Club der Nationalspieler: Abend der Erinnerungen beim Leipziger Allerlei

Sie verkörpern große (ost)deutsche Fußballgeschichte und ihre Namen stehen für eine ereignis-, erfolg- und glorreiche Vergangenheit des DDR-Fußballs: die Legenden und einstigen Leitfiguren aus Leipzig und den anderen Hochburgen in Sachsen und der benachbarten Region. Das nunmehr schon fünfte Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft im Leipziger WM-Stadion am 11. Oktober gegen Georgien wurde am Sonntag zum großen Klassentreffen der einstigen DDR-Internationalen. Beim ersten Regionalen Stammtisch des Clubs der Nationalspieler (CdN) im Großraum Sachsen.

Mehr als zwei Dutzend der Stars von einst waren der Einladung des DFB gefolgt. An der Spitze Leipzigs einstige Stürmer-Ikone Henning Frenzel, der zwischen 1961 und 1974 56 Länderspiele bestritt und dabei 19 Tore erzielte. Groß war das "Hallo" der Kollegen, als der mit 73 Jahren noch immer ungemein fit und sportlich wirkende Torjäger am Sonntag den extra reservierten VIP-Raum in der Red Bull Arena betrat. Und besonders herzlich war die Begrüßung mit Manfred Walter. Der Angreifer und der Abwehrspezialist stehen für eine merkwürdige, gleichwohl DDR-typische Maßnahme in den sechziger Jahren. Damals wurde der Fußball in Leipzig auf "Befehl von oben" neu geordnet. Angeblich um dem dortigen Fußball zu mehr Durchschlagskraft zu verhelfen. So kam es, dass Frenzel zum SC Leipzig, dem späteren 1. FC Lokomotive, delegiert wurde, und Walter zu BSG Chemie Leipzig.

Aus bis heute besten Freunden wurden in den folgenden Jahren damals erbitterte Gegner auf dem Spielfeld. Der Höhepunkt der sportlichen Auseinandersetzungen der beiden dominierenden Persönlichkeiten ihrer Teams kam am Ende der Saison 1963/64 zustande, als Chemie Leipzig mit Walter als Kapitän, der zudem in 16 Länderspielen als Abwehrchef das DDR-Team stabilisiert hatte, als krasser Außenseiter DDR-Meister wurde und Frenzel als Spielführer mit seinem hoch favorisierten Team nur auf Platz drei landete. "Wir beide haben uns in jener Oberliga-Zeit auf dem Spielfeld immer gut verstanden", erinnerte sich Frenzel jetzt, begleitet von Lachsalven der Zuhörer, voller Ironie an diese Hochzeiten des Leipziger Fußballs.

Symbolfigur René Müller

Wofür Frenzel und Walter in den sechziger Jahren standen, dies war Müller als Symbolfigur des Leipziger Fußballs in den Jahren vor der Wende. 46 Länderspiele bestritt der Torwart zwischen 1984 und 1989 für die DDR, 40 Mal führte er dabei als letzter "fester" Kapitän die Auswahl als Kapitän aufs Spielfeld. Nunmehr schon im vierten Jahr als Scout für Osteuropa bei Borussia Mönchengladbach beschäftigt, freut sich René Müller, dass der Leipziger Fußball allmählich wieder an Format gewinnt. "Basis hierfür ist natürlich die neue tolle Arena, die zur WM 2006 hier im einstigen Zentralstadion entstanden ist", sagt er, der rund um das damalige Sommermärchen als Leipzigs beliebter und erfolgreicher WM-Botschafter sich verdient gemacht hatte und jetzt mit seinem Schwager, dem achtmaligen Nationalspieler Wilfried Gröbner, erschienen war.

Die großen Zeiten im alten Zentralstadion, wo 46 der insgesaamt 293 DDR-Länderspiele stattfanden und mehr als 100.000 Zuschauer Platz gefunden hatten, behält René Müller jedoch voller Nostalgie weiterhin im Kopf. Und dabei ganz besonders die denkwürdigen Qualifikationsspiele zur EM 1988 und WM 1986 gegen die damals so starken Franzosen um Superstar Michel Platini. Sowohl beim 0:0 als auch beim 1:0-Sieg gegen den damaligen Europameister hatte er seinen Kasten sauber gehalten.

"Schon Napoleon hat mit den Franzosen in Leipzig nicht gewonnen", sagt Müller Augen zwinkernd und dann im Ernst: "Das Zentralstadion hat mich praktisch von Kindheit an begleitet. Hier fanden fast alle entscheidenden Spiele unserer Nationalmannschat statt. Jetzt aber ist mit der neuen Arena hier ein Stadion mit wirklicher Fußballkultur entstanden, mitten in der Stadt nur 15 Gehminuten vom Bahnhof und Zentrum entfernt. Darauf können wir alle, die dem Fußball sich verbunden fühlen, sehr stolz sein."



Sie verkörpern große (ost)deutsche Fußballgeschichte und ihre Namen stehen für eine ereignis-, erfolg- und glorreiche Vergangenheit des DDR-Fußballs: die Legenden und einstigen Leitfiguren aus Leipzig und den anderen Hochburgen in Sachsen und der benachbarten Region. Das nunmehr schon fünfte Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft im Leipziger WM-Stadion am 11. Oktober gegen Georgien wurde am Sonntag zum großen Klassentreffen der einstigen DDR-Internationalen. Beim ersten Regionalen Stammtisch des Clubs der Nationalspieler (CdN) im Großraum Sachsen.

Mehr als zwei Dutzend der Stars von einst waren der Einladung des DFB gefolgt. An der Spitze Leipzigs einstige Stürmer-Ikone Henning Frenzel, der zwischen 1961 und 1974 56 Länderspiele bestritt und dabei 19 Tore erzielte. Groß war das "Hallo" der Kollegen, als der mit 73 Jahren noch immer ungemein fit und sportlich wirkende Torjäger am Sonntag den extra reservierten VIP-Raum in der Red Bull Arena betrat. Und besonders herzlich war die Begrüßung mit Manfred Walter. Der Angreifer und der Abwehrspezialist stehen für eine merkwürdige, gleichwohl DDR-typische Maßnahme in den sechziger Jahren. Damals wurde der Fußball in Leipzig auf "Befehl von oben" neu geordnet. Angeblich um dem dortigen Fußball zu mehr Durchschlagskraft zu verhelfen. So kam es, dass Frenzel zum SC Leipzig, dem späteren 1. FC Lokomotive, delegiert wurde, und Walter zu BSG Chemie Leipzig.

Aus bis heute besten Freunden wurden in den folgenden Jahren damals erbitterte Gegner auf dem Spielfeld. Der Höhepunkt der sportlichen Auseinandersetzungen der beiden dominierenden Persönlichkeiten ihrer Teams kam am Ende der Saison 1963/64 zustande, als Chemie Leipzig mit Walter als Kapitän, der zudem in 16 Länderspielen als Abwehrchef das DDR-Team stabilisiert hatte, als krasser Außenseiter DDR-Meister wurde und Frenzel als Spielführer mit seinem hoch favorisierten Team nur auf Platz drei landete. "Wir beide haben uns in jener Oberliga-Zeit auf dem Spielfeld immer gut verstanden", erinnerte sich Frenzel jetzt, begleitet von Lachsalven der Zuhörer, voller Ironie an diese Hochzeiten des Leipziger Fußballs.

Symbolfigur René Müller

Wofür Frenzel und Walter in den sechziger Jahren standen, dies war Müller als Symbolfigur des Leipziger Fußballs in den Jahren vor der Wende. 46 Länderspiele bestritt der Torwart zwischen 1984 und 1989 für die DDR, 40 Mal führte er dabei als letzter "fester" Kapitän die Auswahl als Kapitän aufs Spielfeld. Nunmehr schon im vierten Jahr als Scout für Osteuropa bei Borussia Mönchengladbach beschäftigt, freut sich René Müller, dass der Leipziger Fußball allmählich wieder an Format gewinnt. "Basis hierfür ist natürlich die neue tolle Arena, die zur WM 2006 hier im einstigen Zentralstadion entstanden ist", sagt er, der rund um das damalige Sommermärchen als Leipzigs beliebter und erfolgreicher WM-Botschafter sich verdient gemacht hatte und jetzt mit seinem Schwager, dem achtmaligen Nationalspieler Wilfried Gröbner, erschienen war.

Die großen Zeiten im alten Zentralstadion, wo 46 der insgesaamt 293 DDR-Länderspiele stattfanden und mehr als 100.000 Zuschauer Platz gefunden hatten, behält René Müller jedoch voller Nostalgie weiterhin im Kopf. Und dabei ganz besonders die denkwürdigen Qualifikationsspiele zur EM 1988 und WM 1986 gegen die damals so starken Franzosen um Superstar Michel Platini. Sowohl beim 0:0 als auch beim 1:0-Sieg gegen den damaligen Europameister hatte er seinen Kasten sauber gehalten.

"Schon Napoleon hat mit den Franzosen in Leipzig nicht gewonnen", sagt Müller Augen zwinkernd und dann im Ernst: "Das Zentralstadion hat mich praktisch von Kindheit an begleitet. Hier fanden fast alle entscheidenden Spiele unserer Nationalmannschat statt. Jetzt aber ist mit der neuen Arena hier ein Stadion mit wirklicher Fußballkultur entstanden, mitten in der Stadt nur 15 Gehminuten vom Bahnhof und Zentrum entfernt. Darauf können wir alle, die dem Fußball sich verbunden fühlen, sehr stolz sein."

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Stolz ist René Müller, der nach der Wende noch drei Bundesligajahre mit 90 Punktspielen im Tor für Dynamo Dresden verbrachte, generell auf Leipzig und Sachsen. "Ich bin ein überzeugter Leipziger und freue mich, welchen Aufschwung meine Heimatstadt in den vergangenen Jahren hingelegt hat. Und ich fühle mich eigentlich im Herzen mehr als Sachse denn als Deutscher. Wenn ich allerdings wie heute hier unsere Nationalmannschaft spielen sehe, denke ich total deutsch".

Sprach's und gesellte sich zu dem Kreis, der an diesem Abend in der Messestadt den größten Erfolg des DDR-Fußballs in sich vereinigen konnte: die Olympiasieger von 1976. An der Spitze natürlich Dixie Dörner mit seinen 100 Länderspielen aus Dresden, Konrad Weise (86) aus Jena, Lothar Kurbjuweit aus Jena und Martin Hoffmann aus Magdeburg mit jeweils 66 Länderspielen. Im Kreis der Leipziger waren sie als "Fremde" bei diesem Regionalen CdN-Stammtisch ebenso willkommen wie andere "Auswärtige": Bernd Schneider zum Beispiel, Marko Rehmer oder Pierre Littbarski, die ja auch für die DFB-Auswahl große Verdienste erworben haben.

Hoge ein Opfer der DDR-Politik

Oder wie Günter Hoge, der in den Sechzigern für Union Berlin am Ball gewesen war. Der einst so trickreiche und schnelle Rechtsaußen konnte nur sieben Länderspiele absolvieren, da die Politkommissare der DDR an ihm ein besonders schlimmes Exempel ihrer oftmals so perfiden Machenschaften exerziert hatten. Weil er im Urlaub an der Ostsee angeblich die (west)deutsche Nationalhymne gesungen haben soll, wurde er 1969 im besten Fußballalter von 28 Jahren für fünf Jahre gesperrt.

"Meine Karriere und für längere Zeit auch meine Existenz waren damit zerstört. Meine Wohnung in Berlin wurde mir weggenommen. Mein Auto musste ich verkaufen, um überhaupt über den Winter zu kommen", erklärte Hoge. Der Mann furchtloser, offener und bisweilen unbequemer Worte, den alle nur "Jimmy" nennen, ist heute Ehrenmitglied bei Union Berlin. Aus gutem Grund fiel er dem vorbeikommenden Henning Frenzel um den Hals, weil er mit ihm ein Highlight seiner Karriere verbindet:

"Hier im Zentralstadion haben wir die damals noch sehr starken Ungarn 1:0 bezwungen. Henning hat das Siegtor erzielt, das ich ihm mit einem Solo vorbei an drei, vier Gegenspielern aufgelegt hatte", blickte der gebürtige Berliner bei diesem launigen und erinnerungsträchtigen Leipziger Allerlei weit zurück und betonte: "Dass wir solche und viele andere Szenen gemeinsam wieder aufleben lassen können, ist vor allem diesem wunderbaren CdN-Treffen zu verdanken. Der Club der Nationalspieler ist wirklich eine dufte Sache, die sich der DFB mit dessen Gründung hat einfallen lassen."