Czichos: Kiels Abwehrchef kann's auch vorne

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Holstein Kiels Rafael Czichos, der in der Jugend Offensivspieler war und erst spät den Weg eines Fußballprofis einschlug.

Mit 19 Jahren war Rafael Czichos noch als offensiver Flügelspieler für den unterklassigen TSV Ottersberg (Niedersachsen) in der fünften Liga am Ball. Zu diesem Zeitpunkt war nicht abzusehen, dass der im saudi-arabischen Djidda geborene 1,88 Meter große Hüne - seine Eltern lebten dort aus beruflichen Gründen fünf Jahre lang - irgendwann einmal im Profibereich Fuß fassen würde. "Ich hatte gerade mein Abitur gemacht und mich schon nach Studienplätzen umgesehen", erinnert sich Czichos, der heute 25 Jahre alt ist und als Abwehrchef und Kapitän den Drittligisten Holstein Kiel auf den Platz führt, im Gespräch mit DFB.de.

Wechsel nach Wolfsburg dank DFB-Pokalsieger Seidel

Einer seiner Mitspieler in Ottersberg war der ehemalige Bundesligaprofi Sören Seidel, der einst unter anderem für den SV Werder Bremen und den MSV Duisburg gespielt hatte. Mit dem SV Werder gewann der heute 43-jährige Seidel 1999 den DFB-Pokal. In Ottersberg ließ der frühere Mittelfeldspieler seine Laufbahn ausklingen und machte sich danach als Spielerberater selbstständig.

"Ich war Sörens erster Schützling", erklärt Czichos. "Er war von mir überzeugt, organisierte mir ein Probetraining bei Borussia Mönchengladbach und beim VfL Wolfsburg." Bei den Wölfen konnte Czichos den damaligen U 23-Trainer Lorenz-Günther Köstner überzeugen, erhielt einen Vertrag. Seine Karriere nahm Fahrt auf.

Der Wechsel in die Autostadt brachte große Veränderungen mit sich. Nicht nur die Umgebung war neu, sondern auch die Position, auf der ihn der ehemalige Bundesligatrainer Köstner einsetzte. Dazu Czichos: "In der Jugend spielte ich meist offensiv auf der linken Außenbahn. Lorenz-Günther Köstner hat mich aber ganz schnell zum linken Verteidiger umfunktioniert. Das war offenbar nicht die schlechteste Entscheidung."



Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Holstein Kiels Rafael Czichos, der in der Jugend Offensivspieler war und erst spät den Weg eines Fußballprofis einschlug.

Mit 19 Jahren war Rafael Czichos noch als offensiver Flügelspieler für den unterklassigen TSV Ottersberg (Niedersachsen) in der fünften Liga am Ball. Zu diesem Zeitpunkt war nicht abzusehen, dass der im saudi-arabischen Djidda geborene 1,88 Meter große Hüne - seine Eltern lebten dort aus beruflichen Gründen fünf Jahre lang - irgendwann einmal im Profibereich Fuß fassen würde. "Ich hatte gerade mein Abitur gemacht und mich schon nach Studienplätzen umgesehen", erinnert sich Czichos, der heute 25 Jahre alt ist und als Abwehrchef und Kapitän den Drittligisten Holstein Kiel auf den Platz führt, im Gespräch mit DFB.de.

Wechsel nach Wolfsburg dank DFB-Pokalsieger Seidel

Einer seiner Mitspieler in Ottersberg war der ehemalige Bundesligaprofi Sören Seidel, der einst unter anderem für den SV Werder Bremen und den MSV Duisburg gespielt hatte. Mit dem SV Werder gewann der heute 43-jährige Seidel 1999 den DFB-Pokal. In Ottersberg ließ der frühere Mittelfeldspieler seine Laufbahn ausklingen und machte sich danach als Spielerberater selbstständig.

"Ich war Sörens erster Schützling", erklärt Czichos. "Er war von mir überzeugt, organisierte mir ein Probetraining bei Borussia Mönchengladbach und beim VfL Wolfsburg." Bei den Wölfen konnte Czichos den damaligen U 23-Trainer Lorenz-Günther Köstner überzeugen, erhielt einen Vertrag. Seine Karriere nahm Fahrt auf.

Der Wechsel in die Autostadt brachte große Veränderungen mit sich. Nicht nur die Umgebung war neu, sondern auch die Position, auf der ihn der ehemalige Bundesligatrainer Köstner einsetzte. Dazu Czichos: "In der Jugend spielte ich meist offensiv auf der linken Außenbahn. Lorenz-Günther Köstner hat mich aber ganz schnell zum linken Verteidiger umfunktioniert. Das war offenbar nicht die schlechteste Entscheidung."

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Czichos hat das Toreschießen nicht verlernt

Torjägerqualitäten besitzt Czichos aber immer noch. Beweise dafür liefert der Linksfuß, der nach zwei Jahren bei der zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg 2012 zu Rot-Weiß Erfurt in die 3. Liga gewechselt war, nach wie vor genug. In der vergangenen Saison markierte Czichos sieben Treffer für die Erfurter, gehörte damit zu den torgefährlichsten Verteidigern der Liga. Auch in der laufenden Spielzeit, in der Czichos seit dem 8. Spieltag nicht mehr auf der linken Abwehrseite aufläuft, sondern von KSV-Trainer Karsten Neitzel als Innenverteidiger eingesetzt wird, hat der 25-Jährige schon sieben Tore auf dem Konto. Kein Abwehrspieler der 3. Liga war häufiger erfolgreich.

"Ich habe immer noch ein feines Näschen für gewisse Situationen vor dem gegnerischen Tor", betont der Kieler Abwehrchef mit einem Lächeln im Gesicht. Bemerkenswert ist auch, dass Czichos schon jetzt eine Führungsrolle bei den Störchen eingenommen hat. Und das, obwohl er erst im Sommer 2015 in den Norden zurückgekehrt ist. Seit Januar trägt der in Bremen - wo die Familie immer noch wohnt - aufgewachsene Defensivspezialist die Kapitänsbinde, weil der ursprünglich zu Saisonbeginn ernannte Spielführer Marlon Krause mit einem Kreuzbandriss lange ausfällt.

"Ich bin kein Alibi-Motivator"

"Dass ich nach nur fünf Monaten in Kiel von der Mannschaft so großes Vertrauen geschenkt bekommen habe, macht mich sehr stolz", sagt Czichos, der sich selbst als einen ruhigen, sachlichen Typen beschreibt, der nichts davon hält, nur aufgrund seiner Rolle als Kapitän aus der Haut zu fahren. "Ich bin kein Alibi-Motivator, schreie in der Kabine nicht laut rum, sondern suche lieber das Einzelgespräch, wenn es Probleme gibt oder sie sich anbahnen."

Mit Kiel konnte Czichos in dieser Saison allerdings nicht an die starke vergangene Spielzeit anknüpfen. Die Nordlichter rangieren nach dem Fast-Aufstieg in die 2. Bundesliga - erst in der Relegation mussten sich die Störche gegen den TSV 1860 München (0:0/1:2) geschlagen geben - auf Platz zehn im Niemandsland der Tabelle. Aber: Zwischenzeitlich hatte die Situation deutlich brenzliger ausgesehen. Nach Ablauf des 15. Spieltages war die KSV Holstein sogar Schlusslicht.

Mittlerweile hat sich Kiel gefangen. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge ist auf sieben Punkte angewachsen, der Klassenverbleib scheint vier Spieltage vor Saisonende so gut wie gesichert. "Vor allem in der Hinserie haben wir uns sehr schwer getan", erklärt Czichos. "Viele neue Spieler - unter anderem auch ich - mussten sich eingewöhnen, das etwas andere Spielsystem erst einmal verstehen. Wir verteidigen zum Beispiel häufig Mann gegen Mann, was unüblich für die 3. Liga ist. Klar ist, dass wir in der nächsten Saison wieder eine bessere Rolle spielen, im oberen Drittel der Tabelle landen wollen."

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Irgendwann mal zurück nach Saudi-Arabien - zu Besuch

In der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein fühlt sich Czichos pudelwohl. Gemeinsam mit seiner 27 Jahre alten Freundin Natascha, die er 2014 im Urlaub in Kroatien kennengelernt hatte, ist er in Kiel in eine Wohnung gezogen. Die in der Gastronomie arbeitende US-Amerikanerin ist aktuell aber bei ihrer Familie in den Staaten, kehrt erst im Sommer nach Deutschland zurück. Aber auch bei seinen vorherigen Stationen war Czichos zufrieden. "Ich habe überall gerne gelebt", sagt der Abiturient und Fast-Student. "Sei es in Wolfsburg, in Erfurt oder jetzt in Kiel. Meine Heimat ist und bleibt aber Bremen."

Bei der Rückkehr seiner Familie aus Saudi-Arabien nach Deutschland war er zwei Jahre alt und kann sich daher nicht mehr an den Aufenthalt erinnern. Auch deshalb wünscht sich Czichos, dass er irgendwann einmal die Möglichkeit bekommt, in sein Geburtsland zu reisen: "Ich wollte mir schon immer mal anschauen, wo und wie meine Eltern in Saudi Arabien gelebt haben. Die Einreiseregelungen sind aber leider sehr streng, weshalb es bisher noch nicht geklappt hat. Ich hoffe, dass ich das noch nachholen kann."

Kommen die "Zauberschuhe" erneut zum Einsatz?

In den kommenden Wochen fokussiert sich Kiels Kapitän aber auf den Saisonendspurt in der 3. Liga. Gewinnt Kiel von den verbleibenden vier Partien zwei, ist der Ligaverbleib sichergestellt, ohne dass die Störche auf die Ergebnisse der Konkurrenten achten müssen. Am Samstag (ab 14 Uhr) gastiert die KSV bei der SG Sonnenhof Großaspach, die noch Chancen hat, in die 2. Bundesliga aufzusteigen und nur einen Zähler hinter Relegationsplatz drei (Würzburger Kickers) rangiert. Den 3:1-Heimsieg im Hinspiel gegen Großaspach haben die Kieler Anhänger noch positiv in Erinnerung. Aber vor allem Czichos wird diese kuriose Partie wohl nie vergessen. Denn: Er erzielte alle vier Tore.

Erst brachte Czichos sein Team 3:0 in Führung. Später unterlief ihm ein Eigentor zum Endstand. "Selbst ein Doppelpack war mir zuvor im Profibereich noch nie gelungen", so der Störche-Kapitän. "Es war schon nahezu unglaublich, wie das Spiel für mich gelaufen ist." Durchaus bemerkenswert ist auch, dass Czichos gegen Großaspach mit zuvor beinahe nie getragenen Schuhen auflief, die er beim Aufräumen seines Schrankes gefunden hatte: "Ich wollte ohnehin etwas verändern, weil es für uns zu diesem Zeitpunkt nicht optimal lief. Also habe ich sie gegen die SGS getragen. Mit meinem Mitspieler Manuel Schäffler hatte ich noch geflachst, dass ich nun die 'Zauberschuhe' auspacke."

Seit dem kuriosen Spiel gegen Großaspach hat Czichos die Schuhe aber nicht mehr angerührt. Ob sie am Samstag noch einmal zum Einsatz kommen? "Die Schuhe liegen irgendwo in der Kabine herum - vielleicht sollte ich sie wirklich mit nach Großaspach nehmen", sagt Czichos grinsend und fügt an: "Falls ich dann wieder viermal treffe, dann hoffentlich jedes Mal in das richtige Tor."

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