Deutsche Halbfinals: Jahrhundertspiel und Elferdrama

Ein Jahrhundertspiel, (fast) das Ende des Sommermärchens, die "Schlacht von Göteborg" - die WM-Halbfinals mit deutscher Beteiligung boten Tragik und Triumphe. Ob Finalsperre für Michael Ballack oder Revanchen, stets war auch ein Schuss Drama dabei.

Das 0:1 gegen Spanien am heutigen Mittwoch war im elften Halbfinale die fünfte Niederlage, den bislang letzten Sieg gab es 2002 in Seoul gegen Gastgeber Südkorea. Auch bei der ersten deutschen WM-Teilnahme sprang die Vorschlussrunde heraus. Das ist schon 76 Jahre her. DFB.de zeigt die deutschen Halbfinals im Überblick.

7. Juli 2010, Durban: Deutschland - Spanien 0:1

Nach grandiosen Siegen gegen England (4:1) und Argentinien (4:0) heißt der Gegner wie im EM-Finale zwei Jahre zuvor Spanien. Die Revanche für das 0:1 von Wien misslingt: Abwehrspieler Carles Puyol ist in der 73. Spielminute nach einer Ecke von Xavi per Kopf zur Stelle und markiert den entscheidenden Treffer zum spanischen Finaleinzug.

4. Juli 2006, Dortmund: Italien - Deutschland 2:0 n.V.

Fast das Ende des Sommermärchens. Genialer Pass von Andrea Pirlo in der Verlängerung, Grosso schießt, Lehmann fliegt, kommt aber nicht mehr dran. Es war die 119. Minute. Alessandro Del Piero schießt kurz danach das 2:0. Nachher geben fast alle zu: Italien war besser. Die Azzurri werden auch Weltmeister, die Deutschen Dritter und stürmisch gefeiert. Es wurde auch so ein Sommermärchen.

25. Juni 2002, Seoul: Deutschland - Südkorea 1:0

Heute Thomas Müller, damals Michael Ballack: Er opfert sich, indem er einen Konter der Koreaner stoppt, die Gelbe Karte sieht - und das WM-Finale verpasst. Anschließend erzielt er den Siegtreffer. 2010 streicht der Weltverband FIFA die Karten nach dem Viertelfinale - eine Gelbsperre im Finale ist unmöglich. 2002 aber noch nicht. Im Endspiel gibt es ein 0:2 gegen Brasilien. Trotz guter Leistung und einem Pfostenschuss von Oliver Neuville.

4. Juli 1990, Turin: Deutschland - England 4:3 i.E.

Das erste von zwei legendären Elfmeterschießen gegen die Engländer. Bodo Illgner hält gegen Stuart Pearce mit dem Knie, Waddle jagt den Ball über das Tor. Paul Gascoigne weint. Das Elfmeter-Trauma der Engländer nimmt seinen Lauf. Illgner reckt die Faust zum Himmel, wird anschließend von der deutschen Mannschaft bestürmt. Deutschland wird später durch ein 1:0 gegen Argentinien Weltmeister.

25. Juni 1986, Guadalajara: Deutschland - Frankreich 2:0

Die Revanche für 1982. Wolfgang Rolff schaltet den großen Michel Platini aus, Deutschland dadurch den Top-Favoriten, der sich bereits zuvor gegen Brasilien verausgabt hatte. Tore: Andreas Brehme in der 9., Rudi Völler in der 90. Minute. 21 Uhr, 33 Grad. Und Paraguay widmete dem Spiel eine Briefmarke. Im Finale verlieren die Deutschen mit 2:3 gegen Argentinien.

8. Juli 1982, Sevilla: Deutschland - Frankreich 5:4 i.E.

3:3 nach 120 Minuten, das Drama im Elfmeterschießen. Klaus Fischer erzielt ein Fallrückzieher-Tor für die Ewigkeit, und Horst Hrubesch entdeckt in seinem Spind einen Jesus-Aufkleber: "Da wusste ich, es konnte nichts mehr schiefgehen." Beim letzten Elfmeter legt er sich nicht einmal mehr den Ball zurecht - Finale. dort gibt es ein 1:3 gegen Italien.

17. Juni 1970, Mexiko-Stadt: Italien - Deutschland 4:3 n.V.

Auf einer bronzenen Erinnerungstafel steht: "Das Azteken-Stadion erweist den Nationalmannschaften Italiens und Deutschlands, Hauptdarstellern des Jahrhundertspiels vom 17. Juni 1970, die Ehre." Kurt Brumme kommentierte die doch eher plumpen Versuche der Italiener, das 1:0 über die Zeit zu retten, im Radio: "Das ist ja entsetzlich, das ist ja widerlich. Burgnich ist soeben verstorben, sehe ich. Nein, da kommt er wieder." Doch dann kam ausgerechnet Schnellinger. Es nutzte nichts. Gewonnen hatten die Deutschen trotzdem. Von dem Spiel spricht man heute noch.

25. Juli 1966, Liverpool: Deutschland - Sowjetunion 2:1

Der Goodison-Park war an diesem Montagabend nicht einmal ausverkauft, und 40.000 Zuschauer sahen wenige Höhepunkte, wie die DFB-Chronik im Nachhinein festhielt. Helmut Haller traf gegen den unübertroffenen Lew Jaschin, Beckenbauer mit einem Schlenzer zum 2:0. Torhüter Hans Tilkowski erlitt eine Schulterverletzung, war aber fit genug, um fünf Tage später das Wembley-Tor zu kassieren. Oder eben auch nicht.

24. Juni 1958, Göteborg: Schweden - Deutschland 3:1

"König Fußballs einfältigste Vasallen kämpften ein blamables Heckengefecht", schrieb der Journalist Horst Vetten über das Spiel und meinte die überharte schwedische Spielweise. Legendär ist die Geschichte von der gestrichenen "Schwedenplatte" in einem Hamburger Restaurant. Grund der Aufregung: Erste koordinierte Fangesänge, dirigiert von Vorsängern mit Megafonen. Erich Juskowiak wird vom Platz gestellt, in Überzahl treffen Gren und Hamrin für Schweden zum 3:1.

30. Juni 1954, Basel: Deutschland - Österreich 6:1 (1:0)

Die deutschen Spieler erfuhren an einer Ampel von vorbeifahrenden Fans, dass nun Österreich warten würde. Es war die Geburtsstunde jenes Teams, das später Ungarn entzaubern sollte. Die DFB-Chronik berichtet, wie sich Werner Kohlmeyer zehn Minuten vor dem Anpfiff in aller Seelenruhe zu rasieren begann. Präsident Peco Bauwens sprach nach dem Abpfiff vom "größten Tag in der Geschichte des DFB" - zumindest für vier Tage.

3. Juni 1934, Mailand: Tschechoslowakei - Deutschland 3:1

Zwei Torwartfehler kosteten der jungen deutschen Mannschaft den Finaleinzug: Der Dresdner Willibald Kreß, sonst ein sicherer Rückhalt, patzte gleich doppelt. "Kreß hat uns dieses Spiel verloren. Dieser Satz liest sich ohne Zweifel hart, aber wir haben gar keine Möglichkeit, einen Grund für Milde zu finden", schrieb der "kicker". Die Wiener Reichspost bezeichnete die Tschechoslowaken als "in jeder Phase überlegen". Oldrich Nejedly erzielte drei Tore.

[gt/sid]

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Ein Jahrhundertspiel, (fast) das Ende des Sommermärchens, die "Schlacht von Göteborg" - die WM-Halbfinals mit deutscher Beteiligung boten Tragik und Triumphe. Ob Finalsperre für Michael Ballack oder Revanchen, stets war auch ein Schuss Drama dabei.

Das 0:1 gegen Spanien am heutigen Mittwoch war im elften Halbfinale die fünfte Niederlage, den bislang letzten Sieg gab es 2002 in Seoul gegen Gastgeber Südkorea. Auch bei der ersten deutschen WM-Teilnahme sprang die Vorschlussrunde heraus. Das ist schon 76 Jahre her. DFB.de zeigt die deutschen Halbfinals im Überblick.

7. Juli 2010, Durban: Deutschland - Spanien 0:1

Nach grandiosen Siegen gegen England (4:1) und Argentinien (4:0) heißt der Gegner wie im EM-Finale zwei Jahre zuvor Spanien. Die Revanche für das 0:1 von Wien misslingt: Abwehrspieler Carles Puyol ist in der 73. Spielminute nach einer Ecke von Xavi per Kopf zur Stelle und markiert den entscheidenden Treffer zum spanischen Finaleinzug.

4. Juli 2006, Dortmund: Italien - Deutschland 2:0 n.V.

Fast das Ende des Sommermärchens. Genialer Pass von Andrea Pirlo in der Verlängerung, Grosso schießt, Lehmann fliegt, kommt aber nicht mehr dran. Es war die 119. Minute. Alessandro Del Piero schießt kurz danach das 2:0. Nachher geben fast alle zu: Italien war besser. Die Azzurri werden auch Weltmeister, die Deutschen Dritter und stürmisch gefeiert. Es wurde auch so ein Sommermärchen.

25. Juni 2002, Seoul: Deutschland - Südkorea 1:0

Heute Thomas Müller, damals Michael Ballack: Er opfert sich, indem er einen Konter der Koreaner stoppt, die Gelbe Karte sieht - und das WM-Finale verpasst. Anschließend erzielt er den Siegtreffer. 2010 streicht der Weltverband FIFA die Karten nach dem Viertelfinale - eine Gelbsperre im Finale ist unmöglich. 2002 aber noch nicht. Im Endspiel gibt es ein 0:2 gegen Brasilien. Trotz guter Leistung und einem Pfostenschuss von Oliver Neuville.

4. Juli 1990, Turin: Deutschland - England 4:3 i.E.

Das erste von zwei legendären Elfmeterschießen gegen die Engländer. Bodo Illgner hält gegen Stuart Pearce mit dem Knie, Waddle jagt den Ball über das Tor. Paul Gascoigne weint. Das Elfmeter-Trauma der Engländer nimmt seinen Lauf. Illgner reckt die Faust zum Himmel, wird anschließend von der deutschen Mannschaft bestürmt. Deutschland wird später durch ein 1:0 gegen Argentinien Weltmeister.

25. Juni 1986, Guadalajara: Deutschland - Frankreich 2:0

Die Revanche für 1982. Wolfgang Rolff schaltet den großen Michel Platini aus, Deutschland dadurch den Top-Favoriten, der sich bereits zuvor gegen Brasilien verausgabt hatte. Tore: Andreas Brehme in der 9., Rudi Völler in der 90. Minute. 21 Uhr, 33 Grad. Und Paraguay widmete dem Spiel eine Briefmarke. Im Finale verlieren die Deutschen mit 2:3 gegen Argentinien.

8. Juli 1982, Sevilla: Deutschland - Frankreich 5:4 i.E.

3:3 nach 120 Minuten, das Drama im Elfmeterschießen. Klaus Fischer erzielt ein Fallrückzieher-Tor für die Ewigkeit, und Horst Hrubesch entdeckt in seinem Spind einen Jesus-Aufkleber: "Da wusste ich, es konnte nichts mehr schiefgehen." Beim letzten Elfmeter legt er sich nicht einmal mehr den Ball zurecht - Finale. dort gibt es ein 1:3 gegen Italien.

17. Juni 1970, Mexiko-Stadt: Italien - Deutschland 4:3 n.V.

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Auf einer bronzenen Erinnerungstafel steht: "Das Azteken-Stadion erweist den Nationalmannschaften Italiens und Deutschlands, Hauptdarstellern des Jahrhundertspiels vom 17. Juni 1970, die Ehre." Kurt Brumme kommentierte die doch eher plumpen Versuche der Italiener, das 1:0 über die Zeit zu retten, im Radio: "Das ist ja entsetzlich, das ist ja widerlich. Burgnich ist soeben verstorben, sehe ich. Nein, da kommt er wieder." Doch dann kam ausgerechnet Schnellinger. Es nutzte nichts. Gewonnen hatten die Deutschen trotzdem. Von dem Spiel spricht man heute noch.

25. Juli 1966, Liverpool: Deutschland - Sowjetunion 2:1

Der Goodison-Park war an diesem Montagabend nicht einmal ausverkauft, und 40.000 Zuschauer sahen wenige Höhepunkte, wie die DFB-Chronik im Nachhinein festhielt. Helmut Haller traf gegen den unübertroffenen Lew Jaschin, Beckenbauer mit einem Schlenzer zum 2:0. Torhüter Hans Tilkowski erlitt eine Schulterverletzung, war aber fit genug, um fünf Tage später das Wembley-Tor zu kassieren. Oder eben auch nicht.

24. Juni 1958, Göteborg: Schweden - Deutschland 3:1

"König Fußballs einfältigste Vasallen kämpften ein blamables Heckengefecht", schrieb der Journalist Horst Vetten über das Spiel und meinte die überharte schwedische Spielweise. Legendär ist die Geschichte von der gestrichenen "Schwedenplatte" in einem Hamburger Restaurant. Grund der Aufregung: Erste koordinierte Fangesänge, dirigiert von Vorsängern mit Megafonen. Erich Juskowiak wird vom Platz gestellt, in Überzahl treffen Gren und Hamrin für Schweden zum 3:1.

30. Juni 1954, Basel: Deutschland - Österreich 6:1 (1:0)

Die deutschen Spieler erfuhren an einer Ampel von vorbeifahrenden Fans, dass nun Österreich warten würde. Es war die Geburtsstunde jenes Teams, das später Ungarn entzaubern sollte. Die DFB-Chronik berichtet, wie sich Werner Kohlmeyer zehn Minuten vor dem Anpfiff in aller Seelenruhe zu rasieren begann. Präsident Peco Bauwens sprach nach dem Abpfiff vom "größten Tag in der Geschichte des DFB" - zumindest für vier Tage.

3. Juni 1934, Mailand: Tschechoslowakei - Deutschland 3:1

Zwei Torwartfehler kosteten der jungen deutschen Mannschaft den Finaleinzug: Der Dresdner Willibald Kreß, sonst ein sicherer Rückhalt, patzte gleich doppelt. "Kreß hat uns dieses Spiel verloren. Dieser Satz liest sich ohne Zweifel hart, aber wir haben gar keine Möglichkeit, einen Grund für Milde zu finden", schrieb der "kicker". Die Wiener Reichspost bezeichnete die Tschechoslowaken als "in jeder Phase überlegen". Oldrich Nejedly erzielte drei Tore.