DFB-Wochenschau: Als "der Buddha vom Main" mal ausflippte

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

17. März

Vor 60 Jahren wird der letzte deutsche Gruppengegner für die WM in der Schweiz ermittelt. Da sich Spanien und die Türkei in Rom nach 120 Minuten 2:2 trennen, muss das Los entscheiden. Es macht die Sensation perfekt - die Türkei fährt zur WM. Bundestrainer Sepp Herberger muss umplanen, alle Experten haben mit einem spanischen Sieg gerechnet. Kritik erntet die Entscheidung der FIFA, die Türkei anstelle von Deutschland zu setzen.

Vor 50 Jahren spielen die verbliebenen Bundesligisten im Europapokal mit wechselndem Erfolg. Beide verlieren, aber der BVB kann sich das leisten, das 1:3 gegen Dukla Prag ist nach dem Hinspiel (4:0) in Prag kein Beinbruch. Dukla um Sturmführer Josef Masopust beeindruckt die 42.000 Zuschauer im Stadion Rote Erde. "Ein Spiel voller Rasse und Klasse, Tempokombinationen, Wirbelschüsse und alles was das Fußballherz begehrt", urteilt das Sport Magazin. Borussia erreicht als zweite deutsche Mannschaft überhaupt das Halbfinale im Landesmeister-Cup. Für Pokalsieger HSV ist dagegen Endstation - er unterliegt mit 0:2. Uwe Seeler schimpft: "Es ist und bleibt wie verhext. Was sind nur wieder für Tore gegen uns gefallen?" Doppeltorschütze Combin macht es nochmal spannend, als er sich gegen Dieter Seeler eine Tätlichkeit (62.) leistet und damit seine Elf dezimiert.

Vor 30 Jahren wird das spannende Titelrennen etwas übersichtlicher. Nach dem 0:4 im Nordderby bei Meister HSV ist Werder Bremen zu weit abgeschlagen, während die Hamburger von der Titelverteidigung träumen. Überragender Akteur auf dem Platz ist Wolfgang Rolff, dem trotz defensiver Aufgaben sogar ein Tor gelingt. "Besser kann man nicht spielen", lobt ihn Teamkollege Ditmar Jakobs. Tabellenführer bleiben die Bayern, die gegen Bochum schon nach 15 Minuten 3:0 führen und letztlich 5:1 gewinnen. In Spiel eins nach Bekanntgabe seines Wechsels zu Inter Mailand verschießt Kapitän Karl-Heinz Rummenigge einen Elfmeter, zuvor hatte er aber schon getroffen. Bochums Heinz Knüwe holt sich nach dem Spiel, bewaffnet mit Filzstift und Poster, ein Autogramm von Rummenigge. Borussia Mönchengladbach gewinnt das Prestigederby in Köln 2:1 und bleibt Dritter, aber Trainer Jupp Heynckes stapelt tief: "Wir sind schon zufrieden, wenn wir in den UEFA-Pokal kommen."

Darum geht es für Borussia Dortmund auf Platz 13 nicht mehr, aber gegen Fortuna Düsseldorf sieht es fast danach aus. Zur Pause noch torlos, endet das Heimspiel des BVB 6:0. Die Kellerkinder wagen den Aufstand, Kickers Offenbach holt einen Punkt am Betzenberg (1:1), der 1. FC Nürnberg enttäuscht auch beim 0:0 gegen Waldhof Mannheim, kommt aber Relegationsplatz 16 näher. Den belegt Eintracht Frankfurt nach der 1:2-Heimniederlage gegen Braunschweig. Für Kapitän Charly Körbel ist es ein logisches Ergebnis. Erstmals habe er im Waldstadion eine Seitenwahl verloren, und "da hatte ich gleich das Gefühl, dass heute was schiefgehen könnte".

Vor 20 Jahren gelingt Borussia Dortmund bei Inter Mailand ein bitterer Sieg. Trotz des 2:1 in San Siro durch Tore von Michael Zorc und dem 17-jährigen Lars Ricken scheiden die Borussen aus dem UEFA-Pokal aus. Im Hinspiel waren sie 1:3 unterlegen. Matthias Sammer resümiert verärgert: "Wir haben nichts erreicht."

18. März

Vor 80 Jahren fällt in Bayern eine Vorentscheidung. Der 1. FC Nürnberg ertrotzt bei Bayern München vor 17.000 Zuschauern ein 0:0 und da Verfolger 1860 beim ASV Nürnberg nur 1:1 spielt, ist der Club ein Spiel vor Schluss in günstigster Lage. "Wer zweifelt an dieser Tabellen-Formalität?", fragt das Fachblatt Fußball. Die Club-Fans warten noch rund 90 Minuten im Stadion, ehe sie das Ergebnis der "Löwen" erfahren. Aus Bayreuth ist gar kein Ergebnis zu erfahren, denn das Spiel fällt aus. Warum? Die Mannschaft des FC Schweinfurt 05 verunglückt auf der Anfahrt, der Bus stürzt eine Böschung herunter, einige Spieler kommen ins Krankenhaus.

In der Nordmark ist die Saison zu Ende, überraschend wird der Eimsbütteler TSV vor dem großen HSV Meister. Nach dem 3:0 gegen Wilhelmsburg tragen die TSV-Fans ihre Idole vom Platz, dem HSV hilft sein 4:2 gegen die Polizei Hamburg nichts mehr. Auch Pommern bekommt seinen Meister: Viktoria Stolp schlägt im Finale den SC Stettin 2:0. Am Niederrhein muss Hamborn 07 noch mal zittern, das 0:2 bei Preußen Krefeld lässt Meister Fortuna Düsseldorf (5:1 gegen Duisburg 99) und VfL Benrath (2:2 in Aachen) noch mal hoffen. Im Südwesten endet das Spitzenspiel FK Pirmasens gegen Kickers Offenbach 3:3, aber der Dritte im Titelrennen verpatzt die Chance kolossal: Wormatia Worms verliert bei Eintracht Frankfurt mit 0:6, bereits zum dritten Mal in der Saison 1933/1934. Die Lage bleibt auch wegen Nachholspielen unübersichtlich. Der Fußball findet: "Wir werden deshalb auch keinen Meister erhalten, der sich souverän durchgesetzt und als der stärkste erwiesen hat. Nein, die Palme erhält nur der erfolgreichste Punktesammler…"

Vor 25 Jahren findet der 22. Bundesliga-Spieltag statt. Bayern München übersteht auch die Reise zum Kaiserslauterer Betzenberg (1:1) und bleibt weiter ungeschlagen. Meister Werder Bremen sorgt für die Schlagzeilen des Wochenendes, weniger wegen des 2:1-Sieges über Waldhof Mannheim als über die Umstände, die im Weserstadion verwalten. Manager Willi Lemke hat das erste legal "verkaufte" Bundesligaspiel initiiert und dem Auto-Hersteller Citroen die Werberechte im Stadion für einen Tag überlassen. Zum Kaufpreis von 120.000 Mark. Beim "Familientag" mit Bierzelt, Gewinnspielen und Showbühne strömen die Massen, denn der Eintritt kostet nur drei bis acht Mark. So kommen zu der eher unattraktiven Partie 37.204 Zuschauer, und Lemke ist zufrieden: "Normal kommen gegen Waldhof 12.000, das macht rund 70.000 Mark Nettoeinnahmen. Jetzt habe ich das ganze Spiel für 120.000 Mark verkauft, so dass wir zusätzlich 50.000 verdienen."

Die Liga spendet Beifall, selbst Lemke-Gegner Uli Hoeneß: "Alle Aktionen sind lobenswert, die auf neuen Ideen beruhen." Bayern-Präsident Fritz Scherer ist euphorischer: "Eine großartige Idee, zu der ich den Bremern nur gratulieren kann." Lemke kündigt Wiederholungen in der neuen Saison an. Die Liga hat Ideen nötig, auch an diesem Spieltag ist die Auslastung der Stadien mäßig (43 Prozent). In Bochum verliert Torwart Ralf Zumdick beim 1:0 gegen Nürnberg einen Zahn, und Stürmer Thomas Kempe sieht Gelb, weil er von Schiedsrichter Zimmermann (Kiel) nicht geduzt werden möchte: "Noch siezen wir uns, Herr Schiedsrichter!"

In der 2. Bundesliga gibt es ein verrücktes Spitzenspiel. Tabellenführer Fortuna Köln unterliegt Wattenscheid 09 nach 5:3-Führung noch mit 5:6. "Es gibt Spiele, die gibt es nicht, und es gibt Ergebnisse, die gibt es nicht", sagt ein schockierter Fortuna-Trainer namens Hannes Linßen.

19. März

Vor 75 Jahren finden GauLigaSpiele statt. Fortuna Düsseldorf wird durch ein 2:1 bei Rot-Weiß Essen Niederrhein-Meister, vergeblich hofft Verfolger Schwarz-Weiß Essen auf Nachbarschaftshilfe von RWE. Ein Freistoß von Nationalspieler Paul Janes trägt zu Fortunas Triumph bei. Auch in Niedersachsen sind die Würfel gefallen, aber die Meisterschaft des VfL Osnabrück ist kein Meisterstück. Ein 0:1 bei Abstiegskandidat Blumenthaler SV kann sich der VfL gerade noch leisten, das Torverhältnis spricht gegen Verfolger Hannover 96. In Sachsen steht der Dresdner SC nach dem 4:0 über Titelverteidiger BC Hartha unmittelbar vor der Meisterschaft, Helmut Schön erzielt das letzte Tor.

In Baden fällt das Spiel Phönix Karlsruhe gegen VfL Neckarau aus, weil die Gäste in vier Privatautos anreisen und ausgerechnet das mit dem Trikotkoffer eine Panne hat. Was noch schwerer wiegt als das Fehlen von drei Spielern und des Spielausschuss-Obmanns, der den Wagen gefahren hat. In Württemberg ist alles entschieden, aber im Stuttgarter Derby schenken sie sich nichts. Der VfB und Meister Kickers trennen sich vor 15.000 Zuschauern mit 4:4, die Kickers liegen schon 0:3 zurück.

Vor 70 Jahren finden Gauligaspiele statt. Hertha BSC wird durch ein 2:1 gegen Tasmania Meister von Berlin-Brandenburg. Das Siegtor erzielt Fronturlauber Wilhelm Hildebrandt. Auch Pommern bekommt einen Meister, erstmals qualifiziert sich der HSV Groß-Born für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Den Weg ebnet ein 3:0 gegen den LSV Pütnitz. In Oberschlesien sind drei Mannschaften punktgleich eingelaufen, das Fachamt Fußball setzt eine Entscheidungsrunde an. Spiel eins gewinnt Germania Königshütte gegen Bismarckshütte 4:1. Sachsens Meister steht schon fest, der Dresdner SC. Bei Tura Leipzig leistet sich der DSC prompt eine 2:4-Niederlage und erweist sich als "ein schlechter Verlierer. Meister sein verpflichtet", tadelt der Kicker, ohne auf Details einzugehen. In der Notausgabe im Kriegsjahr 1944, die nur noch alle 14 Tage erscheint, ist kein Platz mehr für lückenlose Spielberichterstattung.

Vor 20 Jahren wird der 26. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Eintracht Frankfurt beeindruckt durch ein 4:0 bei Dynamo Dresden und mischt wieder im Titelrennen mit. Aber Thomas Doll scheidet mit Achillessehnenriss bis Saisonende aus. "Schlimmer geht's nimmer", klagt Trainer Klaus Toppmöller. Für Dynamo ist es die höchste Heimniederlage in der Bundesliga. Bayer Leverkusen verpasst Kaiserslautern beim 3:2-Heimsieg einen Tiefschlag im Meisterrennen, FCK-Trainer Friedel Rausch tobt: "Ich hatte Schönwetter-Fußballer in der Abwehr und keine Beißer." Besser gelaunt ist Kollege Dragoslav Stepanovic, er gibt den Siegern zwei Tage frei.

Im Abstiegskampf fliegen die Fetzen. Bei Freiburgs 0:0 gegen Nürnberg sieht Gästestürmer Sergio Zarate nach zwei absichtlichen Fouls Rot, in Leipzig muss Köln Alfons Higl schon nach 35 Minuten runter (Gelb-Rot). Aber die Kölner gewinnen trotzdem 3:2 beim VfB, zwei Tore von Toni Polster weisen den Weg. VfB-Präsident Siegfried Axtmann wählt drastische Worte: "Die Einstellung ist ganz einfach beschissen. Eine Schülermannschaft lernt schneller aus Fehlern als unsere Profis." Die Fans glauben auch nicht mehr an die Rettung, nur 5500 werden gezählt.

20. März

Vor 60 Jahren verpasst Eintracht Frankfurt im vorgezogenen Oberligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg (2:2) den Sprung an die Tabellenspitze. Vor 35.000 Zuschauern rettet Hans Wloka den Hessen mit seinem Tor zum 2:2 (85.) noch einen Punkt. Nürnbergs Chancen auf die Endrunde sind damit dahin. Im Südwesten klärt sich die Abstiegsfrage: Der ASV Landau begleitet VfR Kirn in die Zweitklassigkeit, der Rauswurf erfolgt unmissverständlich. Das Spiel der letzten Chance bei Saar 05 Saarbrücken verliert der ASV mit 0:10. Der kommende DFB-Präsident Hermann Neuberger schreibt im Sport Magazin: "Diese Elf ist wirklich nicht oberligareif!"

Vor 40 Jahren erreichen Bayern München und Borussia Mönchengladbach im Europapokal das Halbfinale. Die Bayern kommen im Landesmeisterpokal trotz eines 1:2 bei ZSKA Sofia weiter. Paul Breitners Elfmeter sorgt früh für Sicherheit, aber als Sofia nach 48 Minuten führt, steht Sepp Maier minutenlang im Brennpunkt. 70.000 entzünden ein Feuerwerk, Leuchtraketen und Kanonenschläge kommen von den Rängen. Freudenfeuer können die Fans nicht zünden. Sepp Maier lässt keine weiteren Treffer mehr zu, und Trainer Udo Lattek sagt: "Sieht man beide Spiele, sind wir verdient weiter gekommen."

Daran gibt es bei Pokalsieger Borussia nicht die mindesten Zweifel. Dem 2:0 in Belfast lassen die "Fohlen" gegen Glentoran ein 5:0 folgen, Jupp Heynckes (2), Herbert Wimmer, Horst Köppel und sogar Verteidiger Berti Vogts treffen. Vogts sagt: "Das war ein Spaziergang zum 5:0, diese Iren waren zu schwach." Im UEFA-Pokal erreicht auch der VfB Stuttgart auch das Halbfinale - 2:2 nach 0:2-Rückstand bei Vitoria Setubal. Nur der 1. FC Köln scheidet bei Tottenham Hotspur aus und geht mit 0:3 unter. Die DDR-Vertreter kommen weiter: Pokalsieger 1. FC Magdeburg reicht ein 1:1 in Bulgarien bei Beroe Stara Zagora, Lok Leipzig wirft im UEFA-Pokal Ipswich Town raus. Peter Gießners Tor erzwingt ein Elfmeterschießen, das die Leipziger unter dem Jubel von 60.000 im Zentralstadion 4:3 gewinnen.

Vor 20 Jahren endet das Sonntagsspiel der Bundesliga zwischen den Bayern und Borussia Dortmund torlos. Bayern bleibt dennoch Erster. Teamchef Franz Beckenbauer wechselt nicht mal aus, eher eine Seltenheit im Profigeschäft.

Vor zehn Jahren findet der 25. Spieltag der Bundesliga statt. In Dortmund kommt es zu einer kuriosen Szene an der Seitenlinie. Frankfurts erregter Trainer Willi Reimann schubst den Vierten Offiziellen Thorsten Schriever zweimal vor die Brust, fliegt auf die Tribüne und sieht einer Sperre entgegen. Ausgerechnet Reimann, wegen seines Phlegmas "der Buddha vom Main" tituliert, fährt aus der Haut. Wegen eines Platzverweises gegen seine Eintracht. "Ich war in der Szene sehr aufgeregt, und der ganze Vorfall tut mir ausgesprochen leid", sagt der Sünder am nächsten Tag und entschuldigt sich offiziell beim Schiedsrichtergespann um Hermann Albrecht. Es erspart ihm das harte Urteil nicht - der DFB sperrt ihn für fünf Spiele. Seinen Ärger vergrößern die Resultate der Konkurrenz im Abstiegskampf: Hertha BSC trotzt Bayern einen Punkt ab (1:1), auch Hannover (2:2 in Schalke) und Köln (2:2 gegen den VfB) spielen Remis, Borussia Mönchengladbach schlägt gar den HSV mit 3:0. Außer der Eintracht punkten alle Teams aus der Gruppe der letzten Acht. Das nennt man einen gebrauchten Tag.

21. März

Vor 70 Jahren meldet der Kicker, dass Reichstrainer Sepp Herberger "bei einem Terrorangriff auf die Reichshauptstadt seine Wohnung samt Einrichtung verloren hat", aber trotzdem "einen Lehrgang für Nachwuchsspieler in Luxemburg" durchzuführen gedenkt.

Vor 60 Jahren wird Oberligafußball gespielt. Die größten Schlagzeilen liefert der Süden. Weil Tabellenführer VfB Stuttgart die Chance auf die vorzeitige Meisterschaft kläglich verspielt und in Offenbach mit 0:4 untergeht. Und weil das Abstiegsduell zwischen Waldhof Mannheim und Viktoria Aschaffenburg sieben Minuten vor Schluss beim Stand von 2:2 abgebrochen wird. Weil Mannheims Wolfgang Lipponer ein Tor mit der Hand erzielt hat, das Anerkennung findet, weigert sich Viktoria weiter zu spielen - so muss Schiedsrichter Müller aus Soest abbrechen. Damit droht der dramatischen Saison, in der auch nach dem vorletzten Spieltag nichts entschieden ist, auch noch ein Nachspiel am Grünen Tisch.

Auch im Westen herrscht keine Klarheit, jedenfalls nicht in der Meisterfrage. Schalke 04 zeigt im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (1:3) Nerven, Günter Wilmovius verschießt einen Elfmeter, und verliert Platz eins an den 1. FC Köln (6:2 bei Absteiger Rheydter SV). Punktgleich geht das Duo in die letzten beiden Spiele, der Torquotient spricht für die Kölner. Auch Rot-Weiß Essen rechnet noch, nach dem 4:2 gegen den BVB liegt RWE nur einen Zähler zurück. Nachbar Schwarz-Weiß hat keine Ambitionen mehr, was man ihm nicht anmerkt: das 6:0 bei Bayer Leverkusen ist das Rekordergebnis des Tages. Die Abstiegsfrage ist geklärt, neben Rheydt muss auch Horst-Emscher (1:3 in Aachen) runter.

Im Südwesten bleibt die Meisterfrage offen: FK Pirmasens (7:2 vs. Neuendorf) oder 1. FC Kaiserslautern (6:0 vs. Mainz 05) - wer macht das Rennen? Der FKP verteidigt seinen Vorsprung von einem Punkt vor dem Deutschen Meister, die Meisterendrunde ist beiden aber längst sicher. Der FCK wird von Fritz Walter, "trotz Verletzung, meisterlich dirigiert", schreibt das Sport Magazin. Bruder Ottmar Walter schießt zwei Tore. Im Norden geht es nur noch um Platz zwei, den St. Pauli nach dem 2:1 gegen VfL Osnabrück behält. Werder Bremen hält aber Anschluss, das mühsame 1:0 gegen Victoria Hamburg durch einen späten Elfmeter verurteilt die Gäste beinahe schon zum Abstieg. Aber auch diese Frage ist noch offen. Theoretisch sind noch neun (!) Mannschaften in der Verlosung, eine ist der HSV, dessen dramatische Krise vorerst auf Platz neun führt. In der eigenen Stadt ist er nach dem Derby-2:3 gegen TSV Eimsbüttel nur noch Vierter. "Der HSV ist nicht einmal der Schatten seiner selbst", lästert das Sport Magazin.

Vor 50 Jahren findet der 25. Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Der 1. FC Köln muss als erster Bundesligist wegen Platzsperre (Zuschauerausschreitung) ein Heimspiel auf neutralem Platz austragen und zeigt sich unbeeinträchtigt; in Wuppertal wird Braunschweig 4:1 geschlagen und der Vorsprung auf den Meidericher SV ausgebaut. Der MSV ist zwar in Hamburg bis zur 75. Minute (0:3) auf der Siegerstraße, aber dann holt der HSV noch drei Tore auf. MSV-Trainer Rudi Gutendorf: "Das durfte einfach nicht passieren." So rücken der VfB Stuttgart (4:0 vs. Kaiserslautern) und Frankfurt (2:1 auf Schalke) näher an die Meidericher heran. Die Kölner sind aber für alle nur noch mit dem Fernglas zu erblicken. Spannender ist der Abstiegskampf, aus dem sich nur Saarbrücken (1:2 gegen Dortmund) allmählich verabschiedet. Das Kellerderby zwischen Preußen Münster und dem KSC bringt keine Tore.

Vor 25 Jahren spielt die Frauen-Nationalmannschaft in Sofia gegen Bulgarien und gewinnt mit 3:1. Die Tore erzielen Roswitha Bindl (FC Bayern), Heidi Mohr (TuS Niederkirchen) und Claudia Sonn (SC Husen-Kurl).

Vor zehn Jahren endet der 25. Bundesliga-Spieltag. Tabellenführer Werder Bremen gewinnt in Wolfsburg mit 2:0, ist nun 16 Spiele ungeschlagen, was einen Vereinsrekord bedeutet, und bei neun Punkten Vorsprung auf Meisterkurs. Manager Klaus Allofs philosophiert: "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir mal verlieren, wird von Woche zu Woche größer." Aber diese Bremer wirft nichts aus der Bahn, auch nicht ein verschossener Elfmeter von Ailton. Ivan Klasnic und Johan Micoud korrigieren mit späten Toren das Missgeschick des Brasilianers.

22. März

Vor 100 Jahren sichert sich die Spielvereinigung Fürth durch ein 2:1 beim VfR Mannheim im vorletzten Endrundenspiel schon fast die Süddeutsche Meisterschaft. Die Chancen des Frankfurter FV sind nach dem 0:1 bei den Stuttgarter Kickers nur noch minimal. FV-Torwart Wilhelm Gmelin hält zwar einen Elfmeter von Nationalspieler Eugen Kipp, aber gegen Heiligs Schuss ist er machtlos.

Vor 25 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel in Bulgarien. Nach torloser erster Hälfte gerät sie in Sofia noch in der ersten Minute nach Wiederanpfiff in Rückstand. Doch durch Tore von Rudi Völler (71.) und Joker Pierre Littbarski (86.) geht sie als etwas glücklicher 2:1-Sieger vom Platz. Teamchef Franz Beckenbauer experimentiert im Mittelfeld, wo der Dortmunder Andreas Möller (zweites Länderspiel), der Uerdinger Holger Fach und der Kölner Thomas Häßler (jeweils der dritte Einsatz) von Beginn an eine Chance erhalten. "Möller packte seine Chance beim Schopf", findet der Kicker immerhin für einen aus dem Trio lobende Worte. Franz Beckenbauer, der zum 50. Mal bei einem Länderspiel auf der Bank sitzt, bilanziert: "Es hat sich gezeigt, dass wir in spielerischer Hinsicht in Zukunft eine gute Mannschaft bekommen werden."

23. März

Vor 90 Jahren fegt der HSV in der Norddeutschen Meisterschaft Holstein Kiel mit 6:1 vom Platz. Zum Holstein-Schreck wird Heinrich Ziegenspeck (drei Tore).

Vor 40 Jahren findet der 27. Bundesliga-Spieltag statt. Die Bayern schlagen den 1. FC Köln 4:1, bleiben Erster und spielen meisterlich. Kölns Trainer Tschik Cajkovski schwärmt: "Bayern ist nicht zu stoppen." Überragend spielt Uli Hoeneß, dem die Vertragsverlängerung bis 1978 Auftrieb gibt. "Es sieht so aus, als würde auch Hoeneß für immer bei Bayern bleiben", schreibt der Kicker. Kölns Nationalspieler Wolfgang Overath wird ausgewechselt und ist so frustriert, dass er auf die WM-Teilnahme verzichten will. Borussia Mönchengladbach ist nach Frankfurts 2:3-Niederlage bei Fortuna Köln der einzige ernste Verfolger. Gegen den MSV kommen die Borussen zu einem etwas glücklichen 3:2-Sieg und wie drei Tage zuvor im Europacup trifft wieder Berti Vogts. Den einzigen Auswärtssieg vollbringt der 1. FC Kaiserslautern, der nach 0:2-Rückstand in Offenbach noch 3:2 gewinnt. Zweimal trifft Schweden-Bomber Roland Sandberg.

Vor 20 Jahren schlägt die Nationalmannschaft in einem WM-Vorbereitungsspiel den alten Rivalen Italien mit 2:1. Genau 52.800 Zuschauer sehen in Stuttgart ein erfreuliches Spiel und einen Helden an alter Wirkungsstätte. Ex-VfB-Stürmer Jürgen Klinsmann, 1994 beim AS Monaco, erzielt beide Tore. "Klinsmann schaffte die Italiener", titelt der Kicker. Die Tore fallen binnen drei Spielminuten, allerdings ist die Halbzeit dazwischen. Dino Baggios 0:1 (44.) kontert Klinsmann sofort per Kopf (45.), und er nutzt auch die erste Chance nach der Pause, als er nach Andreas Möllers Pfostentreffer abstaubt (47.). Nach 72 Minuten feiert Weltmeister Thomas Berthold sein Comeback nach fast dreijähriger Pause - zugleich ist es sein 50. Länderspiel. Sechs Minuten später gibt der Bremer Mario Basler sein Länderspieldebüt. Der Kampf um die WM-Tickets wird immer interessanter, Bundestrainer Berti Vogts erweitert den Kandidatenkreis.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

17. März

Vor 60 Jahren wird der letzte deutsche Gruppengegner für die WM in der Schweiz ermittelt. Da sich Spanien und die Türkei in Rom nach 120 Minuten 2:2 trennen, muss das Los entscheiden. Es macht die Sensation perfekt - die Türkei fährt zur WM. Bundestrainer Sepp Herberger muss umplanen, alle Experten haben mit einem spanischen Sieg gerechnet. Kritik erntet die Entscheidung der FIFA, die Türkei anstelle von Deutschland zu setzen.

Vor 50 Jahren spielen die verbliebenen Bundesligisten im Europapokal mit wechselndem Erfolg. Beide verlieren, aber der BVB kann sich das leisten, das 1:3 gegen Dukla Prag ist nach dem Hinspiel (4:0) in Prag kein Beinbruch. Dukla um Sturmführer Josef Masopust beeindruckt die 42.000 Zuschauer im Stadion Rote Erde. "Ein Spiel voller Rasse und Klasse, Tempokombinationen, Wirbelschüsse und alles was das Fußballherz begehrt", urteilt das Sport Magazin. Borussia erreicht als zweite deutsche Mannschaft überhaupt das Halbfinale im Landesmeister-Cup. Für Pokalsieger HSV ist dagegen Endstation - er unterliegt mit 0:2. Uwe Seeler schimpft: "Es ist und bleibt wie verhext. Was sind nur wieder für Tore gegen uns gefallen?" Doppeltorschütze Combin macht es nochmal spannend, als er sich gegen Dieter Seeler eine Tätlichkeit (62.) leistet und damit seine Elf dezimiert.

Vor 30 Jahren wird das spannende Titelrennen etwas übersichtlicher. Nach dem 0:4 im Nordderby bei Meister HSV ist Werder Bremen zu weit abgeschlagen, während die Hamburger von der Titelverteidigung träumen. Überragender Akteur auf dem Platz ist Wolfgang Rolff, dem trotz defensiver Aufgaben sogar ein Tor gelingt. "Besser kann man nicht spielen", lobt ihn Teamkollege Ditmar Jakobs. Tabellenführer bleiben die Bayern, die gegen Bochum schon nach 15 Minuten 3:0 führen und letztlich 5:1 gewinnen. In Spiel eins nach Bekanntgabe seines Wechsels zu Inter Mailand verschießt Kapitän Karl-Heinz Rummenigge einen Elfmeter, zuvor hatte er aber schon getroffen. Bochums Heinz Knüwe holt sich nach dem Spiel, bewaffnet mit Filzstift und Poster, ein Autogramm von Rummenigge. Borussia Mönchengladbach gewinnt das Prestigederby in Köln 2:1 und bleibt Dritter, aber Trainer Jupp Heynckes stapelt tief: "Wir sind schon zufrieden, wenn wir in den UEFA-Pokal kommen."

Darum geht es für Borussia Dortmund auf Platz 13 nicht mehr, aber gegen Fortuna Düsseldorf sieht es fast danach aus. Zur Pause noch torlos, endet das Heimspiel des BVB 6:0. Die Kellerkinder wagen den Aufstand, Kickers Offenbach holt einen Punkt am Betzenberg (1:1), der 1. FC Nürnberg enttäuscht auch beim 0:0 gegen Waldhof Mannheim, kommt aber Relegationsplatz 16 näher. Den belegt Eintracht Frankfurt nach der 1:2-Heimniederlage gegen Braunschweig. Für Kapitän Charly Körbel ist es ein logisches Ergebnis. Erstmals habe er im Waldstadion eine Seitenwahl verloren, und "da hatte ich gleich das Gefühl, dass heute was schiefgehen könnte".

Vor 20 Jahren gelingt Borussia Dortmund bei Inter Mailand ein bitterer Sieg. Trotz des 2:1 in San Siro durch Tore von Michael Zorc und dem 17-jährigen Lars Ricken scheiden die Borussen aus dem UEFA-Pokal aus. Im Hinspiel waren sie 1:3 unterlegen. Matthias Sammer resümiert verärgert: "Wir haben nichts erreicht."

18. März

Vor 80 Jahren fällt in Bayern eine Vorentscheidung. Der 1. FC Nürnberg ertrotzt bei Bayern München vor 17.000 Zuschauern ein 0:0 und da Verfolger 1860 beim ASV Nürnberg nur 1:1 spielt, ist der Club ein Spiel vor Schluss in günstigster Lage. "Wer zweifelt an dieser Tabellen-Formalität?", fragt das Fachblatt Fußball. Die Club-Fans warten noch rund 90 Minuten im Stadion, ehe sie das Ergebnis der "Löwen" erfahren. Aus Bayreuth ist gar kein Ergebnis zu erfahren, denn das Spiel fällt aus. Warum? Die Mannschaft des FC Schweinfurt 05 verunglückt auf der Anfahrt, der Bus stürzt eine Böschung herunter, einige Spieler kommen ins Krankenhaus.

In der Nordmark ist die Saison zu Ende, überraschend wird der Eimsbütteler TSV vor dem großen HSV Meister. Nach dem 3:0 gegen Wilhelmsburg tragen die TSV-Fans ihre Idole vom Platz, dem HSV hilft sein 4:2 gegen die Polizei Hamburg nichts mehr. Auch Pommern bekommt seinen Meister: Viktoria Stolp schlägt im Finale den SC Stettin 2:0. Am Niederrhein muss Hamborn 07 noch mal zittern, das 0:2 bei Preußen Krefeld lässt Meister Fortuna Düsseldorf (5:1 gegen Duisburg 99) und VfL Benrath (2:2 in Aachen) noch mal hoffen. Im Südwesten endet das Spitzenspiel FK Pirmasens gegen Kickers Offenbach 3:3, aber der Dritte im Titelrennen verpatzt die Chance kolossal: Wormatia Worms verliert bei Eintracht Frankfurt mit 0:6, bereits zum dritten Mal in der Saison 1933/1934. Die Lage bleibt auch wegen Nachholspielen unübersichtlich. Der Fußball findet: "Wir werden deshalb auch keinen Meister erhalten, der sich souverän durchgesetzt und als der stärkste erwiesen hat. Nein, die Palme erhält nur der erfolgreichste Punktesammler…"

Vor 25 Jahren findet der 22. Bundesliga-Spieltag statt. Bayern München übersteht auch die Reise zum Kaiserslauterer Betzenberg (1:1) und bleibt weiter ungeschlagen. Meister Werder Bremen sorgt für die Schlagzeilen des Wochenendes, weniger wegen des 2:1-Sieges über Waldhof Mannheim als über die Umstände, die im Weserstadion verwalten. Manager Willi Lemke hat das erste legal "verkaufte" Bundesligaspiel initiiert und dem Auto-Hersteller Citroen die Werberechte im Stadion für einen Tag überlassen. Zum Kaufpreis von 120.000 Mark. Beim "Familientag" mit Bierzelt, Gewinnspielen und Showbühne strömen die Massen, denn der Eintritt kostet nur drei bis acht Mark. So kommen zu der eher unattraktiven Partie 37.204 Zuschauer, und Lemke ist zufrieden: "Normal kommen gegen Waldhof 12.000, das macht rund 70.000 Mark Nettoeinnahmen. Jetzt habe ich das ganze Spiel für 120.000 Mark verkauft, so dass wir zusätzlich 50.000 verdienen."

Die Liga spendet Beifall, selbst Lemke-Gegner Uli Hoeneß: "Alle Aktionen sind lobenswert, die auf neuen Ideen beruhen." Bayern-Präsident Fritz Scherer ist euphorischer: "Eine großartige Idee, zu der ich den Bremern nur gratulieren kann." Lemke kündigt Wiederholungen in der neuen Saison an. Die Liga hat Ideen nötig, auch an diesem Spieltag ist die Auslastung der Stadien mäßig (43 Prozent). In Bochum verliert Torwart Ralf Zumdick beim 1:0 gegen Nürnberg einen Zahn, und Stürmer Thomas Kempe sieht Gelb, weil er von Schiedsrichter Zimmermann (Kiel) nicht geduzt werden möchte: "Noch siezen wir uns, Herr Schiedsrichter!"

In der 2. Bundesliga gibt es ein verrücktes Spitzenspiel. Tabellenführer Fortuna Köln unterliegt Wattenscheid 09 nach 5:3-Führung noch mit 5:6. "Es gibt Spiele, die gibt es nicht, und es gibt Ergebnisse, die gibt es nicht", sagt ein schockierter Fortuna-Trainer namens Hannes Linßen.

19. März

Vor 75 Jahren finden GauLigaSpiele statt. Fortuna Düsseldorf wird durch ein 2:1 bei Rot-Weiß Essen Niederrhein-Meister, vergeblich hofft Verfolger Schwarz-Weiß Essen auf Nachbarschaftshilfe von RWE. Ein Freistoß von Nationalspieler Paul Janes trägt zu Fortunas Triumph bei. Auch in Niedersachsen sind die Würfel gefallen, aber die Meisterschaft des VfL Osnabrück ist kein Meisterstück. Ein 0:1 bei Abstiegskandidat Blumenthaler SV kann sich der VfL gerade noch leisten, das Torverhältnis spricht gegen Verfolger Hannover 96. In Sachsen steht der Dresdner SC nach dem 4:0 über Titelverteidiger BC Hartha unmittelbar vor der Meisterschaft, Helmut Schön erzielt das letzte Tor.

In Baden fällt das Spiel Phönix Karlsruhe gegen VfL Neckarau aus, weil die Gäste in vier Privatautos anreisen und ausgerechnet das mit dem Trikotkoffer eine Panne hat. Was noch schwerer wiegt als das Fehlen von drei Spielern und des Spielausschuss-Obmanns, der den Wagen gefahren hat. In Württemberg ist alles entschieden, aber im Stuttgarter Derby schenken sie sich nichts. Der VfB und Meister Kickers trennen sich vor 15.000 Zuschauern mit 4:4, die Kickers liegen schon 0:3 zurück.

Vor 70 Jahren finden Gauligaspiele statt. Hertha BSC wird durch ein 2:1 gegen Tasmania Meister von Berlin-Brandenburg. Das Siegtor erzielt Fronturlauber Wilhelm Hildebrandt. Auch Pommern bekommt einen Meister, erstmals qualifiziert sich der HSV Groß-Born für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Den Weg ebnet ein 3:0 gegen den LSV Pütnitz. In Oberschlesien sind drei Mannschaften punktgleich eingelaufen, das Fachamt Fußball setzt eine Entscheidungsrunde an. Spiel eins gewinnt Germania Königshütte gegen Bismarckshütte 4:1. Sachsens Meister steht schon fest, der Dresdner SC. Bei Tura Leipzig leistet sich der DSC prompt eine 2:4-Niederlage und erweist sich als "ein schlechter Verlierer. Meister sein verpflichtet", tadelt der Kicker, ohne auf Details einzugehen. In der Notausgabe im Kriegsjahr 1944, die nur noch alle 14 Tage erscheint, ist kein Platz mehr für lückenlose Spielberichterstattung.

Vor 20 Jahren wird der 26. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Eintracht Frankfurt beeindruckt durch ein 4:0 bei Dynamo Dresden und mischt wieder im Titelrennen mit. Aber Thomas Doll scheidet mit Achillessehnenriss bis Saisonende aus. "Schlimmer geht's nimmer", klagt Trainer Klaus Toppmöller. Für Dynamo ist es die höchste Heimniederlage in der Bundesliga. Bayer Leverkusen verpasst Kaiserslautern beim 3:2-Heimsieg einen Tiefschlag im Meisterrennen, FCK-Trainer Friedel Rausch tobt: "Ich hatte Schönwetter-Fußballer in der Abwehr und keine Beißer." Besser gelaunt ist Kollege Dragoslav Stepanovic, er gibt den Siegern zwei Tage frei.

Im Abstiegskampf fliegen die Fetzen. Bei Freiburgs 0:0 gegen Nürnberg sieht Gästestürmer Sergio Zarate nach zwei absichtlichen Fouls Rot, in Leipzig muss Köln Alfons Higl schon nach 35 Minuten runter (Gelb-Rot). Aber die Kölner gewinnen trotzdem 3:2 beim VfB, zwei Tore von Toni Polster weisen den Weg. VfB-Präsident Siegfried Axtmann wählt drastische Worte: "Die Einstellung ist ganz einfach beschissen. Eine Schülermannschaft lernt schneller aus Fehlern als unsere Profis." Die Fans glauben auch nicht mehr an die Rettung, nur 5500 werden gezählt.

20. März

Vor 60 Jahren verpasst Eintracht Frankfurt im vorgezogenen Oberligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg (2:2) den Sprung an die Tabellenspitze. Vor 35.000 Zuschauern rettet Hans Wloka den Hessen mit seinem Tor zum 2:2 (85.) noch einen Punkt. Nürnbergs Chancen auf die Endrunde sind damit dahin. Im Südwesten klärt sich die Abstiegsfrage: Der ASV Landau begleitet VfR Kirn in die Zweitklassigkeit, der Rauswurf erfolgt unmissverständlich. Das Spiel der letzten Chance bei Saar 05 Saarbrücken verliert der ASV mit 0:10. Der kommende DFB-Präsident Hermann Neuberger schreibt im Sport Magazin: "Diese Elf ist wirklich nicht oberligareif!"

Vor 40 Jahren erreichen Bayern München und Borussia Mönchengladbach im Europapokal das Halbfinale. Die Bayern kommen im Landesmeisterpokal trotz eines 1:2 bei ZSKA Sofia weiter. Paul Breitners Elfmeter sorgt früh für Sicherheit, aber als Sofia nach 48 Minuten führt, steht Sepp Maier minutenlang im Brennpunkt. 70.000 entzünden ein Feuerwerk, Leuchtraketen und Kanonenschläge kommen von den Rängen. Freudenfeuer können die Fans nicht zünden. Sepp Maier lässt keine weiteren Treffer mehr zu, und Trainer Udo Lattek sagt: "Sieht man beide Spiele, sind wir verdient weiter gekommen."

Daran gibt es bei Pokalsieger Borussia nicht die mindesten Zweifel. Dem 2:0 in Belfast lassen die "Fohlen" gegen Glentoran ein 5:0 folgen, Jupp Heynckes (2), Herbert Wimmer, Horst Köppel und sogar Verteidiger Berti Vogts treffen. Vogts sagt: "Das war ein Spaziergang zum 5:0, diese Iren waren zu schwach." Im UEFA-Pokal erreicht auch der VfB Stuttgart auch das Halbfinale - 2:2 nach 0:2-Rückstand bei Vitoria Setubal. Nur der 1. FC Köln scheidet bei Tottenham Hotspur aus und geht mit 0:3 unter. Die DDR-Vertreter kommen weiter: Pokalsieger 1. FC Magdeburg reicht ein 1:1 in Bulgarien bei Beroe Stara Zagora, Lok Leipzig wirft im UEFA-Pokal Ipswich Town raus. Peter Gießners Tor erzwingt ein Elfmeterschießen, das die Leipziger unter dem Jubel von 60.000 im Zentralstadion 4:3 gewinnen.

Vor 20 Jahren endet das Sonntagsspiel der Bundesliga zwischen den Bayern und Borussia Dortmund torlos. Bayern bleibt dennoch Erster. Teamchef Franz Beckenbauer wechselt nicht mal aus, eher eine Seltenheit im Profigeschäft.

Vor zehn Jahren findet der 25. Spieltag der Bundesliga statt. In Dortmund kommt es zu einer kuriosen Szene an der Seitenlinie. Frankfurts erregter Trainer Willi Reimann schubst den Vierten Offiziellen Thorsten Schriever zweimal vor die Brust, fliegt auf die Tribüne und sieht einer Sperre entgegen. Ausgerechnet Reimann, wegen seines Phlegmas "der Buddha vom Main" tituliert, fährt aus der Haut. Wegen eines Platzverweises gegen seine Eintracht. "Ich war in der Szene sehr aufgeregt, und der ganze Vorfall tut mir ausgesprochen leid", sagt der Sünder am nächsten Tag und entschuldigt sich offiziell beim Schiedsrichtergespann um Hermann Albrecht. Es erspart ihm das harte Urteil nicht - der DFB sperrt ihn für fünf Spiele. Seinen Ärger vergrößern die Resultate der Konkurrenz im Abstiegskampf: Hertha BSC trotzt Bayern einen Punkt ab (1:1), auch Hannover (2:2 in Schalke) und Köln (2:2 gegen den VfB) spielen Remis, Borussia Mönchengladbach schlägt gar den HSV mit 3:0. Außer der Eintracht punkten alle Teams aus der Gruppe der letzten Acht. Das nennt man einen gebrauchten Tag.

21. März

Vor 70 Jahren meldet der Kicker, dass Reichstrainer Sepp Herberger "bei einem Terrorangriff auf die Reichshauptstadt seine Wohnung samt Einrichtung verloren hat", aber trotzdem "einen Lehrgang für Nachwuchsspieler in Luxemburg" durchzuführen gedenkt.

Vor 60 Jahren wird Oberligafußball gespielt. Die größten Schlagzeilen liefert der Süden. Weil Tabellenführer VfB Stuttgart die Chance auf die vorzeitige Meisterschaft kläglich verspielt und in Offenbach mit 0:4 untergeht. Und weil das Abstiegsduell zwischen Waldhof Mannheim und Viktoria Aschaffenburg sieben Minuten vor Schluss beim Stand von 2:2 abgebrochen wird. Weil Mannheims Wolfgang Lipponer ein Tor mit der Hand erzielt hat, das Anerkennung findet, weigert sich Viktoria weiter zu spielen - so muss Schiedsrichter Müller aus Soest abbrechen. Damit droht der dramatischen Saison, in der auch nach dem vorletzten Spieltag nichts entschieden ist, auch noch ein Nachspiel am Grünen Tisch.

Auch im Westen herrscht keine Klarheit, jedenfalls nicht in der Meisterfrage. Schalke 04 zeigt im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (1:3) Nerven, Günter Wilmovius verschießt einen Elfmeter, und verliert Platz eins an den 1. FC Köln (6:2 bei Absteiger Rheydter SV). Punktgleich geht das Duo in die letzten beiden Spiele, der Torquotient spricht für die Kölner. Auch Rot-Weiß Essen rechnet noch, nach dem 4:2 gegen den BVB liegt RWE nur einen Zähler zurück. Nachbar Schwarz-Weiß hat keine Ambitionen mehr, was man ihm nicht anmerkt: das 6:0 bei Bayer Leverkusen ist das Rekordergebnis des Tages. Die Abstiegsfrage ist geklärt, neben Rheydt muss auch Horst-Emscher (1:3 in Aachen) runter.

Im Südwesten bleibt die Meisterfrage offen: FK Pirmasens (7:2 vs. Neuendorf) oder 1. FC Kaiserslautern (6:0 vs. Mainz 05) - wer macht das Rennen? Der FKP verteidigt seinen Vorsprung von einem Punkt vor dem Deutschen Meister, die Meisterendrunde ist beiden aber längst sicher. Der FCK wird von Fritz Walter, "trotz Verletzung, meisterlich dirigiert", schreibt das Sport Magazin. Bruder Ottmar Walter schießt zwei Tore. Im Norden geht es nur noch um Platz zwei, den St. Pauli nach dem 2:1 gegen VfL Osnabrück behält. Werder Bremen hält aber Anschluss, das mühsame 1:0 gegen Victoria Hamburg durch einen späten Elfmeter verurteilt die Gäste beinahe schon zum Abstieg. Aber auch diese Frage ist noch offen. Theoretisch sind noch neun (!) Mannschaften in der Verlosung, eine ist der HSV, dessen dramatische Krise vorerst auf Platz neun führt. In der eigenen Stadt ist er nach dem Derby-2:3 gegen TSV Eimsbüttel nur noch Vierter. "Der HSV ist nicht einmal der Schatten seiner selbst", lästert das Sport Magazin.

Vor 50 Jahren findet der 25. Spieltag der Bundesliga-Historie statt. Der 1. FC Köln muss als erster Bundesligist wegen Platzsperre (Zuschauerausschreitung) ein Heimspiel auf neutralem Platz austragen und zeigt sich unbeeinträchtigt; in Wuppertal wird Braunschweig 4:1 geschlagen und der Vorsprung auf den Meidericher SV ausgebaut. Der MSV ist zwar in Hamburg bis zur 75. Minute (0:3) auf der Siegerstraße, aber dann holt der HSV noch drei Tore auf. MSV-Trainer Rudi Gutendorf: "Das durfte einfach nicht passieren." So rücken der VfB Stuttgart (4:0 vs. Kaiserslautern) und Frankfurt (2:1 auf Schalke) näher an die Meidericher heran. Die Kölner sind aber für alle nur noch mit dem Fernglas zu erblicken. Spannender ist der Abstiegskampf, aus dem sich nur Saarbrücken (1:2 gegen Dortmund) allmählich verabschiedet. Das Kellerderby zwischen Preußen Münster und dem KSC bringt keine Tore.

Vor 25 Jahren spielt die Frauen-Nationalmannschaft in Sofia gegen Bulgarien und gewinnt mit 3:1. Die Tore erzielen Roswitha Bindl (FC Bayern), Heidi Mohr (TuS Niederkirchen) und Claudia Sonn (SC Husen-Kurl).

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Vor zehn Jahren endet der 25. Bundesliga-Spieltag. Tabellenführer Werder Bremen gewinnt in Wolfsburg mit 2:0, ist nun 16 Spiele ungeschlagen, was einen Vereinsrekord bedeutet, und bei neun Punkten Vorsprung auf Meisterkurs. Manager Klaus Allofs philosophiert: "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir mal verlieren, wird von Woche zu Woche größer." Aber diese Bremer wirft nichts aus der Bahn, auch nicht ein verschossener Elfmeter von Ailton. Ivan Klasnic und Johan Micoud korrigieren mit späten Toren das Missgeschick des Brasilianers.

22. März

Vor 100 Jahren sichert sich die Spielvereinigung Fürth durch ein 2:1 beim VfR Mannheim im vorletzten Endrundenspiel schon fast die Süddeutsche Meisterschaft. Die Chancen des Frankfurter FV sind nach dem 0:1 bei den Stuttgarter Kickers nur noch minimal. FV-Torwart Wilhelm Gmelin hält zwar einen Elfmeter von Nationalspieler Eugen Kipp, aber gegen Heiligs Schuss ist er machtlos.

Vor 25 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel in Bulgarien. Nach torloser erster Hälfte gerät sie in Sofia noch in der ersten Minute nach Wiederanpfiff in Rückstand. Doch durch Tore von Rudi Völler (71.) und Joker Pierre Littbarski (86.) geht sie als etwas glücklicher 2:1-Sieger vom Platz. Teamchef Franz Beckenbauer experimentiert im Mittelfeld, wo der Dortmunder Andreas Möller (zweites Länderspiel), der Uerdinger Holger Fach und der Kölner Thomas Häßler (jeweils der dritte Einsatz) von Beginn an eine Chance erhalten. "Möller packte seine Chance beim Schopf", findet der Kicker immerhin für einen aus dem Trio lobende Worte. Franz Beckenbauer, der zum 50. Mal bei einem Länderspiel auf der Bank sitzt, bilanziert: "Es hat sich gezeigt, dass wir in spielerischer Hinsicht in Zukunft eine gute Mannschaft bekommen werden."

23. März

Vor 90 Jahren fegt der HSV in der Norddeutschen Meisterschaft Holstein Kiel mit 6:1 vom Platz. Zum Holstein-Schreck wird Heinrich Ziegenspeck (drei Tore).

Vor 40 Jahren findet der 27. Bundesliga-Spieltag statt. Die Bayern schlagen den 1. FC Köln 4:1, bleiben Erster und spielen meisterlich. Kölns Trainer Tschik Cajkovski schwärmt: "Bayern ist nicht zu stoppen." Überragend spielt Uli Hoeneß, dem die Vertragsverlängerung bis 1978 Auftrieb gibt. "Es sieht so aus, als würde auch Hoeneß für immer bei Bayern bleiben", schreibt der Kicker. Kölns Nationalspieler Wolfgang Overath wird ausgewechselt und ist so frustriert, dass er auf die WM-Teilnahme verzichten will. Borussia Mönchengladbach ist nach Frankfurts 2:3-Niederlage bei Fortuna Köln der einzige ernste Verfolger. Gegen den MSV kommen die Borussen zu einem etwas glücklichen 3:2-Sieg und wie drei Tage zuvor im Europacup trifft wieder Berti Vogts. Den einzigen Auswärtssieg vollbringt der 1. FC Kaiserslautern, der nach 0:2-Rückstand in Offenbach noch 3:2 gewinnt. Zweimal trifft Schweden-Bomber Roland Sandberg.

Vor 20 Jahren schlägt die Nationalmannschaft in einem WM-Vorbereitungsspiel den alten Rivalen Italien mit 2:1. Genau 52.800 Zuschauer sehen in Stuttgart ein erfreuliches Spiel und einen Helden an alter Wirkungsstätte. Ex-VfB-Stürmer Jürgen Klinsmann, 1994 beim AS Monaco, erzielt beide Tore. "Klinsmann schaffte die Italiener", titelt der Kicker. Die Tore fallen binnen drei Spielminuten, allerdings ist die Halbzeit dazwischen. Dino Baggios 0:1 (44.) kontert Klinsmann sofort per Kopf (45.), und er nutzt auch die erste Chance nach der Pause, als er nach Andreas Möllers Pfostentreffer abstaubt (47.). Nach 72 Minuten feiert Weltmeister Thomas Berthold sein Comeback nach fast dreijähriger Pause - zugleich ist es sein 50. Länderspiel. Sechs Minuten später gibt der Bremer Mario Basler sein Länderspieldebüt. Der Kampf um die WM-Tickets wird immer interessanter, Bundestrainer Berti Vogts erweitert den Kandidatenkreis.