Das Wunder von Berlin: Viertligist BAK deklassiert Hoffenheim 4:0

Sie waren berufstätig oder studierten und nebenbei spielten sie Fußball. Dreimal abends pro Woche trainierten die Spieler des Regionalligisten Berliner Athletik Klub 07. Genug, um die TSG 1899 Hoffenheim im DFB-Pokal 4:0 zu schlagen. Es ist der höchste Sieg eines Amateurvereins über einen Bundesligisten im Turnier. Und dann klopften andere Vereine an.

Eckball für den Berliner Athletik Klub. "Wie lange noch", wollte Kapitän Henning Lichte vom Linienrichter wissen "'Ne Viertelstunde", entgegnete er: "Spätestens da musste ich anfangen zu grinsen. Jetzt wusste ich: Das lassen wir uns nicht mehr nehmen". Es ist bis heute der höchste Sieg eines Amateurvereins über einen Bundesligisten im DFB-Pokal. Die Berliner Regionalliga-Mannschaft spielte in der ersten Runde gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Und siegte 4:0. "Wir haben Geschichte geschrieben", sagt Mehmet Ali Han, Präsident des Klubs immer noch ein wenig unglaubwürdig.

Als wäre es nie passiert. Und das vier Jahre nach dem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. In der Saison 2012/2013 gelang seiner Mannschaft ein Pokalwunder. "Es war wie ein Traum", schwelgt Han in Erinnerungen. Trikots und Zeitungsausschnitte wurden gesammelt und aufbewahrt. Sie erinnern Han an die Sensation. Es war kein Traum.

3:0 zur Halbzeit

Rückblick: Schon zur Halbzeit führten die Berliner im heimischen Poststadion 3:0. Bereits in der dritten Spielminute hatte Metin Cakmak das Leder eingenetzt. Justin Gerlach erhöhte in der 31. Minute auf 2:0. Fünf Minuten vor Ende der ersten Hälfte musste Hoffenheims Keeper Tim Wiese schon zum dritten Mal hinter sich greifen. Halbzeitpfiff. Während TSG-Trainer Markus Babbel auf dem Platz blieb und seine Spieler mit Missachtung strafte, nutze Berlins Coach Jens Härtel die Pause, um seine Jungs auf die Reaktion der Hoffenheimer vorzubereiten.

Doch zunächst Kopfschütteln. "Wir haben uns in der Kabine fragend angeguckt. Was geht denn hier ab?", beschreibt Lichte die Situation. Eine Situation, mit der vor Spielbeginn wohl niemand gerechnet hatte. Aber der Verteidiger war sich sicher: "Das Ding war für uns noch nicht durch. Wir waren vor Hoffenheim gewarnt. Sie würden zurückschlagen."

Doch statt zurückzuschlagen, gab es für Sebastian Rudy, Kevin Volland und Co. den nächsten Rückschlag. Keine fünf Minuten nach dem Seitenwechsel traf Cakmak erneut: 4:0 für den Außenseiter. Die Fans aus Sinsheim rollten ihre Fahnen ein. "Hoffenheim hat uns unterschätzt und konnte den Schalter nicht umlegen. Bei uns hat vieles geklappt", fasst es Lichte zusammen.



Sie waren berufstätig oder studierten und nebenbei spielten sie Fußball. Dreimal abends pro Woche trainierten die Spieler des Regionalligisten Berliner Athletik Klub 07. Genug, um die TSG 1899 Hoffenheim im DFB-Pokal 4:0 zu schlagen. Es ist der höchste Sieg eines Amateurvereins über einen Bundesligisten im Turnier. Und dann klopften andere Vereine an.

Eckball für den Berliner Athletik Klub. "Wie lange noch", wollte Kapitän Henning Lichte vom Linienrichter wissen "'Ne Viertelstunde", entgegnete er: "Spätestens da musste ich anfangen zu grinsen. Jetzt wusste ich: Das lassen wir uns nicht mehr nehmen". Es ist bis heute der höchste Sieg eines Amateurvereins über einen Bundesligisten im DFB-Pokal. Die Berliner Regionalliga-Mannschaft spielte in der ersten Runde gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Und siegte 4:0. "Wir haben Geschichte geschrieben", sagt Mehmet Ali Han, Präsident des Klubs immer noch ein wenig unglaubwürdig.

Als wäre es nie passiert. Und das vier Jahre nach dem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. In der Saison 2012/2013 gelang seiner Mannschaft ein Pokalwunder. "Es war wie ein Traum", schwelgt Han in Erinnerungen. Trikots und Zeitungsausschnitte wurden gesammelt und aufbewahrt. Sie erinnern Han an die Sensation. Es war kein Traum.

3:0 zur Halbzeit

Rückblick: Schon zur Halbzeit führten die Berliner im heimischen Poststadion 3:0. Bereits in der dritten Spielminute hatte Metin Cakmak das Leder eingenetzt. Justin Gerlach erhöhte in der 31. Minute auf 2:0. Fünf Minuten vor Ende der ersten Hälfte musste Hoffenheims Keeper Tim Wiese schon zum dritten Mal hinter sich greifen. Halbzeitpfiff. Während TSG-Trainer Markus Babbel auf dem Platz blieb und seine Spieler mit Missachtung strafte, nutze Berlins Coach Jens Härtel die Pause, um seine Jungs auf die Reaktion der Hoffenheimer vorzubereiten.

Doch zunächst Kopfschütteln. "Wir haben uns in der Kabine fragend angeguckt. Was geht denn hier ab?", beschreibt Lichte die Situation. Eine Situation, mit der vor Spielbeginn wohl niemand gerechnet hatte. Aber der Verteidiger war sich sicher: "Das Ding war für uns noch nicht durch. Wir waren vor Hoffenheim gewarnt. Sie würden zurückschlagen."

Doch statt zurückzuschlagen, gab es für Sebastian Rudy, Kevin Volland und Co. den nächsten Rückschlag. Keine fünf Minuten nach dem Seitenwechsel traf Cakmak erneut: 4:0 für den Außenseiter. Die Fans aus Sinsheim rollten ihre Fahnen ein. "Hoffenheim hat uns unterschätzt und konnte den Schalter nicht umlegen. Bei uns hat vieles geklappt", fasst es Lichte zusammen.

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Presse staunt: "Fußball-Nobodys demütigen Bundesligisten"

Es blieb dabei. Die Sensation war perfekt. "Berlin ist mit euch stolz", erinnert sich der Präsident an eine der Schlagzeilen. "Berliner AK macht Hoffenheim zur Lachnummer", betitelte die Welt. "Berliner Fußball-Nobodys demütigen Bundesligisten", schrieb die FAZ. "Berliner AK fegt Hoffenheim 4:0 vom Platz", so die Morgenpost. Schlagzeilen, die die Ausstellflächen der Berliner Kioske am nächsten Morgen zierten. "Es war so unwirklich", erinnert sich Han.

Lichte sieht es rückblickend etwas gedämpfter: "Klar bin ich stolz, aber ich bilde mir nichts darauf ein." Grund dazu hätte er. Sein Team bezwang vier Mal Keeper Wiese, der heute als "Maschine" im Wrestlingring steht. Als Verteidiger musste er Roberto Firminio, heute Spieler beim FC Liverpool, in Schach halten. Es gelang ihm. Und dann entfährt es dem 32-Jährigen doch: "Es war schon ein geiles Gefühl, ein super Moment." Ein Moment für die Ewigkeit. In einem Berliner Club wurde anschließend gefeiert - bis zum Sonnenaufgang.

Mit dem Sieg floss aber nicht nur das Bier in Strömen, sondern auch das Geld. Für das Erreichen der zweiten Runde im DFB-Pokal bekam der multikulturelle deutsch-türkische Verein einen erneuten Geldsegen. "Die Prämie haben wir in unsere Jugendarbeit und in die Struktur des Vereins gesteckt", erzählt Präsident Han. Ein Verein, der für Berlin und Vielfalt steht. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, junge Menschen von der Straße zu holen und eine Brücke zwischen den Kulturen zu bauen. "Der Klub steht für soziales Engagement. Wir integrieren Flüchtlinge und bieten unseren Mitgliedern kostenfreien Nachhilfeunterricht an. Auch bei privaten Problemen haben wir ein offenes Ohr", erzählt Han.

Das Ziel: "Das Maximale rausholen"

Außerdem wurde das Geld für neue Spieler eingesetzt. Der Präsident erklärt: "Viele Vereine wurden durch die Partie auf unsere Jungs aufmerksam. Der zweifache Torschütze Cakmak wechselte zum Beispiel in die erste türkische Liga. Es war schwer, die Spieler zu halten. Wir haben es versucht." Wie viele von ihnen letztendlich den Klub verlassen haben, weiß er nicht mehr. Fest steht aber, dass sich die sportliche Situation nicht verschlechtert hat - im Gegenteil.

Die vergangene Saison war die erfolgreichste in der Vereinsgeschichte. Es fehlte nur ein Tor, um mit den Tabellenersten gleich zu ziehen und somit womöglich in die 3. Liga aufzusteigen. Ein Jahr nach dem Triumph wurde außerdem der erste Fanklub gegründet. Waren es damals nur acht Mitglieder, ist die Zahl inzwischen auf rund 400 gestiegen. Mit den sportlichen Zielen für diese Saison hält sich Han aber vorerst bedeckt. "Das Maximale rausholen", sagt der Präsident des aktuellen Tabellenzweiten.

Lichte kann dabei nicht weiterhelfen. Er hat sich die Kniescheibe gebrochen. Dieses Jahr wurde er bereits operiert, nächstes Jahr muss er sich erneut zwei Mal unters Messer legen. Derweil konzentriert sich der damalige Kapitän auf seinen Studienabschluss. An einer Fernuniversität studiert er Psychologie. "Ich muss nur noch die Bachelorarbeit schreiben", berichtet er. Die Heimspiele seiner Jungs verfolgt er als Zuschauer im Stadion, die Partien des DFB-Pokals vor dem Fernseher. Dann kommen auch die Erinnerungen wieder hoch: "Irgendwie waren es schon die schönsten 90 Minuten meiner Karriere", sagt Lichte bescheiden und etwas zurückhaltend. Als wäre es das Normalste der Welt gewesen - dieses 4:0 eines Amateurvereins über einen Bundesligisten im DFB-Pokal.

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