DFB-Wochenschau: Homburg spielt mit "London"

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

4. März

Vor 90 Jahren feiert der HSV in der Hamburger Alsterkreis-Liga ein Schützenfest. Das 10:1 gegen SV Uhlenhorst-Herta ist der zehnte Sieg im elften Saisonspiel und bereits der dritte zweistellige.

Vor zehn Jahren findet das erste DFB-Pokalhalbfinale statt. Überraschend glatt schaltet Abstiegskandidat 1. FC Kaiserslautern zu Hause Werder Bremen aus (3:0), selbst ein Platzverweis für Dimitrios Grammozis bringt die Pfälzer nicht aus der Bahn. Lincoln, Miroslav Klose und Christian Timm schießen die Tore für die Berlin-Reise. Werder-Kapitän Frank Baumann ist stinksauer: "Viele haben bei uns die falsche Einstellung." Am selben Tag entlässt der VfL Wolfsburg nach fünf Jahren Trainer Wolfgang Wolf. So gut Name und Verein auch zusammenpassten - da Wolf sein Scheiden zum Saisonende angekündigt hat und prompt der Erfolg ausbleibt, einigt man sich "im beiderseitigen Einvernehmen". Einer der Fälle, wo das sogar stimmt. Nachfolger wird Jürgen Röber, der ankündigt: "Ich werde bestimmt nicht alles auf den Kopf stellen." Die Frauen-Nationalmannschaft spielt am selben Tag in Gütersloh gegen China (2:2), beide Tore markiert Martina Müller.

5. März

Vor 90 Jahren findet das Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in der Oberliga Hamburg statt. Wegen Punktgleichheit ist es nötig geworden, die Tordifferenz ist kein Kriterium anno 1933. Favorit HSV unterliegt Altona 93 vor 14.000 Zuschauern in der Verlängerung 1:2, obwohl er Altona zuvor zwei Mal geschlagen hat. "Wieder einmal konnte man von der glorreichen Ungewissheit im Fußball sprechen", schreibt der Kicker.

Vor 80 Jahren werden die Endrundenspiele um die Süddeutsche Meisterschaft (in zwei Staffeln) fortgesetzt. Der Deutsche Meister Bayern München schlägt den FK Pirmasens 4:2, bleibt aber Vierter. Den ersten Platz, der zur Endrunde um die "Deutsche" berechtigt, nehmen weiterhin die spielfreien Münchner Löwen ein, dahinter folgt der 1. FC Nürnberg (0:0 in Ludwigshafen). Waldhof Mannheim büßt seine letzten Chancen durch ein 1:1 in Kaiserslautern ein. In der anderen Süd-Gruppe regiert Frankfurt. Nach dem 9. von 14 Spieltagen liegen die Eintracht und der FSV Kopf an Kopf, ein Punkt trennt sie. Die Eintracht gewinnt bei Mainz 05 mit 2:1, der FSV schlägt Wormatia Worms 3:1. Die Stuttgarter Kickers fallen nach dem 0:2 beim Karlsruher FV zurück, aber noch ist nichts entschieden. Im Westen finden noch Ligaspiele statt. Dabei deutet der kommende Deutsche Meister Fortuna Düsseldorf schon künftige Großtaten an und gewinnt vor 10.000 Zuschauern beim VfL Benrath 3:1.

Vor 30 Jahren steht der 23. Bundesliga-Spieltag auf dem Programm. Das Spitzenquartett trennt danach nur noch ein Punkt, der Kicker findet: "Spannender geht’s kaum". Meister HSV bleibt zwar oben, kassiert in Bielefeld aber die zweite Saisonniederlage (0:2), nach der Torwart Uli Stein die Schuld bei anderen sucht - den Schiedsrichtern. Trainer Ernst Happel korrigiert: "Wir dürfen nicht nach Entschuldigungen suchen." Arminias Siegesfreude wird durch die Nachricht getrübt, dass Erfolgstrainer Horst Köppel zum Saisonende geht. Er wechselt zum DFB. Auch die Bayern verlieren ihr Auswärtsspiel (0:1), in Frankfurt ist das schon Gewohnheit. Diesmal hätte es nicht sein müssen, aber Paul Breitner scheitert mit seinem Elfmeter an Keeper Joachim Jüriens. So rücken die Verfolger des Spitzenduos dicht heran. Dortmund gewinnt trotz Rückstands auf Schalke 2:1, ausgerechnet "Überläufer" Rüdiger Abramczik schießt beide Tore. Und der VfB Stuttgart gewinnt das Ländle-Derby beim KSC – ebenfalls 2:1, Karl Allgöwers 13. Saisontor ist zwei Punkte wert. Im Keller sieht Bayer Leverkusen allmählich Licht, der erste Sieg überhaupt gegen die Gladbacher verschafft Luft zum Atmen.

Am selben Abend ereignet sich eine Tragödie. Der 26-jährige Braunschweiger Lutz Eigendorf kommt in seinem Alfa Romeo von der Fahrbahn ab und erliegt zwei Tage später seinen schweren Verletzungen. Man stellt 2,2 Promille fest. Obwohl es Indizien für einen Mordanschlag der DDR-Staatssicherheit gibt, kann der Verdacht nie zweifelsfrei bestätigt werden. Der Ost-Berliner Eigendorf hatte sich als "Republik-Flüchtling" bei der DDR-Führung 1979 unbeliebt gemacht.

Vor 30 Jahrenbestreiten die DFB-Frauen ihr zweites Länderspiel überhaupt. In Bergisch-Gladbach trennen sie sich von Belgien 1:1, Lokalmatadorin Ingrid Gebauer trifft.

Vor 25 Jahren reißt am 22. Bundesliga-Spieltag eine Rekordserie. Werder-Torwart Oliver Reck kassiert beim 5:1 gegen Bayer Uerdingen nach 641 Minuten wieder ein Tor, Stefan Kuntz ist der Spielverderber. Reck sieht es gelassen: "Traurig wäre ich nur, wenn wir heute einen Punkt abgegeben hätten." Werder bleibt mit vier Punkten vor den Bayern souverän Erster. Die Münchner gewinnen 3:0 in Nürnberg, dessen Verteidiger Roland Grahammer bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wird – denn er wechselt nach München. Der FC Homburg bleibt nach dem 1:1 gegen Waldhof Mannheim Letzter, sorgt aber für Schlagzeilen. Der DFB verbietet die Werbung für Kondom-Hersteller "London", dessen Namen die Saarländer auf die Trikots gedruckt haben. Präsident Manfred Ommer fügt sich nur widerwillig und kündigt an: "Notfalls werden wir den ordentlichen Gerichtsweg gehen."

Vor 20 Jahrenbeginnt der 20. Spieltag. Werder Bremen verteidigt den zweiten Platz und ist nach dem 3:0 gegen den KSC schon 13 Spiele ungeschlagen. Karlsruhes Trainer Winfried Schäfer sagt beeindruckt: "Werder muss normalerweise mit dieser Mannschaft Meister werden." Zumindest vom UEFA-Cup träumt der 1. FC Nürnberg, der nach dem 1:0 gegen den HSV Siebter ist. Nationalspieler Dieter Eckstein schießt das Tor des Tages.

Vor zehn Jahren erreicht Bayern München das Pokalfinale. Bayer Leverkusen unterliegt im ziemlich leeren Olympiastadion (16.000 Zuschauern) 1:3, kann die Partie aber eine Stunde lang offen halten. Dann schießt Giovane Elber zwei Tore binnen 60 Sekunden (57., 58.). Das erste Bayern-Tor köpft der Ex-Leverkusener Michael Ballack (30.), Carsten Ramelow sorgt nach 52 Minuten für den Ausgleich.

6. März

Vor 75 Jahren trifft Bayern München auf den 1. FC Nürnberg. Auch das dritte Heimspiel 1938 geht an die Bayern (2:0).

Vor 50 Jahren bestreitet der HSV ein "Länderspiel". Gegner und Kulisse sind jedenfalls danach. An einem Mittwochnachmittag platzt das Volksparkstadion aus allen Nähten, 74.000 wollen die Ungarn sehen. Um eine Katastrophe zu vermeiden, lassen die Ordner noch 10.000 ohne Karten ein, sonst hätte man die Tore eingerissen. Der HSV trotzt der Nationalmannschaft Ungarns ein 2:2 ab, Peter Wulf schießt beide Tore, obwohl Uwe Seeler auch mitspielt und sich im Sport Magazin die "Note 1" verdient.

Vor 20 Jahren endet der 20. Bundesliga-Spieltag. Tabellenführer Bayern gewinnt das Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt 1:0 durch ein Tor von Lothar Matthäus, Torwart Raimond Aumann hält den Sieg mit Glanzparaden fest. Die ersatzgeschwächten Frankfurter setzten drei Amateure ein, zwei geben ihr Bundesliga-Debüt (Anicic und da Silva). "Das nächste Mal spielen wir in München wieder mit der ersten Mannschaft", witzelt Manager Bernd Hölzenbein. Er sagt noch mehr in München - auch, dass er zu Trainer Dragoslav Stepanovic "eigentlich kein Verhältnis mehr" habe. Meister VfB Stuttgart ist nach der 0:3-Heimpleite gegen Leverkusen am Tiefpunkt (9. Platz), Trainer Christoph Daum und Manager Dieter Hoeneß bitten am nächsten Tag zur Krisensitzung. Sie dauert drei Stunden. Der neue Trainer des 1. FC Köln, Wolfgang Jerat, startet siegreich, aber auch nach dem 3:1 gegen Dynamo Dresden steht der FC noch auf einem Abstiegsplatz.

7. März

Vor 70 Jahren werden trotz zunehmender Bombenangriffe auf deutsche Städte, denen auch der Kicker eine ganze Seite widmet, Gau-Ligaspiele ausgetragen. An diesem ersten März-Sonntag 1943 fällt nur eine Meisterentscheidung, aber die ziemlich eindeutig. Kickers Offenbach ist nach dem 10:0 gegen Wormatia Worms in Hessen-Nassau nicht mehr von der Spitze zu verdrängen, während die Wormser absteigen. In Württemberg ist nach dem 6:2 des VfB gegen die Kickers im Stuttgarter Derby noch alles offen. In Bremen findet ein traditioneller Städtekampf gegen eine Hamburger Auswahl statt, 9000 freuen sich über ein 2:1 der Bremer. Der Krieg macht es möglich, dass Soldaten je nach Stützpunkt plötzlich "eingebürgert" werden und so kickt der Düsseldorfer Nationalspieler Paul Janes für Hamburg – nicht zum Vorteil der Hanse-Städter, er verschuldet das entscheidende Tor. Jung-Nationalspieler Fritz Walter hat wegen Krankheit spielfrei und wird laut Kicker "nach einem Urlaub in den bayerischen Bergen als k.v.-Mann (kriegsverwendungsfähig; Anm. d. Red.) zu seiner Truppe entlassen."

8. März

Vor 60 Jahren wird das Halbfinale im DFB-Pokal ausgetragen – in der Erstauflage nach dem Krieg noch auf neutralen Plätzen. Dabei triumphiert der Westen, Rot-Weiß Essen und Alemannia Aachen ziehen ins Finale ein. RWE schlägt vor 20.000 Zuschauern in Koblenz Waldhof Mannheim nach rassigem Spiel 3:2, Franz "Penny" Islacker (2) und August Gottschalk schießen die Tore für den Sieger. Helmut Rahn geht leer aus, ist aber laut Sport Magazin "in blendender Spiellaune". RWE-Trainer Hohmann: "Von Waldhof waren wir etwas enttäuscht." Vor gleicher Kulisse in Ludwigshafen setzt sich Alemannia gegen Wormatia Worms trotz Rückstands mit 3:1 durch, späte Tore durch Willi Kraus (80.) und Bawell (88.) entscheiden das Spiel. Das Programm der Oberligen ist auch wegen des Pokals etwas reduziert.

Im Süden finden sechs Spiele statt, nur eines ist von wirklicher Bedeutung. Jedenfalls gemessen an den Kulissen: 40.000 kommen zu Eintracht Frankfurt gegen 1. FC Nürnberg. Tabellenführer Frankfurt gewinnt nach torloser erster Hälfte 4:0, Erich Ebelings Doppelschlag stellt die Weichen. Aber alle Verfolger gewinnen ebenfalls: der KSC Mühlburg 5:2 vs. Schweinfurt, Meister VfB Stuttgart 2:0 vs. 1860 München und Fürth 5:1 vs. Ulm 46. Die Ulmer und die Löwen liegen punktgleich auf den Abstiegsplätzen. Im Westen geht die Krise des 1. FC Köln, der mit 24:0 Punkten gestartet war, weiter. Nach dem 0:1 im Derby gegen Preußen Dellbrück vor 38.000 ist Tabellenführer BVB schon drei Punkte enteilt, dabei rettet Max Michallek in letzter Minute noch einen Punkt gegen Preußen Münster (1:1). Schalke 04 hat keine Mühe in seinem Heimspiel, 20.000 sehen ein 4:0 gegen Bayer Leverkusen – besser formuliert sie führen es herbei. "Nach 20 Minuten gab es eine Zuschauer-Meuterei, wie es das berühmte Stadion wohl noch selten erlebt hat", meldet das Sport Magazin und berichtet von "einem unfreundlichen Pfeifkonzert" und Beifall für die Gäste. Dermaßen angepfiffen, schießen die Schalker binnen 24 Minuten drei Tore. Schalkes 4:0 – ein Sieg mit Anpfiff.

Im Norden laufen nur fünf Spiele, eines hat mehr Zuschauer als alle an deren zusammen: 27.000 verfolgen Alton 93 gegen HSV. Altona geht nach acht Minuten in Führung und doch 1:4 baden gegen den Primus. HSV-Trainer Georg Knöpfle erleichtert: "Meine Mannschaft kann wieder mit dem Ball umgehen." Das Spiel mit den wenigsten Besuchern verdient auch Erwähnung. Eintracht Osnabrück und ETV Eimsbüttel liefern sich eine wüste Treterei, und das Sport Magazin richtet: "Es war das schlechteste und hässlichste Oberligaspiel, das wir seit langen Jahren in Osnabrück erlebt haben." Schuld daran trügen die Abstiegsangst und der Schiedsrichter. Eintracht gewinnt 3:1.

Im Südwesten marschiert der FCK vorneweg. Fritz Walter hat beim 6:0 gegen Neunkirchen einen großen Tag und schießt die ersten drei Tore, Bruder Ottmar macht das vierte. Lokalrivale VfR Kaiserslautern blamiert sich dagegen und verliert beim 1. FC Saarbrücken 0:9! FCS-Stürmer Herbert Martin schießt dabei fünf Tore. Seltenheitswert hat auch das 3:8 zwischen Hassia Bingen und Saar 05. So verbucht der im Vergleich der Oberligen wie üblich am schwächsten besuchte Südwesten immerhin die meisten Tore (37).

Vor 30 Jahren wird das Viertelfinale des DFB-Pokals komplettiert. In den beiden Wiederholungsspielen triumphieren die Gastgeber, aber nicht immer die Favoriten. Vor 14.000 im ausnahmsweise ausverkauften Süd-Stadion wirft Zweitligist Fortuna Köln die Gladbacher Borussen raus (2:1). Dieter Schatzschneider erzielt beide Tore und beeindruckt sogar Tribünengast Bundestrainer Jupp Derwall. Im Westfalenstadion setzt sich Borussia Dortmund im Revierderby gegen den VfL Bochum in der Verlängerung 3:1 durch, Trainer Kalli Feldkamp wechselt den Sieg ein. Die beiden Joker Marcel Raducanu und Franz-Josef Schmedding stechen und schießen die entscheidenden Tore.

Vor 25 Jahren beginnt das Viertelfinale im DFB-Pokal. Eintracht Frankfurt schaltet Bayer Uerdingen in einem furiosen Spiel aus (4:2), der VfL Bochum den Zweitligisten Fortuna Köln (4:1).

Vor zehn Jahren beginnt der 24. Bundesliga-Spieltag. Er bringt keine Auswärtssiege, am schmerzlichsten ist die Reise für 1860 München, das bei Hertha BSC 0:6 verliert. Drei Brasilianer-Tore (zweimal Marcelinho, einmal Luizao) – da tanzt das Olympiastadion Samba. Löwen-Verteidiger Martin Stranzl ist nicht zum Feiern zu Mute, obwohl er ein Jubilar ist – er kassiert die 500. Gelb-Rote Karte seit Einführung der "Ampelkarte"" 1992/1993. Schon drei Tage nach dem Pokalspiel ist Bayer Leverkusen wieder in München bei Tabellenführer FC Bayern, nun setzt es ein 0:3 – und wie im Pokal schießt Elber zwei Tore. Leverkusen ist auf Platz 15 abgerutscht, der zweite Saisontrainer Thomas Hörster wackelt bereits. Fuchsig fragt er: "Machen die Spieler Fehler, weil mir Charisma fehlt?" Wolfsburgs Neuer Jürgen Röber hat zumindest Fortune, gegen Schlusslicht Energie Cottbus reicht es zu einem schmeichelhaften 3:2.

9. März

Vor 100 Jahren finden Endrundenspiele um die Süddeutsche Meisterschaft statt. Der Frankfurter FV begrüßt Südkreis-Meister Stuttgarter Kickers und 2500 Zuschauer, 1913 eine passable Kulisse. Schiedsrichter Kehm passiert, was über 60 Jahre später seinen Bundesligakollegen Wolf-Dieter Ahlenfelder berühmt machen wird: Er pfeift nach 30 Minuten zur Halbzeit. Man weist ihn auf den Irrtum, es geht weiter – Eintracht gewinnt 1:0. Nun ist die Chance auf die Deutsche Meisterschaft wieder gestiegen, zumal der Tabellenführer der Vierergruppe, die Spielvereinigung Fürth, beim VfR Mannheim die erste Niederlage (2:3) einstecken muss.

Vor 50 Jahren spielen die Oberligen, aber der Winter reduziert das Programm teils stark. Im Westen wird nur dreimal angepfiffen. Schalke nutzt die Gunst der Stunde und springt nach dem 6:0 über Wuppertal von drei auf eins, Reinhard "Stan" Libuda schießt zwei Tore. Spitzenreiter 1. FC Köln verliert derweil am Gladbacher Bökelberg 2:4, erst in der Schlussphase kann er wenigstens verkürzen. Trainer Tschik Cajkovski kann verlieren und sagt: "Es war ein schönes Spiel, wir haben nur etwas leichtsinnig gespielt."

Im Süden bleibt 1860 vorne, das 3:0 gegen Schwaben Augsburg sieht sich auch der kommende Bundestrainer Helmut Schön an. Das Sport Magazin bleibt auch nach Abpfiff am Ball und meldet: "Nach dem Spiel suchten die Schwaben Trost beim süffigen Starkbier am nahegelegenen Nockherberg." Trost braucht auch der 1. FC Nürnberg nach dem 1:3 im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, Torwart Roland Wabra steht in der Kritik und stellt sich: "Ich weiß, der Torwart ist schuld. Aber ich persönlich bin anderer Ansicht." Immerhin hat der Club seinen Startplatz in der Bundesliga schon sicher. Gleiches gilt für Südwest-Primus 1. FC Kaiserslautern, der Wormatia Worms trotz Unterzahl – Willy Reitgassl fliegt vom Platz – 3:0 schlägt.

Vor 40 Jahren erbeutet der HSV im Abstiegskampf einen wichtigen Punkt auf dem Betzenberg (2:2), beide Tore in Kaiserslautern erzielt Vorstopper Peter Nogly.

Vor 25 Jahren wird das DFB-Pokalviertelfinale abgeschlossen. Titelverteidiger HSV schlägt Meister Bayern München in einem dramatischen Spiel 2:1, nach Toren von Manfred Kastl und Heinz Gründel vor der Pause ist der Volleyschuss von Lothar Matthäus letztlich zu wenig. 45.000 sind begeistert, "der große Hit hielt, was er versprach", schreibt der Kicker. Auch die zweite bayerische Mannschaft scheitert an einem Nordklub, doch das ist weniger überraschend: Oberligist Viktoria Aschaffenburg kann sich beim 1:3 gegen Werder Bremen immerhin über eine volle Kasse freuen, die 13.000 Zuschauer einbringen. Selten ist auch ein Tor von Thomas Schaaf, zum 0:3.

Vor 20 Jahren spielt die U 20 bei der Junioren-WM in Australien gegen Ghana 2:2. Der Kölner Carsten Jancker sorgt mit einem spektakulären Fallrückzieher-Tor in der 81. Minute für den wichtigen Punkt im zweiten Vorrundenspiel. Im letzten Spiel ist er allerdings ebenso gesperrt wie Bayern-Talent Max Eberl. Jancker: "Die schaffen das auch ohne uns, die Mannschaft ist hier zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen." Zwei Tage später wird die von Rainer Bonhof betreute Auswahl dennoch ausscheiden, durch ein 1:2 gegen Uruguay.

Vor zehn Jahren setzt der 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf der Bundesliga ein Signal. Konkurrent 1. FC Nürnberg wird am Betzenberg 5:0 deklassiert, fünf verschiedene Torschützen lassen sich feiern. Club-Trainer Klaus Augenthaler resigniert beinahe: "So werden wir den Abstieg nicht vermeiden." Aber auch der FCK steht nach Abschluss des 24. Spieltags noch unter dem Strich.

10. März

Vor 40 Jahren findet der 24. Spieltag der Bundesliga statt. Während oben die Langeweile bleibt, kommt in den Abstiegskampf Bewegung. Schlusslicht RW Oberhausen zieht Schalke noch tiefer hinein, Willi Mumme trifft in der 88. Minute nach tollem Solo. "Wir haben verdient verloren", sagt Schalke-Coach Ivica Horvat. Außer RWO kann nur noch Braunschweig unter den sieben Abstiegskandidaten gewinnen, das 2:1 gegen die Hertha zieht auch die Berliner in den Sumpf. Werder Bremens "Millionen-Elf" verliert gar zu Hause gegen den starken Aufsteiger Wuppertaler SV (0:1). Hannover 96 verbucht beim dramatischen 3:3 in Köln einen Achtungserfolg, ärgert sich aber über die verspielte 3:1-Führung. Oben ziehen unterforderte Bayern ihre Kreise, beim 3:1 gegen Eintracht Frankfurt trifft auch Franz Beckenbauer. Sechs Punkte Vorsprung langweilen auch den eigenen Anhang, ins neue Olympiastadion kommen nur 18.000. Dagegen ist der Bieberer Berg proppenvoll, und 31.000 bereuen ihr Kommen nicht. Der Aufsteiger kommt ausgerechnet durch den Ex-Gladbacher Winfried Schäfer zum späten 2:1 gegen die Borussia.

Vor 20 Jahrenspielt Werder Bremen in Barcelona. Das Rückspiel um den Supercup wird eine einseitige Angelegenheit, aber dem Ergebnis (2:1) sieht man es nicht an. Nach dem frühen Platzverweis von Torwart Oliver Reck nach Foul an Hristo Stoitchkov stehen die Bremer vor 50.000 in Camp Nou mit dem Rücken zur Wand. Stoitchkov verwandelt prompt den fälligen Freistoß, aber zur Halbzeit heißt es noch 1:1 (Elfmeter-Tor von Wynton Rufer). Danach verhindert Ersatzkeeper Hansi Gundelach laut Kicker "ein Waterloo". Barcelona reicht aber auch das Tor von Goicoechea (48.) zum Gewinn des zweitrangigen Supercups.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

4. März

Vor 90 Jahren feiert der HSV in der Hamburger Alsterkreis-Liga ein Schützenfest. Das 10:1 gegen SV Uhlenhorst-Herta ist der zehnte Sieg im elften Saisonspiel und bereits der dritte zweistellige.

Vor zehn Jahren findet das erste DFB-Pokalhalbfinale statt. Überraschend glatt schaltet Abstiegskandidat 1. FC Kaiserslautern zu Hause Werder Bremen aus (3:0), selbst ein Platzverweis für Dimitrios Grammozis bringt die Pfälzer nicht aus der Bahn. Lincoln, Miroslav Klose und Christian Timm schießen die Tore für die Berlin-Reise. Werder-Kapitän Frank Baumann ist stinksauer: "Viele haben bei uns die falsche Einstellung." Am selben Tag entlässt der VfL Wolfsburg nach fünf Jahren Trainer Wolfgang Wolf. So gut Name und Verein auch zusammenpassten - da Wolf sein Scheiden zum Saisonende angekündigt hat und prompt der Erfolg ausbleibt, einigt man sich "im beiderseitigen Einvernehmen". Einer der Fälle, wo das sogar stimmt. Nachfolger wird Jürgen Röber, der ankündigt: "Ich werde bestimmt nicht alles auf den Kopf stellen." Die Frauen-Nationalmannschaft spielt am selben Tag in Gütersloh gegen China (2:2), beide Tore markiert Martina Müller.

5. März

Vor 90 Jahren findet das Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in der Oberliga Hamburg statt. Wegen Punktgleichheit ist es nötig geworden, die Tordifferenz ist kein Kriterium anno 1933. Favorit HSV unterliegt Altona 93 vor 14.000 Zuschauern in der Verlängerung 1:2, obwohl er Altona zuvor zwei Mal geschlagen hat. "Wieder einmal konnte man von der glorreichen Ungewissheit im Fußball sprechen", schreibt der Kicker.

Vor 80 Jahren werden die Endrundenspiele um die Süddeutsche Meisterschaft (in zwei Staffeln) fortgesetzt. Der Deutsche Meister Bayern München schlägt den FK Pirmasens 4:2, bleibt aber Vierter. Den ersten Platz, der zur Endrunde um die "Deutsche" berechtigt, nehmen weiterhin die spielfreien Münchner Löwen ein, dahinter folgt der 1. FC Nürnberg (0:0 in Ludwigshafen). Waldhof Mannheim büßt seine letzten Chancen durch ein 1:1 in Kaiserslautern ein. In der anderen Süd-Gruppe regiert Frankfurt. Nach dem 9. von 14 Spieltagen liegen die Eintracht und der FSV Kopf an Kopf, ein Punkt trennt sie. Die Eintracht gewinnt bei Mainz 05 mit 2:1, der FSV schlägt Wormatia Worms 3:1. Die Stuttgarter Kickers fallen nach dem 0:2 beim Karlsruher FV zurück, aber noch ist nichts entschieden. Im Westen finden noch Ligaspiele statt. Dabei deutet der kommende Deutsche Meister Fortuna Düsseldorf schon künftige Großtaten an und gewinnt vor 10.000 Zuschauern beim VfL Benrath 3:1.

Vor 30 Jahren steht der 23. Bundesliga-Spieltag auf dem Programm. Das Spitzenquartett trennt danach nur noch ein Punkt, der Kicker findet: "Spannender geht’s kaum". Meister HSV bleibt zwar oben, kassiert in Bielefeld aber die zweite Saisonniederlage (0:2), nach der Torwart Uli Stein die Schuld bei anderen sucht - den Schiedsrichtern. Trainer Ernst Happel korrigiert: "Wir dürfen nicht nach Entschuldigungen suchen." Arminias Siegesfreude wird durch die Nachricht getrübt, dass Erfolgstrainer Horst Köppel zum Saisonende geht. Er wechselt zum DFB. Auch die Bayern verlieren ihr Auswärtsspiel (0:1), in Frankfurt ist das schon Gewohnheit. Diesmal hätte es nicht sein müssen, aber Paul Breitner scheitert mit seinem Elfmeter an Keeper Joachim Jüriens. So rücken die Verfolger des Spitzenduos dicht heran. Dortmund gewinnt trotz Rückstands auf Schalke 2:1, ausgerechnet "Überläufer" Rüdiger Abramczik schießt beide Tore. Und der VfB Stuttgart gewinnt das Ländle-Derby beim KSC – ebenfalls 2:1, Karl Allgöwers 13. Saisontor ist zwei Punkte wert. Im Keller sieht Bayer Leverkusen allmählich Licht, der erste Sieg überhaupt gegen die Gladbacher verschafft Luft zum Atmen.

Am selben Abend ereignet sich eine Tragödie. Der 26-jährige Braunschweiger Lutz Eigendorf kommt in seinem Alfa Romeo von der Fahrbahn ab und erliegt zwei Tage später seinen schweren Verletzungen. Man stellt 2,2 Promille fest. Obwohl es Indizien für einen Mordanschlag der DDR-Staatssicherheit gibt, kann der Verdacht nie zweifelsfrei bestätigt werden. Der Ost-Berliner Eigendorf hatte sich als "Republik-Flüchtling" bei der DDR-Führung 1979 unbeliebt gemacht.

Vor 30 Jahrenbestreiten die DFB-Frauen ihr zweites Länderspiel überhaupt. In Bergisch-Gladbach trennen sie sich von Belgien 1:1, Lokalmatadorin Ingrid Gebauer trifft.

Vor 25 Jahren reißt am 22. Bundesliga-Spieltag eine Rekordserie. Werder-Torwart Oliver Reck kassiert beim 5:1 gegen Bayer Uerdingen nach 641 Minuten wieder ein Tor, Stefan Kuntz ist der Spielverderber. Reck sieht es gelassen: "Traurig wäre ich nur, wenn wir heute einen Punkt abgegeben hätten." Werder bleibt mit vier Punkten vor den Bayern souverän Erster. Die Münchner gewinnen 3:0 in Nürnberg, dessen Verteidiger Roland Grahammer bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wird – denn er wechselt nach München. Der FC Homburg bleibt nach dem 1:1 gegen Waldhof Mannheim Letzter, sorgt aber für Schlagzeilen. Der DFB verbietet die Werbung für Kondom-Hersteller "London", dessen Namen die Saarländer auf die Trikots gedruckt haben. Präsident Manfred Ommer fügt sich nur widerwillig und kündigt an: "Notfalls werden wir den ordentlichen Gerichtsweg gehen."

Vor 20 Jahrenbeginnt der 20. Spieltag. Werder Bremen verteidigt den zweiten Platz und ist nach dem 3:0 gegen den KSC schon 13 Spiele ungeschlagen. Karlsruhes Trainer Winfried Schäfer sagt beeindruckt: "Werder muss normalerweise mit dieser Mannschaft Meister werden." Zumindest vom UEFA-Cup träumt der 1. FC Nürnberg, der nach dem 1:0 gegen den HSV Siebter ist. Nationalspieler Dieter Eckstein schießt das Tor des Tages.

Vor zehn Jahren erreicht Bayern München das Pokalfinale. Bayer Leverkusen unterliegt im ziemlich leeren Olympiastadion (16.000 Zuschauern) 1:3, kann die Partie aber eine Stunde lang offen halten. Dann schießt Giovane Elber zwei Tore binnen 60 Sekunden (57., 58.). Das erste Bayern-Tor köpft der Ex-Leverkusener Michael Ballack (30.), Carsten Ramelow sorgt nach 52 Minuten für den Ausgleich.

6. März

Vor 75 Jahren trifft Bayern München auf den 1. FC Nürnberg. Auch das dritte Heimspiel 1938 geht an die Bayern (2:0).

Vor 50 Jahren bestreitet der HSV ein "Länderspiel". Gegner und Kulisse sind jedenfalls danach. An einem Mittwochnachmittag platzt das Volksparkstadion aus allen Nähten, 74.000 wollen die Ungarn sehen. Um eine Katastrophe zu vermeiden, lassen die Ordner noch 10.000 ohne Karten ein, sonst hätte man die Tore eingerissen. Der HSV trotzt der Nationalmannschaft Ungarns ein 2:2 ab, Peter Wulf schießt beide Tore, obwohl Uwe Seeler auch mitspielt und sich im Sport Magazin die "Note 1" verdient.

Vor 20 Jahren endet der 20. Bundesliga-Spieltag. Tabellenführer Bayern gewinnt das Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt 1:0 durch ein Tor von Lothar Matthäus, Torwart Raimond Aumann hält den Sieg mit Glanzparaden fest. Die ersatzgeschwächten Frankfurter setzten drei Amateure ein, zwei geben ihr Bundesliga-Debüt (Anicic und da Silva). "Das nächste Mal spielen wir in München wieder mit der ersten Mannschaft", witzelt Manager Bernd Hölzenbein. Er sagt noch mehr in München - auch, dass er zu Trainer Dragoslav Stepanovic "eigentlich kein Verhältnis mehr" habe. Meister VfB Stuttgart ist nach der 0:3-Heimpleite gegen Leverkusen am Tiefpunkt (9. Platz), Trainer Christoph Daum und Manager Dieter Hoeneß bitten am nächsten Tag zur Krisensitzung. Sie dauert drei Stunden. Der neue Trainer des 1. FC Köln, Wolfgang Jerat, startet siegreich, aber auch nach dem 3:1 gegen Dynamo Dresden steht der FC noch auf einem Abstiegsplatz.

7. März

Vor 70 Jahren werden trotz zunehmender Bombenangriffe auf deutsche Städte, denen auch der Kicker eine ganze Seite widmet, Gau-Ligaspiele ausgetragen. An diesem ersten März-Sonntag 1943 fällt nur eine Meisterentscheidung, aber die ziemlich eindeutig. Kickers Offenbach ist nach dem 10:0 gegen Wormatia Worms in Hessen-Nassau nicht mehr von der Spitze zu verdrängen, während die Wormser absteigen. In Württemberg ist nach dem 6:2 des VfB gegen die Kickers im Stuttgarter Derby noch alles offen. In Bremen findet ein traditioneller Städtekampf gegen eine Hamburger Auswahl statt, 9000 freuen sich über ein 2:1 der Bremer. Der Krieg macht es möglich, dass Soldaten je nach Stützpunkt plötzlich "eingebürgert" werden und so kickt der Düsseldorfer Nationalspieler Paul Janes für Hamburg – nicht zum Vorteil der Hanse-Städter, er verschuldet das entscheidende Tor. Jung-Nationalspieler Fritz Walter hat wegen Krankheit spielfrei und wird laut Kicker "nach einem Urlaub in den bayerischen Bergen als k.v.-Mann (kriegsverwendungsfähig; Anm. d. Red.) zu seiner Truppe entlassen."

8. März

Vor 60 Jahren wird das Halbfinale im DFB-Pokal ausgetragen – in der Erstauflage nach dem Krieg noch auf neutralen Plätzen. Dabei triumphiert der Westen, Rot-Weiß Essen und Alemannia Aachen ziehen ins Finale ein. RWE schlägt vor 20.000 Zuschauern in Koblenz Waldhof Mannheim nach rassigem Spiel 3:2, Franz "Penny" Islacker (2) und August Gottschalk schießen die Tore für den Sieger. Helmut Rahn geht leer aus, ist aber laut Sport Magazin "in blendender Spiellaune". RWE-Trainer Hohmann: "Von Waldhof waren wir etwas enttäuscht." Vor gleicher Kulisse in Ludwigshafen setzt sich Alemannia gegen Wormatia Worms trotz Rückstands mit 3:1 durch, späte Tore durch Willi Kraus (80.) und Bawell (88.) entscheiden das Spiel. Das Programm der Oberligen ist auch wegen des Pokals etwas reduziert.

Im Süden finden sechs Spiele statt, nur eines ist von wirklicher Bedeutung. Jedenfalls gemessen an den Kulissen: 40.000 kommen zu Eintracht Frankfurt gegen 1. FC Nürnberg. Tabellenführer Frankfurt gewinnt nach torloser erster Hälfte 4:0, Erich Ebelings Doppelschlag stellt die Weichen. Aber alle Verfolger gewinnen ebenfalls: der KSC Mühlburg 5:2 vs. Schweinfurt, Meister VfB Stuttgart 2:0 vs. 1860 München und Fürth 5:1 vs. Ulm 46. Die Ulmer und die Löwen liegen punktgleich auf den Abstiegsplätzen. Im Westen geht die Krise des 1. FC Köln, der mit 24:0 Punkten gestartet war, weiter. Nach dem 0:1 im Derby gegen Preußen Dellbrück vor 38.000 ist Tabellenführer BVB schon drei Punkte enteilt, dabei rettet Max Michallek in letzter Minute noch einen Punkt gegen Preußen Münster (1:1). Schalke 04 hat keine Mühe in seinem Heimspiel, 20.000 sehen ein 4:0 gegen Bayer Leverkusen – besser formuliert sie führen es herbei. "Nach 20 Minuten gab es eine Zuschauer-Meuterei, wie es das berühmte Stadion wohl noch selten erlebt hat", meldet das Sport Magazin und berichtet von "einem unfreundlichen Pfeifkonzert" und Beifall für die Gäste. Dermaßen angepfiffen, schießen die Schalker binnen 24 Minuten drei Tore. Schalkes 4:0 – ein Sieg mit Anpfiff.

Im Norden laufen nur fünf Spiele, eines hat mehr Zuschauer als alle an deren zusammen: 27.000 verfolgen Alton 93 gegen HSV. Altona geht nach acht Minuten in Führung und doch 1:4 baden gegen den Primus. HSV-Trainer Georg Knöpfle erleichtert: "Meine Mannschaft kann wieder mit dem Ball umgehen." Das Spiel mit den wenigsten Besuchern verdient auch Erwähnung. Eintracht Osnabrück und ETV Eimsbüttel liefern sich eine wüste Treterei, und das Sport Magazin richtet: "Es war das schlechteste und hässlichste Oberligaspiel, das wir seit langen Jahren in Osnabrück erlebt haben." Schuld daran trügen die Abstiegsangst und der Schiedsrichter. Eintracht gewinnt 3:1.

Im Südwesten marschiert der FCK vorneweg. Fritz Walter hat beim 6:0 gegen Neunkirchen einen großen Tag und schießt die ersten drei Tore, Bruder Ottmar macht das vierte. Lokalrivale VfR Kaiserslautern blamiert sich dagegen und verliert beim 1. FC Saarbrücken 0:9! FCS-Stürmer Herbert Martin schießt dabei fünf Tore. Seltenheitswert hat auch das 3:8 zwischen Hassia Bingen und Saar 05. So verbucht der im Vergleich der Oberligen wie üblich am schwächsten besuchte Südwesten immerhin die meisten Tore (37).

Vor 30 Jahren wird das Viertelfinale des DFB-Pokals komplettiert. In den beiden Wiederholungsspielen triumphieren die Gastgeber, aber nicht immer die Favoriten. Vor 14.000 im ausnahmsweise ausverkauften Süd-Stadion wirft Zweitligist Fortuna Köln die Gladbacher Borussen raus (2:1). Dieter Schatzschneider erzielt beide Tore und beeindruckt sogar Tribünengast Bundestrainer Jupp Derwall. Im Westfalenstadion setzt sich Borussia Dortmund im Revierderby gegen den VfL Bochum in der Verlängerung 3:1 durch, Trainer Kalli Feldkamp wechselt den Sieg ein. Die beiden Joker Marcel Raducanu und Franz-Josef Schmedding stechen und schießen die entscheidenden Tore.

Vor 25 Jahren beginnt das Viertelfinale im DFB-Pokal. Eintracht Frankfurt schaltet Bayer Uerdingen in einem furiosen Spiel aus (4:2), der VfL Bochum den Zweitligisten Fortuna Köln (4:1).

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Vor zehn Jahren beginnt der 24. Bundesliga-Spieltag. Er bringt keine Auswärtssiege, am schmerzlichsten ist die Reise für 1860 München, das bei Hertha BSC 0:6 verliert. Drei Brasilianer-Tore (zweimal Marcelinho, einmal Luizao) – da tanzt das Olympiastadion Samba. Löwen-Verteidiger Martin Stranzl ist nicht zum Feiern zu Mute, obwohl er ein Jubilar ist – er kassiert die 500. Gelb-Rote Karte seit Einführung der "Ampelkarte"" 1992/1993. Schon drei Tage nach dem Pokalspiel ist Bayer Leverkusen wieder in München bei Tabellenführer FC Bayern, nun setzt es ein 0:3 – und wie im Pokal schießt Elber zwei Tore. Leverkusen ist auf Platz 15 abgerutscht, der zweite Saisontrainer Thomas Hörster wackelt bereits. Fuchsig fragt er: "Machen die Spieler Fehler, weil mir Charisma fehlt?" Wolfsburgs Neuer Jürgen Röber hat zumindest Fortune, gegen Schlusslicht Energie Cottbus reicht es zu einem schmeichelhaften 3:2.

9. März

Vor 100 Jahren finden Endrundenspiele um die Süddeutsche Meisterschaft statt. Der Frankfurter FV begrüßt Südkreis-Meister Stuttgarter Kickers und 2500 Zuschauer, 1913 eine passable Kulisse. Schiedsrichter Kehm passiert, was über 60 Jahre später seinen Bundesligakollegen Wolf-Dieter Ahlenfelder berühmt machen wird: Er pfeift nach 30 Minuten zur Halbzeit. Man weist ihn auf den Irrtum, es geht weiter – Eintracht gewinnt 1:0. Nun ist die Chance auf die Deutsche Meisterschaft wieder gestiegen, zumal der Tabellenführer der Vierergruppe, die Spielvereinigung Fürth, beim VfR Mannheim die erste Niederlage (2:3) einstecken muss.

Vor 50 Jahren spielen die Oberligen, aber der Winter reduziert das Programm teils stark. Im Westen wird nur dreimal angepfiffen. Schalke nutzt die Gunst der Stunde und springt nach dem 6:0 über Wuppertal von drei auf eins, Reinhard "Stan" Libuda schießt zwei Tore. Spitzenreiter 1. FC Köln verliert derweil am Gladbacher Bökelberg 2:4, erst in der Schlussphase kann er wenigstens verkürzen. Trainer Tschik Cajkovski kann verlieren und sagt: "Es war ein schönes Spiel, wir haben nur etwas leichtsinnig gespielt."

Im Süden bleibt 1860 vorne, das 3:0 gegen Schwaben Augsburg sieht sich auch der kommende Bundestrainer Helmut Schön an. Das Sport Magazin bleibt auch nach Abpfiff am Ball und meldet: "Nach dem Spiel suchten die Schwaben Trost beim süffigen Starkbier am nahegelegenen Nockherberg." Trost braucht auch der 1. FC Nürnberg nach dem 1:3 im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, Torwart Roland Wabra steht in der Kritik und stellt sich: "Ich weiß, der Torwart ist schuld. Aber ich persönlich bin anderer Ansicht." Immerhin hat der Club seinen Startplatz in der Bundesliga schon sicher. Gleiches gilt für Südwest-Primus 1. FC Kaiserslautern, der Wormatia Worms trotz Unterzahl – Willy Reitgassl fliegt vom Platz – 3:0 schlägt.

Vor 40 Jahren erbeutet der HSV im Abstiegskampf einen wichtigen Punkt auf dem Betzenberg (2:2), beide Tore in Kaiserslautern erzielt Vorstopper Peter Nogly.

Vor 25 Jahren wird das DFB-Pokalviertelfinale abgeschlossen. Titelverteidiger HSV schlägt Meister Bayern München in einem dramatischen Spiel 2:1, nach Toren von Manfred Kastl und Heinz Gründel vor der Pause ist der Volleyschuss von Lothar Matthäus letztlich zu wenig. 45.000 sind begeistert, "der große Hit hielt, was er versprach", schreibt der Kicker. Auch die zweite bayerische Mannschaft scheitert an einem Nordklub, doch das ist weniger überraschend: Oberligist Viktoria Aschaffenburg kann sich beim 1:3 gegen Werder Bremen immerhin über eine volle Kasse freuen, die 13.000 Zuschauer einbringen. Selten ist auch ein Tor von Thomas Schaaf, zum 0:3.

Vor 20 Jahren spielt die U 20 bei der Junioren-WM in Australien gegen Ghana 2:2. Der Kölner Carsten Jancker sorgt mit einem spektakulären Fallrückzieher-Tor in der 81. Minute für den wichtigen Punkt im zweiten Vorrundenspiel. Im letzten Spiel ist er allerdings ebenso gesperrt wie Bayern-Talent Max Eberl. Jancker: "Die schaffen das auch ohne uns, die Mannschaft ist hier zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen." Zwei Tage später wird die von Rainer Bonhof betreute Auswahl dennoch ausscheiden, durch ein 1:2 gegen Uruguay.

Vor zehn Jahren setzt der 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf der Bundesliga ein Signal. Konkurrent 1. FC Nürnberg wird am Betzenberg 5:0 deklassiert, fünf verschiedene Torschützen lassen sich feiern. Club-Trainer Klaus Augenthaler resigniert beinahe: "So werden wir den Abstieg nicht vermeiden." Aber auch der FCK steht nach Abschluss des 24. Spieltags noch unter dem Strich.

10. März

Vor 40 Jahren findet der 24. Spieltag der Bundesliga statt. Während oben die Langeweile bleibt, kommt in den Abstiegskampf Bewegung. Schlusslicht RW Oberhausen zieht Schalke noch tiefer hinein, Willi Mumme trifft in der 88. Minute nach tollem Solo. "Wir haben verdient verloren", sagt Schalke-Coach Ivica Horvat. Außer RWO kann nur noch Braunschweig unter den sieben Abstiegskandidaten gewinnen, das 2:1 gegen die Hertha zieht auch die Berliner in den Sumpf. Werder Bremens "Millionen-Elf" verliert gar zu Hause gegen den starken Aufsteiger Wuppertaler SV (0:1). Hannover 96 verbucht beim dramatischen 3:3 in Köln einen Achtungserfolg, ärgert sich aber über die verspielte 3:1-Führung. Oben ziehen unterforderte Bayern ihre Kreise, beim 3:1 gegen Eintracht Frankfurt trifft auch Franz Beckenbauer. Sechs Punkte Vorsprung langweilen auch den eigenen Anhang, ins neue Olympiastadion kommen nur 18.000. Dagegen ist der Bieberer Berg proppenvoll, und 31.000 bereuen ihr Kommen nicht. Der Aufsteiger kommt ausgerechnet durch den Ex-Gladbacher Winfried Schäfer zum späten 2:1 gegen die Borussia.

Vor 20 Jahrenspielt Werder Bremen in Barcelona. Das Rückspiel um den Supercup wird eine einseitige Angelegenheit, aber dem Ergebnis (2:1) sieht man es nicht an. Nach dem frühen Platzverweis von Torwart Oliver Reck nach Foul an Hristo Stoitchkov stehen die Bremer vor 50.000 in Camp Nou mit dem Rücken zur Wand. Stoitchkov verwandelt prompt den fälligen Freistoß, aber zur Halbzeit heißt es noch 1:1 (Elfmeter-Tor von Wynton Rufer). Danach verhindert Ersatzkeeper Hansi Gundelach laut Kicker "ein Waterloo". Barcelona reicht aber auch das Tor von Goicoechea (48.) zum Gewinn des zweitrangigen Supercups.