Demirtas: "In Schweden gibt es viele Talente mit Potenzial"

Christian Demirtas ist unser Mann in Schweden. Der Defensivspieler steht derzeit beim Erstligisten Syrianska FC in Södertälje unter Vertrag. Er ist damit der einzige deutsche Profi in der Allsvenskan. Der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler heuerte im August bei den Südschweden an und sein Vertrag läuft noch bis zum Ende der Saison.

DFB-Redakteur Niels Barnhofer hat sich mit dem 28-Jährigen vor dem WM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und Schweden am Dienstag in Berlin (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) über den schwedischen Fußball und seine persönliche Zukunft unterhalten.

fanclub.dfb.de: Christian Demirtas, wie kam es, dass Sie in Schweden gelandet sind?

Christian Demirtas: Der Kontakt nach Schweden bestand eigentlich schon länger. Im vergangenen Winter habe ich den Präsident von Syrianska FC kennengelernt. Zu einem Wechsel kam es aber nur deshalb nicht, weil ich kurze Zeit vorher bereits beim FC Carl-Zeiss Jena unterschrieben hatte. Wir hatten daraufhin vereinbart, dass wir im Gespräch bleiben und im Sommer mal schauen.

fanclub.dfb.de: Aber Sie sind nicht sofort im Sommer gewechselt?

Christian Demirtas: Genau. Ich hatte ein wenig Pech gehabt. Mir lagen zwei Angebote aus Deutschland und eins aus der Türkei vor. Das waren zwei Drittligisten und ein türkischer Zweitligist. Ich hatte mich dann für die Türkei entschieden und den deutschen Klubs abgesagt. Allerdings wurde dann doch nichts aus dem Engagement in der Türkei. Gescheitert ist es an der Ausländerregelung in der zweiten türkischen Liga, dort dürfen nur drei Ausländer im Kader stehen. Der Verein dachte, ich sei im Besitz eines türkischen Passes, den habe ich allerdings nicht. Das Ganze ist ziemlich dumm gelaufen.

fanclub.dfb.de: Wie ging es weiter?

Christian Demirtas: Die deutschen Klubs, die an mir interessiert waren, hatten sich in der Zwischenzeit mit anderen Spielern geeinigt. Insofern hatten sich diese Möglichkeiten zerschlagen. Ich war deswegen ohne Vertrag und hatte mich eineinhalb Monate beim VDV fit gehalten. Aus diesem Grund habe ich dann erneut Kontakt mit dem Präsidenten von Syrianska FC aufgenommen. Der Verein hatte weiterhin Interesse an mir, deswegen bin ich hochgeflogen und wir haben uns schließlich auf einen Vertrag bis zum Saisonende geeinigt. Ende August hatte ich dort unterschrieben.



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Christian Demirtas ist unser Mann in Schweden. Der Defensivspieler steht derzeit beim Erstligisten Syrianska FC in Södertälje unter Vertrag. Er ist damit der einzige deutsche Profi in der Allsvenskan. Der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler heuerte im August bei den Südschweden an und sein Vertrag läuft noch bis zum Ende der Saison.

DFB-Redakteur Niels Barnhofer hat sich mit dem 28-Jährigen vor dem WM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und Schweden am Dienstag in Berlin (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) über den schwedischen Fußball und seine persönliche Zukunft unterhalten.

fanclub.dfb.de: Christian Demirtas, wie kam es, dass Sie in Schweden gelandet sind?

Christian Demirtas: Der Kontakt nach Schweden bestand eigentlich schon länger. Im vergangenen Winter habe ich den Präsident von Syrianska FC kennengelernt. Zu einem Wechsel kam es aber nur deshalb nicht, weil ich kurze Zeit vorher bereits beim FC Carl-Zeiss Jena unterschrieben hatte. Wir hatten daraufhin vereinbart, dass wir im Gespräch bleiben und im Sommer mal schauen.

fanclub.dfb.de: Aber Sie sind nicht sofort im Sommer gewechselt?

Christian Demirtas: Genau. Ich hatte ein wenig Pech gehabt. Mir lagen zwei Angebote aus Deutschland und eins aus der Türkei vor. Das waren zwei Drittligisten und ein türkischer Zweitligist. Ich hatte mich dann für die Türkei entschieden und den deutschen Klubs abgesagt. Allerdings wurde dann doch nichts aus dem Engagement in der Türkei. Gescheitert ist es an der Ausländerregelung in der zweiten türkischen Liga, dort dürfen nur drei Ausländer im Kader stehen. Der Verein dachte, ich sei im Besitz eines türkischen Passes, den habe ich allerdings nicht. Das Ganze ist ziemlich dumm gelaufen.

fanclub.dfb.de: Wie ging es weiter?

Christian Demirtas: Die deutschen Klubs, die an mir interessiert waren, hatten sich in der Zwischenzeit mit anderen Spielern geeinigt. Insofern hatten sich diese Möglichkeiten zerschlagen. Ich war deswegen ohne Vertrag und hatte mich eineinhalb Monate beim VDV fit gehalten. Aus diesem Grund habe ich dann erneut Kontakt mit dem Präsidenten von Syrianska FC aufgenommen. Der Verein hatte weiterhin Interesse an mir, deswegen bin ich hochgeflogen und wir haben uns schließlich auf einen Vertrag bis zum Saisonende geeinigt. Ende August hatte ich dort unterschrieben.

fanclub.dfb.de: Welchen Eindruck haben Sie seither von der schwedischen Liga gewonnen?

Christian Demirtas: Innerhalb der Liga gibt es eine Qualitäts-Spanne. Die ersten vier Vereine haben Potenzial. Ich würde sagen, das ist gutes Zweitliga-Niveau. Allerdings finde ich es schwer, einen Vergleich zu ziehen. In Schweden herrschen andere Voraussetzungen als in Deutschland. Die Bevölkerung ist zwar fußballinteressiert, aber nicht so wie derzeit in Deutschland, hier boomt der Sport ja gerade extrem.

fanclub.dfb.de: Wie stark schätzen Sie die schwedische Nationalmannschaft ein?

Christian Demirtas: Zlatan Ibrahimovic ist hier ein Volksheld. Durch ihn ist der Fußball in Schweden ein großes Thema. Viele schauen sich seit seinem Wechsel zu Paris St. Germain jetzt die Spiele der französischen Liga an. Nach ihm wird es aber schon schwierig, was die Stars angeht. Vielleicht kommt dann schon ein Johan Elmander, der für Galatasaray Istanbul spielt. Ansonsten gibt es nicht viele Namen. In diesem Bereich aber auch von der Leistung her, stehen die Schweden hinter den absoluten Top-Nationen. Ein Stück weit ist das auch damit zu erklären, dass Eishockey in Schweden die absolute Sportart Nummer 1 ist.

fanclub.dfb.de: Wird Schweden dennoch der stärkste Konkurrent in der WM-Qualifikation für die deutsche Mannschaft sein?

Christian Demirtas: Ich gehe davon aus, dass die deutsche Mannschaft die Gruppe gewinnen wird. Die Schweden sind erfolgreich in die Qualifikation gestartet, sie haben im Sommer an der EURO teilgenommen und verfügen mit Zlatan Ibrahimovic über einen außergewöhnlichen Spieler – das spricht für ihre Qualität. Ich habe aber auch Österreich auf der Liste, man hat gesehen, wie schwer sich die DFB-Auswahl im ersten Spiel gegen die Österreicher getan hat.

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fanclub.dfb.de: In Deutschland spricht man von Ausbildungs-Vereinen. Hat Schweden eine Ausbildungs-Liga, weil die besten Spieler ins Ausland gehen?

Christian Demirtas: Das würde ich unterschreiben. Es gibt in Schweden viele junge Spieler mit Potenzial. Nicht von ungefähr gehen viele von ihnen früh den Weg über das Ausland.

fanclub.dfb.de: Sie waren selbst Jugend-Nationalspieler und haben die Nachwuchsabteilungen von Eintracht Frankfurt und vom FSV Mainz 05 durchlaufen. Was können Sie über die Nachwuchsförderung in Schweden sagen?

Christian Demirtas: In der kurzen Zeit konnte ich mir darüber leider noch kein umfassendes Bild machen. Aber auch bei uns im Verein kommt das ein oder andere Talente in den Profi-Kader hoch. Der Sprung für die Nachwuchsspieler in Schweden ist leichter, als in Deutschland. Der Konkurrenzkampf in den deutschen Profi-Klubs ist enorm. Allerdings muss man auch sagen, dass sich das Image der Jugend-Spieler in Deutschland stark verbessert hat. Das fing meiner Meinung nach vor gut zehn Jahren an. Es war ein wichtiges Zeichen, als Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski als ganz junge Spieler für die EURO 2004 in Portugal nominiert worden sind.

fanclub.dfb.de: Die besten schwedischen Profis spielen im Ausland. Soll die schwedische Liga auch für Sie zum Sprungbrett zurück in Bundesliga werden?

Christian Demirtas: Ja, in diesem Punkt bin ich aufgeschlossen. Es ist mein allergrößter Wunsch, in die Bundesliga zurückzukehren. Wobei ich weiß, wie schwierig das ist. Die 2. Bundesliga wäre daher auch nicht schlecht. Aber ich bin zu vielen Seiten hin offen. Ich wäre auch nicht abgeneigt, in Schweden zu bleiben, in die Niederlande oder nach England zu gehen. Langfristig ist es jedoch mein Ziel, nach Deutschland zurückzukehren.

fanclub.dfb.de: Wie schwer ist es, sich über die schwedische Liga anzubieten?

Christian Demirtas: Natürlich stimmt es, dass man in Schweden nicht mehr so im Fokus steht. Aber ich spiele immerhin in einer ersten Liga. Das heißt, ich stehe mit einer Profi-Mannschaft voll im Trainings- und Spielbetrieb. Ich stehe voll im Saft und habe das Gefühl, in einem Top-Zustand zu sein. Ich halte Schweden für eine gute Referenz.

fanclub.dfb.de: Ihr Vertrag läuft Ende November aus. Wie geht es weiter?

Christian Demirtas: Mein Berater streckt jetzt die Fühler aus. Man muss früh dran sein. Ich denke aber auch, dass ich etwas zu bieten habe. Ich bin variabel einsetzbar, kann als rechter oder linker Verteidiger oder im defensiven Mittelfeld spielen. Am liebsten würde ich irgendwo in Süddeutschland einen Verein finden. Denn meine Familie lebt noch in der Nähe von Offenbach und meine Verlobte kommt aus Augsburg. Aber ich bin mir bewusst, dass das kein Wunschkonzert ist.