Celia Sasic: Bonjour in Offenbach

Célia Šašic schmunzelt ein bisschen, wenn sie auf ihre frankophilen Wurzeln angesprochen wird. "Das ist ein Teil meines Lebens", erzählt die deutsche Nationalstürmerin, "wie jeder weiß, ist meine Mutter Französin, und ich bin zweisprachig erzogen worden." Früher hat sie oft genug ihren Mädchennamen Okoyino da Mbabi erklären müssen, denn "da Mbabi" bedeutet so viel wie "Tochter von Mbabi" – ihr Vater stammt aus Kamerun. Der Zusatz "Okoyino" führt sich zurück auf die Großmutter väterlicherseits. Aber nach der Hochzeit mit Marko Šašic, Sohn des Fußballlehrers Milan Šašic (ehemals 1. FC Saarbrücken, 1. FC Kaiserlautern und MSV Duisburg), vor einem Jahr ist der ganze Komplex eben ihrem neuen Namen gewichen, an den sich längst auch ihr Umfeld gewöhnt hat.

Und doch spielt die Familiengeschichte eine Rolle, wenn die deutsche Frauen-Nationalmannschaft am Samstag (ab 14 Uhr, live im ZDF) zum Länderspiel gegen Frankreich in Offenbach antritt. "Ich reise immer sehr, sehr gerne nach Frankreich", erzählt die 26-Jährige, "und mit meiner Mutter Marie-Françoise unterhalte ich mich eigentlich ausschließlich auf Französisch." Die Grande Nation sei zudem ein sehr interessantes Land mit "einer anderen Kultur und einer tollen Lebensart" – sie kann sich sogar vorstellen, dort irgendwann mal zu leben: "Oma oder Onkel sind da, ich habe genügend Anlaufpunkte."

Jedes Jahr Abstecher ins Limousin

Jedes Jahr versucht die Torjägerin im Team von Silvia Neid sogar, einige Wochen in Frankreich zu verbringen; in Brive-la-Gaillarde, einer 48.000-Einwohner-Stadt im Südwesten, in der Region Limousin, fühlt sie sich fast schon zu Hause. "Ich genieße einfach die Zeit, stundenlang mit der Familie beim Essen zusammenzusitzen und nicht in einer halben Stunde den Teller leeren zu müssen." Und dass es nunmehr mit Annike Krahn, Fatmire Alushi und Josephine Henning gleich ein Trio Nationalspielerinnen gibt, die bei Paris St. Germain spielen und in der pulsierenden Hauptstadt leben, macht den Erfahrungsaustausch noch interessanter. Auch über die Vorzüge des französischen Frauenfußballs.

"Die meisten sind hervorragend ausgebildet und technisch sehr stark", sagt Célia Šašic voller Anerkennung, "es ist eigentlich erstaunlich, dass sie noch nie den letzten Schritt bei einem Turnier gemacht haben." Sie aber geht davon aus, dass der Vierte bei der WM 2011 in Deutschland nun bei der Titelvergabe 2015 in Kanada ein gehöriges Wörtchen mitredet. "Sie werden eine gute Rolle spielen. Ich glaube sogar, dass ihnen dort der Kunstrasen noch entgegenkommt."

Bereits das 97. Länderspiel

Für Célia Šašic bleibt indes Naturrasen der bessere Untergrund, und darauf wird nun ja auch am Samstag Bieberer Berg gespielt. Auf das Kräftemessen freut sich die Stürmerin: "Wir wollen solch starke Gegnerinnen haben, um uns zu beweisen." Nebenbei ergibt sich die Gelegenheit, vielleicht auch Élodie Thomis wiederzutreffen, denn die französische Stürmerin kennt sie von den Turnieren im Nachwuchsbereich sogar näher, "wir sind immer mal wieder ins Gespräch gekommen".

Hat ihr denn die "Équipe de France de football féminin", wie das Team in Frankreich genannt wird, nie Avancen gemacht? "Nein. Das wäre aber auch nicht infrage gekommen", sagt Célia Šašic, "ich bin in Deutschland geboren." Für den DFB hat die weltoffene Persönlichkeit bereits perfekt die Rolle als Integrationsbotschafterin bekleidet. In der Heimstätte der Offenbacher Kickers bestreitet die 1,74 Meter große Fußballerin bereits ihr 97. Länderspiel, und ihre Aufwärtsentwicklung seit der Heim-WM ist beachtlich.

Torschützenkönigin in der Vorsaison

Mittlerweile hat sie 53 Treffer für die DFB-Auswahl erzielt, und darunter befinden sich Doppel-, Dreier- oder Viererpacks. Was an der Torgarantin auffällt: Sie steckt nie auf, sie zieht nie zurück, sie gibt nie auf. Kein Zweikampf, dem sie aus dem Weg geht. Insofern ist jeder Treffer, den sie auf ihr Konto verbucht, nur der verdiente Ertrag eines immensen Aufwandes.

Vergangene Bundesliga-Saison wurde sie mit 20 Treffern sogar erstmals Torschützenkönigin. Und das, obwohl sie sich beim 1. FFC Frankfurt in einem völlig neuen Umfeld beweisen musste. "Ich habe diesen Wechsel gewollt, um einen Schritt nach vorne zu machen", sagt sie. Bis dahin hatte die zweimalige Europameisterin (2009 und 2013) und Fußballerin des Jahres (2012) stets für den SC Bad Neuenahr die Schuhe geschnürt und allen Verlockungen widerstanden. Dem Bundesliga-Gründungsmitglied war sie 2004 bereits beigetreten, als sie gerade 16 Jahre alt geworden war.

Wechsel nach Frankfurt

Sie stieg hier zur Identifikationsfigur auf, die sich mit ihrem Einsatzwillen, ihrem Torhunger, aber auch ihrer Persönlichkeit und Charakterstärke den besonderen Status verdiente. Doch nach der Insolvenz in Bad Neuenahr war der Zeitpunkt gekommen, die Zelte abzubrechen. Den Zuschlag erhielt der 1. FFC Frankfurt. "Dort ist die Qualität im Kader natürlich höher. Man ist fast nur mit Nationalspielerinnen zusammen und wird schon im Training anders gefordert", sagt sie.

Manager Siegfried Dietrich formulierte zudem im Sommer 2013 mutig, Célia Šašic erhalte auch deshalb mit einem Dreijahresvertrag zugleich die Nummer neun, um in die Fußstapfen von Birgit Prinz zu treten. Und sagte: "Sie wird sich hier nicht nur einreihen, sondern in ihrer Art und Weise herausstechen." Was für andere eine Last bedeutet hätte, nahm die Frohnatur eher als Aufforderung an, sich mit Lust der Herausforderung zu stellen.

Lebensmittelpunkt bleibt Koblenz

"Natürlich muss ich auf dem Platz Präsenz zeigen, aber ich habe doch den schönsten Job von allen, wenn ich die Pässe, Flanken oder Vorlagen meiner Mitspielerinnen veredeln darf." Dabei darf das nicht missverstanden werden: Trotzdem geht die unerschrockene Mittelstürmerin als klassische Teamplayerin durch: "Das Gute ist, dass beim 1. FFC Frankfurt viele bereit sind, Verantwortung zu tragen."

Den Lebensmittelpunkt hat sie freilich noch nicht in die Bankenstadt verlagert. Sie wohnt weiter in Koblenz, wo sie mit ihrem Ehemann ein Mehrfamilienhaus bezogen hat, in dem auch ihr fußballbegeisterter Schwiegervater lebt. "Ich habe mich bewusst dazu entschieden, dort zu bleiben", sagt Célia Šašic, die nach eigenem Bekunden schon längst nicht mehr die Baustellen auf der A3 zählt. Der Weg nach Frankfurt zum täglichen Training sei mitunter zwar etwas mühsam, "aber ich habe mir abgewöhnt, mich darüber aufzuregen".

[fh]

Célia Šašic schmunzelt ein bisschen, wenn sie auf ihre frankophilen Wurzeln angesprochen wird. "Das ist ein Teil meines Lebens", erzählt die deutsche Nationalstürmerin, "wie jeder weiß, ist meine Mutter Französin, und ich bin zweisprachig erzogen worden." Früher hat sie oft genug ihren Mädchennamen Okoyino da Mbabi erklären müssen, denn "da Mbabi" bedeutet so viel wie "Tochter von Mbabi" – ihr Vater stammt aus Kamerun. Der Zusatz "Okoyino" führt sich zurück auf die Großmutter väterlicherseits. Aber nach der Hochzeit mit Marko Šašic, Sohn des Fußballlehrers Milan Šašic (ehemals 1. FC Saarbrücken, 1. FC Kaiserlautern und MSV Duisburg), vor einem Jahr ist der ganze Komplex eben ihrem neuen Namen gewichen, an den sich längst auch ihr Umfeld gewöhnt hat.

Und doch spielt die Familiengeschichte eine Rolle, wenn die deutsche Frauen-Nationalmannschaft am Samstag (ab 14 Uhr, live im ZDF) zum Länderspiel gegen Frankreich in Offenbach antritt. "Ich reise immer sehr, sehr gerne nach Frankreich", erzählt die 26-Jährige, "und mit meiner Mutter Marie-Françoise unterhalte ich mich eigentlich ausschließlich auf Französisch." Die Grande Nation sei zudem ein sehr interessantes Land mit "einer anderen Kultur und einer tollen Lebensart" – sie kann sich sogar vorstellen, dort irgendwann mal zu leben: "Oma oder Onkel sind da, ich habe genügend Anlaufpunkte."

Jedes Jahr Abstecher ins Limousin

Jedes Jahr versucht die Torjägerin im Team von Silvia Neid sogar, einige Wochen in Frankreich zu verbringen; in Brive-la-Gaillarde, einer 48.000-Einwohner-Stadt im Südwesten, in der Region Limousin, fühlt sie sich fast schon zu Hause. "Ich genieße einfach die Zeit, stundenlang mit der Familie beim Essen zusammenzusitzen und nicht in einer halben Stunde den Teller leeren zu müssen." Und dass es nunmehr mit Annike Krahn, Fatmire Alushi und Josephine Henning gleich ein Trio Nationalspielerinnen gibt, die bei Paris St. Germain spielen und in der pulsierenden Hauptstadt leben, macht den Erfahrungsaustausch noch interessanter. Auch über die Vorzüge des französischen Frauenfußballs.

"Die meisten sind hervorragend ausgebildet und technisch sehr stark", sagt Célia Šašic voller Anerkennung, "es ist eigentlich erstaunlich, dass sie noch nie den letzten Schritt bei einem Turnier gemacht haben." Sie aber geht davon aus, dass der Vierte bei der WM 2011 in Deutschland nun bei der Titelvergabe 2015 in Kanada ein gehöriges Wörtchen mitredet. "Sie werden eine gute Rolle spielen. Ich glaube sogar, dass ihnen dort der Kunstrasen noch entgegenkommt."

Bereits das 97. Länderspiel

Für Célia Šašic bleibt indes Naturrasen der bessere Untergrund, und darauf wird nun ja auch am Samstag Bieberer Berg gespielt. Auf das Kräftemessen freut sich die Stürmerin: "Wir wollen solch starke Gegnerinnen haben, um uns zu beweisen." Nebenbei ergibt sich die Gelegenheit, vielleicht auch Élodie Thomis wiederzutreffen, denn die französische Stürmerin kennt sie von den Turnieren im Nachwuchsbereich sogar näher, "wir sind immer mal wieder ins Gespräch gekommen".

Hat ihr denn die "Équipe de France de football féminin", wie das Team in Frankreich genannt wird, nie Avancen gemacht? "Nein. Das wäre aber auch nicht infrage gekommen", sagt Célia Šašic, "ich bin in Deutschland geboren." Für den DFB hat die weltoffene Persönlichkeit bereits perfekt die Rolle als Integrationsbotschafterin bekleidet. In der Heimstätte der Offenbacher Kickers bestreitet die 1,74 Meter große Fußballerin bereits ihr 97. Länderspiel, und ihre Aufwärtsentwicklung seit der Heim-WM ist beachtlich.

Torschützenkönigin in der Vorsaison

Mittlerweile hat sie 53 Treffer für die DFB-Auswahl erzielt, und darunter befinden sich Doppel-, Dreier- oder Viererpacks. Was an der Torgarantin auffällt: Sie steckt nie auf, sie zieht nie zurück, sie gibt nie auf. Kein Zweikampf, dem sie aus dem Weg geht. Insofern ist jeder Treffer, den sie auf ihr Konto verbucht, nur der verdiente Ertrag eines immensen Aufwandes.

Vergangene Bundesliga-Saison wurde sie mit 20 Treffern sogar erstmals Torschützenkönigin. Und das, obwohl sie sich beim 1. FFC Frankfurt in einem völlig neuen Umfeld beweisen musste. "Ich habe diesen Wechsel gewollt, um einen Schritt nach vorne zu machen", sagt sie. Bis dahin hatte die zweimalige Europameisterin (2009 und 2013) und Fußballerin des Jahres (2012) stets für den SC Bad Neuenahr die Schuhe geschnürt und allen Verlockungen widerstanden. Dem Bundesliga-Gründungsmitglied war sie 2004 bereits beigetreten, als sie gerade 16 Jahre alt geworden war.

Wechsel nach Frankfurt

Sie stieg hier zur Identifikationsfigur auf, die sich mit ihrem Einsatzwillen, ihrem Torhunger, aber auch ihrer Persönlichkeit und Charakterstärke den besonderen Status verdiente. Doch nach der Insolvenz in Bad Neuenahr war der Zeitpunkt gekommen, die Zelte abzubrechen. Den Zuschlag erhielt der 1. FFC Frankfurt. "Dort ist die Qualität im Kader natürlich höher. Man ist fast nur mit Nationalspielerinnen zusammen und wird schon im Training anders gefordert", sagt sie.

Manager Siegfried Dietrich formulierte zudem im Sommer 2013 mutig, Célia Šašic erhalte auch deshalb mit einem Dreijahresvertrag zugleich die Nummer neun, um in die Fußstapfen von Birgit Prinz zu treten. Und sagte: "Sie wird sich hier nicht nur einreihen, sondern in ihrer Art und Weise herausstechen." Was für andere eine Last bedeutet hätte, nahm die Frohnatur eher als Aufforderung an, sich mit Lust der Herausforderung zu stellen.

Lebensmittelpunkt bleibt Koblenz

"Natürlich muss ich auf dem Platz Präsenz zeigen, aber ich habe doch den schönsten Job von allen, wenn ich die Pässe, Flanken oder Vorlagen meiner Mitspielerinnen veredeln darf." Dabei darf das nicht missverstanden werden: Trotzdem geht die unerschrockene Mittelstürmerin als klassische Teamplayerin durch: "Das Gute ist, dass beim 1. FFC Frankfurt viele bereit sind, Verantwortung zu tragen."

Den Lebensmittelpunkt hat sie freilich noch nicht in die Bankenstadt verlagert. Sie wohnt weiter in Koblenz, wo sie mit ihrem Ehemann ein Mehrfamilienhaus bezogen hat, in dem auch ihr fußballbegeisterter Schwiegervater lebt. "Ich habe mich bewusst dazu entschieden, dort zu bleiben", sagt Célia Šašic, die nach eigenem Bekunden schon längst nicht mehr die Baustellen auf der A3 zählt. Der Weg nach Frankfurt zum täglichen Training sei mitunter zwar etwas mühsam, "aber ich habe mir abgewöhnt, mich darüber aufzuregen".