Das letzte Länderspiel des Kaisers

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

20. Februar

Vor 90 Jahren gewinnt der HSV das Entscheidungsspiel um die Groß-Hamburger Meisterschaft gegen Altona 93 mit 2:0. 12.000 Zuschauer sehen Tore von Arthur Warnecke und Eduard Wolpers. Am selben Tag deklassiert Bayern München im Süddeutschen Pokal Schwaben Augsburg mit 7:0.

Nach dem dritten Spieltag der Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft läuft alles auf einen Zweikampf der Hochburg-Mächte Nürnberg und Fürth hinaus. Der Club quält sich zum dritten Sieg (1:0 gegen VfL Neckarau durch ein Tor von Alfred Wieder) und verballert gleich zwei Elfmeter - durch Wieder und Hans Kalb. Der Kicker nörgelt: "Daß der 1. FCN keinen Elfmeter verwandeln kann, gehört schon zu einer fast krankhaften Unfähigkeit, scheinbar muß beim Klub erst ein Elfmeterschütze geboren werden!" Fürth spielt vor 15.000 Zuschauern 3:3 beim VfB Stuttgart und feiert seinen Linksaußen Georg Frank, der alle Tore erzielt. Der erste Sieg von Mainz 05 (3:2) nutzt vor allem der Konkurrenz, die sich über das nun wahrscheinliche Ausscheiden von Verlierer FSV Frankfurt aus dem Titelrennen freut.

In Berlin verfolgen 33.000 Zuschauer im Poststadion den Städtekampf der Hauptstadt-Auswahl gegen Paris und sehen ein 5:1 für die Gastgeber, für die auch der kommende Bundestrainer Sepp Herberger (damals bei Tennis Borussia) spielt. Er kann den Kicker-Reporter an diesem Tag nicht überzeugen: "Er war merkwürdig langweilig und ließ sich auch viel den Ball nehmen." Trotzdem gelingen ihm zwei Tore…

Vor 25 Jahren gewinnt Bayern München an einem Donnerstagabend 5:0 in Bochum und verhindert ein sensationelles Trainerdebüt. "Wenn wir in Bochum verlieren, muss der Franz ran", hat Manager Uli Hoeneß schon angekündigt. Doch so bleibt Sören Lerby noch im Amt und Franz Beckenbauer Vizepräsident und Chefkritiker. Der Kaiser spricht von einer "total zerstrittenen Mannschaft", doch auf dem Platz herrscht plötzlich Harmonie. Selten genug in der Krisensaison 1991/1992. Mann des Tages ist der 20-jährige Christian Ziege, der zwei Tore erzielt und laut Kicker "eine Weltklasseleistung" zeigt.

Vor zehn Jahren spielt Bayern München im Achtelfinale der Champions League bei Real Madrid. Die knappe 2:3-Auswärtsniederlage lässt auf das Weiterkommen hoffen, die Tore schießen Verteidiger Lucio (23.) und Kapitän Mark van Bommel (88.). Der Niederländer sagt: "Wir sind moralische Sieger, haben aber noch nichts gewonnen." Bei Real überragen David Beckham, der an zwei Toren beteiligt ist, und Raul, der zwei schießt. Kein Extralob verdient sich der belgische Schiedsrichter de Bleeckere, findet jedenfalls Karl-Heinz Rummenigge: "Es wäre schön, wenn wir bei diesen großen Spielen auch mal bessere Schiedsrichter hätten." Er hat vor dem 2:1 durch Raul ein krasses Foul an Lucio übersehen.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

20. Februar

Vor 90 Jahren gewinnt der HSV das Entscheidungsspiel um die Groß-Hamburger Meisterschaft gegen Altona 93 mit 2:0. 12.000 Zuschauer sehen Tore von Arthur Warnecke und Eduard Wolpers. Am selben Tag deklassiert Bayern München im Süddeutschen Pokal Schwaben Augsburg mit 7:0.

Nach dem dritten Spieltag der Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft läuft alles auf einen Zweikampf der Hochburg-Mächte Nürnberg und Fürth hinaus. Der Club quält sich zum dritten Sieg (1:0 gegen VfL Neckarau durch ein Tor von Alfred Wieder) und verballert gleich zwei Elfmeter - durch Wieder und Hans Kalb. Der Kicker nörgelt: "Daß der 1. FCN keinen Elfmeter verwandeln kann, gehört schon zu einer fast krankhaften Unfähigkeit, scheinbar muß beim Klub erst ein Elfmeterschütze geboren werden!" Fürth spielt vor 15.000 Zuschauern 3:3 beim VfB Stuttgart und feiert seinen Linksaußen Georg Frank, der alle Tore erzielt. Der erste Sieg von Mainz 05 (3:2) nutzt vor allem der Konkurrenz, die sich über das nun wahrscheinliche Ausscheiden von Verlierer FSV Frankfurt aus dem Titelrennen freut.

In Berlin verfolgen 33.000 Zuschauer im Poststadion den Städtekampf der Hauptstadt-Auswahl gegen Paris und sehen ein 5:1 für die Gastgeber, für die auch der kommende Bundestrainer Sepp Herberger (damals bei Tennis Borussia) spielt. Er kann den Kicker-Reporter an diesem Tag nicht überzeugen: "Er war merkwürdig langweilig und ließ sich auch viel den Ball nehmen." Trotzdem gelingen ihm zwei Tore…

Vor 25 Jahren gewinnt Bayern München an einem Donnerstagabend 5:0 in Bochum und verhindert ein sensationelles Trainerdebüt. "Wenn wir in Bochum verlieren, muss der Franz ran", hat Manager Uli Hoeneß schon angekündigt. Doch so bleibt Sören Lerby noch im Amt und Franz Beckenbauer Vizepräsident und Chefkritiker. Der Kaiser spricht von einer "total zerstrittenen Mannschaft", doch auf dem Platz herrscht plötzlich Harmonie. Selten genug in der Krisensaison 1991/1992. Mann des Tages ist der 20-jährige Christian Ziege, der zwei Tore erzielt und laut Kicker "eine Weltklasseleistung" zeigt.

Vor zehn Jahren spielt Bayern München im Achtelfinale der Champions League bei Real Madrid. Die knappe 2:3-Auswärtsniederlage lässt auf das Weiterkommen hoffen, die Tore schießen Verteidiger Lucio (23.) und Kapitän Mark van Bommel (88.). Der Niederländer sagt: "Wir sind moralische Sieger, haben aber noch nichts gewonnen." Bei Real überragen David Beckham, der an zwei Toren beteiligt ist, und Raul, der zwei schießt. Kein Extralob verdient sich der belgische Schiedsrichter de Bleeckere, findet jedenfalls Karl-Heinz Rummenigge: "Es wäre schön, wenn wir bei diesen großen Spielen auch mal bessere Schiedsrichter hätten." Er hat vor dem 2:1 durch Raul ein krasses Foul an Lucio übersehen.

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21. Februar

Vor 80 Jahren kommen 25.000 Zuschauer an den Rothenbaum zum Derby zwischen dem HSV und Eimsbütteler TV. Die Gastgeber gewinnen durch ein Kopfballtor von Richard Noack mit 1:0 und sind nun klarer Tabellenführer der "Nordmark". In Niedersachsen gibt es nach dem 3:1 von Hannover 96 gegen Tabellenführer Werder Bremen einen Riesentumult. Nach Abpfiff liegt plötzlich Hannovers Ludwig Männer auf dem Boden, die Spieler beider Mannschaften gehen aufeinander los, und die Hannoveraner Zuschauer mischen kräftig mit. Im Fußball heißt es: "Es kam soweit, daß Werders Mannschaft, versprengt und eingekeilt von Menschenleibern, unter Polizei- und SA-Schutz vom Platz gebracht werden mußte."

In Sachsen wahrt der VfB Leipzig durch ein 4:1 beim Dresdner SC seine geringen Titelchancen. In Bayern hält Bayern München weiter Anschluss an den 1. FC Nürnberg und fegt dessen Rivalen aus Fürth 6:1 vom Platz. Den höchsten Tagessieg meldet Württemberg-Primus Kickers Stuttgart beim 10:1 gegen den Stuttgarter Sportklub. Am Berliner Gesundbrunnen sehen 20.000 Zuschauer das 2:1 von Brandenburgs Tabellenführer Hertha BSC gegen die Viktoria.

Vor 50 Jahren schlägt Eintracht Frankfurt im Messepokal Ferencvaros Budapest im Hinspiel des Achtelfinales mit 4:1, Ernst Abbe trifft doppelt.

Vor 30 Jahren ist Rückrundenstart in der Bundesliga. "Wer am Samstag in der warmen Stube geblieben ist, hat was versäumt", schreibt der Kicker. Drei Spiele fallen aus, drei weitere aus dem Rahmen. Allen voran das Nürnberger 5:1 gegen Werder Bremen nach torloser erster Hälfte. Doch dann fallen fünf Club-Tore binnen 28 Minuten, Stefan Reuter und Jörn Andersen treffen doppelt. Werder-Keeper Dieter Burdenski, seit 17 Jahren am Ball, spricht von "der deprimierendsten Niederlage meiner Laufbahn."

Ungleich dramatischer verläuft das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Meister Bayern München. Bis zur 75. Minute führen die Bayern dank zweier Wohlfarth-Tore, dann verkürzt Norbert Dickel. In der Nachspielzeit glückt Michael Zorc schließlich der Ausgleich, zur Freude der meisten der 50.000 Besucher im Westfalenstadion. Die Bayern schimpfen auf Stürmer Lars Lunde, der fünfmal frei an "Teddy" de Beer gescheitert ist. Trainer Udo Lattek wenig einfühlsam: "Er hätte der König von München werden können, stattdessen bekommt er vielleicht Einreiseverbot nach Bayern."

So bleibt Herbstmeister HSV Spitze, der Mönchengladbach nach Rückstand 3:1 bezwingt. Held im Volkspark ist Doppeltorschütze Frank Schmöller, der wegen seiner privaten "Pressekonferenz" nach dem Spiel beinahe den Mannschaftsbus verpasst. Noch ein verrücktes Spiel gibt es: Im Düsseldorfer Rheinstadion trennen sich Fortuna und Eintracht Frankfurt 3:3. Jeder führt mal, am Ende gewinnt keiner. Fortuna-Coach Dieter Brei muss auf Ex-Nationalspieler Calle Del'Haye verzichten. Der Vorstand hat beschlossen, dass künftig nur 15 statt der erlaubten 16 Spieler pro Partie gemeldet werden dürfen - um Punktprämien, die laut Vertrag auch Bankdrückern zustehen, zu sparen.

Vor 20 Jahren fallen in den drei Freitagsspielen der Bundesliga elf Tore. Der HSV gewinnt bei Schlusslicht SC Freiburg 4:0, doch die Freude wird überlagert durch die Nachricht, dass in der Nacht vor dem Spiel Jupp Posipal verstorben ist. Der Weltmeister von 1954 und langjährige HSV-Spieler wird 69 Jahre alt. Der FC St. Pauli verliert zuhause gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld 2:3, rutscht auf Platz 16 und erzürnt Trainer Uli Maslo: "Da gibt es immer noch Spieler, die nicht an ihr Limit gehen." Im Gegenteil zu Arminias Giuseppe Reina, den Maslo für "den zurzeit besten deutschen Stürmer" hält. Fortuna Düsseldorf schlägt Meister Borussia Dortmund 2:0, die Tore gehen auf das Konto der russischen Spieler Sergej Juran und Igor Dobrowolski. Fortuna verlässt die Abstiegsränge, BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld wird ungewohnt deutlich: "Wir hatten zu viele Ausfälle, nur mit vier, fünf Spielern bin ich zufrieden".

Vor zehn Jahren startet das Achtelfinale im UEFA-Pokal. Die beiden deutschen Vertreter kehren sieglos von ihren Reisen zurück, doch Leverkusen ist nach dem 0:0 bei den Blackburn Rovers zufrieden. Dagegen droht Werder Bremen nach einem 1:3 bei Ajax Amsterdam das Aus. Hugo Almeida trifft für die Gäste, nach der Pause überwindet der heutige Schalker Klaas-Jan Huntelaar den überragenden Tim Wiese im Bremer Tor.

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22. Februar

Vor 75 Jahren hat Nationalspieler Helmut Schön einen starken Tag. Er führt den Dresdner SC zu einem 3:0 in Riesa und ist an allen Toren beteiligt, eines schießt er selbst. Sein Team liegt nun nur noch einen Punkt hinter Tabellenführer Planitz im Sachsen-Gau. Oberschlesiens Meister steht schon fest: Germania Königshütte gewinnt bei TuS Schwientochlowitz vor 2500 Zuschauern 9:1 - kein seltenes Resultat in einem Kriegsjahr. Die Stuttgarter Kickers verteidigen in Württemberg die Spitze mit einem 7:0 in Feuerbach. In den meisten Ligen ruht jedoch der Spielbetrieb.

Vor 25 Jahren endet ein ungewöhnlicher Bundesligaspieltag. Sieben von zehn Partien haben keinen Sieger, allein fünf enden 1:1. Das torlose Remis von Tabellenführer Dortmund in Dresden und das 2:2 vom Vortag zwischen Karlsruhe und Bremen komplettieren den historischen Unentschiedenrekord für einen Spieltag. Umso mehr fällt das 4:0 des 1. FC Köln über Nürnberg auf, der sich mit zwei Platzverweisen für die Gäste aber auch leicht erklären lässt. Beim zweiten Rot für Marc Oechler nach Handspiel haben die Kölner bereits Mitleid. Pierre Littbarski und Falko Götz legen Fürsprache bei Schiedsrichter Ziller ein, doch dem lässt das Regelwerk keinen Spielraum. Kurios: Beide Torhüter parieren einen Elfmeter. Es sind ja auch keine Namenlosen: hier Weltmeister Bodo Illgner, da der kommende Europameister Andreas Köpke.

Den zweiten Sieg des Samstags meldet der VfB Stuttgart, der nach dem 1:0 auf Schalke durch ein Tor von Matthias Sammer auf Platz zwei vorrückt. Auch weil sich Kaiserslautern und Herbstmeister Eintracht Frankfurt 1:1 trennen. VfB-Trainer Christoph Daum beleidigt einen Linienrichter als "Wichtigtuer" und wird zwei Tage darauf vors DFB-Sportgericht zitiert. Er muss 8000 Mark Strafe bezahlen.

Vor 20 Jahren wird der 19. Bundesligaspieltag abgeschlossen. Bayern München spielt in Bochum 1:1 und vergrößert den Vorsprung auf Meister Borussia Dortmund auf drei Punkte. Genauso groß ist der Abstand zu Bayer Leverkusen, das Verteidiger Christian Wörns gegen den MSV Duisburg mit seinem Tor entscheidet (1:0). Auch der VfB Stuttgart gewinnt 1:0, das Prestigederby gegen den Karlsruher SC ist der erwartete Aufreger. Fredi Bobic entscheidet es in der 90. Minute, da sitzt KSC-Trainer Winfried Schäfer schon auf der Tribüne "wegen ständigen Reklamierens und Verlassens der Coaching Zone". Kurios: Nach Fredi Bobic' Tor schießt Mitspieler Giovane Elber vor Freude den Ball in den Himmel, wofür er nach vorheriger Verwarnung vom Platz fliegt. Elber: "Das mache ich immer so, wenn wir ein Tor schießen." Schiedsrichter Markus Merk zückt sieben weitere Gelbe Karten, drei ziehen Sperren nach sich - alle sind VfB-Spieler.

In Mönchengladbach überlagert der Fall Pflipsen alle anderen Themen, die der Torloskick gegen Schalke ergeben haben mag. Karl-Heinz Pflipsen hat den Verein auf 85.000 Mark ausstehendes Urlaubsentgelt verklagt, "weil mir das Geld zusteht und der Verein sich nicht vor der Zahlung drücken sollte." Borussia war anderer Meinung, das Urlaubsgeld sei mit den Prämien und Gehältern wie in der Branche üblich, abgegolten, doch gibt es darüber keine schriftliche Vereinbarung. Pflipsen gewinnt den Prozess, aber keine Herzen. Als er nach längerer Pause gegen Schalke eingewechselt wird, wird er heftig ausgepfiffen. Der Vorstand beschließt, sich von ihm am Saisonende zu trennen, Manager Rolf Rüssmann ist "menschlich enttäuscht".

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23. Februar

Vor 70 Jahren fällt in der Oberliga Süd kein Tor. Es gibt allerdings nur ein Nachholspiel und da trennen sich der Karlsruher FV und Aufsteiger FC Bamberg 0:0. 6000 Zuschauer sehen ein Spiel unter irregulären Verhältnissen "auf dem teilweise unter Wasser stehenden Phönix-Platz", wie der Sport schreibt. "Eine genaue Ballkontrolle war nahezu unmöglich." Im Niederrhein-Bezirk gewinnt Fortuna Düsseldorf das Spitzenspiel beim VfL Benrath 2:0, vor nur 8000 Zuschauern - wo sonst 25.000 zum Derby gekommen sind. Aber "die Straßenbahn schränkte nach dem starken Schneefall in der Nacht zum Sonntag den Verkehr ein". Für die Entscheidung sorgt "Mattes" Mauritz "in sauberem Alleingang."

Kein Druckfehler ist das Ergebnis in der Westfalen-Liga, Gruppe I. Die SpVgg. Herten unterliegt Schalke 04 0:20 - es ist der höchste Pflichtspielsieg in der Geschichte der Königsblauen, die schon zur Pause 10:0 führen. Herbert Burdenski trifft achtmal, Berni Klodt fünfmal, Ernst Kuzorra begnügt sich mit zwei Toren. Das Schützenfest hat eine Vorgeschichte. Weil einige Schalker ein paar Tage vor der Partie noch als Nachtschwärmer aktiv waren, verlangte Trainer Willi Schäfer, der ein Straftraining verordnete, Wiedergutmachung. Die gab es.

Vor 40 Jahren bestreitet Franz Beckenbauer im Pariser Prinzenpark sein 103. und letztes Länderspiel. Er geht mit einem 0:1 gegen Frankreich, aber zu diesem Zeitpunkt als Rekordnationalspieler. Dass er geht, steht zu diesem Zeitpunkt freilich nicht fest, niemand ahnt, dass er im Mai zu Cosmos New York wechseln wird. Selbst Helmut Schön nicht, obwohl der im selben Spiel einen potentiellen Nachfolger testet: der 30 Jahre alte HSV-Libero Peter Nogly gibt sein Debüt. Die deutsche Mannschaft ist über weite Strecken gleichwertig und kassiert das Tor des Tages (53. Minute) ausgerechnet in ihrer Drangphase. Der Kölner Dieter Müller vergibt die größte Ausgleichschance, auch Karl-Heinz Rummenigge versiebt in aussichtsreicher Position. Die Kritik hält sich in Grenzen, es ist ja nur ein Testspiel.

Vor 15 Jahren bleibt der 1. FC Köln auch im zehnten Spiel in Folge ohne Tor. Nach dem 0:2 in Nürnberg fehlen dem Tabellenletzten nur noch sieben Minuten zu Rekordhalter 1. FC Saarbrücken. Auch Neu-Trainer Friedhelm Funkel scheint den Fluch nicht bannen zu können. Er sagt: "Es wäre fahrlässig, nicht an die 2. Bundesliga zu denken. Wir wollen allerdings noch einige Spiele gewinnen." Das muss auch Meister Bayern München, der als Fünfter die Champions League zu verpassen droht. Zu verschenken haben die Bayern eigentlich nichts, aber als es beim Stand von 6:0 gegen Energie Cottbus Elfmeter gibt, schnappt sich Torwart Oliver Kahn den Ball. Prompt scheitert er an Kollege Tomislav Piplica. Dennoch ist es die höchste Ligapleite der Cottbuser, die zudem zwei Platzverweise beklagen. Treffsicherer sind Michael Preetz und Marcelinho von Hertha BSC, die beim 5:1 über Titelaspirant Kaiserslautern je zwei Tore schießen. Neu-Trainer Falko Götz verbucht im dritten Spiel den dritten Sieg, das nennt man einen Traumeinstand.

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24. Februar

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Den lautesten Paukenschlag hört man aus Hamburg, wo der HSV das Derby gegen den FC St. Pauli 9:0 (!) gewinnt. Während Uwe Seeler nur ein Tor gelingt, macht Klaus Stürmer seinem Namen alle Ehre und schießt fünfmal ein. 22.000 Zuschauer haben keine Zweifel mehr, dass sie den neuen Nord-Meister gesehen haben - zumal Verfolger Holstein Kiel in Göttingen unterliegt (0:1). Hannover 96 ist nach dem 1:0 in Braunschweig Dritter. Die Siegfreude wird getrübt durch die von Trainer Helmut Kronsbein ausgesprochene Kündigung, er wechselt zum Meidericher SV.

Im Südwesten verhindert Fritz Walter im Spitzenspiel beim VfR Frankenthal die dritte Saisonniederlage des 1. FC Kaiserslautern. Nach 0:2-Rückstand macht der DFB-Kapitän in den letzten 27 Minuten noch zwei Tore, eines sogar per Kopf nach Ecke seines Bruders Ottmar. Gewöhnlich machen sie es ja umgekehrt. Pechvogel des Tages ist Horst Eckel, der sich die Hand bricht.

Im Westen behält der Duisburger SV weiterhin Platz eins, er gewinnt auch das Derby gegen Meiderich 2:1 - vor der Tagesrekordkulisse von 28.000 Zuschauern. Meister Borussia Dortmund hält Anschluss (2:0 gegen Alemannia Aachen), dagegen fällt Fortuna Düsseldorf zurück (1:3 bei Rot-Weiss Essen) und verliert Platz drei an den 1. FC Köln (2:2 in Bochum). Schalke gewinnt bei Preußen Dellbrück nach Rückstand noch mit 3:1.

Im Süden zieht der 1. FC Nürnberg einsam seine Bahnen, zwei Morlock-Treffer fallen beim 6:2 gegen den BC Augsburg. Der Karlsruher SC (2:2 beim FSV Frankfurt) und Kickers Offenbach (2:2 gegen die Eintracht) lassen Federn, der VfB Stuttgart muss nach dem 1:3 in Schweinfurt um die Endrundenteilnahme fürchten. Die Stuttgarter Kickers fertigen Fürth mit 5:0 ab, vielleicht auch wegen der Verwirrungstaktik, die sie betreiben. Vor der Pause spielen sie in weißen, danach in schwarzen Hosen.

Vor zehn Jahren gibt es in den sechs Samstagspartien der Bundesliga fünf Heimsiege und ein Unentschieden. Nur Alemannia Aachen bringt im Aufsteigerduell einen Punkt aus der Fremde mit (2:2 in Bochum). Am Tabellende ist reichlich Bewegung. Der HSV verlässt durch das 3:1 gegen Eintracht Frankfurt erstmals seit Monaten die Abstiegsplätze, auf denen die achtmal sieglosen Hessen nun angekommen sind. Huub Stevens wechselt den HSV-Sieg beim Stand von 1:1 ein, sowohl Ivica Olic als auch Piotr Trochowski treffen. Energie Cottbus schlägt Arminia Bielefeld 2:1 und klettert von 16 auf zwölf, den umgekehrten Weg gehen die Ostwestfalen. Mainz 05, nach der Hinrunde noch Letzter, ist wie umgewandelt. Wieder schlägt Winterschnäppchen Mo Zidan beim 2:1 gegen Nürnberg doppelt zu, der FSV ist plötzlich Zehnter und gewinnt erstmals drei Bundesligaspiele in Folge. 2:1 heißt es auch in München, wo Meister FC Bayern mit dem VfL Wolfsburg viel Mühe hat, der in seiner ersten Bayern-Saison oft kritisierte Lukas Podolski ist der beste Mann auf dem Platz. Beim Elfmeter zum 1:0, für den er nicht unbedingt vorgesehen war, demonstriert er Selbstvertrauen. "Frech", schmunzelt Trainer Ottmar Hitzfeld.

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25. Februar

Vor 100 Jahren unterliegt Bayern München zuhause der Spielvereinigung Fürth 2:3. Es ist das Hinspiel um die Ostkreis-Meisterschaft in Bayern, das kurioserweise von einem Münchner Schiedsrichter geleitet wird. Herr Kehm gibt auf jeder Seite einen Elfmeter.

Vor 50 Jahren wird der 23. Bundesligaspieltag ausgetragen. Eintracht Braunschweig ist trotz eines 0:0 in Meiderich der Sieger des Tages, baut sie doch ihren Vorsprung auf Verfolger Frankfurt (0:3 in Stuttgart) auf drei Punkte aus. Meister Braunschweig? Langsam muss man es glauben. Der noch amtierende Meister 1860 München stürmt den Betzenberg (3:0), wo FCK-Verteidiger Uwe Klimaschefski vom Platz fliegt. Borussia Dortmund patzt gegen Abstiegskandidat Nürnberg (0:1), Lothar Emmerich scheitert mit seinem Elfmeter an Roland Wabra. Schalke 04 schlägt den 1. FC Köln 1:0, auch die Kölner verlieren einen Spieler, Karl-Heinz Struth, durch Platzverweis.

Uwe Seeler rettet seinem HSV mit einem Fallrückzieher einen Punkt gegen Werder Bremen (1:1), Gerd Müller trifft dreifach beim 4:1 der Bayern gegen RW Essen, Walter Rodekamp schießt alle drei Tore bei Hannovers Heimsieg gegen das neue Schlusslicht KSC (3:1). Die Tabelle zeigt ein einmaliges Bild: Alle Mannschaften mit negativem Punktekonto (ab Platz zehn) sind im Abstiegskampf, liegen sie doch nur drei Zähler auseinander.

Vor zehn Jahren leistet sich Tabellenführer Schalke 04 seine erste Heimniederlage. Gegen Bayer Leverkusen setzt es ein 0:1 durch ein Jokertor von Stefan Kießling. Schalkes Spielmacher Lincoln fliegt nach Tätlichkeit gegen Bernd Schneider vom Platz. Ein gebrauchter Tag für die Slomka-Elf. Der überragende Debütant im Bayer-Tor, René Adler, treibt die Schalker zur Verzweiflung. Der Kicker kürt Adler zum "Mann des Tages". Im zweiten Sonntagsspiel trennen sich Schlusslicht Borussia Mönchengladbach und der Dritte aus Bremen 2:2, Nando Rafael gleicht noch in der 94. Minute aus.

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26. Februar

Vor 40 Jahren gibt es am 22. Bundesligaspieltag fünf Unentschieden und ein völlig neues Ergebnis. Der 1. FC Köln schlägt Aufsteiger und Schlusslicht Tennis Borussia Berlin mit 8:4, Dieter Müller zeichnet für die Hälfte der FC-Tore verantwortlich und holt Namensvetter Gerd in der Torjägerliste ein (beide 20). Eingeholt wird auch Meister Borussia Mönchengladbach, der gegen Kaiserslautern bitter enttäuscht (0:0) und nur noch dank der Tordifferenz vor Eintracht Braunschweig die Tabelle anführt. Die Zebec-Elf imponiert durch ein 3:2 vor 52.000 Zuschauern auf Schalke, Danilo Popivoda schieß das Siegtor. Mittelfeldlenker "Charly" Handschuh: "Wir haben tatsächlich eine Chance, Meister zu werden."

Die hat sogar der MSV Duisburg, nach dem 3:0 gegen Bremen wieder Dritter. Werder-Libero Peer Roentved fliegt erstmals in der Bundesliga vom Platz, für den Kicker ist es ein "unfassbarer Platzverweis nach einem unbedeutenden Foul". Bayern München dagegen holt gegen Bochum nur ein 1:1, bleibt vier Zähler hinter dem Spitzenduo und hat noch Glück, dass Beckenbauer beim Stand von 0:1 nach einer Bochumer Flanke nur den eigenen Pfosten trifft. Hertha BSC freut sich über 30.000 Zuschauer gegen Aufsteiger Dortmund und einen 3:2-Heimsieg, freilich haben nur 10.300 Eintritt bezahlt. Es sind die Tage, da manche Klubs um ihr Publikum mit Freikarten werben müssen.

Nicht so in Saarbrücken, wo die Aufholjagd im Abstiegskampf vom Anhang honoriert wird. 24.000 Besucher sehen ein 2:2 gegen Eintracht Frankfurt nach 0:2-Rückstand, der bis zur 80. Minute Bestand hat. Roland Stegmayer schießt ein Tor und erklärt hinterher: "Nach Bielefeld und Hannover möchte ich meinen persönlichen Abstiegs-Hattrick vermeiden."

Vor 20 Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals in Israel. Vor 15.000 Zuschauern in Tel Aviv hat der Europameister einige Mühe, seine Überlegenheit in Tore umzumünzen. Mario Basler trifft die Latte, Andreas Möller den Pfosten und ein Kopfballtor von Ulf Kirsten wird wegen Foulspiels annulliert. In der Halbzeit wird Bundestrainer Berti Vogts laut, aber es dauert bis zur 85. Minute, ehe der Bochumer Debütant Dariusz Wosz (zuvor 7 A-Länderspiele für die DDR) eine Einzelleistung abschließt und sich die Schlagzeile im Kicker sichert: "Wosz der große Lichtblick". Die Vogts-Auswahl bleibt auch im zwölften Spiel in Folge unbezwungen.

Vor 15 Jahren gewinnt Bayern München das Rückspiel gegen Boavista Porto in der Zwischenrunde der Champions League 1:0. Roque Santa Cruz erlöst 32.000 Fans im Olympiastadion mit dem Tor des Tages nach 81 Minuten. Vizepräsident Kalle Rummenigge glaubt von dem 20-Jährigen, "dass wir da einen Superfußballer kriegen."

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