DDR-Frauenfußball: Das einzige Länderspiel

Der Anfang war gleichzeitig das Ende. Mit dem 0:3 gegen die CSFR vor genau 25 Jahren begann die kurze Länderspielgeschichte der DDR-Frauenauswahl - und endete zugleich. Zahlreiche Kuriositäten inklusive. DFB.de erinnert sich.

Der 9. Mai 1990 war ein Mittwoch, an dem der Frauenfußball in der DDR Geschichte schrieb. Um 17.30 Uhr pfiff Schiedsrichter Klaus Scheurell aus Königs Wusterhausen das erste und einzige Frauenländerspiel der DDR an. Gegner im Potsdamer Karl Liebknecht Stadion war die CSFR.

Die Aufstellungen waren im Stadiongebäude im Treppenhaus auf einer Schiefertafel mit Kreide handschriftlich notiert. Vor rund 800 Zuschauern hieß es am Ende 0:3 (0:1) nach Gegentreffern von Ivana Bulikova (22. Foulelfmeter), Jana Paolettikova (65.) und Olga Hutterova (71.) - in von der DDR-Jugendauswahl geborgten Trikots. "Ein irres Gefühl, dieses Spiels bleibt unvergessen", erinnert sich Linksaußen Doreen Meier.

Den als spielstark bekannten Tschechinnen war ihre internationale Erfahrung anzusehen, den DDR-Spielerinnen ihre Nervösität und fehlende Cleverness. Zu hoch waren die Erwartungen gesteckt. Fast alle Spielerinnen blieben unter Normalform, allein Sturmspitze Dana Krumbiegel vergab vier klare Torchancen. Doreen Meier kämpfte zudem gegen höllische Zahnschmerzen. Am Tag zuvor war ihr zwar ein Zahn gezogen worden, aber es war der falsche. "Das war wie Regionalliga gegen Bundesliga. So viel Druck des Gegners kannten wir gar nicht", erinnert sich Spielführerin Sybille Brüdgam.



Der Anfang war gleichzeitig das Ende. Mit dem 0:3 gegen die CSFR vor genau 25 Jahren begann die kurze Länderspielgeschichte der DDR-Frauenauswahl - und endete zugleich. Zahlreiche Kuriositäten inklusive. DFB.de erinnert sich.

Der 9. Mai 1990 war ein Mittwoch, an dem der Frauenfußball in der DDR Geschichte schrieb. Um 17.30 Uhr pfiff Schiedsrichter Klaus Scheurell aus Königs Wusterhausen das erste und einzige Frauenländerspiel der DDR an. Gegner im Potsdamer Karl Liebknecht Stadion war die CSFR.

Die Aufstellungen waren im Stadiongebäude im Treppenhaus auf einer Schiefertafel mit Kreide handschriftlich notiert. Vor rund 800 Zuschauern hieß es am Ende 0:3 (0:1) nach Gegentreffern von Ivana Bulikova (22. Foulelfmeter), Jana Paolettikova (65.) und Olga Hutterova (71.) - in von der DDR-Jugendauswahl geborgten Trikots. "Ein irres Gefühl, dieses Spiels bleibt unvergessen", erinnert sich Linksaußen Doreen Meier.

Den als spielstark bekannten Tschechinnen war ihre internationale Erfahrung anzusehen, den DDR-Spielerinnen ihre Nervösität und fehlende Cleverness. Zu hoch waren die Erwartungen gesteckt. Fast alle Spielerinnen blieben unter Normalform, allein Sturmspitze Dana Krumbiegel vergab vier klare Torchancen. Doreen Meier kämpfte zudem gegen höllische Zahnschmerzen. Am Tag zuvor war ihr zwar ein Zahn gezogen worden, aber es war der falsche. "Das war wie Regionalliga gegen Bundesliga. So viel Druck des Gegners kannten wir gar nicht", erinnert sich Spielführerin Sybille Brüdgam.

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"Mit wackeligen Beinen und tausend Gedanken"

Zwei Stunden vor dem Spiel traf die Mannschaft nach zweitägiger Vorbereitung in der Sportschule Lindow im Stadion ein. "Mit wackeligen Beinen und tausend Gedanken im Kopf", erinnert sich Doreen Meier. Die Aufregung war ungemein. Mit drei Spitzen offensiv kombinieren und die CSFR beeindrucken - das war der Plan. "Wir wollen unser Licht auf keinen Fall unter den Scheffel stellen", hatte Chefcoach Bernd Schröder, früher und heute Trainer bei Turbine Potsdam, im Stadionheft mitgeteilt. "Wir wissen nicht, wo wir international stehen. Das heißt, wir vertrauen auf das eigene Können und spielen Fußball mit Herz."

Intensiv hatte er mit Dietmar Männel (Rotation Schlema, dann Wismut, jetzt Erzgebirge Aue) als Assistent die Auswahl vorbereitet. Lehrgänge an der Sportschule in Leipzig, Staunen über große Zimmer, Tangobälle von Adidas, Joghurt und Cornflakes, Müsli im Überfluss. Erstmals hatte sich der Kader im Winter am Turnier in der Berliner Deutschland-Halle gezeigt. Die Generalprobe im April auf dem Kunstrasen in Zehlendorf wurde zum zeitgenössisches Kuriosum, weil die damalige Berliner Frauenreferentin nach Kräften versucht hatte, die Partie zu verhindern. Die Berliner Auswahl spiele nie unter der Woche, hieß es.

Eine Vereinskombination aus Zehlendorf und Lichterfelde tat es trotzdem und wurde prompt für den Pokalwettbewerb gesperrt. Zur Pause hatte Zehlendorf/Lichterfelde noch mit 2:1 durch Susanne Plenzendorf (Zehlendorf) und Andrea Kunze (Lichterfelde) bei einem Gegentreffer von Katrin Prühs (Rostock) geführt. Danach zog die DDR mit zwei weiteren Prühs-Treffern sowie durch Tore von Sybille Brüdgam und Beate Reuer (beide Potsdam) und der Rostockerin Kathrin Baaske auf 6:2 davon.

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Trabi, Scouting, Rumpsteak

Gut aussehen wollten Schröder und Männel, um ihrem Sport eine Zukunft zu geben. Den Gegner CSFR hatten sie genauestens beobachtet, etwa bei einem EM-Qualifikationsspiel der DFB-Elf im tschechischen Frydek Mistek. Es ging mit dem Trabi hin und mit wodkaflambiertem Rumpsteak gestärkt in der Nacht zurück.

Am Ende des Unternehmens "Erstes Länderspiel" herrschte Ernüchterung. "Die Leistung ist eine klare Enttäuschung. Das ist bitter. Ich hoffe, das diese Niederlage uns trotzdem eher weiter bringt als schadet", befand Bernd Schröder nach der Partie auf der Pressekonferenz in einem durch eine Schiebetür abgetrennten Eck der Stadionkneipe. Aber dann kam alles ganz anders, als die beiden Trainer es geplant hatten. Denn die DDR hörte sehr schnell auf zu existieren.

Der DDR-Kader des Trainer-Duos Bernd Schröder/ Dietmar Männel:

Anett Viertel (Rotation Schlema), Petra Jachtner (Numerik Karl Marx Stadt), Heike Hoffmann (Turbine Potsdam), Beate Reuer (Turbine Potsdam), Katrin Hecker (Rotation Schlema), Petra Weschenfelder (Uni Jena), Sybille Lange (Post Rostock), Sybille Brüdgam (Turbine Potsdam), Heike Ulmer (Rotation Schlema), Carmen Weiss (Wismut Karl Marx Stadt), Katrin Prühs (Post Rostock), Sabine Berger (Turbine Potsdam), Dana Krumbiegel (Wismut Karl Marx Stadt), Doreen Meier (Uni Jena), Katrin Baaske (Post Rostock), Heidi Vater (Uni Jena), Katrin Niklas (Elfe Berlin), Maika Alex (Handwerk Magdeburg), Sabine Tannenberger (Wismut Karl Marx Stadt), Birte Weiss (Rotation Schlema).

Aufstellung: Viertel – Hecker – Weschenfelder (70.Vater), Hoffmann, Lange – Weiß (46.Ulmer), Prühs, Brüdgam (C) - Baaske (60.Berger), Krumbiegel, Meier