Und wieder spricht man von einer Sensation, als das 2:0 von Matthias Herget über die Bildschirme flimmert: der Nationalspieler überwindet Uli Stein mit einem Kunstschuss von der Mittellinie.

Im Keller wird es für Hannover 96 immer düsterer, auch der dritte Rückrundentrainer Helmut Kalthoff kann die schwarze Serie nicht stoppen: gegen Nürnberg (0:2) setzt es die neunte Pleite in Folge. Beinahe programmgemäß das Ergebnis aus München: FC Bayern – VfL Bochum 6:1. Trotzdem regiert Werder Bremen die Bundesliga 1985/86, noch mit vier Punkten Vorsprung.

Vor fünf Jahren besiegt die Nationalmannschaft die USA in Dortmund mit 4:1. „Ja, das tut gut! Vier Tore für Klinsmann“, titelt der Kicker in Anspielung auf die Unruhe im Vorfeld der WM im eigenen Land. Nach torloser erster Hälfte gibt es noch Pfiffe, doch 45 Sekunden nach Wiederbeginn trifft Joker Bastian Schweinsteiger mit seinem ersten Ballkontakt. Bis zur 73. Minute heißt es 1:0, dann fallen drei Tore in 360 Sekunden. Oliver Neuville, Miroslav Klose und Michael Ballack erhöhen auf 4:0, ehe dem Hannoveraner Steve Cherundolo der Ehrentreffer gelingt.

23. März

Vor 70 Jahren fallen im Reich zwei weitere Meisterentscheidungen: 1860 München ist nach einem 2:0 über Neumeyer Nürnberg erstmals überhaupt bayerischer Meister, im Südwesten gewinnt Kickers Offenbach das Entscheidungsspiel gegen den FV Saarbrücken 3:2. Die Partie am Bieberer Berg hätte mehr Zuschauer verdient, zumal im Krieg jede Abwechslung gern genommen wird. „3500 Zuschauer kamen nur, weil es ein so ungemütlicher Sonntag war“, schreibt der Kicker.

Vor 60 Jahren wird das Meisterrennen in der Oberliga West noch spannender. Tabellenführer Schalke 04 kommt erst in letzter Minute durch ein Tor von Matzkowski noch zu einem Punkt gegen RW Oberhausen (1:1), während die schärfsten Verfolger am Gründonnerstag 1951 siegen: Borussia Dortmund 1:0 gegen Rheydter SV (Tor: Erdmann), Preußen Münster 2:1 in Erkenschwick. Das Spitzentrio liegt nur zwei Punkte auseinander. Im Norden verspielt Tabellenführer HSV bei Holstein Kiel eine 3:1-Führung, 30.000 feiern die Gastgeber nach dem furiosen 3:3.

Vor 40 Jahren erreicht der 1. FC Köln gegen Arsenal London durch einen Elfmeter von Werner Biskup das Halbfinale des Uefa-Cups.

Vor 20 Jahren tobt der Betzenberg. Mit einem 2:1 gegen Meister und Spitzenreiter Bayern München erobert der 1. FC Kaiserslautern die Tabellenführung. Die Pfälzer behalten die Bodenhaftung, Hotic sagt nach dem Spiel: „Von der Meisterschaft reden wir nicht, wir wollen in den Uefa-Cup.“ Die Bayern, früh durch Wohlfarth führend, verlieren nicht nur die Punkte sondern auch einen Spieler und letztlich die Fassung. Trainer Jupp Heynckes erklärt die Niederlage, die faktisch Tore von Demir Hotic und Stefan Kuntz besiegeln, mit der Leistung von Schiedsrichter Assenmacher: „Heute mussten wir nach dem unmöglichen Platzverweis für Manfred Bender mit zehn Mann gegen zwölf weitermachen.“ Auch Benders Platzverweis trägt zu dem traurigen Rekord bei, den die Bundesliga 1990/91 schon zwölf Spiele vor Schluss verbucht: 32 Platzverweise hat es noch nie gegeben und 14 werden noch hinzukommen. Die neue Fifa-Regelung, Notbremsen mit Rot zu ahnden, schlägt voll durch.

Am selben Tag kassiert der 1. FC Nürnberg in Karlsruhe eine 0:2-Niederlage. So weit noch normal, aber nicht dass Abwehrchef Vlado Kasalo schon wieder per Kopf ins eigene Tor trifft. „So etwas ist mir in zehn Jahren Profifußball noch nicht passiert“, sagt der Jugoslawe. Er wird nie mehr für den Club auflaufen, als sich in der folgenden Woche herausstellt, dass die Polizei gegen ihn wegen illegalen Glücksspiels ermittelt. Das ist dem 1. FC Nürnberg zu heikel, Kasalo wird beurlaubt.

Vor 15 Jahren trennt sich der 1. FC Kaiserslautern mitten im Abstiegskampf von Trainer Friedel Rausch, der unter dem öffentlichen Druck zurücktritt. Das 0:0 gegen Werder Bremen ist sein letztes Spiel. Es ist eine kuriose Situation in der Pfalz im Frühjahr 1996: einerseits ist der FCK Siebzehnter, andererseits steht er im Pokalfinale und der Vorstand hat erst drei Wochen zuvor Rauschs Vertrag um ein Jahr verlängert. Doch die Angst vor der Zweitklas-sigkeit ist beim Bundesliga-Dinosaurier übermächtig. Rauschs Nachfolger wird Eckhard Krautzun.

24. März

Vor 60 Jahren wird an Karfreitag Fußball gespielt, aber die Massen strömen nicht wie gewohnt. Fünf Spiele der Oberliga Süd bleiben unter der 10.000er-Marke. Auch zum 1. FC Nürnberg kommen nur 11.000 und die sehen ein 5:0 gegen Darmstadt 98 (zwei Morlock-Tore), womit der Club den strauchelnden Tabellenführer VfB Mühlburg (2:3 beim VfB Stuttgart) überholt. Schärfster Verfolger des Clubs ist nun Lokalrivale Spielvereinigung Fürth (0:0 bei Eintracht Frankfurt). 1860 München imponiert mit einem 6:3 bei Waldhof Mannheim, die Bayern sind 1951 noch eine Mittelmaß-Mannschaft. Als Spielverderber eignen sie sich dennoch, das 4:0 wirft den FSV Frankfurt zurück.

Vor 40 Jahren scheidet der FC Bayern aus dem Uefa-Pokal aus. Nach dem 0:3 beim FC Liverpool besteht ohnehin wenig Hoffnung im Rückspiel, die nach dem 0:1 von Ross (75.) gänzlich schwindet. Edgar Schneider markiert vor 22.000 an der Grünwalder Straße noch den Ausgleich.

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Vor zehn Jahren quält sich die Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation zu einem 2:1 gegen Albanien. Held des Tages in Leverkusen ist Debütant Miroslav Klose, der kurz nach seiner Einwechslung das erlösende Siegtor (88. Minute) köpft. Stolz sagt der im DFB-Kreis noch etwas schüchterne Klose hinterher: „Herr Bierhoff hat mir gratuliert.“ Das ist sein Kapitän. Das erste deutsche Tor erzielt Sebastian Deisler.

25. März

Vor fünf Jahren marschiert Bayern München durch die Liga, die Meisterschaft ist sieben Spiele vor Schluss reine Formsache bei neun Punkten Vorsprung auf Verfolger HSV. Beim 3:1 in Duisburg können es sich die Bayern sogar leisten, die älteste Formation ihrer Liga-Historie aufzustellen: Die Elf von Felix Magath ist bis zur Auswechslung von Oliver Kahn im Schnitt 30,61 Jahre alt. Trotzdem hat sie noch Luft genug, einen 0:1-Pausenrückstand aufzuholen. Schlusslicht 1. FC Köln meldet zeitgleich einen traurigen Vereinsrekord; das 1:1 gegen Frankfurt ist das zehnte sieglose Heimspiel in Serie. Eine erfreuliche Premiere erlebt Nelson Valdez von Werder Bremen, dem beim 5:0 über Hannover erstmals drei Bundesliga-Tore gelingen.

26. März

Vor 100 Jahren feiert die Nationalmannschaft einen Rekordsieg. Auf „Degerlochs Höhen“ in Stuttgart wird die Schweiz bereits zum dritten Mal seit 1908 geschlagen, aber das 6:2 (2:0) ist der höchste Erfolg im 11. DFB-Länderspiel. Fünf Tore gehen auf das Konto Karlsruher Spieler: Fritz Förderer, Debütant Gottfried Fuchs (je 2) und Max Breunig per Elfmeter. Eugen Kipp von Kickers Stuttgart macht das halbe Dutzend voll. Die aus sieben süddeutschen Spielern harmoniert auffällig gut, in einer Länderspiel-Chronik des Kicker ist vom „Triumph des süddeutschen Stils“ die Rede. Wer weiß wie hoch er noch ausgefallen wäre, wäre das Spiel nicht „durch den anhalten Schneefall und den schlechten Boden beeinträchtigt“ worden, wie die BZ am Mittag moniert.

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga Süd am Oster-Sonntag zum zweiten Mal binnen drei Tagen. Der 1. FC Nürnberg ist der große Sieger des Doppelspieltags 1951 und entledigt sich mit einem 4:3 beim VfB Mühlburg eines großen Konkurrenten. Max Morlock entscheidet das dramatische Spiel, das 32.000 Zuschauer in Karlsruhe verfolgen, in der 83. Minute mit einem herrlichen Volleyschuss. Der Club hat nun vier Punkte Vorsprung auf Fürth (4:1 vs. VfB Stuttgart) und Mühlburg. Die Bayern unterliegen beim VfR Mannheim 2:3, obwohl die Gastgeber nur mit zehn Mann auflaufen. Ihr Spieler Langlotz kommt erst mit 20 Minuten Verspätung, nicht nur für das Sport Magazin „nicht gerade alltäglich“. Aber das Warten auf den elften Mann lohnt sich: Langlotz bereitet ein Tor vor und er verwandelt einen Elfmeter. Die Abstiegsfrage ist vier Spiele vor Schluss noch völlig offen, die letzten fünf trennen nur vier Punkte.

Vor 50 Jahren testet die Nationalmannschaft vor Ort die Bedingungen in Chile, wo die WM 1962 stattfindet. Die verpatzte Generalprobe der Herberger-Elf macht nur denen Mut, die an Sprichwörter glauben. Gastgeber Chile gewinnt in Santiago vor 58.000 Zuschauern mit 3:1 (2:1). Karlsruhes Günter Herrmann trifft zum zwischenzeitlichen 1:1, es ist das 700. Tor der Länderspielhistorie. Der Gladbacher Albert Brülls vergibt die Chance auf Nummer 701 und schießt einen Elfmeter weit vorbei. Sepp Herberger erkennt den Sieg der Chilenen an, aber beklagt auch ein vermeintliches Abseitstor. Das Sport Magazin warnt: „Jede andere Nation, vor allem aus Europa, wird es schwer haben, sich innerhalb von wenigen Tagen auf die lähmende Hitze und den Zeitunterschied von fünf Stunden umzustellen.“ Prophetische Worte…

27. März

Vor 40 Jahren gibt es in der Bundesliga sieben Heimsiege und zwei Remis. Auch Meister Borussia Mönchengladbach macht eine erfolglose Reise und unterliegt erstmals in der Bundesliga beim 1. FC Köln (2:3). 46.000 sehen ein hervorragendes Spiel, in dem es nach 15 Minuten bereits 2:1 steht. Jupp Heynckes bringt Borussia in Führung, aber Wolfgang Weber und Bernd Rupp (2) sorgen für die 3:1-Pausenführung. Horst Köppels Anschlusstreffer macht es noch mal spannend, aber ändert nichts am Kölner Sieg. Auch das Duell der großen Spielmacher jener Epoche geht an den Gastgeber: Wolfgang Overath sticht Günter Netzer aus, der zum Schluss die Lust verliert.

Bayern München profitiert von Gladbachs Ausrutscher und setzt sich in der allerdings noch reichlich „schiefen Tabelle“ nach einem 2:0 gegen Bielefeld an die Spitze. Gerd Müller steht vor dem zweiten Tor wieder mal richtig, er wird angeschossen. Zwei Spiele des letzten März-Samstags 1971 enden 4:3: Schlusslicht RW Oberhausen hofft wieder nach dem Sieg über Hannover 96, den der eingewechselte Gert Fröhlich mit zwei Toren sichert. Im Ruhrpott-Duell schlägt der MSV Duisburg Borussia Dortmund nach einer rasanten Berg- und Talfahrt: Von 2:0 über 2:3 zu 4:3. Held des Tages ist ein gewisser Bernard Dietz, der kurz vor Schluss trifft. Für einige Fans ist das alles zu viel, Fahnen werden verbrannt und der Schiedsrichter am Bein getroffen. Der Abbruch droht, doch soweit kommt es nicht. Der BVB ist nach diesem Spiel wieder mitten drin im Abstiegskampf, in dem sich die halbe Liga befindet. Auch Eintracht Frankfurt, die in Bremen in letzter Minute 0:1 verliert und als Vorletzte nach hause reist.

Vor zwanzig Jahren bezwingt die Nationalmannschaft in Frankfurt Russland mit 2:1 (0:0). Die Ränge im Waldstadion sind ziemlich leer, nur 30.000 wollen den Weltmeister sehen. Stefan Reuter (65.) aus 20 Metern und Lothar Matthäus (81.) schießen die deutschen Tore, der spätere Düsseldorfer Igor Dobrowolski (83.) verkürzt per Elfmeter. Bundestrainer Berti Vogts verhilft dem aus der DDR gekommenen HSV-Profi Thomas Doll zu seinem Länderspieldebüt, Doll dankt es mit der Vorbereitung beider Tore. Für Doll ist es „mein größtes Erlebnis und eine Riesenehre für mich im Team des Weltmeisters zu stehen“.

Am selben Tag schließt die Uefa Dynamo Dresden für zwei Jahre aus allen internationalen Wettbewerben aus. Grund sind die Fan-Randale beim abgebrochenen Heimspiel gegen Roter Stern Belgrad.

Vor 15 Jahren bezwingt die Nationalmannschaft Dänemark in einem Testspiel in München 2:0. 26.000 Zuschauer sehen ein durchschnittliches Spiel mit einem verdienten Sieger. Beide Tore erzielt Italien-Legionär Oliver Bierhoff aus Udine, der erst sein zweites Länderspiel bestreitet. Bundestrainer Berti Vogts sieht sich bestätigt: „Oliver Bierhoff ist ein torgefährlicher Mann, deshalb haben wir ihn in die Nationalmannschaft geholt.“ Torwart Oliver Kahn scheidet mit einer Fingerverletzung aus. Die Nationalmannschaft ist nunmehr zehn Spiele ungeschlagen.