„Das wichtigste Amt ist das Ehrenamt!“

BFV-Vizepräsident Michael Grell im Interview (aus der Zeitschrift "ROLAND")

Michael Grell vom SC Lehe-Spaden ist Ehrenamtler aus Überzeugung und darüber hinaus ein Mann klarer Worte. Der 59-Jährige Polizeibeamte ist seit 2005 Vizepräsident des Bremer Fußball-Verbandes und leitet in dieser Eigenschaft seit 2007 den Ausschuss für Kommunikationstechnik und Öffentlichkeitsarbeit (KÖA) und seit Juni 2012 zudem dem Ehrenamtsausschuss. Dass dies eine durchaus interessante Mischung ist, wie im Interview des Bremer Fußballverbandes herauskommt.

Frage: Herr Grell, bevor wir tiefer in die Thematik einsteigen, müssen Sie uns bitte kurz erklären, was das Themenfeld der Kommunikationstechnik beinhaltet.

Michael Grell: Ich pflege auf diese Frage immer ein wenig scherzhaft zu antworten: Es geht um alles, was einen Stecker hat. Doch eigentlich ist es noch viel mehr. Der DFB stellt seinen Landesverbänden und Vereinen ein ganzes Softwarepaket zur Verfügung, das verschiedenste Anwendungen miteinander verknüpft und unter dem Namen DFBnet bekannt ist. Das Ganze befindet sich stetig in der Weiterentwicklung, und so ist es immer wieder erforderlich, gewisse Voraussetzungen zu schaffen, oder auch Vereine und Mitarbeiter in der Anwendung zu schulen.

Frage: Und wo kommt da der genannte Stecker ins Spiel?

Grell: Um gute Arbeit leisten zu können, ist gutes Werkzeug erforderlich. Eine weitere Aufgabe des KÖA war und ist es daher, unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter mit der nötigen Technik auszustatten. In den vergangenen Jahren wurden daher etliche Mitarbeiter mit Notebooks, PCs, Druckern, Kameras und sonstigem Equipment ausgestattet. Diese Unterstützung wird uns seitens der Mitarbeiter durch ausgezeichnete Arbeit gedankt. Auch unser Medienraum im Weser-Stadion befindet sich auf dem neuesten Stand der Technik, eine wichtige Voraussetzung für gute Aus- und Fortbildungen, die dort zahlreich durchgeführt werden.

Frage: Das alles betrifft die Verbandsseite. Die Vereine sind also im Bereich der Hardware auf sich allein gestellt?

Grell: Keinesfalls! Unsere Vereine wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls ganz direkt mit technischer Ausrüstung unterstützt. So hat jeder Verein im Zuge der flächendeckenden Einführung des Online-Spielberichts ein Netbook geschenkt bekommen. In einer zweiten Geschenkaktion hat jeder Verein dazu ein Multifunktionsgerät zum Scannen, Kopieren und Drucken bekommen. In diesen beiden Fällen haben wir also konkret mit Hardware den Clubs eine Hilfestellung angeboten. Im laufenden Alltag tun wir dies noch durch eine dritte Maßnahme, einem Darlehen für Anschaffungen in diesem Bereich.

Frage: Erzählen uns mehr über dieses Darlehen.

Grell: Wir wissen alle, dass Computer, Monitore, Telefonanlagen viel Geld kosten können. Geld, das sich kaum ein Verein mal eben so aus dem Ärmel schütteln kann. Damit sich unsere Clubs dennoch auf einem aktuellen Stand halten können, bietet der Bremer Fußball-Verband seinen Vereinen ein zinsloses Darlehen an. Es kann für die Anschaffung technischer Hardware in einem Rahmen von 500,- Euro bis 2.000,- Euro beantragt werden. Kommt der Verein seiner Rückzahlungspflicht pünktlich nach, werden 10% der Antragssumme sogar noch in einen Zuschuss umgewandelt. Alle Informationen hierzu sind auf der BFV-Homepage zu finden.

Frage: In Sachen Hardware stehen Verband und Vereine also bereits gut da. Kommen wir daher zum DFBnet. Was sind hier in Ihren Augen die wichtigsten Errungenschaften und Meilensteine?

Grell: Es würde den Rahmen sprengen, auf jede Neuerung einzugehen, die wir mit dem KÖA im DFBnet vorangetrieben haben. Die Hauptarbeit des Ausschusses liegt im Alltag ganz eindeutig in diesem Bereich und dies auch für die Zukunft so zu erwarten. Auf ein paar Errungenschaften möchte ich jedoch nicht ganz ohne Stolz eingehen. Nahezu revolutioniert wurde zum Beispiel das Beantragen von Spielberechtigungen. Ein Großteil der bisherigen Papieranträge wurde durch eine Online-Lösung ersetzt, sodass die Vereine nun bequem über das DFBnet-Modul Pass-Online ihre Spielerpässe beantragen und den Status ihrer Anträge verfolgen können - ohne Öffnungszeiten, ohne Anfahrtswege. Inzwischen können fast 95 % aller Anträge online gestellt und bearbeitet werden - eine sensationelle Quote, wie ich finde. Weiter im Vormarsch ist auch der Einsatz des DFBnet-Spielberichts. Inzwischen ist er in gut der Hälfte unserer Staffeln im Einsatz. Das Feedback seitens der Staffelleiter, Vereinsfunktionäre und Schiedsrichter ist dabei durchweg positiv. Dies spiegelt sich auch in der Qualität der eingegebenen Daten wieder, die mit einer Quote von 96% im bundesweiten Vergleich einen hervorragenden Wert darstellt. Dies ist in erster Linie ein Ergebnis der intensiven Anwenderschulungen, die insbesondere Jurij Zigon, Jonas Troue, Heinz Günter Schmidt, Sebastian Störer und Christian Klar unter großem Aufwand in den Vereinen durchführen. Das DFBnet-Postfach hat sich als verbandsinternes Kommunikationsmittel bewährt. Der Versand von offiziellen Mitteilungen, Sportgerichtsurteilen, Straf-, Verwaltungs- und Gebührenbescheiden und ähnlichen Dokumenten wird inzwischen nur noch über die E-Postfächer vorgenommen. Dies spart Zeit und Geld und schont die Umwelt. Allerdings stellen wir hier fest, dass in einigen Vereinen das Verteilen der verschickten Informationen noch nicht wie gewünscht verläuft.

Frage: Ständige Weiterentwicklung an der Software bedeutet doch auch, dass sich die Anwender immer wieder mit den Neuerungen beschäftigen müssen...

Grell: Natürlich bringt jede Neuerung auch einen mehr oder weniger großer Schulungsbedarf mit sich. Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes sondern insbesondere die ehrenamtlichen Kräfte aus den Vereinen werden deshalb regelmäßig von uns mit großem Aufwand umfassend geschult. Dies betrifft sowohl die neu eingeführten Funktionen, als auch bewährte Module, die neuen Anwendern näher gebracht werden.

Frage: Stichwort näher bringen: Auch die Öffentlichkeitarbeit des Verbandes geschieht unter Ihrer Obhut. Worauf liegt für einen Fußballverband dort der Fokus?

Grell: In erster Linie wollen wir natürlich allen Interessierten das wichtigste Geschehen aus dem Verbandsleben näher bringen. Hier hat natürlich jeder seine individuellen Vorlieben. Der eine ist auf eine gewisse Landesauswahl fixiert, weil vielleicht sein Sohn oder seine Tochter dort spielt, ein zweiter interessiert sich für alles aus dem Bereich Schulfußball und ein dritter ist vielleicht begeisterter Anhänger des Lotto-Pokals. Kurzum: Wir versuchen alle relevanten Themen in adäquater Form zu präsentieren. Zudem wollen wir natürlich auch für unsere Vereine ein verlässlicher Ansprechpartner ein. So haben wir beispielsweise im Oktober zum ersten Mal eine Arbeits- und Informationsveranstaltung für die Pressewarte unserer Vereine durchgeführt, die großen Anklang bei den Teilnehmern fand und sicherlich wiederholt wird.

Frage: Gerade im Fußball hat man ja mit einem sehr breiten Altersspektrum zu tun, was das Publikum angeht. Wie wird man diesen Altersklassen denn am besten gerecht?

Grell: Uns gelingt dies, indem wir die Medien nutzen, die für die einzelnen Lesertypen am ansprechendsten sind, wobei dies keinesfalls immer eine Frage des Alters ist.

Frage: Welche Medien sind dies in erster Linie?

Grell: Nun unser erstes Flaggschiff ist der "Roland". Er erschient zur Zeit im 42. Jahrgang und erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit. Unter meiner Leitung haben wir den Roland im Laufe der Jahre von einem schnöden Mitteilungsblatt in Schwarz-Weiß zu einem bunten und interessanten Magazin reifen lassen. Hier gilt mein Dank unserem Pressereferenten Oliver Baumgart, der unsere Vorstellungen hervorragend umgesetzt hat. Zuletzt haben wir dem Heft zu Beginn dieses Jahres eine Frischkur mit veränderten Inhalten und einem neuen Design verpasst und dafür erneut viel Lob bekommen. Ich bin daher sicher, dass es auch künftig ein gedrucktes Verbandsmagazin geben wird. Zweiter Anlaufpunkt ist natürlich die Homepage des BFV. Auch hier sind wir stetig an einer Verbesserung des Angebots interessiert. So werden wir noch in diesem Jahr eine sogenannte Themenseite installieren, eine Art Inhaltsverzeichnis, auf der alle wichtigen Themen auf einen Blick zu finden sind, sei es ein Termin für eine Trainerfortbildung, der Kader einer Landesauswahl oder Informationen zu Trikotwerbung oder Passangelegenheiten.

Frage: Unaufhaltbar gewinnen ja soziale Netzwerke auch in der Öffentlichkeitsarbeit an Bedeutung. Wird der BFV auch auf diesem Themenfeld den aktuellen Anforderungen gerecht?

Grell: Als ein moderner Fußballverband, und als ein solcher sehen wir uns, können und wollen wir uns natürlich auch dem Thema Social Media nicht verschließen. Als erster Landesverband überhaupt waren wir mit einem eigenen Profil im weltweit größten sozialen Netzwerk Facebook vertreten. Heute sind insgesamt 16 der 21 DFB-Landesverbände dort aktiv. Einige dieser Landesverbände fragen uns gelegentlich nach Tipps zur Arbeit mit Facebook. Dies ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass wir mit unserem Pressesprecher Oliver Baumgart über einen guten Kenner dieses sozialen Netzwerkes verfügen. Neben dem aktuellen Verbandsgeschehen findet auf unserem Facebook-Profil auch immer mehr der Blick hinter die Kulissen statt, was von den Usern sehr gut aufgenommen wird. Ebenfalls sehr beliebt sind unsere Bildergalerien und die Liveticker von ausgewählten Turnieren unserer Auswahlen in Duisburg. Weiterhin existiert ein BFV-Profil beim Microbloggingdienst Twitter, das jedoch bei weitem nicht so stark frequentiert ist, wie unsere Facebook-Fanseite. Dies liegt aber in erster Linie daran, dass Twitter in Deutschland noch nicht so verbreitet und genutzt ist, wie beispielsweise in den USA, wo der Dienst in etwas einen ähnlichen Stellenwert inne hat, wie Facebook.

Frage: Wie ist die Medienarbeit im BFV aufgebaut? Konkret gefragt: Wie tragen sich die einzelnen Nachrichten zusammen und wie werden sie dann verarbeitet?

Grell: Nun zum einen haben wir in der Verbandsgeschäftsstelle natürlich unsere Pressestelle, angeführt von unserem hauptamtlichen Pressesprecher. Dort entsteht bereits ein Großteil unserer Nachrichten, denn dort sitzt man direkt an der organisatorischen Quelle. Allerdings gibt es natürlich auch Veranstaltungen, die parallel ablaufen, und dann ist für unseren Pressesprecher die Unterstützung aus den Kreisen eine wertvolle Hilfe bei der Arbeit. Diese ehrenamtlichen Helfer sorgen mit zum Teil komplett fertigen Berichten und Fotos für weiteres Material und sind somit unverzichtbar im Bereich unserer Öffentlichkeitsarbeit.

Frage: Damit haben Sie einen nahtlosen Bogen zu ihrem zweiten großen Tätigkeitsfeld geschlagen, dem Ehrenamt. Geht das alles wirklich so nahtlos ineinander über, wie in diesem Interview?

Grell: Absolut! Der BFV baut wie kaum ein anderer Landesverband auf seine Ehrenamtlichkeit. Damit leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag im Verbandsalltag. Sie sorgen auch dafür, dass das Fußballspielen in Bremen unterm Strich so günstig ist, wie in keinem anderen Landesverband, wo das Hauptamt über die Abgaben und Gebühren refinanziert werden muss.

Frage: Wie sieht es denn im Ehrenamt mit dem „Nachwuchs“ aus? Ist es schwierig, Leute zu finden, die sich im Verband und in den Vereinen unentgeltlich engagieren?

Grell: Nun im Verband stehen wir noch recht gut da. Wir haben als mögliche Quelle neuer Helferinnen und Helfer allerdings auch unsere gesamten 75 Vereine, das macht es naturgemäß etwas leichter, Ehrenamtler zu finden. Der einzelne Verein dagegen hat nicht selten große Schwierigkeiten, in seinen Reihen ehrenamtliche Helfer für die Vereinsarbeit zu finden. Doch auch jedem Vereinsmitglied muss klar sein, dass so ein Sportverein ohne das Ehrenamt nicht funktioniert. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie exorbitant beispielsweise Mitgliedbeiträge steigen würden, wenn die komplette Vereinsarbeit hauptamtlich erledigt werden müsste. Das wäre das Ende des Fußballs, weil ihn sich dann niemand mehr leisten könnte.

Frage: Gibt es konkrete Zahlen dazu?

Grell: Die gibt es: 8,85 Millionen leisten monatlich über 37 Millionen Stunden ehrenamtliche Arbeit für rund 27,6 Millionen Mitglieder in deutschen Sportvereinen. Sie tun dies in unterschiedlichen Funktionen als Vorstandsmitglieder, Abteilungsleiter, Platzwarte, Übungsleiter, Hausmeister oder einfach als freiwillige Helferinnen und Helfer. Rechnet man diese 37 Millionen Stunden einmal in hauptamtliche Stellen um, so ergeben sich fast 950.000 Vollzeitstellen. Wir reden also über viele Millionen Euro, die das Ehrenamt umgerechnet für den Sport leistet.

Frage: Spätestens nun müsste jedem klar sein, dass es ohne das Ehrenamt also nicht geht. Warum gibt es dennoch so viele Probleme beim Finden neuer Helferinnen und Helfer?

Grell: Dies hat verschiedene Gründe. Einer davon ist beispielsweise das berufliche Umfeld. Schicht- und Wochenenddienst ist heutzutage in vielen Berufen keine Seltenheit mehr und dann wird es schwer, nebenher noch ein Ehrenamt auszuüben. Junge Leute hingegen sind eher schulischen oder studienbedingten Belastungen ausgesetzt, die eine zusätzliche Tätigkeit oftmals nicht oder nur sehr eingeschränkt zulassen.

Frage: Gibt es hierfür Lösungsansätze?

Grell: Es gibt verschiedene Ideen, diese Entwicklung aufzufangen. Wovon man sich glaube ich grundsätzlich erst einmal verabschieden muss, ist der Ehrenamtler, der ein Amt übernimmt, und dies auch die nächsten 30 oder 40 Jahre ausübt. Diese Leute gab es früher zu Hauf, doch sie sterben allmählich aus den vorgenannten Gründen aus. Es wird also immer mehr die Regel, dass jemand sein Ehrenamt nach ein, zwei oder fünf Jahren wieder aufgibt, weil sich bei ihm beruflich oder familiär etwas Entscheidendes ändert. Das müssen wir akzeptieren und dementsprechend eigentlich nahezu ständig beim Werben neuer Helfer aktiv werden. Einige Vereine lösen die berufliche Problematik zum Beispiel auch dadurch, dass die Aufgaben, die bisher eine Person wahrnahm, auf mehrere Schultern verteilt werden. So hat jeder Einzelne ein kleineres Paket zu tragen und kann sich vielleicht eher für ein Engagement im Club begeistern.

Frage: Hat das Ehrenamt nicht auch ein Imageproblem? Nicht selten hört man ja den Vorwurf, dass ehrenamtliche Helfer gar nicht die Qualität mitbringen, die ein „Profi“, also ein Hauptamtler besitzt...

Grell: Dieser Vorwurf ist durchaus existent, ich kann ihn allerdings nicht nachvollziehen. Natürlich ist ein hauptamtlicher Mitarbeiter für seine Tätigkeit im Idealfall optimal ausgebildet, aber ist das nicht der Bankangestellte, der ehrenamtlich noch die Finanzen des Vereins verwaltet, auch? Es ist absoluter Blödsinn zu behaupten, dass Ehrenamtler -also Amateure- die Vereinsarbeit nicht so gut leisten können, wie bezahlte Mitarbeiter. Es ist im Gegenteil sogar durchaus hilfreich für einen Verein, wenn seine Helferinnen und Helfer aus allen möglichen Berufen stammen, denn so kann auch jeder aufgrund seines Jobs hilfreiche und somit professionelle Hilfestellungen mit in das Vereinsleben einbringen, sei es der bereits erwähnte Bänker, der Landschaftsbauer, der nebenher die Grünanlage des Vereins in Schuss hält oder der Schlosser, der die abgenutzten Tore instand setzt. Dass das Ehrenamt und der Begriff Amateur immer noch mit diesem negativen Touch fehlender Qualität besetzt sind, ist also weder haltbar noch angebracht. Auch aus diesem Grund hat der DFB eine große Amateurfußballkampagne gestartet, die dieses falsche Image geraderücken und den Amateurfußball stärken soll.

Frage: In Verband und Verein ist das Ansehen der Ehrenamtler zweifelsohne hoch, wie zahlreiche Auszeichnungen, Ehrungen und Dankeschön-Aktionen zeigen. Wie sieht es denn mit der Anerkennung einer ehrenamtlichen Tätigkeit in Wirtschaft und Politik aus?

Grell: Das ist ganz unterschiedlich. Während sich erfahrungsgemäß eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem Lebenslauf durchaus positiv auf die Chancen einer Bewerbung auswirken kann, weil die Arbeitgeber wissen, dass sie es hier mit einer verlässlichen Person zu tun haben. Der Autobauer VW achtet beispielsweise bei der innerbetrieblichen Ausschreibung gewisser Stellen darauf, ob ein Bewerber ein Ehrenamt in einem Sportverein ausübt. Der Umgang staatlicher Stellen mit den Ehrenamtlern ist hingegen noch deutlich verbesserungswürdig, um es mal vorsichtig auszudrücken. Es reicht in meinen Augen nicht aus, gelegentlich die Ehrenamtspauschale anzuheben. Ein ganz wichtiger Schritt wäre meiner Meinung nach beispielsweise die Einführung von Freistellungsregelungen im Hauptjob. Da sich häufig die berufliche Tätigkeit auch ein Stück weit in der ehrenamtlichen Tätigkeit widerspiegelt, wären auch Fortbildungen denkbar, von der sowohl der Hauptjob, als auch das Ehrenamt profitieren. Da ist noch eine Menge Luft nach oben, was das angeht und somit haben wir auch in den kommenden Jahren genug Arbeit vor uns, denn fest steht: Das wichtigste Amt ist das Ehrenamt!

[OB]

BFV-Vizepräsident Michael Grell im Interview (aus der Zeitschrift "ROLAND")

Michael Grell vom SC Lehe-Spaden ist Ehrenamtler aus Überzeugung und darüber hinaus ein Mann klarer Worte. Der 59-Jährige Polizeibeamte ist seit 2005 Vizepräsident des Bremer Fußball-Verbandes und leitet in dieser Eigenschaft seit 2007 den Ausschuss für Kommunikationstechnik und Öffentlichkeitsarbeit (KÖA) und seit Juni 2012 zudem dem Ehrenamtsausschuss. Dass dies eine durchaus interessante Mischung ist, wie im Interview des Bremer Fußballverbandes herauskommt.

Frage: Herr Grell, bevor wir tiefer in die Thematik einsteigen, müssen Sie uns bitte kurz erklären, was das Themenfeld der Kommunikationstechnik beinhaltet.

Michael Grell: Ich pflege auf diese Frage immer ein wenig scherzhaft zu antworten: Es geht um alles, was einen Stecker hat. Doch eigentlich ist es noch viel mehr. Der DFB stellt seinen Landesverbänden und Vereinen ein ganzes Softwarepaket zur Verfügung, das verschiedenste Anwendungen miteinander verknüpft und unter dem Namen DFBnet bekannt ist. Das Ganze befindet sich stetig in der Weiterentwicklung, und so ist es immer wieder erforderlich, gewisse Voraussetzungen zu schaffen, oder auch Vereine und Mitarbeiter in der Anwendung zu schulen.

Frage: Und wo kommt da der genannte Stecker ins Spiel?

Grell: Um gute Arbeit leisten zu können, ist gutes Werkzeug erforderlich. Eine weitere Aufgabe des KÖA war und ist es daher, unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter mit der nötigen Technik auszustatten. In den vergangenen Jahren wurden daher etliche Mitarbeiter mit Notebooks, PCs, Druckern, Kameras und sonstigem Equipment ausgestattet. Diese Unterstützung wird uns seitens der Mitarbeiter durch ausgezeichnete Arbeit gedankt. Auch unser Medienraum im Weser-Stadion befindet sich auf dem neuesten Stand der Technik, eine wichtige Voraussetzung für gute Aus- und Fortbildungen, die dort zahlreich durchgeführt werden.

Frage: Das alles betrifft die Verbandsseite. Die Vereine sind also im Bereich der Hardware auf sich allein gestellt?

Grell: Keinesfalls! Unsere Vereine wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls ganz direkt mit technischer Ausrüstung unterstützt. So hat jeder Verein im Zuge der flächendeckenden Einführung des Online-Spielberichts ein Netbook geschenkt bekommen. In einer zweiten Geschenkaktion hat jeder Verein dazu ein Multifunktionsgerät zum Scannen, Kopieren und Drucken bekommen. In diesen beiden Fällen haben wir also konkret mit Hardware den Clubs eine Hilfestellung angeboten. Im laufenden Alltag tun wir dies noch durch eine dritte Maßnahme, einem Darlehen für Anschaffungen in diesem Bereich.

Frage: Erzählen uns mehr über dieses Darlehen.

Grell: Wir wissen alle, dass Computer, Monitore, Telefonanlagen viel Geld kosten können. Geld, das sich kaum ein Verein mal eben so aus dem Ärmel schütteln kann. Damit sich unsere Clubs dennoch auf einem aktuellen Stand halten können, bietet der Bremer Fußball-Verband seinen Vereinen ein zinsloses Darlehen an. Es kann für die Anschaffung technischer Hardware in einem Rahmen von 500,- Euro bis 2.000,- Euro beantragt werden. Kommt der Verein seiner Rückzahlungspflicht pünktlich nach, werden 10% der Antragssumme sogar noch in einen Zuschuss umgewandelt. Alle Informationen hierzu sind auf der BFV-Homepage zu finden.

Frage: In Sachen Hardware stehen Verband und Vereine also bereits gut da. Kommen wir daher zum DFBnet. Was sind hier in Ihren Augen die wichtigsten Errungenschaften und Meilensteine?

Grell: Es würde den Rahmen sprengen, auf jede Neuerung einzugehen, die wir mit dem KÖA im DFBnet vorangetrieben haben. Die Hauptarbeit des Ausschusses liegt im Alltag ganz eindeutig in diesem Bereich und dies auch für die Zukunft so zu erwarten. Auf ein paar Errungenschaften möchte ich jedoch nicht ganz ohne Stolz eingehen. Nahezu revolutioniert wurde zum Beispiel das Beantragen von Spielberechtigungen. Ein Großteil der bisherigen Papieranträge wurde durch eine Online-Lösung ersetzt, sodass die Vereine nun bequem über das DFBnet-Modul Pass-Online ihre Spielerpässe beantragen und den Status ihrer Anträge verfolgen können - ohne Öffnungszeiten, ohne Anfahrtswege. Inzwischen können fast 95 % aller Anträge online gestellt und bearbeitet werden - eine sensationelle Quote, wie ich finde. Weiter im Vormarsch ist auch der Einsatz des DFBnet-Spielberichts. Inzwischen ist er in gut der Hälfte unserer Staffeln im Einsatz. Das Feedback seitens der Staffelleiter, Vereinsfunktionäre und Schiedsrichter ist dabei durchweg positiv. Dies spiegelt sich auch in der Qualität der eingegebenen Daten wieder, die mit einer Quote von 96% im bundesweiten Vergleich einen hervorragenden Wert darstellt. Dies ist in erster Linie ein Ergebnis der intensiven Anwenderschulungen, die insbesondere Jurij Zigon, Jonas Troue, Heinz Günter Schmidt, Sebastian Störer und Christian Klar unter großem Aufwand in den Vereinen durchführen. Das DFBnet-Postfach hat sich als verbandsinternes Kommunikationsmittel bewährt. Der Versand von offiziellen Mitteilungen, Sportgerichtsurteilen, Straf-, Verwaltungs- und Gebührenbescheiden und ähnlichen Dokumenten wird inzwischen nur noch über die E-Postfächer vorgenommen. Dies spart Zeit und Geld und schont die Umwelt. Allerdings stellen wir hier fest, dass in einigen Vereinen das Verteilen der verschickten Informationen noch nicht wie gewünscht verläuft.

Frage: Ständige Weiterentwicklung an der Software bedeutet doch auch, dass sich die Anwender immer wieder mit den Neuerungen beschäftigen müssen...

Grell: Natürlich bringt jede Neuerung auch einen mehr oder weniger großer Schulungsbedarf mit sich. Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes sondern insbesondere die ehrenamtlichen Kräfte aus den Vereinen werden deshalb regelmäßig von uns mit großem Aufwand umfassend geschult. Dies betrifft sowohl die neu eingeführten Funktionen, als auch bewährte Module, die neuen Anwendern näher gebracht werden.

Frage: Stichwort näher bringen: Auch die Öffentlichkeitarbeit des Verbandes geschieht unter Ihrer Obhut. Worauf liegt für einen Fußballverband dort der Fokus?

Grell: In erster Linie wollen wir natürlich allen Interessierten das wichtigste Geschehen aus dem Verbandsleben näher bringen. Hier hat natürlich jeder seine individuellen Vorlieben. Der eine ist auf eine gewisse Landesauswahl fixiert, weil vielleicht sein Sohn oder seine Tochter dort spielt, ein zweiter interessiert sich für alles aus dem Bereich Schulfußball und ein dritter ist vielleicht begeisterter Anhänger des Lotto-Pokals. Kurzum: Wir versuchen alle relevanten Themen in adäquater Form zu präsentieren. Zudem wollen wir natürlich auch für unsere Vereine ein verlässlicher Ansprechpartner ein. So haben wir beispielsweise im Oktober zum ersten Mal eine Arbeits- und Informationsveranstaltung für die Pressewarte unserer Vereine durchgeführt, die großen Anklang bei den Teilnehmern fand und sicherlich wiederholt wird.

Frage: Gerade im Fußball hat man ja mit einem sehr breiten Altersspektrum zu tun, was das Publikum angeht. Wie wird man diesen Altersklassen denn am besten gerecht?

Grell: Uns gelingt dies, indem wir die Medien nutzen, die für die einzelnen Lesertypen am ansprechendsten sind, wobei dies keinesfalls immer eine Frage des Alters ist.

Frage: Welche Medien sind dies in erster Linie?

Grell: Nun unser erstes Flaggschiff ist der "Roland". Er erschient zur Zeit im 42. Jahrgang und erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit. Unter meiner Leitung haben wir den Roland im Laufe der Jahre von einem schnöden Mitteilungsblatt in Schwarz-Weiß zu einem bunten und interessanten Magazin reifen lassen. Hier gilt mein Dank unserem Pressereferenten Oliver Baumgart, der unsere Vorstellungen hervorragend umgesetzt hat. Zuletzt haben wir dem Heft zu Beginn dieses Jahres eine Frischkur mit veränderten Inhalten und einem neuen Design verpasst und dafür erneut viel Lob bekommen. Ich bin daher sicher, dass es auch künftig ein gedrucktes Verbandsmagazin geben wird. Zweiter Anlaufpunkt ist natürlich die Homepage des BFV. Auch hier sind wir stetig an einer Verbesserung des Angebots interessiert. So werden wir noch in diesem Jahr eine sogenannte Themenseite installieren, eine Art Inhaltsverzeichnis, auf der alle wichtigen Themen auf einen Blick zu finden sind, sei es ein Termin für eine Trainerfortbildung, der Kader einer Landesauswahl oder Informationen zu Trikotwerbung oder Passangelegenheiten.

Frage: Unaufhaltbar gewinnen ja soziale Netzwerke auch in der Öffentlichkeitsarbeit an Bedeutung. Wird der BFV auch auf diesem Themenfeld den aktuellen Anforderungen gerecht?

Grell: Als ein moderner Fußballverband, und als ein solcher sehen wir uns, können und wollen wir uns natürlich auch dem Thema Social Media nicht verschließen. Als erster Landesverband überhaupt waren wir mit einem eigenen Profil im weltweit größten sozialen Netzwerk Facebook vertreten. Heute sind insgesamt 16 der 21 DFB-Landesverbände dort aktiv. Einige dieser Landesverbände fragen uns gelegentlich nach Tipps zur Arbeit mit Facebook. Dies ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass wir mit unserem Pressesprecher Oliver Baumgart über einen guten Kenner dieses sozialen Netzwerkes verfügen. Neben dem aktuellen Verbandsgeschehen findet auf unserem Facebook-Profil auch immer mehr der Blick hinter die Kulissen statt, was von den Usern sehr gut aufgenommen wird. Ebenfalls sehr beliebt sind unsere Bildergalerien und die Liveticker von ausgewählten Turnieren unserer Auswahlen in Duisburg. Weiterhin existiert ein BFV-Profil beim Microbloggingdienst Twitter, das jedoch bei weitem nicht so stark frequentiert ist, wie unsere Facebook-Fanseite. Dies liegt aber in erster Linie daran, dass Twitter in Deutschland noch nicht so verbreitet und genutzt ist, wie beispielsweise in den USA, wo der Dienst in etwas einen ähnlichen Stellenwert inne hat, wie Facebook.

Frage: Wie ist die Medienarbeit im BFV aufgebaut? Konkret gefragt: Wie tragen sich die einzelnen Nachrichten zusammen und wie werden sie dann verarbeitet?

Grell: Nun zum einen haben wir in der Verbandsgeschäftsstelle natürlich unsere Pressestelle, angeführt von unserem hauptamtlichen Pressesprecher. Dort entsteht bereits ein Großteil unserer Nachrichten, denn dort sitzt man direkt an der organisatorischen Quelle. Allerdings gibt es natürlich auch Veranstaltungen, die parallel ablaufen, und dann ist für unseren Pressesprecher die Unterstützung aus den Kreisen eine wertvolle Hilfe bei der Arbeit. Diese ehrenamtlichen Helfer sorgen mit zum Teil komplett fertigen Berichten und Fotos für weiteres Material und sind somit unverzichtbar im Bereich unserer Öffentlichkeitsarbeit.

Frage: Damit haben Sie einen nahtlosen Bogen zu ihrem zweiten großen Tätigkeitsfeld geschlagen, dem Ehrenamt. Geht das alles wirklich so nahtlos ineinander über, wie in diesem Interview?

Grell: Absolut! Der BFV baut wie kaum ein anderer Landesverband auf seine Ehrenamtlichkeit. Damit leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag im Verbandsalltag. Sie sorgen auch dafür, dass das Fußballspielen in Bremen unterm Strich so günstig ist, wie in keinem anderen Landesverband, wo das Hauptamt über die Abgaben und Gebühren refinanziert werden muss.

Frage: Wie sieht es denn im Ehrenamt mit dem „Nachwuchs“ aus? Ist es schwierig, Leute zu finden, die sich im Verband und in den Vereinen unentgeltlich engagieren?

Grell: Nun im Verband stehen wir noch recht gut da. Wir haben als mögliche Quelle neuer Helferinnen und Helfer allerdings auch unsere gesamten 75 Vereine, das macht es naturgemäß etwas leichter, Ehrenamtler zu finden. Der einzelne Verein dagegen hat nicht selten große Schwierigkeiten, in seinen Reihen ehrenamtliche Helfer für die Vereinsarbeit zu finden. Doch auch jedem Vereinsmitglied muss klar sein, dass so ein Sportverein ohne das Ehrenamt nicht funktioniert. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie exorbitant beispielsweise Mitgliedbeiträge steigen würden, wenn die komplette Vereinsarbeit hauptamtlich erledigt werden müsste. Das wäre das Ende des Fußballs, weil ihn sich dann niemand mehr leisten könnte.

Frage: Gibt es konkrete Zahlen dazu?

Grell: Die gibt es: 8,85 Millionen leisten monatlich über 37 Millionen Stunden ehrenamtliche Arbeit für rund 27,6 Millionen Mitglieder in deutschen Sportvereinen. Sie tun dies in unterschiedlichen Funktionen als Vorstandsmitglieder, Abteilungsleiter, Platzwarte, Übungsleiter, Hausmeister oder einfach als freiwillige Helferinnen und Helfer. Rechnet man diese 37 Millionen Stunden einmal in hauptamtliche Stellen um, so ergeben sich fast 950.000 Vollzeitstellen. Wir reden also über viele Millionen Euro, die das Ehrenamt umgerechnet für den Sport leistet.

Frage: Spätestens nun müsste jedem klar sein, dass es ohne das Ehrenamt also nicht geht. Warum gibt es dennoch so viele Probleme beim Finden neuer Helferinnen und Helfer?

Grell: Dies hat verschiedene Gründe. Einer davon ist beispielsweise das berufliche Umfeld. Schicht- und Wochenenddienst ist heutzutage in vielen Berufen keine Seltenheit mehr und dann wird es schwer, nebenher noch ein Ehrenamt auszuüben. Junge Leute hingegen sind eher schulischen oder studienbedingten Belastungen ausgesetzt, die eine zusätzliche Tätigkeit oftmals nicht oder nur sehr eingeschränkt zulassen.

Frage: Gibt es hierfür Lösungsansätze?

Grell: Es gibt verschiedene Ideen, diese Entwicklung aufzufangen. Wovon man sich glaube ich grundsätzlich erst einmal verabschieden muss, ist der Ehrenamtler, der ein Amt übernimmt, und dies auch die nächsten 30 oder 40 Jahre ausübt. Diese Leute gab es früher zu Hauf, doch sie sterben allmählich aus den vorgenannten Gründen aus. Es wird also immer mehr die Regel, dass jemand sein Ehrenamt nach ein, zwei oder fünf Jahren wieder aufgibt, weil sich bei ihm beruflich oder familiär etwas Entscheidendes ändert. Das müssen wir akzeptieren und dementsprechend eigentlich nahezu ständig beim Werben neuer Helfer aktiv werden. Einige Vereine lösen die berufliche Problematik zum Beispiel auch dadurch, dass die Aufgaben, die bisher eine Person wahrnahm, auf mehrere Schultern verteilt werden. So hat jeder Einzelne ein kleineres Paket zu tragen und kann sich vielleicht eher für ein Engagement im Club begeistern.

Frage: Hat das Ehrenamt nicht auch ein Imageproblem? Nicht selten hört man ja den Vorwurf, dass ehrenamtliche Helfer gar nicht die Qualität mitbringen, die ein „Profi“, also ein Hauptamtler besitzt...

Grell: Dieser Vorwurf ist durchaus existent, ich kann ihn allerdings nicht nachvollziehen. Natürlich ist ein hauptamtlicher Mitarbeiter für seine Tätigkeit im Idealfall optimal ausgebildet, aber ist das nicht der Bankangestellte, der ehrenamtlich noch die Finanzen des Vereins verwaltet, auch? Es ist absoluter Blödsinn zu behaupten, dass Ehrenamtler -also Amateure- die Vereinsarbeit nicht so gut leisten können, wie bezahlte Mitarbeiter. Es ist im Gegenteil sogar durchaus hilfreich für einen Verein, wenn seine Helferinnen und Helfer aus allen möglichen Berufen stammen, denn so kann auch jeder aufgrund seines Jobs hilfreiche und somit professionelle Hilfestellungen mit in das Vereinsleben einbringen, sei es der bereits erwähnte Bänker, der Landschaftsbauer, der nebenher die Grünanlage des Vereins in Schuss hält oder der Schlosser, der die abgenutzten Tore instand setzt. Dass das Ehrenamt und der Begriff Amateur immer noch mit diesem negativen Touch fehlender Qualität besetzt sind, ist also weder haltbar noch angebracht. Auch aus diesem Grund hat der DFB eine große Amateurfußballkampagne gestartet, die dieses falsche Image geraderücken und den Amateurfußball stärken soll.

Frage: In Verband und Verein ist das Ansehen der Ehrenamtler zweifelsohne hoch, wie zahlreiche Auszeichnungen, Ehrungen und Dankeschön-Aktionen zeigen. Wie sieht es denn mit der Anerkennung einer ehrenamtlichen Tätigkeit in Wirtschaft und Politik aus?

Grell: Das ist ganz unterschiedlich. Während sich erfahrungsgemäß eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem Lebenslauf durchaus positiv auf die Chancen einer Bewerbung auswirken kann, weil die Arbeitgeber wissen, dass sie es hier mit einer verlässlichen Person zu tun haben. Der Autobauer VW achtet beispielsweise bei der innerbetrieblichen Ausschreibung gewisser Stellen darauf, ob ein Bewerber ein Ehrenamt in einem Sportverein ausübt. Der Umgang staatlicher Stellen mit den Ehrenamtlern ist hingegen noch deutlich verbesserungswürdig, um es mal vorsichtig auszudrücken. Es reicht in meinen Augen nicht aus, gelegentlich die Ehrenamtspauschale anzuheben. Ein ganz wichtiger Schritt wäre meiner Meinung nach beispielsweise die Einführung von Freistellungsregelungen im Hauptjob. Da sich häufig die berufliche Tätigkeit auch ein Stück weit in der ehrenamtlichen Tätigkeit widerspiegelt, wären auch Fortbildungen denkbar, von der sowohl der Hauptjob, als auch das Ehrenamt profitieren. Da ist noch eine Menge Luft nach oben, was das angeht und somit haben wir auch in den kommenden Jahren genug Arbeit vor uns, denn fest steht: Das wichtigste Amt ist das Ehrenamt!