DFB-Wochenschau: Der legendäre Hoeneß-Fehlschuss

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

20. Juni

Vor 75 Jahren findet das Finale um Platz drei der Deutschen Meisterschaft statt. Titelverteidiger Schalke 04 lässt seinen Frust über die geplatzte Meisterchance an Schlesien-Meister Vorwärts Gleiwitz aus und gewinnt in Berlin 8:1. Nur 10.000 Zuschauer interessiert die Partie am Gesundbrunnen-Platz, der Heimat von Hertha BSC. Ernst Kuzorra und Fritz Szepan schießen je zwei Tore.

Vor 40 Jahren stehen die Bundesligaaufsteiger fest: Der VfL Bochum (4:2 bei Tasmania Berlin) und Fortuna Düsseldorf (3:0 gegen Wacker Berlin) sind vor dem letzten Gruppenspiel nicht mehr einzuholen. Für Bochum ist es der erste Aufstieg, für die Fortuna der zweite.

Vor 35 Jahren steht Deutschland im Finale um die Europameisterschaft. In Belgrad holt die Elf von Helmut Schön nach der Pause einen 0:2-Rückstand gegen die CSSR auf, der Kölner Dieter Müller (28.) und Frankfurts Bernd Hölzenbein (90.) retten das DFB-Team in die Verlängerung. Dort fallen vor nur 35.000 Zuschauer keine Tore mehr, und so kommt es zum ersten Elfmeterschießen der EM-Historie und des DFB.

Von zehn Spielern treffen neun, der Fehlschütze wird berühmt: Bayern Münchens Uli Hoeneß drischt den Ball unkonzentriert übers Tor, anschließend verlädt Panenka Sepp Maier mit einem frechen Schlenzer in die Tormitte. Hoeneß macht sich Selbstvorwürfe: „Ich hätte eigentlich gar nicht schießen dürfen, ich war fix und fertig. Die Hitze im Stadion hat mich kaputt gemacht. Normalerweise achte ich auf den Torwart und schiebe den Ball in die Ecke. Weil ich jedoch so ausgelaugt war, wollte ich kein Risiko eingehen und den Ball mit voller Wucht ins Tor jagen.“ Das ging voll daneben.

Vor 30 Jahren wird die SSG Bergisch-Gladbach zum dritten Mal in Folge Deutscher Meister der Frauen. Auf heimischem Platz schlägt sie im Finale Tennis Borussia Berlin vor 4000 Zuchauern mit 4:0. Star des Nachmittags ist Nationalspielerin Doris Kresimon, der drei Tore gelingen.

Vor fünf Jahren schließt die Nationalmannschaft die WM-Vorrunde mit dem dritten Siegn ab. Durch ein 3:0 gegen Ecuador realisiert die Klinsmann-Auswahl in Berlin den Gruppensieg. Mann des Tages ist Miroslav Klose, der vor der Pause zwei Tore erzielt und den 72.000 Zuschauern seinen berühmten Salto vorführt. Lukas Podolski gelingt in der 57. Minute sein erstes WM-Tor zum 3:0-Endstand. Trotz des höchsten deutschen Sieges ist Jürgen Klinsmann erstmals unzufrieden: „Das war eine Nummer schlechter als gegen Polen, und wir haben sogar nach hinten gespielt. Das kann ich gar nicht sehen.“ Die Fans sind euphorischer und singen im Olympiastadion Lieder vom Finale.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

20. Juni

Vor 75 Jahren findet das Finale um Platz drei der Deutschen Meisterschaft statt. Titelverteidiger Schalke 04 lässt seinen Frust über die geplatzte Meisterchance an Schlesien-Meister Vorwärts Gleiwitz aus und gewinnt in Berlin 8:1. Nur 10.000 Zuschauer interessiert die Partie am Gesundbrunnen-Platz, der Heimat von Hertha BSC. Ernst Kuzorra und Fritz Szepan schießen je zwei Tore.

Vor 40 Jahren stehen die Bundesligaaufsteiger fest: Der VfL Bochum (4:2 bei Tasmania Berlin) und Fortuna Düsseldorf (3:0 gegen Wacker Berlin) sind vor dem letzten Gruppenspiel nicht mehr einzuholen. Für Bochum ist es der erste Aufstieg, für die Fortuna der zweite.

Vor 35 Jahren steht Deutschland im Finale um die Europameisterschaft. In Belgrad holt die Elf von Helmut Schön nach der Pause einen 0:2-Rückstand gegen die CSSR auf, der Kölner Dieter Müller (28.) und Frankfurts Bernd Hölzenbein (90.) retten das DFB-Team in die Verlängerung. Dort fallen vor nur 35.000 Zuschauer keine Tore mehr, und so kommt es zum ersten Elfmeterschießen der EM-Historie und des DFB.

Von zehn Spielern treffen neun, der Fehlschütze wird berühmt: Bayern Münchens Uli Hoeneß drischt den Ball unkonzentriert übers Tor, anschließend verlädt Panenka Sepp Maier mit einem frechen Schlenzer in die Tormitte. Hoeneß macht sich Selbstvorwürfe: „Ich hätte eigentlich gar nicht schießen dürfen, ich war fix und fertig. Die Hitze im Stadion hat mich kaputt gemacht. Normalerweise achte ich auf den Torwart und schiebe den Ball in die Ecke. Weil ich jedoch so ausgelaugt war, wollte ich kein Risiko eingehen und den Ball mit voller Wucht ins Tor jagen.“ Das ging voll daneben.

Vor 30 Jahren wird die SSG Bergisch-Gladbach zum dritten Mal in Folge Deutscher Meister der Frauen. Auf heimischem Platz schlägt sie im Finale Tennis Borussia Berlin vor 4000 Zuchauern mit 4:0. Star des Nachmittags ist Nationalspielerin Doris Kresimon, der drei Tore gelingen.

Vor fünf Jahren schließt die Nationalmannschaft die WM-Vorrunde mit dem dritten Siegn ab. Durch ein 3:0 gegen Ecuador realisiert die Klinsmann-Auswahl in Berlin den Gruppensieg. Mann des Tages ist Miroslav Klose, der vor der Pause zwei Tore erzielt und den 72.000 Zuschauern seinen berühmten Salto vorführt. Lukas Podolski gelingt in der 57. Minute sein erstes WM-Tor zum 3:0-Endstand. Trotz des höchsten deutschen Sieges ist Jürgen Klinsmann erstmals unzufrieden: „Das war eine Nummer schlechter als gegen Polen, und wir haben sogar nach hinten gespielt. Das kann ich gar nicht sehen.“ Die Fans sind euphorischer und singen im Olympiastadion Lieder vom Finale.

Am selben Tag kommt Polen in Hannover zu seinen ersten Punkten, das 2:1 gegen Costa Rica ändert aber nichts am Ausscheiden.

21. Juni

Vor 80 Jahren trennt sich die Nationalmannschaft in Oslo von Norwegen 2:2. Zweimal geht sie in Führung, zweimal kassiert sie mehr oder weniger prompt den Ausgleich. Bayern Münchens Josef Bergmaier trifft schon in der ersten Minute, Johann Ludwig von Holstein Kiel nach exakt einer Stunde. Zweimal gleicht Sverre Moe aus, das 2:2 fällt im direkten Gegenzug. Auch im fünften Spiel des schwarzen Jahres 1931 gibt es also keinen Sieg.

Vor 75 Jahren wird der 1. FC Nürnberg Deutscher Meister. Im Finale schlägt er Fortuna Düsseldorf in der Verlängerung 2:1. Es findet im Berliner Post-Stadion vor 45.000 Zuschauern statt, das Olympiastadion wird in diesen Tagen erst vollendet für die Spiele im August. Um ein Haar hätten die Zuschauer eine Neuauflage erlebt, denn bis 20 Sekunden vor Schluss steht es 1:1. Da erhält der Club einen Freistoß, Torwart Paul Janes hält den Ball. Doch Schiedsrichter Alfred Birlem hat ihn noch nicht freigegeben und verordnet eine Wiederholung, mit der die Fortunen nicht mehr rechnen. Sie lassen Karl Gußner frei stehen, und der nutzt die Verwirrung mit einem satten Schuss aus 22 Metern, anschließend ist sofort Schluss. Alle Beobachter sind sich einig: Selten hat es einen unglücklicheren Finalverlierer gegeben als Fortuna Düsseldorf.

Vor 25 Jahren qualifiziert sich die Nationalmannschaft bei der WM in Mexiko für das Halbfinale. Gegen den Gastgeber setzen sich die Deutschen in der Hitze von Monterrey nach torlosen und zähen 120 Minuten im Elfmeterschießen mit 4:1 durch. Während alle Deutschen verwandeln (Allofs, Brehme, Matthäus, Littbarski), pariert Toni Schumacher die Schüsse von Quirarte und Servin. Schumacher hat von Co-Trainer Horst Köppel entscheidende Tipps bekommen, per Handzeichen erfahren, „ob es ein Klopper oder ein Techniker ist“. Schon 20 Jahre vor dem Elfmeterzettel für Jens Lehmann wissen sich die Deutschen zu helfen. Die Kritiker loben den deutschen Kampfgeist, da sie nach dem Platzverweis von Thomas Berthold 35 Minuten in Unterzahl spielen müssen. Teamchef Franz Beckenbauer ist stolz auf seine Mannschaft, „bei der einer für den anderen bis zum Umfallen gekämpft hat“. Mexiko dagegen trauert über das Aus auf der eigenen Party. „Monterrey war das Grab. Mexiko irrte sich in seinem Spiel und konnte keine Elfmeter schießen“, schreibt El Universal.

Am Mittag hat die Welt bereits ein anderes Drama gesehen, eines mit dem Prädikat „Jahrhundertspiel“ (dpa). Brasilien und Frankreich trennen sich nach grandiosen 120 Minuten 1:1 nach Toren von Careca und Michel Platini, der große Zico verschießt noch einen Elfmeter (75. Minute). Im anschließenden Elfmeterschießen zeigen die Brasilianer erneut Nerven, Socrates und der spätere Dortmunder Julio Cesar vergeben, bei Frankreich nur Platini. Fernandez schießt Frankreich mit dem zehnten Elfmeter ins Halbfinale, und auf den Rängen von Guadalajara fließen die Tränen der brasilianischen Fans. „Irgendwann wird jemand herausfinden, welche geheimnisvollen Kräfte gewirkt haben an diesem Tag“, schreibt der Autor Ulfert Schröder beeindruckt.

Vor fünf Jahren endet bei der WM in Deutschland die „Todesgruppe C“. Holland und Argentinien sind bereits weiter und reißen sich in Frankfurt kein Bein aus. Es schlägt die Stunde der Reservisten, 48.000 Zuschauer sind enttäuscht. Sie sehen keine Tore und pfeifen lange, bevor der Schiedsrichter den letzten Pfiff tut. Das ebenfalls bedeutungslose Spiel zwischen Elfenbeinküste und Serbien/Montenegro hat mehr dramatische Momente. Die Serben führen in München schon 2:0, doch die Ivorer raffen sich zu einem letzten Kraftakt auf und gewinnen 3:2. Beide Trainer, Ilija Petkovic (Serbien) und Henri Michel, erklären nach dem Spiel ihren Rücktritt.

Am Nachmittag ist auch die Gruppe D Geschichte. Portugal sichert sich in Gelsenkirchen gegen Mexiko (2:1) den Gruppensieg, aber auch die Verlierer kommen weiter, da sich die Außenseiter Iran und Angola in Leipzig 1:1 trennen. 15 Minuten träumt Angola vom Achtelfinale, dann gleicht der Iran aus. Mexikos Spieler Rafael Marquez schämt sich ein wenig: „Es tut weh, wenn man mit einer Niederlage weiterkommt.“

22. Juni

Vor 70 Jahren ereignet sich in Berlin das wohl dramatischste Finale in der Geschichte der Deutschen Meisterschaft. Am Tag, als deutsche Soldaten in die Sowjetunion einmarschieren, wird auch Fußballgeschichte geschrieben. Noch mittags ist nicht klar, ob das Finale zwischen Rapid Wien und Meister Schalke 04 überhaupt stattfinden wird, man fürchtet Fliegerangriffe. Dennoch strömen 100.000 ins Olympiastadion. Zum zweiten Mal nach dem „Anschluss“ steht eine Wiener Mannschaft im Finale, die Premiere 1939 verlief jedoch denkbar peinlich: Admira unterlag den Schalkern mit 0:9. Nicht nur deshalb sind die Königsblauen auch an diesem Tag Favorit gegen die „Kanoniere aus Hütteldorf“ um Nationalstürmer Franz „Bimbo“ Binder. Und wieder scheint es ein Triumph für den „Schalker Kreisel“, wie man das Kombinationsspiel des Meisters damals nennt, zu geben. 2:0 nach sieben Minuten und zur Halbzeit, 3:0 nach 57 Minuten (Tore: zweimal Heinz Hinz und Hermann Eppenhoff). Auf der Pressetribüne werden Schlagzeilen „Neuerliches Debakel des Wiener Fußballs“ in die Redaktionen telefoniert, da steht der Wiener Fußball wieder auf. Innerhalb von drei Minuten (!) gleicht Rapid aus, obwohl es sogar noch einen Elfmeter in dieser kurzen Phase vergibt. Georg Schors und Binder (2) überwinden Hans Klodt – und in der 70. Minute gelingt Binder sogar der Hattrick (zwei Freistöße und ein Elfmeter), der den 4:3-Endstand markiert. Ein schier sensationeller Spielverlauf. Die Schalker scheitern an ihrem Übermut – und der tut selten gut. Fritz Szepan findet 40 Jahre später noch etwas an der Wendung des Finales: „Es war ein überaus spannendes Finale, bei dem die Zuschauer für knapp zwei Stunden alle Sorgen über den ausgebrochenen Krieg vergaßen.“

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Vor 40 Jahren feiert die Nationalmannschaft den höchsten Auswärtssieg in der Ära Helmut Schön. In Oslo wird Norwegen im ersten Spiel der Skandinavien-Reise 7:1 geschlagen. Mit Gladbachs Torwart Wolfgang Kleff und Bayern-Verteidiger Paul Breitner kommen zwei Debütanten zum Einsatz. Gerd Müller schießt drei Tore, der Rest verteilt sich auf Wolfgang Overath, Franz Beckenbauer, Günter Netzer und Siggi Held. Um Beckenbauers Tor gibt es etwas Ärger, denn der Kaiser stiebitzt Netzer den Ball weg, den dieser sich zum Freistoß zurecht gelegt hat. Mit diesem Trick hat keiner gerechnet, auch Norwegens Torwart nicht. Der Kicker lobt: „Sein raffiniertes Freistoßtor sollte man in Lehrfilmen für die Jugend aufzeichnen und festhalten.“

Vor 25 Jahren erlebt die WM in Mexiko ein weiteres Spektakel im Viertelfinale. Diego Maradona wird zum Hauptdarsteller der Aufführung in Mexiko City. Er allein besiegt England mit 2:1, wobei er selbst die Hilfe höherer Mächte reklamiert. Es ist der Tag, an dem die berühmte „Hand Gottes“ ein WM-Tor für Argentinien erzielt, in Wahrheit ist es die von Maradona, der sie im Luftduell wegen seiner geringen Körpergröße einsetzt, um Torwart Peter Shilton zu überwinden. Ein Skandal-Tor, doch es ist nicht das einzige, über das die Welt am nächsten Tag reden wird. Mit einem sensationellen Solo von der Mittellinie versetzt er sieben Engländer und erzielt das vorentscheidende 2:0, Gary Lineker kann nur noch verkürzen. „Ein Wundertor, ein wahrhaft fantastischer Treffer“, lobt sogar Englands Trainer Bobby Robson. Man wird es 2002 zum WM-Tor des Jahrhunderts gewählt.

Am selben Tag zieht Außenseiter Belgien erstmals überhaupt in ein WM-Halbfinale ein. In Puebla schlagen die Belgier Spanien im Elfmeterschießen mit 5:4, Bayern Münchens Torwart Jean-Marie Pfaff hält den einzigen Elfmeter von Eloy. „Jetzt wollen wir auch ins Finale“, sagt Pfaff selbstbewusst.

Vor 20 Jahren wird in Berlin das DFB-Pokalfinale 1991 ausgetragen. Werder Bremen und der 1. FC Köln müssen nach 120 Minuten ins Elfmeterschießen. Übrigens erstmals seit Finals in Berlin ausgetragen werden und zum zweiten Mal überhaupt in der Pokalfinal-Historie. Die Bremer, schon während des Spiels näher am Sieg – Maurice Banach glich die Führung von Dieter Eilts (48.) erst sieben Minuten vor Schluss aus –, haben am Kreidepunkt die besseren Nerven. Während nur Klaus Allofs an Bodo Illgner scheitert, versagen auf Kölner Seite Andrzey Rudi, der vorbei zielt, und Weltmeister Pierre Littbarski, dessen Schuss Oliver Reck hält. Den entscheidenden Elfmeter zum 4:3 verwandelt Uli Borowka, der Werder erstmals seit 1961 zum Pokalsieger macht. Er verhindert ein Novum: Andernfalls hätte Werder dreimal in Folge im Finale gestanden und es verloren.

Vor fünf Jahren fällt bei der WM in Deutschland die Entscheidung in den Gruppen E und F. Italien wirft Geheimfavorit Tschechien aus dem Turnier, Materazzi und Inzaghi treffen beim 2:0 in Hamburg. Im Parallelspiel in Nürnberg zieht Ghana an den Tschechen vorbei, da es die USA 2:1 schlägt. Appiahs Elfmeter mit dem Pausenpfiff sorgt für die Überraschung, Jubelfeiern in Accra und Glückwünschen von höchster diplomatischer Stelle. Un-Generalsekretär Kofi Annan, ein Ghanaer, übermittelt aus Genf: „Ich bin stolz auf meine Landsleute.“

In Gruppe F wird Brasilien seiner Favoritenrolle gerecht und besiegt Japan nach Rückstand letztlich souverän mit 4:1. Der vielkritisierte Ronaldo schießt zwei Tore. Kurios: Japans Trainer singt bei Brasiliens Hymne mit – es ist der große Zico, der an drei WM-Turnieren für Brasilien teilnahm. Er tritt noch am Abend zurück, denn Japan scheidet aus. Gleiches passiert Kroatien, das in Stuttgart nur zu einem 2:2 gegen Australien kommt. Erstmals erreichen die Socceroos somit ein WM-Achtelfinale. Geschichte schreibt auch Schiedsrichter Graham Poll (England), der Joe Simunic gleich dreimal verwarnt, so dass dieser drei Minuten länger spielen darf, als es die Regel erlaubt. „So ein Fehler darf nicht vorkommen“, zürnt FIFA-Präsident Sepp Blatter.

23. Juni

Vor 15 Jahren zieht die Nationalmannschaft bei der EM in England ins Halbfinale ein. In einem harten Kampfspiel wird Kroatien in Manchester 2:1 besiegt. Kapitän Jürgen Klinsmann, der per Handelfmeter das 1:0 erzielt, scheidet verletzt aus. Kurz nach dem kroatischen Ausgleich verlieren die Balkan-Kicker Igor Stimac durch Platzverweis. Die Überzahl nutzt die DFB-Auswahl sofort: Abwehrchef Matthias Sammer schaltet sich in den Angriff ein und erzielt das 2:1.

Vor zehn Jahren startet die Frauen-EM in Deutschland. Acht Mannschaften nehmen teil, die 15 Spiele finden in fünf Stadien statt. Im Eröffnungsspiel in Erfurt siegen die Gastgeberinnen nach Rückstand gegen Schweden mit 3:1, Claudia Müller (2) und Maren Meinert treffen.

Vor fünf Jahren mogelt sich Frankreich mit seinem ersten Turniersieg ins WM-Achtelfinale. Gegen Schlusslicht Togo (2:0) treffen Vieira und Henry nach der Pause, 45.000 Zuschauer sehen in Köln ein einseitiges, aber unterhaltsames Spiel. In Hannover bestätigt die Schweiz ihre gute Form, nach einem 2:0 (Tore: Senderos, Frei) über Südkorea werden die weiter ungeschlagenen Eidgenossen sogar Gruppensieger. Nicht einmal ein Tor haben sie kassiert in 270 Minuten, obwohl Südkorea mehrmals dicht davor steht. „Das sind wir gewohnt: Chancen zuzulassen, aber kein Tor“, sagt Schweiz-Trainer Köbi Kuhn süffisant.

In Gruppe H setzen sich die Europäer durch. Die Ukraine bezwingt in Berlin in einem entsetzlich niveauarmen Spiel, das erstmals bei dieser WM schon zur Pause Pfiffe provoziert, Tunesien mit 1:0. Superstar Andrej Schewtschenko verwandelt nach 70 Minuten einen Elfmeter, der das Aus für die Nordafrikaner bedeutet. Gruppensieger Spanien, das seine komplette Reserve aufbietet, kommt in Kaiserslautern zu einem glanzlosen 1:0 gegen Saudi-Arabien, dessen Trainer Marcos Parqueta trotzdem zufrieden ist: „Wir fahren zufrieden nach Hause und nehmen viele tolle Eindrücke mit.“ Ein Kompliment an den Gastgeber nach einer fantastischen Vorrunde.

24. Juni

Vor 50 Jahren wird in Hannover der Deutsche Meister ermittelt. Das Finale vor 82.000 Zuschauern wird eine unerwartet klare Angelegenheit: der 1. FC Nürnberg schlägt Borussia Dortmund 3:0, Kurt Haseneder, Heinrich Müller und Heinz Strehl verewigen sich in der Torschützenliste. Der Kicker schreibt: „So geht dieses Endspiel in die Geschichte ein als eines der an Dramatik, an Spannung ärmsten, auch als eines der eindeutigsten aller rund 50 deutschen Endspiele.“

Vor fünf Jahren zieht die Nationalmannschaft bei der WM in Deutschland ins Viertelfinale ein. In einem fantastischen Spiel schlägt sie in München Schweden mit 2:0, beide Tore erzielt der Kölner Lukas Podolski schon in den ersten zwölf Minuten. Franz Beckenbauer sagt: „Ich habe selten so eine starke deutsche Mannschaft gesehen.“ Und er hat schon viel gesehen. Selbst die britische Presse schwärmt: „Hier ist ein neues Deutschland. Vibrierend, jung, anarchisch, brillant“ (Sunday Times). Die entnervten Schweden dezimieren sich selbst durch Platzverweis (Lucic/35.) und verschießen sogar einen Elfmeter, Henrik Larsson drischt den Ball hoch übers Tor (53.).

Am Abend wird der deutsche Gegner ermittelt. Argentinien eliminiert in Leipzig Mexiko, in der Verlängerung siegen die Gauchos 2:1 (1:1). Maxi Rodrigue glückt in der 98. Minute ein regelrechtes Traumtor gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Mexikaner. Staatspräsident Vincente Fox spendet Trost: „Wir müssen so weiter spielen. Das ist das Mexiko von heute. Fester Griff, Kampf, Kraft und Entschlossenheit.“ Sie dürfen aber nicht weiterspielen bei dieser WM.

25. Juni

Vor 25 Jahren zieht Deutschland bei der WM in Mexiko ins Finale ein. Wie 1982 lautet der Gegner Frankreich, und auch die Revanche von Sevilla gewinnt das DFB-Team in Guadalajara mit 2:0. Dabei überzeugt es erstmals bei diesem Turnier auch spielerisch. Nach einem Torwartfehler glückt Andreas Brehme per Freistoß das 1:0 (9.), Joker Rudi Völler schließt in letzter Minute einen Konter zum 2:0 ab. „Fußball-Wunder perfekt – Deutschland im WM-Finale“, schreibt der SID, und Franz Beckenbauer sagt: „Da fehlen mir fast die Worte. Wir sind endlich eine Mannschaft, jeder läuft für den anderen, und nur so kann man ein Finale erreichen.“ Kollege Henri Michel ist enttäuscht: „Wir werden so schnell nie mehr in ein WM-Endspiel kommen können, denn diesmal hatten wir eine Supermannschaft.“

Am selben Tag steht auch der zweite Finalist fest: Argentinien. In Mexiko City steigt die nächste Maradona-Show, der Superstar dieser WM schlägt mit seinen Toren Belgien quasi im Alleingang (2:0). Die belgische Zeitung „La Dernière Heure“ schreibt: Wir können nicht unglücklich sein. Denn wir wurden in Wirklichkeit nicht von einer Mannschaft geschlagen, sondern von einem Superspieler.“

Vor fünf Jahren sucht England noch immer nach seiner WM-Form. Gegen Ecuador gibt es den nächsten dürftigen Sieg, aber nach dem 1:0 von Stuttgart steht die Eriksson-Mannschaft im Viertelfinale. Held des Tages ist der Superstar: David Beckham, der einen Freistoß aus 28 Metern verwandelt (60.). Ecuador, das nur die Latte trifft, fährt erhobenen Hauptes heim. Am Abend erlebt die WM ihr erstes Skandalspiel. In Nürnberg sehen die 41.000 Zuschauer beim Kampf zwischen Portugal und Holland (1:0) vier Platzverweise – zwei auf jeder Seite. Es trifft Costinha, Deco, Boulahrouz und van Bronckhorst. Die Rot-Orgie ist ein trauriger WM-Rekord, und Schiedsrichter Walentin Iwanow, der zudem acht Gelbe Karten zückt, steht im Fokus der Kritik. Hollands Rafael van der Vaart, der beim HSV spielt, sagt, er habe „niemals so ein schmutziges Spiel erlebt“. Dabei ist es lange Zeit sogar unterhaltsam, ehe es mit Costinhas Platzverweis (45.) aus dem Ruder läuft. Da steht es schon 1:0, Portugal feiert den späteren Kölner Maniche für seinen goldenen Treffer nach 23 Minuten.

26. Juni

Vor 15 Jahren erreicht die Nationalmannschaft bei der EM 1996 in England das Finale. Im Londoner Wembley-Stadion entscheiden nach hochklassigen 120 Spielminuten (1:1 durch Tore von Alan Shearer/3. und Stefan Kuntz/16.) wieder einmal Elfmeter zu Gunsten Deutschlands – und gegen England. Von zwölf Elfmetern wird nur einer verschossen: Gareth Southgate scheitert beim Stand von 6:6 an Andreas Köpke. Andreas Möller verwandelt den letzten Elfmeter und schießt das Team von Berti Vogts ins Finale, das er selbst wegen einer Gelb-Sperre allerdings ebenso verpassen wird wie der Dortmunder Steffen Freund, der sich schwer verletzt.

Am selben Tag steigt in Manchester das andere Halbfinale. Nur 43.877 Zuschauer langweilen sich bei der torlosen Partie zwischen Tschechien und Frankreich, spannend wird es erst im Elfmeterschießen, das die Tschechen nach dem entscheidenden Ball des Kaiserslautern-Profis Miroslav Kadlec 6:5 gewinnen. „Wir bleiben Außenseiter“, sagt Kadlec, denn der Gegner heißt Deutschland und hat schon in der Vorrunde 2:0 gewonnen.

Vor zehn Jahren trennt sich Bayer Leverkusen in der Sommerpause von Trainer Berti Vogts, der sein Amt erst im November 2000 angetreten hat.

Vor fünf Jahren wird bei der WM in Deutschland das Achtelfinale beendet. In Kaiserslautern kommt Italien zu einem typischen Sieg gegen ein gleichwertiges Australien. Es läuft die fünfte Minute der Nachspielzeit, als Italiens Fabio Grosso im Strafraum der Australier Körperkontakt sucht, über den unglücklich stolpernden Lucas Neill fällt und einen Elfmeter erhält, den neutrale Beobachter als äußerst zweifelhaft empfinden. Selbst Italiens Gennaro Gattuso gibt zu: „Wenn wir vorher keine Rote Karte (für Materazzi) bekommen hätten, hätten wir sicher auch nicht den Elfmeter erhalten.“ Francesco Totti vollstreckt auf der Stelle, danach ist sofort Schluss – und Australiens WM-Traum geplatzt. In der Kabine der Verlierer fließen bittere Tränen.

Am Abend fließen sie auch bei den Schweizern, die in Köln ein Novum vollbringen und als erste Mannschaft ohne Gegentor aus einer WM-Endrunde ausscheiden. Da sie aber weder in 120 Minuten noch im anschließenden Elfmeterschießen gegen die Ukraine ein Tor erzielen, haben sie es selbst verschuldet. Das dramatische Nachspiel vom Punkt endet mit dem höchst seltenen Resultat von 0:3, alle Schweizer (Streller, Barnetta, Cabanas) verschießen, und die Ukraine kommt mit unansehnlichem Fußball ins Viertelfinale. Bezeichnend die Aussage von Andrej Woronin: „Wir verstehen selbst noch gar nicht, wie wir das geschafft haben.“