Der "Kaiser" 1990 - Auf schmalem Grat zum WM-Titel

Vor 25 Jahren feierte Deutschland den dritten Stern – zum dritten Mal wurde eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister. Am 8. Juli 1990 besiegte die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer Argentinien im Finale von Rom 1:0. DFB.de blickt in einer Serie auf die Helden von Rom, die Geschichten hinter dem WM-Triumph und den Jubel der deutschen Fans zurück.

Die Szene nach dem Abpfiff des WM-Endspiels 1990 in Rom, sie ging als Abschiedsbild eines denkwürdigen Turniers um den Globus: Franz Beckenbauer auf dem Rasen des Olympiastadions. Am verwaisten Mittelkreis, abseits des grenzenlosen Siegestaumels, mit sich und seinen Gedanken allein. Der "Kaiser", Weltmeister als Spieler und jetzt mit 44 Jahren auch Weltmeister als Trainer. Nie hat er konkret gesagt, welche Bilder in jenen Minuten per Zeitraffer in seinem Kopf vorbeigezogen waren. Möglicherweise waren es zwei Ereignisse, die eher Tief- als Höhepunkte seiner sechsjährigen Tätigkeit als Teamchef waren, die an jenem italienischen Sommerabend so glorreich zu Ende ging.

Zum einen der 15. November 1989 in Köln mit dem letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Wales, das unbedingt gewonnen werden musste. Mit der Kopfballchance des frei stehenden Mark Hughes zum Ausgleich in der 89. Minute. Nie stand Beckenbauer in seiner einzigartigen Karriere als Spieler und Trainer näher am Abgrund. In jener Sekunde drohte er als erster DFB-Coach in die Annalen einzugehen, der eine WM verpasste. Acht Monate später war er Deutschlands erster Fußballer, der den WM-Triumph als persönliches Double perfekt machte. Neben ihm war es zuvor nur dem Brasilianer Mario Zagallo gelungen, diesen Titel als Spieler wie als Trainer zu gewinnen.

Zum anderen der erste Abschnitt 1984 bis 1986. Eher widerwillig war er nach dem EM-Scheitern in Frankreich angetreten. Als höchste Instanz aller Fußball-Lehrer des Landes, aber ohne die hierfür notwendigen Papiere. Als "Teamchef". Zu einem Zeitpunkt, als sich der deutsche Profifußball auf dem Tiefpunkt des öffentlichen Ansehens befand. So wurden die Querelen während der WM 1986 in Mexiko medial fast spektakulärer dargestellt als der mehr als beachtliche zweite Platz hinter Maradonas Argentiniern.

Beckenbauer knüpft an Spielererfolge an

Vier Jahre später präsentierte sich der "Kaiser" in jener Rolle, in der ihn die Fußballwelt bereits als Spieler bewundert hatte. Souverän. Sich auf das Wesentliche konzentrierend, hatte Beckenbauer einen Entwicklungsprozess hinter sich, der geprägt war von hoher Lernwilligkeit und rasanter Lernfähigkeit. Konstruiert und konzipiert hatte er die Mannschaft nun nach seinen Vorstellungen von Disziplin, Teamgeist und Spielkunst. Ihr Umfeld hatte er zudem professionalisiert. Mit den besten Medizinern und Physiotherapeuten, mit heute selbstverständlicher statistischer Auswertung der eigenen und gegnerischen Spiele. Und mit Sepp Maier als erstem Bundestorwarttrainer ("BTT"), der ihm 1990 in Italien zusammen mit Holger Osieck und Berti Vogts als Assistenten hilfreich zur Seite stand.

"Italia Novanta" brachte das Renommee des deutschen Fußballs wieder zum Leuchten und verhalf der Bundesliga zu einem neuen hohen Stellenwert. Wobei sich Beckenbauer während des Turniers als souverän offenbarte. Geduldig, gelassen, entspannt. Fast immer. "Es war die beste Zeit, die ich im Fußball erlebt habe", sagt er rückblickend. Nach dem Trouble beim Start als Teamchef nun innerlich aufgeräumt beim Happy-End. In der Sternstunde in Rom und der Einsamkeit am Mittelkreis. Der "Kaiser" eben.

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Vor 25 Jahren feierte Deutschland den dritten Stern – zum dritten Mal wurde eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister. Am 8. Juli 1990 besiegte die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer Argentinien im Finale von Rom 1:0. DFB.de blickt in einer Serie auf die Helden von Rom, die Geschichten hinter dem WM-Triumph und den Jubel der deutschen Fans zurück.

Die Szene nach dem Abpfiff des WM-Endspiels 1990 in Rom, sie ging als Abschiedsbild eines denkwürdigen Turniers um den Globus: Franz Beckenbauer auf dem Rasen des Olympiastadions. Am verwaisten Mittelkreis, abseits des grenzenlosen Siegestaumels, mit sich und seinen Gedanken allein. Der "Kaiser", Weltmeister als Spieler und jetzt mit 44 Jahren auch Weltmeister als Trainer. Nie hat er konkret gesagt, welche Bilder in jenen Minuten per Zeitraffer in seinem Kopf vorbeigezogen waren. Möglicherweise waren es zwei Ereignisse, die eher Tief- als Höhepunkte seiner sechsjährigen Tätigkeit als Teamchef waren, die an jenem italienischen Sommerabend so glorreich zu Ende ging.

Zum einen der 15. November 1989 in Köln mit dem letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Wales, das unbedingt gewonnen werden musste. Mit der Kopfballchance des frei stehenden Mark Hughes zum Ausgleich in der 89. Minute. Nie stand Beckenbauer in seiner einzigartigen Karriere als Spieler und Trainer näher am Abgrund. In jener Sekunde drohte er als erster DFB-Coach in die Annalen einzugehen, der eine WM verpasste. Acht Monate später war er Deutschlands erster Fußballer, der den WM-Triumph als persönliches Double perfekt machte. Neben ihm war es zuvor nur dem Brasilianer Mario Zagallo gelungen, diesen Titel als Spieler wie als Trainer zu gewinnen.

Zum anderen der erste Abschnitt 1984 bis 1986. Eher widerwillig war er nach dem EM-Scheitern in Frankreich angetreten. Als höchste Instanz aller Fußball-Lehrer des Landes, aber ohne die hierfür notwendigen Papiere. Als "Teamchef". Zu einem Zeitpunkt, als sich der deutsche Profifußball auf dem Tiefpunkt des öffentlichen Ansehens befand. So wurden die Querelen während der WM 1986 in Mexiko medial fast spektakulärer dargestellt als der mehr als beachtliche zweite Platz hinter Maradonas Argentiniern.

Beckenbauer knüpft an Spielererfolge an

Vier Jahre später präsentierte sich der "Kaiser" in jener Rolle, in der ihn die Fußballwelt bereits als Spieler bewundert hatte. Souverän. Sich auf das Wesentliche konzentrierend, hatte Beckenbauer einen Entwicklungsprozess hinter sich, der geprägt war von hoher Lernwilligkeit und rasanter Lernfähigkeit. Konstruiert und konzipiert hatte er die Mannschaft nun nach seinen Vorstellungen von Disziplin, Teamgeist und Spielkunst. Ihr Umfeld hatte er zudem professionalisiert. Mit den besten Medizinern und Physiotherapeuten, mit heute selbstverständlicher statistischer Auswertung der eigenen und gegnerischen Spiele. Und mit Sepp Maier als erstem Bundestorwarttrainer ("BTT"), der ihm 1990 in Italien zusammen mit Holger Osieck und Berti Vogts als Assistenten hilfreich zur Seite stand.

"Italia Novanta" brachte das Renommee des deutschen Fußballs wieder zum Leuchten und verhalf der Bundesliga zu einem neuen hohen Stellenwert. Wobei sich Beckenbauer während des Turniers als souverän offenbarte. Geduldig, gelassen, entspannt. Fast immer. "Es war die beste Zeit, die ich im Fußball erlebt habe", sagt er rückblickend. Nach dem Trouble beim Start als Teamchef nun innerlich aufgeräumt beim Happy-End. In der Sternstunde in Rom und der Einsamkeit am Mittelkreis. Der "Kaiser" eben.