Bundesligafinale 1986: Allgöwer lässt Bremer Meisterträume platzen

34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Vor dem achten Spieltag der Bundesliga mit dem Duell VfB Stuttgart gegen Werder Bremen am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) berichtet Karl Allgöwer im historischen Interview mit Mitarbeiter Udo Muras von dem Tag, an dem er eins der dramatischsten Meisterfinales entschied. Mit dem VfB schoss er Werder noch am letzten Spieltag der Saison 1985/1986 von der Spitze. Heute vermarktet der 56-Jährige Sportevents als selbständiger Unternehmer.

DFB.de: Herr Allgöwer, wie oft werden Sie noch auf das Spiel VfB gegen Werder am 26. April 1986 angesprochen?

Karl Allgöwer: Jedenfalls am häufigsten von allen meinen Spielen, das wird oft hervorgehoben. Eigentlich immer, wenn es rund wird. Als es 10 Jahre her war, rief einer an, als es 20 und 25 her war, rief einer an und heute rufen Sie an.

DFB.de: Dann bleiben Sie ja wenigstens im Thema, schön. Für die Jüngeren bitte noch mal: was war das Besondere an dem Spiel?

Allgöwer: Das Spiel hat einiges bewirkt in der Bundesliga-Historie. Erstmals wurde eine Mannschaft, die die ganze Saison Erster war, doch nicht Meister. Es war eines der spannendsten Finales in 50 Jahren überhaupt.

DFB.de: Die Ausgangslage war die: Werder brauchte noch einen Punkt um Meister zu werden, ihr noch einen um sicher in den UEFA-Cup zu kommen. Viele befürchteten ein Ballgeschiebe und ein ödes 0:0.

Allgöwer: Ja. Und wir waren auch darauf eingestellt nur auf Konter zu spielen und hatten das von den Bremern auch erwartet. Doch dann hat der Bremer Trainer (Otto Rehhagel; die Red.) einen taktischen Fehler gemacht. Die Bremer haben in den ersten fünf Minuten voll angezogen und uns gezwungen, voll dagegen zu halten.

DFB.de: Werder hat euch also zu eurem Super-Spiel provoziert?

Allgöwer: Sehen Sie: Im Fußball entscheidet sich oft schon in den ersten Minuten, ob Du vor einem Gegner Respekt hast oder ob man ihn ablegen kann. Und wir haben schnell gemerkt: heute haben wir einen guten Tag. Außerdem hatten wir 62.000 Zuschauer im Rücken, da mussten wir uns ja auch wehren.

DFB.de: Darauf hofften auch die Bayern, die zeitgleich gegen Mönchengladbach gewinnen mussten, was auch gelang (6:0). Gab es eigentlich Kontakt zu denen vorher? Sie waren ja Nationalspieler und kannten einige Bayern-Stars besser.

Allgöwer: Ach wo. Damals gab es ja noch nicht mal Handys, oder? Wir haben wirklich nur für uns gespielt, wollten unsere grandiose Rückrunde krönen und noch in den UEFA-Cup kommen.

DFB.de: Sie haben dann nach 22 Minuten das 1:0 und nach 52 Minuten gar das 2:0 erzielt. Es waren ihre Saison-Tore Nummer 20 und 21. Wollten Sie eigentlich unbedingt noch Torschützenkönig werden?

Allgöwer: Hätte ich das noch werden können?

DFB.de: Ja, Stefan Kuntz schaffte es schließlich mit 22.

Allgöwer: Aha. An meiner Frage sehen Sie, dass es mir wohl nicht so wichtig war. Etwas anderes war wichtiger.

DFB.de: Nämlich?

Allgöwer: Ich wollte noch mit zur WM nach Mexiko, deswegen war ich ja extra in die Nationalelf zurückgekehrt. Mir war schon klar, dass der Teamchef auf die letzten Leistungen in der Saison, auf die aktuelle Form, achtet.

DFB.de: Die Form war, wie nachzulesen ist, brillant. Im Kicker haben Sie eine eins bekommen, Sie waren der Matchwinner und sicher auch in München der Held des Tages.

Allgöwer: Weiß ich nicht, mit den Bayern habe ich da nie drüber geredet. Sie waren ja auch schon in der Woche drauf unser Gegner – im Pokalfinale.

DFB.de: Wie haben Sie die Bremer auf dem Platz erlebt, denen in diesen 90 Minuten die Arbeit einer Saison aus den Händen glitt?

Allgöwer: Sie haben einfach nicht gut gespielt, aber als Burgsmüller traf, wurde es noch mal spannend. Und zum Schluss haben sie uns tatsächlich gebeten, doch mal einen Schritt zur Seite zu gehen. Wenn Sie verstehen... Aber so was kam für uns nicht in Frage, wir haben uns bis zuletzt sportlich verhalten.

DFB.de: Die Bayern haben im ersten Überschwang ja gewitzelt, dass sie euch nun den Pokal schenken würden. Haben Sie das geglaubt?

Allgöwer: Nein, natürlich nicht. Und so wie das Spiel in Berlin dann lief, erst recht nicht. Ich musste zur Halbzeit ja schon raus, wir lagen 3:0 zurück (Endstand 5:2, die Red.). Ich musste ins Krankenhaus mit einer Verletzung, die nur alle zehn Jahre mal vorkommt - eine geplatzte Vene in der Wade. Das hat mir die ganze WM kaputt gemacht, wo ich nicht zum Einsatz kam.

DFB.de: So haben Ihnen die Bayern also gedankt!?

Allgöwer: lacht So könnte man es sehen, wenn man sie nicht mag.

DFB.de: Letzte Frage: wie geht es am Wochenende aus?

Allgöwer: Beide Klubs sielen nicht mehr die Rolle wie früher - aber der VfB gewinnt wieder knapp. Vielleicht 2:1...

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34 Spieltage, 34 besondere Begegnungen, 34 Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesligageschichte an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2013/2014.

Vor dem achten Spieltag der Bundesliga mit dem Duell VfB Stuttgart gegen Werder Bremen am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) berichtet Karl Allgöwer im historischen Interview mit Mitarbeiter Udo Muras von dem Tag, an dem er eins der dramatischsten Meisterfinales entschied. Mit dem VfB schoss er Werder noch am letzten Spieltag der Saison 1985/1986 von der Spitze. Heute vermarktet der 56-Jährige Sportevents als selbständiger Unternehmer.

DFB.de: Herr Allgöwer, wie oft werden Sie noch auf das Spiel VfB gegen Werder am 26. April 1986 angesprochen?

Karl Allgöwer: Jedenfalls am häufigsten von allen meinen Spielen, das wird oft hervorgehoben. Eigentlich immer, wenn es rund wird. Als es 10 Jahre her war, rief einer an, als es 20 und 25 her war, rief einer an und heute rufen Sie an.

DFB.de: Dann bleiben Sie ja wenigstens im Thema, schön. Für die Jüngeren bitte noch mal: was war das Besondere an dem Spiel?

Allgöwer: Das Spiel hat einiges bewirkt in der Bundesliga-Historie. Erstmals wurde eine Mannschaft, die die ganze Saison Erster war, doch nicht Meister. Es war eines der spannendsten Finales in 50 Jahren überhaupt.

DFB.de: Die Ausgangslage war die: Werder brauchte noch einen Punkt um Meister zu werden, ihr noch einen um sicher in den UEFA-Cup zu kommen. Viele befürchteten ein Ballgeschiebe und ein ödes 0:0.

Allgöwer: Ja. Und wir waren auch darauf eingestellt nur auf Konter zu spielen und hatten das von den Bremern auch erwartet. Doch dann hat der Bremer Trainer (Otto Rehhagel; die Red.) einen taktischen Fehler gemacht. Die Bremer haben in den ersten fünf Minuten voll angezogen und uns gezwungen, voll dagegen zu halten.

DFB.de: Werder hat euch also zu eurem Super-Spiel provoziert?

Allgöwer: Sehen Sie: Im Fußball entscheidet sich oft schon in den ersten Minuten, ob Du vor einem Gegner Respekt hast oder ob man ihn ablegen kann. Und wir haben schnell gemerkt: heute haben wir einen guten Tag. Außerdem hatten wir 62.000 Zuschauer im Rücken, da mussten wir uns ja auch wehren.

DFB.de: Darauf hofften auch die Bayern, die zeitgleich gegen Mönchengladbach gewinnen mussten, was auch gelang (6:0). Gab es eigentlich Kontakt zu denen vorher? Sie waren ja Nationalspieler und kannten einige Bayern-Stars besser.

Allgöwer: Ach wo. Damals gab es ja noch nicht mal Handys, oder? Wir haben wirklich nur für uns gespielt, wollten unsere grandiose Rückrunde krönen und noch in den UEFA-Cup kommen.

DFB.de: Sie haben dann nach 22 Minuten das 1:0 und nach 52 Minuten gar das 2:0 erzielt. Es waren ihre Saison-Tore Nummer 20 und 21. Wollten Sie eigentlich unbedingt noch Torschützenkönig werden?

Allgöwer: Hätte ich das noch werden können?

DFB.de: Ja, Stefan Kuntz schaffte es schließlich mit 22.

Allgöwer: Aha. An meiner Frage sehen Sie, dass es mir wohl nicht so wichtig war. Etwas anderes war wichtiger.

DFB.de: Nämlich?

Allgöwer: Ich wollte noch mit zur WM nach Mexiko, deswegen war ich ja extra in die Nationalelf zurückgekehrt. Mir war schon klar, dass der Teamchef auf die letzten Leistungen in der Saison, auf die aktuelle Form, achtet.

DFB.de: Die Form war, wie nachzulesen ist, brillant. Im Kicker haben Sie eine eins bekommen, Sie waren der Matchwinner und sicher auch in München der Held des Tages.

Allgöwer: Weiß ich nicht, mit den Bayern habe ich da nie drüber geredet. Sie waren ja auch schon in der Woche drauf unser Gegner – im Pokalfinale.

DFB.de: Wie haben Sie die Bremer auf dem Platz erlebt, denen in diesen 90 Minuten die Arbeit einer Saison aus den Händen glitt?

Allgöwer: Sie haben einfach nicht gut gespielt, aber als Burgsmüller traf, wurde es noch mal spannend. Und zum Schluss haben sie uns tatsächlich gebeten, doch mal einen Schritt zur Seite zu gehen. Wenn Sie verstehen... Aber so was kam für uns nicht in Frage, wir haben uns bis zuletzt sportlich verhalten.

DFB.de: Die Bayern haben im ersten Überschwang ja gewitzelt, dass sie euch nun den Pokal schenken würden. Haben Sie das geglaubt?

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Allgöwer: Nein, natürlich nicht. Und so wie das Spiel in Berlin dann lief, erst recht nicht. Ich musste zur Halbzeit ja schon raus, wir lagen 3:0 zurück (Endstand 5:2, die Red.). Ich musste ins Krankenhaus mit einer Verletzung, die nur alle zehn Jahre mal vorkommt - eine geplatzte Vene in der Wade. Das hat mir die ganze WM kaputt gemacht, wo ich nicht zum Einsatz kam.

DFB.de: So haben Ihnen die Bayern also gedankt!?

Allgöwer: lacht So könnte man es sehen, wenn man sie nicht mag.

DFB.de: Letzte Frage: wie geht es am Wochenende aus?

Allgöwer: Beide Klubs sielen nicht mehr die Rolle wie früher - aber der VfB gewinnt wieder knapp. Vielleicht 2:1...