DFB-Wochenschau: Bayers Finaleinzug und Tonis Abschied

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

9. April

Vor zehn Jahren erlebt Bayer Leverkusen eine Sternstunde. Nach einem 4:2 gegen den FC Liverpool zieht der Bundesligist erstmals in seiner Historie ins Finale der Champions League ein. Überragende Akteure in der Elf von Klaus Toppmöller sind Doppel-Torschütze Michael Ballack und Abwehrchef Lucio, dem das entscheidende 4:2 gelingt. Das dritte Tor geht auf das Konto von Joker Dimitar Berbatov. "Fantastische Spielkunst, die durch Lucios Tor belohnt wurde", lobt der Kicker, dessen Titel aber ein Fingerzeig auf die Zukunft ist: "Bayer: Tragik eines Top-Teams." Denn die größten Stars, der im April 2002 noch auf drei Hochzeiten tanzenden Mannschaft, stehen vor dem Absprung. Nach Ballack droht auch Ze Robertos Wechsel zu den Bayern Realität zu werden. Auch um Lucio wirbt der Konkurrent aus dem Süden. Manager Reiner Calmund sagt fatalistisch: "Wenn sich ein Topklub an den Verhandlungstisch setzt, dann können wir aufstehen." Jetzt kommt erst mal ein Topklub im Finale: Real Madrid.

10. April

Vor 80 Jahren qualifizieren sich Bayern München und der 1. FC Nürnberg vorzeitig für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Zwei Spiele vor Schluss ist das Spitzenduo der Südost-Staffel nicht mehr einzuholen. Beide kommen zu Auswärtssiegen: Der Club hat es nicht weit und gewinnt vor 15.000 Zuschauern am Fürther Ronhof 2:0, die Bayern schaffen ein 1:0 beim Karlsruher FV. Ausnahmsweise freuen sie sich auch über einen Sieg vom Lokalrivalen TSV 1860, dessen 6:1 die letzten Chancen des 1. FC Pforzheim zunichte macht.

In der Nordwest-Staffel des Südens spricht alles für die Frankfurter Klubs. Die Eintracht (3:1 gegen VfL Neckarau) und der FSV (4:1 in Pirmasens) sind der Konkurrenz enteilt. Beider Dank gilt Schlusslicht Mainz 05, das Wormatia Worms 2:1 schlägt. Noch aber steht nichts fest in dieser Staffel.

Vor 30 Jahren finden die Halbfinales im DFB-Pokal statt. Das Traumfinale der Topklubs platzt, dafür kommt es zu einem bayerischen Derby. Meister Bayern München gewinnt beim VfL Bochum 2:1, der 1. FC Nürnberg schlägt den Tabellenführer HSV 2:0. Bochum ist wütend auf Weltstar Karl-Heinz Rummenigge und Schiedsrichter Jan Redelfs, der nach einem vermeintlichen Foul von Michael Jakobs am Bayern-Stürmer Elfmeter gibt. Jakobs schwört mit Tränen in den Augen: "Ich habe Rummenigge überhaupt nicht berührt." Paul Breitner lassen die Proteste kalt, er schießt Bayern ins Finale. Auch der 1. FC Nürnberg trifft vom Kreidepunkt, doch nach Horst Weyerichs gleichsam umstrittenen Strafstoß trifft Verteidiger Thomas Brunner aus dem Spiel heraus – mit dem Kopf. 44.000 Fans im Frankenstadion sind schier aus dem Häuschen. Nur Verteidiger Jürgen Täuber blieb die Freude im Halse stecken, er kassiert die zweite Gelbe Karte und fehlt im Finale. Sein Club stellt allerdings ein Gnadengesuch beim DFB wegen der "besonderen Härte" des Falles.

Vor 20 Jahren trennen Borussia Dortmund und Bayern München Welten. Der Tabellenzweite BVB fegt die Bayern (Platz elf) 3:0 aus dem Westfalenstadion. Der Ex-Münchner Michael Rummenigge eröffnet den Torreigen, Thomas Franck und Stephane Chapuisat legen nach der Pause nach. BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld stellt dennoch fest: "Ich habe auch Mängel gesehen." Kollege Erich Ribbeck ist schon mit wenig zufrieden und freut sich in Olaf Thon einen neuen Libero gefunden zu haben: "Er hat sehr gut gespielt." Thon selbst freut sich ebenfalls: "Es war eine Ehre für mich, Libero zu spielen."

Im Aufsteigerduell behält Hansa Rostock gegen Schalke 04 die Oberhand (2:0), hier ist der Verlierer-Trainer weniger gnädig. "Wir waren alle schlecht", sagt Alex Ristic. Bei Fortuna Düsseldorf hat das 1:3 gegen die Stuttgarter Kickers nicht nur Kritik zur Folge: Das Schlusslicht wirft sechs Spieler raus, Trainer Horst Köppel soll den Rest schon auf die 2. Liga vorbereiten. Die Kulisse (5000 Zuschauer) ist bereits zweitligareif.

Vor zehn Jahren scheidet Titelverteidiger Bayern München aus der Champions League aus. Bei Real Madrid halten die Bayern bis zur 69. Minute ein 0:0, dann treffen Helguera und Guti (85.). In der Nachspielzeit fliegt Hasan Salihamidzic vom Platz. Die Niederlage der Bayern ist angesichts eines Chancenverhältnisses von 8:2 für Real verdient. Der Kicker schreibt: "Letzte Titelchance weg. Das Ende einer Ära." Manager Uli Hoeneß weiß nach dem ersten Jahr ohne Titel seit 1995 auch keinen Rat: "Wir können die Spieler ja nicht rausschmeißen."

11. April

Vor 75 Jahren findet der 2. Endrundenspieltag um die Deutsche Meisterschaft statt. In Gruppe A triumphieren die Gäste: Hindenburg Allenstein unterliegt dem HSV 2:5 und SuSV Beuthen verliert gegen BC Hartha (Sachsenmeister) 2:4. In Gruppe B herrscht bereits Endspielatmosphäre, zu Schalkes Gastspiel bei Hertha BSC kommen 90.000 Fans ins Olympiastadion. Die Schalker gewinnen nach Rückstand 2:1. Werder Bremen macht die Auftaktpleite wett und putzt Viktoria Stolp 5:0, Karl Mayer schießt vier Tore. In Gruppe C verteidigt Wormatia Worms (3:1 in Kassel) die Spitze, der VfB Stuttgart verliert erstmals (1:2 in Dessau). In Gruppe D kommt Fortuna Düsseldorf durch ein spätes Tor von Stanislaus Kobierski gegen Waldhof (2:1) zum ersten Sieg, während Favorit 1. FC Nürnberg (3:1 gegen VfR Köln 04) schon bei vier Punkten steht.

Vor 60 Jahren finden am Karfreitag drei Nachholspiele in der Oberliga Nord statt. Es sind seltsame Spiele, in denen sagenhafte 28 Tore fallen. Den Vogel schießt Bremerhaven 93 beim 9:4 über Eintracht Braunschweig ab. Trotzdem bleibt die Eintracht wegen des besseren Torquotienten, der reichlich Schaden genommen hat im letzten Saisonspiel, in der Liga. Victoria Hamburg dagegen muss in den "sauren Apfel" beißen, das 7:1 gegen Mitabsteiger Lüneburger SK sollte nicht reichen. Erst ein 10:0 wäre im Nachhinein genug gewesen. Die Gäste verschwenden keinen Ehrgeiz und verschießen sogar einen Elfmeter kläglich, laut Sport Magazin "ein wenig offensichtlich". Es scheint nicht ganz mit rechten Dingen zuzugehen in der Oberliga Nord 1951/1952 – zumal das entscheidende Spiel von Abstiegskandidat Eintracht Osnabrück bei Werder Bremen kurzfristig verlegt wird. Es findet zwei Tage später statt, Eintracht weiß nun genau, wie sie spielen muss. Das Sport Magazin spricht von einer "Farce" und einer "Termingestaltung des NFV, die beispiellos sein dürfte".

Vor 50 Jahren trifft die Nationalmannschaft im letzten Test vor der WM in Chile auf Uruguay. Im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion gewinnt die Herberger-Elf 3:0. Helmut Haller (25.), Rückkehrer Hans Schäfer (53.) und Debütant Willi Koslowski (75.) schießen die Tore. Im Blickpunkt stehen auch die Neulinge Jürgen Kurbjuhn (HSV) und der 20 Jahre alte Torwart Wolfgang Fahrian, der beim Zweitligisten TSG Ulm spielt und überraschend sein Debüt gibt. Fahrian rettet gleich sechsmal gegen freistehende Uruguayer und macht seine Sache gut, was Folgen haben wird.

Vor 25 Jahren endet der 24. Bundesliga-Spieltag. Bayern München hat auch sein 13. Auswärtsspiel ungeschlagen überstanden, Udo Lattek führt sein Team am Bökelberg zu einem knappen 1:0-Sieg. Obwohl Helmut Winklhofer und Hans Dorfner schon in der ersten halben Stunde verletzt ausscheiden, nehmen die Bayern die Punkte mit. Weil Dieter Hoeneß eine Wohlfarth-Flanke einköpft und weil Borussias Michael Frontzeck einen Elfmeter verschießt. "Schreiben Sie, dass ich alleine an dem Punktverlust schuld bin", sagt der Nationalspieler frustriert. Trainer Jupp Heynckes scheint es ähnlich zu sehen und setzt den Wiederholungstäter ab: "Beim nächsten Mal schießt Bruns!" Weitere Untaten gibt es zum Glück nicht. Uli Hoeneß benötigt zwar Polizeischutz, weil er schriftliche Drohungen bekommen hat. Aber die beiden Beamten an seiner Seite bekommen nichts zu tun. Der Bayern-Manager ganz Fatalist: "Gegen so was ist man machtlos! Das sind für mich Verrückte, aber auf Nummer Sicher gehen muss man trotzdem." Er tröstet sich mit den Punkten uns muss bereist voreilige Gratulanten abwehren. Aber selbst der HSV, obwohl nur drei Punkte zurück, glaubt nicht mehr an den Titel. Gegen Waldhof Mannheim kommen nur 12.000 Zuschauer in den Volkspark, die Bundesliga 1986/1987 durchläuft eine schwere Krise.

Das mit Abstand am besten besuchte Spiel ist ein Mittelfeldduell. Aber Dortmund gegen Schalke zieht immer, 49.000 Fans sehen den 1:0-Sieg des Neunten gegen den Dreizehnten. Norbert Dickels Tor fällt für einige Fans, die wegen des großen Andrangs noch draußen stehen, zu früh (8. Minute).

Vor 20 Jahren bekommt die Bundesliga einen neuen Tabellenführer. Im Dreikampf an der Spitze hat nun der VfB Stuttgart (2:0 gegen Nürnberg) die Nase vorn. Matthias Sammer schießt die Tore, die Platz eins bedeuten. Herbstmeister Eintracht Frankfurt ist ihn nach dem 1:1 in Mönchengladbach wieder mal los. Meister 1. FC Kaiserslautern macht sich nach dem 0:3 in Leverkusen keine Illusionen mehr in puncto Titelverteidigung.

Vor zehn Jahren zieht Borussia Dortmund ins UEFA-Cup-Finale ein. Nach dem 4:0 im Hinspiel kann sich der BVB beim AC Mailand eine 1:3-Niederlage leisten. Gezittert wird aber bis zuletzt, in der 90. Minute erzielt Serginho das 3:0. Im Gegenzug beseitigt Joker Lars Ricken mit seinem Tor alle Zweifel. Im Finale wartet Feyenoord Rotterdam, das fatalerweise ein Heimspiel hat.

12. April

Vor 70 Jahren trennt sich die Nationalmannschaft von Spanien 1:1. Vor 80.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion fallen die Tore nach der Pause: Karl Decker von Vienna Wien bringt Deutschland in Front (58.), nach einem Handspiel des Hamburgers Hans Rohde verwandelt Campos den fälligen Elfmeter (76.).

Am selben Tag finden auch Punktspiele in den Gauligen statt. Am Hamburger Rothenbaum sehen 12.000 Zuschauer das Spitzenspiel der "Nordmark" zwischen dem HSV und Holstein Kiel (3:1), das damit aus dem Titelrennen ausscheidet. In Niedersachsen ist Werder Bremen schon am Ziel, das 4:1 gegen LSV Wolfenbüttel ist der siebte Sieg im siebten Spiel. Bayern München verliert in der Bayern-Staffel zuhause gegen 1. FC Nürnberg 2:4, der Tabellenführer aus Fürth pausiert. Gleiches gilt für den 1. FC Kaiserslautern, dessen Gegner FV Metz zum Spitzenspiel am Betzenberg einfach nicht antritt – was in Kriegszeiten öfters vorkommt. Tausende Zuschauer warten vergeblich auf die Elsässer. Vienna Wien wird Meister der "Ostmark" dank eines 4:3 beim Lokalrivalen Admira.

Vor 40 Jahren erlebt Bayern München ein Fiasko. Im Viertelfinal-Rückspiel des DFB-Pokals unterliegen die Bayern beim 1. FC Köln 1:5 und scheiden aus (Hinspiel: 3:0). In der hitzig geführten Partie beklagen die Bayern zudem zwei Verletzte: Stürmer Wolfgang Sühnholz scheidet mit Beinbruch aus, Sepp Maiers Vertreter Manfred Seifert mit Rippenbruch. Mit Amateur Schwalb muss der dritte Torwart die letzten 40 Minuten bestreiten, er kassiert zwei Treffer. Das Bayern-Pech komplettiert ein Eigentor von "Katsche" Schwarzenbeck. Überragender Spieler beim Sieger ist Bernd Rupp, der zwei Tore erzielt und einen Elfmeter herausholt. Gerd Müllers Tor dagegen hilft den Bayern nicht mehr.

13. April

Vor 60 Jahren endet die Oberliga Nord mit einem Nachholspiel. Es kommt, wie es kommen muss: Eintracht Osnabrück gewinnt beim nicht sonderlich motivierten SV Werder Bremen ihr Schicksalsspiel 3:1 und hält dank des besseren Torverhältnisses gegenüber Victoria Hamburg die Klasse. Das Sport Magazin richtet hart über die Gastgeber: "Eine Mannschaft, die heute glänzt und morgen ihren ganzen Kredit verspielt. Werder wird es nie zu etwas bringen."

Im Südwesten interessiert nur noch die Frage nach dem dritten Absteiger hinter Eintracht Kreuznach und SG Weisenau. Da der VfR Frankenthal Mainz 05 4:3 bezwingt, bleibt sie noch offen. Nun muss der VfR in Kaiserslautern gewinnen. Der FCK ist mental schon in der Sommerpause und schont beim 2:3 in Worms seine Stars Fritz Walter und Werner Liebrich. Meister 1. FC Saarbrücken lässt nicht locker und gewinnt 2:1 in Engers.

Vor 20 Jahren tritt Torwart-Legende Harald alias Toni Schumacher von der Bühne ab. Zu seinem Abschiedsspiel im Müngersdorfer Stadion kommt die Nationalmannschaft, die gegen "Tonis Top Team" aus alten Weggefährten zurückhaltend zu Werke geht. In seinem letzten Spiel muss Toni nur zweimal hinter sich greifen, Ulf Kirsten und Rudi Völler treffen beim 2:0 vor 50.000 Zuschauern. Um 21.13 Uhr geht er – aber doch nicht für immer. Drei Jahre später schenkt ihm Borussia Dortmund noch einen Bundesliga-Einsatz und macht ihren Torwarttrainer zum Deutschen Meister.

Vor zehn Jahren wird der 31. Spieltag der Bundesliga ausgetragen. Tabellenführer Bayer Leverkusen lässt beim HSV Federn (1:1), Bayern München gewinnt dank eines überragenden Oliver Kahn nach elf Jahren wieder mal in Nürnberg (2:1) und festigt Platz drei. Vorstand Karl-Heinz Rummenigge schimpft dennoch über "zum Teil fahrlässigen und arroganten Fußball". Hertha BSC überholt nach dem 1:0 gegen Hansa Rostock Schalke 04, das in Bremen untergeht (0:3). Der SC Freiburg, 16. der Tabelle, zeigt bei 1860 München Auflösungserscheinungen und verliert 2:5. 1860-Stürmer Martin Max setzt sich nach seinem Doppelschlag an die Spitze der Torjägerliste, wofür 2001/2002 bereits 16 Treffer reichen. Der 1. FC Köln verlässt nach dem 2:1 im gegen St. Pauli den letzten Platz.

14. April

Vor 100 Jahren verpasst die Nationalmannschaft den ersten Sieg gegen Ungarn. In Budapest führt sie nach Toren von Ernst Möller, Eugen Kipp, Willy Worpitzky und Adolf Jäger zur Halbzeit bereits 4:1, doch dann glückt Ungarns Bodnar binnen 16 Minuten ein klassischer Hattrick. Das 4:4 entspringt einem Handelfmeter, den der Schiedsrichter erst nach Intervention des Assistenten gibt. Das kostet die DFB-Elf den Sieg vor der bis dahin größten Kulisse (35.000 Zuschauer) ihrer Historie. Dennoch gilt die Partie als die beste vor dem Ersten Weltkrieg.

Vor 30 Jahren bezwingt die Nationalelf in Köln in einem Testspiel die Tschechen 2:1. Für den Kicker ist es "ein Sieg, der am seidenen Faden hing". Kein Wunder, fällt das Siegtor doch erst zwei Minuten vor Schluss, als Paul Breitner einen Handelfmeter verwandelt. Zuvor treffen Pierre Littbarski (22.) und Bicovsky (68.). Breitners Elfmeter rettet diverse Jubiläen: Masseur Erich Deuser ist zum 300. Mal bei einem Länderspiel dabei, Breitner bestreitet sein 40., Harald Schumacher sein 25. Länderspiel. Und Verteidiger Manfred Kaltz ist in den vergangenen 48 Länderspielen stets dabei gewesen, nur Franz Beckenbauer hat eine längere Serie (60 Mal) aufzuweisen. Bundestrainer Jupp Derwall kann nur mit der ersten Halbzeit und dem Ergebnis zufrieden sein. Ein Sonderlob des Kicker verdient sich Lokalmatador Pierre Littbarski, "er war auf seine Art der Star des Abends mit allen Tricks, die er auf Lager hatte".

Am selben Abend schlägt die DDR in Ost-Berlin in einem weiteren Testspiel den kommenden Weltmeister Italien 1:0. Das Tor erzielt Lothar Hause von Vorwärts Frankfurt/Oder.

Vor 25 Jahren geht die Bundesliga in eine englische Woche. In den drei Dienstagspartien fallen zehn Tore. Schalke 04 schlägt Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf 4:2 (0:0), Bayer Leverkusen unterliegt im Rheinderby Mönchengladbach 0:2 und Schlusslicht Blau-Weiß Berlin hat nach dem 1:1 gegen Borussia Dortmund endlich auch eine zweistellige Punktausbeute. Leverkusen-Trainer Erich Ribbeck schiebt Frust: "Seit 20 Jahren bin ich Trainer, aber an drei Heimniederlagen in Folge kann ich mich nicht erinnern."

Vor zehn Jahren fällt in den beiden Sonntagsspielen der Bundesliga nur ein Tor. Es hat scheinbar gravierende Bedeutung, denn nach dem 1:0 des 1. FC Kaiserslautern gegen Borussia Dortmund spricht alles für einen Meister namens Bayer Leverkusen. Der BVB liegt fünf Zähler zurück, Trainer Matthias Sammer sagt: "Im Fußball ist zwar alles möglich, aber wir müssen uns jetzt auf den zweiten Platz konzentrieren." Jörgen Petterssons Tor hat den BVB ins Mark getroffen, Manager Michael Meier gratuliert Leverkusen schon zum Titel. Etwas voreilig, wie man sehen wird...

15. April

Vor 50 Jahren endet die Oberliga Süd mit einem Finale um die Meisterschaft, das der Spielplan zufällig ergeben hat. Verfolger Eintracht Frankfurt empfängt den 1. FC Nürnberg und gewinnt vor 71.000 Zuschauern im ausverkauften Waldstadion 2:1 – zu wenig für den Titel. Der Torquotient (2,33 gegenüber 2,19) spricht für den Club, was sich spätestens nach Gustav Flacheneckers Ausgleichstor anbahnt. Die Hessen hätten ein 4:1 gebraucht, immerhin trösten sie sich mit der Teilnahme an der Endrunde und einer satten Einnahme. Noch längere Gesichter gibt es beim zweiten Frankfurter Klub: Der FSV muss nach dem 0:1 in Hof erstmals nach dem Krieg die Oberliga verlassen. Hof-Trainer Gunter Baumann entschuldigt sich für das niveaulose Gekicke: "Meines Erachtens war der Wind an dem niveaulosen Spiel der Hauptschuldige." Bayern München verspielt beim VfR Mannheim (3:3) eine 3:0-Führung - und beendet die Saison als Dritter.

Im Norden rettet sich Werder Bremen dank eines 1:1 bei Holstein Kiel als Zweiter in die Endrunde. Schützenhilfe leistet Meister HSV, der Hildesheim mit 4:1 abfertigt und auf den dritten Platz verweist. Alle Tore fallen nach der Pause, Uwe Seeler geht leer aus, aber er und Charly Dörfel sind laut Sport Magazin "rechtzeitig in Endspielform". Das gilt für den HSV, der die Saison mit exakt 100 Toren beendet. Da die Abstiegsfrage längst entschieden ist, sind alle anderen Spiele ohne Bedeutung. Erwähnung verdient jedoch das Spiel Bergedorf 85 gegen den VfB Oldenburg (0:3), in dem Gästekeeper Manfred Hoffmann gleich zwei Elfmeter hält. Die anderen Oberligen sind bereits beendet.

Am selben Tag meldet der DFB fristgerecht seinen erweiterten WM-Kader für Chile 1962. Unter den 40 Namen, von denen 18 noch gestrichen werden müssen, befinden sich mit Hans Schäfer (1. FC Köln) und Herbert Erhardt (Fürth) noch zwei Mann aus dem Weltmeister-Kader von 1954. Der von Teilen der Presse geforderte Helmut Rahn (Twente Enschede) findet keine Gnade. Mit Horst Szymaniak (Catania) steht erstmals ein Legionär in einem deutschen WM-Kader.

Vor 40 Jahren bestätigt das DFB-Bundesgericht das Urteil des Sportgerichts: Arminia Bielefeld muss wegen Manipulationen in der Saison 1970/1971 absteigen und wird mit 0:0 Toren und 0 Punkten ans Tabellenende gesetzt. Der Ausgang aller Spiele 1971/1972 ist nur für den jeweiligen Gegner von Relevanz. Da RW Oberhausen in erster Instanz die Lizenz entzogen wurde, droht der Abstieg 1971/1972 auszufallen.

Einige Konkurrenten scheinen sich darauf zu verlassen. Am Nachmittag setzt es für die Kellerkinder Niederlagen am 28. Spieltag: Borussia Dortmund geht am Bökelberg 1:7 unter, Günter Netzer schießt zum zweiten Mal in seiner Karriere drei Tore. Ins Titelrennen kann der Meister aber nicht mehr eingreifen und so tummeln sich nur 9000 Zuschauer auf den Rängen. Insgesamt sehen nur 90.000 Fans die neun Bundesligaspiele – Folgen des Skandals. Dabei ist es oben weiter spannend: Bayern (3:1 gegen Hannover) führt mit einem Punkt vor Schalke (3:2 in Oberhausen), das der Skandal offenbar wenig ausmacht. Ganz anders die Hertha aus Berlin: Sie kassiert in Bremen ihre zweithöchste Bundesliga-Niederlage (0:5). Drei Tore erzielt Werner Weist. Der HSV verliert auch sein siebtes Auswärtsspiel in Folge, nun bei Aufsteiger VfL Bochum (1:2).

In der DDR-Oberliga fällt eine Vorentscheidung: Der 1. FC Magdeburg gewinnt bei Hansa Rostock 3:0 und hat drei Spiele vor Schluss drei Punkte mehr als Verfolger Dynamo Berlin.

Vor 25 Jahren erlebt die Bundesliga einen denkwürdigen Spieltag. In sechs Partien fallen an diesem April-Mittwoch 29 Tore. Das furiosestes Spiel steigt in Ludwigshafen, wo Waldhof Mannheim seine Heimspiele austrägt. Das Südwestderby gegen den 1. FC Kaiserslautern endet 4:3. Waldhof-Stürmer Fritz Walter schießt alle vier Tore, darunter zwei Elfmeter. Einen dritten vergibt er, sonst hätte er den Rekord des Stuttgarters Michael Nushöhr eingestellt. FCK-Keeper Gerry Ehrmann hat etwas dagegen. Die Aufregung auf die Spitze treibt ein Abseitspfiff von Schiedsrichter Kautschor in letzter Minute, als die Gäste schon das vermeintliche 4:4 feiern.

Verrückt geht es auch in Uerdingen zu, wo der 1. FC Nürnberg 4:3 gewinnt. Meister Bayern dreht einen 1:2-Pausenrückstand gegen Werder noch um, Lothar Matthäus ist das Siegtor zum 3:2 vorbehalten. Es ist umso mehr wert, weil Verfolger HSV bei Aufsteiger FC Homburg einen Punkt lässt (1:1). Keine Gefangenen macht der VfB Stuttgart auf Platz drei: Köln wird mit einer 5:1-Packung abgefertigt, aber erst nach einer Stunde bricht Jürgen Klinsmanns 2:1 die Moral der Gäste. Eintracht Frankfurt ärgert sich über ein 1:1 gegen Bochum, "Ata" Lameck trifft in letzter Minute für die Gäste.

Vor 20 Jahren erreicht Werder Bremen das Europapokal-Finale. Im Pokalsieger-Cup schlagen die Hanseaten zuhause den FC Brügge mit 2:0 (Hinspiel 0:1). 35.000 Zuschauer bejubeln die Tore von Marco Bode (31.) und Manfred Bockenfeld (59.). Torwart Oliver Reck, zuletzt in der Kritik, hält glänzend und ist doch der Verlierer beim Sieger: Weil er sich die zweite Verwarnung einhandelt, fehlt er im Finale gegen den AS Monaco.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

9. April

Vor zehn Jahren erlebt Bayer Leverkusen eine Sternstunde. Nach einem 4:2 gegen den FC Liverpool zieht der Bundesligist erstmals in seiner Historie ins Finale der Champions League ein. Überragende Akteure in der Elf von Klaus Toppmöller sind Doppel-Torschütze Michael Ballack und Abwehrchef Lucio, dem das entscheidende 4:2 gelingt. Das dritte Tor geht auf das Konto von Joker Dimitar Berbatov. "Fantastische Spielkunst, die durch Lucios Tor belohnt wurde", lobt der Kicker, dessen Titel aber ein Fingerzeig auf die Zukunft ist: "Bayer: Tragik eines Top-Teams." Denn die größten Stars, der im April 2002 noch auf drei Hochzeiten tanzenden Mannschaft, stehen vor dem Absprung. Nach Ballack droht auch Ze Robertos Wechsel zu den Bayern Realität zu werden. Auch um Lucio wirbt der Konkurrent aus dem Süden. Manager Reiner Calmund sagt fatalistisch: "Wenn sich ein Topklub an den Verhandlungstisch setzt, dann können wir aufstehen." Jetzt kommt erst mal ein Topklub im Finale: Real Madrid.

10. April

Vor 80 Jahren qualifizieren sich Bayern München und der 1. FC Nürnberg vorzeitig für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Zwei Spiele vor Schluss ist das Spitzenduo der Südost-Staffel nicht mehr einzuholen. Beide kommen zu Auswärtssiegen: Der Club hat es nicht weit und gewinnt vor 15.000 Zuschauern am Fürther Ronhof 2:0, die Bayern schaffen ein 1:0 beim Karlsruher FV. Ausnahmsweise freuen sie sich auch über einen Sieg vom Lokalrivalen TSV 1860, dessen 6:1 die letzten Chancen des 1. FC Pforzheim zunichte macht.

In der Nordwest-Staffel des Südens spricht alles für die Frankfurter Klubs. Die Eintracht (3:1 gegen VfL Neckarau) und der FSV (4:1 in Pirmasens) sind der Konkurrenz enteilt. Beider Dank gilt Schlusslicht Mainz 05, das Wormatia Worms 2:1 schlägt. Noch aber steht nichts fest in dieser Staffel.

Vor 30 Jahren finden die Halbfinales im DFB-Pokal statt. Das Traumfinale der Topklubs platzt, dafür kommt es zu einem bayerischen Derby. Meister Bayern München gewinnt beim VfL Bochum 2:1, der 1. FC Nürnberg schlägt den Tabellenführer HSV 2:0. Bochum ist wütend auf Weltstar Karl-Heinz Rummenigge und Schiedsrichter Jan Redelfs, der nach einem vermeintlichen Foul von Michael Jakobs am Bayern-Stürmer Elfmeter gibt. Jakobs schwört mit Tränen in den Augen: "Ich habe Rummenigge überhaupt nicht berührt." Paul Breitner lassen die Proteste kalt, er schießt Bayern ins Finale. Auch der 1. FC Nürnberg trifft vom Kreidepunkt, doch nach Horst Weyerichs gleichsam umstrittenen Strafstoß trifft Verteidiger Thomas Brunner aus dem Spiel heraus – mit dem Kopf. 44.000 Fans im Frankenstadion sind schier aus dem Häuschen. Nur Verteidiger Jürgen Täuber blieb die Freude im Halse stecken, er kassiert die zweite Gelbe Karte und fehlt im Finale. Sein Club stellt allerdings ein Gnadengesuch beim DFB wegen der "besonderen Härte" des Falles.

Vor 20 Jahren trennen Borussia Dortmund und Bayern München Welten. Der Tabellenzweite BVB fegt die Bayern (Platz elf) 3:0 aus dem Westfalenstadion. Der Ex-Münchner Michael Rummenigge eröffnet den Torreigen, Thomas Franck und Stephane Chapuisat legen nach der Pause nach. BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld stellt dennoch fest: "Ich habe auch Mängel gesehen." Kollege Erich Ribbeck ist schon mit wenig zufrieden und freut sich in Olaf Thon einen neuen Libero gefunden zu haben: "Er hat sehr gut gespielt." Thon selbst freut sich ebenfalls: "Es war eine Ehre für mich, Libero zu spielen."

Im Aufsteigerduell behält Hansa Rostock gegen Schalke 04 die Oberhand (2:0), hier ist der Verlierer-Trainer weniger gnädig. "Wir waren alle schlecht", sagt Alex Ristic. Bei Fortuna Düsseldorf hat das 1:3 gegen die Stuttgarter Kickers nicht nur Kritik zur Folge: Das Schlusslicht wirft sechs Spieler raus, Trainer Horst Köppel soll den Rest schon auf die 2. Liga vorbereiten. Die Kulisse (5000 Zuschauer) ist bereits zweitligareif.

Vor zehn Jahren scheidet Titelverteidiger Bayern München aus der Champions League aus. Bei Real Madrid halten die Bayern bis zur 69. Minute ein 0:0, dann treffen Helguera und Guti (85.). In der Nachspielzeit fliegt Hasan Salihamidzic vom Platz. Die Niederlage der Bayern ist angesichts eines Chancenverhältnisses von 8:2 für Real verdient. Der Kicker schreibt: "Letzte Titelchance weg. Das Ende einer Ära." Manager Uli Hoeneß weiß nach dem ersten Jahr ohne Titel seit 1995 auch keinen Rat: "Wir können die Spieler ja nicht rausschmeißen."

11. April

Vor 75 Jahren findet der 2. Endrundenspieltag um die Deutsche Meisterschaft statt. In Gruppe A triumphieren die Gäste: Hindenburg Allenstein unterliegt dem HSV 2:5 und SuSV Beuthen verliert gegen BC Hartha (Sachsenmeister) 2:4. In Gruppe B herrscht bereits Endspielatmosphäre, zu Schalkes Gastspiel bei Hertha BSC kommen 90.000 Fans ins Olympiastadion. Die Schalker gewinnen nach Rückstand 2:1. Werder Bremen macht die Auftaktpleite wett und putzt Viktoria Stolp 5:0, Karl Mayer schießt vier Tore. In Gruppe C verteidigt Wormatia Worms (3:1 in Kassel) die Spitze, der VfB Stuttgart verliert erstmals (1:2 in Dessau). In Gruppe D kommt Fortuna Düsseldorf durch ein spätes Tor von Stanislaus Kobierski gegen Waldhof (2:1) zum ersten Sieg, während Favorit 1. FC Nürnberg (3:1 gegen VfR Köln 04) schon bei vier Punkten steht.

Vor 60 Jahren finden am Karfreitag drei Nachholspiele in der Oberliga Nord statt. Es sind seltsame Spiele, in denen sagenhafte 28 Tore fallen. Den Vogel schießt Bremerhaven 93 beim 9:4 über Eintracht Braunschweig ab. Trotzdem bleibt die Eintracht wegen des besseren Torquotienten, der reichlich Schaden genommen hat im letzten Saisonspiel, in der Liga. Victoria Hamburg dagegen muss in den "sauren Apfel" beißen, das 7:1 gegen Mitabsteiger Lüneburger SK sollte nicht reichen. Erst ein 10:0 wäre im Nachhinein genug gewesen. Die Gäste verschwenden keinen Ehrgeiz und verschießen sogar einen Elfmeter kläglich, laut Sport Magazin "ein wenig offensichtlich". Es scheint nicht ganz mit rechten Dingen zuzugehen in der Oberliga Nord 1951/1952 – zumal das entscheidende Spiel von Abstiegskandidat Eintracht Osnabrück bei Werder Bremen kurzfristig verlegt wird. Es findet zwei Tage später statt, Eintracht weiß nun genau, wie sie spielen muss. Das Sport Magazin spricht von einer "Farce" und einer "Termingestaltung des NFV, die beispiellos sein dürfte".

Vor 50 Jahren trifft die Nationalmannschaft im letzten Test vor der WM in Chile auf Uruguay. Im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion gewinnt die Herberger-Elf 3:0. Helmut Haller (25.), Rückkehrer Hans Schäfer (53.) und Debütant Willi Koslowski (75.) schießen die Tore. Im Blickpunkt stehen auch die Neulinge Jürgen Kurbjuhn (HSV) und der 20 Jahre alte Torwart Wolfgang Fahrian, der beim Zweitligisten TSG Ulm spielt und überraschend sein Debüt gibt. Fahrian rettet gleich sechsmal gegen freistehende Uruguayer und macht seine Sache gut, was Folgen haben wird.

Vor 25 Jahren endet der 24. Bundesliga-Spieltag. Bayern München hat auch sein 13. Auswärtsspiel ungeschlagen überstanden, Udo Lattek führt sein Team am Bökelberg zu einem knappen 1:0-Sieg. Obwohl Helmut Winklhofer und Hans Dorfner schon in der ersten halben Stunde verletzt ausscheiden, nehmen die Bayern die Punkte mit. Weil Dieter Hoeneß eine Wohlfarth-Flanke einköpft und weil Borussias Michael Frontzeck einen Elfmeter verschießt. "Schreiben Sie, dass ich alleine an dem Punktverlust schuld bin", sagt der Nationalspieler frustriert. Trainer Jupp Heynckes scheint es ähnlich zu sehen und setzt den Wiederholungstäter ab: "Beim nächsten Mal schießt Bruns!" Weitere Untaten gibt es zum Glück nicht. Uli Hoeneß benötigt zwar Polizeischutz, weil er schriftliche Drohungen bekommen hat. Aber die beiden Beamten an seiner Seite bekommen nichts zu tun. Der Bayern-Manager ganz Fatalist: "Gegen so was ist man machtlos! Das sind für mich Verrückte, aber auf Nummer Sicher gehen muss man trotzdem." Er tröstet sich mit den Punkten uns muss bereist voreilige Gratulanten abwehren. Aber selbst der HSV, obwohl nur drei Punkte zurück, glaubt nicht mehr an den Titel. Gegen Waldhof Mannheim kommen nur 12.000 Zuschauer in den Volkspark, die Bundesliga 1986/1987 durchläuft eine schwere Krise.

Das mit Abstand am besten besuchte Spiel ist ein Mittelfeldduell. Aber Dortmund gegen Schalke zieht immer, 49.000 Fans sehen den 1:0-Sieg des Neunten gegen den Dreizehnten. Norbert Dickels Tor fällt für einige Fans, die wegen des großen Andrangs noch draußen stehen, zu früh (8. Minute).

Vor 20 Jahren bekommt die Bundesliga einen neuen Tabellenführer. Im Dreikampf an der Spitze hat nun der VfB Stuttgart (2:0 gegen Nürnberg) die Nase vorn. Matthias Sammer schießt die Tore, die Platz eins bedeuten. Herbstmeister Eintracht Frankfurt ist ihn nach dem 1:1 in Mönchengladbach wieder mal los. Meister 1. FC Kaiserslautern macht sich nach dem 0:3 in Leverkusen keine Illusionen mehr in puncto Titelverteidigung.

Vor zehn Jahren zieht Borussia Dortmund ins UEFA-Cup-Finale ein. Nach dem 4:0 im Hinspiel kann sich der BVB beim AC Mailand eine 1:3-Niederlage leisten. Gezittert wird aber bis zuletzt, in der 90. Minute erzielt Serginho das 3:0. Im Gegenzug beseitigt Joker Lars Ricken mit seinem Tor alle Zweifel. Im Finale wartet Feyenoord Rotterdam, das fatalerweise ein Heimspiel hat.

12. April

Vor 70 Jahren trennt sich die Nationalmannschaft von Spanien 1:1. Vor 80.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion fallen die Tore nach der Pause: Karl Decker von Vienna Wien bringt Deutschland in Front (58.), nach einem Handspiel des Hamburgers Hans Rohde verwandelt Campos den fälligen Elfmeter (76.).

Am selben Tag finden auch Punktspiele in den Gauligen statt. Am Hamburger Rothenbaum sehen 12.000 Zuschauer das Spitzenspiel der "Nordmark" zwischen dem HSV und Holstein Kiel (3:1), das damit aus dem Titelrennen ausscheidet. In Niedersachsen ist Werder Bremen schon am Ziel, das 4:1 gegen LSV Wolfenbüttel ist der siebte Sieg im siebten Spiel. Bayern München verliert in der Bayern-Staffel zuhause gegen 1. FC Nürnberg 2:4, der Tabellenführer aus Fürth pausiert. Gleiches gilt für den 1. FC Kaiserslautern, dessen Gegner FV Metz zum Spitzenspiel am Betzenberg einfach nicht antritt – was in Kriegszeiten öfters vorkommt. Tausende Zuschauer warten vergeblich auf die Elsässer. Vienna Wien wird Meister der "Ostmark" dank eines 4:3 beim Lokalrivalen Admira.

Vor 40 Jahren erlebt Bayern München ein Fiasko. Im Viertelfinal-Rückspiel des DFB-Pokals unterliegen die Bayern beim 1. FC Köln 1:5 und scheiden aus (Hinspiel: 3:0). In der hitzig geführten Partie beklagen die Bayern zudem zwei Verletzte: Stürmer Wolfgang Sühnholz scheidet mit Beinbruch aus, Sepp Maiers Vertreter Manfred Seifert mit Rippenbruch. Mit Amateur Schwalb muss der dritte Torwart die letzten 40 Minuten bestreiten, er kassiert zwei Treffer. Das Bayern-Pech komplettiert ein Eigentor von "Katsche" Schwarzenbeck. Überragender Spieler beim Sieger ist Bernd Rupp, der zwei Tore erzielt und einen Elfmeter herausholt. Gerd Müllers Tor dagegen hilft den Bayern nicht mehr.

13. April

Vor 60 Jahren endet die Oberliga Nord mit einem Nachholspiel. Es kommt, wie es kommen muss: Eintracht Osnabrück gewinnt beim nicht sonderlich motivierten SV Werder Bremen ihr Schicksalsspiel 3:1 und hält dank des besseren Torverhältnisses gegenüber Victoria Hamburg die Klasse. Das Sport Magazin richtet hart über die Gastgeber: "Eine Mannschaft, die heute glänzt und morgen ihren ganzen Kredit verspielt. Werder wird es nie zu etwas bringen."

Im Südwesten interessiert nur noch die Frage nach dem dritten Absteiger hinter Eintracht Kreuznach und SG Weisenau. Da der VfR Frankenthal Mainz 05 4:3 bezwingt, bleibt sie noch offen. Nun muss der VfR in Kaiserslautern gewinnen. Der FCK ist mental schon in der Sommerpause und schont beim 2:3 in Worms seine Stars Fritz Walter und Werner Liebrich. Meister 1. FC Saarbrücken lässt nicht locker und gewinnt 2:1 in Engers.

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Vor 20 Jahren tritt Torwart-Legende Harald alias Toni Schumacher von der Bühne ab. Zu seinem Abschiedsspiel im Müngersdorfer Stadion kommt die Nationalmannschaft, die gegen "Tonis Top Team" aus alten Weggefährten zurückhaltend zu Werke geht. In seinem letzten Spiel muss Toni nur zweimal hinter sich greifen, Ulf Kirsten und Rudi Völler treffen beim 2:0 vor 50.000 Zuschauern. Um 21.13 Uhr geht er – aber doch nicht für immer. Drei Jahre später schenkt ihm Borussia Dortmund noch einen Bundesliga-Einsatz und macht ihren Torwarttrainer zum Deutschen Meister.

Vor zehn Jahren wird der 31. Spieltag der Bundesliga ausgetragen. Tabellenführer Bayer Leverkusen lässt beim HSV Federn (1:1), Bayern München gewinnt dank eines überragenden Oliver Kahn nach elf Jahren wieder mal in Nürnberg (2:1) und festigt Platz drei. Vorstand Karl-Heinz Rummenigge schimpft dennoch über "zum Teil fahrlässigen und arroganten Fußball". Hertha BSC überholt nach dem 1:0 gegen Hansa Rostock Schalke 04, das in Bremen untergeht (0:3). Der SC Freiburg, 16. der Tabelle, zeigt bei 1860 München Auflösungserscheinungen und verliert 2:5. 1860-Stürmer Martin Max setzt sich nach seinem Doppelschlag an die Spitze der Torjägerliste, wofür 2001/2002 bereits 16 Treffer reichen. Der 1. FC Köln verlässt nach dem 2:1 im gegen St. Pauli den letzten Platz.

14. April

Vor 100 Jahren verpasst die Nationalmannschaft den ersten Sieg gegen Ungarn. In Budapest führt sie nach Toren von Ernst Möller, Eugen Kipp, Willy Worpitzky und Adolf Jäger zur Halbzeit bereits 4:1, doch dann glückt Ungarns Bodnar binnen 16 Minuten ein klassischer Hattrick. Das 4:4 entspringt einem Handelfmeter, den der Schiedsrichter erst nach Intervention des Assistenten gibt. Das kostet die DFB-Elf den Sieg vor der bis dahin größten Kulisse (35.000 Zuschauer) ihrer Historie. Dennoch gilt die Partie als die beste vor dem Ersten Weltkrieg.

Vor 30 Jahren bezwingt die Nationalelf in Köln in einem Testspiel die Tschechen 2:1. Für den Kicker ist es "ein Sieg, der am seidenen Faden hing". Kein Wunder, fällt das Siegtor doch erst zwei Minuten vor Schluss, als Paul Breitner einen Handelfmeter verwandelt. Zuvor treffen Pierre Littbarski (22.) und Bicovsky (68.). Breitners Elfmeter rettet diverse Jubiläen: Masseur Erich Deuser ist zum 300. Mal bei einem Länderspiel dabei, Breitner bestreitet sein 40., Harald Schumacher sein 25. Länderspiel. Und Verteidiger Manfred Kaltz ist in den vergangenen 48 Länderspielen stets dabei gewesen, nur Franz Beckenbauer hat eine längere Serie (60 Mal) aufzuweisen. Bundestrainer Jupp Derwall kann nur mit der ersten Halbzeit und dem Ergebnis zufrieden sein. Ein Sonderlob des Kicker verdient sich Lokalmatador Pierre Littbarski, "er war auf seine Art der Star des Abends mit allen Tricks, die er auf Lager hatte".

Am selben Abend schlägt die DDR in Ost-Berlin in einem weiteren Testspiel den kommenden Weltmeister Italien 1:0. Das Tor erzielt Lothar Hause von Vorwärts Frankfurt/Oder.

Vor 25 Jahren geht die Bundesliga in eine englische Woche. In den drei Dienstagspartien fallen zehn Tore. Schalke 04 schlägt Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf 4:2 (0:0), Bayer Leverkusen unterliegt im Rheinderby Mönchengladbach 0:2 und Schlusslicht Blau-Weiß Berlin hat nach dem 1:1 gegen Borussia Dortmund endlich auch eine zweistellige Punktausbeute. Leverkusen-Trainer Erich Ribbeck schiebt Frust: "Seit 20 Jahren bin ich Trainer, aber an drei Heimniederlagen in Folge kann ich mich nicht erinnern."

Vor zehn Jahren fällt in den beiden Sonntagsspielen der Bundesliga nur ein Tor. Es hat scheinbar gravierende Bedeutung, denn nach dem 1:0 des 1. FC Kaiserslautern gegen Borussia Dortmund spricht alles für einen Meister namens Bayer Leverkusen. Der BVB liegt fünf Zähler zurück, Trainer Matthias Sammer sagt: "Im Fußball ist zwar alles möglich, aber wir müssen uns jetzt auf den zweiten Platz konzentrieren." Jörgen Petterssons Tor hat den BVB ins Mark getroffen, Manager Michael Meier gratuliert Leverkusen schon zum Titel. Etwas voreilig, wie man sehen wird...

15. April

Vor 50 Jahren endet die Oberliga Süd mit einem Finale um die Meisterschaft, das der Spielplan zufällig ergeben hat. Verfolger Eintracht Frankfurt empfängt den 1. FC Nürnberg und gewinnt vor 71.000 Zuschauern im ausverkauften Waldstadion 2:1 – zu wenig für den Titel. Der Torquotient (2,33 gegenüber 2,19) spricht für den Club, was sich spätestens nach Gustav Flacheneckers Ausgleichstor anbahnt. Die Hessen hätten ein 4:1 gebraucht, immerhin trösten sie sich mit der Teilnahme an der Endrunde und einer satten Einnahme. Noch längere Gesichter gibt es beim zweiten Frankfurter Klub: Der FSV muss nach dem 0:1 in Hof erstmals nach dem Krieg die Oberliga verlassen. Hof-Trainer Gunter Baumann entschuldigt sich für das niveaulose Gekicke: "Meines Erachtens war der Wind an dem niveaulosen Spiel der Hauptschuldige." Bayern München verspielt beim VfR Mannheim (3:3) eine 3:0-Führung - und beendet die Saison als Dritter.

Im Norden rettet sich Werder Bremen dank eines 1:1 bei Holstein Kiel als Zweiter in die Endrunde. Schützenhilfe leistet Meister HSV, der Hildesheim mit 4:1 abfertigt und auf den dritten Platz verweist. Alle Tore fallen nach der Pause, Uwe Seeler geht leer aus, aber er und Charly Dörfel sind laut Sport Magazin "rechtzeitig in Endspielform". Das gilt für den HSV, der die Saison mit exakt 100 Toren beendet. Da die Abstiegsfrage längst entschieden ist, sind alle anderen Spiele ohne Bedeutung. Erwähnung verdient jedoch das Spiel Bergedorf 85 gegen den VfB Oldenburg (0:3), in dem Gästekeeper Manfred Hoffmann gleich zwei Elfmeter hält. Die anderen Oberligen sind bereits beendet.

Am selben Tag meldet der DFB fristgerecht seinen erweiterten WM-Kader für Chile 1962. Unter den 40 Namen, von denen 18 noch gestrichen werden müssen, befinden sich mit Hans Schäfer (1. FC Köln) und Herbert Erhardt (Fürth) noch zwei Mann aus dem Weltmeister-Kader von 1954. Der von Teilen der Presse geforderte Helmut Rahn (Twente Enschede) findet keine Gnade. Mit Horst Szymaniak (Catania) steht erstmals ein Legionär in einem deutschen WM-Kader.

Vor 40 Jahren bestätigt das DFB-Bundesgericht das Urteil des Sportgerichts: Arminia Bielefeld muss wegen Manipulationen in der Saison 1970/1971 absteigen und wird mit 0:0 Toren und 0 Punkten ans Tabellenende gesetzt. Der Ausgang aller Spiele 1971/1972 ist nur für den jeweiligen Gegner von Relevanz. Da RW Oberhausen in erster Instanz die Lizenz entzogen wurde, droht der Abstieg 1971/1972 auszufallen.

Einige Konkurrenten scheinen sich darauf zu verlassen. Am Nachmittag setzt es für die Kellerkinder Niederlagen am 28. Spieltag: Borussia Dortmund geht am Bökelberg 1:7 unter, Günter Netzer schießt zum zweiten Mal in seiner Karriere drei Tore. Ins Titelrennen kann der Meister aber nicht mehr eingreifen und so tummeln sich nur 9000 Zuschauer auf den Rängen. Insgesamt sehen nur 90.000 Fans die neun Bundesligaspiele – Folgen des Skandals. Dabei ist es oben weiter spannend: Bayern (3:1 gegen Hannover) führt mit einem Punkt vor Schalke (3:2 in Oberhausen), das der Skandal offenbar wenig ausmacht. Ganz anders die Hertha aus Berlin: Sie kassiert in Bremen ihre zweithöchste Bundesliga-Niederlage (0:5). Drei Tore erzielt Werner Weist. Der HSV verliert auch sein siebtes Auswärtsspiel in Folge, nun bei Aufsteiger VfL Bochum (1:2).

In der DDR-Oberliga fällt eine Vorentscheidung: Der 1. FC Magdeburg gewinnt bei Hansa Rostock 3:0 und hat drei Spiele vor Schluss drei Punkte mehr als Verfolger Dynamo Berlin.

Vor 25 Jahren erlebt die Bundesliga einen denkwürdigen Spieltag. In sechs Partien fallen an diesem April-Mittwoch 29 Tore. Das furiosestes Spiel steigt in Ludwigshafen, wo Waldhof Mannheim seine Heimspiele austrägt. Das Südwestderby gegen den 1. FC Kaiserslautern endet 4:3. Waldhof-Stürmer Fritz Walter schießt alle vier Tore, darunter zwei Elfmeter. Einen dritten vergibt er, sonst hätte er den Rekord des Stuttgarters Michael Nushöhr eingestellt. FCK-Keeper Gerry Ehrmann hat etwas dagegen. Die Aufregung auf die Spitze treibt ein Abseitspfiff von Schiedsrichter Kautschor in letzter Minute, als die Gäste schon das vermeintliche 4:4 feiern.

Verrückt geht es auch in Uerdingen zu, wo der 1. FC Nürnberg 4:3 gewinnt. Meister Bayern dreht einen 1:2-Pausenrückstand gegen Werder noch um, Lothar Matthäus ist das Siegtor zum 3:2 vorbehalten. Es ist umso mehr wert, weil Verfolger HSV bei Aufsteiger FC Homburg einen Punkt lässt (1:1). Keine Gefangenen macht der VfB Stuttgart auf Platz drei: Köln wird mit einer 5:1-Packung abgefertigt, aber erst nach einer Stunde bricht Jürgen Klinsmanns 2:1 die Moral der Gäste. Eintracht Frankfurt ärgert sich über ein 1:1 gegen Bochum, "Ata" Lameck trifft in letzter Minute für die Gäste.

Vor 20 Jahren erreicht Werder Bremen das Europapokal-Finale. Im Pokalsieger-Cup schlagen die Hanseaten zuhause den FC Brügge mit 2:0 (Hinspiel 0:1). 35.000 Zuschauer bejubeln die Tore von Marco Bode (31.) und Manfred Bockenfeld (59.). Torwart Oliver Reck, zuletzt in der Kritik, hält glänzend und ist doch der Verlierer beim Sieger: Weil er sich die zweite Verwarnung einhandelt, fehlt er im Finale gegen den AS Monaco.