DFB-Vize Koch: Konsequent und transparent gegen Doping

Die ersten Veröffentlichungen der Untersuchungskommission, die sich mit der Doping-Vergangenheit in der Sportmedizin der Universität Freiburg beschäftigt hat, werden intensiv diskutiert. Auch der Fußball ist darin ein Thema. Die Evaluierungskommission behauptet, dass in den späten 70er und frühen 80er Jahren beim VfB Stuttgart und SC Freiburg Anabolika-Doping vorgekommen sein soll. DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch, gleichzeitig Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission im Deutschen Fußball-Bund, bezieht im DFB.de-Interview Stellung.

DFB.de: Herr Dr. Koch, nach den Nachrichten aus der Freiburger Evaluierungskommission: Wie fällt die erste Einordnung des DFB aus?

Dr. Rainer Koch: Wir sind grundsätzlich für Transparenz und Offenheit. Hier werden gravierende Vorwürfe geäußert, die selbstverständlich umfänglich aufgeklärt werden müssen. Befremdlich ist allerdings, dass weder der DFB und seine Anti-Doping-Kommission noch die DFL oder die genannten Vereine bislang auch nur im Ansatz informiert worden sind. Für uns alle sind die Veröffentlichungen völlig neu, wir kennen weder genaue Ergebnisse noch einen Bericht der Kommission.

DFB.de: Was hat das zur Folge?

Koch: Um das Ganze seriös einordnen zu können, müssten wir den detaillierten Bericht kennen. Vorher können wir uns nicht dezidierter äußern. Unsere Linie ist klar: Der Sachverhalt muss bei einem so viele Jahre zurückliegenden Vorgang samt aller Akteninhalte detailliert dargelegt sein, erst dann kann seriös reagiert und gehandelt werden. Wir wünschen uns deshalb nun, schnell und umfassend informiert zu werden. Es ist immer wieder bedauerlich, wenn man als erstes mit Schlagzeilen konfrontiert wird, ohne Details und Hintergründe vorher erfahren zu haben. Ich erinnere an den Herbst 2011.

DFB.de: Sie meinen die Vorwürfe rund um die WM 1966.

Koch: Genau. Damals wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts in Berlin zunächst öffentlichkeitswirksam behauptet, dass bei der WM 1966 drei deutschen Nationalspielern die Einnahme verbotener Substanzen nachgewiesen worden sei. Später - nach Offenlegung aller Materialien - kam der renommierte Jura-Professor Martin Nolte von der Sporthochschule Köln, der sich in einer wissenschaftlichen Studie ebenfalls intensiv mit der WM 1966 befasst hat, zu dem klaren Ergebnis, dass bei der Mannschaft gar kein Dopingvorgehen vorgelegen hat. Besonders zu verurteilen ist, wenn im Zusammenhang mit Doping rein spekulativ Namen von einzelnen Personen ins Spiel gebracht werden. Grundsätzlich, das möchte ich betonen, ist der DFB immer absolut gewillt, vergangene Vorgänge aufzuarbeiten.

DFB.de: Bei der Untersuchung geht es um Praktiken aus den späten 70er und frühen 80er Jahren. Wie beurteilen Sie die damalige Situation aus heutiger DFB-Sicht?



Die ersten Veröffentlichungen der Untersuchungskommission, die sich mit der Doping-Vergangenheit in der Sportmedizin der Universität Freiburg beschäftigt hat, werden intensiv diskutiert. Auch der Fußball ist darin ein Thema. Die Evaluierungskommission behauptet, dass in den späten 70er und frühen 80er Jahren beim VfB Stuttgart und SC Freiburg Anabolika-Doping vorgekommen sein soll. DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch, gleichzeitig Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission im Deutschen Fußball-Bund, bezieht im DFB.de-Interview Stellung.

DFB.de: Herr Dr. Koch, nach den Nachrichten aus der Freiburger Evaluierungskommission: Wie fällt die erste Einordnung des DFB aus?

Dr. Rainer Koch: Wir sind grundsätzlich für Transparenz und Offenheit. Hier werden gravierende Vorwürfe geäußert, die selbstverständlich umfänglich aufgeklärt werden müssen. Befremdlich ist allerdings, dass weder der DFB und seine Anti-Doping-Kommission noch die DFL oder die genannten Vereine bislang auch nur im Ansatz informiert worden sind. Für uns alle sind die Veröffentlichungen völlig neu, wir kennen weder genaue Ergebnisse noch einen Bericht der Kommission.

DFB.de: Was hat das zur Folge?

Koch: Um das Ganze seriös einordnen zu können, müssten wir den detaillierten Bericht kennen. Vorher können wir uns nicht dezidierter äußern. Unsere Linie ist klar: Der Sachverhalt muss bei einem so viele Jahre zurückliegenden Vorgang samt aller Akteninhalte detailliert dargelegt sein, erst dann kann seriös reagiert und gehandelt werden. Wir wünschen uns deshalb nun, schnell und umfassend informiert zu werden. Es ist immer wieder bedauerlich, wenn man als erstes mit Schlagzeilen konfrontiert wird, ohne Details und Hintergründe vorher erfahren zu haben. Ich erinnere an den Herbst 2011.

DFB.de: Sie meinen die Vorwürfe rund um die WM 1966.

Koch: Genau. Damals wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts in Berlin zunächst öffentlichkeitswirksam behauptet, dass bei der WM 1966 drei deutschen Nationalspielern die Einnahme verbotener Substanzen nachgewiesen worden sei. Später - nach Offenlegung aller Materialien - kam der renommierte Jura-Professor Martin Nolte von der Sporthochschule Köln, der sich in einer wissenschaftlichen Studie ebenfalls intensiv mit der WM 1966 befasst hat, zu dem klaren Ergebnis, dass bei der Mannschaft gar kein Dopingvorgehen vorgelegen hat. Besonders zu verurteilen ist, wenn im Zusammenhang mit Doping rein spekulativ Namen von einzelnen Personen ins Spiel gebracht werden. Grundsätzlich, das möchte ich betonen, ist der DFB immer absolut gewillt, vergangene Vorgänge aufzuarbeiten.

DFB.de: Bei der Untersuchung geht es um Praktiken aus den späten 70er und frühen 80er Jahren. Wie beurteilen Sie die damalige Situation aus heutiger DFB-Sicht?

Koch: Man muss einräumen, dass der Anti-Doping-Kampf zu dieser Zeit wenig ernsthaft geführt wurde und beim DFB nicht so sorgfältig damit umgegangen wurde wie es wünschenswert gewesen wäre. Heute ist der deutsche Fußball sehr konsequent und strikt im Kampf gegen Doping, gerade in den vergangenen 20 Jahren hat sich unheimlich viel getan und verändert. Der DFB und die DFL folgen dabei ihrem klaren Bekenntnis zum wertorientierten Sport.

DFB.de: Wie äußert sich das? Was tut der DFB?

Koch: Die Zahl der Trainings- und Wettkampfkontrollen hat sich seit 1989 versiebzehnfacht - von 128 auf rund 2200. Bei den Trainings- und Wettkampfkontrollen ist Deutschland im Fußball international die Nummer zwei, nur Italien liegt noch vor uns. Zur Saison 2013/2014 wurden die Bluttests als Bestandteil der Trainingskontrollen eingeführt, seit Beginn dieser Saison werden sie auch im Wettkampf vorgenommen. Wir sind bestrebt um den bestmöglichen Kampf gegen Doping und arbeiten eng und in bestem Einvernehmen mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) zusammen, mit der wir seit Jahren eine sehr gute, partnerschaftliche Zusammenarbeit pflegen. Dabei stehen wir nun vor dem nächsten Schritt.

DFB.de: Wie sieht dieser nächste Schritt aus?

Koch: Nach einem Jahr intensiver gemeinsamer Gespräche stehen wir jetzt unmittelbar davor, unser von Präsident Wolfgang Niersbach am DFB-Bundestag 2013 formuliertes Ziel zu verwirklichen - nämlich: die Wettkampfkontrollen komplett in die Hände der NADA zu übergeben. Der Vertrag ist jetzt unterschriftsreif ausverhandelt und soll in der nächsten Sitzung des DFB-Präsidiums am 13. März offiziell verabschiedet werden. Die Kontrollvorgänge würden dann mit Beginn der neuen Saison vollständig - das heißt sowohl im Training als auch im Wettkampf - bei der NADA liegen. Damit sorgen wir für noch mehr Offenheit und Transparenz und zeigen, wie ernst es dem Fußball mit dem Kampf gegen Doping ist.