DFB-Stiftung Egidius Braun: „Hätte ich nur 1000 Völlers!“

Seit über zwei Jahrzehnten erfüllt die DFB-Stiftung Egidius Braun ihr Motto „Fußball ist mehr als ein 1:0“ eindrucksvoll mit Leben. Auf vielfältige Weise werden nicht nur Fußballer, sondern auch Sportler anderer Disziplinen und Hilfsbedürftige unterstützt. Hans Günter Martin, langjähriger Sportchef der „Rheinischen Post“, beleuchtet die Palette an Aktivitäten.

Bei der Auswahl der WM-Quartiere für die Nationalmannschaften nimmt es die Führung des DFB stets sehr genau. So war es beispielsweise 1986 in Mexiko, als sich der damalige DFB-Schatzmeister Egidius Braun und Teamchef Franz Beckenbauer nach einem geeigneten Aufenthaltsort für die WM umschauten – und in doppelter Hinsicht fündig wurden. Beckenbauer erachtete die Mansion Galindo, eine weitläufige Hotelanlage unweit von Querétaro, als perfektes Domizil für die Turnierwochen.

Braun machte noch einen anderen, buchstäblich wegweisenden Fund: „Franz, da müssen wir was tun!“ Diese Worte des 83 Jahre alten Aacheners nach den erschütternden Eindrücken, die die beiden Gäste aus dem fernen, reichen Alemania vom Besuch eines Waisenheims im Land der Azteken mitnahmen, waren der Beginn dessen, was als DFB-Stiftung Egidius Braun längst eine renommierte Institution geworden ist. Wie die mexikanischen Kinder da hausten, umgeben von Mangel in fast jeglicher Hinsicht und vor sich eine Zukunft ohne Perspektive, diese Bilder ließen Braun nicht mehr los.

Bis zum Ende der WM war die Idee zur Unterstützung der jungen Heiminsassen so weit gereift, dass bald schon die ersten Hilfsaktionen anliefen, Lieferungen aus Deutschland eintrafen, die den Waisenkindern des Heims „Casa de Cuna – Oasis del Niño“ wunderschöne, bis dahin völlig unbekannte Augenblicke bescherten, die Not in ihrem Heim spürbar linderten und eine neue, lichte Zeit in ihrem Leben anbrechen ließen.

Jetzt, 22 Jahre später, ist aus der spontanen Hilfsaktion für das Waisenheim längst eine starke soziale Bewegung geworden, die die zentrale Botschaft des damaligen Schatzmeisters, späteren DFB-Präsidenten, jetzigen Ehrenpräsidenten und Namensgebers der Stiftung verdeutlicht: Fußball ist mehr als ein 1:0. Von jeher hat Braun die moralische Verpflichtung zum Blick über den Tellerrand des Sports betont.

Wie ernst es dem Deutschen Fußball-Bund mit der humanitären Hilfe ist, macht zum wiederholten Male das Benefiz-Länderspiel gegen Belgien im Nürnberger Stadion deutlich: Mit den Einnahmen werden die Kassen von mehreren Stiftungen gefüllt, so dass an vielen Fronten die eindrucksvolle Serie der guten Taten fortgeschrieben werden kann. 1,5 bis zwei Millionen Euro pro Jahr sind für die Fortführung der wohltätigen Aktionen notwendig, die das kleine, aber effiziente Administrations-Team unter der Leitung des Geschäftsführers Wolfgang Watzke so sinnvoll wie möglich lenkt und leitet.

Dem Startprojekt Casa de Cuna folgten sechs weitere in Mexiko, die - allesamt sehr bedürftigen, häufig buchstäblich auf der Straße lebenden Kindern und in einigen Fällen auch deren jungen, oft familiärer Gewalt entflohenen Müttern gewidmet - dank der DFB-Initiative eine positive Entwicklung genommen haben und sich sehr nachhaltiger Wirkung erfreuen. Wolfgang Watzke macht daher deutlich: „Nachhaltigkeit und Kontinuität sind uns sehr wichtig. Das Geld wird nicht einfach mit der Gießkanne verteilt.“ Man sieht: Da gedeiht etwas – bis hin zu Einstiegen in eine Berufsausbildung oder ein selbstbestimmtes Arbeitsleben.

Doch der Stein, den Egidius Braun 1986 in Querétaro ins Wasser warf, hat noch weitere Wellenschläge erzeugt. Seit Braun, der 1992 zum DFB-Präsidenten gewählt wurde, und seine Frau Marianne 1997 erste Spenden nach Bulgarien brachten, um schlimme Zustände im Kinderheim Dragalevtzi in Sofia zu lindern, entwickelte sich außerdem das Hilfswerk „Kinder in Not“ mit neun Projekten in Osteuropa. Das Heim in Sofia erfuhr in den Jahren 2004 und 2005 eine große Renovierungsmaßnahme mit einem Gesamtvolumen von 87.000 Euro, zu der auch Franz Beckenbauer mit seiner Stiftung erheblich beitrug. „Kinder in Not“ hilft mittlerweile aber ebenfalls in Bosnien-Herzegowina, Lettland, im polnischen Kattowitz, in Rumänien und im ukrainischen Charkow, wo beispielsweise ein Kinderkrankenhaus mit über 200 jungen Patienten – viele von ihnen späte Opfer der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl – besondere materielle Zuwendung erfährt.



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Seit über zwei Jahrzehnten erfüllt die DFB-Stiftung Egidius Braun ihr Motto „Fußball ist mehr als ein 1:0“ eindrucksvoll mit Leben. Auf vielfältige Weise werden nicht nur Fußballer, sondern auch Sportler anderer Disziplinen und Hilfsbedürftige unterstützt. Hans Günter Martin, langjähriger Sportchef der „Rheinischen Post“, beleuchtet die Palette an Aktivitäten.

Bei der Auswahl der WM-Quartiere für die Nationalmannschaften nimmt es die Führung des DFB stets sehr genau. So war es beispielsweise 1986 in Mexiko, als sich der damalige DFB-Schatzmeister Egidius Braun und Teamchef Franz Beckenbauer nach einem geeigneten Aufenthaltsort für die WM umschauten – und in doppelter Hinsicht fündig wurden. Beckenbauer erachtete die Mansion Galindo, eine weitläufige Hotelanlage unweit von Querétaro, als perfektes Domizil für die Turnierwochen.

Braun machte noch einen anderen, buchstäblich wegweisenden Fund: „Franz, da müssen wir was tun!“ Diese Worte des 83 Jahre alten Aacheners nach den erschütternden Eindrücken, die die beiden Gäste aus dem fernen, reichen Alemania vom Besuch eines Waisenheims im Land der Azteken mitnahmen, waren der Beginn dessen, was als DFB-Stiftung Egidius Braun längst eine renommierte Institution geworden ist. Wie die mexikanischen Kinder da hausten, umgeben von Mangel in fast jeglicher Hinsicht und vor sich eine Zukunft ohne Perspektive, diese Bilder ließen Braun nicht mehr los.

Bis zum Ende der WM war die Idee zur Unterstützung der jungen Heiminsassen so weit gereift, dass bald schon die ersten Hilfsaktionen anliefen, Lieferungen aus Deutschland eintrafen, die den Waisenkindern des Heims „Casa de Cuna – Oasis del Niño“ wunderschöne, bis dahin völlig unbekannte Augenblicke bescherten, die Not in ihrem Heim spürbar linderten und eine neue, lichte Zeit in ihrem Leben anbrechen ließen.

Jetzt, 22 Jahre später, ist aus der spontanen Hilfsaktion für das Waisenheim längst eine starke soziale Bewegung geworden, die die zentrale Botschaft des damaligen Schatzmeisters, späteren DFB-Präsidenten, jetzigen Ehrenpräsidenten und Namensgebers der Stiftung verdeutlicht: Fußball ist mehr als ein 1:0. Von jeher hat Braun die moralische Verpflichtung zum Blick über den Tellerrand des Sports betont.

Wie ernst es dem Deutschen Fußball-Bund mit der humanitären Hilfe ist, macht zum wiederholten Male das Benefiz-Länderspiel gegen Belgien im Nürnberger Stadion deutlich: Mit den Einnahmen werden die Kassen von mehreren Stiftungen gefüllt, so dass an vielen Fronten die eindrucksvolle Serie der guten Taten fortgeschrieben werden kann. 1,5 bis zwei Millionen Euro pro Jahr sind für die Fortführung der wohltätigen Aktionen notwendig, die das kleine, aber effiziente Administrations-Team unter der Leitung des Geschäftsführers Wolfgang Watzke so sinnvoll wie möglich lenkt und leitet.

Dem Startprojekt Casa de Cuna folgten sechs weitere in Mexiko, die - allesamt sehr bedürftigen, häufig buchstäblich auf der Straße lebenden Kindern und in einigen Fällen auch deren jungen, oft familiärer Gewalt entflohenen Müttern gewidmet - dank der DFB-Initiative eine positive Entwicklung genommen haben und sich sehr nachhaltiger Wirkung erfreuen. Wolfgang Watzke macht daher deutlich: „Nachhaltigkeit und Kontinuität sind uns sehr wichtig. Das Geld wird nicht einfach mit der Gießkanne verteilt.“ Man sieht: Da gedeiht etwas – bis hin zu Einstiegen in eine Berufsausbildung oder ein selbstbestimmtes Arbeitsleben.

Doch der Stein, den Egidius Braun 1986 in Querétaro ins Wasser warf, hat noch weitere Wellenschläge erzeugt. Seit Braun, der 1992 zum DFB-Präsidenten gewählt wurde, und seine Frau Marianne 1997 erste Spenden nach Bulgarien brachten, um schlimme Zustände im Kinderheim Dragalevtzi in Sofia zu lindern, entwickelte sich außerdem das Hilfswerk „Kinder in Not“ mit neun Projekten in Osteuropa. Das Heim in Sofia erfuhr in den Jahren 2004 und 2005 eine große Renovierungsmaßnahme mit einem Gesamtvolumen von 87.000 Euro, zu der auch Franz Beckenbauer mit seiner Stiftung erheblich beitrug. „Kinder in Not“ hilft mittlerweile aber ebenfalls in Bosnien-Herzegowina, Lettland, im polnischen Kattowitz, in Rumänien und im ukrainischen Charkow, wo beispielsweise ein Kinderkrankenhaus mit über 200 jungen Patienten – viele von ihnen späte Opfer der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl – besondere materielle Zuwendung erfährt.

„Was wir machen, tun wir mit Freude. Gemessen an der Not, die überall auf der Welt herrscht, mag es immer zu wenig sein, aber es ist allemal besser als gar nichts zu tun.“ So beschreibt Watzke die Philosophie der DFB-Stiftung Egidius Braun, die weitgehend die Vorstellungen ihres Begründers und Namensgebers zu verwirklichen trachtet: „Wir müssen etwas für die Kinder tun“, lautete stets das Credo des Aacheners, der für sein soziales Lebenswerk die partnerschaftliche - und finanziell paritätische - Unterstützung des Kindermissionswerks „Sternsinger“ und bei einigen Projekten des Vereins „Kinder in die Mitte“ von Prälat Arnold Poll gewonnen hat.

Doch Unterstützung gewährt die Stiftung nicht nur in der Ferne, wenngleich dort die Not am größten ist. In Deutschland werden seit 2001 alljährlich Ferien-Freizeiten finanziert, die in diesem Jahr wieder 121 Vereinsgruppen mit jeweils 16 Kindern und zwei Betreuern für die Dauer von sieben bis zehn Tagen zugute kamen, beispielsweise bei Grömitz an der Ostsee. Rund 750.000 Euro erfordert diese Maßnahme – der größte Ausgabenposten in der Buchführung der Stiftung überhaupt. Und wie viele andere Ausgaben ist dieses Geld gut angelegt: Denn die Teilnehmer an der Freizeit berichten unisono von spannenden, kreativ gestalteten Ferientagen ohne Walkman, Fernseher oder Internet.

Als vierter Stiftungs-Schwerpunkt hat sich die alljährliche Finanzspritze für junge deutsche Olympioniken oder Teilnehmer an den Paralympics herauskristallisiert. 17 Nachwuchssportler stehen derzeit auf der Förderliste der DFB-Stiftung Egidius Braun, davon zehn Mitglieder im Deutschen Behinderten-Sportverband. In den vergangenen Jahren gefördert wurden beispielsweise die Spitzenathleten Fabian Hambüchen (Kunstturnen), Tatjana Hüfner (Rennrodeln), Manuela Schmermund (Sportschießen), Melanie Lierka (Judo), Petra Overzier (Badminton), Marcus Becker, Stefan Henze (beide Kanu) und Vitali Tajbert (Boxen). Für diese Unterstützung werden 100.000 Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt, 2009 wird die Summe wahrscheinlich erhöht werden.

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Bleiben noch die Einzel-Projekte. Bis zu 150 Förderanträge werden Jahr für Jahr bewilligt, die meisten mit einem Volumen zwischen 500 und 2500 Euro. Da geht es um Elterninitiativen, häufig zugunsten behinderter oder sozial benachteiligter Kinder. Um Menschen, die unverschuldet in soziale Notlagen geraten sind. Um einen gehörlosen Schiedsrichter, der dank gezielter Förderung trotz der Behinderung seinem Hobby frönen kann. Oder um die Initiative des Fußballkreises Osnabrück, der sich die Realisation einer Küche für Bedürftige im ehemaligen Königsberg (heute Kaliningrad) zum Ziel gesetzt hat.

„Wir machen uns oft um einige 100 Euro richtige Mühe“, schildert Watzke. „Und wenn wir uns zur Hilfe entschließen, dann geht das schnell und unbürokratisch. Über Anträge kann notfalls an einem Tag entschieden werden.“ Das geschieht dann per Telefonkonferenz auf Vorstandsebene gemeinsam mit Karl Rothmund, DFB-Vizepräsident für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben, Erdmann Fischer, Ehrenpräsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, Walter Hützen, Präsident des Fußballverbandes Niederrhein, Otto Höhne, ehemaliger Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, Willy Küffner, ehemaliger Geschäftsführer des Bayerischen Fußball-Verbandes, und Dr. Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbandes.

Und was sind neben dem Benefiz-Länderspiel die weitere Einnahmequellen? „Wir haben viele prominente Dauerspender wie Rudi Völler, Oliver Bierhoff, Thomas Berthold, Guido Buchwald oder Toni Schumacher“, berichtet Watzke. Völler war zum Start der Mexiko-Hilfe ebenso spontan mit 5000 Mark zur Stelle wie einige Jahre später, als die Osteuropa-Hilfe begann. Der Geschäftsführer der DFB-Stiftung Egidius Braun sagt bewundernd über den Leverkusener Sportdirektor: „Hätte ich nur 1000 Völlers!“ Dann gibt es Überweisungen von Straf- oder Bußgeldern aus den jährlichen DFB-Sportgerichtsverfahren, aber auch viele kleine und kleinste Spenden, Inhalte von Sparschweinen aus Eckkneipen oder Beträge, die beim Grillfest des Vereins X oder beim Torwandschießen vom Stammtisch Y zusammen kamen. „Wir freuen uns über jeden Euro, über die kleinen wie über die großen Beträge“, betont Wolfgang Watzke und stellt gleichermaßen grundsätzlich wie erfreut mit: „Denn da zeigt sich, dass unsere Bewegung überall angekommen ist.“ Ganz im Sinne von Egidius Braun.