Der ewige Werder-Wolter

Ein Vierteljahrhundert bei nur einem Verein – in der so schnelllebigen Fußball-Welt ist ein solches Jubiläum eine Rarität. Thomas Wolter steht kurz vor dieser magischen Marke: Im Sommer gehört er Werder Bremen 25 Jahre an.

„Werder liegt mir sehr am Herzen. Deshalb ist es nicht einfach nur ein Job für mich. Das ist mehr“, sagt der Trainer der Bremer Reserve-Mannschaft, mit der Wolter in der 3. Liga mitmischt. 1984 wechselte er vom HEBC Hamburg an die Weser und ist seither nicht mehr wegzudenken. Seinen Ehrentag, der nach dem Saisonende ansteht , möchte der 45-Jährige als Trainer des Drittligisten SV Werder II feiern.

Doch noch ist nicht sicher, in welcher Liga die Grün-Weißen in der nächsten Saison spielen werden. Mit 29 Zählern aus 31 Partien rangiert das Wolter-Team sieben Runden vor dem Ende der Spielzeit auf einem Abstiegsplatz. Der Rückstand auf das „rettende Ufer“ beträgt drei Punkte.

"Wir haben es selbst in der Hand"

„Wir haben es jetzt wieder selbst in der Hand, den Klassenverbleib zu packen. Diese Ausgangslage konnten wir uns durch die guten Spiele nach der Winterpause schaffen“, blickt der gebürtige Hamburger auf die restlichen Partien der Werderaner. Zunächst steht am Samstag ab 14 Uhr das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig an.

„Die Eintracht ist in der Tabelle jenseits von Gut und Böse, kann damit frisch, fromm, fröhlich und ganz unbeschwert aufspielen“, weiß Wolter um die Situation der Niedersachsen. Die Serie von zuletzt acht Heimspielen ohne Niederlage stimmt ihn jedoch zuversichtlich, dass am Samstag ein weiterer Schritt in Richtung Nicht-Abstiegsplätze gemacht werden kann.

Ein besonderes Spiel wird das Aufeinandertreffen mit den Braunschweigern für Bremens Torjäger Torsten Oehrl, der in der vergangenen Saison noch das Trikot der „Löwen“ trug. Zwölf Treffer hat der 23-Jährige mittlerweile für die Werder-Reserve erzielt. Für Wolter ist Oehrl eine Art Lebensversicherung: „Er ist flexibel einsetzbar und hat bei uns auch schon im defensiven Mittelfeld ausgeholfen. Das Ende der Fahnenstange ist bei Torsten noch lange nicht erreicht. Wenn er sich so weiterentwickelt, kann er den Sprung in die Bundesligamannschaft schaffen.“

Höhepunkt 1992: Europacup-Sieg gegen Monaco

So wie vor 25 Jahren auch Thomas Wolter, der sich für den Wechsel nach Bremen entschied und hier längst heimisch geworden ist. Seit 1989 wohnt Wolter mit seiner Frau Vera in Bremen-Habenhausen, noch während seiner aktiven Zeit kamen die heute elfjährigen Zwillinge Pia-Sophie und Robin zur Welt. 312-mal lief Wolter für Werder in der Bundesliga auf, erzielte dabei zwölf Tore.

Der Defensivspieler feierte mit dem Verein große Erfolge. 1992 stand er im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger in der Anfangsformation der Bremer, die durch ein 2:0 gegen den AS Monaco ihren bis heute einzigen internationalen Titel gewannen. In den Jahren 1991 und 1994 durfte Wolter den DFB-Pokal auf dem Bremer Rathaus-Balkon in die Höhe recken.

Deutscher Meister 1988 und 1993 - und ein Länderspiel

Doch als größte Erfolge in seiner aktiven Karriere sieht er die Deutschen Meistertitel 1988 und 1993 an. „Das war der Lohn für ein ganzes Jahr Arbeit. Für die Meisterschaft steht man 34 Spieltage auf dem Prüfstand und muss konstante Leistungen bringen“, erläutert Wolter, dessen Stammverein TuS Ottensen heißt.

Trotz seiner reichhaltigen Titelsammlung steht in der Länderspielbilanz nur eine Partie. Am 16. Dezember 1992 trug Wolter das Trikot mit dem Adler auf der Brust. Der Gegner in Porto Alegre war kein Geringerer als Rekordweltmeister und Gastgeber Brasilien.

„Das war schon ein besonderes Spiel, auch wenn wir 1:3 verloren haben. Zu allem Überfluss zog ich mir einen Muskelfaserriss zu und musste ausgewechselt werden“, erinnert sich Wolter, dessen Nationalmannschaftskarriere damit beendet war, bevor sie so richtig angefangen hatte. „Ich wurde zwar noch einmal zu einem DFB-Lehrgang eingeladen. Doch als richtiger Nationalspieler fühle ich mich nicht.“

Talente in die Bundesliga gebracht

In den knapp sieben Jahren als U 23-Trainer hat das Bremer „Urgestein“ bereits einige Spieler an den Profi-Kader herangeführt. Christian Schulz (inzwischen Hannover 96), Nelson Valdez (Borussia Dortmund) und der den Hanseaten treu gebliebene Aaron Hunt haben sich in der Bundesliga etabliert, Kevin Schindler wurde für diese Spielzeit an den FC Hansa Rostock ausgeliehen, wo er Spielpraxis sammeln will, um ab Sommer in Bremen wieder anzugreifen.

Und aus dem aktuellen Kader trainieren mit den beiden Torhütern Nico Pellatz und Sebastian Mielitz sowie Max Kruse und Timo Perthel schon wieder einige Spieler gemeinsam mit der Bundesliga-Mannschaft. „Die Tür steht ihnen offen, aber hindurchgehen müssen sie selbst“, sagt Wolter, der seinen Schützlingen den Sprung in den Profi-Bereich des deutschen Fußballs durchaus zutraut.

"Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht"

Für die jungen Kicker würde ein Traum in Erfüllung gehen. Dieser hat sich für Wolter längst erfüllt: „Ich bin bei einem der besten Vereine in Deutschland und habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Angebote anderer Vereine gab es reichlich. Doch für den gelernten Versicherungskaufmann stand ein Vereinswechsel bislang nie zur Disposition.

Sein aktueller Vertrag läuft Ligen-unabhängig bis zum Sommer 2010. Bei der Entscheidung über eine Verlängerung oder einen Abschied aus Bremen wird er, wie immer, sein Bauchgefühl zu Rate ziehen: „Ich entscheide viel aus dem Bauch heraus.“

Doch aktuell sind für Wolter nur die letzten sieben Spiele der Premierensaison in der 3. Liga wichtig. Diesen 630 Minuten gilt seine volle Konzentration, damit die grün-weißen Nachwuchskräfte auch im nächsten Jahr in der 3. Liga spielen.

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Ein Vierteljahrhundert bei nur einem Verein – in der so schnelllebigen Fußball-Welt ist ein solches Jubiläum eine Rarität. Thomas Wolter steht kurz vor dieser magischen Marke: Im Sommer gehört er Werder Bremen 25 Jahre an.

„Werder liegt mir sehr am Herzen. Deshalb ist es nicht einfach nur ein Job für mich. Das ist mehr“, sagt der Trainer der Bremer Reserve-Mannschaft, mit der Wolter in der 3. Liga mitmischt. 1984 wechselte er vom HEBC Hamburg an die Weser und ist seither nicht mehr wegzudenken. Seinen Ehrentag, der nach dem Saisonende ansteht , möchte der 45-Jährige als Trainer des Drittligisten SV Werder II feiern.

Doch noch ist nicht sicher, in welcher Liga die Grün-Weißen in der nächsten Saison spielen werden. Mit 29 Zählern aus 31 Partien rangiert das Wolter-Team sieben Runden vor dem Ende der Spielzeit auf einem Abstiegsplatz. Der Rückstand auf das „rettende Ufer“ beträgt drei Punkte.

"Wir haben es selbst in der Hand"

„Wir haben es jetzt wieder selbst in der Hand, den Klassenverbleib zu packen. Diese Ausgangslage konnten wir uns durch die guten Spiele nach der Winterpause schaffen“, blickt der gebürtige Hamburger auf die restlichen Partien der Werderaner. Zunächst steht am Samstag ab 14 Uhr das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig an.

„Die Eintracht ist in der Tabelle jenseits von Gut und Böse, kann damit frisch, fromm, fröhlich und ganz unbeschwert aufspielen“, weiß Wolter um die Situation der Niedersachsen. Die Serie von zuletzt acht Heimspielen ohne Niederlage stimmt ihn jedoch zuversichtlich, dass am Samstag ein weiterer Schritt in Richtung Nicht-Abstiegsplätze gemacht werden kann.

Ein besonderes Spiel wird das Aufeinandertreffen mit den Braunschweigern für Bremens Torjäger Torsten Oehrl, der in der vergangenen Saison noch das Trikot der „Löwen“ trug. Zwölf Treffer hat der 23-Jährige mittlerweile für die Werder-Reserve erzielt. Für Wolter ist Oehrl eine Art Lebensversicherung: „Er ist flexibel einsetzbar und hat bei uns auch schon im defensiven Mittelfeld ausgeholfen. Das Ende der Fahnenstange ist bei Torsten noch lange nicht erreicht. Wenn er sich so weiterentwickelt, kann er den Sprung in die Bundesligamannschaft schaffen.“

Höhepunkt 1992: Europacup-Sieg gegen Monaco

So wie vor 25 Jahren auch Thomas Wolter, der sich für den Wechsel nach Bremen entschied und hier längst heimisch geworden ist. Seit 1989 wohnt Wolter mit seiner Frau Vera in Bremen-Habenhausen, noch während seiner aktiven Zeit kamen die heute elfjährigen Zwillinge Pia-Sophie und Robin zur Welt. 312-mal lief Wolter für Werder in der Bundesliga auf, erzielte dabei zwölf Tore.

Der Defensivspieler feierte mit dem Verein große Erfolge. 1992 stand er im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger in der Anfangsformation der Bremer, die durch ein 2:0 gegen den AS Monaco ihren bis heute einzigen internationalen Titel gewannen. In den Jahren 1991 und 1994 durfte Wolter den DFB-Pokal auf dem Bremer Rathaus-Balkon in die Höhe recken.

Deutscher Meister 1988 und 1993 - und ein Länderspiel

Doch als größte Erfolge in seiner aktiven Karriere sieht er die Deutschen Meistertitel 1988 und 1993 an. „Das war der Lohn für ein ganzes Jahr Arbeit. Für die Meisterschaft steht man 34 Spieltage auf dem Prüfstand und muss konstante Leistungen bringen“, erläutert Wolter, dessen Stammverein TuS Ottensen heißt.

Trotz seiner reichhaltigen Titelsammlung steht in der Länderspielbilanz nur eine Partie. Am 16. Dezember 1992 trug Wolter das Trikot mit dem Adler auf der Brust. Der Gegner in Porto Alegre war kein Geringerer als Rekordweltmeister und Gastgeber Brasilien.

„Das war schon ein besonderes Spiel, auch wenn wir 1:3 verloren haben. Zu allem Überfluss zog ich mir einen Muskelfaserriss zu und musste ausgewechselt werden“, erinnert sich Wolter, dessen Nationalmannschaftskarriere damit beendet war, bevor sie so richtig angefangen hatte. „Ich wurde zwar noch einmal zu einem DFB-Lehrgang eingeladen. Doch als richtiger Nationalspieler fühle ich mich nicht.“

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Talente in die Bundesliga gebracht

In den knapp sieben Jahren als U 23-Trainer hat das Bremer „Urgestein“ bereits einige Spieler an den Profi-Kader herangeführt. Christian Schulz (inzwischen Hannover 96), Nelson Valdez (Borussia Dortmund) und der den Hanseaten treu gebliebene Aaron Hunt haben sich in der Bundesliga etabliert, Kevin Schindler wurde für diese Spielzeit an den FC Hansa Rostock ausgeliehen, wo er Spielpraxis sammeln will, um ab Sommer in Bremen wieder anzugreifen.

Und aus dem aktuellen Kader trainieren mit den beiden Torhütern Nico Pellatz und Sebastian Mielitz sowie Max Kruse und Timo Perthel schon wieder einige Spieler gemeinsam mit der Bundesliga-Mannschaft. „Die Tür steht ihnen offen, aber hindurchgehen müssen sie selbst“, sagt Wolter, der seinen Schützlingen den Sprung in den Profi-Bereich des deutschen Fußballs durchaus zutraut.

"Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht"

Für die jungen Kicker würde ein Traum in Erfüllung gehen. Dieser hat sich für Wolter längst erfüllt: „Ich bin bei einem der besten Vereine in Deutschland und habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Angebote anderer Vereine gab es reichlich. Doch für den gelernten Versicherungskaufmann stand ein Vereinswechsel bislang nie zur Disposition.

Sein aktueller Vertrag läuft Ligen-unabhängig bis zum Sommer 2010. Bei der Entscheidung über eine Verlängerung oder einen Abschied aus Bremen wird er, wie immer, sein Bauchgefühl zu Rate ziehen: „Ich entscheide viel aus dem Bauch heraus.“

Doch aktuell sind für Wolter nur die letzten sieben Spiele der Premierensaison in der 3. Liga wichtig. Diesen 630 Minuten gilt seine volle Konzentration, damit die grün-weißen Nachwuchskräfte auch im nächsten Jahr in der 3. Liga spielen.