DFB-Wochenschau: "Hoeneß war der Superstar!"

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

4. November

Vor 90 Jahren schlägt die Nationalmannschaft Norwegen in Hamburg 1:0 (1:0). Lokalmatador "Tull" Harder vom HSV erzielt das einzige Tor (22.) in einem enttäuschenden Spiel. Immerhin bleibt die weiterhin ohne Trainer agierende Elf im dritten Heimspiel in Folge ohne Gegentor Am selben Tag wird das Punktspiel von Eintracht Frankfurt beim SC Bürgel abgebrochen, als die Eintracht wegen Verletzungen nur noch sieben Spieler hat. Auch der Torwart scheidet aus, sein Vertreter kassiert zwei Tore, die aber nicht zählen. Denn das Spiel muss wiederholt werden; der Schiedsrichter steht in der Kritik weil er keinen Platzverweis gegen Bürgel verhängt hat. Damit habe er "das Lebensgefährlichspielen" zugelassen, mäkelt das Fachblatt Fußball.

Vor 60 Jahren verfügt das Sportgericht des Süddeutschen Fußball-Verbands die fehlenden 20 Minuten des Oberligaspiels Karlsruher SC gegen Jahn Regensburg nachzuholen. Beim Stand von 1:3 war der Pfosten gebrochen, ein Präzedenzfall im deutschen Fußball. Beide Parteien legen Berufung ein. Der KSC will eine komplette Wiederholung, Jahn die Punkte.

Vor zehn Jahren gewinnt der VfB Stuttgart in der Champions League bei Panathinaikos Athen 3:1 und steht dicht vor dem Einzug in die Zwischenrunde. Nach schwacher Leistung und 0:1-Rückstand dreht die junge Mannschaft binnen zehn Minuten die Partie. Andreas Hinkels 3:1 in der 77. Minute ist die Entscheidung – und das erste Tor des Verteidigers im 107. Pflichtspiel. Kommentar Hinkel: "Eiskalt versenkt".

5. November

Vor 80 Jahren trennt sich die Nationalmannschaft in Magdeburg von Norwegen 2:2. Die mit sechs Spielern von Meister Fortuna Düsseldorf angetretene DFB-Auswahl verspielt einen 2:0-Vorsprung durch Tore von Ernst Albrecht (8.) und Karl Hohmann (33.).

Am selben Tag gewinnt der HSV am Rothenbaum gegen Union Altona 8:2. Bayern München verliert bei Schweinfurt 05 1:2. In der Gauliga Südwest fällt ein Phantomtor, findet jedenfalls die Frankfurter Eintracht. Sie verliert so 0:1 bei Wormatia Worms, doch war der Ball von Ludwig Müller überhaupt im Tor? Richard Kirn schreibt im kicker: "Der Ball sprang jedenfalls zur Erde und weg war er. Der Schiedsrichter trillerte Tor. Sicher hatte er gesehen, dass der Ball die Linie überschritten hatte, sonst hätte er nicht gepfiffen." So einfach geht man 1933 über strittige Szenen hinweg. Die Eintracht vergibt so die Chance auf die Tabellenführung, die sich der SV Wiesbaden dank eines 5:0 in Kaiserslautern redlich verdient.

Vor 30 Jahren findet der 13. Bundesliga-Spieltag statt. Der VfB Stuttgart stellt einen Torrekord auf, denn alle Treffer beim 7:0 gegen den desolaten 1. FC Nürnberg fallen nach der Pause. Von 0:0 zu 7:0 – das gab es noch nie. Außerdem ist es für beide Vereinsrekord in der Bundesliga – der höchste VfB-Sieg bedeutet zugleich die höchste Club-Niederlage. Der VfB rückt auf Platz drei vor, trotz des Schützenfests ist die Tordifferenz schwächer als die des Überraschungs-Zweiten Fortuna Düsseldorf. "Fortuna wird unheimlich!", titelt der kicker nach dem 5:0 gegen Kickers Offenbach. Erster bleibt der HSV, der mit dem letzten Aufgebot über ein 2:2 gegen Köln nicht sonderlich unzufrieden ist. Nunmehr 42 Heimspiele ohne Niederlage stehen in den Chroniken, Felix Magaths später Ausgleich rettet die Serie.

Auch die Bayern teilen die Punkte; normal ist ein 0:0 bei Angstgegner Eintracht Frankfurt Gold wert, doch diesmal sind die Hessen Letzter. Sieger des Tages ist Borussia Mönchengladbach, die nach dem 2:0 in Kaiserslautern auf Platz vier vorprescht, Lothar Matthäus sorgt für die Entscheidung. Für die meisten Lacher sorgt der Stadionsprecher von Arminia Bielefeld, der das 2:0 gegen Vizemeister Werder Bremen so kommentiert: "Werder muss sich vorkommen wie beim Friseur, da gibt es auch immer eine Packung." Wer den Schaden hat…

kicker die Lage der Liga so: "Die Bundesliga hat keine große Mannschaften mehr!"

Vor 25 Jahren wird der 13. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Die Krise hat die Liga weiter voll im Griff, die Stadionauslastung beträgt 38%, insgesamt kommen nur 153.350 Zuschauer. Tabellenführer Bayern bleibt ungeschlagen, wird aber mehrmals getroffen. Beim 0:0 auf St. Pauli fühlt sich Torwart Raimond Aumann wie auf dem Viktualienmarkt. "Rohe Eier, Zwiebeln, Tomaten und Apfelsinen" werfen die Pauli-Anhänger "und volle Bierdosen, die ja wirklich zu bösen Verletzungen führen können." Der verletzte Ludwig Kögl kriegt während der Behandlung eine leere Bierflasche ab. Trainer Jupp Heynckes stellt fest: "So etwas habe ich überhaupt noch nicht erlebt." Pauli-Präsident Otto Paulick mahnt: "So etwas darf sich nicht wiederholen".

Bayerns Vorsprung schmilzt auf einen Punkt, denn der VfB Stuttgart schlägt den HSV 4:2. Der Ex-Hamburger Michael Schröder trifft mit einem Freistoß aus unmöglichem Winkel und löst beim HSV die nächste Torwart-Debatte aus. Jupp Koitka weiß nun: "Man lernt eben nie aus, auch nicht mit 36 Jahren." Außer dem VfB gewinnt nur der Karlsruher SC sein Heimspiel; nach dem 4:1 über Kaiserslautern ist der KSC schon Dritter. Eintracht Frankfurt bleibt auch unter dem neuen Trainer Pal Csernai siegloser Letzter, beim 1:1 gegen Leverkusen trifft ausgerechnet der Ex-Frankfurter Ralf Falkenmayer für die Gäste.

Vor 20 Jahren fallen in den drei Freitagsspielen der Bundesliga 13 Tore. Kaiserslautern rückt nach dem 4:1 gegen Wattenscheid auf Platz drei vor. Mönchengladbach und der HSV trennen sich 2:2, Hamburg legt offiziell Protest ein gegen den Platzverweis für Valdas Ivanauskas. Was Schiedsrichter Lutz-Michael Fröhlich für "lebensgefährlich" hält, ist für Trainer Benno Möhlmann "nicht mal ein Foul". Schalke 04 feiert endlich den ersten Sieg unter Trainer Jörg Berger, Aufsteiger VfB Leipzig kommt gerade recht. Dieter Eckstein erzielt zwei Tore beim 3:1 und gönnt sich ungeniert die Zigarette danach, denn "jetzt meckert keiner, weil der neue Trainer ja auch raucht".

Vor zehn Jahren feiert Bayern München ein Wiedersehen mit Giovane Elber. Eine Party wird es nicht, denn der erst im August an Olympique Lyon abgegebene Brasilianer und Publikumsliebling bringt den Rekordmeister in Schwierigkeiten. Ausgerechnet er schießt das Tor zum 1:2-Endstand. Er traut sich kaum zu jubeln, 59.000 im ausverkauften Olympiastadion sind entsetzt. Wie im Vorjahr droht das Vorrundenaus.

6. November

Vor 75 Jahren kommt es zu einem Kuriosum im Tschammer-Pokal. Das Viertelfinale muss 1938/1939 praktisch zweimal ausgetragen werden. Durch den "Anschluss" Österreichs müssen die neuen Mitspieler irgendwie in den laufenden Wettbewerb integriert werden. So werden an diesem Tag in Deutschland und Österreich die Viertelfinals letztmals getrennt gespielt. Danach stoßen die vier Sieger aus Österreich zu den vier Deutschen und tragen ein "2. Viertelfinale" aus. Dafür qualifizieren sich 1860 München (2:1 bei Blau-Weiß 90 Berlin), Waldhof Mannheim (3:2 n.V. gegen RW Essen), der FSV Frankfurt (3:1 gegen VfB Mühlburg) und der 1. FC Nürnberg (4:2 bei Rasensport Gleiwitz). Aus Österreich kommen die Großklubs Vienna Wien, Rapid und Wiener SK sowie der Grazer AK hinzu. Vienna sorgt für den Rekordsieg – 6:0 im Derby gegen die Admira. Die meisten Zuschauer kommen nach Berlin (15.000), um die "Löwen" zu sehen.

Am selben Tag kassiert der HSV in der Gauliga seine erste Niederlage. Vor 18.000 Zuschauern behält Gastgeber Eimsbütteler TV die Oberhand (2:1).

Vor 50 Jahren sind Europapokalspiele. Meister Borussia Dortmund schlägt sich bei Benfica Lissabon wacker (1:2), Wosabs Tor nährt die Hoffnung aufs Viertelfinale. Im Messepokal ist nur der 1. FC Köln vertreten, der nach einer 3:0-Pausenführung gegen Sheffield Wednesday nur 3:2 gewinnt und zittern muss. Die Kulisse dokumentiert den Stellenwert des Messepokals: 12.000.

Vor 20 Jahren wird der 15. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Eintracht Frankfurt wird schon jetzt Herbstmeister, ein 2:0 gegen Borussia Dortmund bringt ihr einen Fünf-Punkte-Vorsprung ein. Der BVB punktet immerhin in den Interviews, der Elfmeter zum 1:0 trifft auf wenig Zustimmung. Matthias Sammer: "Das war die Schwalbe des Jahrhunderts." Karl-Heinz Riedle: "Fragt mal den Ralf Weber, bei wem er seine Flugstunden genommen hat." Weber ist so ehrlich zuzugeben: "Es war kein Foul." In Nürnberg feiern 50.200 einen Derbysieg über die Bayern (2:0), aber auf der Pressekonferenz macht Trainer Willi Entenmann ein langes Gesicht. Er steht vor dem Rauswurf, zwei Tage zuvor haben sie ihn abgemahnt, weil der Mannschaftsbus von einem Testspiel nicht mit voller Besetzung zurückgekommen war. Ein Mitarbeiter der Geschäftsstelle war noch bei der Abrechnung, Entenmann gab das Kommando zur Abfahrt. Angeblich nicht das einzige Vorkommnis dieser Art. Entenmann sagt der Presse: "Gewisse Leute im Verein warten auf Niederlagen, damit gegen mich gehandelt werden kann." Irrtum: Nicht einmal der Sieg wird ihn retten.

Mann des Tages ist der Karlsruher Manfred Bender, dem beim 5:0 gegen Duisburg nach zuvor schwachen Leistungen drei Tore gelingen. Auch er spürt keine ungeteilte Freude: "Wenn man mich immer noch loswerden will, soll man es mir sagen." Im Herbst 1993 ist die Bundesliga noch ein bisschen verrückter als sonst.

Vor zehn Jahren beginnt die zweite Runde im UEFA-Pokal. Die letzten DFB-Vertreter stehen nach den Hinspielen beide vor dem Aus. Schalke 04 hat gegen Bröndby nur ein dünnes Polster (2:1 dank zweier Tore von Mike Hanke), der BVB gar keines: 2:2 gegen Sochaux.

7. November

Vor 70 Jahren finden nur noch unregelmäßig Punktspiele statt. Der Krieg bringt alles durcheinander. Bayern München findet dennoch einen renommierten Gegner und trotzt der Nationalmannschaft der Schweiz ein 2:2 ab.

Vor 40 Jahren macht Uli Hoeneß das vielleicht beste Spiel seiner Karriere. Im Europapokal-Rückspiel bei Dynamo Dresden erzielt der schnelle Bayern-Stürmer zwei Tore und schafft es auf die Titelseite des kicker: "Hoeneß war der Superstar!" Aber wenn nicht auch Gerd Müller getroffen hätte, wären die Bayern aus dem Meisterpokal ausgeschieden. So reicht das 3:3 zum Weiterkommen. Dynamo-Trainer Walter Fritzsch ist dennoch stolz: "Wir brauchen international keine Angst mehr zu haben. Gegen einen Starklub wie Bayern haben wir sechs Tore geschossen (Hinspiel 3:4) und hätten beide Spiele ebenso gut gewinnen können!"

Auch die vier anderen Bundesligisten kommen weiter. Pokalsieger Gladbach kann sich ein 2:3 bei Glasgow Rangers leisten, die Tore von Henning Jensen reichen. Im UEFA-Pokal feiert der 1. FC Köln gegen Marseille ein 6:0-Schützenfest, Hannes Löhr und Dieter Müller treffen doppelt. Fortuna Düsseldorf hat das 3:0 gegen Admira/Wacker Wien schon nach 26 Minuten herausgeschossen, Doppel-Torschütze Dieter Brei erwischt einen großen Tag. Am dramatischsten macht es der VfB Stuttgart, der sein 3:1-Polster in Presov aufbraucht und in die Verlängerung muss – wo er dann 5:3 gewinnt. Trainer Hermann Eppenhoff: "Warum meine Mannschaft so ängstlich spielte, ist mir ein Rätsel. Nur in der Verlängerung bot sie die Leistung, die ich mir von ihr vorstellte."

8. November

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Die Übermannschaft der Saison 1953/1954, Hannover 96, erleidet ihre erste Niederlage ausgerechnet an dem Tag, an dem sie einen Oberliga-Rekord schaffen kann. Doch der VfL Osnabrück lässt das nicht zu und schlägt 96, das zuvor alle elf Spiele gewonnen hat, 2:1. Hans-Joachim Alpert erzielt vor 20.000 Zuschauern das Siegtor. 96-Trainer Helmut Kronsbein akzeptiert die Niederlage als "verdient". Und zu verschmerzen bei acht Punkten Vorsprung auf Eintracht Braunschweig. Werder Bremen feiert gegen Holstein Kiel ein Schützenfest (7:0), vier Tore erzielt Karl-Heinz Preuße.

Im Süden gewinnt von den ersten sieben Teams nur Kickers Offenbach (3:1 gegen Kickers Stuttgart), Eintracht Frankfurt reicht ein 0:0 vor 32.000 Zuschauern (Tagesrekord) bei den Bayern zur Verteidigung der Spitze. Der 1. FC Nürnberg verliert beim FSV Frankfurt 2:3, wo er erst 30 Minuten vor Anpfiff seine Ausrüstung bekommt. Trikots und Hosen wurden in Nürnberg vergessen, ein Mitarbeiter bringt sie mit dem nächsten Zug nach Frankfurt mit. Das Spiel geht dennoch in die Hose – trotz 2:0-Führung.

FSV-Nationalspieler Richard Herrmann erzielt zwei Tore und erfährt aus dem Sport Magazin, er sei "in der Form seines Lebens." Trost für die Nürnberger: Rivale Fürth verliert sein Heimspiel gegen Schlusslicht Hessen Kassel 2:3. Im Westen bleibt RW Essen vorne – das 3:0 gegen Preußen Münster sehen 25.000 Zuschauer an der Hafenstraße, "Boss" Rahn eröffnet den Torreigen schon nach drei Minuten und darf über sich lesen, er sei ein "Himmelsstürmer". Der 1. FC Köln (2:0 bei Fortuna Düsseldorf vor 26.000 Zuschauern) und Schalke 04 (7:0! Gegen Rheydt) folgen mit einem Punkt Rückstand. Schlusslicht Meidericher SV kann seinen Platz auch nach dem zweiten Saisonsieg (2:1 vs. Schwarz-Weiß Essen) nicht verlassen. Nach Hannovers Niederlage ist die punktbeste Mannschaft des Landes im Südwesten zu finden: der FK Pirmasens steht nach dem 3:1 gegen TuRu Ludwigshafen auf 23:1 Punkte. Verfolger FCK, der amtierende Meister, kommt nicht hinterher – er hat spielfrei.

Vor 50 Jahren findet das erste Freitagsspiel der Bundesliga-Historie statt. In Braunschweig kommen an einem Novemberabend um 20 Uhr 29.600 Zuschauer, um Tabellenführer 1. FC Köln zu sehen. Der lässt seinen fünften Punkt bei der Eintracht (1:1), bleibt aber Erster. Das erste Freitagstor der Liga-Historie erzielt Braunschweigs Jürgen Moll schon nach drei Minuten, ehe Karl-Heinz Thielen mit dem Pausenpfiff den Ausgleich besorgt.

Vor 25 Jahren erreicht Werder Bremen nach einem 0:0 im Heimspiel gegen Celtic Glasgow das Viertelfinale im Landesmeisterpokal. (Hinspiel 1:0). Nur Norbert Meier ist sauer, Otto Rehhagel lässt ihn 60 Minuten warmlaufen ohne ihn zu bringen. Rehhagel schlitzohrig: "Angesichts der Härte der Schotten bin ich glücklich, ihn nicht gebracht zu haben und froh, ihn unverletzt aus diesem Match herausbekommen zu haben." Meier findet es weniger lustig: "Das sind doch alles nur Ausflüchte."

Vor zehn Jahren wird der zwölfte Spieltag der Bundesliga ausgetragen. In den sieben Samstagsspielen fallen im Schnitt exakt vier Tore. Werder Bremen übertrifft den deutlich und gewinnt in Hannover 5:1. Nelson Valdez vertritt den verletzten Ailton glänzend und erzielt ebenso wie Ivan Klasnic zwei Tore. Den zweiten Auswärtssieg des Tages meldet der VfB Stuttgart, der mit dem 2:0 in Frankfurt Platz eins verteidigt. Außer der Eintracht stehen weiterhin die Rheinriesen von einst unter dem Strich: Borussia Mönchengladbach nach einem 1:2 in Berlin – Herthas erster Heimsieg – und der 1. FC Köln (0:4 in Bochum). Der neue Borussen-Trainer Holger Fach kritisiert öffentlich Verteidiger Jeff Strasser und rechtfertigt sich: "Ist es in Deutschland nicht mehr möglich, dass man Dinge offen und ehrlich beim Namen nennt?"

9. November

Vor 50 Jahren findet der zehnte Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Danach zweifelt niemand mehr am Abstieg des 1. FC Saarbrücken, der trotz Führung bei 1860 München 1:7 untergeht und mit 1:19 Punkten bereits abgeschlagen ist. Der kicker rät dem FCS, einen Psychologen einzuschalten. Der HSV verliert das Verfolgerduell in Meiderich 0:4, führt aber die punktgleiche Gruppe der Köln-Jäger an. Auch der MSV, der BVB (3:1 gegen Nürnberg) und der VfB Stuttgart (3:1 in Kaiserslautern) haben zwei Zähler Rückstand. Am Betzenberg wird Bundesliga-Geschichte geschrieben: FCK-Verteidiger Dieter Pulter unterlaufen zwei Eigentore, auch Rudi Entenmann vom VfB trifft ins falsche Tor. Drei Eigentore in einer Partie sind bis 2009 Rekord, dann stellt ihn Hannover 96 in Gladbach ganz alleine ein. Die meisten Zuschauer (41.000) kommen ins Frankfurter Waldstadion, wo sie ein 4:2 der Eintracht über Schalke sehen. Der KSC feiert gegen Preußen Münster seinen dritten Sieg (4:2) und schiebt Hertha BSC (2:2 in Bremen) auf einen Abstiegsplatz.

Vor 25 Jahren kommen im Europapokal alle Bundesligisten weiter. Pokalsieger Eintracht Frankfurt gewinnt 3:0 bei Sarkayaspor, im UEFA-Cup reicht dem 1. FC Köln ein 1:1 bei Glasgow Rangers und dem VfB Stuttgart ein 1:1 gegen Dinamo Zagreb. Die Bayern siegen dank eines Doppelschlags von Olaf Thon bei Dunajska Streda 2:0. DDR-Vertreter Carl Zeiss Jena verabschiedet sich aus dem Pokalsieger-Cup (1:3 in Genua), Lok Leipzig fliegt in Neapel aus dem Uefa-Cup (0:2). Totaler Triumph für die Bundesliga, mit Meister Bremen sind noch fünf Vertreter dabei, Totalverlust für die DFV-Klubs. Höchste Zeit für die Wende… In Rom wird derweil Rudi Völler gefeiert, der den AS gegen Partizan Belgrad (2:0) weiter schießt. "Der beste Völler, den Rom je sah", schreibt der kicker-Korrespondent.

Vor 20 Jahren trennt sich der 1. FC Nürnberg von Trainer Willi Entenmann. Grund: "Unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten in der täglichen Zusammenarbeit zwischen dem Trainer einerseits und dem Präsidium und der Geschäftsführung andererseits." Nürnberg hat gerade die Bayern geschlagen, Entenmann steht bei den Fans hoch im Kurs. Präsident Gerhard Voack erhält Morddrohungen und engagiert Bodyguards für seine Tochter.

Am selben Tag verschärft sich die Bayernkrise. Nach dem Aus im UEFA-Cup fliegt die Ribbeck-Auswahl bei Dynamo Dresden auch aus dem DFB-Pokal. Olaf Marschalls 2:1 in vorletzter Minute bringt die Entscheidung. Ribbeck erkennt: "Manche waren in dieser Situation nervlich überfordert." Manager Uli Hoeneß sagt am nächsten Tag zur Trainer-Frage: "Ribbeck ist heute, am 10. November, kein Thema!" Im letzten Nachholspiel des Achtelfinales stürmt der 1. FC Kaiserslautern den Gladbacher Bökelberg (3:2) und profitiert auch von einem sehenswerten Eigentor des Borussen Joachim Stadler. Der trifft nach nur 26 Sekunden mit der Hacke und wird schon kurz darauf ausgewechselt.

Vor zehn Jahren schlägt Bayern München Borussia Dortmund 4:1 und setzt in der Krise ein Ausrufezeichen. Michael Ballack, der das 1:0 köpft: "Wir haben die richtige Antwort gegeben." Die meisten Tore fallen allerdings erst nach dem Platzverweis für Markus Brzenska. BVB-Sport-Direktor Michael Zorc lobt die Verlierer: "Ich habe Hochachtung vor der Mannschaft." Im zweiten Sonntagsspiel schlägt Bayer Leverkusen Schalke 04 mit 3:1 und klettert wieder auf Platz zwei; Gäste-Verteidiger Anibal Matellan ist bereits der vierte Rot-Sünder der Königsblauen in der Saison 2003/2004.

10. November

Vor 40 Jahren wird der 15. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Das Spitzentrio siegt, alles bleibt unverändert. Eintracht Frankfurt hat in Bremen (2:1) aber Glück, dass Torwart Günter Wienhold einen Elfmeter von Horst-Dieter Höttges hält. Borussia Mönchengladbach schafft ein seltenes Kunststück; nach 0:2 noch am Bieberer Berg zu gewinnen. Normal läuft es in Offenbach immer umgekehrt. Aber diesmal gehört die Schlussphase dem Gast. Die Bayern kommen auch erst im Endspurt groß auf, bis zur 71. Minute hält der HSV ein 1:1 – nach 90 heißt es 4:1. Gerd Müller überlässt das letzte Tor dem Kollegen Bernd Dürnberger, immerhin führt der "Bomber" nun wieder die Torjägerliste an (14 Treffer).

Im Keller wird es kein bisschen heller. Der MSV (0:2 in Wuppertal) und Hannover (0:2 in Düsseldorf) bleiben auf den letzten Plätzen, Fortuna Köln versäumt es sich abzusetzen und kommt auch gegen Bochum (2:2) nicht zum ersten Heimsieg. Fortunas Gerd Zimmermann trifft immerhin spektakulär aus 40 Metern. Schalke trennt sich vor 47.000 Zuschauern 2:2 von Köln, doch für Boss Günter Siebert ist das Nebensache. Ein Erpresser will am Morgen des Spieltags 40.000 Mark, ansonsten droht er mit Entführung der Kinder. Davon hat Siebert sieben, er informiert die Polizei, den Kindern passiert nichts. "Was man als Präsident alles durchmacht", stöhnt Siebert.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

4. November

Vor 90 Jahren schlägt die Nationalmannschaft Norwegen in Hamburg 1:0 (1:0). Lokalmatador "Tull" Harder vom HSV erzielt das einzige Tor (22.) in einem enttäuschenden Spiel. Immerhin bleibt die weiterhin ohne Trainer agierende Elf im dritten Heimspiel in Folge ohne Gegentor Am selben Tag wird das Punktspiel von Eintracht Frankfurt beim SC Bürgel abgebrochen, als die Eintracht wegen Verletzungen nur noch sieben Spieler hat. Auch der Torwart scheidet aus, sein Vertreter kassiert zwei Tore, die aber nicht zählen. Denn das Spiel muss wiederholt werden; der Schiedsrichter steht in der Kritik weil er keinen Platzverweis gegen Bürgel verhängt hat. Damit habe er "das Lebensgefährlichspielen" zugelassen, mäkelt das Fachblatt Fußball.

Vor 60 Jahren verfügt das Sportgericht des Süddeutschen Fußball-Verbands die fehlenden 20 Minuten des Oberligaspiels Karlsruher SC gegen Jahn Regensburg nachzuholen. Beim Stand von 1:3 war der Pfosten gebrochen, ein Präzedenzfall im deutschen Fußball. Beide Parteien legen Berufung ein. Der KSC will eine komplette Wiederholung, Jahn die Punkte.

Vor zehn Jahren gewinnt der VfB Stuttgart in der Champions League bei Panathinaikos Athen 3:1 und steht dicht vor dem Einzug in die Zwischenrunde. Nach schwacher Leistung und 0:1-Rückstand dreht die junge Mannschaft binnen zehn Minuten die Partie. Andreas Hinkels 3:1 in der 77. Minute ist die Entscheidung – und das erste Tor des Verteidigers im 107. Pflichtspiel. Kommentar Hinkel: "Eiskalt versenkt".

5. November

Vor 80 Jahren trennt sich die Nationalmannschaft in Magdeburg von Norwegen 2:2. Die mit sechs Spielern von Meister Fortuna Düsseldorf angetretene DFB-Auswahl verspielt einen 2:0-Vorsprung durch Tore von Ernst Albrecht (8.) und Karl Hohmann (33.).

Am selben Tag gewinnt der HSV am Rothenbaum gegen Union Altona 8:2. Bayern München verliert bei Schweinfurt 05 1:2. In der Gauliga Südwest fällt ein Phantomtor, findet jedenfalls die Frankfurter Eintracht. Sie verliert so 0:1 bei Wormatia Worms, doch war der Ball von Ludwig Müller überhaupt im Tor? Richard Kirn schreibt im kicker: "Der Ball sprang jedenfalls zur Erde und weg war er. Der Schiedsrichter trillerte Tor. Sicher hatte er gesehen, dass der Ball die Linie überschritten hatte, sonst hätte er nicht gepfiffen." So einfach geht man 1933 über strittige Szenen hinweg. Die Eintracht vergibt so die Chance auf die Tabellenführung, die sich der SV Wiesbaden dank eines 5:0 in Kaiserslautern redlich verdient.

Vor 30 Jahren findet der 13. Bundesliga-Spieltag statt. Der VfB Stuttgart stellt einen Torrekord auf, denn alle Treffer beim 7:0 gegen den desolaten 1. FC Nürnberg fallen nach der Pause. Von 0:0 zu 7:0 – das gab es noch nie. Außerdem ist es für beide Vereinsrekord in der Bundesliga – der höchste VfB-Sieg bedeutet zugleich die höchste Club-Niederlage. Der VfB rückt auf Platz drei vor, trotz des Schützenfests ist die Tordifferenz schwächer als die des Überraschungs-Zweiten Fortuna Düsseldorf. "Fortuna wird unheimlich!", titelt der kicker nach dem 5:0 gegen Kickers Offenbach. Erster bleibt der HSV, der mit dem letzten Aufgebot über ein 2:2 gegen Köln nicht sonderlich unzufrieden ist. Nunmehr 42 Heimspiele ohne Niederlage stehen in den Chroniken, Felix Magaths später Ausgleich rettet die Serie.

Auch die Bayern teilen die Punkte; normal ist ein 0:0 bei Angstgegner Eintracht Frankfurt Gold wert, doch diesmal sind die Hessen Letzter. Sieger des Tages ist Borussia Mönchengladbach, die nach dem 2:0 in Kaiserslautern auf Platz vier vorprescht, Lothar Matthäus sorgt für die Entscheidung. Für die meisten Lacher sorgt der Stadionsprecher von Arminia Bielefeld, der das 2:0 gegen Vizemeister Werder Bremen so kommentiert: "Werder muss sich vorkommen wie beim Friseur, da gibt es auch immer eine Packung." Wer den Schaden hat…

kicker die Lage der Liga so: "Die Bundesliga hat keine große Mannschaften mehr!"

Vor 25 Jahren wird der 13. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Die Krise hat die Liga weiter voll im Griff, die Stadionauslastung beträgt 38%, insgesamt kommen nur 153.350 Zuschauer. Tabellenführer Bayern bleibt ungeschlagen, wird aber mehrmals getroffen. Beim 0:0 auf St. Pauli fühlt sich Torwart Raimond Aumann wie auf dem Viktualienmarkt. "Rohe Eier, Zwiebeln, Tomaten und Apfelsinen" werfen die Pauli-Anhänger "und volle Bierdosen, die ja wirklich zu bösen Verletzungen führen können." Der verletzte Ludwig Kögl kriegt während der Behandlung eine leere Bierflasche ab. Trainer Jupp Heynckes stellt fest: "So etwas habe ich überhaupt noch nicht erlebt." Pauli-Präsident Otto Paulick mahnt: "So etwas darf sich nicht wiederholen".

Bayerns Vorsprung schmilzt auf einen Punkt, denn der VfB Stuttgart schlägt den HSV 4:2. Der Ex-Hamburger Michael Schröder trifft mit einem Freistoß aus unmöglichem Winkel und löst beim HSV die nächste Torwart-Debatte aus. Jupp Koitka weiß nun: "Man lernt eben nie aus, auch nicht mit 36 Jahren." Außer dem VfB gewinnt nur der Karlsruher SC sein Heimspiel; nach dem 4:1 über Kaiserslautern ist der KSC schon Dritter. Eintracht Frankfurt bleibt auch unter dem neuen Trainer Pal Csernai siegloser Letzter, beim 1:1 gegen Leverkusen trifft ausgerechnet der Ex-Frankfurter Ralf Falkenmayer für die Gäste.

Vor 20 Jahren fallen in den drei Freitagsspielen der Bundesliga 13 Tore. Kaiserslautern rückt nach dem 4:1 gegen Wattenscheid auf Platz drei vor. Mönchengladbach und der HSV trennen sich 2:2, Hamburg legt offiziell Protest ein gegen den Platzverweis für Valdas Ivanauskas. Was Schiedsrichter Lutz-Michael Fröhlich für "lebensgefährlich" hält, ist für Trainer Benno Möhlmann "nicht mal ein Foul". Schalke 04 feiert endlich den ersten Sieg unter Trainer Jörg Berger, Aufsteiger VfB Leipzig kommt gerade recht. Dieter Eckstein erzielt zwei Tore beim 3:1 und gönnt sich ungeniert die Zigarette danach, denn "jetzt meckert keiner, weil der neue Trainer ja auch raucht".

Vor zehn Jahren feiert Bayern München ein Wiedersehen mit Giovane Elber. Eine Party wird es nicht, denn der erst im August an Olympique Lyon abgegebene Brasilianer und Publikumsliebling bringt den Rekordmeister in Schwierigkeiten. Ausgerechnet er schießt das Tor zum 1:2-Endstand. Er traut sich kaum zu jubeln, 59.000 im ausverkauften Olympiastadion sind entsetzt. Wie im Vorjahr droht das Vorrundenaus.

6. November

Vor 75 Jahren kommt es zu einem Kuriosum im Tschammer-Pokal. Das Viertelfinale muss 1938/1939 praktisch zweimal ausgetragen werden. Durch den "Anschluss" Österreichs müssen die neuen Mitspieler irgendwie in den laufenden Wettbewerb integriert werden. So werden an diesem Tag in Deutschland und Österreich die Viertelfinals letztmals getrennt gespielt. Danach stoßen die vier Sieger aus Österreich zu den vier Deutschen und tragen ein "2. Viertelfinale" aus. Dafür qualifizieren sich 1860 München (2:1 bei Blau-Weiß 90 Berlin), Waldhof Mannheim (3:2 n.V. gegen RW Essen), der FSV Frankfurt (3:1 gegen VfB Mühlburg) und der 1. FC Nürnberg (4:2 bei Rasensport Gleiwitz). Aus Österreich kommen die Großklubs Vienna Wien, Rapid und Wiener SK sowie der Grazer AK hinzu. Vienna sorgt für den Rekordsieg – 6:0 im Derby gegen die Admira. Die meisten Zuschauer kommen nach Berlin (15.000), um die "Löwen" zu sehen.

Am selben Tag kassiert der HSV in der Gauliga seine erste Niederlage. Vor 18.000 Zuschauern behält Gastgeber Eimsbütteler TV die Oberhand (2:1).

Vor 50 Jahren sind Europapokalspiele. Meister Borussia Dortmund schlägt sich bei Benfica Lissabon wacker (1:2), Wosabs Tor nährt die Hoffnung aufs Viertelfinale. Im Messepokal ist nur der 1. FC Köln vertreten, der nach einer 3:0-Pausenführung gegen Sheffield Wednesday nur 3:2 gewinnt und zittern muss. Die Kulisse dokumentiert den Stellenwert des Messepokals: 12.000.

Vor 20 Jahren wird der 15. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Eintracht Frankfurt wird schon jetzt Herbstmeister, ein 2:0 gegen Borussia Dortmund bringt ihr einen Fünf-Punkte-Vorsprung ein. Der BVB punktet immerhin in den Interviews, der Elfmeter zum 1:0 trifft auf wenig Zustimmung. Matthias Sammer: "Das war die Schwalbe des Jahrhunderts." Karl-Heinz Riedle: "Fragt mal den Ralf Weber, bei wem er seine Flugstunden genommen hat." Weber ist so ehrlich zuzugeben: "Es war kein Foul." In Nürnberg feiern 50.200 einen Derbysieg über die Bayern (2:0), aber auf der Pressekonferenz macht Trainer Willi Entenmann ein langes Gesicht. Er steht vor dem Rauswurf, zwei Tage zuvor haben sie ihn abgemahnt, weil der Mannschaftsbus von einem Testspiel nicht mit voller Besetzung zurückgekommen war. Ein Mitarbeiter der Geschäftsstelle war noch bei der Abrechnung, Entenmann gab das Kommando zur Abfahrt. Angeblich nicht das einzige Vorkommnis dieser Art. Entenmann sagt der Presse: "Gewisse Leute im Verein warten auf Niederlagen, damit gegen mich gehandelt werden kann." Irrtum: Nicht einmal der Sieg wird ihn retten.

Mann des Tages ist der Karlsruher Manfred Bender, dem beim 5:0 gegen Duisburg nach zuvor schwachen Leistungen drei Tore gelingen. Auch er spürt keine ungeteilte Freude: "Wenn man mich immer noch loswerden will, soll man es mir sagen." Im Herbst 1993 ist die Bundesliga noch ein bisschen verrückter als sonst.

Vor zehn Jahren beginnt die zweite Runde im UEFA-Pokal. Die letzten DFB-Vertreter stehen nach den Hinspielen beide vor dem Aus. Schalke 04 hat gegen Bröndby nur ein dünnes Polster (2:1 dank zweier Tore von Mike Hanke), der BVB gar keines: 2:2 gegen Sochaux.

7. November

Vor 70 Jahren finden nur noch unregelmäßig Punktspiele statt. Der Krieg bringt alles durcheinander. Bayern München findet dennoch einen renommierten Gegner und trotzt der Nationalmannschaft der Schweiz ein 2:2 ab.

Vor 40 Jahren macht Uli Hoeneß das vielleicht beste Spiel seiner Karriere. Im Europapokal-Rückspiel bei Dynamo Dresden erzielt der schnelle Bayern-Stürmer zwei Tore und schafft es auf die Titelseite des kicker: "Hoeneß war der Superstar!" Aber wenn nicht auch Gerd Müller getroffen hätte, wären die Bayern aus dem Meisterpokal ausgeschieden. So reicht das 3:3 zum Weiterkommen. Dynamo-Trainer Walter Fritzsch ist dennoch stolz: "Wir brauchen international keine Angst mehr zu haben. Gegen einen Starklub wie Bayern haben wir sechs Tore geschossen (Hinspiel 3:4) und hätten beide Spiele ebenso gut gewinnen können!"

Auch die vier anderen Bundesligisten kommen weiter. Pokalsieger Gladbach kann sich ein 2:3 bei Glasgow Rangers leisten, die Tore von Henning Jensen reichen. Im UEFA-Pokal feiert der 1. FC Köln gegen Marseille ein 6:0-Schützenfest, Hannes Löhr und Dieter Müller treffen doppelt. Fortuna Düsseldorf hat das 3:0 gegen Admira/Wacker Wien schon nach 26 Minuten herausgeschossen, Doppel-Torschütze Dieter Brei erwischt einen großen Tag. Am dramatischsten macht es der VfB Stuttgart, der sein 3:1-Polster in Presov aufbraucht und in die Verlängerung muss – wo er dann 5:3 gewinnt. Trainer Hermann Eppenhoff: "Warum meine Mannschaft so ängstlich spielte, ist mir ein Rätsel. Nur in der Verlängerung bot sie die Leistung, die ich mir von ihr vorstellte."

8. November

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Die Übermannschaft der Saison 1953/1954, Hannover 96, erleidet ihre erste Niederlage ausgerechnet an dem Tag, an dem sie einen Oberliga-Rekord schaffen kann. Doch der VfL Osnabrück lässt das nicht zu und schlägt 96, das zuvor alle elf Spiele gewonnen hat, 2:1. Hans-Joachim Alpert erzielt vor 20.000 Zuschauern das Siegtor. 96-Trainer Helmut Kronsbein akzeptiert die Niederlage als "verdient". Und zu verschmerzen bei acht Punkten Vorsprung auf Eintracht Braunschweig. Werder Bremen feiert gegen Holstein Kiel ein Schützenfest (7:0), vier Tore erzielt Karl-Heinz Preuße.

Im Süden gewinnt von den ersten sieben Teams nur Kickers Offenbach (3:1 gegen Kickers Stuttgart), Eintracht Frankfurt reicht ein 0:0 vor 32.000 Zuschauern (Tagesrekord) bei den Bayern zur Verteidigung der Spitze. Der 1. FC Nürnberg verliert beim FSV Frankfurt 2:3, wo er erst 30 Minuten vor Anpfiff seine Ausrüstung bekommt. Trikots und Hosen wurden in Nürnberg vergessen, ein Mitarbeiter bringt sie mit dem nächsten Zug nach Frankfurt mit. Das Spiel geht dennoch in die Hose – trotz 2:0-Führung.

FSV-Nationalspieler Richard Herrmann erzielt zwei Tore und erfährt aus dem Sport Magazin, er sei "in der Form seines Lebens." Trost für die Nürnberger: Rivale Fürth verliert sein Heimspiel gegen Schlusslicht Hessen Kassel 2:3. Im Westen bleibt RW Essen vorne – das 3:0 gegen Preußen Münster sehen 25.000 Zuschauer an der Hafenstraße, "Boss" Rahn eröffnet den Torreigen schon nach drei Minuten und darf über sich lesen, er sei ein "Himmelsstürmer". Der 1. FC Köln (2:0 bei Fortuna Düsseldorf vor 26.000 Zuschauern) und Schalke 04 (7:0! Gegen Rheydt) folgen mit einem Punkt Rückstand. Schlusslicht Meidericher SV kann seinen Platz auch nach dem zweiten Saisonsieg (2:1 vs. Schwarz-Weiß Essen) nicht verlassen. Nach Hannovers Niederlage ist die punktbeste Mannschaft des Landes im Südwesten zu finden: der FK Pirmasens steht nach dem 3:1 gegen TuRu Ludwigshafen auf 23:1 Punkte. Verfolger FCK, der amtierende Meister, kommt nicht hinterher – er hat spielfrei.

Vor 50 Jahren findet das erste Freitagsspiel der Bundesliga-Historie statt. In Braunschweig kommen an einem Novemberabend um 20 Uhr 29.600 Zuschauer, um Tabellenführer 1. FC Köln zu sehen. Der lässt seinen fünften Punkt bei der Eintracht (1:1), bleibt aber Erster. Das erste Freitagstor der Liga-Historie erzielt Braunschweigs Jürgen Moll schon nach drei Minuten, ehe Karl-Heinz Thielen mit dem Pausenpfiff den Ausgleich besorgt.

Vor 25 Jahren erreicht Werder Bremen nach einem 0:0 im Heimspiel gegen Celtic Glasgow das Viertelfinale im Landesmeisterpokal. (Hinspiel 1:0). Nur Norbert Meier ist sauer, Otto Rehhagel lässt ihn 60 Minuten warmlaufen ohne ihn zu bringen. Rehhagel schlitzohrig: "Angesichts der Härte der Schotten bin ich glücklich, ihn nicht gebracht zu haben und froh, ihn unverletzt aus diesem Match herausbekommen zu haben." Meier findet es weniger lustig: "Das sind doch alles nur Ausflüchte."

Vor zehn Jahren wird der zwölfte Spieltag der Bundesliga ausgetragen. In den sieben Samstagsspielen fallen im Schnitt exakt vier Tore. Werder Bremen übertrifft den deutlich und gewinnt in Hannover 5:1. Nelson Valdez vertritt den verletzten Ailton glänzend und erzielt ebenso wie Ivan Klasnic zwei Tore. Den zweiten Auswärtssieg des Tages meldet der VfB Stuttgart, der mit dem 2:0 in Frankfurt Platz eins verteidigt. Außer der Eintracht stehen weiterhin die Rheinriesen von einst unter dem Strich: Borussia Mönchengladbach nach einem 1:2 in Berlin – Herthas erster Heimsieg – und der 1. FC Köln (0:4 in Bochum). Der neue Borussen-Trainer Holger Fach kritisiert öffentlich Verteidiger Jeff Strasser und rechtfertigt sich: "Ist es in Deutschland nicht mehr möglich, dass man Dinge offen und ehrlich beim Namen nennt?"

9. November

Vor 50 Jahren findet der zehnte Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Danach zweifelt niemand mehr am Abstieg des 1. FC Saarbrücken, der trotz Führung bei 1860 München 1:7 untergeht und mit 1:19 Punkten bereits abgeschlagen ist. Der kicker rät dem FCS, einen Psychologen einzuschalten. Der HSV verliert das Verfolgerduell in Meiderich 0:4, führt aber die punktgleiche Gruppe der Köln-Jäger an. Auch der MSV, der BVB (3:1 gegen Nürnberg) und der VfB Stuttgart (3:1 in Kaiserslautern) haben zwei Zähler Rückstand. Am Betzenberg wird Bundesliga-Geschichte geschrieben: FCK-Verteidiger Dieter Pulter unterlaufen zwei Eigentore, auch Rudi Entenmann vom VfB trifft ins falsche Tor. Drei Eigentore in einer Partie sind bis 2009 Rekord, dann stellt ihn Hannover 96 in Gladbach ganz alleine ein. Die meisten Zuschauer (41.000) kommen ins Frankfurter Waldstadion, wo sie ein 4:2 der Eintracht über Schalke sehen. Der KSC feiert gegen Preußen Münster seinen dritten Sieg (4:2) und schiebt Hertha BSC (2:2 in Bremen) auf einen Abstiegsplatz.

Vor 25 Jahren kommen im Europapokal alle Bundesligisten weiter. Pokalsieger Eintracht Frankfurt gewinnt 3:0 bei Sarkayaspor, im UEFA-Cup reicht dem 1. FC Köln ein 1:1 bei Glasgow Rangers und dem VfB Stuttgart ein 1:1 gegen Dinamo Zagreb. Die Bayern siegen dank eines Doppelschlags von Olaf Thon bei Dunajska Streda 2:0. DDR-Vertreter Carl Zeiss Jena verabschiedet sich aus dem Pokalsieger-Cup (1:3 in Genua), Lok Leipzig fliegt in Neapel aus dem Uefa-Cup (0:2). Totaler Triumph für die Bundesliga, mit Meister Bremen sind noch fünf Vertreter dabei, Totalverlust für die DFV-Klubs. Höchste Zeit für die Wende… In Rom wird derweil Rudi Völler gefeiert, der den AS gegen Partizan Belgrad (2:0) weiter schießt. "Der beste Völler, den Rom je sah", schreibt der kicker-Korrespondent.

Vor 20 Jahren trennt sich der 1. FC Nürnberg von Trainer Willi Entenmann. Grund: "Unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten in der täglichen Zusammenarbeit zwischen dem Trainer einerseits und dem Präsidium und der Geschäftsführung andererseits." Nürnberg hat gerade die Bayern geschlagen, Entenmann steht bei den Fans hoch im Kurs. Präsident Gerhard Voack erhält Morddrohungen und engagiert Bodyguards für seine Tochter.

Am selben Tag verschärft sich die Bayernkrise. Nach dem Aus im UEFA-Cup fliegt die Ribbeck-Auswahl bei Dynamo Dresden auch aus dem DFB-Pokal. Olaf Marschalls 2:1 in vorletzter Minute bringt die Entscheidung. Ribbeck erkennt: "Manche waren in dieser Situation nervlich überfordert." Manager Uli Hoeneß sagt am nächsten Tag zur Trainer-Frage: "Ribbeck ist heute, am 10. November, kein Thema!" Im letzten Nachholspiel des Achtelfinales stürmt der 1. FC Kaiserslautern den Gladbacher Bökelberg (3:2) und profitiert auch von einem sehenswerten Eigentor des Borussen Joachim Stadler. Der trifft nach nur 26 Sekunden mit der Hacke und wird schon kurz darauf ausgewechselt.

Vor zehn Jahren schlägt Bayern München Borussia Dortmund 4:1 und setzt in der Krise ein Ausrufezeichen. Michael Ballack, der das 1:0 köpft: "Wir haben die richtige Antwort gegeben." Die meisten Tore fallen allerdings erst nach dem Platzverweis für Markus Brzenska. BVB-Sport-Direktor Michael Zorc lobt die Verlierer: "Ich habe Hochachtung vor der Mannschaft." Im zweiten Sonntagsspiel schlägt Bayer Leverkusen Schalke 04 mit 3:1 und klettert wieder auf Platz zwei; Gäste-Verteidiger Anibal Matellan ist bereits der vierte Rot-Sünder der Königsblauen in der Saison 2003/2004.

10. November

Vor 40 Jahren wird der 15. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Das Spitzentrio siegt, alles bleibt unverändert. Eintracht Frankfurt hat in Bremen (2:1) aber Glück, dass Torwart Günter Wienhold einen Elfmeter von Horst-Dieter Höttges hält. Borussia Mönchengladbach schafft ein seltenes Kunststück; nach 0:2 noch am Bieberer Berg zu gewinnen. Normal läuft es in Offenbach immer umgekehrt. Aber diesmal gehört die Schlussphase dem Gast. Die Bayern kommen auch erst im Endspurt groß auf, bis zur 71. Minute hält der HSV ein 1:1 – nach 90 heißt es 4:1. Gerd Müller überlässt das letzte Tor dem Kollegen Bernd Dürnberger, immerhin führt der "Bomber" nun wieder die Torjägerliste an (14 Treffer).

Im Keller wird es kein bisschen heller. Der MSV (0:2 in Wuppertal) und Hannover (0:2 in Düsseldorf) bleiben auf den letzten Plätzen, Fortuna Köln versäumt es sich abzusetzen und kommt auch gegen Bochum (2:2) nicht zum ersten Heimsieg. Fortunas Gerd Zimmermann trifft immerhin spektakulär aus 40 Metern. Schalke trennt sich vor 47.000 Zuschauern 2:2 von Köln, doch für Boss Günter Siebert ist das Nebensache. Ein Erpresser will am Morgen des Spieltags 40.000 Mark, ansonsten droht er mit Entführung der Kinder. Davon hat Siebert sieben, er informiert die Polizei, den Kindern passiert nichts. "Was man als Präsident alles durchmacht", stöhnt Siebert.