DFB-Wochenschau: Europacup-Hattrick und Chile-Ticket

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

9. Mai

Vor 30 Jahren spitzt sich der Abstiegskampf in der Bundesliga zu. Arminia Bielefeld gewinnt ein hochdramatisches Heimspiel gegen Mitkonkurrent 1860 München mit 3:2, obwohl es nach 88 Minuten noch zurückliegt. Doch Helmut Schröder und Norbert Eilenfeldt schießen die Ostwestfalen noch zum Sieg. „Der liebe Gott war in Bielefeld“, jubelt Trainer Horst Franz. Dadurch zieht Arminia an Schalke 04 vorbei, das sich in desolater Form präsentiert und zuhause Revier-Nachbar VfL Bochum 0:6 unterliegt. „Zum Schluss war es nur noch ein Trainingsspiel“ titelt der Kicker nach Schalkes bis heute höchster Heimniederlage in der Bundesliga. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass die Bochumer ihre beste Saison überhaupt spielen und auf Platz sechs stehen. Schalkes Kapitän Klaus Fischer jammert: „Das war ja eine Katastrophe.“ Noch ist nichts verloren, die letzten Fünf liegen nur einen Punkt auseinander.

Ganz oben sind Tore die entscheidende Währung, die die punktgleichen Bayern vom HSV trennen. Durch ihr 3:0 gegen Kaiserslautern hat sich der Meister einen Vorsprung von zwei Treffern auf den HSV erspielt, Paul Breitner verwandelt gleich zwei Elfmeter. Doch der HSV ist nach dem 2:1 in Leverkusen, das ein Magath-Fernschuss möglich macht, optimistisch. „Unsere Aktien sind wieder gestiegen“, sagt Libero Franz Beckenbauer, 1981 im Trikot der Hamburger.

Vor zehn Jahren erreicht der FC Bayern zum zweiten Mal das Finale der Champions League. Real Madrid wird vor 60.000 im Olympiastadion nach einem 1:0 im Hinspiel aus dem Rennen gekickt – mit einem 2:1, das schon zur Pause von der Anzeigetafel blinkt. Giovane Elbers frühes Kopfballtor gleicht Luis Figo nach Vorarbeit von Raul aus, aber auf den Distanzschuss von Jens Jeremies in der 34. Minute hat Real keine Antwort mehr. Jeremies wird vom Kicker zum „Spieler des Spiels“ erkoren, nicht nur wegen seines Tores. Der Nationalspieler opfert sich für seinen Verein auf, geht mit verletztem Knie ins Spiel, was sich rächt. Nach 70 Minuten muss er vom Feld, für das legendäre Saisonfinale in Meisterschaft und Champions League fällt er aus. Vizepräsident Rummenigge ahnt schon, was da kommen wird: „Das kann noch das Jahr des FC Bayern werden.“ Im Finale wartet der FC Valencia.

10. Mai

Vor 80 Jahren steigt das Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft. Fast ausnahmslos siegen die Favoriten, nur mit dem Sieg von Eintracht Frankfurt beim westdeutschen Meister Fortuna Düsseldorf haben die Experten nicht gerechnet. Karl Ehmer schießt in letzter Minute der Verlängerung das 3:2 für die Hessen vor 30.000 im Rhein-Stadion. Ebenfalls im Viertelfinale: 1860 München (4:1 vs. Meidericher SV), SpVgg. Fürth (3:0 bei SpVgg. Leipzig), Holstein Kiel (3:2 nach 0:2 gegen Prussia Samland Königsberg), Dresdner SC (8:1 beim VfB Königsberg), TeBe Berlin (6:1 gegen VfB Liegnitz), Hertha BSC (5:2 bei VfB Bielefeld dank eines Hattricks von Willi Kirsei binnen fünf Minuten) und der HSV (2:0 in Beuthen).

Vor 75 Jahren werden die Endrundenspiele zur Deutschen Meisterschaft fortgesetzt. Am vorletzten Spieltag gewinnen in Gruppe A die Favoriten jeweils auswärts mit 3:2; Schalke 04 vor 25.000 im Poststadion beim Berliner SV, der Polizei-SV Chemnitz nach 0:2-Rückstand bei Hindenburg Alleinstein. PSV-Stürmer Erwin Helmchen gelingen seine Endrunden-Tore acht und neun. In Gruppe B wahrt Werder Bremen seine Chancen durch ein 4:1 bei Viktoria Stolp, doch Vorwärts Gleiwitz (4:1 vs. TV Eimsbüttel) bleibt oben. In Gruppe C ist die Entscheidung schon gefallen: Der 1. FC Nürnberg qualifiziert sich durch ein müheloses 5:0 bei Kickers Stuttgart fürs Halbfinale, auch weil Wormatia Worms bei Schlusslicht Jenaer SV 1:3 unterliegt. In Gruppe D stand schon eine Woche zuvor der Sieger fest, darum lässt sich Fortuna Düsseldorf in Kassel gegen Hanau 93 hängen (1:5). Der CfR Köln hat noch mehr Moral und holt gegen Waldhof Mannheim (3:2) die ersten Punkte.

Vor 50 Jahren löst die Nationalmannschaft vorzeitig das WM-Ticket nach Chile. Vor 95.000 Zuschauern in Berlin gewinnt sie auch ihr drittes Qualifikationsspiel, gegen Nordirland reicht ein 2:1. Frankfurts Richard Kreß (28.) und Mönchengladbachs Albert Brülls (58.) sorgen für eine 2:0-Führung, ehe es McIlroy (69.) wieder spannend macht. Uwe Seeler schießt kein Tor, aber er erhält eine gute Presse: „Der Solist Seeler tauchte ganz im Dienst für die Mannschaft unter, was freilich keineswegs gegen ihn spricht“ (Sport Magazin). Sein Hamburger Klubkamerad Klaus Stürmer feiert nach sieben Jahren sein Comeback im Nationalteam, Sepp Herberger lobt ihn: „Stürmer kann ebbe kämpfe, das brauche wir.“

Vor 30 Jahren trennt sich Borussia Dortmund von Trainer Udo Lattek, dem Verhandlungen mit dem FC Barcelona während der entscheidenden Saisonphase zum Verhängnis werden.

Vor fünf Jahren gewinnt der FC Sevilla in Eindhoven in einem einseitigen Finale den UEFA-Cup. Die Schalke-Bezwinger haben gegen den englischen Vertreter FC Middlesbrough leichtes Spiel und triumphieren locker mit 4:0.

11. Mai

Vor 70 Jahren finden Gruppenspiele um die Deutsche Meisterschaft statt. Fritz Szepan schießt Titelverteidiger Schalke 04 bei Borussia Fulda fünf Minuten vor Schluss zum Gruppensieg (2:1) und hat Gründe für seine schwächere Leistung. Im Kicker liest man: „Man erfuhr, dass Tibulski und Füller nicht mit bei der Partie sein konnten. Beide haben in der vergangenen Woche den Zivilrock mit dem Ehrenrock des deutschen Soldaten vertauscht.“ Auch der privilegierte Meister muss seinen Tribut an die Erfordernisse der Kriegszeit zollen.

Ebenfalls Gruppensieger werden an diesem Tag Vorwärts Rasensport Gleiwitz (4:1 vs. Preußen Danzig), der Dresdner SC (1:0 in Prag) und der VfL 99 Köln (4:1 in Mülhausen). Das Rekordergebnis des Tages meldet Rapid Wien, das den VfL Neckarau 8:1 demontiert. Den Gruppensieg müssen die Rapidler nun mit 1860 München ausmachen, das die Stuttgarter Kickers 2:1 schlägt.

Vor 50 Jahren wird erstmals ein Finale im Europapokal der Pokalsieger gespielt, in Hin- und Rückspiel. Der AC Florenz verschafft sich bei Glasgow Rangers vor 80.000 im Hampden-Park einen beruhigenden 2:0-Vorsprung.

Vor 25 Jahren kommt die Nationalmannschaft im Rahmen der WM-Vorbereitung gegen Jugoslawien nur zu einem 1:1. In Bochum haben die Gäste den besseren Start und führen schon nach sechs Minuten, der nach langer Verletzung zurück gekehrte Rudi Völler gleicht nach 61 Minuten aus. In der noch nicht überzeugenden Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer steht mit Norbert Eder von Meister FC Bayern ein Debütant.

Vor 20 Jahren gibt es in der Bundesliga fünf Unentschieden. Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern liegt im Trend und spielt bei Abstiegskandidat Wattenscheid 0:0, so dass die Bayern (2:0 vs. Eintr. Frankfurt) auf drei Punkte herankommen. Weltmeister Jürgen Kohler bricht nach siebzig Minuten den Bann, Stefan Effenberg sorgt für die Entscheidung. Werder Bremens Titelchancen sinken nach dem 0:0 bei St. Pauli, wo Stürmer Frank Neubarth des Feldes verwiesen wird.

Hertha BSC steht bereits fünf Runden vor Schluss als Absteiger fest, die Aufholjagd gegen Borussia Dortmund wird nur mit einem Punkt (2:2) belohnt. Das Ambiente schmeckt schon nach Zweiter Liga: Im Olympiastadion verlieren sich nur 7090 Zuschauer.

Vor 15 Jahren wird Borussia Dortmund wieder Deutscher Meister. Ausgerechnet im Stadion des Titelkonkurrenten FC Bayern feiern die Borussen – nach einem 2:2 gegen 1860 München. Steigbügelhalter ist kein geringerer als der große Rivale Schalke 04, der die Bayern 2:1 schlägt – durch ein Tor des späteren Schalker Sportdirektors Andreas Müller in letzter Minute. Bayern-Coach Franz Beckenbauer hatte ohnehin nicht mehr mit dem Titel spekuliert: „Wir haben es nicht verdient.“ Noch eine Entscheidung fällt am vorletzten Spieltag 1995/1996: Eintracht Frankfurt steigt nach dem 2:2 in Düsseldorf erstmals ab.

12. Mai

Vor 60 Jahren erregt ein Testspiel viel Aufsehen. Borussia Dortmund spielt bei Tottenham Hotspur und unterliegt vor 30.000 Zuschauern ehrenhaft mit 1:2. Dabei gelingt Max Michallek mit einem „Prachtschuß“ (Sport Magazin) aus 20 Metern das erste Tor eines Deutschen, das je in London erzielt wurde. Die tapferen Verlierer werden mit rauschendem Beifall überschüttet, was sechs Jahre nach dem Krieg keine Selbstverständlichkeit ist.

Vor 35 Jahren schreibt der FC Bayern München Fußball-Geschichte. Als erstem deutschen Klub und als drittem des Kontinents glückt den Bayern der Hattrick im Europapokal der Landesmeister. Gegen AS St. Etienne (1:0) bringt einer der gefürchteten Freistöße von Franz „Bulle“ Roth nach 57 Minuten die Entscheidung. Der Rahmen ist dem historischen Augenblick nicht angemessen: Der Glasgower Hampden-Park ist halbleer, man zählt nur 54.864 Zuschauer. Und wegen eines Druckerstreiks in der Heimat fallen auch die Lobeshymen auf die Hattrick-Helden bescheiden aus. Im Ausland haben sie ohnehin keine zu erwarten, die Franzosen haben an diesem Tag den schöneren Fußball geboten.

Und so rauscht ein scharfer Wind durch den Blätterwald. Einige Kostproben: „Bayern stehlen Franzosen den Cup“ (Sun), „Die Bayern bleiben der Meister des Mittelmaßes, der Großmeister des Fußball-Schachs“ (Algemeen Dagblaad), „Beifall nur für die Verlierer“ (Tutto Sport). Sogar die Münchner bleiben gelassen, es gibt nicht mal einen Empfang auf dem Rathaus. Gut im Übrigen, dass es auch keine Dopingproben gibt anno 1976: Der junge Karl-Heinz Rummenigge trinkt gegen seine Nervosität auf Geheiß des Docs Richard Müller heimlich zweieinhalb Gläser Cognac. „Im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich dann ganz ordentlich gespielt“, erzählt Rummenigge später.

Vor 25 Jahren gibt der große Pelé ein Interview, das für Aufsehen sorgt. In Sorge um den Zustand der Nationalmannschaft Brasiliens erklärt der einstige Weltstar seine Bereitschaft zu einem Comeback. „Ich weiß, dass ich allenfalls für 45 Minuten Kondition hätte. Aber vielleicht könnte das Brasilien schon helfen.“ Trainer Tele Santana verzichtet dankend – Pelé ist 46 Jahre alt.

Vor zehn Jahren erlebt die Bundesliga einen dramatischen Spieltag. In der 90. Minute fallen binnen sieben Sekunden zwei Tore, die die Lage im Meisterschaftskampf gravierend verändern. Zunächst kassiert Tabellenführer Schalke 04 in Stuttgart durch Krassimir Balakov das 0:1, dann wuchtet Bayern-Joker Alexander Zickler den Ball zum 2:1 ins Kaiserslauterer Tor. So verlieren die bis 17.16 Uhr an jenem 12. Mai 2001 führenden Schalker die Tabellenführung an die Bayern, die plötzlich drei Punkte Vorsprung haben. Vize Karl-Heinz Rummenigge sagt: „Die Chancen stehen 90:10 für uns.“ Sein Schalker Kollege Josef Schnusenberg kritisiert die Taktik von Huub Stevens beim Abstiegskandidaten VfB: „Kann mir einer sagen, warum wir hier so gespielt haben? Lockerheit? Schiss hatten sie in der Hose. Eine Lachnummer.“

Den siegreichen Stuttgartern war es recht, Felix Magath hat seinen Ruf als Retter bestätigt – der VfB hält die Klasse. Nun will Magath höhere Ziele anstreben: „Meine Karriere als Retter ist beendet.“ Heute wissen wir: Zum Hellseher taugt er nicht… Der dritte Abstiegsplatz wird zwischen Unterhaching, das Dortmund 1:4 unterliegt, und Energie Cottbus (4:2 gegen HSV) ermittelt.

13. Mai

Vor 60 Jahren wird der zweite Spieltag der Meister-Endrunde ausgetragen. Danach sind von acht Mannschaften nur noch drei ungeschlagen und das Sport Magazin titelt: „Keiner mehr Favorit“. Immerhin hat Preußen Münster auch sein zweites Spiel gewonnen, 32.000 Zuschauer werden Zeuge eines furiosen 3:1 gegen den HSV. Trainer Willi Multhaup sagt stolz: „Der Sieg war verdient, er ist auch ein Erfolg der Kameradschaft.“ 1951 glaubt man so etwas noch. Münsters erstes Opfer, der 1. FC Nürnberg, rappelt sich wieder auf und nimmt mit einem 3:2 bei Tennis Borussia Berlin die Verfolgung auf. Vor 90.000 Zuschauern leistet der Berliner Meister erheblichen Widerstand, und Club-Trainer „Bumbas“ Schmidt gibt zu: „So stark habe ich die Borussen nicht erwartet. Wir wissen eben viel zu wenig vom Berliner Fußball.“

In der anderen Gruppe treffen die Sieger des ersten Spieltags am Hamburger Millerntor aufeinander. Der 1. FC Kaiserslautern, der seinen Trikotkoffer vergessen hat, gewinnt in ungewohnten schwarzen Hosen beim FC St. Pauli 4:2. Werner Basler schießt in der ersten Viertelstunde schon zwei FCK-Tore, für das Sport Magazin ist er „in internationaler Form“. Doch erst zwei Minuten vor Schluss sind die Punkte im Sack. Kapitän Fritz Walter umkurvt nach einem Abspielfehler den Pauli-Torwart und trifft zum 2:4. Bruder Otmar jubelt am Radio mit, er liegt im Krankenhaus, weshalb Pessimist Fritz schon geunkt hatte: „Ich kann mir nicht helfen, aber für mich ist St. Pauli über Nacht Favorit geworfen.“ Er selbst widerlegt auf dem Platz, auf dem bekanntlich die Wahrheit liegt, seine Prophezeiung. Das letzte Spiel des Sonntags endet torlos: Schalke 04 ist nach dem 0:0 in Fürth schon fast aussichtslos zurückgefallen. Auch der Trick von Trainer Fritz Szepan, in Trikots ohne Rückennummern aufzulaufen, fruchtet nichts. 1951 ist das noch erlaubt, aber nicht nur das Sport Magazin beklagt die „unpopuläre Maßnahme“.

Vor 30 Jahren steht zum zweiten Mal eine DDR-Mannschaft in einem Europapokal-Finale. Carl Zeiss Jena trifft im Pokalsieger-Wettbewerb auf Dynamo Tiflis. Das Duell der Klubs aus dem damaligen Ostblock im Düsseldorfer Rheinstadion interessiert nur 4750 Zuschauer. Jena darf rund 1000 ausgesuchte Anhänger mitbringen. Nach 63 Minuten geht die von Hans Meyer trainierte Jenenser Elf durch Gerhard Hoppe in Führung, doch die Georgier, damals noch Teil der Sowjetunion, drehen die Partie und gewinnen 2:1.

Vor 25 Jahren findet das erste Relegationsspiel um den 18. Bundesligaplatz für die Saison 1986/1987 statt. Im Müngersdorfer Stadion schlägt Zweitligist Fortuna Köln Gast Borussia Dortmund vor 44.000 Zuschauern mit 2:0. Ein Kölner Zeitungsverleger hat die Fortunen mit einer Aufstiegsprämie von 50.000 DM zusätzlich angespornt. BVB-Torwart Eike Immel, der anschließend zur WM nach Mexiko reist, sagt: „Wenn Borussia in den Keller muss, packe ich sofort meine Koffer!“

Vor 15 Jahren trennt sich der feststehende Bundesliga-Absteiger KFC Uerdingen von Trainer Friedhelm Funkel.

Vor zehn Jahren kehrt Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga zurück, jedenfalls praktisch. Theoretisch gibt es noch Einwände. Nach dem 2:2 in Fürth beträgt der Vorsprung auf den Vierten Waldhof Mannheim drei Punkte und siebzehn Toren. Die von Hans Meyer trainierten Borussen feiern trotzdem, dass die zweijährige Leidenszeit im Unterhaus beendet ist.

Vor fünf Jahren endet die Bundesligasaison 2005/2006. Bayern ist schon eine Woche Meister und spielt gegen Dortmund noch Remis (3:3). Die letzten Entscheidungen vor dem Start der WM im eigenen Land: Kaiserslautern steigt nach einem 2:2 im Abstiegsfinale beim VfL Wolfsburg zum zweiten Mal ab. Werder Bremen sichert sich mit einem 2:1 beim direkten Konkurrenten HSV die Champions-League-Teilnahme, die Hamburger müssen als Dritter in die Qualifikation. Der Ex-Bremer Ailton vergibt eine Riesenchance und wird zum Sündenbock.

14. Mai

Vor 50 Jahren wird der 1. FC Köln West-Meister. Zum Abschluss der Oberligasaison 1960/1961 „riß sich der alte und neue Westmeister kein Bein aus“ (Sport Magazin). Erst in der 84. Minute trifft Hans Sturm gegen Fast-Absteiger SV Sodingen, 10.000 jubeln trotzdem. Verfolger Borussia Dortmund patzt in Duisburg und schenkt den Meiderichern den Klassenerhalt. „Eia“ Krämer schießt zwei Tore zum 3:0. Schalke 04 kommt zu spät in Form und kanzelt den Duisburger SV mit 7:0 ab, aber Platz drei reicht nicht für die Meisterendrunde. Auch der VfL Bochum und RW Essen verpassen ihre Ziele, beide müssen absteigen. Essen fehlt nach dem 0:0 in Oberhausen ein Punkt, Bochum nach dem 1:4 auf eigenem Platz gegen Hamborn 07 zwei Zähler. „Als Schiedsrichter Schmidt das Spiel abpfiff, war es im weiten Stadionrund totenstill“, vermerkt das Sport Magazin.

Vor 25 Jahren schlägt die Nationalmannschaft in Dortmund die Niederlande mit 3:1. Im letzten Test vor dem WM-Start in Mexiko überzeugen die Deutschen, Rudi Völler wird nach zwei Toren vor der Pause gefeiert, nach dem Anschlusstreffer von van't Schip entscheidet der Uerdinger Matthias Herget mit dem Schlusspfiff die hochklassige Partie.

Vor fünf Jahren kehrt Energie Cottbus nach einem 3:1 gegen 1860 München in die Bundesliga zurück. Dynamo Dresden muss dagegen aus der zweiten Liga absteigen, trotz eines 3:1 in Rostock fehlt ein Punkt auf Unterhaching, das Meister VfL Bochum ein 0:0 abtrotzt.

15. Mai

Vor 40 Jahren spitzen sich in der Bundesliga die Entscheidungen zu. Meister Borussia Mönchengladbach büßt trotz eines 4:0 gegen Hertha BSC seinen Vorsprung bis auf ein einziges Tor ein, denn Verfolger Bayern deklassiert den 1. FC Köln 7:0, obwohl Gerd Müller nur ein Tor schießt. Für Bayern ist es bis dato der Rekordsieg in der Bundesliga, für Köln bis heute die höchste Schlappe. „Auch in dieser Höhe verdient“, gesteht Kölns Trainer Ernst Ocwirk ein. Im Abstiegskampf ist noch immer alles möglich: Schlusslicht RW Oberhausen kommt zu einem seltsam ungefährdeten 4:1 über Schalke 04, der Vorletzte Eintracht Frankfurt schlägt Borussia Dortmund 2:0, obwohl Jürgen Grabowski einen Elfmeter verschießt. Verlierer des Tages ist Rot-Weiß Essen, das im Kellerduell Kickers Offenbach 2:3 unterliegt. Gefeierter OFC-Spieler ist Erwin Kremers, der zwei Tore vorbereitet und das dritte selbst erzielt.

Vor 20 Jahren stehen sich Manchester United und der FC Barcelona erstmals in einem Europapokal-Finale gegenüber. In Rotterdam geht es um den Pokalsieger-Cup, ManU gewinnt dank zweier Tore des Ex-Bayern-Profis Mark Hughes 2:1.

Vor 15 Jahren wird Bayern München UEFA-Cup-Sieger. Interimstrainer Franz Beckenbauer, eigentlich Präsident, führt die Mannschaft nach dem Rauswurf von Otto Rehhagel zu internationalen Ehren. In Bordeaux gewinnen die Bayern auch das Rückspiel klar mit 3:1, ein Doppelschlag von Mehmet Scholl und Emil Kostadinov binnen vier Minuten stellt die Weichen. Jürgen Klinsmann ist der letzte Treffer vorbehalten. Es folgt eine ausgelassene Feier, Christian Ziege macht sogar Ministerpräsident Edmund Stoiber nass – mit Champagner. Franz Beckenbauer raucht seine obligatorische Siegeszigarre und sagt gelassen: „Persönlich gibt mir der Titel überhaupt nichts. Ich habe in meinem Leben viele Titel gewonnen und hätte einiges falsch gemacht, wenn ich heute noch auf Titel aus wäre.“ Lothar Matthäus erinnert in der Stunde des Triumphs an Rehhagel, der die Bayern noch ins Finale geführt hat: „Wir haben Otto nicht vergessen. Er hat auch zum Cup-Gewinn beigetragen.“

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

9. Mai

Vor 30 Jahren spitzt sich der Abstiegskampf in der Bundesliga zu. Arminia Bielefeld gewinnt ein hochdramatisches Heimspiel gegen Mitkonkurrent 1860 München mit 3:2, obwohl es nach 88 Minuten noch zurückliegt. Doch Helmut Schröder und Norbert Eilenfeldt schießen die Ostwestfalen noch zum Sieg. „Der liebe Gott war in Bielefeld“, jubelt Trainer Horst Franz. Dadurch zieht Arminia an Schalke 04 vorbei, das sich in desolater Form präsentiert und zuhause Revier-Nachbar VfL Bochum 0:6 unterliegt. „Zum Schluss war es nur noch ein Trainingsspiel“ titelt der Kicker nach Schalkes bis heute höchster Heimniederlage in der Bundesliga. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass die Bochumer ihre beste Saison überhaupt spielen und auf Platz sechs stehen. Schalkes Kapitän Klaus Fischer jammert: „Das war ja eine Katastrophe.“ Noch ist nichts verloren, die letzten Fünf liegen nur einen Punkt auseinander.

Ganz oben sind Tore die entscheidende Währung, die die punktgleichen Bayern vom HSV trennen. Durch ihr 3:0 gegen Kaiserslautern hat sich der Meister einen Vorsprung von zwei Treffern auf den HSV erspielt, Paul Breitner verwandelt gleich zwei Elfmeter. Doch der HSV ist nach dem 2:1 in Leverkusen, das ein Magath-Fernschuss möglich macht, optimistisch. „Unsere Aktien sind wieder gestiegen“, sagt Libero Franz Beckenbauer, 1981 im Trikot der Hamburger.

Vor zehn Jahren erreicht der FC Bayern zum zweiten Mal das Finale der Champions League. Real Madrid wird vor 60.000 im Olympiastadion nach einem 1:0 im Hinspiel aus dem Rennen gekickt – mit einem 2:1, das schon zur Pause von der Anzeigetafel blinkt. Giovane Elbers frühes Kopfballtor gleicht Luis Figo nach Vorarbeit von Raul aus, aber auf den Distanzschuss von Jens Jeremies in der 34. Minute hat Real keine Antwort mehr. Jeremies wird vom Kicker zum „Spieler des Spiels“ erkoren, nicht nur wegen seines Tores. Der Nationalspieler opfert sich für seinen Verein auf, geht mit verletztem Knie ins Spiel, was sich rächt. Nach 70 Minuten muss er vom Feld, für das legendäre Saisonfinale in Meisterschaft und Champions League fällt er aus. Vizepräsident Rummenigge ahnt schon, was da kommen wird: „Das kann noch das Jahr des FC Bayern werden.“ Im Finale wartet der FC Valencia.

10. Mai

Vor 80 Jahren steigt das Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft. Fast ausnahmslos siegen die Favoriten, nur mit dem Sieg von Eintracht Frankfurt beim westdeutschen Meister Fortuna Düsseldorf haben die Experten nicht gerechnet. Karl Ehmer schießt in letzter Minute der Verlängerung das 3:2 für die Hessen vor 30.000 im Rhein-Stadion. Ebenfalls im Viertelfinale: 1860 München (4:1 vs. Meidericher SV), SpVgg. Fürth (3:0 bei SpVgg. Leipzig), Holstein Kiel (3:2 nach 0:2 gegen Prussia Samland Königsberg), Dresdner SC (8:1 beim VfB Königsberg), TeBe Berlin (6:1 gegen VfB Liegnitz), Hertha BSC (5:2 bei VfB Bielefeld dank eines Hattricks von Willi Kirsei binnen fünf Minuten) und der HSV (2:0 in Beuthen).

Vor 75 Jahren werden die Endrundenspiele zur Deutschen Meisterschaft fortgesetzt. Am vorletzten Spieltag gewinnen in Gruppe A die Favoriten jeweils auswärts mit 3:2; Schalke 04 vor 25.000 im Poststadion beim Berliner SV, der Polizei-SV Chemnitz nach 0:2-Rückstand bei Hindenburg Alleinstein. PSV-Stürmer Erwin Helmchen gelingen seine Endrunden-Tore acht und neun. In Gruppe B wahrt Werder Bremen seine Chancen durch ein 4:1 bei Viktoria Stolp, doch Vorwärts Gleiwitz (4:1 vs. TV Eimsbüttel) bleibt oben. In Gruppe C ist die Entscheidung schon gefallen: Der 1. FC Nürnberg qualifiziert sich durch ein müheloses 5:0 bei Kickers Stuttgart fürs Halbfinale, auch weil Wormatia Worms bei Schlusslicht Jenaer SV 1:3 unterliegt. In Gruppe D stand schon eine Woche zuvor der Sieger fest, darum lässt sich Fortuna Düsseldorf in Kassel gegen Hanau 93 hängen (1:5). Der CfR Köln hat noch mehr Moral und holt gegen Waldhof Mannheim (3:2) die ersten Punkte.

Vor 50 Jahren löst die Nationalmannschaft vorzeitig das WM-Ticket nach Chile. Vor 95.000 Zuschauern in Berlin gewinnt sie auch ihr drittes Qualifikationsspiel, gegen Nordirland reicht ein 2:1. Frankfurts Richard Kreß (28.) und Mönchengladbachs Albert Brülls (58.) sorgen für eine 2:0-Führung, ehe es McIlroy (69.) wieder spannend macht. Uwe Seeler schießt kein Tor, aber er erhält eine gute Presse: „Der Solist Seeler tauchte ganz im Dienst für die Mannschaft unter, was freilich keineswegs gegen ihn spricht“ (Sport Magazin). Sein Hamburger Klubkamerad Klaus Stürmer feiert nach sieben Jahren sein Comeback im Nationalteam, Sepp Herberger lobt ihn: „Stürmer kann ebbe kämpfe, das brauche wir.“

Vor 30 Jahren trennt sich Borussia Dortmund von Trainer Udo Lattek, dem Verhandlungen mit dem FC Barcelona während der entscheidenden Saisonphase zum Verhängnis werden.

Vor fünf Jahren gewinnt der FC Sevilla in Eindhoven in einem einseitigen Finale den UEFA-Cup. Die Schalke-Bezwinger haben gegen den englischen Vertreter FC Middlesbrough leichtes Spiel und triumphieren locker mit 4:0.

11. Mai

Vor 70 Jahren finden Gruppenspiele um die Deutsche Meisterschaft statt. Fritz Szepan schießt Titelverteidiger Schalke 04 bei Borussia Fulda fünf Minuten vor Schluss zum Gruppensieg (2:1) und hat Gründe für seine schwächere Leistung. Im Kicker liest man: „Man erfuhr, dass Tibulski und Füller nicht mit bei der Partie sein konnten. Beide haben in der vergangenen Woche den Zivilrock mit dem Ehrenrock des deutschen Soldaten vertauscht.“ Auch der privilegierte Meister muss seinen Tribut an die Erfordernisse der Kriegszeit zollen.

Ebenfalls Gruppensieger werden an diesem Tag Vorwärts Rasensport Gleiwitz (4:1 vs. Preußen Danzig), der Dresdner SC (1:0 in Prag) und der VfL 99 Köln (4:1 in Mülhausen). Das Rekordergebnis des Tages meldet Rapid Wien, das den VfL Neckarau 8:1 demontiert. Den Gruppensieg müssen die Rapidler nun mit 1860 München ausmachen, das die Stuttgarter Kickers 2:1 schlägt.

Vor 50 Jahren wird erstmals ein Finale im Europapokal der Pokalsieger gespielt, in Hin- und Rückspiel. Der AC Florenz verschafft sich bei Glasgow Rangers vor 80.000 im Hampden-Park einen beruhigenden 2:0-Vorsprung.

Vor 25 Jahren kommt die Nationalmannschaft im Rahmen der WM-Vorbereitung gegen Jugoslawien nur zu einem 1:1. In Bochum haben die Gäste den besseren Start und führen schon nach sechs Minuten, der nach langer Verletzung zurück gekehrte Rudi Völler gleicht nach 61 Minuten aus. In der noch nicht überzeugenden Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer steht mit Norbert Eder von Meister FC Bayern ein Debütant.

Vor 20 Jahren gibt es in der Bundesliga fünf Unentschieden. Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern liegt im Trend und spielt bei Abstiegskandidat Wattenscheid 0:0, so dass die Bayern (2:0 vs. Eintr. Frankfurt) auf drei Punkte herankommen. Weltmeister Jürgen Kohler bricht nach siebzig Minuten den Bann, Stefan Effenberg sorgt für die Entscheidung. Werder Bremens Titelchancen sinken nach dem 0:0 bei St. Pauli, wo Stürmer Frank Neubarth des Feldes verwiesen wird.

Hertha BSC steht bereits fünf Runden vor Schluss als Absteiger fest, die Aufholjagd gegen Borussia Dortmund wird nur mit einem Punkt (2:2) belohnt. Das Ambiente schmeckt schon nach Zweiter Liga: Im Olympiastadion verlieren sich nur 7090 Zuschauer.

Vor 15 Jahren wird Borussia Dortmund wieder Deutscher Meister. Ausgerechnet im Stadion des Titelkonkurrenten FC Bayern feiern die Borussen – nach einem 2:2 gegen 1860 München. Steigbügelhalter ist kein geringerer als der große Rivale Schalke 04, der die Bayern 2:1 schlägt – durch ein Tor des späteren Schalker Sportdirektors Andreas Müller in letzter Minute. Bayern-Coach Franz Beckenbauer hatte ohnehin nicht mehr mit dem Titel spekuliert: „Wir haben es nicht verdient.“ Noch eine Entscheidung fällt am vorletzten Spieltag 1995/1996: Eintracht Frankfurt steigt nach dem 2:2 in Düsseldorf erstmals ab.

12. Mai

Vor 60 Jahren erregt ein Testspiel viel Aufsehen. Borussia Dortmund spielt bei Tottenham Hotspur und unterliegt vor 30.000 Zuschauern ehrenhaft mit 1:2. Dabei gelingt Max Michallek mit einem „Prachtschuß“ (Sport Magazin) aus 20 Metern das erste Tor eines Deutschen, das je in London erzielt wurde. Die tapferen Verlierer werden mit rauschendem Beifall überschüttet, was sechs Jahre nach dem Krieg keine Selbstverständlichkeit ist.

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Vor 35 Jahren schreibt der FC Bayern München Fußball-Geschichte. Als erstem deutschen Klub und als drittem des Kontinents glückt den Bayern der Hattrick im Europapokal der Landesmeister. Gegen AS St. Etienne (1:0) bringt einer der gefürchteten Freistöße von Franz „Bulle“ Roth nach 57 Minuten die Entscheidung. Der Rahmen ist dem historischen Augenblick nicht angemessen: Der Glasgower Hampden-Park ist halbleer, man zählt nur 54.864 Zuschauer. Und wegen eines Druckerstreiks in der Heimat fallen auch die Lobeshymen auf die Hattrick-Helden bescheiden aus. Im Ausland haben sie ohnehin keine zu erwarten, die Franzosen haben an diesem Tag den schöneren Fußball geboten.

Und so rauscht ein scharfer Wind durch den Blätterwald. Einige Kostproben: „Bayern stehlen Franzosen den Cup“ (Sun), „Die Bayern bleiben der Meister des Mittelmaßes, der Großmeister des Fußball-Schachs“ (Algemeen Dagblaad), „Beifall nur für die Verlierer“ (Tutto Sport). Sogar die Münchner bleiben gelassen, es gibt nicht mal einen Empfang auf dem Rathaus. Gut im Übrigen, dass es auch keine Dopingproben gibt anno 1976: Der junge Karl-Heinz Rummenigge trinkt gegen seine Nervosität auf Geheiß des Docs Richard Müller heimlich zweieinhalb Gläser Cognac. „Im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich dann ganz ordentlich gespielt“, erzählt Rummenigge später.

Vor 25 Jahren gibt der große Pelé ein Interview, das für Aufsehen sorgt. In Sorge um den Zustand der Nationalmannschaft Brasiliens erklärt der einstige Weltstar seine Bereitschaft zu einem Comeback. „Ich weiß, dass ich allenfalls für 45 Minuten Kondition hätte. Aber vielleicht könnte das Brasilien schon helfen.“ Trainer Tele Santana verzichtet dankend – Pelé ist 46 Jahre alt.

Vor zehn Jahren erlebt die Bundesliga einen dramatischen Spieltag. In der 90. Minute fallen binnen sieben Sekunden zwei Tore, die die Lage im Meisterschaftskampf gravierend verändern. Zunächst kassiert Tabellenführer Schalke 04 in Stuttgart durch Krassimir Balakov das 0:1, dann wuchtet Bayern-Joker Alexander Zickler den Ball zum 2:1 ins Kaiserslauterer Tor. So verlieren die bis 17.16 Uhr an jenem 12. Mai 2001 führenden Schalker die Tabellenführung an die Bayern, die plötzlich drei Punkte Vorsprung haben. Vize Karl-Heinz Rummenigge sagt: „Die Chancen stehen 90:10 für uns.“ Sein Schalker Kollege Josef Schnusenberg kritisiert die Taktik von Huub Stevens beim Abstiegskandidaten VfB: „Kann mir einer sagen, warum wir hier so gespielt haben? Lockerheit? Schiss hatten sie in der Hose. Eine Lachnummer.“

Den siegreichen Stuttgartern war es recht, Felix Magath hat seinen Ruf als Retter bestätigt – der VfB hält die Klasse. Nun will Magath höhere Ziele anstreben: „Meine Karriere als Retter ist beendet.“ Heute wissen wir: Zum Hellseher taugt er nicht… Der dritte Abstiegsplatz wird zwischen Unterhaching, das Dortmund 1:4 unterliegt, und Energie Cottbus (4:2 gegen HSV) ermittelt.

13. Mai

Vor 60 Jahren wird der zweite Spieltag der Meister-Endrunde ausgetragen. Danach sind von acht Mannschaften nur noch drei ungeschlagen und das Sport Magazin titelt: „Keiner mehr Favorit“. Immerhin hat Preußen Münster auch sein zweites Spiel gewonnen, 32.000 Zuschauer werden Zeuge eines furiosen 3:1 gegen den HSV. Trainer Willi Multhaup sagt stolz: „Der Sieg war verdient, er ist auch ein Erfolg der Kameradschaft.“ 1951 glaubt man so etwas noch. Münsters erstes Opfer, der 1. FC Nürnberg, rappelt sich wieder auf und nimmt mit einem 3:2 bei Tennis Borussia Berlin die Verfolgung auf. Vor 90.000 Zuschauern leistet der Berliner Meister erheblichen Widerstand, und Club-Trainer „Bumbas“ Schmidt gibt zu: „So stark habe ich die Borussen nicht erwartet. Wir wissen eben viel zu wenig vom Berliner Fußball.“

In der anderen Gruppe treffen die Sieger des ersten Spieltags am Hamburger Millerntor aufeinander. Der 1. FC Kaiserslautern, der seinen Trikotkoffer vergessen hat, gewinnt in ungewohnten schwarzen Hosen beim FC St. Pauli 4:2. Werner Basler schießt in der ersten Viertelstunde schon zwei FCK-Tore, für das Sport Magazin ist er „in internationaler Form“. Doch erst zwei Minuten vor Schluss sind die Punkte im Sack. Kapitän Fritz Walter umkurvt nach einem Abspielfehler den Pauli-Torwart und trifft zum 2:4. Bruder Otmar jubelt am Radio mit, er liegt im Krankenhaus, weshalb Pessimist Fritz schon geunkt hatte: „Ich kann mir nicht helfen, aber für mich ist St. Pauli über Nacht Favorit geworfen.“ Er selbst widerlegt auf dem Platz, auf dem bekanntlich die Wahrheit liegt, seine Prophezeiung. Das letzte Spiel des Sonntags endet torlos: Schalke 04 ist nach dem 0:0 in Fürth schon fast aussichtslos zurückgefallen. Auch der Trick von Trainer Fritz Szepan, in Trikots ohne Rückennummern aufzulaufen, fruchtet nichts. 1951 ist das noch erlaubt, aber nicht nur das Sport Magazin beklagt die „unpopuläre Maßnahme“.

Vor 30 Jahren steht zum zweiten Mal eine DDR-Mannschaft in einem Europapokal-Finale. Carl Zeiss Jena trifft im Pokalsieger-Wettbewerb auf Dynamo Tiflis. Das Duell der Klubs aus dem damaligen Ostblock im Düsseldorfer Rheinstadion interessiert nur 4750 Zuschauer. Jena darf rund 1000 ausgesuchte Anhänger mitbringen. Nach 63 Minuten geht die von Hans Meyer trainierte Jenenser Elf durch Gerhard Hoppe in Führung, doch die Georgier, damals noch Teil der Sowjetunion, drehen die Partie und gewinnen 2:1.

Vor 25 Jahren findet das erste Relegationsspiel um den 18. Bundesligaplatz für die Saison 1986/1987 statt. Im Müngersdorfer Stadion schlägt Zweitligist Fortuna Köln Gast Borussia Dortmund vor 44.000 Zuschauern mit 2:0. Ein Kölner Zeitungsverleger hat die Fortunen mit einer Aufstiegsprämie von 50.000 DM zusätzlich angespornt. BVB-Torwart Eike Immel, der anschließend zur WM nach Mexiko reist, sagt: „Wenn Borussia in den Keller muss, packe ich sofort meine Koffer!“

Vor 15 Jahren trennt sich der feststehende Bundesliga-Absteiger KFC Uerdingen von Trainer Friedhelm Funkel.

Vor zehn Jahren kehrt Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga zurück, jedenfalls praktisch. Theoretisch gibt es noch Einwände. Nach dem 2:2 in Fürth beträgt der Vorsprung auf den Vierten Waldhof Mannheim drei Punkte und siebzehn Toren. Die von Hans Meyer trainierten Borussen feiern trotzdem, dass die zweijährige Leidenszeit im Unterhaus beendet ist.

Vor fünf Jahren endet die Bundesligasaison 2005/2006. Bayern ist schon eine Woche Meister und spielt gegen Dortmund noch Remis (3:3). Die letzten Entscheidungen vor dem Start der WM im eigenen Land: Kaiserslautern steigt nach einem 2:2 im Abstiegsfinale beim VfL Wolfsburg zum zweiten Mal ab. Werder Bremen sichert sich mit einem 2:1 beim direkten Konkurrenten HSV die Champions-League-Teilnahme, die Hamburger müssen als Dritter in die Qualifikation. Der Ex-Bremer Ailton vergibt eine Riesenchance und wird zum Sündenbock.

14. Mai

Vor 50 Jahren wird der 1. FC Köln West-Meister. Zum Abschluss der Oberligasaison 1960/1961 „riß sich der alte und neue Westmeister kein Bein aus“ (Sport Magazin). Erst in der 84. Minute trifft Hans Sturm gegen Fast-Absteiger SV Sodingen, 10.000 jubeln trotzdem. Verfolger Borussia Dortmund patzt in Duisburg und schenkt den Meiderichern den Klassenerhalt. „Eia“ Krämer schießt zwei Tore zum 3:0. Schalke 04 kommt zu spät in Form und kanzelt den Duisburger SV mit 7:0 ab, aber Platz drei reicht nicht für die Meisterendrunde. Auch der VfL Bochum und RW Essen verpassen ihre Ziele, beide müssen absteigen. Essen fehlt nach dem 0:0 in Oberhausen ein Punkt, Bochum nach dem 1:4 auf eigenem Platz gegen Hamborn 07 zwei Zähler. „Als Schiedsrichter Schmidt das Spiel abpfiff, war es im weiten Stadionrund totenstill“, vermerkt das Sport Magazin.

Vor 25 Jahren schlägt die Nationalmannschaft in Dortmund die Niederlande mit 3:1. Im letzten Test vor dem WM-Start in Mexiko überzeugen die Deutschen, Rudi Völler wird nach zwei Toren vor der Pause gefeiert, nach dem Anschlusstreffer von van't Schip entscheidet der Uerdinger Matthias Herget mit dem Schlusspfiff die hochklassige Partie.

Vor fünf Jahren kehrt Energie Cottbus nach einem 3:1 gegen 1860 München in die Bundesliga zurück. Dynamo Dresden muss dagegen aus der zweiten Liga absteigen, trotz eines 3:1 in Rostock fehlt ein Punkt auf Unterhaching, das Meister VfL Bochum ein 0:0 abtrotzt.

15. Mai

Vor 40 Jahren spitzen sich in der Bundesliga die Entscheidungen zu. Meister Borussia Mönchengladbach büßt trotz eines 4:0 gegen Hertha BSC seinen Vorsprung bis auf ein einziges Tor ein, denn Verfolger Bayern deklassiert den 1. FC Köln 7:0, obwohl Gerd Müller nur ein Tor schießt. Für Bayern ist es bis dato der Rekordsieg in der Bundesliga, für Köln bis heute die höchste Schlappe. „Auch in dieser Höhe verdient“, gesteht Kölns Trainer Ernst Ocwirk ein. Im Abstiegskampf ist noch immer alles möglich: Schlusslicht RW Oberhausen kommt zu einem seltsam ungefährdeten 4:1 über Schalke 04, der Vorletzte Eintracht Frankfurt schlägt Borussia Dortmund 2:0, obwohl Jürgen Grabowski einen Elfmeter verschießt. Verlierer des Tages ist Rot-Weiß Essen, das im Kellerduell Kickers Offenbach 2:3 unterliegt. Gefeierter OFC-Spieler ist Erwin Kremers, der zwei Tore vorbereitet und das dritte selbst erzielt.

Vor 20 Jahren stehen sich Manchester United und der FC Barcelona erstmals in einem Europapokal-Finale gegenüber. In Rotterdam geht es um den Pokalsieger-Cup, ManU gewinnt dank zweier Tore des Ex-Bayern-Profis Mark Hughes 2:1.

Vor 15 Jahren wird Bayern München UEFA-Cup-Sieger. Interimstrainer Franz Beckenbauer, eigentlich Präsident, führt die Mannschaft nach dem Rauswurf von Otto Rehhagel zu internationalen Ehren. In Bordeaux gewinnen die Bayern auch das Rückspiel klar mit 3:1, ein Doppelschlag von Mehmet Scholl und Emil Kostadinov binnen vier Minuten stellt die Weichen. Jürgen Klinsmann ist der letzte Treffer vorbehalten. Es folgt eine ausgelassene Feier, Christian Ziege macht sogar Ministerpräsident Edmund Stoiber nass – mit Champagner. Franz Beckenbauer raucht seine obligatorische Siegeszigarre und sagt gelassen: „Persönlich gibt mir der Titel überhaupt nichts. Ich habe in meinem Leben viele Titel gewonnen und hätte einiges falsch gemacht, wenn ich heute noch auf Titel aus wäre.“ Lothar Matthäus erinnert in der Stunde des Triumphs an Rehhagel, der die Bayern noch ins Finale geführt hat: „Wir haben Otto nicht vergessen. Er hat auch zum Cup-Gewinn beigetragen.“