DFB-Wochenschau: Abpfiff nach Schumachers "Anpfiff"

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

5. März

Vor 50 Jahren bestreitet der HSV in Barcelona ein Benefizspiel zugunsten des Barca-Torwarts Ramallets. Das Ergebnis vor 100.000 Zuschauern erschüttert die Fachwelt: 5:1 für Barcelona. Nach den Europacuppleiten von Nürnberg in Lissabon (0:6) und Bremen bei Atletico Madrid (1:3) löst das dritte deutsche internationale Debakel binnen 14 Tagen eine Debatte aus. „Wir stehen am Scheideweg. Und wer das nicht wahrhaben will, frage einmal die HSV-Mannschaft, die gegen Barcelona spielte“, kommentiert das Sport Magazin. Das HSV-Tor durch Charly Dörfel fällt erst, als alles gelaufen ist (76.). „Jocki“ Meinke erleidet zu allem Übel einen Nasenbeinbruch.

Vor zehn Jahren setzt sich Bayer Leverkusen im rheinischen Nachbarschaftsduell mit dem 1. FC Köln in der Verlängerung (3:1) durch und erreicht das Pokalfinale. Mühsamer als gedacht, verläuft das Spiel des Tabellenersten gegen den Tabellenletzten. Nach einem Eigentor von Marc Zellweger führt Bayer bis zur 90. Minute, da köpft Kölns Abwehrchef Rigobert Song den Ausgleich. Und das in Unterzahl, die sich durch Georgi Donkovs Platzverweis ergibt. Erst in der Verlängerung schießt Bayer selbst Tore: Boris Zivkovic und Bernd Schneider lösen das Ticket nach Berlin. Trainer Klaus Toppmöller registriert dennoch die Pfiffe und sagt: „Ich muss mich scheinbar für Siege entschuldigen.“

Am selben Tag gewinnt die Frauen-Nationalmannschaft beim Algarve-Cup gegen Finnland 2:0. Tore: Petra Wimbersky und Bettina Wiegmann.

6. März

Vor 80 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Leipzig auf die Schweiz. Als nach 90 Minuten unter „begeistertem Beifall der großen Masse“ (Kicker) der Abpfiff ertönt, hat die Elf von Otto Nerz 2:0 gewonnen. Dresdens Richard Hofmann verwandelt einen Handelfmeter (40.) und entscheidet die Partie sodann aus noch etwas größerer Entfernung – aus 20 Metern trifft er zum 2:0-Endstand (83.). Bestnoten erhalten natürlich Doppeltorschütze Hofmann und der Fürther Leo Leinberger, laut Kicker „die Seele der deutschen Elf“, in der fünf Frankfurter stehen. Der deutsche Sieg gilt als verdient, „die Schweizer gaben einen ritterlichen Gegner ab“.

Der Ligabetrieb läuft trotzdem weiter und das hat Folgen: Ohne Nationalspieler Ernst Kuzorra ist Schalke nicht mal mehr in der eigenen Stadt Primus und unterliegt Gelsenkirchen 07 sensationell mit 0:1.

In den Endrundenkämpfen um die Süddeutsche fallen weiterhin keine Entscheidungen. Der VfB Stuttgart trotzt Favorit 1. FC Nürnberg ein 2:2 ab, aber 1860 München kann das nicht nutzen (1:2 gegen Karlsruher FV). In der Nordwest-Staffel leistet sich die Frankfurter Eintracht ein 0:0 beim FV Saarbrücken. So rücken die Verfolger VfL Neckarau (2:0 vs. Pirmasens) und FSV Frankfurt (2:1 vs. Worms) auf einen bzw. zwei Zähler heran.

Vor 30 Jahren nährt Bayern München seinen Betzenberg-Komplex. Der Meister und Tabellenführer verspielt in Kaiserslautern eine Halbzeit-Führung (Tor: Rummenigge) und verliert noch 1:2. „Der Betzenberg bleibt für den FC Bayern ein Trauma!“, stellt der Kicker fest. Der verletzte Lauterer Nationalspieler Hans-Peter Briegel sagt stolz: „Bei uns muss man immer damit rechnen, dass wir ein solches Spiel noch rumreißen.“ In der Feldkamp-Ära auf alle Fälle. Gegen Bayern treffen sogar FCK-Verteidiger, wenn es denn sein muss: Michael Dusek gleicht aus, ehe Norbert Eilenfeldt das 2:1 gelingt. „Wenn eine Niederlage unnötig war, dann diese“, schimpft Bayern-Torwart Manfred Müller.

Den Verfolgern ist es recht: Der 1. FC Köln rückt auf einen Punkt heran, Klaus Allofs schießt den VfB Stuttgart (3:0) alleine ab und philosophiert: „Heute stand ich nach langer Zeit mal wieder auf der Sonnenseite.“ Der HSV dagegen steht im Regen und nutzt Bayerns Patzer nur unzureichend: Gegen den VfL Bochum verspielt er zu Hause in den letzten zehn Minuten eine 2:0-Führung. Walter Oswald und Christian Schreier treffen für die Gäste, Stürmer Lars Bastrup ist betroffen: „Wir haben gespielt wie die Anfänger.“

Die Bochumer machen sich dagegen Hoffnungen auf eine Zusatzprämie. „Vielleicht schicken uns die Bayern und Kölner ja einen Blumenstrauß“, spekuliert Dieter Bast. Borussia Mönchengladbach erwähnt er nicht, dabei ist auch der Altmeister noch im Geschäft. Doch nach dem 2:3 in Nürnberg spricht kein Borusse vom Titel, Schuld ist aber der Schiedsrichter. Weil Medardus Luca Nürnberg einen umstrittenen Elfmeter gibt, lästert Gästetrainer Jupp Heynckes: „Ich habe gehört dass er nach dieser Saison aufhört. Er tut gut daran.“ Dabei gibt Herr Luca auch den Borussen einen Elfmeter, doch Hans-Günter Bruns scheitert an Rudi Kargus, der damit zum Rekord-Elfmetertöter der Liga avanciert. Er ist es bis heute mit 23 Paraden.

Vor 25 Jahren schließt der DFB Kölns Torwart Harald Schumacher aus der Nationalmannschaft aus, und das ausgerechnet an seinem 33. Geburtstag. Sein Enthüllungsbuch „Anpfiff“ wird ihm zum Verhängnis, es wird sein Abpfiff. DFB-Präsident Hermann Neuberger sagt vor rund 60 Journalisten in der Verbandszentrale: „Viele Passagen in dem Buch, das ich zweimal gelesen habe, sind nicht stichhaltig.“ Teamchef Franz Beckenbauer ergänzt: „Grundsätzlich ist es bedauerlich, dass wir am Freitag diese Erklärung abgeben mussten. Aber in seinem Buch führt Toni Dinge an, die weit unter die Gürtellinie gehen, deshalb mussten wir reagieren.“ Und Toni? „Ich sage nichts.“ Auch sein Verein will die Trennung, der Vertrag mit dem 1. FC Köln wird vorzeitig am 30. Juni 1987 beendet.

Vor 20 Jahren schmunzelt die Bundesliga über Gladbachs Michael Klinkert. Beim 2:1 in Dresden trifft er für beide Mannschaften – ein Kunststück, das dem Verteidiger mit Hang zum Eigentor in der Saison 1991/1992 bereits zum zweiten Mal geglückt ist. „Ich habe Himmel und Hölle erlebt, noch mal stehe ich das nicht durch“, sagt Klinkert, der genug hat von seiner Doppelrolle.

Am selben Tag entlässt Aufsteiger Hansa Rostock Trainer Uwe Reinders nach dem 0:0 gegen MSV Duisburg, allerdings unabhängig vom Ergebnis. „Wir hätten ihn nach einem Sieg entlassen“, verdeutlicht Vizepräsident Dieter Wruck das Zerwürfnis zwischen Vorstand und Trainer. Reinders glaubte die Mannschaft hinter sich zu haben und sammelte Unterschriften. Doch zwei Spieler weigerten sich zu unterschreiben, dass sie sich beim Vorstand nicht über den Trainer beschwert hätten. Noch so ein Eigentor…

Vor zehn Jahren erreicht Schalke 04 das Pokalfinale. Der Titelverteidiger wirft Meister Bayern München in der ausverkauften Veltins-Arena in der Verlängerung aus dem Wettbewerb. Nach einem Platzverweis gegen Sammy Kuffour in der 90. Minute stehen zehn Bayern auf verlorenem Posten. Nico van Hoogdalem (100.) und Jörg Böhme (115.) überwinden Oliver Kahn, Präsident Franz Beckenbauer zeigt Milde: „In Schalke kann man verlieren, gerade im Pokal.“

7. März

Vor 25 Jahren findet das DFB-Pokal-Viertelfinale statt. Am Bökelberg feiert Borussia Mönchengladbach ein Rekord-Schützenfest – 9:2 gegen Bundesligist Bayer Uerdingen. Dabei gehen die Gäste nach 17 Minuten durch Stefan Kuntz in Führung, doch das entfesselt die Gladbacher Angreifer. Hans-Jörg Criens, Uwe Rahn und „Schorsch“ Drehsen treffen jeweils doppelt. Bayer-Torwart Werner Vollack ist geschockt: „Es war furchtbar, so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Rudi Bommer ergänzt: „Selbst in der E-Jugend habe ich nie so hoch verloren.“

In den drei anderen Partien fallen gemeinsam nur halb so viel Tore. Zweitligist Stuttgarter Kickers wirft Eintracht Frankfurt raus (3:1), vergeblich legen die Hessen Protest ein wegen eines nicht anerkannten Tores von Thomas Berthold. Hier gilt das Prinzip der Tatsachenentscheidung. Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf wirft den Zweitligist Karlsruher SC raus, der 18-jährige Dirk Krümpelmann trifft kurz vor Schluss zum Tor des Tages im gähnend leeren Rhein-Stadion (8500 Zuschauer). Auch in Darmstadt fällt nur ein Tor, der HSV dankt Joker Manfred Kastl, der zwei Minuten vor Abpfiff sticht. Frust bei den tapferen Darmstädtern: „Lieber mit zwei, drei Toren Unterschied als durch solch ein Misttor verlieren. Da ärgert man sich ja noch Jahre später drüber“, sagt der 21-jährige Lilien-Stürmer Bruno Labbadia.

Vor 20 Jahren gibt es in der Bundesliga nur einen Heimsieg. Wie so oft verliert Bayern München am Betzenberg – diesmal aber entspricht das Resultat (4:0) den Realitäten. Meister Kaiserslautern spielt wieder oben mit, Bayern steckt im Abstiegskampf und zeigt Nerven: Roland Grahammer fliegt nach einer Tätlichkeit vom Platz (40.). Stefan Effenberg ahnt: „Jetzt müssen wir kämpfen, sonst steigen wir ab.“ Das soll ein neuer Trainer verhindern, Sören Lerby sitzt letztmals auf der Bank der Münchner. Vizepräsident Franz Beckenbauer sagt jedoch auf entsprechende Fragen: „Es macht keinen Sinn, noch einmal den Trainer zu wechseln.“

Fest im Sattel sitzt dagegen Ottmar Hitzfeld in Dortmund, der BVB genießt nach dem 2:1 in Köln weiter das ungewohnte Gefühl einer Tabellenführung. Michael Zorc schießt das Siegtor. Aber die Konkurrenz schläft nicht, auch Eintracht Frankfurt (2:0 bei Kickers Stuttgart) und VfB Stuttgart (2:0 in Bochum) schaffen Auswärtssiege.

Vor zehn Jahren unterliegen die DFB-Frauen beim Algarve-Cup Schweden mit 1:2.

8. März

Vor 70 Jahren wird in den meisten Gauligen noch immer nicht gespielt. Doch das einzige Match in Württemberg ist von Bedeutung: Kickers Stuttgart schlägt den Lokalrivalen VfB vor 8000 Zuschauern 2:1 und ist somit designierter Gau-Meister. In der Überschrift lässt der Kicker keine Zweifel, die Tabelle berechtigt aber dazu: Noch fehlt den Degerlochern ein Punkt aus zwei Spielen. Beide Tore erzielt übrigens Nationalspieler Edmund Conen.

Ohne jeden Zweifel Meister ist Dessau 05 im Mitte-Gau, auf eher unwürdige Weise jedoch: Gegner SV Gera ist nicht angetreten, was in Kriegszeiten häufiger vorkommt, und Dessau erhält somit Punkte und Lorbeerkranz.

Kurz vor dem gleichen Erfolg steht der HSV in der Nordmark, das 6:1 gegen Lokalrivale Victoria verdient jedenfalls das Prädikat meisterlich. Erwin Seeler, Vater von Uwe, macht an diesem Tag sein letztes Spiel für den HSV.

9. März

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden kann nur Kickers Offenbach seinen Heimvorteil nicht nutzen, Bayern München entführt einen Punkt vom Bieberer Berg (1:1). Ansonsten gibt es nur Heimsiege. Tabellenführer 1. FC Nürnberg treibt es am dollsten und schießt Viktoria Aschaffenburg mit 5:0 ab, dreimal trifft Max Morlock, zweimal Helmut Herbolsheimer. Verfolger VfB Stuttgart bleibt dank seines Freistoßexperten Karl Barufka, der in der ersten Viertelstunde gleich zweimal an der Mauer vorbei schlenzt, dran und schlägt VfB Mühlburg 3:1. 23.000 Zuschauer im Neckar-Stadion bilden die Rekordkulisse des ersten März-Sonntags 1952.

Das torreichste Spiel steigt in Augsburg, wo der Vorletzte Schwaben den Gast aus Fürth 5:3 bezwingt. Die Augsburger rechnen wieder, nur Neckarau ist bereits verloren – und gewinnt dennoch (3:1 gegen Stuttgarter Kickers). Im Westen fällt eine Vorentscheidung bezüglich der Endrundenplätze.

Schalke 04 (3:1 in Aachen) und RW Essen (5:0 in Rheydt) setzen sich von Alemannia Aachen ab. Schalke feiert seinen späteren Präsidenten Günter Siebert, der auf dem Tivoli zwei Tore schießt. Die fünf RWE-Tore verteilen sich auf drei Stürmer: August Gottschalk und Berni Termath (je 2), Helmut Rahn (1). Der 1. FC Köln verabschiedet sich aus dem Rennen um die Endrundenplätze, weil er in Leverkusen zu früh abschaltet. Bis zur 83. Minute währt die frühe Führung durch ein Tor von Hans Schäfer, dann schießt der Aufsteiger binnen einer Minute zwei Tore. Fortuna Düsseldorf holt im Abstiegskampf einen Zähler bei Preußen Dellbrück (1:1), bleibt aber Vorletzter.

Im Norden fallen in sieben Spielen 34 Tore und der HSV schießt den Vogel ab: 7:1 bei Concordia – drei Treffer markiert Topscorer Herbert Woitkowiak. Zusätzliche Freude bereitet den HSV-Fans der Ausrutscher des VfL Osnabrück in Braunschweig (1:1), wo Adi Vetter in letzter Minute wenigstens einen Punkt für den Tabellenzweiten rettet. VfL-Manager Schulze spricht von „einem Geschenk der Fußball-Götter“. Aber Holstein Kiel zieht nach Plus-Punkten gleich, bewirbt ich mit dem 3:0 über Hannover 96 eindrucksvoll um einen Endrundenplatz. Um den Klassenverbleib bewirbt sich weiterhin Victoria Hamburg, deren Auftritt gegen Arminia Hannover nichts für Bummler gewesen ist. Alle Tore beim 3:3 fallen in der ersten Hälfte.

Im Südwesten steuert der 1. FC Saarbrücken unbeirrt auf Meisterkurs, in Pirmasens gelingt bereits der neunte Auswärtssieg (3:0). Der Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern bleibt vier Zähler zurück, verteidigt aber gegen Trier (5:0) wenigstens den zweiten Platz. Horst Eckel und Ottmar Walter stellen mit ihren Toren schon nach neun Minuten die Weichen auf Sieg.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga acht Heimsiege. Alle Titelaspiranten siegen: Tabellenführer Borussia Dortmund 3:1 gegen Mönchengladbach, Bayer Leverkusen 2:0 gegen Cottbus, die Bayern 2:1 im Stadtderby gegen 1860 München und Schalke 04 (am nächsten Tag) 2:1 gegen Stuttgart. Alles ist eng beisammen, aber einer zweifelt nicht. „Wir werden Meister“, sagt Leverkusens Trainer Klaus Toppmöller.

10. März

Vor 100 Jahren ist der 1. FC Pforzheim noch eine Nummer zu groß für Bayern München. Die Badener gewinnen das Freundschaftsspiel auf eigenem Platz mit 3:0.

Vor 20 Jahren bringt die FIFA Klarheit in den Fall Andreas Möller. Der Nationalspieler von Eintracht Frankfurt muss am 1. Juli 1992 zu Juventus Turin, sofern die Italiener bis 31. März eine entsprechende Option ziehen. Ansonsten muss er zu Atalanta Bergamo. Im Vertrags-Hickhack mit Bergamo, Juventus und der Eintracht gibt es nur Verlierer. Möller, der in Frankfurt bleiben will, muss nach Italien und sich zudem für fünf Millionen Mark bei der Eintracht herauskaufen. Am selben Tag präsentiert Hansa Rostock einen neuen Trainer: Erich Rutemöller folgt Uwe Reinders.

Vor zehn Jahren feiert Hertha BSC ihren höchsten Bundesligasieg seit dem Wiederaufstieg. Beim 6:0 gegen den HSV erlebt der Belgier Bart Goor eine Sternstunde, er schießt vier Tore.

11. März

Vor 50 Jahren dankt der Deutsche Meister 1. FC Nürnberg seinem Lokalrivalen aus Fürth, denn die Spielvereinigung schlägt Eintracht Frankfurt mit 1:0. Dadurch ist der Club der Süd-Meisterschaft ein großes Stück näher gerückt, denn er wird beim BC Augsburg seiner Favoritenrolle gerecht (3:0). Wobei sich die Frankfurter in Fürth im Grunde selbst schlagen, ein Eigentor von Hans Eigenbrodt entscheidet die Partie zugunsten der Kleeblätter, die immer noch gegen den Abstieg kämpfen. Das tun auch der FSV Frankfurt und Schweinfurt 05, die sich mit einer Punkteteilung im direkten Duell (2:2) gegenseitig das Überleben erschweren. Der Karlsruher SC dagegen ist nach dem 1:1 beim VfB Stuttgart aus dem Gröbsten raus, findet jedenfalls Trainer Edi Frühwirth: „Jetzt dürfte die Gefahr des Abstiegs endgültig behoben werden!“ In der Theorie können jedoch noch sieben Teams absteigen.

In Berlin wird Tasmania Meister, weil sie das Spitzenspiel gegen die Hertha trotz Rückstands 2:1 gewinnt. Die Tasmanen vertreten Berlin damit in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft.

Im Norden regiert der HSV auch in der eigenen Stadt, Uwe Seeler entscheidet das Derby gegen St. Pauli mit seinem Tor zum 2:1-Endstand: Da Werder Bremen zu Hause Eintracht Braunschweig 0:1 unterliegt – Jürgen Moll trifft in letzter Minute –, hat der HSV nunmehr sechs Punkte Vorsprung. Eintracht-Trainer Hans-Georg Vogel reklamiert einen Anteil am Tor: „Noch am Donnerstag habe ich dem Moll gesagt: ‚Du musst 90 Minuten lang auf deine Chance warten.’“ Schwarzer Tag für Hannover 96, das nach 3:1-Führung daheim VfR Neumünster 3:5 unterliegt.

Im Südwesten stellen sich bei Borussia Neunkirchen die ersten Gratulanten ein. Nach dem 0:0 in Worms und weiterhin fünf Punkten Vorsprung auf FK Pirmasens (1:1 in Oppau) sieht es gut aus für die Borussen. Der 1. FC Kaiserslautern rückt allerdings einen Zähler näher heran und schlägt Mainz 05 nach 0:2-Rückstand mit 3:2, Weltmeister Werner Liebrich gleicht aus und führt die Pfälzer zum Sieg. „An Liebrich sollten sich alle ein Beispiel nehmen“, lobt das Sport Magazin. Der Kapitän selbst gibt das Kompliment weiter: „Dieser Sieg ist ganz allein dem Kampfgeist und unserer Kameradschaft zu verdanken.“ Elf Freunde – 1962 gibt es sie noch.

Im Westen läuft alles für den 1. FC Köln, der nach dem 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach fünf Punkte Vorsprung hat. Verfolger Schalke lässt in Aachen Federn (2:2), so dass RW Oberhausen (2:1 gegen Herne) wieder auf Platz zwei spekuliert. Borussia Dortmund ist aller Ambitionen und Sorgen ledig und bietet nur noch Spektakel: Beim TSV Marl-Hüls verschläft der BVB den Start und liegt nach zehn Minuten 0:3 zurück. Nach einer Stunde jedoch führt der Gast dann schon und auch am Ende mit 4:3.

Vor 40 Jahren wird das Titelrennen in der Bundesliga noch spannender. Weil Schalke 04 in Bremen (0:2) seine vierte Saisonniederlage kassiert, sind die Bayern wieder in Reichweite von Platz eins. Meisterlich spielen sie nicht bei Zwangsabsteiger Arminia Bielefeld, der sich erst von einem Gerd-Müller-Tor bezwingen lässt. 30.000 sind auf die Alm gekommen, um Abschied von den großen Stars jener Tage zu nehmen, für Skandal-Sünder Arminia ist bald Feierabend. Dabei spielt Bielefeld, als ginge es ums Überleben. Bayern-Trainer Udo Lattek ist beeindruckt: „Ich bewundere die Leistungsstärke der Arminia angesichts ihrer Situation.“

Auch Meister Gladbach (3:0 gegen Duisburg) rechnet wieder, noch fehlen fünf Punkte. Als Mitabsteiger von Bielefeld drängt sich immer mehr Borussia Dortmund auf, die in Düsseldorf 1:4 untergeht und Auflösungserscheinungen offenbart. „Ich habe keine Lust mehr, in diesem Verein zu spielen“, wird ein Borusse anonym zitiert, „die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut.“

Vor 20 Jahren fliegen in der Bundesliga gleich zwei Trainer. Bayern München entlässt Sören Lerby. Der Nachfolger steht schon parat: Erich Ribbeck soll die Saison 1991/1992 noch zu einem guten Ende führen. Zuvor war er Manager beim HSV, wo der zweite Trainer des Tages gehen muss: Gerd Volker Schock zollt der Talfahrt auf Platz 15 Tribut, Assistent Benno Möhlmann übernimmt.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

5. März

Vor 50 Jahren bestreitet der HSV in Barcelona ein Benefizspiel zugunsten des Barca-Torwarts Ramallets. Das Ergebnis vor 100.000 Zuschauern erschüttert die Fachwelt: 5:1 für Barcelona. Nach den Europacuppleiten von Nürnberg in Lissabon (0:6) und Bremen bei Atletico Madrid (1:3) löst das dritte deutsche internationale Debakel binnen 14 Tagen eine Debatte aus. „Wir stehen am Scheideweg. Und wer das nicht wahrhaben will, frage einmal die HSV-Mannschaft, die gegen Barcelona spielte“, kommentiert das Sport Magazin. Das HSV-Tor durch Charly Dörfel fällt erst, als alles gelaufen ist (76.). „Jocki“ Meinke erleidet zu allem Übel einen Nasenbeinbruch.

Vor zehn Jahren setzt sich Bayer Leverkusen im rheinischen Nachbarschaftsduell mit dem 1. FC Köln in der Verlängerung (3:1) durch und erreicht das Pokalfinale. Mühsamer als gedacht, verläuft das Spiel des Tabellenersten gegen den Tabellenletzten. Nach einem Eigentor von Marc Zellweger führt Bayer bis zur 90. Minute, da köpft Kölns Abwehrchef Rigobert Song den Ausgleich. Und das in Unterzahl, die sich durch Georgi Donkovs Platzverweis ergibt. Erst in der Verlängerung schießt Bayer selbst Tore: Boris Zivkovic und Bernd Schneider lösen das Ticket nach Berlin. Trainer Klaus Toppmöller registriert dennoch die Pfiffe und sagt: „Ich muss mich scheinbar für Siege entschuldigen.“

Am selben Tag gewinnt die Frauen-Nationalmannschaft beim Algarve-Cup gegen Finnland 2:0. Tore: Petra Wimbersky und Bettina Wiegmann.

6. März

Vor 80 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Leipzig auf die Schweiz. Als nach 90 Minuten unter „begeistertem Beifall der großen Masse“ (Kicker) der Abpfiff ertönt, hat die Elf von Otto Nerz 2:0 gewonnen. Dresdens Richard Hofmann verwandelt einen Handelfmeter (40.) und entscheidet die Partie sodann aus noch etwas größerer Entfernung – aus 20 Metern trifft er zum 2:0-Endstand (83.). Bestnoten erhalten natürlich Doppeltorschütze Hofmann und der Fürther Leo Leinberger, laut Kicker „die Seele der deutschen Elf“, in der fünf Frankfurter stehen. Der deutsche Sieg gilt als verdient, „die Schweizer gaben einen ritterlichen Gegner ab“.

Der Ligabetrieb läuft trotzdem weiter und das hat Folgen: Ohne Nationalspieler Ernst Kuzorra ist Schalke nicht mal mehr in der eigenen Stadt Primus und unterliegt Gelsenkirchen 07 sensationell mit 0:1.

In den Endrundenkämpfen um die Süddeutsche fallen weiterhin keine Entscheidungen. Der VfB Stuttgart trotzt Favorit 1. FC Nürnberg ein 2:2 ab, aber 1860 München kann das nicht nutzen (1:2 gegen Karlsruher FV). In der Nordwest-Staffel leistet sich die Frankfurter Eintracht ein 0:0 beim FV Saarbrücken. So rücken die Verfolger VfL Neckarau (2:0 vs. Pirmasens) und FSV Frankfurt (2:1 vs. Worms) auf einen bzw. zwei Zähler heran.

Vor 30 Jahren nährt Bayern München seinen Betzenberg-Komplex. Der Meister und Tabellenführer verspielt in Kaiserslautern eine Halbzeit-Führung (Tor: Rummenigge) und verliert noch 1:2. „Der Betzenberg bleibt für den FC Bayern ein Trauma!“, stellt der Kicker fest. Der verletzte Lauterer Nationalspieler Hans-Peter Briegel sagt stolz: „Bei uns muss man immer damit rechnen, dass wir ein solches Spiel noch rumreißen.“ In der Feldkamp-Ära auf alle Fälle. Gegen Bayern treffen sogar FCK-Verteidiger, wenn es denn sein muss: Michael Dusek gleicht aus, ehe Norbert Eilenfeldt das 2:1 gelingt. „Wenn eine Niederlage unnötig war, dann diese“, schimpft Bayern-Torwart Manfred Müller.

Den Verfolgern ist es recht: Der 1. FC Köln rückt auf einen Punkt heran, Klaus Allofs schießt den VfB Stuttgart (3:0) alleine ab und philosophiert: „Heute stand ich nach langer Zeit mal wieder auf der Sonnenseite.“ Der HSV dagegen steht im Regen und nutzt Bayerns Patzer nur unzureichend: Gegen den VfL Bochum verspielt er zu Hause in den letzten zehn Minuten eine 2:0-Führung. Walter Oswald und Christian Schreier treffen für die Gäste, Stürmer Lars Bastrup ist betroffen: „Wir haben gespielt wie die Anfänger.“

Die Bochumer machen sich dagegen Hoffnungen auf eine Zusatzprämie. „Vielleicht schicken uns die Bayern und Kölner ja einen Blumenstrauß“, spekuliert Dieter Bast. Borussia Mönchengladbach erwähnt er nicht, dabei ist auch der Altmeister noch im Geschäft. Doch nach dem 2:3 in Nürnberg spricht kein Borusse vom Titel, Schuld ist aber der Schiedsrichter. Weil Medardus Luca Nürnberg einen umstrittenen Elfmeter gibt, lästert Gästetrainer Jupp Heynckes: „Ich habe gehört dass er nach dieser Saison aufhört. Er tut gut daran.“ Dabei gibt Herr Luca auch den Borussen einen Elfmeter, doch Hans-Günter Bruns scheitert an Rudi Kargus, der damit zum Rekord-Elfmetertöter der Liga avanciert. Er ist es bis heute mit 23 Paraden.

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Vor 25 Jahren schließt der DFB Kölns Torwart Harald Schumacher aus der Nationalmannschaft aus, und das ausgerechnet an seinem 33. Geburtstag. Sein Enthüllungsbuch „Anpfiff“ wird ihm zum Verhängnis, es wird sein Abpfiff. DFB-Präsident Hermann Neuberger sagt vor rund 60 Journalisten in der Verbandszentrale: „Viele Passagen in dem Buch, das ich zweimal gelesen habe, sind nicht stichhaltig.“ Teamchef Franz Beckenbauer ergänzt: „Grundsätzlich ist es bedauerlich, dass wir am Freitag diese Erklärung abgeben mussten. Aber in seinem Buch führt Toni Dinge an, die weit unter die Gürtellinie gehen, deshalb mussten wir reagieren.“ Und Toni? „Ich sage nichts.“ Auch sein Verein will die Trennung, der Vertrag mit dem 1. FC Köln wird vorzeitig am 30. Juni 1987 beendet.

Vor 20 Jahren schmunzelt die Bundesliga über Gladbachs Michael Klinkert. Beim 2:1 in Dresden trifft er für beide Mannschaften – ein Kunststück, das dem Verteidiger mit Hang zum Eigentor in der Saison 1991/1992 bereits zum zweiten Mal geglückt ist. „Ich habe Himmel und Hölle erlebt, noch mal stehe ich das nicht durch“, sagt Klinkert, der genug hat von seiner Doppelrolle.

Am selben Tag entlässt Aufsteiger Hansa Rostock Trainer Uwe Reinders nach dem 0:0 gegen MSV Duisburg, allerdings unabhängig vom Ergebnis. „Wir hätten ihn nach einem Sieg entlassen“, verdeutlicht Vizepräsident Dieter Wruck das Zerwürfnis zwischen Vorstand und Trainer. Reinders glaubte die Mannschaft hinter sich zu haben und sammelte Unterschriften. Doch zwei Spieler weigerten sich zu unterschreiben, dass sie sich beim Vorstand nicht über den Trainer beschwert hätten. Noch so ein Eigentor…

Vor zehn Jahren erreicht Schalke 04 das Pokalfinale. Der Titelverteidiger wirft Meister Bayern München in der ausverkauften Veltins-Arena in der Verlängerung aus dem Wettbewerb. Nach einem Platzverweis gegen Sammy Kuffour in der 90. Minute stehen zehn Bayern auf verlorenem Posten. Nico van Hoogdalem (100.) und Jörg Böhme (115.) überwinden Oliver Kahn, Präsident Franz Beckenbauer zeigt Milde: „In Schalke kann man verlieren, gerade im Pokal.“

7. März

Vor 25 Jahren findet das DFB-Pokal-Viertelfinale statt. Am Bökelberg feiert Borussia Mönchengladbach ein Rekord-Schützenfest – 9:2 gegen Bundesligist Bayer Uerdingen. Dabei gehen die Gäste nach 17 Minuten durch Stefan Kuntz in Führung, doch das entfesselt die Gladbacher Angreifer. Hans-Jörg Criens, Uwe Rahn und „Schorsch“ Drehsen treffen jeweils doppelt. Bayer-Torwart Werner Vollack ist geschockt: „Es war furchtbar, so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Rudi Bommer ergänzt: „Selbst in der E-Jugend habe ich nie so hoch verloren.“

In den drei anderen Partien fallen gemeinsam nur halb so viel Tore. Zweitligist Stuttgarter Kickers wirft Eintracht Frankfurt raus (3:1), vergeblich legen die Hessen Protest ein wegen eines nicht anerkannten Tores von Thomas Berthold. Hier gilt das Prinzip der Tatsachenentscheidung. Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf wirft den Zweitligist Karlsruher SC raus, der 18-jährige Dirk Krümpelmann trifft kurz vor Schluss zum Tor des Tages im gähnend leeren Rhein-Stadion (8500 Zuschauer). Auch in Darmstadt fällt nur ein Tor, der HSV dankt Joker Manfred Kastl, der zwei Minuten vor Abpfiff sticht. Frust bei den tapferen Darmstädtern: „Lieber mit zwei, drei Toren Unterschied als durch solch ein Misttor verlieren. Da ärgert man sich ja noch Jahre später drüber“, sagt der 21-jährige Lilien-Stürmer Bruno Labbadia.

Vor 20 Jahren gibt es in der Bundesliga nur einen Heimsieg. Wie so oft verliert Bayern München am Betzenberg – diesmal aber entspricht das Resultat (4:0) den Realitäten. Meister Kaiserslautern spielt wieder oben mit, Bayern steckt im Abstiegskampf und zeigt Nerven: Roland Grahammer fliegt nach einer Tätlichkeit vom Platz (40.). Stefan Effenberg ahnt: „Jetzt müssen wir kämpfen, sonst steigen wir ab.“ Das soll ein neuer Trainer verhindern, Sören Lerby sitzt letztmals auf der Bank der Münchner. Vizepräsident Franz Beckenbauer sagt jedoch auf entsprechende Fragen: „Es macht keinen Sinn, noch einmal den Trainer zu wechseln.“

Fest im Sattel sitzt dagegen Ottmar Hitzfeld in Dortmund, der BVB genießt nach dem 2:1 in Köln weiter das ungewohnte Gefühl einer Tabellenführung. Michael Zorc schießt das Siegtor. Aber die Konkurrenz schläft nicht, auch Eintracht Frankfurt (2:0 bei Kickers Stuttgart) und VfB Stuttgart (2:0 in Bochum) schaffen Auswärtssiege.

Vor zehn Jahren unterliegen die DFB-Frauen beim Algarve-Cup Schweden mit 1:2.

8. März

Vor 70 Jahren wird in den meisten Gauligen noch immer nicht gespielt. Doch das einzige Match in Württemberg ist von Bedeutung: Kickers Stuttgart schlägt den Lokalrivalen VfB vor 8000 Zuschauern 2:1 und ist somit designierter Gau-Meister. In der Überschrift lässt der Kicker keine Zweifel, die Tabelle berechtigt aber dazu: Noch fehlt den Degerlochern ein Punkt aus zwei Spielen. Beide Tore erzielt übrigens Nationalspieler Edmund Conen.

Ohne jeden Zweifel Meister ist Dessau 05 im Mitte-Gau, auf eher unwürdige Weise jedoch: Gegner SV Gera ist nicht angetreten, was in Kriegszeiten häufiger vorkommt, und Dessau erhält somit Punkte und Lorbeerkranz.

Kurz vor dem gleichen Erfolg steht der HSV in der Nordmark, das 6:1 gegen Lokalrivale Victoria verdient jedenfalls das Prädikat meisterlich. Erwin Seeler, Vater von Uwe, macht an diesem Tag sein letztes Spiel für den HSV.

9. März

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden kann nur Kickers Offenbach seinen Heimvorteil nicht nutzen, Bayern München entführt einen Punkt vom Bieberer Berg (1:1). Ansonsten gibt es nur Heimsiege. Tabellenführer 1. FC Nürnberg treibt es am dollsten und schießt Viktoria Aschaffenburg mit 5:0 ab, dreimal trifft Max Morlock, zweimal Helmut Herbolsheimer. Verfolger VfB Stuttgart bleibt dank seines Freistoßexperten Karl Barufka, der in der ersten Viertelstunde gleich zweimal an der Mauer vorbei schlenzt, dran und schlägt VfB Mühlburg 3:1. 23.000 Zuschauer im Neckar-Stadion bilden die Rekordkulisse des ersten März-Sonntags 1952.

Das torreichste Spiel steigt in Augsburg, wo der Vorletzte Schwaben den Gast aus Fürth 5:3 bezwingt. Die Augsburger rechnen wieder, nur Neckarau ist bereits verloren – und gewinnt dennoch (3:1 gegen Stuttgarter Kickers). Im Westen fällt eine Vorentscheidung bezüglich der Endrundenplätze.

Schalke 04 (3:1 in Aachen) und RW Essen (5:0 in Rheydt) setzen sich von Alemannia Aachen ab. Schalke feiert seinen späteren Präsidenten Günter Siebert, der auf dem Tivoli zwei Tore schießt. Die fünf RWE-Tore verteilen sich auf drei Stürmer: August Gottschalk und Berni Termath (je 2), Helmut Rahn (1). Der 1. FC Köln verabschiedet sich aus dem Rennen um die Endrundenplätze, weil er in Leverkusen zu früh abschaltet. Bis zur 83. Minute währt die frühe Führung durch ein Tor von Hans Schäfer, dann schießt der Aufsteiger binnen einer Minute zwei Tore. Fortuna Düsseldorf holt im Abstiegskampf einen Zähler bei Preußen Dellbrück (1:1), bleibt aber Vorletzter.

Im Norden fallen in sieben Spielen 34 Tore und der HSV schießt den Vogel ab: 7:1 bei Concordia – drei Treffer markiert Topscorer Herbert Woitkowiak. Zusätzliche Freude bereitet den HSV-Fans der Ausrutscher des VfL Osnabrück in Braunschweig (1:1), wo Adi Vetter in letzter Minute wenigstens einen Punkt für den Tabellenzweiten rettet. VfL-Manager Schulze spricht von „einem Geschenk der Fußball-Götter“. Aber Holstein Kiel zieht nach Plus-Punkten gleich, bewirbt ich mit dem 3:0 über Hannover 96 eindrucksvoll um einen Endrundenplatz. Um den Klassenverbleib bewirbt sich weiterhin Victoria Hamburg, deren Auftritt gegen Arminia Hannover nichts für Bummler gewesen ist. Alle Tore beim 3:3 fallen in der ersten Hälfte.

Im Südwesten steuert der 1. FC Saarbrücken unbeirrt auf Meisterkurs, in Pirmasens gelingt bereits der neunte Auswärtssieg (3:0). Der Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern bleibt vier Zähler zurück, verteidigt aber gegen Trier (5:0) wenigstens den zweiten Platz. Horst Eckel und Ottmar Walter stellen mit ihren Toren schon nach neun Minuten die Weichen auf Sieg.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga acht Heimsiege. Alle Titelaspiranten siegen: Tabellenführer Borussia Dortmund 3:1 gegen Mönchengladbach, Bayer Leverkusen 2:0 gegen Cottbus, die Bayern 2:1 im Stadtderby gegen 1860 München und Schalke 04 (am nächsten Tag) 2:1 gegen Stuttgart. Alles ist eng beisammen, aber einer zweifelt nicht. „Wir werden Meister“, sagt Leverkusens Trainer Klaus Toppmöller.

10. März

Vor 100 Jahren ist der 1. FC Pforzheim noch eine Nummer zu groß für Bayern München. Die Badener gewinnen das Freundschaftsspiel auf eigenem Platz mit 3:0.

Vor 20 Jahren bringt die FIFA Klarheit in den Fall Andreas Möller. Der Nationalspieler von Eintracht Frankfurt muss am 1. Juli 1992 zu Juventus Turin, sofern die Italiener bis 31. März eine entsprechende Option ziehen. Ansonsten muss er zu Atalanta Bergamo. Im Vertrags-Hickhack mit Bergamo, Juventus und der Eintracht gibt es nur Verlierer. Möller, der in Frankfurt bleiben will, muss nach Italien und sich zudem für fünf Millionen Mark bei der Eintracht herauskaufen. Am selben Tag präsentiert Hansa Rostock einen neuen Trainer: Erich Rutemöller folgt Uwe Reinders.

Vor zehn Jahren feiert Hertha BSC ihren höchsten Bundesligasieg seit dem Wiederaufstieg. Beim 6:0 gegen den HSV erlebt der Belgier Bart Goor eine Sternstunde, er schießt vier Tore.

11. März

Vor 50 Jahren dankt der Deutsche Meister 1. FC Nürnberg seinem Lokalrivalen aus Fürth, denn die Spielvereinigung schlägt Eintracht Frankfurt mit 1:0. Dadurch ist der Club der Süd-Meisterschaft ein großes Stück näher gerückt, denn er wird beim BC Augsburg seiner Favoritenrolle gerecht (3:0). Wobei sich die Frankfurter in Fürth im Grunde selbst schlagen, ein Eigentor von Hans Eigenbrodt entscheidet die Partie zugunsten der Kleeblätter, die immer noch gegen den Abstieg kämpfen. Das tun auch der FSV Frankfurt und Schweinfurt 05, die sich mit einer Punkteteilung im direkten Duell (2:2) gegenseitig das Überleben erschweren. Der Karlsruher SC dagegen ist nach dem 1:1 beim VfB Stuttgart aus dem Gröbsten raus, findet jedenfalls Trainer Edi Frühwirth: „Jetzt dürfte die Gefahr des Abstiegs endgültig behoben werden!“ In der Theorie können jedoch noch sieben Teams absteigen.

In Berlin wird Tasmania Meister, weil sie das Spitzenspiel gegen die Hertha trotz Rückstands 2:1 gewinnt. Die Tasmanen vertreten Berlin damit in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft.

Im Norden regiert der HSV auch in der eigenen Stadt, Uwe Seeler entscheidet das Derby gegen St. Pauli mit seinem Tor zum 2:1-Endstand: Da Werder Bremen zu Hause Eintracht Braunschweig 0:1 unterliegt – Jürgen Moll trifft in letzter Minute –, hat der HSV nunmehr sechs Punkte Vorsprung. Eintracht-Trainer Hans-Georg Vogel reklamiert einen Anteil am Tor: „Noch am Donnerstag habe ich dem Moll gesagt: ‚Du musst 90 Minuten lang auf deine Chance warten.’“ Schwarzer Tag für Hannover 96, das nach 3:1-Führung daheim VfR Neumünster 3:5 unterliegt.

Im Südwesten stellen sich bei Borussia Neunkirchen die ersten Gratulanten ein. Nach dem 0:0 in Worms und weiterhin fünf Punkten Vorsprung auf FK Pirmasens (1:1 in Oppau) sieht es gut aus für die Borussen. Der 1. FC Kaiserslautern rückt allerdings einen Zähler näher heran und schlägt Mainz 05 nach 0:2-Rückstand mit 3:2, Weltmeister Werner Liebrich gleicht aus und führt die Pfälzer zum Sieg. „An Liebrich sollten sich alle ein Beispiel nehmen“, lobt das Sport Magazin. Der Kapitän selbst gibt das Kompliment weiter: „Dieser Sieg ist ganz allein dem Kampfgeist und unserer Kameradschaft zu verdanken.“ Elf Freunde – 1962 gibt es sie noch.

Im Westen läuft alles für den 1. FC Köln, der nach dem 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach fünf Punkte Vorsprung hat. Verfolger Schalke lässt in Aachen Federn (2:2), so dass RW Oberhausen (2:1 gegen Herne) wieder auf Platz zwei spekuliert. Borussia Dortmund ist aller Ambitionen und Sorgen ledig und bietet nur noch Spektakel: Beim TSV Marl-Hüls verschläft der BVB den Start und liegt nach zehn Minuten 0:3 zurück. Nach einer Stunde jedoch führt der Gast dann schon und auch am Ende mit 4:3.

Vor 40 Jahren wird das Titelrennen in der Bundesliga noch spannender. Weil Schalke 04 in Bremen (0:2) seine vierte Saisonniederlage kassiert, sind die Bayern wieder in Reichweite von Platz eins. Meisterlich spielen sie nicht bei Zwangsabsteiger Arminia Bielefeld, der sich erst von einem Gerd-Müller-Tor bezwingen lässt. 30.000 sind auf die Alm gekommen, um Abschied von den großen Stars jener Tage zu nehmen, für Skandal-Sünder Arminia ist bald Feierabend. Dabei spielt Bielefeld, als ginge es ums Überleben. Bayern-Trainer Udo Lattek ist beeindruckt: „Ich bewundere die Leistungsstärke der Arminia angesichts ihrer Situation.“

Auch Meister Gladbach (3:0 gegen Duisburg) rechnet wieder, noch fehlen fünf Punkte. Als Mitabsteiger von Bielefeld drängt sich immer mehr Borussia Dortmund auf, die in Düsseldorf 1:4 untergeht und Auflösungserscheinungen offenbart. „Ich habe keine Lust mehr, in diesem Verein zu spielen“, wird ein Borusse anonym zitiert, „die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut.“

Vor 20 Jahren fliegen in der Bundesliga gleich zwei Trainer. Bayern München entlässt Sören Lerby. Der Nachfolger steht schon parat: Erich Ribbeck soll die Saison 1991/1992 noch zu einem guten Ende führen. Zuvor war er Manager beim HSV, wo der zweite Trainer des Tages gehen muss: Gerd Volker Schock zollt der Talfahrt auf Platz 15 Tribut, Assistent Benno Möhlmann übernimmt.