Deutsche in Paris: Französischkenntnisse auch für Kanada nutzen

Fünf deutsche Fußballerinnen stehen seit diesem Sommer beim französischen Spitzenklub Paris Saint-Germain unter Vertrag. Und drei von ihnen möchten ihre neu erworbenen Sprachkenntnisse auch im kommenden Jahr anwenden. Denn Annike Krahn, Lira Alushi und Josephine Henning eint ein großes Ziel: Sie wollen mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Kanada - und das ist bekanntlich zur Hälfte frankophon.

Erst mal stehen jedoch die abschließenden beiden Qualifikationsspiele auf dem Programm. Am Donnerstagabend ist das Team von Bundestrainerin Silvia Neid in Moskau gelandet, dort findet am Samstag (ab 14.45 Uhr MESZ, live in der ARD) die Partie gegen Russland statt. Am Mittwoch (ab 18 Uhr, live in der ARD) trifft die DFB-Auswahl im abschließenden Spiel in Heidenheim auf Irland.

Lira Alushi in Paris: "Hier ist alles anders"

Neulich waren sie zum ersten Mal gemeinsam unterwegs. Etwas shoppen, etwas essen, etwas trinken. Annike Krahn, Josephine Henning, Lira Alushi, Ann-Katrin Berger und Linda Bresonik bilden seit dieser Saison die starke deutsche Fraktion beim französischen Spitzenteam Paris Saint-Germain. Während Krahn und Bresonik schon länger in der französischen Hauptstadt sind, betreten die drei anderen völliges Neuland. Und kommen dabei manchmal aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

"Hier ist alles anders", sagt Alushi. "Die Stadt ist einfach beeindruckend. Es ist eine ganz andere Welt. Es wird noch einige Zeit dauern, bis man die meisten Sehenswürdigkeiten besucht hat." Die 72-malige deutsche Nationalspielerin stand vorher beim 1. FFC Frankfurt unter Vertrag. Für sie heißt es nun: Champs-Élysées statt Zeil, Eiffelturm statt Römer, Seine statt Main.

Es ist also viel mehr als ein Perspektivwechsel, es ist das Eintauchen in eine völlig neue Kultur, das hat Alushi schnell gemerkt. "In Deutschland zählen oft Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Hier ist es insgesamt etwas lockerer und entspannter. Das ist zwischendurch auch mal eine nette Erkenntnis." Neulich war Alushi erstmals auf dem riesigen Wochenmarkt direkt um die Ecke im Stadtteil Saint-Germain, wo sie nun lebt. Hier wohnen auch ihre neuen Kolleginnen. Man trifft sich beim Bäcker, man trifft sich im Supermarkt, und man trifft sich eben auch manchmal auf dem Wochenmarkt. Paris ist so groß und manchmal eben doch so klein.

Frauenfußball in Frankreich: "Alles extrem professionell"

Aber es ist natürlich nicht so, dass die Angreiferin nur des schönen Lebens wegen die Allianz Frauen-Bundesliga in Richtung Frankreich verlassen hat. Vor allem der sportliche Aspekt war reizvoll: "Auch hier ist alles extrem professionell. Das Umfeld ist hervorragend. Sicherlich ist die französische Liga in der Breite nicht so stark wie die deutsche. Aber ich freue mich auf das Duell mit Olympique Lyon. Unser Kader ist so stark besetzt, dass wir vor niemandem Angst haben müssen. Mein persönliches Ziel ist ein Titel."

Es ist ein hoher Anspruch, den Alushi an sich selbst setzt. Um das zu erkennen, reicht ein Blick zurück in die jüngere Vergangenheit. Achtmal hintereinander gewann Olympique die Französische Meisterschaft – teilweise mit 22 Siegen in 22 Spielen bei einem Torverhältnis von 106:6. Dazu viermal den Pokal und zweimal die Champions League. Eine beeindruckende Bilanz.

Aber es gibt eben auch Hoffnung. Und genau das ist das Fundament für Alushis mutige Aussage. Im vergangenen Jahr konnte Paris dem großen Konkurrenten die erste Niederlage in einem Meisterschaftsspiel seit vier Jahren zufügen. Und in der Vorbereitung auf die gerade begonnene Saison gab es ein unglückliches 2:3 gegen Lyon. "Ich bin davon überzeugt, dass wir uns auf Augenhöhe befinden", betont Alushi.

Annike Krahn vor dritter Saison in Paris

Ihre Zuversicht liegt natürlich auch darin begründet, dass sie starke Kolleginnen an ihrer Seite hat. Denn auch Josephine Henning weiß, wie man Titel gewinnt. Zwei Jahre stand die Nationalspielerin bei Turbine Potsdam unter Vertrag, zuletzt drei Spielzeiten beim VfL Wolfsburg. Alleine bei den Niedersachsen hat Henning je zweimal die Champions League und die Deutsche Meisterschaft geholt, dazu einmal den DFB-Pokal. Und mit der DFB-Auswahl ist sie 2013 Europameisterin geworden. Warum sollte man sich mit einer solchen Erfahrung im Kader vor Olympique Lyon verstecken?

Annike Krahn kennt die Antwort. Die 29-Jährige geht gerade in ihre dritte Saison in Frankreich und hat ihren Vertrag kürzlich noch einmal verlängert. Sie weiß ganz genau, dass in Paris derzeit etwas richtig Großes entstehen könnte. Nicht nur bei den Herren um Superstar Zlatan Ibrahimovic. Auch bei den Frauen – mit der starken deutschen Achse. Aber Krahn weiß ebenso gut, dass die Strukturen in Lyon lange und langsam gewachsen sind. Um dieses stabile Gerüst ins Wanken zu bringen, braucht man Geduld und Ausdauer. Vor allem darf man sich keine Schwäche erlauben. Nicht gegen die vermeintlich kleineren Gegner. Und schon gar nicht im großen Showdown mit Olympique.

Die Abwehrspielerin ist mit ihrer zweijährigen Paris-Erfahrung sozusagen die Mutter der Kompanie. Ihr Wort hat Gewicht. Vor allem auch deshalb, weil sie inzwischen fast fließend Französisch spricht und damit eine große Hilfe für ihre neuen Weggefährtinnen ist: "Ich freue mich darüber, dass weitere Spielerinnen aus der Bundesliga jetzt hier sind. Ich sehe mich schon in der Pflicht, ihnen die Eingewöhnung so leicht wie möglich zu machen. Ich helfe gerne, wo ich kann. Denn nur gemeinsam können wir erfolgreich sein und unsere Ziele erreichen."

Warnung vor dem Qualifikationsfinale: "Keinen Gegner unterschätzen"

Krahn hat in diesen Tagen also viel mehr Aufgaben als nur das Verteidigen des eigenen Tores auf dem Platz. Manchmal ist sie Dolmetscherin, manchmal ist sie Stadtführerin, manchmal organisiert sie auch einfach nur den Papierkram mit den Ämtern für ihre neuen Kolleginnen.

Bevor die Meisterschaft in Frankreich fortgesetzt wird, steht für Krahn, Henning und Alushi jedoch der finale Schritt Richtung Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Kanada auf dem Programm. Erst in Moskau, dann in Heidenheim. Das Heimspieol gegen Irland am kommenden Mittwoch ist für die drei aktuellen Nationalspielerinnen aus Paris mehr als nur eine kurzzeitige Heimkehr - es geht auch darum, die durchwachsene Leistung aus dem Hinspiel zu korrigieren.

Das 3:2 im April war eine komplizierte Angelegenheit, bei der die DFB-Auswahl ins Straucheln geraten, aber nicht gefallen war. Denn in der 90. Minute gelang Melanie Leupolz der letztlich verdiente Siegtreffer. Dennoch, als Warnung sind die Erinnerungen noch frisch genug. "Man darf keinen Gegner unterschätzen", sagt Krahn. "Auf diesem Niveau werden inzwischen auch kleine Fehler oder Unachtsamkeiten bestraft." Und das können sie überhaupt nicht gebrauchen. Weder in Paris. Noch auf dem Weg zur Weltmeisterschaft.

[sw]

Fünf deutsche Fußballerinnen stehen seit diesem Sommer beim französischen Spitzenklub Paris Saint-Germain unter Vertrag. Und drei von ihnen möchten ihre neu erworbenen Sprachkenntnisse auch im kommenden Jahr anwenden. Denn Annike Krahn, Lira Alushi und Josephine Henning eint ein großes Ziel: Sie wollen mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Kanada - und das ist bekanntlich zur Hälfte frankophon.

Erst mal stehen jedoch die abschließenden beiden Qualifikationsspiele auf dem Programm. Am Donnerstagabend ist das Team von Bundestrainerin Silvia Neid in Moskau gelandet, dort findet am Samstag (ab 14.45 Uhr MESZ, live in der ARD) die Partie gegen Russland statt. Am Mittwoch (ab 18 Uhr, live in der ARD) trifft die DFB-Auswahl im abschließenden Spiel in Heidenheim auf Irland.

Lira Alushi in Paris: "Hier ist alles anders"

Neulich waren sie zum ersten Mal gemeinsam unterwegs. Etwas shoppen, etwas essen, etwas trinken. Annike Krahn, Josephine Henning, Lira Alushi, Ann-Katrin Berger und Linda Bresonik bilden seit dieser Saison die starke deutsche Fraktion beim französischen Spitzenteam Paris Saint-Germain. Während Krahn und Bresonik schon länger in der französischen Hauptstadt sind, betreten die drei anderen völliges Neuland. Und kommen dabei manchmal aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

"Hier ist alles anders", sagt Alushi. "Die Stadt ist einfach beeindruckend. Es ist eine ganz andere Welt. Es wird noch einige Zeit dauern, bis man die meisten Sehenswürdigkeiten besucht hat." Die 72-malige deutsche Nationalspielerin stand vorher beim 1. FFC Frankfurt unter Vertrag. Für sie heißt es nun: Champs-Élysées statt Zeil, Eiffelturm statt Römer, Seine statt Main.

Es ist also viel mehr als ein Perspektivwechsel, es ist das Eintauchen in eine völlig neue Kultur, das hat Alushi schnell gemerkt. "In Deutschland zählen oft Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Hier ist es insgesamt etwas lockerer und entspannter. Das ist zwischendurch auch mal eine nette Erkenntnis." Neulich war Alushi erstmals auf dem riesigen Wochenmarkt direkt um die Ecke im Stadtteil Saint-Germain, wo sie nun lebt. Hier wohnen auch ihre neuen Kolleginnen. Man trifft sich beim Bäcker, man trifft sich im Supermarkt, und man trifft sich eben auch manchmal auf dem Wochenmarkt. Paris ist so groß und manchmal eben doch so klein.

Frauenfußball in Frankreich: "Alles extrem professionell"

Aber es ist natürlich nicht so, dass die Angreiferin nur des schönen Lebens wegen die Allianz Frauen-Bundesliga in Richtung Frankreich verlassen hat. Vor allem der sportliche Aspekt war reizvoll: "Auch hier ist alles extrem professionell. Das Umfeld ist hervorragend. Sicherlich ist die französische Liga in der Breite nicht so stark wie die deutsche. Aber ich freue mich auf das Duell mit Olympique Lyon. Unser Kader ist so stark besetzt, dass wir vor niemandem Angst haben müssen. Mein persönliches Ziel ist ein Titel."

Es ist ein hoher Anspruch, den Alushi an sich selbst setzt. Um das zu erkennen, reicht ein Blick zurück in die jüngere Vergangenheit. Achtmal hintereinander gewann Olympique die Französische Meisterschaft – teilweise mit 22 Siegen in 22 Spielen bei einem Torverhältnis von 106:6. Dazu viermal den Pokal und zweimal die Champions League. Eine beeindruckende Bilanz.

Aber es gibt eben auch Hoffnung. Und genau das ist das Fundament für Alushis mutige Aussage. Im vergangenen Jahr konnte Paris dem großen Konkurrenten die erste Niederlage in einem Meisterschaftsspiel seit vier Jahren zufügen. Und in der Vorbereitung auf die gerade begonnene Saison gab es ein unglückliches 2:3 gegen Lyon. "Ich bin davon überzeugt, dass wir uns auf Augenhöhe befinden", betont Alushi.

Annike Krahn vor dritter Saison in Paris

Ihre Zuversicht liegt natürlich auch darin begründet, dass sie starke Kolleginnen an ihrer Seite hat. Denn auch Josephine Henning weiß, wie man Titel gewinnt. Zwei Jahre stand die Nationalspielerin bei Turbine Potsdam unter Vertrag, zuletzt drei Spielzeiten beim VfL Wolfsburg. Alleine bei den Niedersachsen hat Henning je zweimal die Champions League und die Deutsche Meisterschaft geholt, dazu einmal den DFB-Pokal. Und mit der DFB-Auswahl ist sie 2013 Europameisterin geworden. Warum sollte man sich mit einer solchen Erfahrung im Kader vor Olympique Lyon verstecken?

Annike Krahn kennt die Antwort. Die 29-Jährige geht gerade in ihre dritte Saison in Frankreich und hat ihren Vertrag kürzlich noch einmal verlängert. Sie weiß ganz genau, dass in Paris derzeit etwas richtig Großes entstehen könnte. Nicht nur bei den Herren um Superstar Zlatan Ibrahimovic. Auch bei den Frauen – mit der starken deutschen Achse. Aber Krahn weiß ebenso gut, dass die Strukturen in Lyon lange und langsam gewachsen sind. Um dieses stabile Gerüst ins Wanken zu bringen, braucht man Geduld und Ausdauer. Vor allem darf man sich keine Schwäche erlauben. Nicht gegen die vermeintlich kleineren Gegner. Und schon gar nicht im großen Showdown mit Olympique.

Die Abwehrspielerin ist mit ihrer zweijährigen Paris-Erfahrung sozusagen die Mutter der Kompanie. Ihr Wort hat Gewicht. Vor allem auch deshalb, weil sie inzwischen fast fließend Französisch spricht und damit eine große Hilfe für ihre neuen Weggefährtinnen ist: "Ich freue mich darüber, dass weitere Spielerinnen aus der Bundesliga jetzt hier sind. Ich sehe mich schon in der Pflicht, ihnen die Eingewöhnung so leicht wie möglich zu machen. Ich helfe gerne, wo ich kann. Denn nur gemeinsam können wir erfolgreich sein und unsere Ziele erreichen."

Warnung vor dem Qualifikationsfinale: "Keinen Gegner unterschätzen"

Krahn hat in diesen Tagen also viel mehr Aufgaben als nur das Verteidigen des eigenen Tores auf dem Platz. Manchmal ist sie Dolmetscherin, manchmal ist sie Stadtführerin, manchmal organisiert sie auch einfach nur den Papierkram mit den Ämtern für ihre neuen Kolleginnen.

Bevor die Meisterschaft in Frankreich fortgesetzt wird, steht für Krahn, Henning und Alushi jedoch der finale Schritt Richtung Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Kanada auf dem Programm. Erst in Moskau, dann in Heidenheim. Das Heimspieol gegen Irland am kommenden Mittwoch ist für die drei aktuellen Nationalspielerinnen aus Paris mehr als nur eine kurzzeitige Heimkehr - es geht auch darum, die durchwachsene Leistung aus dem Hinspiel zu korrigieren.

Das 3:2 im April war eine komplizierte Angelegenheit, bei der die DFB-Auswahl ins Straucheln geraten, aber nicht gefallen war. Denn in der 90. Minute gelang Melanie Leupolz der letztlich verdiente Siegtreffer. Dennoch, als Warnung sind die Erinnerungen noch frisch genug. "Man darf keinen Gegner unterschätzen", sagt Krahn. "Auf diesem Niveau werden inzwischen auch kleine Fehler oder Unachtsamkeiten bestraft." Und das können sie überhaupt nicht gebrauchen. Weder in Paris. Noch auf dem Weg zur Weltmeisterschaft.