DFB-Wochenschau: BVB-Rettung und ein Rauswurf-Rekord

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. Mai

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 34 Tore und weitere Vorentscheidungen. Bayern München hat nach dem 32. Spieltag drei Punkte Vorsprung auf den HSV und macht sich berechtigte Hoffnungen auf die Titelverteidigung. Der Kantersieg der Münchner über Eintracht Frankfurt (7:2) geht in die Historie ein, denn nach 54 Minuten steht es noch 0:0, ehe eine beispiellose Torflut über das Olympiastadion hereinbricht. Auch drei Tore von Paul Breitner sind ein Novum in der Bundesliga. Der HSV dagegen lässt in Karlsruhe einen wichtigen Punkt liegen (1:1), der dem KSC den Klassenerhalt sichert. Schalke 04 dagegen muss nach dem 1:1 zuhause gegen Nürnberg mit dem Abstieg rechnen, auch mit Rudi Assauer auf der Bank gelingt die Wende nicht. Bayer Uerdingens Chancen sind nach dem 1:7 in Mönchengladbach nur noch theoretischer Natur.

Vor 25 Jahren wird das dritte Relegationsspiel um den 18. Bundesliga-Platz 1986/1987 ausgetragen. Eine Woche nach der durch Krankschreibungen erzwungenen Absetzung ist Fortuna Köln immer noch nicht annähernd konkurrenzfähig. Borussia Dortmund gewinnt in Düsseldorf locker mit 8:0 (1:0) und verhindert den Abstieg. „Für jeden Tag Verzögerung und Zittern ein Tor“, sagt Borusse Michael Zorc und schießt selbst zwei. Das Drama hat auch finanzielle Vorzüge für die Dortmunder, die 1,1 Millionen Mark einnehmen. Schatzmeister Vogt: „Das war für uns eine Wohltat.“

Vor fünf Jahren bestreitet die Nationalmannschaft in Leverkusen ein Testspiel gegen Japan (2:2). Elf Tage vor WM-Start stimmt einiges noch nicht im Defensivverhalten. Kapitän Michael Ballack sagt öffentlich: „So können wir nicht spielen.“ Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger erzielen die Tore.

Am selben Tag staunt England über seinen Auswahltrainer Sven-Göran Eriksson: Er setzt beim 3:1 gegen Ungarn den völlig unbekannten Theo Walcott in der Nationalmannschaft ein. Der 17-Jährige, der bei Arsenal London noch kein Pflichtspiel in der ersten Mannschaft bestritten hat, wird zum jüngsten englischen Nationalspieler aller Zeiten (17 Jahre, 75 Tage) – und zudem WM-Teilnehmer. Eriksson entgegnet den Kritikern: „Es wird seiner Karriere sehr nutzen, WM-Erfahrung zu sammeln.“ Einsetzen wird er den hochbegabten Stürmer in Deutschland jedoch nicht.

31. Mai

Vor 80 Jahren ziehen Hertha BSC Berlin und 1860 München ins Finale um die Deutsche Meisterschaft ein. Titelverteidiger Hertha BSC muss dabei vor 25.000 Zuschauern in Leipzig gegen den HSV in die Verlängerung, denn die Hamburger schießen in den letzten fünf Minuten noch zwei Tore. Herthas Willi Kirsei erzielt in der 97. Minute mit seinem zweiten Treffer das Tor ins Finale.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. Mai

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 34 Tore und weitere Vorentscheidungen. Bayern München hat nach dem 32. Spieltag drei Punkte Vorsprung auf den HSV und macht sich berechtigte Hoffnungen auf die Titelverteidigung. Der Kantersieg der Münchner über Eintracht Frankfurt (7:2) geht in die Historie ein, denn nach 54 Minuten steht es noch 0:0, ehe eine beispiellose Torflut über das Olympiastadion hereinbricht. Auch drei Tore von Paul Breitner sind ein Novum in der Bundesliga. Der HSV dagegen lässt in Karlsruhe einen wichtigen Punkt liegen (1:1), der dem KSC den Klassenerhalt sichert. Schalke 04 dagegen muss nach dem 1:1 zuhause gegen Nürnberg mit dem Abstieg rechnen, auch mit Rudi Assauer auf der Bank gelingt die Wende nicht. Bayer Uerdingens Chancen sind nach dem 1:7 in Mönchengladbach nur noch theoretischer Natur.

Vor 25 Jahren wird das dritte Relegationsspiel um den 18. Bundesliga-Platz 1986/1987 ausgetragen. Eine Woche nach der durch Krankschreibungen erzwungenen Absetzung ist Fortuna Köln immer noch nicht annähernd konkurrenzfähig. Borussia Dortmund gewinnt in Düsseldorf locker mit 8:0 (1:0) und verhindert den Abstieg. „Für jeden Tag Verzögerung und Zittern ein Tor“, sagt Borusse Michael Zorc und schießt selbst zwei. Das Drama hat auch finanzielle Vorzüge für die Dortmunder, die 1,1 Millionen Mark einnehmen. Schatzmeister Vogt: „Das war für uns eine Wohltat.“

Vor fünf Jahren bestreitet die Nationalmannschaft in Leverkusen ein Testspiel gegen Japan (2:2). Elf Tage vor WM-Start stimmt einiges noch nicht im Defensivverhalten. Kapitän Michael Ballack sagt öffentlich: „So können wir nicht spielen.“ Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger erzielen die Tore.

Am selben Tag staunt England über seinen Auswahltrainer Sven-Göran Eriksson: Er setzt beim 3:1 gegen Ungarn den völlig unbekannten Theo Walcott in der Nationalmannschaft ein. Der 17-Jährige, der bei Arsenal London noch kein Pflichtspiel in der ersten Mannschaft bestritten hat, wird zum jüngsten englischen Nationalspieler aller Zeiten (17 Jahre, 75 Tage) – und zudem WM-Teilnehmer. Eriksson entgegnet den Kritikern: „Es wird seiner Karriere sehr nutzen, WM-Erfahrung zu sammeln.“ Einsetzen wird er den hochbegabten Stürmer in Deutschland jedoch nicht.

31. Mai

Vor 80 Jahren ziehen Hertha BSC Berlin und 1860 München ins Finale um die Deutsche Meisterschaft ein. Titelverteidiger Hertha BSC muss dabei vor 25.000 Zuschauern in Leipzig gegen den HSV in die Verlängerung, denn die Hamburger schießen in den letzten fünf Minuten noch zwei Tore. Herthas Willi Kirsei erzielt in der 97. Minute mit seinem zweiten Treffer das Tor ins Finale.

1860 München schießt seine Tore schon in der regulären Spielzeit und schlägt Holstein Kiel vor 12.000 in Duisburg mit 2:0 (0:0). Ein Elfmeter des einarmigen Löwen-Kapitäns Alois Pledl und ein Schuss von Otto Oeldenberger ebnen den Weg nach Köln, wo das Finale stattfindet. Hertha BSC erreicht es bereits zum sechsten Mal in Folge, ein Rekord für die Ewigkeit, den Schalke 1942 einstellt.

Vor 50 Jahren geht der Europapokal der Landesmeister erstmals nicht nach Spanien. Nach fünf Siegen von Real Madrid, das schon im Achtelfinale am Erzrivalen FC Barcelona gescheitert ist, triumphiert 1961 Portugals Meister Benfica Lissabon. Spanien ist in Bern zwar auch vertreten, doch Barcelona unterliegt vor 28.000 Zuschauern mit 2:3.

Vor 25 Jahren beginnt die WM in Mexiko. Im Anschluss an die Eröffnungsfeier im Aztekenstadion von Mexiko-City trennen such Weltmeister Italien und Bulgarien 1:1. Alesandro Altobelli schießt das erste WM-Tor.

Am selben Tag wird in Ost-Berlin das DDR-Pokalfinale ausgetragen. Vor 50.000 im Stadion der Weltjugend schlägt Lok Leipzig Union Berlin glatt mit 5:1.

Vor 20 Jahren gibt es einen Bundesliga-Rekord – nie wurden mehr Trainer entlassen als 1990/1991. Bundesligist Bayer Leverkusen schickt mit Jürgen Gelsdorf den elften Trainer in die Wüste. Einen Tag nach der 1:3-Niederlage in Frankfurt ist Schluss für Gelsdorf, dessen erste Trainerstation nach 75 Spielen endet. Sein „Vergehen“: Der UEFA-Cup-Sieger 1988 steht auf einem bedeutungslosen achten Platz und verpasst den internationalen Wettbewerb. Frust auch beim Zweiten Klub des Bayer-Werks: Eine 0:1-Niederlage von Uerdingen bei Borussia Dortmund besiegelt den Abstieg endgültig.

1. Juni

Vor 70 Jahren schlägt die Nationalmannschaft Rumänien mit 4:1. In Bukarest ist schon nach einer halben Stunde (0:3) alles klar. Debütant Ernst Willimowski (2), Fritz Walter und Stanislaus Kobierski schießen die Treffer für Sepp Herbergers Elf.

Vor 25 Jahren gewinnt WM-Favorit Brasilien sein Auftaktspiel gegen Spanien 1:0. In Guadalajara erzielt Socrates das einzige Tor, jedenfalls das einzige das zählt. Michels Tor für Spanien annulliert der australische Schiedsrichter, obwohl der Ball die Linie überschritten und der Linienrichter dies auch angezeigt hat. Spanien legt offiziell, aber vergeblich Protest ein. Die WM hat ihren ersten Aufreger. Vergleichsweise harmlos dagegen das andere Spiel: Frankreich schlägt Kanada 1:0 durch ein spätes Tor von Jean-Pierre Papin. Es ist das 1200. der WM-Historie

Vor 20 Jahren fallen am 32. Bundesliga-Spieltag 41 Tore. Der VfB Stuttgart schießt den Vogel ab und gewinnt beim 1. FC Köln mit 6:1, der noch nie so viele Gegentore in einem Bundesliga-Heimspiel kassiert hat. Sportdirektor Udo Lattek empfiehlt Trainer Erich Rutemöller laute Töne anzuschlagen: „Wenn ich zur Mannschaft gegangen wäre, hätten die Wände gewackelt.“ Wichtiger für den Saisonverlauf sind zwei andere Resultate: Werder Bremen unterliegt dem 1. FC Kaiserslautern 1:2, Bayern München Aufsteiger Wattenscheid 09 in Bochum mit 2:3. Bei vier Punkten Vorsprung für den FCK ist das Titelrennen zwei Spiele vor Schluss fast schon gelaufen, 1000 Fans feiern die Lauterer bereits beim Training am nächsten Tag. Trainer Karl-Heinz Feldkamp hat nämlich seinen Siegern den freien Tag gestrichen und erklärt nüchtern: „Solange eine Sache nicht 100 Prozent unter Dach und Fach ist, möchte ich jede Möglichkeit ausschließen, dass wir länger als nötig zittern müssen.“ Der Titelverteidiger Bayern München schiebt indessen Frust. Nach der Last-Minute-Niederlage gegen Wattenscheid – das 3:2 schießt der spätere Münchner Torsten Fink – sagt Stefan Effenberg: „Heute waren wir zu dumm. Wer solche Fehler macht wie wir, hat den Titel nicht verdient.“ Spannender als die Meisterfrage ist die Abstiegsfrage. Relegationsplatz 16 ist heftig umkämpft, auch wenn Inhaber St. Pauli einen anderen Eindruck macht und das Derby gegen den HSV 0:5 verliert. Der 1. FC Nürnberg (4:2 bei Absteiger Hertha BSC) und der .VfL Bochum (4:3 nach 0:3 in Düsseldorf) verschaffen sich durch Auswärtssiege Luft.

Vor 20 Jahren kehrt Schalke 04 auf dem Sofa in die Bundesliga zurück. Das 1:1 der Stuttgarter Kickers gegen Mainz 05 macht Schalkes Rückkehr perfekt und so kreisen schon am Abend vor dem Heimspiel gegen Fortuna Köln die Sektgläser. Weil sich das Team am nächsten Tag beim 2:1 schwer tut, sagt Trainer Aleksandar Ristic: „Künftig werden wir nur noch Kaffee und Müller-Milch trinken.“

Vor 15 Jahren unterliegt die Nationalmannschaft im EM-Vorbereitungsspiel in Stuttgart 1996 Frankreich mit 0:1. Es ist erst der zweite französische Sieg auf deutschem Boden. Das Tor fällt bereits nach sechs Minuten, Abwehrchef Laurent Blanc trifft gegen Andy Köpke.

2. Juni

Vor 40 Jahren geht der Europapokal der Landesmeister erneut nach Holland. Nach Rotterdam feiert nun Ajax Amsterdam, das Panathinaikos Athen 2:0 bezwingt. Es ist der erste internationale Triumph von Trainer Rinus Michels und der Anfang einer Ära. Athen wird vom legendären Ungarn Ferenc Puskas gecoacht.

Vor 25 Jahren spielen Marokko und Polen bei der WM in Mexiko 0:0, während Argentinien Südkorea 3:1 schlägt und die UdSSR Ungarn mit 6:0 deklassiert.

Am selben Tag wird das letzte Nordost-Pokal-Finale ausgetragen. Meister Hansa Rostock gelingt das Double durch ein 1:0 gegen Stahl Eisenhüttenstadt. Jens Wahl schießt das Tor des Tages, nur 4800 Zuschauer interessieren sich in Berlin dafür.

Vor 15 Jahren wird das Frauen-Finale ausgetragen. Zum sechsten Mal heißt der Deutsche Meister TSV Siegen, der in Frankfurt die heimische SG Praunheim 1:0 bezwingt. 3100 Zuschauer sehen ein Tor von Michaela Kubat. In der Sieger-Elf steht die heutige DFB-Trainerin Silvia Neid.

Vor zehn Jahren bestreitet die Nationalmannschaft in Finnland ein WM-Qualifikationsspiel (2:2) und steht dicht vor einer Niederlage. Der spätere Bundesligaprofi Mikael Forssell schießt in der ersten Hälfte zwei Tore, doch nach dem Wechsel kämpft sich Rudi Völlers Elf heran. Michael Ballack verkürzt per Foulelfmeter, Carsten Jancker gleicht nach 72 Minuten aus. Völler pustet durch: „Eigentlich war das Spiel ja fast verloren, aber wir haben eine tolle Moral bewiesen.“

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Vor fünf Jahren gewinnt die Nationalmannschaft ihr letztes Testspiel vor der WM im eigenen Land. Nach dem 3:0 (2:0) über Kolumbien in Mönchengladbach steigt das WM-Fieber, die Leistung der Klinsmann-Elf macht Mut. Michael Ballack (Kopfball), Bastian Schweinsteiger (aus 25 Metern) und Tim Borowski (Dropkick) schießen die Tore. Trainer Jürgen Klinsmann sagt: „Wir haben vor gar keinem Angst.“

3. Juni

Vor 60 Jahren läuft der fünfte Endrundenspieltag um die Deutsche Meisterschaft. Der 1. FC Kaiserslautern schafft bereits im vorletzten Gruppenspiel den Einzug ins Finale, während der zweite Finalist noch ermittelt werden muss. Die Pfälzer gewinnen auch ohne Sturmführer Ottmar Walter in Fürth 3:1 (2:1) und begeistern die Beobachter. „Wohl selten unterstützte und dankte ein solcher Beifallssturm einer Gast-Mannschaft im Ronhof wie diesmal die Lauterer“, schreibt das Sport Magazin. Werner Baßler schießt zwei Tore, Horst Eckel das dritte. Karl Adam hält einen Elfmeter. Mit Eckel, Fritz Walter, Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer zählen vier kommende Weltmeister zu den besten Spielern des Tages. Fritz Walter bekommt ein Sonderlob: „Wie mit magnetischen Kräften angezogen, klebten selbst die schwierigsten Bälle an seinen Füßen.“ Zwei Tore bereitet der FCK-Kapitän vor. Schalkes 1:0 bei St. Pauli kommt zu spät und wird von endlosen „Aufhören“-Rufen der 12.000 am Millerntor begleitet. „Dieses Publikum ist eine Katastrophe“, sagt Paulis Walter Dzur etwas heute Undenkbares. Die letzten Spiele der Gruppe 1 sind nun bedeutungslos. Ganz anders die Lage in Gruppe 2, wo der HSV, Nürnberg und Preußen Münster punktgleich sind und aufs Finale hoffen. Nur TeBe Berlin ist nach dem 0:1 gegen den HSV vor 70.000 im Olympiastadion chancenlos. Adamkiewicz trifft sechs Minuten vor Schluss für den HSV. Das sensationellste Spiel des ersten Juni-Sonntags 1951 findet in Münster statt, wo Gastgeber Preußen auf den 1. FC Nürnberg trifft. 40.000 Zuschauer sehen einen 6:4-Sieg der Münsteraner und die Einstellung des Torrekords für Endrundenspiele, der 1935 aufgestellt wurde, als Schalke im Finale den VfB Stuttgart auch 6:4 bezwang. Nürnberg geht zweimal in Führung, bricht aber nach der Pause völlig ein. Erst als es 6:2 steht, erlauben die Preußen dem Club noch etwas Ergebniskosmetik. Herausragend Münsters Sturm: „Gerritzen-Lammers nicht zu halten“, schreibt das Sport Magazin. Die Flügelstürmer schießen binnen einer Minute (50., 51.) zwei Tore zum 4:2 und 5:2, für das Sport Magazin sind beide „diskutable Ländespielanwärter“. Ungewöhnlich: Nürnbergs Trainer Schmidt ist „zufrieden mit dem Spiel meiner Männer.“ Andere Zeiten.

Vor 50 Jahren ist Halbzeit in den Gruppenspielen um die Meisterschaft. „Dies ist die ungewöhnlichste Endrunde nach dem zweiten Weltkrieg!“ stellt das Sport Magazin in Bezug auf Gruppe 1 fest. Alle vier Teams haben schon ein Heimspiel verloren und der Tabellenführer HSV hat ein negatives Torverhältnis. Alle Teams haben noch reelle Finalchancen. Die Resultate des Sonntags: HSV- Eintracht Frankfurt 2:1 und Bor. Dortmund – 1. FC Saarbrücken 2:2. In Hamburg dreht der Meister das Spiel nach der Pause, Klaus Stürmer und Uwe Seeler antworten auf Meiers 0:1. „Der HSV verdankt Uwe Seeler alles!“, titelt das Sport Magazin. In Dortmund gibt es keinen Helden, dafür den üblichen Sündenbock. Er trägt Schwarz. Weil Schiedsrichter Fischer (Augsburg) ein Handspiel im FCS-Strafraum übersieht, stürmen BVB-Fans in der 65. Minute den Platz. Man kann sie vertreiben und beruhigen, als es drei Minuten später doch Handelfmeter für Borussia gibt. „Das sah nach Konzession aus“, grollt ein Saarbrücker Offizieller.

In Gruppe 2 gibt es zwei furiose Auswärtssiege: Nürnberg stürmt das Bremer Weserstadion und gewinnt vor 40.000 mit 4:2 gegen Werder, das nach einer Stunde noch 2:1 führt. Gustav Flachenecker, Max Morlock und Heinrich Müller schießen die Franken an die Tabellenspitze, und Trainer Herbert Widmayer frohlockt: „Unsere Kondition entschied.“ Lange Gesichter in Köln, wo der 1. FC gegen die bis dahin punktlose Berliner Hertha 3:4 verliert. Weltmeister Hans Schäfer schießt zwei Tore, doch das reicht nicht an diesem schwarzen Tag. Die Kölner sind schlechte Verlierer, Manager Heinz Neubauer mosert: „Wir spielten nicht nur gegen zwölf Mann, sondern gegen 14 Mann, denn auch die Linienrichter waren gegen unsere Elf eingestellt.“

Vor 40 Jahren gewinnt Leeds United erstmals den UEFA-Cup – nach zwei Unentschieden gegen Juventus Turin (2:2, 1:1) profitieren die Engländer von der Auswärtstorregelung.

Vor 30 Jahren wird die deutsche U 18-Auswahl im eigenen Land Europameister. In Osnabrück entscheidet Holger Anthes vom FSV Frankfurt in Düsseldorf mit seinem Tor das Finale gegen Polen (1:0). Die stolzen Sieger: Rüdiger Vollborn, Ulf Quaisser (88. Joachim Goldstein), Klaus Theiß, Anton Schmidkunz, Thomas Brunner, Ralf Loose, Ralf Falkenmayer, Ingo Aulbach, Roland Wohlfarth, Holger Anthes, Thomas Herbst. Trainer: Dietrich Weise

Vor 25 Jahren startet WM-Gastgeber Mexiko siegreich ins Turnier – 2:1 gegen Belgien. Dagegen stolpert England über Portugal (0:1), Algerien und Nordirland trennen sich 1:1.

Vor 20 Jahren entlässt Absteiger Bayer Uerdingen Timo Konietzka. Damit macht die Bundesliga das Dutzend an Trainerentlassungen voll – ein trauriger Rekord.

4. Juni

Vor 100 Jahren findet das Finale um die Deutsche Meisterschaft statt. In Dresden versammelt sich bei glühender Hitze anno 1911 die größte Zuschauermenge, die bis dahin je ein Meisterschaftsspiel auf deutschem Boden gesehen hat: 12.000 Zuschauer wollen Viktoria 89 Berlin und den VfB Leipzig im Kampf um die Viktoria sehen. Obwohl die Mehrheit der Zuschauer für die Leipziger ist, gewinnt der Hauptstadtklub 3:1 und holt sich nach 1908 den zweiten Titel. Als Torschützen verewigen sich Willy Worpitzky (42., 88.) und Paul Kugler (52.) sowie Leipzigs Kapitän Heinrich Riso (82.). Eine Berlioner Zeitung schreibt im militärischen Ton der Zeit: „Zweifellos stellt Viktoria zurzeit Deutschlands beste Waffe dar, erprobt in tausend heißen Schlachten.“ Etwas übertrieben angesichts dessen, dass die Deutsche Meisterschaft erst seit acht Jahren ausgespielt wird.

Vor 25 Jahren startet die Nationalmannschaft schwer in die WM in Mexiko. Gegen Uruguay gibt es in Queretaro ein hart umkämpftes 1:1. Das Defensivkonzept von Teamchef Franz Beckenbauer wird früh zerstört, als Lothar Matthäus einen zu kurzen Rückpass auf Toni Schumacher spielt und sich Alzamendi den Ball angelt – 0:1 (5.). 80 Minuten laufen die Deutschen bei drückender Hitze dem Rückstand nach, dann egalisiert der Kölner Klaus Allofs. „Glück im Pech: Allofs’ linker Fuß“ titelt der Kicker. Beckenbauer lobt: „Ich muss meiner Mannschaft das größte Kompliment aussprechen, das es nur gibt. Mehr konnte man einfach nicht von ihr erwarten.“ Am selben Tag schlägt Paraguay den WM-Neuling Irak 1:0.

Vor 15 Jahren schießt sich die Nationalmannschaft warm für die EM in England. Liechtenstein wird im letzten Test vor dem Abflug in Mannheim 9:1 deklassiert, Stefan Kuntz und Andy Möller (je 2) sind besonders torhungrig. Ferner treffen Oliver Bierhoff, Christian Ziege, Matthias Sammer, Jürgen Kohler und Jürgen Klinsmann. Im Tor steht Debütant Oliver Reck.

5. Juni

Vor 90 Jahren unterliegt die Nationalmannschaft Ungarn in Budapest mit 0:3 (0:2). Kein Wunder bei den Vorzeichen: Wegen der parallel laufenden Endrunde um die Deutsche Meisterschaft hagelt es Absagen, der DFB-Spielausschuss muss sechs Debütanten einsetzen, einen Trainer gibt es noch nicht. Außerdem herrschen auf dem MTK-Platz 45 Grad. Torwart Heiner Stuhlfauth verhindert ein Debakel.

Vor 40 Jahren endet die Bundesliga-Saison 1970/1971 dramatisch. Erstmals wird der Tabellenführer am 34. Spieltag noch abgefangen. Bayern München unterliegt beim MSV Duisburg 0:2, und der Doppeltorschütze Rainer Budde wird zum Held der Fans von Lokalrivale Borussia Mönchengladbach, von denen einige den Rasen in Duisburg stürmen. Denn ihre Borussia profitiert von Bayerns Pleite und verteidigt mit einem 4:1 bei Eintracht Frankfurt die Meisterschale. Jupp Heynckes schießt binnen drei Minuten die entscheidenden Tore. Nach dem Abpfiff sitzen die .Eintracht-Spieler in der Kabine am Radio, theoretisch können sie noch absteigen. Dann kommen die Resultate der Konkurrenz: Hertha BSC gegen Arminia Bielefeld 0:1, 1. FC Köln gegen Kickers Offenbach 4:2, Eintracht Braunschweig gegen RW Oberhausen 1:1. Offenbach muss wegen der schlechteren Tordifferenz RW Essen in die Regionalliga begleiten, aber OFC-Trainer Kurt Klötzer hat da so eine Ahnung und spricht von „einem Skandal“. Konkret meint er „das komische Ding von Berlin“. Dort gewinnt Abstiegskandidat Arminia Bielefeld mit 1:0 bei der zu Hause noch ungeschlagenen Hertha. Sehr suspekt, auch angesichts der seit Wochen schwirrenden Gerüchte. Die Berliner Zuschauer rufen angesichts des Gekickes der Hertha „Schiebung“, während auf der Tribüne einem seltsam nervös wirkenden Mann der Koffer aufgeht und Geldscheine herausfliegen. Die Umstehenden lachen, dabei ist es nur traurig. Denn die Skandalsaison 1970/1971 wird ein unerfreuliches Nachspiel haben. Vor Gericht.

Vor 20 Jahren erleidet die Nationalmannschaft auf dem Weg zur EM in Schweden ihre erste Niederlage. In Wales kassiert sie in Unterzahl ein 0:1, sieben Minuten, nachdem Thomas Berthold des Feldes verwiesen worden ist, trifft Ian Rush. Für den damaligen Wahl-Römer Berthold ist es der zweite Platzverweis in einem Länderspiel, was ihn zum Rekordsünder der DFB-Historie macht. In Cardiff reißt zudem die Serie des bis dato unbesiegten Bundestrainers Berti Vogts – im neunten Spiel.