DFB-Wochenschau: 13 Tore vom jungen Fritz

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

12. März

Vor 80 Jahren bestreitet der Deutsche Meister Hertha BSC ein Freundschaftsspiel bei Fortuna Düsseldorf. Bei grimmiger Kälte finden sich am Flinger Broich 10.000 Zuschauer ein und sehen einen 2:1-Sieg der Fortunen. Sie sind die würdige Kulisse für das Jubiläum von Fortunas Ex-Nationalspieler Georg Hochgesang (6 A, noch als Spieler des 1. FC Nürnberg), der erst 33 ist und doch schon sein 1000. Spiel bestreitet. "Blumen, Ansprachen und – ein netter, feucht-fröhlicher Nachtrag im Vereinsheim der Fortuna" registriert der Kicker.

Vor 25 Jahren sickert bereits vor der Unterschrift des Vertrags durch, wer Ernst Happel beim HSV beerben soll: der Jugoslawe Josip Skoblar wird neuer Trainer, die Bundesliga kennt er als Spieler von Hannover 96. Manager Felix Magath ist über die Veröffentlichung "stocksauer, denn wir waren uns alle einig, dass nichts nach draußen dringen sollte." In Mannheim wird dagegen zum Saisonende eine Trainer-Stelle frei. Kult-Coach Klaus Schlappner nimmt bei Bundesligist SV Waldhof nach sieben Jahren seinen Schlapp-Hut und sagt dem Kicker: "Die Halbherzigkeit der Verantwortlichen in der Stadionfrage gab den letzten Schub. Mir ist egal, ob wir in Ludwigshafen oder Mannheim spielen. Der Verein und die Mannschaft braucht aber eine Betriebsstätte, die dem entspricht was die Konkurrenz hat."

Vor zehn Jahren schlägt Bayer Leverkusen in der Champions League Juventus Turin 3:1 und wahrt vor dem letzten Zwischenrundenspiel in La Coruna die Chance aufs Viertelfinale. Torwart Hans-Jörg Butt eröffnet mit einem Elfmeter den Torreigen, Thomas Brdaric und Joker Marko Babic schießen nach der Pause die weiteren Treffer. Das Publikum rast nach der begeisternden Partie, Trainer Klaus Toppmöller stellt fest: "Dieser Sieg gibt Selbstvertrauen." Von Platz eins bis vier ist für Bayer alles drin.

13. März

Vor 80 Jahren dominiert Schalke 04 auf Bezirksebene. Bei Germania Bochum gewinnen die Knappen mit 7:0, Ernst Kuzorra und Fritz Szepan sind unter den Torschützen am Tag als die Bochumer "mit allem Pomp beerdigt" wurden (Kicker).

In den Endrundenkämpfen um die Süddeutsche Meisterschaft setzt Bayern München ein Signal. In der Südost-Gruppe feiern die Rothosen den höchsten Tagessieg: 7:0 gegen Schlusslicht FV Rastatt, Oskar "Ossi" Rohr schießt drei Tore und 6000 gehen zufrieden nach Hause. Der Kicker tut sich schwer mit der Bewertung der Gäste, von denen "man außer Zerstörung nur verschwindend wenig sah". Auch Bayerns Hauptkonkurrenten um die Endrundenplätzen zur Deutschen Meisterschaft gewinnen ihre Heimspiele: Tabellenführer 1. FC Nürnberg putzt Pforzheim 5:1 (drei mal Josef Hornauer), der Karlsruher FV triumphiert unerwartet glatt gegen SpVgg. Fürth (3:0) und macht auch noch einen Reibach, 10.000 Zuschauer bilden eine stattliche Kulisse. Das Ergebnis überrascht die Experten, nur der Kicker weiß warum: "Fürth hat keinen Sturm! Kießling-Frank machen wohl einen sehr guten Flügel, doch zu einem erfolgreichen Angriff gehören deren fünf und da waren Franz, Leupold II und Full nicht die richtigen Kräfte." Der VfB Stuttgart kann nicht mehr oben eingreifen, bietet aber trotzdem beste Unterhaltung und bringt die Münchner Löwen um ihre letzte Chance (4:3).

In der Nordwest-Staffel des Südens ist Eintracht Frankfurt schon vier Punkte enteilt. Bei Waldhof Mannheim triumphieren die Hessen vor 12.000 Zuschauern mit 3:2, was deshalb bemerkenswert ist da sie 70 Minuten in Unterzahl verbringen und Verteidiger Hans Stubb für den verletzten Ersatzkeeper Pfister (Gehirnerschütterung) ins Tor muss. Er wird nur einmal überwunden. Das Frankfurter Glück macht die 1:4-Pleite von Verfolger VfL Neckarau in Worms komplett, auch der FSV Frankfurt (1:2 vs. FV Saarbrücken) verliert an Boden. Die Saarbrücker verdanken den Sieg und die Endrundenchance vor allem Nationalspieler Edmund Conen, der beide Tore schießt. Aus dem Rennen sind längst FK Pirmasens und Mainz 05, das seinem Vereinsnamen alle (Un-)Ehre macht und beim FKP 0:5 untergeht. Ein Resultat aus Baden-Württemberg fällt aus dem Rahmen und würde selbst im Eishockey für Aufsehen sorgen: Freiburger FC – SpVgg. Feuerbach 6:11. Statt Begeisterung ernten die Akteure Unverständnis. Der Kicker schreibt: "Der kostbare Raum verbietet ein Aufzählen der 17 Tore (wo kämen wir da auch hin!)."

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden. Der glücklichste der neun Sieger ist der 1. FC Köln, der im Verfolgerduell am Bökelberg Gladbach 2:0 bezwingt und sich mit dem ersten Auswärtssieg in der Rückrunde im Titelrennen zurückmeldet. Der überragende Stefan Engels erzielt aus 25 Metern das 0:1, Pierre Littbarski entscheidet das Rhein-Derby. Danach sagt Borussen-Kapitän Wilfried Hannes: "Jetzt ist Köln Meisterschafts-Favorit!" Doch Meister und Erster sind immer noch die Bayern, die Borussia Dortmund nach torloser erster Hälfte 3:1 schlagen – Joker Dieter Hoeneß sticht zwei Mal. Die meisten Tore fallen in Stuttgart, wo der VfB Eintracht Frankfurt 5:2 abspeist. Nur ein Tor fällt in Leverkusen, aber das hat Folgen: Kaiserslauterns erster Auswärtssieg kostet einen Pfälzer Journalisten 180 D-Mark, denn er hat mit neun Spielern um je 20 DM gewettert, dass sie 1981/1982 auswärts nicht gewinnen werden. Kurioses auch im Abstiegskampf: das Heimspiel von Arminia Bielefeld gegen Nürnberg (2:0) beginnt sieben Minuten zu spät. Erst müssen die Nürnberger den Besitzern von Schwarz-Weiß-Fernsehern zu Liebe die Hosen tauschen, dann sind auch noch die Stollen von gleich sechs Nürnbergern zu lang und müssen ebenfalls gewechselt werden. Darmstadt 98 wechselt nach dem Spiel – den Trainer. Werner Olk kostet das 2:3 im Heimspiel gegen Braunschweig den Job. Noch im Stadion tagt der Vorstand, nach 100 Minuten fällt das Urteil. Immerhin verabschieden ihn die "Lilien" mit einem verbalen Blumenstrauß: "Er ist ein vorzüglicher Mensch, vielleicht ein zu anständiger für dieses Geschäft", sagt Schatzmeister Werner Lampert. Nun soll Manfred Krafft den Aufsteiger vor dem Abstieg retten.

Vor 25 Jahren gewinnt Werder Bremen an einem Freitagabend am Betzenberg 3:1. Nach Rückstand drehen die Hanseaten die Partie, Rudi Völler schießt zwei Tore und spielt überragend. Besonders freut sich Torwart Dieter Burdenski: "36 Jahre musste ich alt werden, um hier endlich einmal zu siegen."

Vor 20 Jahren gewinnt Herbstmeister Eintracht Frankfurt in Nürnberg, Tore von Tony Yeboah, Jörn Andersen und Dietmar Roth drehen die Partie (1:3). Für immerhin 24 Stunden stehen die Hessen wieder auf Platz eins. Im zweiten Freitagsspiel wehrt sich Aufsteiger Kickers Stuttgart gegen den drohenden Abstieg, das 3:1 beim letzten Europacupvertreter der Liga, Werder Bremen, ist die Überraschung des Tages. Im Focus der Kritik ist Werder-Torwart Oliver Reck, der alle Tore verschuldet, im Kicker eine "6" bekommt und von Manager Willi Lemke hören muss: "Wir müssen über die Torwartfrage angestrengt nachdenken." Sogar der Gegner lästert. Kollege Stefan Brasas: "Wir haben auf der Bank einen, der ist besser."

Vor zehn Jahren erreicht Bayern München das Viertelfinale der Champions League. Das 0:0 bei Manchester United reicht beiden Klubs in einer Partie "auf hohem taktischen Niveau" (Kicker), was meist bedeutet dass es kaum Chancen gab – beide haben jeweils drei.

14. März

Vor 75 Jahren kassiert der FC Bayern in der Gauliga eine derbe 0:5-Schlappe gegen den 1. FC Nürnberg, und das auch noch auf eigenem Platz.

Vor 25 Jahren rückt die Spitze enger zusammen. Die ersten Sechs trennen nur vier Punkte, weil Bayern (1:1 in Köln) und der HSV (1:1 gegen Bochum) patzen. So kommt Bayer Leverkusen (3:2 in Düsseldorf) auf zwei Punkte an Bayern heran, auch Stuttgart (2:0 gegen Uerdingen) und Bremen (3:1 am Vortag in Kaiserslautern) bleiben im Meisterrennen. Meister Bayern dankt Libero Klaus Augenthaler, dessen Freistoß gegen den 19-jährigen Schumacher-Ersatz Bodo Illgner wenigstens einen Punkt in Köln rettet. Im Stadion protestieren etliche Fans für den vereinsinternen Keeper Harald Schumacher. Den höchsten Tagessieg meldet Borussia Dortmund beim 6:0 gegen Waldhof Mannheim, wo Norbert Dickel drei Tore gelingen. Etwas gnädiger macht es Schalke 04 mit dem FC Homburg (4:0), wobei es bis zur 74. Minute noch 0:0 steht, ehe André Bistram und Klaus Täuber je zwei Tore erzielen.

Vor 20 Jahren debütieren in der Bundesliga gleich drei Trainer bei ihren Klubs und nur einer gewinnt: Erich Ribbeck führt die Bayern gegen den HSV, wo mit Egon Coordes ebenfalls ein neuer Trainer auf der Bank sitzt, im Olympia-Stadion zu einem 2:0-Sieg. Bayern springt von Platz elf auf neun, doch noch ist die Abstiegsgefahr nicht gebannt. Ribbeck kündigt an: "Wir müssen herausfinden, ob das Problem in den Köpfen, an der Kondition oder am Lebenswandel der Spieler liegt." Kondition dürfte wegfallen, die erlösenden Tore durch Roland Wohlfarth und Olaf Thon fallen in der 88. und 90. Minute.

Der HSV bleibt dadurch 15. und weiter in Abstiegsnot in der ersten und einzigen Saison, in der vier Klubs in die 2. Liga müssen. Coordes bekennt: "Für uns gibt es nur noch schwere Spiele." Auch der dritte Debütant, Erich Rutemöller, muss den Abstieg verhindern. Mit Hansa Rostock verliert er 1:2 in Karlsruhe, Mehmet Scholl schießt den KSC zum Sieg. Und prompt holt Rutemöller seine Vergangenheit ein. Weil er Scholl vor dem Freistoß zum Ausgleich "schauspielerische Fähigkeiten" unterstellt, kontert KSC-Manager Carl-Heinz Rühl: "Wenn man sich durch ein absichtliches Foul vom Platz stellen lässt, ist das vielleicht ein Schauspiel." Eine kleine Reminiszenz an Rutemöllers berühmtes Zitat im Pokal-Halbfinale 1991 ("Mach et, Otze"), als er Kölns Frank Ordenwitz aufforderte, nach vorheriger Verwarnung einen Platzverweis zu provozieren. Ziel war es die Sperre in der Liga absitzen zu können und das Finale spielen zu können – doch der DFB bestrafte den Trick und sperrte ihn auch fürs Endspiel. Im Titelrennen bleibt alles offen; Tabellenführer Borussia Dortmund schlägt Meister Kaiserslautern 3:1 und die BVB-Fans singen: "Lautern, rück die Schale raus!" Auf Platz drei lauert der VfB Stuttgart, Christoph Daum freut sich über ein 1:0 gegen seinen Ex-Klub 1. FC Köln durch ein spätes Tor von "Jolly" Sverisson.

Vor zehn Jahren verschafft sich Dortmund im Uefa-Cup bei Slovan Liberec durch ein 0:0 eine günstige Ausgangsposition ins Halbfinale einzuziehen. Die Leistung missfällt allerdings Trainer Matthias Sammer, der von seiner Elf verlangt "mehr zu investieren".

15. März

Vor 70 Jahren wird in den Gauligen der Spielbetrieb nach einer ungewöhnlichen langen Winterpause fortgesetzt. In Sachsen verliert Tabellenführer Dresdner SC das Spitzenspiel beim SC Planitz 0:3, beide trennt nur noch ein Punkt. Im Gau Köln-Aachen siegt Primus VfL Köln 99 in Mühlheim 7:0 und ist kaum noch einzuholen, da Viktoria Köln dem Lokalrivalen VfB ein 4:4 abtrotzt. In der "Westmark" kommt es zu einem auch in Kriegszeiten unfassbaren Ergebnis: Der 1. FC Kaiserslautern demontiert den FK Pirmasens 26:0 (13:0). Fritz Walter wird Schützenkönig und erzielt exakt die Hälfte der Tore – 13. Diese Gala des 21-jährigen Jung-Nationalspielers hätte mehr als nur 2000 Zuschauer verdient. Dahingegen macht sich das 11:0 der Stuttgarter Kickers gegen Ortsrivale SC bescheiden aus, sichert aber die Tabellenführung in Württemberg.

16. März

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Norden überstrahlen zwei Partien das komplette Restprogramm. Zum Hamburger Derby zwischen HSV und St. Pauli kommen 23.000 an den Rothenbaum und sehen ein unerwartet einseitiges 4:1 des Gastgebers und Tabellenführers. Zwei Tore von Werner Harden und je eines von Herbert Woitkowiak und Heinz Spundflasche (Elfmeter) sorgen nach 66 Minuten für Entspannung, ehe Hans Sump das Ehrentor gelingt. St. Pauli regt sich noch lange über das angebliche Abseitstor zum 1:0 auf, hat die Niederlage aber verdient. HSV-Trainer Georg Knöpfle: "Wir waren halt stärker, hatten die bessere Kondition, spielten besser zusammen und hatten das Plus der ausgezeichneten Außenläufer." Die Stadtmeisterschaft ist also entschieden, die Nummer eins im Norden ist der HSV noch nicht, denn VfL Osnabrück schlägt Holstein Kiel im Verfolgerduell vor 20.000 an der Bremer Brücke 2:1 und bleibt vier Punkte zurück. Das Sport Magazin war nicht zufrieden mit dem Spitzenspiel: "Eine übergroße Nervosität beherrschte das Spielgeschehen vom Anfang bis zum Ende." Das bessere haben die Gastgeber, Ötti Meyers 2:0 stellt die Weichen auf Sieg. Im Abstiegskampf zieht Hannover 96 den Kopf aus der Schlinge, die sich umso fester um Eintracht Braunschweig zieht, die das Duell beim Rivalen 1:3 verliert. Victoria Hamburg hofft dagegen wieder, das 2:1 gegen Werder Bremen war nicht unbedingt eingeplant. Für Werder ist die Saison schon drei Spiele vor Schluss beendet, Platz zwei ist jetzt unerreichbar.

Im Süden gibt es keine Auswärtssiege und einen ganz besonderen Heimsieg: Eintracht Frankfurt schlägt Tabellenführer 1. FC Nürnberg 1:0. Es ist die erste Club-Pleite nach 19 Spielen. Die Partie findet in der Heimstätte des FSV vor 30.000 Zuschauern am Bornheimer Hang statt und Polizisten müssen den Spielfeldrand absperren, "um wenigstens die Eckfahnen freizuhalten" (Sport Magazin). Das Tor des Tages fällt schon in der vierten Minute durch einen Elfmeter von Horst Bechtold. "Die Nürnberger spielten zeitweise bestechend schön, aber wie wir es so oft in Frankfurt auch von den Fürthern sahen: ohne den letzten Einsatz!", mäkelt das Sport Magazin und glaubt den Grund gefunden zu haben: "dass sie zum Teil am Sonntag noch um 11.30 Uhr in den Federn lagen, als wir sie in Frankfurts Sporthotel Hamburger Hof besuchten." Die Niederlage der Nürnberger "Schlafmützen" hat keine gravierenden Folgen: der VfB Stuttgart lässt bei Abstiegskandidat Schweinfurt 05 einen Punkt (0:0) und bleibt Zweiter, auch Kickers Offenbach (1:1 in Fürth) bleibt auf Distanz. Sieger des Tages ist daher die Eintracht, aber auch ihr Rückstand (10 Punkte auf VfB) macht eine Endrundenteilnahme unmöglich. Immerhin ist sie eine von nur vier (!) Mannschaften mit einem positiven Punkteverhältnis. Trotzdem ist der Abstiegskampf entschieden: nach Neckarau gibt es auch für Schwaben Augsburg keine Rettung mehr, das 0:5 beim VfR Mannheim spricht auch Bände über die Moral.

Im Südwesten führt der FC Kaiserslautern wieder mal ein typisches Betzenberg-Drama auf. Im Verfolgerduell gegen TuS Neuendorf liegt der FCK 0:2 und nach Werner Kohlmeyers Eigentor bis zur 80. Minute 2:3 zurück, dann treffen Fritz Walter und Erwin Scheffler (89.). 18.000 feiern den Deutschen Meister, der in 27 Spielen nunmehr 98 Tore erzielt hat – und seinen Titel doch kaum wird verteidigen können. Nur der Erste darf im Südwesten zur Endrunde und das ist weiterhin der 1. FC Saarbrücken, der den zweiten Kaiserslauterer Klub (VfR) 4:1 abbügelt und drei Spiele vor Schluss vier Punkte voraus ist.

Im Westen herrscht scheinbar Klarheit. Ungeachtet rechnerischer Eventualitäten titelt das Sport Magazin schon: "Rätselraten gelöst! Schalke, Rotweiß dabei!". Etwas fragwürdig bei vier Zählern Rückstand, den Preußen Münster auf RWE hat. Noch sind vier Spiele auszutragen. Schalke 04 spielt immerhin meisterlich, Oskar Siebert erzielt drei Treffer beim 4:1 gegen den Rheydter SV. RW Essen hat im Spitzenspiel gegen Alemannia Aachen weit mehr Mühe, aber den längeren Atem. Nach 0:1-Rückstand durch Michel Pfeiffer drehen August Gottschalk (70.) und Helmut Rahn (81.) mit ihren Toren die von 30.000 Zuschauern besuchte Partie. Überhaupt freuen sich die Kassierer am dritten März- Sonntag 1952. Preußen Münster begrüßt gegen Leverkusen (2:1) 20.000, ebenso Fortuna Düsseldorf im Abstiegskampf gegen Katernberg. Die Fans am Flinger Broich werden reichlich entschädigt, Fortuna gewinnt 7:4, Gäste-Torwart Broermann hatte allerdings einen schwarzen Tag. Der Vertreter von Nationaltorwart Hans Kubsch war "ein Nervenbündel". Fortuna bleibt dennoch auf einem Abstiegsplatz, denn Horst Emscher gewinnt am Stimberg in Erkenschwick durch ein Kelbassa-Tor 1:0. Hier gibt es 17.000 Zuschauer, insgesamt werden in acht Partien 142.000 gezählt. Eher kläglich sind da die 10.000, die das 4:2 des 1. FC Köln über den MSV und drei Hans Schäfer-Tore sehen.

Vor 25 Jahren werden überraschende Personalien publik: Bayern-Trainer Udo Lattek geht als Technischer Direktor zum 1. FC Köln, Gladbachs Trainer Jupp Heynckes wird sein Nachfolger. Und Kölns Stürmer Klaus Allofs, Kapitän der Nationalelf, soll zu Real Madrid wechseln. Sei Berater Holger Klemme bestätigt, dass ein Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben sei. Der Kicker montiert ein Foto und zeigt Allofs als Torero, doch zumindest diese Meldung sollte sich als verfrühter April-Scherz herausstellen.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga vier Auswärtssiege. Tabellenführer Bayer Leverkusen unterstreicht seine Ambitionen mit einem souveränen 2:0 in Stuttgart, Thomas Brdaric und Dimitar Berbatov schießen kurz vor der Pause (41., 45.) die Tore. VfB-Verteidiger Marcelo Bordon stellt mit seinem dritten Platzverweis 2001/2002 den Bundesligarekord des Münchner Löwen Bernhard Trares ein, dem das 1994/1995 als erstem widerfahren war. Bordon ist nicht der einzige Sünder an diesem Tag, auch Rostocks Torwart Perry Bräutigam (beim 2:4 in Köln), Wolfsburgs Maik Franz beim 1:1 in Hamburg und Kaiserslauterns Dimitrios Grammozis (0:0 gegen Bayern) fliegen vom Platz. Die Bayern können die 13-minütige Überzahl aber nicht mehr nutzen und sich bei Oliver Kahn bedanken, dass er einen Elfmeter des Ex-Kollegen Mario Basler gehalten hat. Den Titel hakt der Meister nach dem schlechten Spiel mit unerfreulichen Randerscheinungen (u.a. wird der Bayern-Bus mit Bierdosen beworfen) und Wortgefechten nun allmählich ab, Manager Uli Hoeneß sagt: "Ich schaue vor allem auf Platz drei." Da stehen sie im März 2002. Den Champions League-Platz wollen ihnen unter anderem die Berliner abjagen, was sie beim 3:0 in Bremen eindrucksvoll beweisen: Alex Alves schießt zwei Tore. Werders Torsten Frings schiebt Frust: "Langsam hat das nichts mehr mit Pech zu tun und wir müssen uns fragen ob es nicht am fehlenden Können liegt."

17. März

Vor 20 Jahren holt Schlusslicht Fortuna Düsseldorf im Nachholspiel in Duisburg einen Punkt (2:2), produziert aber wieder Negativ-Schlagzeilen. Hans-Jürgen Gede, bereits der dritte Trainer der Saison 1991/1992, holt Stürmer Antoine Hey unmittelbar vor der Abfahrt aus dem Bus und streicht ihn aus dem Aufgebot. Grund: Heys Vater Johnny hat ein kritisches Interview gegeben und Gede als "unfähig" bezeichnet. Als der Trainer die Zeitung in die Hand bekommt, straft er den Sohn, der nun auch ein Interview gibt: "Ich kann doch nicht für etwas bestraft werden, das mein Vater gesagt hat."

Vor zehn Jahren gewinnt Borussia Dortmund in der Bundesliga beim SC Freiburg nach frühem Rückstand noch mit 5:1 und verteidigt Platz zwei. Alle Tore erzielen Ausländer. Die Brasilien-Fraktion (Evanilson, Dede, Amoroso) macht den Anfang, Tscheche Jan Koller sorgt mit einem Doppelschlag für den Endstand. Torwart Jens Lehmann leistet sich eine Tätlichkeit gegen Coulibaly, die der Schiedsrichter übersehen hat. Im zweiten Sonntagsspiel gewinnt auch der andere "Pott-Klub" Schalke 04; das 2:1 bei 1860 München ist hart erkämpft. Unmittelbar nach Agostinos Ausgleich (81.) trifft Ebbe Sand (83.) per Kopf, Schalke bleibt Vierter und Huub Stevens bekennt sich zu mehr: "Wir denken zwar von Spiel zu Spiel, aber wir wollen oben angreifen."

18. März

Vor 50 Jahren kassiert Tabellenführer HSV in der Oberliga Nord seine erste Heimniederlage. Werder Bremen gewinnt das Spitzenspiel am Rothenbaum vor 21.000 mit 2:1 und hofft auf die Endrundenteilnahme. Mehr nicht, der HSV ist immer noch vier Punkte vorne und hat ein Spiel weniger. Uwe Seeler schimpft dennoch über seine Elf, die eine Pausenführung verspielt hat: "Wir haben hinten Jo-Jo gespielt. Wir spielen überhaupt zu viel. Bald wird das Wetter wieder besser, dann läuft die Kugel auch wieder." Die Presse sieht das Nord-Derby, das durch ein Elfmeter-Tor von Willi Schröder entschieden wird, weniger kritisch. Jupp Wolff schreibt im Sport Magazin: "90 Minuten Tempo, Farbe, Kampf und großartige Spielzüge, das war der HSV gegen Werder Bremen beim 30. Zusammentreffen der beiden Mannschaften in Punktspielen seit Gründung der Oberliga Nord 1947/1948." Eintracht Braunschweig verliert im Kampf um Platz zwei Boden, da es gegen Kellerkind Bremerhaven 93 nur 1:1 spielt – obwohl die Gäste eine Stunde in Unterzahl kicken müssen (Platzverweis). Für Holstein Kiel geht nach dem 2:3 in Oldenburg nach oben nichts mehr.

Im Süden kassiert Meister und Spitzenreiter 1. FC Nürnberg eine schmerzliche Heimniederlage gegen die Bayern (1:2). "Ohlhauser, Grosser rollten Club auf", titelt das Sport Magazin. Rainer Ohlhauser schießt beide Gäste-Tore, wobei das 1:2 jeden Fußball-Fan begeistert: Ohlhauser startet ein Solo von der Mittellinie. Er bevorzugt offenbar die schweren Tore, kurz zuvor hat er freistehend noch den Pfosten getroffen. Auch Kollege Harry Sieber vergibt eine Hundertprozentige und schießt einen Elfmeter weit neben das Tor. Trotzdem gewinnt Bayern verdient und ist bei zwei Punkten Rückstand auf den Club dick im Geschäft. Es ist die einzige Partie in dieser Staffel.

Volles Programm dagegen im Westen, wo sich noch vier Mannschaften Chancen auf die Endrunde und den Titel ausrechnen. Dank Schalke 04, das den 1. FC Köln im Spitzenspiel vor 35.000 in der Glückauf-Kampfbahn 2:1 schlägt. Willi Koslowski unterstreicht seine WM-Ambitionen und schießt beide Tore, Hans Schäfer verkürzt noch, gegen den Protest von Schalke-Legende Ernst Kuzorra: "Dat Tor von Hans Schäfer war Abseits!". Der Dritte RW Oberhausen gewinnt nach 1:2-Rückstand in Düsseldorf noch 3:2, der spätere Bundesliga-Trainer Jürgen Sundermann schießt das Siegtor. Und auch der Vierte im Quartett der Endrunden-Kandidaten punktet: Horst Trimhold schießt Schwarz-Weiß Essen zum Sieg bei Hamborn 07. Westfalia Herne scheidet dagegen nach der ersten Heimniederlage (0:2 gegen Meiderich) aus. Im Keller verschafft sich Borussia Mönchengladbach Luft, nach dem 2:0 gegen Alemannia Aachen beträgt der Vorsprung auf Sodingen zwei Punkte.

Im Südwesten gibt es immerhin vier Auswärtssiege, was daran liegt dass die Großen reisen müssen. Borussia Neunkirchen verteidigt in Koblenz (3:1 gegen TuS Neuendorf) Platz eins, obwohl sie mit dem ersten Angriff durch Werner Hölzenbein in Rückstand gerät. Die Verfolger FK Pirmasens (3:0 bei Saar 05 Saarbrücken durch einen Hattrick von Klaus Matischak) und 1. FC Kaiserslautern (4:2 bei Sportfreunde Saarbrücken) halten Anschluss. Der FCK schafft das Kunststück, einen 1:2-Rückstand binnen sechs Minuten in ein 4:2 umzuwandeln weil Saarbrückens Keeper Horst Zingraf "plötzlich nicht im Bilde" war, "er stellte sich falsch, reagierte zu spät oder gar nicht". Die Abstiegsfrage bleibt völlig offen, selbst Schlusslicht Phönix Ludwigshafen sendet Lebenszeichen und feiert den höchsten Tagessieg (3:0 gegen Oppau).

Vor 40 Jahren gibt es in der Bundesliga sieben Heimsiege und eine Vorentscheidung: Borussia Mönchengladbach wird ihren Titel kaum noch verteidigen können. Uwe Seelers Tor lässt den Traum vom Hattrick der Netzer-Elf platzen, der HSV gewinnt 1:0. "Wir sind überfordert, wir zahlen für den Kraftverbrauch der letzten Wochen", sagt Günter Netzer. Sieben Punkte Rückstand auf Schalke 04 sind in der Form nicht wett zu machen, schon gar nicht bei der Form der Schalker. Die sind durch nichts aus der Fassung zu bringen. Vor der Partie teilt der DFB mit, wegen der Verwicklung in den Manipulationsskandal künftig auf Schalker für die Nationalelf zu verzichten. Fortuna bekommt die Wut der Knappen ab: Klaus Fischer, Rolf Rüssmann und Klaus Scheer treffen beim 3:0, dem 13. Sieg im 13. Heimspiel. Nur Bayern München kann da Schritt halten – 5:1 gegen Bochum, drei Müller-Tore und weiterhin ein Punkt Rückstand. Die einzige Heimniederlage des 25. Spieltags 1971/1972 löst Fan-Proteste aus. Schlusslicht Borussia Dortmund unterliegt Hertha BSC 1:2, nach dem Ausgleich gibt es Krawalle und Schmähungen gegen Trainer Hermann Eppenhoff. Borusse Dieter Weinkauff sagt: "Gerade die Reaktion des Publikums hat uns in der Abwehr kopfscheu gemacht." Der erste Abstieg des BVB rückt jedenfalls näher, auch weil Hannover 96 Bielefeld 3:1 schlägt.

Vor 25 Jahren kommen Bayern München und Borussia Mönchengladbach im Europapokal eine Runde weiter. Bayern erreicht nach einem 2:2 in Anderlecht das Halbfinale im Meister-Cup, was nach dem 5:0 im Hinspiel niemanden verwundert. Roland Wohlfarth und Lothar Matthäus schießen nach der Pause die Tore. Auch Gladbach reicht bei Vitoria Guimares im UEFA-Cup ein 2:2, um unter die letzten Vier zu kommen. Dort befindet sich auch der FC Tirol, den der deutsche Nationalspieler Hansi Müller mit einer direkt verwandelten Ecke gegen AC Turin zum 2:1-Sieg schießt.

Vor 20 Jahren zieht Werder Bremen auf Schneeboden bei Galatasaray Istanbul ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger ein. Das 0:0 reicht nach dem knappen Hinspiel-Sieg (2:1). Die Freude trübt der Platzverweis für Dieter Eilts wegen Nachtretens in letzter Minute. Auch der verwarnte Günter Hermann handelt sich ein Spiel Sperre ein. Beide beschweren sich über die Entscheidungen, trösten sich aber mit einer Prämie von 30.000 DM für das Weiterkommen.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

12. März

Vor 80 Jahren bestreitet der Deutsche Meister Hertha BSC ein Freundschaftsspiel bei Fortuna Düsseldorf. Bei grimmiger Kälte finden sich am Flinger Broich 10.000 Zuschauer ein und sehen einen 2:1-Sieg der Fortunen. Sie sind die würdige Kulisse für das Jubiläum von Fortunas Ex-Nationalspieler Georg Hochgesang (6 A, noch als Spieler des 1. FC Nürnberg), der erst 33 ist und doch schon sein 1000. Spiel bestreitet. "Blumen, Ansprachen und – ein netter, feucht-fröhlicher Nachtrag im Vereinsheim der Fortuna" registriert der Kicker.

Vor 25 Jahren sickert bereits vor der Unterschrift des Vertrags durch, wer Ernst Happel beim HSV beerben soll: der Jugoslawe Josip Skoblar wird neuer Trainer, die Bundesliga kennt er als Spieler von Hannover 96. Manager Felix Magath ist über die Veröffentlichung "stocksauer, denn wir waren uns alle einig, dass nichts nach draußen dringen sollte." In Mannheim wird dagegen zum Saisonende eine Trainer-Stelle frei. Kult-Coach Klaus Schlappner nimmt bei Bundesligist SV Waldhof nach sieben Jahren seinen Schlapp-Hut und sagt dem Kicker: "Die Halbherzigkeit der Verantwortlichen in der Stadionfrage gab den letzten Schub. Mir ist egal, ob wir in Ludwigshafen oder Mannheim spielen. Der Verein und die Mannschaft braucht aber eine Betriebsstätte, die dem entspricht was die Konkurrenz hat."

Vor zehn Jahren schlägt Bayer Leverkusen in der Champions League Juventus Turin 3:1 und wahrt vor dem letzten Zwischenrundenspiel in La Coruna die Chance aufs Viertelfinale. Torwart Hans-Jörg Butt eröffnet mit einem Elfmeter den Torreigen, Thomas Brdaric und Joker Marko Babic schießen nach der Pause die weiteren Treffer. Das Publikum rast nach der begeisternden Partie, Trainer Klaus Toppmöller stellt fest: "Dieser Sieg gibt Selbstvertrauen." Von Platz eins bis vier ist für Bayer alles drin.

13. März

Vor 80 Jahren dominiert Schalke 04 auf Bezirksebene. Bei Germania Bochum gewinnen die Knappen mit 7:0, Ernst Kuzorra und Fritz Szepan sind unter den Torschützen am Tag als die Bochumer "mit allem Pomp beerdigt" wurden (Kicker).

In den Endrundenkämpfen um die Süddeutsche Meisterschaft setzt Bayern München ein Signal. In der Südost-Gruppe feiern die Rothosen den höchsten Tagessieg: 7:0 gegen Schlusslicht FV Rastatt, Oskar "Ossi" Rohr schießt drei Tore und 6000 gehen zufrieden nach Hause. Der Kicker tut sich schwer mit der Bewertung der Gäste, von denen "man außer Zerstörung nur verschwindend wenig sah". Auch Bayerns Hauptkonkurrenten um die Endrundenplätzen zur Deutschen Meisterschaft gewinnen ihre Heimspiele: Tabellenführer 1. FC Nürnberg putzt Pforzheim 5:1 (drei mal Josef Hornauer), der Karlsruher FV triumphiert unerwartet glatt gegen SpVgg. Fürth (3:0) und macht auch noch einen Reibach, 10.000 Zuschauer bilden eine stattliche Kulisse. Das Ergebnis überrascht die Experten, nur der Kicker weiß warum: "Fürth hat keinen Sturm! Kießling-Frank machen wohl einen sehr guten Flügel, doch zu einem erfolgreichen Angriff gehören deren fünf und da waren Franz, Leupold II und Full nicht die richtigen Kräfte." Der VfB Stuttgart kann nicht mehr oben eingreifen, bietet aber trotzdem beste Unterhaltung und bringt die Münchner Löwen um ihre letzte Chance (4:3).

In der Nordwest-Staffel des Südens ist Eintracht Frankfurt schon vier Punkte enteilt. Bei Waldhof Mannheim triumphieren die Hessen vor 12.000 Zuschauern mit 3:2, was deshalb bemerkenswert ist da sie 70 Minuten in Unterzahl verbringen und Verteidiger Hans Stubb für den verletzten Ersatzkeeper Pfister (Gehirnerschütterung) ins Tor muss. Er wird nur einmal überwunden. Das Frankfurter Glück macht die 1:4-Pleite von Verfolger VfL Neckarau in Worms komplett, auch der FSV Frankfurt (1:2 vs. FV Saarbrücken) verliert an Boden. Die Saarbrücker verdanken den Sieg und die Endrundenchance vor allem Nationalspieler Edmund Conen, der beide Tore schießt. Aus dem Rennen sind längst FK Pirmasens und Mainz 05, das seinem Vereinsnamen alle (Un-)Ehre macht und beim FKP 0:5 untergeht. Ein Resultat aus Baden-Württemberg fällt aus dem Rahmen und würde selbst im Eishockey für Aufsehen sorgen: Freiburger FC – SpVgg. Feuerbach 6:11. Statt Begeisterung ernten die Akteure Unverständnis. Der Kicker schreibt: "Der kostbare Raum verbietet ein Aufzählen der 17 Tore (wo kämen wir da auch hin!)."

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden. Der glücklichste der neun Sieger ist der 1. FC Köln, der im Verfolgerduell am Bökelberg Gladbach 2:0 bezwingt und sich mit dem ersten Auswärtssieg in der Rückrunde im Titelrennen zurückmeldet. Der überragende Stefan Engels erzielt aus 25 Metern das 0:1, Pierre Littbarski entscheidet das Rhein-Derby. Danach sagt Borussen-Kapitän Wilfried Hannes: "Jetzt ist Köln Meisterschafts-Favorit!" Doch Meister und Erster sind immer noch die Bayern, die Borussia Dortmund nach torloser erster Hälfte 3:1 schlagen – Joker Dieter Hoeneß sticht zwei Mal. Die meisten Tore fallen in Stuttgart, wo der VfB Eintracht Frankfurt 5:2 abspeist. Nur ein Tor fällt in Leverkusen, aber das hat Folgen: Kaiserslauterns erster Auswärtssieg kostet einen Pfälzer Journalisten 180 D-Mark, denn er hat mit neun Spielern um je 20 DM gewettert, dass sie 1981/1982 auswärts nicht gewinnen werden. Kurioses auch im Abstiegskampf: das Heimspiel von Arminia Bielefeld gegen Nürnberg (2:0) beginnt sieben Minuten zu spät. Erst müssen die Nürnberger den Besitzern von Schwarz-Weiß-Fernsehern zu Liebe die Hosen tauschen, dann sind auch noch die Stollen von gleich sechs Nürnbergern zu lang und müssen ebenfalls gewechselt werden. Darmstadt 98 wechselt nach dem Spiel – den Trainer. Werner Olk kostet das 2:3 im Heimspiel gegen Braunschweig den Job. Noch im Stadion tagt der Vorstand, nach 100 Minuten fällt das Urteil. Immerhin verabschieden ihn die "Lilien" mit einem verbalen Blumenstrauß: "Er ist ein vorzüglicher Mensch, vielleicht ein zu anständiger für dieses Geschäft", sagt Schatzmeister Werner Lampert. Nun soll Manfred Krafft den Aufsteiger vor dem Abstieg retten.

Vor 25 Jahren gewinnt Werder Bremen an einem Freitagabend am Betzenberg 3:1. Nach Rückstand drehen die Hanseaten die Partie, Rudi Völler schießt zwei Tore und spielt überragend. Besonders freut sich Torwart Dieter Burdenski: "36 Jahre musste ich alt werden, um hier endlich einmal zu siegen."

Vor 20 Jahren gewinnt Herbstmeister Eintracht Frankfurt in Nürnberg, Tore von Tony Yeboah, Jörn Andersen und Dietmar Roth drehen die Partie (1:3). Für immerhin 24 Stunden stehen die Hessen wieder auf Platz eins. Im zweiten Freitagsspiel wehrt sich Aufsteiger Kickers Stuttgart gegen den drohenden Abstieg, das 3:1 beim letzten Europacupvertreter der Liga, Werder Bremen, ist die Überraschung des Tages. Im Focus der Kritik ist Werder-Torwart Oliver Reck, der alle Tore verschuldet, im Kicker eine "6" bekommt und von Manager Willi Lemke hören muss: "Wir müssen über die Torwartfrage angestrengt nachdenken." Sogar der Gegner lästert. Kollege Stefan Brasas: "Wir haben auf der Bank einen, der ist besser."

Vor zehn Jahren erreicht Bayern München das Viertelfinale der Champions League. Das 0:0 bei Manchester United reicht beiden Klubs in einer Partie "auf hohem taktischen Niveau" (Kicker), was meist bedeutet dass es kaum Chancen gab – beide haben jeweils drei.

14. März

Vor 75 Jahren kassiert der FC Bayern in der Gauliga eine derbe 0:5-Schlappe gegen den 1. FC Nürnberg, und das auch noch auf eigenem Platz.

Vor 25 Jahren rückt die Spitze enger zusammen. Die ersten Sechs trennen nur vier Punkte, weil Bayern (1:1 in Köln) und der HSV (1:1 gegen Bochum) patzen. So kommt Bayer Leverkusen (3:2 in Düsseldorf) auf zwei Punkte an Bayern heran, auch Stuttgart (2:0 gegen Uerdingen) und Bremen (3:1 am Vortag in Kaiserslautern) bleiben im Meisterrennen. Meister Bayern dankt Libero Klaus Augenthaler, dessen Freistoß gegen den 19-jährigen Schumacher-Ersatz Bodo Illgner wenigstens einen Punkt in Köln rettet. Im Stadion protestieren etliche Fans für den vereinsinternen Keeper Harald Schumacher. Den höchsten Tagessieg meldet Borussia Dortmund beim 6:0 gegen Waldhof Mannheim, wo Norbert Dickel drei Tore gelingen. Etwas gnädiger macht es Schalke 04 mit dem FC Homburg (4:0), wobei es bis zur 74. Minute noch 0:0 steht, ehe André Bistram und Klaus Täuber je zwei Tore erzielen.

Vor 20 Jahren debütieren in der Bundesliga gleich drei Trainer bei ihren Klubs und nur einer gewinnt: Erich Ribbeck führt die Bayern gegen den HSV, wo mit Egon Coordes ebenfalls ein neuer Trainer auf der Bank sitzt, im Olympia-Stadion zu einem 2:0-Sieg. Bayern springt von Platz elf auf neun, doch noch ist die Abstiegsgefahr nicht gebannt. Ribbeck kündigt an: "Wir müssen herausfinden, ob das Problem in den Köpfen, an der Kondition oder am Lebenswandel der Spieler liegt." Kondition dürfte wegfallen, die erlösenden Tore durch Roland Wohlfarth und Olaf Thon fallen in der 88. und 90. Minute.

Der HSV bleibt dadurch 15. und weiter in Abstiegsnot in der ersten und einzigen Saison, in der vier Klubs in die 2. Liga müssen. Coordes bekennt: "Für uns gibt es nur noch schwere Spiele." Auch der dritte Debütant, Erich Rutemöller, muss den Abstieg verhindern. Mit Hansa Rostock verliert er 1:2 in Karlsruhe, Mehmet Scholl schießt den KSC zum Sieg. Und prompt holt Rutemöller seine Vergangenheit ein. Weil er Scholl vor dem Freistoß zum Ausgleich "schauspielerische Fähigkeiten" unterstellt, kontert KSC-Manager Carl-Heinz Rühl: "Wenn man sich durch ein absichtliches Foul vom Platz stellen lässt, ist das vielleicht ein Schauspiel." Eine kleine Reminiszenz an Rutemöllers berühmtes Zitat im Pokal-Halbfinale 1991 ("Mach et, Otze"), als er Kölns Frank Ordenwitz aufforderte, nach vorheriger Verwarnung einen Platzverweis zu provozieren. Ziel war es die Sperre in der Liga absitzen zu können und das Finale spielen zu können – doch der DFB bestrafte den Trick und sperrte ihn auch fürs Endspiel. Im Titelrennen bleibt alles offen; Tabellenführer Borussia Dortmund schlägt Meister Kaiserslautern 3:1 und die BVB-Fans singen: "Lautern, rück die Schale raus!" Auf Platz drei lauert der VfB Stuttgart, Christoph Daum freut sich über ein 1:0 gegen seinen Ex-Klub 1. FC Köln durch ein spätes Tor von "Jolly" Sverisson.

Vor zehn Jahren verschafft sich Dortmund im Uefa-Cup bei Slovan Liberec durch ein 0:0 eine günstige Ausgangsposition ins Halbfinale einzuziehen. Die Leistung missfällt allerdings Trainer Matthias Sammer, der von seiner Elf verlangt "mehr zu investieren".

15. März

Vor 70 Jahren wird in den Gauligen der Spielbetrieb nach einer ungewöhnlichen langen Winterpause fortgesetzt. In Sachsen verliert Tabellenführer Dresdner SC das Spitzenspiel beim SC Planitz 0:3, beide trennt nur noch ein Punkt. Im Gau Köln-Aachen siegt Primus VfL Köln 99 in Mühlheim 7:0 und ist kaum noch einzuholen, da Viktoria Köln dem Lokalrivalen VfB ein 4:4 abtrotzt. In der "Westmark" kommt es zu einem auch in Kriegszeiten unfassbaren Ergebnis: Der 1. FC Kaiserslautern demontiert den FK Pirmasens 26:0 (13:0). Fritz Walter wird Schützenkönig und erzielt exakt die Hälfte der Tore – 13. Diese Gala des 21-jährigen Jung-Nationalspielers hätte mehr als nur 2000 Zuschauer verdient. Dahingegen macht sich das 11:0 der Stuttgarter Kickers gegen Ortsrivale SC bescheiden aus, sichert aber die Tabellenführung in Württemberg.

16. März

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Norden überstrahlen zwei Partien das komplette Restprogramm. Zum Hamburger Derby zwischen HSV und St. Pauli kommen 23.000 an den Rothenbaum und sehen ein unerwartet einseitiges 4:1 des Gastgebers und Tabellenführers. Zwei Tore von Werner Harden und je eines von Herbert Woitkowiak und Heinz Spundflasche (Elfmeter) sorgen nach 66 Minuten für Entspannung, ehe Hans Sump das Ehrentor gelingt. St. Pauli regt sich noch lange über das angebliche Abseitstor zum 1:0 auf, hat die Niederlage aber verdient. HSV-Trainer Georg Knöpfle: "Wir waren halt stärker, hatten die bessere Kondition, spielten besser zusammen und hatten das Plus der ausgezeichneten Außenläufer." Die Stadtmeisterschaft ist also entschieden, die Nummer eins im Norden ist der HSV noch nicht, denn VfL Osnabrück schlägt Holstein Kiel im Verfolgerduell vor 20.000 an der Bremer Brücke 2:1 und bleibt vier Punkte zurück. Das Sport Magazin war nicht zufrieden mit dem Spitzenspiel: "Eine übergroße Nervosität beherrschte das Spielgeschehen vom Anfang bis zum Ende." Das bessere haben die Gastgeber, Ötti Meyers 2:0 stellt die Weichen auf Sieg. Im Abstiegskampf zieht Hannover 96 den Kopf aus der Schlinge, die sich umso fester um Eintracht Braunschweig zieht, die das Duell beim Rivalen 1:3 verliert. Victoria Hamburg hofft dagegen wieder, das 2:1 gegen Werder Bremen war nicht unbedingt eingeplant. Für Werder ist die Saison schon drei Spiele vor Schluss beendet, Platz zwei ist jetzt unerreichbar.

Im Süden gibt es keine Auswärtssiege und einen ganz besonderen Heimsieg: Eintracht Frankfurt schlägt Tabellenführer 1. FC Nürnberg 1:0. Es ist die erste Club-Pleite nach 19 Spielen. Die Partie findet in der Heimstätte des FSV vor 30.000 Zuschauern am Bornheimer Hang statt und Polizisten müssen den Spielfeldrand absperren, "um wenigstens die Eckfahnen freizuhalten" (Sport Magazin). Das Tor des Tages fällt schon in der vierten Minute durch einen Elfmeter von Horst Bechtold. "Die Nürnberger spielten zeitweise bestechend schön, aber wie wir es so oft in Frankfurt auch von den Fürthern sahen: ohne den letzten Einsatz!", mäkelt das Sport Magazin und glaubt den Grund gefunden zu haben: "dass sie zum Teil am Sonntag noch um 11.30 Uhr in den Federn lagen, als wir sie in Frankfurts Sporthotel Hamburger Hof besuchten." Die Niederlage der Nürnberger "Schlafmützen" hat keine gravierenden Folgen: der VfB Stuttgart lässt bei Abstiegskandidat Schweinfurt 05 einen Punkt (0:0) und bleibt Zweiter, auch Kickers Offenbach (1:1 in Fürth) bleibt auf Distanz. Sieger des Tages ist daher die Eintracht, aber auch ihr Rückstand (10 Punkte auf VfB) macht eine Endrundenteilnahme unmöglich. Immerhin ist sie eine von nur vier (!) Mannschaften mit einem positiven Punkteverhältnis. Trotzdem ist der Abstiegskampf entschieden: nach Neckarau gibt es auch für Schwaben Augsburg keine Rettung mehr, das 0:5 beim VfR Mannheim spricht auch Bände über die Moral.

Im Südwesten führt der FC Kaiserslautern wieder mal ein typisches Betzenberg-Drama auf. Im Verfolgerduell gegen TuS Neuendorf liegt der FCK 0:2 und nach Werner Kohlmeyers Eigentor bis zur 80. Minute 2:3 zurück, dann treffen Fritz Walter und Erwin Scheffler (89.). 18.000 feiern den Deutschen Meister, der in 27 Spielen nunmehr 98 Tore erzielt hat – und seinen Titel doch kaum wird verteidigen können. Nur der Erste darf im Südwesten zur Endrunde und das ist weiterhin der 1. FC Saarbrücken, der den zweiten Kaiserslauterer Klub (VfR) 4:1 abbügelt und drei Spiele vor Schluss vier Punkte voraus ist.

Im Westen herrscht scheinbar Klarheit. Ungeachtet rechnerischer Eventualitäten titelt das Sport Magazin schon: "Rätselraten gelöst! Schalke, Rotweiß dabei!". Etwas fragwürdig bei vier Zählern Rückstand, den Preußen Münster auf RWE hat. Noch sind vier Spiele auszutragen. Schalke 04 spielt immerhin meisterlich, Oskar Siebert erzielt drei Treffer beim 4:1 gegen den Rheydter SV. RW Essen hat im Spitzenspiel gegen Alemannia Aachen weit mehr Mühe, aber den längeren Atem. Nach 0:1-Rückstand durch Michel Pfeiffer drehen August Gottschalk (70.) und Helmut Rahn (81.) mit ihren Toren die von 30.000 Zuschauern besuchte Partie. Überhaupt freuen sich die Kassierer am dritten März- Sonntag 1952. Preußen Münster begrüßt gegen Leverkusen (2:1) 20.000, ebenso Fortuna Düsseldorf im Abstiegskampf gegen Katernberg. Die Fans am Flinger Broich werden reichlich entschädigt, Fortuna gewinnt 7:4, Gäste-Torwart Broermann hatte allerdings einen schwarzen Tag. Der Vertreter von Nationaltorwart Hans Kubsch war "ein Nervenbündel". Fortuna bleibt dennoch auf einem Abstiegsplatz, denn Horst Emscher gewinnt am Stimberg in Erkenschwick durch ein Kelbassa-Tor 1:0. Hier gibt es 17.000 Zuschauer, insgesamt werden in acht Partien 142.000 gezählt. Eher kläglich sind da die 10.000, die das 4:2 des 1. FC Köln über den MSV und drei Hans Schäfer-Tore sehen.

Vor 25 Jahren werden überraschende Personalien publik: Bayern-Trainer Udo Lattek geht als Technischer Direktor zum 1. FC Köln, Gladbachs Trainer Jupp Heynckes wird sein Nachfolger. Und Kölns Stürmer Klaus Allofs, Kapitän der Nationalelf, soll zu Real Madrid wechseln. Sei Berater Holger Klemme bestätigt, dass ein Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben sei. Der Kicker montiert ein Foto und zeigt Allofs als Torero, doch zumindest diese Meldung sollte sich als verfrühter April-Scherz herausstellen.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga vier Auswärtssiege. Tabellenführer Bayer Leverkusen unterstreicht seine Ambitionen mit einem souveränen 2:0 in Stuttgart, Thomas Brdaric und Dimitar Berbatov schießen kurz vor der Pause (41., 45.) die Tore. VfB-Verteidiger Marcelo Bordon stellt mit seinem dritten Platzverweis 2001/2002 den Bundesligarekord des Münchner Löwen Bernhard Trares ein, dem das 1994/1995 als erstem widerfahren war. Bordon ist nicht der einzige Sünder an diesem Tag, auch Rostocks Torwart Perry Bräutigam (beim 2:4 in Köln), Wolfsburgs Maik Franz beim 1:1 in Hamburg und Kaiserslauterns Dimitrios Grammozis (0:0 gegen Bayern) fliegen vom Platz. Die Bayern können die 13-minütige Überzahl aber nicht mehr nutzen und sich bei Oliver Kahn bedanken, dass er einen Elfmeter des Ex-Kollegen Mario Basler gehalten hat. Den Titel hakt der Meister nach dem schlechten Spiel mit unerfreulichen Randerscheinungen (u.a. wird der Bayern-Bus mit Bierdosen beworfen) und Wortgefechten nun allmählich ab, Manager Uli Hoeneß sagt: "Ich schaue vor allem auf Platz drei." Da stehen sie im März 2002. Den Champions League-Platz wollen ihnen unter anderem die Berliner abjagen, was sie beim 3:0 in Bremen eindrucksvoll beweisen: Alex Alves schießt zwei Tore. Werders Torsten Frings schiebt Frust: "Langsam hat das nichts mehr mit Pech zu tun und wir müssen uns fragen ob es nicht am fehlenden Können liegt."

17. März

Vor 20 Jahren holt Schlusslicht Fortuna Düsseldorf im Nachholspiel in Duisburg einen Punkt (2:2), produziert aber wieder Negativ-Schlagzeilen. Hans-Jürgen Gede, bereits der dritte Trainer der Saison 1991/1992, holt Stürmer Antoine Hey unmittelbar vor der Abfahrt aus dem Bus und streicht ihn aus dem Aufgebot. Grund: Heys Vater Johnny hat ein kritisches Interview gegeben und Gede als "unfähig" bezeichnet. Als der Trainer die Zeitung in die Hand bekommt, straft er den Sohn, der nun auch ein Interview gibt: "Ich kann doch nicht für etwas bestraft werden, das mein Vater gesagt hat."

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Vor zehn Jahren gewinnt Borussia Dortmund in der Bundesliga beim SC Freiburg nach frühem Rückstand noch mit 5:1 und verteidigt Platz zwei. Alle Tore erzielen Ausländer. Die Brasilien-Fraktion (Evanilson, Dede, Amoroso) macht den Anfang, Tscheche Jan Koller sorgt mit einem Doppelschlag für den Endstand. Torwart Jens Lehmann leistet sich eine Tätlichkeit gegen Coulibaly, die der Schiedsrichter übersehen hat. Im zweiten Sonntagsspiel gewinnt auch der andere "Pott-Klub" Schalke 04; das 2:1 bei 1860 München ist hart erkämpft. Unmittelbar nach Agostinos Ausgleich (81.) trifft Ebbe Sand (83.) per Kopf, Schalke bleibt Vierter und Huub Stevens bekennt sich zu mehr: "Wir denken zwar von Spiel zu Spiel, aber wir wollen oben angreifen."

18. März

Vor 50 Jahren kassiert Tabellenführer HSV in der Oberliga Nord seine erste Heimniederlage. Werder Bremen gewinnt das Spitzenspiel am Rothenbaum vor 21.000 mit 2:1 und hofft auf die Endrundenteilnahme. Mehr nicht, der HSV ist immer noch vier Punkte vorne und hat ein Spiel weniger. Uwe Seeler schimpft dennoch über seine Elf, die eine Pausenführung verspielt hat: "Wir haben hinten Jo-Jo gespielt. Wir spielen überhaupt zu viel. Bald wird das Wetter wieder besser, dann läuft die Kugel auch wieder." Die Presse sieht das Nord-Derby, das durch ein Elfmeter-Tor von Willi Schröder entschieden wird, weniger kritisch. Jupp Wolff schreibt im Sport Magazin: "90 Minuten Tempo, Farbe, Kampf und großartige Spielzüge, das war der HSV gegen Werder Bremen beim 30. Zusammentreffen der beiden Mannschaften in Punktspielen seit Gründung der Oberliga Nord 1947/1948." Eintracht Braunschweig verliert im Kampf um Platz zwei Boden, da es gegen Kellerkind Bremerhaven 93 nur 1:1 spielt – obwohl die Gäste eine Stunde in Unterzahl kicken müssen (Platzverweis). Für Holstein Kiel geht nach dem 2:3 in Oldenburg nach oben nichts mehr.

Im Süden kassiert Meister und Spitzenreiter 1. FC Nürnberg eine schmerzliche Heimniederlage gegen die Bayern (1:2). "Ohlhauser, Grosser rollten Club auf", titelt das Sport Magazin. Rainer Ohlhauser schießt beide Gäste-Tore, wobei das 1:2 jeden Fußball-Fan begeistert: Ohlhauser startet ein Solo von der Mittellinie. Er bevorzugt offenbar die schweren Tore, kurz zuvor hat er freistehend noch den Pfosten getroffen. Auch Kollege Harry Sieber vergibt eine Hundertprozentige und schießt einen Elfmeter weit neben das Tor. Trotzdem gewinnt Bayern verdient und ist bei zwei Punkten Rückstand auf den Club dick im Geschäft. Es ist die einzige Partie in dieser Staffel.

Volles Programm dagegen im Westen, wo sich noch vier Mannschaften Chancen auf die Endrunde und den Titel ausrechnen. Dank Schalke 04, das den 1. FC Köln im Spitzenspiel vor 35.000 in der Glückauf-Kampfbahn 2:1 schlägt. Willi Koslowski unterstreicht seine WM-Ambitionen und schießt beide Tore, Hans Schäfer verkürzt noch, gegen den Protest von Schalke-Legende Ernst Kuzorra: "Dat Tor von Hans Schäfer war Abseits!". Der Dritte RW Oberhausen gewinnt nach 1:2-Rückstand in Düsseldorf noch 3:2, der spätere Bundesliga-Trainer Jürgen Sundermann schießt das Siegtor. Und auch der Vierte im Quartett der Endrunden-Kandidaten punktet: Horst Trimhold schießt Schwarz-Weiß Essen zum Sieg bei Hamborn 07. Westfalia Herne scheidet dagegen nach der ersten Heimniederlage (0:2 gegen Meiderich) aus. Im Keller verschafft sich Borussia Mönchengladbach Luft, nach dem 2:0 gegen Alemannia Aachen beträgt der Vorsprung auf Sodingen zwei Punkte.

Im Südwesten gibt es immerhin vier Auswärtssiege, was daran liegt dass die Großen reisen müssen. Borussia Neunkirchen verteidigt in Koblenz (3:1 gegen TuS Neuendorf) Platz eins, obwohl sie mit dem ersten Angriff durch Werner Hölzenbein in Rückstand gerät. Die Verfolger FK Pirmasens (3:0 bei Saar 05 Saarbrücken durch einen Hattrick von Klaus Matischak) und 1. FC Kaiserslautern (4:2 bei Sportfreunde Saarbrücken) halten Anschluss. Der FCK schafft das Kunststück, einen 1:2-Rückstand binnen sechs Minuten in ein 4:2 umzuwandeln weil Saarbrückens Keeper Horst Zingraf "plötzlich nicht im Bilde" war, "er stellte sich falsch, reagierte zu spät oder gar nicht". Die Abstiegsfrage bleibt völlig offen, selbst Schlusslicht Phönix Ludwigshafen sendet Lebenszeichen und feiert den höchsten Tagessieg (3:0 gegen Oppau).

Vor 40 Jahren gibt es in der Bundesliga sieben Heimsiege und eine Vorentscheidung: Borussia Mönchengladbach wird ihren Titel kaum noch verteidigen können. Uwe Seelers Tor lässt den Traum vom Hattrick der Netzer-Elf platzen, der HSV gewinnt 1:0. "Wir sind überfordert, wir zahlen für den Kraftverbrauch der letzten Wochen", sagt Günter Netzer. Sieben Punkte Rückstand auf Schalke 04 sind in der Form nicht wett zu machen, schon gar nicht bei der Form der Schalker. Die sind durch nichts aus der Fassung zu bringen. Vor der Partie teilt der DFB mit, wegen der Verwicklung in den Manipulationsskandal künftig auf Schalker für die Nationalelf zu verzichten. Fortuna bekommt die Wut der Knappen ab: Klaus Fischer, Rolf Rüssmann und Klaus Scheer treffen beim 3:0, dem 13. Sieg im 13. Heimspiel. Nur Bayern München kann da Schritt halten – 5:1 gegen Bochum, drei Müller-Tore und weiterhin ein Punkt Rückstand. Die einzige Heimniederlage des 25. Spieltags 1971/1972 löst Fan-Proteste aus. Schlusslicht Borussia Dortmund unterliegt Hertha BSC 1:2, nach dem Ausgleich gibt es Krawalle und Schmähungen gegen Trainer Hermann Eppenhoff. Borusse Dieter Weinkauff sagt: "Gerade die Reaktion des Publikums hat uns in der Abwehr kopfscheu gemacht." Der erste Abstieg des BVB rückt jedenfalls näher, auch weil Hannover 96 Bielefeld 3:1 schlägt.

Vor 25 Jahren kommen Bayern München und Borussia Mönchengladbach im Europapokal eine Runde weiter. Bayern erreicht nach einem 2:2 in Anderlecht das Halbfinale im Meister-Cup, was nach dem 5:0 im Hinspiel niemanden verwundert. Roland Wohlfarth und Lothar Matthäus schießen nach der Pause die Tore. Auch Gladbach reicht bei Vitoria Guimares im UEFA-Cup ein 2:2, um unter die letzten Vier zu kommen. Dort befindet sich auch der FC Tirol, den der deutsche Nationalspieler Hansi Müller mit einer direkt verwandelten Ecke gegen AC Turin zum 2:1-Sieg schießt.

Vor 20 Jahren zieht Werder Bremen auf Schneeboden bei Galatasaray Istanbul ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger ein. Das 0:0 reicht nach dem knappen Hinspiel-Sieg (2:1). Die Freude trübt der Platzverweis für Dieter Eilts wegen Nachtretens in letzter Minute. Auch der verwarnte Günter Hermann handelt sich ein Spiel Sperre ein. Beide beschweren sich über die Entscheidungen, trösten sich aber mit einer Prämie von 30.000 DM für das Weiterkommen.