Der Confed Cup und seine größte Tragödie

Am 26. Juni 2003 steht die Fußball-Welt still. Es läuft die 74. Minute des Halbfinales zwischen Kamerun und Kolumbien beim Confederations Cup 2003 im französischen Lyon, als der Kameruner Marc-Vivien Foé plötzlich zusammenbricht. Ohne gegnerische Einwirkung sackt er auf Höhe der Mittellinie zusammen und bleibt regungslos liegen. Kurz darauf stirbt Foé. Herzversagen - mit 28 Jahren. Wenn die deutsche Nationalmannschaft heute (ab 17 Uhr, live im ZDF) im Rahmen des Confed Cups auf den Afrikameister trifft, jährt sich die Tragödie fast auf den Tag genau zum 14. Mal.

"Keiner wusste, was los war", erinnert sich Winfried Schäfer. Der 67-Jährige stand als Coach von Kameruns Nationalmannschaft an der Seitenlinie, als Foé kollabierte und noch bei Bewusstsein vom Platz getragen wurde. "Ich bin zu ihm hin", sagt der Trainer und hält inne: "Ich habe seine Wange getätschelt und gesagt: Das wird schon wieder. Alles okay."

Erst Jubel, dann Trauer

Schäfer hatte den Mittelfeldspieler mit dem Spitznamen Marco wenige Minuten vor dessen Zusammenbruch sogar auswechseln wollen. "Marco hatte vorher mit Magenproblemen zu kämpfen", erzählt Schäfer. "Als er in der Nähe der Bank stand, habe ich gefragt, ob er okay ist. Er hat den Daumen gehoben." Wenig später brach Foé vor den Augen seiner Frau, seiner Mutter und seines Sohnes zusammen.

Während der Spieler von Manchester City behandelt wurde, machten die "Unzähmbaren Löwen" den Einzug ins Endspiel perfekt, sie hatten Kolumbien durch das Tor von Pius N'Diefi in der neunten Minuten mit 1:0 besiegt. "In der Kabine wurde schon getanzt und gesungen", erinnert sich Schäfer. "Ich meinte dann: 'Wartet bis Marco kommt, dann machen wir ein Fest. Geht erst mal auslaufen.'" Nur vier Minuten später seien seine Spieler wiedergekommen, "sie weinten alle", sagt Schäfer mit leiser Stimme. "Kapitän Rigobert Song kam zu mir: 'Marco ist tot'. Es war unbegreiflich."

Schäfer: "Ich war hilflos"

Auch eine weitere Szene wird der Trainer wohl nie vergessen: "Auf dem Weg aus dem Stadion habe ich Marcos Sohn gesehen, er hat mit einem Polizisten Fußball gespielt. Er wusste nichts. Aus einem Raum kam dann lautes Heulen. Da bin ich rein." Dort sah Schäfer seinen toten Spieler auf der Bahre liegen. "Seine Mutter lag über ihm", berichtet er. "Sie hat geweint und geschrien, seine Frau saß in der Ecke. Ich bin zu Marco hin und habe sein Bein gestreichelt. Dann bin ich raus. Ich war hilflos."

Die Nachricht versetzte den Fußball in Trauer. Wenige Stunden später trafen Frankreich und die Türkei im zweiten Halbfinale in Paris aufeinander, der Schock war spürbar. Viele französische Spieler waren mit Foé befreundet. Während die Marseillaise erklang, kullerten Stürmerstar Thierry Henry die Tränen über das Gesicht. Nach dem Siegtor der Equipe Tricolore zum 3:2 reckten die französischen Spieler die Finger gen Himmel.

"Gedenkspiel für Marco": Aufwärmen mit Foés Rückennummer

Drei Tage später musste Kamerun dann das Finale gegen den Gastgeber bestreiten. "Marco hätte es gerne, wenn wir spielen", so Schäfer. "Das hatte seine Frau uns gesagt." Zum Aufwärmen liefen die Löwen geschlossen mit Foés Rückennummer 17 auf. Dass Frankreich das Endspiel durch ein Golden Goal Henrys gewann, geriet zur Nebensache: "Das war kein Endspiel. Es war ein Gedenkspiel für Marco."

Erstmals seit 2003 nimmt Kamerun nun wieder am Confed Cup teil. Bereits vor dem ersten Gruppenspiel gegen Chile gedachte der Weltverband FIFA des Verstorbenen mit einem Tributvideo. Auch beim Spiel gegen Deutschland wird die Erinnerung an Foé präsent sein. "Ich werde das heranziehen, um die Spieler zu motivieren, zu seinen Ehren eine großartige Leistung zu zeigen", sagt Nationalcoach Hugo Broos.

Ganz nach dem Motto, das auf einem Banner nach Foés Tod zu sehen war: Ein Löwe stirbt nie. Er schläft nur.

[sid]

Am 26. Juni 2003 steht die Fußball-Welt still. Es läuft die 74. Minute des Halbfinales zwischen Kamerun und Kolumbien beim Confederations Cup 2003 im französischen Lyon, als der Kameruner Marc-Vivien Foé plötzlich zusammenbricht. Ohne gegnerische Einwirkung sackt er auf Höhe der Mittellinie zusammen und bleibt regungslos liegen. Kurz darauf stirbt Foé. Herzversagen - mit 28 Jahren. Wenn die deutsche Nationalmannschaft heute (ab 17 Uhr, live im ZDF) im Rahmen des Confed Cups auf den Afrikameister trifft, jährt sich die Tragödie fast auf den Tag genau zum 14. Mal.

"Keiner wusste, was los war", erinnert sich Winfried Schäfer. Der 67-Jährige stand als Coach von Kameruns Nationalmannschaft an der Seitenlinie, als Foé kollabierte und noch bei Bewusstsein vom Platz getragen wurde. "Ich bin zu ihm hin", sagt der Trainer und hält inne: "Ich habe seine Wange getätschelt und gesagt: Das wird schon wieder. Alles okay."

Erst Jubel, dann Trauer

Schäfer hatte den Mittelfeldspieler mit dem Spitznamen Marco wenige Minuten vor dessen Zusammenbruch sogar auswechseln wollen. "Marco hatte vorher mit Magenproblemen zu kämpfen", erzählt Schäfer. "Als er in der Nähe der Bank stand, habe ich gefragt, ob er okay ist. Er hat den Daumen gehoben." Wenig später brach Foé vor den Augen seiner Frau, seiner Mutter und seines Sohnes zusammen.

Während der Spieler von Manchester City behandelt wurde, machten die "Unzähmbaren Löwen" den Einzug ins Endspiel perfekt, sie hatten Kolumbien durch das Tor von Pius N'Diefi in der neunten Minuten mit 1:0 besiegt. "In der Kabine wurde schon getanzt und gesungen", erinnert sich Schäfer. "Ich meinte dann: 'Wartet bis Marco kommt, dann machen wir ein Fest. Geht erst mal auslaufen.'" Nur vier Minuten später seien seine Spieler wiedergekommen, "sie weinten alle", sagt Schäfer mit leiser Stimme. "Kapitän Rigobert Song kam zu mir: 'Marco ist tot'. Es war unbegreiflich."

Schäfer: "Ich war hilflos"

Auch eine weitere Szene wird der Trainer wohl nie vergessen: "Auf dem Weg aus dem Stadion habe ich Marcos Sohn gesehen, er hat mit einem Polizisten Fußball gespielt. Er wusste nichts. Aus einem Raum kam dann lautes Heulen. Da bin ich rein." Dort sah Schäfer seinen toten Spieler auf der Bahre liegen. "Seine Mutter lag über ihm", berichtet er. "Sie hat geweint und geschrien, seine Frau saß in der Ecke. Ich bin zu Marco hin und habe sein Bein gestreichelt. Dann bin ich raus. Ich war hilflos."

Die Nachricht versetzte den Fußball in Trauer. Wenige Stunden später trafen Frankreich und die Türkei im zweiten Halbfinale in Paris aufeinander, der Schock war spürbar. Viele französische Spieler waren mit Foé befreundet. Während die Marseillaise erklang, kullerten Stürmerstar Thierry Henry die Tränen über das Gesicht. Nach dem Siegtor der Equipe Tricolore zum 3:2 reckten die französischen Spieler die Finger gen Himmel.

"Gedenkspiel für Marco": Aufwärmen mit Foés Rückennummer

Drei Tage später musste Kamerun dann das Finale gegen den Gastgeber bestreiten. "Marco hätte es gerne, wenn wir spielen", so Schäfer. "Das hatte seine Frau uns gesagt." Zum Aufwärmen liefen die Löwen geschlossen mit Foés Rückennummer 17 auf. Dass Frankreich das Endspiel durch ein Golden Goal Henrys gewann, geriet zur Nebensache: "Das war kein Endspiel. Es war ein Gedenkspiel für Marco."

Erstmals seit 2003 nimmt Kamerun nun wieder am Confed Cup teil. Bereits vor dem ersten Gruppenspiel gegen Chile gedachte der Weltverband FIFA des Verstorbenen mit einem Tributvideo. Auch beim Spiel gegen Deutschland wird die Erinnerung an Foé präsent sein. "Ich werde das heranziehen, um die Spieler zu motivieren, zu seinen Ehren eine großartige Leistung zu zeigen", sagt Nationalcoach Hugo Broos.

Ganz nach dem Motto, das auf einem Banner nach Foés Tod zu sehen war: Ein Löwe stirbt nie. Er schläft nur.

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