"Der deutsche Fußball ist zurzeit einfach besser"

Am 9. Februar (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) spielt die deutsche Nationalmannschaft im Dortmunder WM-Stadion gegen Italien - gleich ein Highlight zum Start des Länderspieljahrs 2011.

Im FUSSBALL.de-Interview spricht Nationalteammanager Oliver Bierhoff über die WM-Revanche gegen die Squadra Azzurra, die noch nicht perfekte Qualifikation für die EM 2012 und den Stellenwert von Philipp Lahm. Außerdem bezieht Bierhoff zu einer möglichen Nominierung von Luiz Gustavo Stellung.

FUSSBALL.de: Herr Bierhoff, die deutsche Nationalmannschaft startet in Dortmund mit dem Hit gegen Italien ins Jahr. Wie nah ist der Gedanke an eine Revanche für die bittere Niederlage im WM-Halbfinale 2006 an selber Stelle?

Oliver Bierhoff: Das Spiel ist den Fans, aber auch uns Verantwortlichen noch in lebhafter Erinnerung. Aber beide Teams haben längst ein anderes Gesicht. Wichtiger als eine Revanche ist daher für uns, auf einen namhaften Gegner zu treffen, an dem wir uns messen können. Insofern: 2006 ist abgehakt.

FUSSBALL.de: Welche WM-Halbfinalniederlage schmerzt eigentlich mehr: die gegen Italien 2006 oder die in Südafrika 2010 gegen Spanien?

Bierhoff: Gegen die Azzurri war es dramatischer. Die Partie war ausgeglichener, und wenn wir bei der WM im eigenen Land ins Finale gekommen wären, hätten wir auch den Titel geholt. Von daher war dieses Halbfinal-Aus noch ärgerlicher.

FUSSBALL.de: Was versprechen Sie sich vom aktuellen Duell mit der Squadra Azzurra?

Bierhoff: Das ist ein toller Start für uns ins Jahr 2011. Wir messen uns mit einem sehr guten, alten Rivalen. Nach unserem WM-Auftritt in Südafrika sind die Italiener hoch motiviert, uns zu schlagen. Das gibt uns die Chance, Wettkampfbedingungen zu simulieren und die Spieler einem echten Test zu unterziehen. In diesem Prestigeduell werden alle Vollgas geben.



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Am 9. Februar (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) spielt die deutsche Nationalmannschaft im Dortmunder WM-Stadion gegen Italien - gleich ein Highlight zum Start des Länderspieljahrs 2011.

Im FUSSBALL.de-Interview spricht Nationalteammanager Oliver Bierhoff über die WM-Revanche gegen die Squadra Azzurra, die noch nicht perfekte Qualifikation für die EM 2012 und den Stellenwert von Philipp Lahm. Außerdem bezieht Bierhoff zu einer möglichen Nominierung von Luiz Gustavo Stellung.

FUSSBALL.de: Herr Bierhoff, die deutsche Nationalmannschaft startet in Dortmund mit dem Hit gegen Italien ins Jahr. Wie nah ist der Gedanke an eine Revanche für die bittere Niederlage im WM-Halbfinale 2006 an selber Stelle?

Oliver Bierhoff: Das Spiel ist den Fans, aber auch uns Verantwortlichen noch in lebhafter Erinnerung. Aber beide Teams haben längst ein anderes Gesicht. Wichtiger als eine Revanche ist daher für uns, auf einen namhaften Gegner zu treffen, an dem wir uns messen können. Insofern: 2006 ist abgehakt.

FUSSBALL.de: Welche WM-Halbfinalniederlage schmerzt eigentlich mehr: die gegen Italien 2006 oder die in Südafrika 2010 gegen Spanien?

Bierhoff: Gegen die Azzurri war es dramatischer. Die Partie war ausgeglichener, und wenn wir bei der WM im eigenen Land ins Finale gekommen wären, hätten wir auch den Titel geholt. Von daher war dieses Halbfinal-Aus noch ärgerlicher.

FUSSBALL.de: Was versprechen Sie sich vom aktuellen Duell mit der Squadra Azzurra?

Bierhoff: Das ist ein toller Start für uns ins Jahr 2011. Wir messen uns mit einem sehr guten, alten Rivalen. Nach unserem WM-Auftritt in Südafrika sind die Italiener hoch motiviert, uns zu schlagen. Das gibt uns die Chance, Wettkampfbedingungen zu simulieren und die Spieler einem echten Test zu unterziehen. In diesem Prestigeduell werden alle Vollgas geben.

FUSSBALL.de: Wie wichtig wäre ein Sieg in diesem Duell?

Bierhoff: Für die Moral und das Selbstbewusstsein ist das enorm wichtig. Wir wollen den Weg fortführen, der uns seit der WM 2010 auch international eindrucksvolle Kritiken eingebracht hat. Wir dürfen diesen Schwung, dieses Selbstbewusstsein und die gewonnen Sympathien nicht leichtfertig verspielen.

FUSSBALL.de: Inwiefern?

Bierhoff: Die EM-Qualifikation 2008 dient uns als warnendes Beispiel. Da waren wir frühzeitig durch, und danach lief es ein halbes Jahr nicht so nach Wunsch, von attraktivem Spiel war nicht mehr viel zu sehen. Das hat uns Sicherheit gekostet und einige Fans unzufrieden gemacht.

FUSSBALL.de: Wo steht Gegner Italien derzeit?

Bierhoff: Sie befinden sich mitten im Umbruch. Viele Spieler von 2006 sind nicht mehr dabei. Andere sind bereits im hohen Fußballeralter. Einige Junge rücken nach…

FUSSBALL.de: …aber so viele sind es nicht.

Bierhoff: Vielleicht wird Nationaltrainer Cesare Prandelli einigen Neulingen in Dortmund eine Chance geben. Aber Sie haben schon Recht: Die Italiener verfügen beim Nachwuchs nicht über unsere Möglichkeiten. Die Squadra Azzurra spiegelt die Krise des italienischen Fußballs wider.

FUSSBALL.de: Mit anderen Worten: Deutschland ist den Italienern eine Nasenlänge voraus?

Bierhoff: Ja, das kann man so sagen. Es ist doch kein Zufall, dass die Bundesliga die Serie A in der Fünfjahreswertung für die Europapokalplätze überholt hat. Schauen Sie sich die Infrastruktur an, die Stadien, die Ausgeglichenheit der Liga und das Niveau der Mannschaften: Der deutsche Fußball ist zurzeit einfach besser.

FUSSBALL.de: Dürfen sich Spieler von Spitzenreiter Borussia Dortmund einen Heimbonus ausrechen?

Bierhoff: Unabhängig vom Spielort Dortmund haben BVB-Akteure wie Mats Hummels, Mario Götze oder Kevin Großkreutz mit ihren Leistungen in der Liga auf sich aufmerksam gemacht und sich schon in der Hinrunde ihre Einladung zur Nationalmannschaft redlich verdient. Der Bundestrainer beobachtet sie genau.

FUSSBALL.de: Das DFB-Team bestreitet in den nächsten Monaten verstärkt Testspiele gegen große Gegner. Sind Topteams die besseren Sparringspartner?

Bierhoff: Es gibt mehrere Gründe für unsere Auswahl. Natürlich sind große Teams ein besserer Maßstab. Gleichzeitig erhöhen sie die Motivation. Freundschaftsspiele gegen Italien lassen sich einfach nicht mit Tests gegen weniger renommierte Gegner vergleichen. Außerdem sind diese Spiele attraktiver für Fans, Sponsoren und das Fernsehen. Da gibt es nur Gewinner. Nehmen Sie die Partie gegen Brasilien: Die Selecao mit all ihren Ausnahmefußballern empfangen wir im August im neuen Stuttgarter Stadion. Das wird ein riesengroßes Fußballfest.

FUSSBALL.de: Welche konkreten sportlichen Ziele gibt es 2011 außer der EM-Qualifikation?

Bierhoff: Wir wollen jeden einzelnen Spieler weiterentwickeln. Insbesondere die jungen Spieler wollen wir noch stärker integrieren und an internationales Niveau heranführen. Darüber hinaus ist es wichtig, den Stamm des Kaders zu erweitern, um Engpässe zu beheben. Etwa auf den Außenpositionen.

FUSSBALL.de: Für den Engpass Außenverteidigung könnte auch der Neu-Münchner Luiz Gustavo ein Thema sein. Der Brasilianer würde gerne die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und im DFB-Dress spielen. Wie stehen Sie dazu?

Bierhoff: Wir lehnen das nicht prinzipiell ab. Aber die Umstände müssen stimmen. Das Nationalteam ist kein Verein, den man sich nach dem besten Angebot aussuchen kann. Aber wenn jemand wie Cacau sich hier heimisch fühlt und aus eigenem Antrieb Deutscher wird, schließen wir eine Nominierung nicht kategorisch aus, nur weil er aus einem anderen Land stammt.

FUSSBALL.de: Die Reihenfolge heißt also: deutscher Staatsbürger und dann erst Nationalspieler werden?

Bierhoff: Genau. Vorher müssen wir uns mit diesem Thema nicht beschäftigen. Wir werden keinem Spieler sagen: Wir haben auf deiner Position ein Problem, lass dich einbürgern.

FUSSBALL.de: Stichwort EM-Qualifikation: Bislang führt Deutschland die Gruppe A souverän an. Erwarten Sie noch großen Widerstand?

Bierhoff: Die große Gefahr ist gerade, dass wir das EM-Ticket schon sicher wähnen. Dann kann jeder Ausrutscher gefährlich werden. Wir haben noch zwei schwierige Partien gegen hoch motivierte Österreicher, und auch das Rückspiel in der Türkei ist nicht zu unterschätzen. Aber unsere Mannschaft verfügt über große Qualität, das hat sie gezeigt.

FUSSBALL.de: Nationalteamkapitän Michael Ballack hat nach langer Verletzung gerade sein Comeback bei Bayer Leverkusen gefeiert. Wann ist er wieder im DFB-Dress zu sehen?

Bierhoff: Das entscheidet der Bundestrainer. Michael befindet sich im Austausch mit Joachim Löw. Wir haben immer betont, welche Qualität er hat. Wenn er die zeigt, ist die Nationalmannschaft wieder ein Thema. Der genaue Zeitpunkt lässt sich aber noch nicht absehen.

FUSSBALL.de: In der jüngeren Vergangenheit haben Spieler wie Lukas Podolski oder Miroslav Klose in der Nationalmannschaft gespielt und überzeugt, auch wenn sie im Klub nicht gesetzt waren. Ist das auch bei Ballack denkbar?

Bierhoff: Auch ihm wird das zugestanden. Während der WM kam er nach Südafrika und hat sich von den DFB-Medizinern behandeln lassen. Das war zwar nur eine Stippvisite, aber es zeigt seinen Stellenwert. Und eine Formkrise hatte Ballack ja nicht, die Verletzung setzte ihn vielmehr komplett matt.

FUSSBALL.de: Ballacks Statthalter im DFB-Team ist der Münchner Philipp Lahm. Inzwischen trägt dieser auch beim Branchenführer FC Bayern die Kapitänsbinde. Ist Lahm nun der wichtigste Spieler Deutschlands?

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Bierhoff: Er ist mit Sicherheit einer der wichtigsten Spieler, die wir haben. Seine Persönlichkeit auf und neben dem Platz prädestiniert ihn für eine bedeutende Rolle im deutschen Fußball. Diese füllt er im DFB-Team gerne und gewissenhaft aus. Aber wir verteilen die Verantwortung auf mehrere Schultern, wie bei der WM in Südafrika zu sehen war. Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker, Arne Friedrich oder auch Miroslav Klose - sie alle sind wichtig für den Teamerfolg.

FUSSBALL.de: Was sagen Sie zum einstigen Sorgenkind Mario Gomez? Seit Wochen spielt er in der Bundesliga groß auf und hat offenbar den Durchbruch beim FC Bayern geschafft.

Bierhoff: Mario hat hart an sich gearbeitet, seine Entwicklung freut mich riesig. Wir haben nie an ihm gezweifelt, auch wenn wir dafür oft kritisiert wurden. Dass es bei ihm läuft, ist fantastisch. Für ihn selbst, für die Bayern und natürlich auch für uns. Denn Mario kommt nun mit großem Selbstbewusstsein zur Nationalmannschaft. Für einen Stürmer ist das unbezahlbar.