Christoph Kramer: Was für ein Lauf!

Vor einem Jahr kannten ihn nur wenige: Christoph Kramer kam als Zweitliga-Spieler von Bochum nach Gladbach. Heute kennt ihn ganz Deutschland: Christoph Kramer, der Junge aus Solingen, ist Weltmeister. Es war ein Jahr, in dem alles unglaublich schnell ging für ihn. So schnell, dass er selbst manchmal nicht mehr mitkam.

Für Christoph Kramer war es zuletzt nicht immer einfach, die Orientierung zu behalten. Besonders im WM-Finale von Rio, als ihn in der Anfangsphase die mächtige Schulter von Ezequiel Garay heftig am Kopf traf. Nach einer halben Stunde musste er mit leichter Gehirnerschütterung raus.

Beim Feiern war er aber wieder dabei. Es begann in Brasilien und setzte sich in der Heimat fort: bei der Ankunft auf der Fanmeile in Berlin, beim Empfang in seiner Hei- matstadt Solingen und im Mönchengladbacher Rathaus, wo er sich als Weltmeister und als Spieler der Borussia ins Goldene Buch der Stadt eintragen durfte.

Die vergangenen zwölf Monate: "Wahnsinn"

Bei solchen Anlässen wird ihm dann bewusst, wie schwer es ist, sich in den Turbulenzen des vergangenen Jahres zurechtzufinden. Kramer benutzt dafür nur das Wörtchen "Wahnsinn". Zwölf Monate vor dem Endspiel im Maracanã hatte er sich gerade vom Zweitligisten VfL Bochum verabschiedet. Nach dem letzten Saisonheimspiel dirigierte er vom Zaun den Chor auf den Stehplatz- Rängen. Dann ging er nach Gladbach und wurde dort mit einer Selbstverständlichkeit Stammspieler bei einer Bundesliga-Mannschaft der gehobenen Klasse, dass er sich auch manchmal selbst fragen musste, wo er da hingeraten war.

Es folgte ein Länderspiel gegen Polen, in dem Bundestrainer Joachim Löw zwölf Spielern zum Debüt verhalf. Beim 0:0 in Hamburg machte Kramer, was er schon bei Gladbach getan hatte. Er verzichtete auf fußballerische Mätzchen, er machte keine Fehler, und er rannte, rannte und rannte. 14 Kilometer legte er in diesem Spiel zurück – eine bemerkenswerte Zahl, sogar ein Stückchen über seinem Bundesliga-Schnitt.

"Ich habe alles noch nicht realisiert"

Es wurde die verspätete Eintrittskarte zum Trainingslager der Nationalmannschaft und der Anfang des Sommers, an dessen vorläufigem Ende Kramer nach seinen Einsätzen in Brasilien zurecht feststellen durfte: "Ich bin ein Teil dieses Teams, ich fühle mich als kompletter, voller Weltmeister." Natürlich hat er auch das Wort "Wahnsinn" benutzt. Und er räumt gern ein: "Ich habe alles noch nicht realisiert."

Trotz dieses Höhenflugs von der zweiten Liga bis in den Fußball-Olymp hat Kramer (23) kein Problem mit der Bodenhaftung. Er steht fest im Leben. Und auch wenn sich die Rahmenbedingungen im Alltag für einen Weltmeister verändert haben, so ist er doch sicher, "dass ich derselbe Mensch und der derselbe Fußballer geblieben bin".

Sein Spiel spiegelt das – es ist nicht spektakulär, aber wirkungsvoll, es lebt von einem gesunden Selbstbewusstsein und der Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu kennen. Trotzdem arbeitet Kramer daran, diese Grenzen zu überwinden. Das ist ein ständiger Prozess in seinem Leben als Profi. Und genau das hat ihn auch so erfolgreich gemacht.

[rp]

Vor einem Jahr kannten ihn nur wenige: Christoph Kramer kam als Zweitliga-Spieler von Bochum nach Gladbach. Heute kennt ihn ganz Deutschland: Christoph Kramer, der Junge aus Solingen, ist Weltmeister. Es war ein Jahr, in dem alles unglaublich schnell ging für ihn. So schnell, dass er selbst manchmal nicht mehr mitkam.

Für Christoph Kramer war es zuletzt nicht immer einfach, die Orientierung zu behalten. Besonders im WM-Finale von Rio, als ihn in der Anfangsphase die mächtige Schulter von Ezequiel Garay heftig am Kopf traf. Nach einer halben Stunde musste er mit leichter Gehirnerschütterung raus.

Beim Feiern war er aber wieder dabei. Es begann in Brasilien und setzte sich in der Heimat fort: bei der Ankunft auf der Fanmeile in Berlin, beim Empfang in seiner Hei- matstadt Solingen und im Mönchengladbacher Rathaus, wo er sich als Weltmeister und als Spieler der Borussia ins Goldene Buch der Stadt eintragen durfte.

Die vergangenen zwölf Monate: "Wahnsinn"

Bei solchen Anlässen wird ihm dann bewusst, wie schwer es ist, sich in den Turbulenzen des vergangenen Jahres zurechtzufinden. Kramer benutzt dafür nur das Wörtchen "Wahnsinn". Zwölf Monate vor dem Endspiel im Maracanã hatte er sich gerade vom Zweitligisten VfL Bochum verabschiedet. Nach dem letzten Saisonheimspiel dirigierte er vom Zaun den Chor auf den Stehplatz- Rängen. Dann ging er nach Gladbach und wurde dort mit einer Selbstverständlichkeit Stammspieler bei einer Bundesliga-Mannschaft der gehobenen Klasse, dass er sich auch manchmal selbst fragen musste, wo er da hingeraten war.

Es folgte ein Länderspiel gegen Polen, in dem Bundestrainer Joachim Löw zwölf Spielern zum Debüt verhalf. Beim 0:0 in Hamburg machte Kramer, was er schon bei Gladbach getan hatte. Er verzichtete auf fußballerische Mätzchen, er machte keine Fehler, und er rannte, rannte und rannte. 14 Kilometer legte er in diesem Spiel zurück – eine bemerkenswerte Zahl, sogar ein Stückchen über seinem Bundesliga-Schnitt.

"Ich habe alles noch nicht realisiert"

Es wurde die verspätete Eintrittskarte zum Trainingslager der Nationalmannschaft und der Anfang des Sommers, an dessen vorläufigem Ende Kramer nach seinen Einsätzen in Brasilien zurecht feststellen durfte: "Ich bin ein Teil dieses Teams, ich fühle mich als kompletter, voller Weltmeister." Natürlich hat er auch das Wort "Wahnsinn" benutzt. Und er räumt gern ein: "Ich habe alles noch nicht realisiert."

Trotz dieses Höhenflugs von der zweiten Liga bis in den Fußball-Olymp hat Kramer (23) kein Problem mit der Bodenhaftung. Er steht fest im Leben. Und auch wenn sich die Rahmenbedingungen im Alltag für einen Weltmeister verändert haben, so ist er doch sicher, "dass ich derselbe Mensch und der derselbe Fußballer geblieben bin".

Sein Spiel spiegelt das – es ist nicht spektakulär, aber wirkungsvoll, es lebt von einem gesunden Selbstbewusstsein und der Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu kennen. Trotzdem arbeitet Kramer daran, diese Grenzen zu überwinden. Das ist ein ständiger Prozess in seinem Leben als Profi. Und genau das hat ihn auch so erfolgreich gemacht.