DFB-Wochenschau: Geburtsstunde von "Vizekusen"

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

14. Mai

Vor 40 Jahren gewinnt Carl Zeiss Jena das Pokal-Finale der DDR. Vor 20.000 im Leipziger Zentral-Stadion schießt Peter Ducke beide Tore beim 2:1 über Dynamo Dresden, das durch Dixie Dörner in Führung geht.

Vor 30 Jahren schafft Schalke 04 den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. Nach einem 4:0 über Wormatia Worms bestehen nur noch minimale theoretische Zweifel daran. Verfolger Kickers Offenbach müsste in zwei Spielen vier Punkte und 29 Tore aufholen, macht beim 1:4 gegen Abstiegskandidat Wattenscheid aber keineswegs einen entsprechenden Eindruck.

Vor zehn Jahren verliert die Nationalmannschaft ihr vorletztes WM-Testspiel vor dem Abflug nach Asien. Wie 1991 unterliegt sie Wales in Cardiff mit 0:1. Das Tor fällt zwölf Sekunden nach Wiederanpfiff durch Robert Earnshaw. Auch nach Chancen (3:5) unterliegt die DFB-Auswahl. Während Teamchef Rudi Völler schon aufgrund des Fehlens der Leverkusener experimentieren muss und das „Ergebnis als absolut zweitrangig“ bewertet, hagelt es Kritik. „Diese Niederlage belegt einmal mehr, wo unser Fußball zurzeit steht“, unkt Bernd Schuster, Europameister von 1980. Alt-Bundestrainer Jupp Derwall: „Nach dieser schlimmen Vorstellung stellt sich eigentlich nicht die Frage, wer hier bleiben, sondern wen man von diesen Spielern noch mit zur WM nehmen soll.“ Der Kicker tadelt: „Dieser Test war ein Trauerspiel“ und fordert Konsequenzen für den WM-Kader: „Rudi Völler sollte Böhme statt Heinrich mitnehmen“.

15. Mai

Vor 30 Jahren findet der 32. Bundesliga-Spieltag statt. Der HSV darf nach dem 5:0 gegen Werder Bremen den Sekt schon kaltstellen, zwei Punkte und 15 Tore Vorsprung vor dem 1. FC Köln, den Klaus Allofs zum 2:0 gegen Karlsruhe schießt, verschaffen Sicherheit. „Der Sockel steht, jetzt muss nur noch die Büste drauf“, sagt HSV-Trainer Ernst Happel. 53.400 Fans im Volkspark-Stadion feiern vor allem Horst Hrubesch, der Werder alleine drei Treffer einschenkt und mit 24 die Torschützenliste 1981/1982 anführt. Titelverteidiger Bayern München muss nach diesem Spieltag alle Hoffnung fahren lassen, nach dem 0:3 am Gladbacher Bökelberg gilt die Konzentration dem Landesmeister-Finale gegen Aston Villa. Im Abstiegskampf fällt die erste definitive Entscheidung: der MSV Duisburg, Gründungsmitglied der Bundesliga, muss nach 19 Jahren ohne Pause erstmals ins Unterhaus. Überraschend kommt es nicht, die „Beerdigung“ gegen Darmstadt 98 (0:2) sehen nur 5000 Getreue.

Vor 25 Jahren gibt es in der Bundesliga ein Kuriosum. Aktivisten nutzen den Rasen des Westfalenstadions als Bühne und sprayen darauf in weißer Farbe: „Boykottiert und sabotiert die Volkszählung“. Die mit Stichtag 25. Mai 1987 abzuschließende Volkszählung stößt auf Widerstand in Teilen der BRD. 13 Stunden vor Anpfiff der Partie zwischen Borussia und dem HSV ist es unmöglich, die Botschaft rechtzeitig zu entfernen. Der Stadtrat besteht darauf, der DFB erklärt die Partie prompt für gefährdet. Pragmatische Lösung des BVB-Vorstands: der Text wird politisch korrekt ergänzt. Als die Partie angepfiffen wird, lesen 41.850 Zuschauer nun: Der Bundespräsident: Boykottiert und sabotiert die Volkszählung nicht.“ Die Zustimmung von Richard von Weizsäcker wird vorher noch schnell eingeholt.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

14. Mai

Vor 40 Jahren gewinnt Carl Zeiss Jena das Pokal-Finale der DDR. Vor 20.000 im Leipziger Zentral-Stadion schießt Peter Ducke beide Tore beim 2:1 über Dynamo Dresden, das durch Dixie Dörner in Führung geht.

Vor 30 Jahren schafft Schalke 04 den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. Nach einem 4:0 über Wormatia Worms bestehen nur noch minimale theoretische Zweifel daran. Verfolger Kickers Offenbach müsste in zwei Spielen vier Punkte und 29 Tore aufholen, macht beim 1:4 gegen Abstiegskandidat Wattenscheid aber keineswegs einen entsprechenden Eindruck.

Vor zehn Jahren verliert die Nationalmannschaft ihr vorletztes WM-Testspiel vor dem Abflug nach Asien. Wie 1991 unterliegt sie Wales in Cardiff mit 0:1. Das Tor fällt zwölf Sekunden nach Wiederanpfiff durch Robert Earnshaw. Auch nach Chancen (3:5) unterliegt die DFB-Auswahl. Während Teamchef Rudi Völler schon aufgrund des Fehlens der Leverkusener experimentieren muss und das „Ergebnis als absolut zweitrangig“ bewertet, hagelt es Kritik. „Diese Niederlage belegt einmal mehr, wo unser Fußball zurzeit steht“, unkt Bernd Schuster, Europameister von 1980. Alt-Bundestrainer Jupp Derwall: „Nach dieser schlimmen Vorstellung stellt sich eigentlich nicht die Frage, wer hier bleiben, sondern wen man von diesen Spielern noch mit zur WM nehmen soll.“ Der Kicker tadelt: „Dieser Test war ein Trauerspiel“ und fordert Konsequenzen für den WM-Kader: „Rudi Völler sollte Böhme statt Heinrich mitnehmen“.

15. Mai

Vor 30 Jahren findet der 32. Bundesliga-Spieltag statt. Der HSV darf nach dem 5:0 gegen Werder Bremen den Sekt schon kaltstellen, zwei Punkte und 15 Tore Vorsprung vor dem 1. FC Köln, den Klaus Allofs zum 2:0 gegen Karlsruhe schießt, verschaffen Sicherheit. „Der Sockel steht, jetzt muss nur noch die Büste drauf“, sagt HSV-Trainer Ernst Happel. 53.400 Fans im Volkspark-Stadion feiern vor allem Horst Hrubesch, der Werder alleine drei Treffer einschenkt und mit 24 die Torschützenliste 1981/1982 anführt. Titelverteidiger Bayern München muss nach diesem Spieltag alle Hoffnung fahren lassen, nach dem 0:3 am Gladbacher Bökelberg gilt die Konzentration dem Landesmeister-Finale gegen Aston Villa. Im Abstiegskampf fällt die erste definitive Entscheidung: der MSV Duisburg, Gründungsmitglied der Bundesliga, muss nach 19 Jahren ohne Pause erstmals ins Unterhaus. Überraschend kommt es nicht, die „Beerdigung“ gegen Darmstadt 98 (0:2) sehen nur 5000 Getreue.

Vor 25 Jahren gibt es in der Bundesliga ein Kuriosum. Aktivisten nutzen den Rasen des Westfalenstadions als Bühne und sprayen darauf in weißer Farbe: „Boykottiert und sabotiert die Volkszählung“. Die mit Stichtag 25. Mai 1987 abzuschließende Volkszählung stößt auf Widerstand in Teilen der BRD. 13 Stunden vor Anpfiff der Partie zwischen Borussia und dem HSV ist es unmöglich, die Botschaft rechtzeitig zu entfernen. Der Stadtrat besteht darauf, der DFB erklärt die Partie prompt für gefährdet. Pragmatische Lösung des BVB-Vorstands: der Text wird politisch korrekt ergänzt. Als die Partie angepfiffen wird, lesen 41.850 Zuschauer nun: Der Bundespräsident: Boykottiert und sabotiert die Volkszählung nicht.“ Die Zustimmung von Richard von Weizsäcker wird vorher noch schnell eingeholt.

Ein Stück aus dem Tollhaus ist auch das Spiel, das der BVB nach zweimaligem Rückstand 4:3 gewinnt. "Sieben Tore und Traumfußball", lobt der Kicker nach einem Spitzenspiel (Dritter gegen Zweiter) unter außergewöhnlichen Vorzeichen. Am selben Abend feiert Borussia Mönchengladbach beim 4:2 in Stuttgart schon den fünften Sieg in Folge und springt vom neunten auf den fünften Platz. Doppeltorschütze Uwe Rahn erhält ein Angebot vom PSV Eindhoven und verkündet überraschend Einigung übe einen Vier-Jahres-Vertrag. Borussia blockiert den Transfer, Trainer Jupp Heynckes sagt: "Uwe soll Geduld haben, Geld ist nicht alles."

Vor zehn Jahren heißt es für Bayer Leverkusen: der Tragödie dritter Teil. Nach einem aufopferungsvollen Kampf unterliegt der Werksklub Real Madrid im Finale der Champions League 1:2 und wird binnen zwölf Tagen zum dritten Mal Zweiter (nach Meisterschaft und DFB-Pokal). Es ist die Geburtsstunde von "Vizekusen", einem mittlerweile patentierten Markenbegriff. Im ausverkauften Glasgower Hampdenpark fallen alle Tore vor der Pause. Raul (9.) und Zinedine Zidane treffen für Real, Lucio (9.) gleicht vorübergehend aus. In der siebenminütigen Nachspielzeit stürmt sogar Bayer-Keeper Hans-Jörg Butt und köpft aus fünf Metern am Tor vorbei. Danach rettet Kollege Iker Casillas noch dreimal die Führung von Real Madrid. Trainer Klaus Toppmöller sagt tapfer: „Wer jetzt von Versagern spricht, hat nichts kapiert.“ Schlimmer trifft ihn der Abgang von Ze Roberto, der Michael Ballack zu Bayern München folgt, wie in der Finalnacht bekannt wird.

16. Mai

Vor 80 Jahren trifft Bayern München erstmals auf Chelsea London. Im Rahmen ihrer Deutschland-Reise gastieren die Engländer, drei Tage zuvor 0:2 bei einer Auswahl aus Kickern von Preußen und Viktoria Berlin unterlegen, an der Grünwalder Straße. Vor 10.000 Zuschauer gewinnen sie 2:1 (1:1), ernten aber für ihre raue Gangart wenig Beifall. Auch die Weigerung, den verletzten Ludwig Goldbrunner austauschen zu dürfen – Chelsea pocht auf „internationale Regeln“ – verdrießt das Publikum. Bayern geht durch Fritz Krumm in Führung, muss aber noch zwei Tore kassieren und die zweite Hälfte in Unterzahl bestreiten. Der Kicker schließt seinen Bericht vorwurfsvoll: „Für solche `Sportfreunde’ danken wir, auch wenn es Engländer sind.“

Vor 75 Jahren wird ein Mythos geboren. Die berühmte Breslau-Elf verzückt 40.000 Zuschauer und schlägt Dänemark in einem Testspiel am Pfingstsonntag 1937 mit 8:0. Alle Tore entspringen Kombinationen, das Team sprüht vor Spielfreude. Der Mannheimer Otto Siffling schafft das Kunststück, binnen 32 Minuten fünf Tore in Serie zu erzielen. Weiter treffen Ernst Lehner, Alfred Urban und Fritz Szepan. „Unsere Mannschaft spielte wie aus einem Guss, der Ball lief, dass es eine wahre Freude war“, jubelt der Kicker. Die Namen der 1937 zehnmal in Serie siegreichen Mannschaft gehen in die DFB-Geschichte ein: Jakob – Janes, Münzenberg – Kupfer, Goldbrunner, Kitzinger – Lehner, Gellesch, Siffling, Szepan, Urban. Trainer: Sepp Herberger

Vor 50 Jahren unterliegt die Auswahl der DDR Jugoslawien in Belgrad mit 1:3. Roland Ducke von Motor Jena erzielt das Tor der Ostdeutschen.

Vor 40 Jahren einigen sich Bayern München und Nationaltorwart Sepp Maier auf eine weitere Zusammenarbeit. Eigentlich wollte Maier gehen, doch im Gespräch mit Präsident Wilhelm Neudecker werden Unstimmigkeiten ausgeräumt. „Maier ist einer unserer treuesten und kostbarsten Spieler. Der Vertrag bis 197 wird von beiden Seiten eingehalten“, sagt Neudecker zur Freude der Bayern-Fans.

Vor 25 Jahren findet der 29. Bundesliga-Spieltag statt. Bayern München zweifelt nach dem müden 0:0 bei Bayer Leverkusen nicht mehr an der Titelverteidigung. Sechs Punkte Vorsprung ermutigen Torwart Jean-Marie Pfaff zu der Aussage: „Wenn wir jetzt nicht Meister werden, dann muss man bei uns sofort die Gehälter kürzen.“ Auch im 15. Auswärtsspiel der Saison bleiben die Bayern unbesiegt, das ist ein Novum, freilich dominieren die Unentschieden (10) stark.

Spannender als das Titelrennen, nur der HSV hat noch theoretische Chancen, ist der Abstiegskampf. Vier Teams kämpfen ums Überleben. Beim FC Homburg der Geschäftsführer Gerd Schwickert interimistisch auf der Trainerbank. Das Homburger Spar-Modell zeitigt Erfolg – 3:1 gegen Bochum. Es ist der einzige Sieg der Kellerkinder. Fortuna Düsseldorf (1:1 gegen Nürnberg) und Blau-Weiß Berlin (1:1 gege Köln) treten auf der Stelle, Eintracht Frankfurt rutscht nach dem 1:2 in Mannheim näher an die letzten Drei heran. Die Resonanz ist für einen Spieltag am Saisonende Besorgnis erregend: 127.550 Zuschauer bedeuten eine Stadionauslastung von 28 Prozent. Selbst Schalke 04 wollen gegen Kaiserslautern (3:2) nur 9000 Anhänger sehen. Olaf Thon schießt zwei Tore und sichert den Klassenerhalt vorzeitig.

Am selben Tag gewinnt die Frauen-Nationalmannschaft in Dillingen gegen Frankreich 2:0. Tore: Silvia Neid und Martina Voss.

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Vor 20 Jahren endet die Bundesliga-Saison 1991/92 hochdramatisch. Erstmals stehen drei verschiedene Mannschaften während des letzten Spieltags an der Spitze. Eintracht Frankfurt geht als Tabellenführer ins Rennen und hat in einem Rostocker Hotel schon das Fest-Bankett vorbereitet. Doch es kommt anders. Borussia Dortmund geht nach neun Minuten durch Stephane Chapuisat in Duisburg in Spiel und Blitztabelle in Führung. Der VfB Stuttgart hat die schlechtesten Karten, gerät in Leverkusen in Rückstand, ehe Fritz Walters Elfmeter für ein 1:1 zur Halbzeit sorgt. Zur Halbzeit ist Dortmund Meister. In Duisburg passiert überhaupt nichts Bedeutendes mehr und in Rostock das Unerwartete. Hansa, noch im Abstiegskampf, geht durch Jens Dowe (65.) in Führung. Axel Kruse gleicht im Gegenzug aus. In der 77. Minute überschlagen sich die Ereignisse, als Schiedsrichter Alfons Berg der Eintracht einen klaren Foulelfmeter verweigert. Nach Ansicht der TV-Bilder entschuldigt sich Berg: „Es war ein klarer Elfmeter, ich habe Mitleid mit der Eintracht.“ Für die kommt es noch schlimmer. Stuttgart geht trotz Unterzahl nach einem Platzverweis gegen Matthias Sammer (79.) durch einen Kopfball von Guido Buchwald in Führung (86.). Dann schließt Stefan Böger einen Konter zum 2:1 für Hansa ab. So gibt es in Rostock und Duisburg nur Verlierer. Hansa und der MSV steigen ab, Eintracht und der BVB verpassen die Meisterschaft.

Während die Stuttgarter ihr Glück kaum fassen können, bricht sich bei der Eintracht der Frust Bahn. Ralf Weber läuft geradezu Amok und tritt eine TV-Kamera kaputt. Als sich alle wieder etwas beruhigt haben, geht Eintracht-Kapitän zu Alfons Berg: „Tut mir leid, dass wir so ausgerastet sind.“ VfB-Trainer Christoph Daum, erstmals in seiner Karriere Meister, zeigt Mitleid: „Es ist bitter für Dortmund und Frankfurt, weil sie ebenfalls würdige Meister gewesen wären.“ Der Kicker bilanziert: „Der VfB spielte sicher nicht den attraktivsten, aber letztlich den erfolgreichsten Fußball. Christoph Daum holte aus jedem Spieler das Optimale heraus. Der VfB verfügte nicht über die besten elf, aber über die beste Elf.“ Mit anderen Worten: die beste Mannschaft hat gewonnen.

Zum ersten und einzigen Mal gibt es vier Absteiger: Fortuna Düsseldorf wird gleich von drei Aufsteigern in die 2. Liga begleitet: Kickers Stuttgart, der MSV Duisburg und Hansa Rostock müssen runter. Wattenscheid 09 rettet sich nach dramatischer Aufholjagd (von 0:2 auf 3:2) gegen Gladbach. Bayern München beendet die Saison mit einem 0:3 in Karlsruhe auf dem zehnten Platz – nur einmal waren sie schlechter. Zur Strafe muss der Rekordmeister am nächsten Morgen schon um 7.20 Uhr nach Norwegen fliegen, um in drei Testspielen Einnahmen zu generieren. Schließlich spielt Bayern erstmals seit 14 Jahren nicht im Europacup.

17. Mai

Vor 70 Jahren komplettiert Werder Bremen die Endrunde der Deutschen Meisterschaft. Die Bremer gewinnen das Wiederholungsspiel gegen Hamborn 07 vor 18.000 Zuschauer im Weser-Stadion 5:1 (3:0) und erreichen somit das Achtelfinale. Werder hat fünf verschiedene Torschützen und ist nach dem glücklichen 1:1 im Hinspiel nicht wieder zu erkennen. Der Kicker analysiert: „Auf eigenem Boden, vor einheimischen Publikum, findet die junge Mannschaft die richtige Resonanz, in fremder Umgebung fehlen ihr die Nerven.“ Keine optimalen Voraussetzungen für die Endrunde, die zumeist auf neutralen Plätzen ausgetragen wird.

Vor 20 Jahren endet die zweigeteilte 2. Liga-Saison 1991/92. Im Norden steigt Bayer Uerdingen (0:0 in St. Pauli) auf, im Süden schafft es der 1. FC Saarbrücken (3:1 in Chemnitz). Die Ost-Klubs, deretwegen die 1. und 2. Liga 1991/92 umgestaltet wurden, lassen Federn. Stahl Brandenburg, Hallescher FC und Rot-Weiß Erfurt steigen ab. Der ewige Zweitligist Fortuna Köln muss an diesem Tag auch davon ausgehen, doch dann wird Blau-Weiß Berlin die Lizenz entzogen.

Am selben Tag wird die deutsche U 16-Auswahl zum zweiten Mal Europameister. In Limassol schlägt sie Spanien 2:1. Nach Rückstand drehen Treffer von Till Bettenstaedt und Thomas Hinz die Partie. Mit Lars Ricken steht auch ein kommender A-Nationalspieler in der Elf von Bernd Stöber.

18. Mai

Vor 60 Jahren wird der 3. Endrundenspieltag der Deutschen Meisterschaft ausgetragen. In Gruppe 1 haben weiterhin alle Mannschaften Finalchancen. Überraschend klettert der 1. FC Saarbrücken nach einem 3:0 gegen den HSV an die Spitze. Herbert Martin (2) und Peter Momber treffen im ausverkauften „Kieselhumes“, wo noch auf Asche gespielt wird. Der HSV leidet unter der Verletzung von Nationalspieler Jupp Posipal, der schon mit Nasenbeinbruch ins Spiel geht und nach einer Beinverletzung nur noch als Statist taugt. „Posipals Verletzung lähmte den HSV“, titelt das Sport Magazin. Das zweite Spiel zwischen den Altmeistern Schalke 04 und 1. FC Nürnberg endet 2:2, Max Morlocks Tor rettet dem Club zwei Minuten vor Schluss einen Punkt.

Nicht ganz so spannend verläuft die zweite Gruppe, in der Westmeister Rot-Weiß Essen auch sein drittes Spiel verliert und schon nach der Hälfte der Endrunde aussichtslos zurückliegt. Dabei liefert RWE dem Tabellenführer VfB Stuttgart eine große Schlacht. Zur Pause 1:3 auswärts zurückliegend und vorübergehend zu neunt – Berni Termath und Willi Abromeit verletzen sich – holen die Essener zwei Tore auf. Helmut Rahn glückt ein Doppelschlag zum 3:3 (48., 50.). Letztlich setzt sich der VfB mit 5:3 durch, aber das Sport Magazin notiert: „Starker Beifall auch für den Verlierer.“ Im Zentrum der Ovationen steht jedoch der dreimalige Torschütze Rolf Blessing.

Die Rekordkulisse des Sonntags meldet das geteilte Berlin, wo 80.000 im Olympia-Stadion nach großem Fußball gieren. Dafür stehen weder TeBe noch der VfL Osnabrück, aber es geht immerhin um die Deutsche Meisterschaft. TeBe gewinnt 2:1 und darf weiter von der Meisterschale träumen. VfL-Nationalspieler Hans Haferkamp erklärt die Niederlage so: „Das größte Handicap war für uns die große Fläche des Olympiastadions, die von uns wesentlich mehr Kräfte verlangte als unser kleiner Platz.“ Das nennt man Heimvorteil. Nach dem Spiel treffen sich alle Akteure zur 3. Halbzeit in einer Neuköllner Kneipe.

Vor zehn Jahren feiert die Nationalmannschaft einen Pyrrhus-Sieg. Das 6:2 (3:1) über Österreich in Leverkusen kündet zwar von einer klaren Formverbesserung, doch nach Jens Nowotny und Mehmet Scholl muss mit Sebastian Deisler ein weiterer Hoffnungsträger für die WM absagen. Der 22jährige Berliner erleidet in der 19. Minute einen Kreuzbandriss im bereits zweimal operierten rechten Knie. Teamchef Rudi Völler ist gefasst: „Das Wichtigste ist jetzt nicht die WM, sondern Sebastian Deislers Laufbahn und seine Gesundheit.

Für Lichtblicke sorgt in Leverkusen Kaiserslauterns Stürmer Miroslav Klose, der drei Tore erzielt. Der Bremer Marco Bodo trifft zweifach, Joker Daniel Bierofka (1860 München) nutzt seinen Kurzeinsatz zum sechsten Tor. Letztmals spielt Dortmunds Jörg Heinrich für Deutschland, der anschließend auf die WM-Teilnahme verzichtet, weshalb Teamkollege Lars Ricken nachrücken wird.

19. Mai

Vor 100 Jahren werden Halbfinales um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Holstein Kiel gewinnt in Berlin gegen Viktoria 89 mit 2:1 – nach zweimaliger Verlängerung. Nach 90 Minuten steht es 0:0, nach 120 1:1. Laut Regular wird um weitere 20 Minuten verlängert, in denen David Binder zum Helden der Störche wird. Sein Tor (129.) führt Holstein zum zweiten Mal bereits ins Finale.

Dort kommt es zur Neuauflage von 1910, denn auch der Karlsruher FV setzt sich durch. In Frankfurt schlägt der KFV die Leipziger Spielvereinigung mit 3:1 und wird durch drei Tore von Nationalspieler Fritz Förderer sozusagen ins Finale befördert. Insgesamt sehen 11.000 Zuschauer die beiden Partien, die Berliner (7000) sind etwas fußballbegeisterter als die Frankfurter.

Vor 40 Jahren gibt es in der Bundesliga eine Bombendrohung. Die Freitagspartie zwischen Eintracht Braunschweig und RW Oberhausen (0:0) muss für neun Minuten unterbrochen werden, 3000 Besucher der Haupttribüne verlassen auf polizeiliche Anordnung ihre Plätze. Die soll um 20.30 Uhr in die Luft fliegen, droht ein anonymer Anrufer. Wie sich herausstellt, ist es blinder Alarm. In der zweiten Partie zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Bochum fallen Tore (1:1), doch für den BVB nicht genug. Der erste Abstieg aus der Bundesliga ist drei Spiele vor Schluss kaum noch zu verhindern.

Vor 30 Jahren erlebt der HSV einen schwarzen Tag. Das Rückspiel des UEFA-Cup-Finales im heimischen Volkspark gegen den IFK Göteborg endet mit 0:3. Trainer Ernst Happel: „Wir hätten sogar noch höher verlieren können. Jetzt darf keine Panik ausbrechen.“ Spielmacher Felix Magath, nach den entscheidenden Fehlern befragt: „Das ganze Spiel war ein Fehler.“ Entschieden wird es durch Tore der späteren Bundesligastürmer Dan Corneliusson (ab 1983 VfB Stuttgart) und Torbjörn Nilsson (ab 1982 Kaiserslautern).

Am selben Tag spielt die DDR in Schweden, das auf die Göteborg-Stars verzichten muss, 2:2. Nur 2000 Zuschauer in Halmstad sehen Tore von Dresdens Dixie Dörner und dem Rostocker Rainer Jarohs.

Vor zwanzig Jahren entlässt der 1. FC Kaiserslautern Trainer Karl-Heinz Feldkamp, der 1991 die Meisterschaft in die Pfalz geholt hat.

Vor zehn Jahren gewinnen die DFB-Frauen in London gegen England 1:0. Ein Tor der Wolfsburgerin Stefanie Gottschlich entscheidet das WM-Qualifikationsspiel.

20. Mai

Vor 50 Jahren landet die Nationalmannschaft in Chile, wo sie an der WM teilnimmt. Es ist die bisher weiteste Reise ihrer Historie (16.000 Kilometer), nach 17 Stunden Flug „bei strahlend schönem Wetter und ohne Komplikationen“ (Sport Magazin), aber mit fünf Zwischenstopps landet die Boing 707 der Lufthansa um 14.15 Uhr in Santiago. An Bord sind auch sieben Kisten Sekt für den Fall der Fälle…Sepp Herberger ist schon damit zufrieden, „wenn wir die Zwischenrunde erreichen“.

Vor 40 Jahren wird der 31. Spieltag der Bundesliga abgeschlossen. Tabellenführer Bayern München nimmt in Köln Revanche für die 1:5-Pokalpleite im April und gewinnt 4:1. Der überragende Franz Beckenbauer erhält sogar Sonderbeifall von den Rängen. Gerd Müller markiert bereits sein 37. Saisontor. Verfolger Schalke 04 hält Anschluss dank des 6:2 über Zwangsabsteiger Arminia Bielefeld, beklagt aber Zuschauer-Minusrekord (10.000) – Folgen des Bundesligaskandals. Das Bayern-Gastspiel in Köln (27.000 Zuschauer) ist das mit Abstand am besten besuchte Spiel. Hertha BSC hätte gegen Noch-Meister Mönchengladbach sicher mehr gehabt, doch das Spiel fällt einem Platzregen zum Opfer und aus.

Am selben Tag erreicht die Junioren-Auswahl (U 18) des DFB beim Uefa-Jugendturnier in Spanien das Finale. Sie schaltet die Gastgeber im Elfmeterschießen vor 19.000 Zuschauern in Barcelona aus (5:3). In der regulären Spielzeit (2:2) treffen der spätere mehrmalige Meister-Spieler der Bayern, Bernd Dürnberger, und ein gewisser Dieter Kaster, der als Dieter Müller 1976 EM-Historie schreiben wird.

Vor 30 Jahren unterzeichnet Zweitliga-Torjäger Rudi Völler (1860 München) einen Vertrag bei Werder Bremen. Die 1,15 Millionen DM werden sich als lohnende Investition erweisen.