Costa Rica: Underdog – aber zum Siegen verdammt

Am 12. Juni geht es los: Gastgeber Brasilien eröffnet gegen Kroatien die FIFA WM 2014. 32 Teams, darunter natürlich die deutsche Nationalmannschaft, verteilen sich auf acht Gruppen. Das große Finale steigt am 13. Juli in Rio de Janeiro. DFB.de stellt in täglicher Folge alle Teilnehmer vor. Heute: Costa Rica aus Gruppe D.

Costa Rica reist als krasser Außenseiter zur WM nach Brasilien. Und trotzdem braucht das Team aus Mittelamerika dringend Erfolge - sonst könnte es für Trainer und Spieler ziemlich ungemütlich werden.

Wenn man in Deutschland etwas mit Costa Rica verbindet, dann wohl Philipp Lahms Startschuss zum Sommermärchen 2006. Damals noch auf links spielend, zog der heutige Nationalmannschaftskapitän in die Mitte und hämmerte den Ball über den Innenpfosten ins Tor. Das Auftaktspiel endete 4:2, der Rest ist Geschichte. Erschütternde Geschichten folgten dagegen aus Costa Rica: Nach zwei weiteren Vorrundenniederlagen feindeten die Fans das eigene Team in der Heimat teils wüst an - aus Angst um seine Familie trat Nationaltrainer Alexandre Guimaraes wenig später zurück. Vergessen. Denn nun, 2014 in Brasilien, sind die Ticos zum vierten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei.

"Olé, olé, olé, olé, Ticos, Ticos, Ticos", hallt es durch die Straßen

Und das wurde in Zentralamerika, auf dem Landstreifen zwischen Pazifik und Atlantik, derart gefeiert wie anderswo ein WM-Titel. In der Hauptstadt San José brach nach dem entscheidenden 1:1 gegen Jamaika am 10. September der gesamte Verkehr zusammen, Tausende verwandelten die Straßen in eine gigantische Partymeile und sangen schier endlos den Schlachtruf "Olé, olé, olé, olé, Ticos, Ticos, Ticos".

Nationaltrainer Jorge Luis Pinto, der während der Quali auch wegen seiner kolumbianischen Herkunft immer wieder in der Kritik gestanden hatte, nutzte die Gunst der Stunde umgehend, um sich mit viel Pathos ein wenig Kredit bei den rund vier Millionen Costaricanern zu verschaffen: "Ich habe mich immer mehr zu einem Tico gewandelt", sagte der 60-Jährige, "und werde in Brasilien mit meinem Blut für die Nationalmannschaft herhalten."

Luis Pinto weiß genau, wie schnell die Stimmung in dem Land, das vor allem als Bananen-Exporteur bekannt ist, wieder umschlagen kann. Nach dem enttäuschenden Turnier in Deutschland 2006 hatten Fans zunächst gedroht, das Gebäude des nationalen Verbandes Fedefutbol niederzubrennen. Bei der Rückkehr des Teams wurde vor allem der damalige Trainer Guimaraes gnadenlos verspottet - wenig später sah sich der gebürtige Brasilianer aufgrund von Drohungen gegen seine Familie sogar gezwungen, sein Amt aufzugeben. "Ich möchte nicht nur mit Bodyguards herumlaufen", hatte Guimaraes erklärt.

Talente als Hoffnungsträger: Oviedo und Campbell

Auch Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann spürte bereits das teils ausufernde Temperament einiger Ticos. Bei einem Qualifikationsspiel in Costa Rica wurde sein US-Team mit Eiern beworfen sowie mit Buh-Rufen und Schmäh-Plakaten begrüßt. Ebenfalls nicht zu erwarten war: Costa Rica gewann anschließend 3:1 und fügte dem Gold-Cup-Sieger nach zuvor zwölf Siegen, unter anderem gegen Deutschland, wieder eine Niederlage zu. Mit dem WM-Ticket als CONCACAF-Gruppenzweiter in der Tasche wurde dann sogar noch Mexiko 2:1 bezwungen.

Und das gänzlich ohne Stars wie Paulo Wanchope, der im Eröffnungsspiel 2006 beide Tore erzielt hatte und Anfang 2008 zurücktrat. Bekanntester Spieler im Kader der aktuellen Nummer 31 der Welt aus deutscher Sicht ist sicherlich der Mainzer Bundesliga-Profi Júnior Díaz. Bryan Oviedo (23/FC Everton) sowie Joel Campbell (21/FC Arsenal, derzeit an Olympiakos Piräus ausgeliehen) gelten zumindest als große Talente und spielen wie der überwiegende Teil des No-Name-Teams im Ausland - quer über die Welt verteilt.

[sid]

Am 12. Juni geht es los: Gastgeber Brasilien eröffnet gegen Kroatien die FIFA WM 2014. 32 Teams, darunter natürlich die deutsche Nationalmannschaft, verteilen sich auf acht Gruppen. Das große Finale steigt am 13. Juli in Rio de Janeiro. DFB.de stellt in täglicher Folge alle Teilnehmer vor. Heute: Costa Rica aus Gruppe D.

Costa Rica reist als krasser Außenseiter zur WM nach Brasilien. Und trotzdem braucht das Team aus Mittelamerika dringend Erfolge - sonst könnte es für Trainer und Spieler ziemlich ungemütlich werden.

Wenn man in Deutschland etwas mit Costa Rica verbindet, dann wohl Philipp Lahms Startschuss zum Sommermärchen 2006. Damals noch auf links spielend, zog der heutige Nationalmannschaftskapitän in die Mitte und hämmerte den Ball über den Innenpfosten ins Tor. Das Auftaktspiel endete 4:2, der Rest ist Geschichte. Erschütternde Geschichten folgten dagegen aus Costa Rica: Nach zwei weiteren Vorrundenniederlagen feindeten die Fans das eigene Team in der Heimat teils wüst an - aus Angst um seine Familie trat Nationaltrainer Alexandre Guimaraes wenig später zurück. Vergessen. Denn nun, 2014 in Brasilien, sind die Ticos zum vierten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei.

"Olé, olé, olé, olé, Ticos, Ticos, Ticos", hallt es durch die Straßen

Und das wurde in Zentralamerika, auf dem Landstreifen zwischen Pazifik und Atlantik, derart gefeiert wie anderswo ein WM-Titel. In der Hauptstadt San José brach nach dem entscheidenden 1:1 gegen Jamaika am 10. September der gesamte Verkehr zusammen, Tausende verwandelten die Straßen in eine gigantische Partymeile und sangen schier endlos den Schlachtruf "Olé, olé, olé, olé, Ticos, Ticos, Ticos".

Nationaltrainer Jorge Luis Pinto, der während der Quali auch wegen seiner kolumbianischen Herkunft immer wieder in der Kritik gestanden hatte, nutzte die Gunst der Stunde umgehend, um sich mit viel Pathos ein wenig Kredit bei den rund vier Millionen Costaricanern zu verschaffen: "Ich habe mich immer mehr zu einem Tico gewandelt", sagte der 60-Jährige, "und werde in Brasilien mit meinem Blut für die Nationalmannschaft herhalten."

Luis Pinto weiß genau, wie schnell die Stimmung in dem Land, das vor allem als Bananen-Exporteur bekannt ist, wieder umschlagen kann. Nach dem enttäuschenden Turnier in Deutschland 2006 hatten Fans zunächst gedroht, das Gebäude des nationalen Verbandes Fedefutbol niederzubrennen. Bei der Rückkehr des Teams wurde vor allem der damalige Trainer Guimaraes gnadenlos verspottet - wenig später sah sich der gebürtige Brasilianer aufgrund von Drohungen gegen seine Familie sogar gezwungen, sein Amt aufzugeben. "Ich möchte nicht nur mit Bodyguards herumlaufen", hatte Guimaraes erklärt.

Talente als Hoffnungsträger: Oviedo und Campbell

Auch Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann spürte bereits das teils ausufernde Temperament einiger Ticos. Bei einem Qualifikationsspiel in Costa Rica wurde sein US-Team mit Eiern beworfen sowie mit Buh-Rufen und Schmäh-Plakaten begrüßt. Ebenfalls nicht zu erwarten war: Costa Rica gewann anschließend 3:1 und fügte dem Gold-Cup-Sieger nach zuvor zwölf Siegen, unter anderem gegen Deutschland, wieder eine Niederlage zu. Mit dem WM-Ticket als CONCACAF-Gruppenzweiter in der Tasche wurde dann sogar noch Mexiko 2:1 bezwungen.

Und das gänzlich ohne Stars wie Paulo Wanchope, der im Eröffnungsspiel 2006 beide Tore erzielt hatte und Anfang 2008 zurücktrat. Bekanntester Spieler im Kader der aktuellen Nummer 31 der Welt aus deutscher Sicht ist sicherlich der Mainzer Bundesliga-Profi Júnior Díaz. Bryan Oviedo (23/FC Everton) sowie Joel Campbell (21/FC Arsenal, derzeit an Olympiakos Piräus ausgeliehen) gelten zumindest als große Talente und spielen wie der überwiegende Teil des No-Name-Teams im Ausland - quer über die Welt verteilt.