Büskens: "Herz für die Spielvereinigung wiederentdeckt"

Mike Büskens hat es geschafft: Nach etlichen Anläufen der SpVgg Greuther Fürth, stieg der 44-Jährige mit den Franken im Mai in die Bundesliga auf. 70 Punkte standen für den Meister der 2. Bundesliga nach 34 Spieltagen zu Buche. Für viele gilt Büskens als Architekt dieses größten Erfolgs der Vereinsgeschichte.

Der 370-malige Bundesligaspieler für Fortuna Düsseldorf, Schalke 04 und den MSV Duisburg war ab 2005 Trainer der Schalke-Amateure sowie später auch Co- und Interimstrainer der Königsblauen. Seit dem 27. Dezember 2009 hat der gebürtige Düsseldorfer in Fürth das Sagen an der Seitenlinie. Kurz nach dem Aufstieg verlängerte er seinen Vertrag bei den Kleeblättern um ein weiteres Jahr bis zum 30. Juni 2013.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht Büskens über die neuen Herausforderungen für die Fürther in der Bundesliga, die Bedeutung von Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah, den Auftakthammer heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) gegen Bayern München und sein Pendlerleben zwischen Fürth und Gelsenkirchen.

DFB.de: Herr Büskens, der Start im DFB-Pokal ist daneben gegangen. Wie sehen Sie das 0:2 bei Drittligist Kickers Offenbach?

Mike Büskens: Es war das erwartet schwere Spiel. Wir kamen in der ersten Viertelstunde gut ins Spiel, haben die Kontrolle aber dann durch einfache Fehler im Spielaufbau aus der Hand gegeben. Wir haben zu langsam gespielt, so dass es für den OFC leicht war, das Spiel zu kontrollieren. Wir hatten es nicht verdient.

DFB.de: Zur Bundesliga: Jürgen Klopp hat als Meistertrainer gesagt, der beste Spielmacher dieser Welt sei das Gegenpressing, also das sofortige Attackieren des Gegners nach eigenem Ballverlust. Als Meistertrainer der 2. Bundesliga: Was ist Ihr effektivstes Mittel?

Mike Büskens: Wir haben stets versucht, weit weg von unserem Tor zu spielen, wir haben immer früh attackiert und uns nach Ballverlust nicht zurückgezogen. Ein ähnliches System wie in den letzten zweieinhalb Jahren wollen wir auch in der 1. Liga spielen. Aber jetzt erwarten uns andere Kaliber. Es wird spannend sein, inwieweit wir unserem Stil treu bleiben können.

DFB.de: Haben Sie nach dem Aufstieg als Meister gegenüber den zahlreichen Zweiflern in Fürth Genugtuung verspürt?



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Mike Büskens hat es geschafft: Nach etlichen Anläufen der SpVgg Greuther Fürth, stieg der 44-Jährige mit den Franken im Mai in die Bundesliga auf. 70 Punkte standen für den Meister der 2. Bundesliga nach 34 Spieltagen zu Buche. Für viele gilt Büskens als Architekt dieses größten Erfolgs der Vereinsgeschichte.

Der 370-malige Bundesligaspieler für Fortuna Düsseldorf, Schalke 04 und den MSV Duisburg war ab 2005 Trainer der Schalke-Amateure sowie später auch Co- und Interimstrainer der Königsblauen. Seit dem 27. Dezember 2009 hat der gebürtige Düsseldorfer in Fürth das Sagen an der Seitenlinie. Kurz nach dem Aufstieg verlängerte er seinen Vertrag bei den Kleeblättern um ein weiteres Jahr bis zum 30. Juni 2013.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht Büskens über die neuen Herausforderungen für die Fürther in der Bundesliga, die Bedeutung von Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah, den Auftakthammer heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) gegen Bayern München und sein Pendlerleben zwischen Fürth und Gelsenkirchen.

DFB.de: Herr Büskens, der Start im DFB-Pokal ist daneben gegangen. Wie sehen Sie das 0:2 bei Drittligist Kickers Offenbach?

Mike Büskens: Es war das erwartet schwere Spiel. Wir kamen in der ersten Viertelstunde gut ins Spiel, haben die Kontrolle aber dann durch einfache Fehler im Spielaufbau aus der Hand gegeben. Wir haben zu langsam gespielt, so dass es für den OFC leicht war, das Spiel zu kontrollieren. Wir hatten es nicht verdient.

DFB.de: Zur Bundesliga: Jürgen Klopp hat als Meistertrainer gesagt, der beste Spielmacher dieser Welt sei das Gegenpressing, also das sofortige Attackieren des Gegners nach eigenem Ballverlust. Als Meistertrainer der 2. Bundesliga: Was ist Ihr effektivstes Mittel?

Mike Büskens: Wir haben stets versucht, weit weg von unserem Tor zu spielen, wir haben immer früh attackiert und uns nach Ballverlust nicht zurückgezogen. Ein ähnliches System wie in den letzten zweieinhalb Jahren wollen wir auch in der 1. Liga spielen. Aber jetzt erwarten uns andere Kaliber. Es wird spannend sein, inwieweit wir unserem Stil treu bleiben können.

DFB.de: Haben Sie nach dem Aufstieg als Meister gegenüber den zahlreichen Zweiflern in Fürth Genugtuung verspürt?

Büskens: Fürth ist in 15 Jahren siebenmal Fünfter und einmal Vierter geworden, da ist der Glaube teilweise verloren gegangen. Deswegen musste man schon gegen eine gewisse Skepsis ankämpfen. Von Genugtuung will ich aber nicht reden. Es ist einfach schön, viele Leute, die es seit anderthalb Jahrzehnten versucht haben, jetzt mit dem Aufstieg belohnt zu haben.

DFB.de: Der Dauerkartenverkauf wurde bei 13.000 Tickets gestoppt. Ist die Euphorie in Fürth bald so groß wie auf Schalke?

Büskens: Im Ruhrgebiet wird Fußball noch intensiver gelebt. Nicht nur auf Schalke. Da gehört Fußball zum Alltag und nimmt sogar einen großen Teil des Lebens ein. Aber für unsere Verhältnisse haben wir eine sensationelle Euphorie. Die Leute haben ihr Herz für die Spielvereinigung wiederentdeckt. Wir hätten auch über 20.000 Dauerkarten verkaufen können. Leider hat unser Stadion nur ein Fassungsvermögen von 18.000.

DFB.de: Sie waren zehn Jahre lang für Schalke aktiv, haben Gelsenkirchen noch als Wohnsitz. Was unterscheidet den Franken vom Ruhrpottler?

Büskens: Der Ruhrgebietsmensch hat eine sehr direkte Art, die ich sehr schätze. Er knallt dir auch mal was direkt vor den Kopf. Der Franke ist in seiner Art etwas zurückhaltender. Es dauert länger, das Herz des Franken zu erreichen. Aber wenn man es geschafft hat, dann ist das auch für ewig.

DFB.de: In Fürth leben Sie im Hotel. Ihre Frau und Ihre beiden Töchter wohnen noch in Gelsenkirchen. Wie viel Energie kostet dieses Leben zwischen zwei Welten?

Büskens: Das kostet natürlich Kraft. Die Fahrten nehmen viel Zeit in Anspruch, 460 Kilometer sind nicht wenig. Auf der anderen Seite gibt mir die Zeit bei der Familie sehr viel Energie. Meine Familie opfert dafür auch sehr viel, indem sie bei jedem Heimspiel dabei ist. Es ist ein Kompromiss, den wir für uns als Familie getroffen haben. Meine Familie weiß, dass mir der Job bei der Spielvereinigung viel Spaß macht. Ich weiß aber auch, dass ich diesen Job ohne die Unterstützung meiner Familie nicht ausfüllen könnte.

DFB.de: Haben Sie Verständnis für Jörg Schmadtke, wie Sie gebürtiger Düsseldorfer, der als Geschäftsführer Sport von Hannover 96 eine knapp dreimonatige Auszeit genommen hat?

Büskens: Er ist nicht nur gebürtiger Düsseldorfer. Ich habe auch meine ersten beiden Jahre in der Bundesliga mit Schmaddi verbracht. Als ich als junger Spieler kam, stand er schon im Tor der Fortuna. Für seine Auszeit habe ich absolutes Verständnis und dafür, dass man nach Jahren in diesem Metier mal sagt: Ich muss meine Akkus wieder aufladen und nehme mir diese Zeit. Es ist gut, dass ein Verein wie Hannover 96 das mitträgt, weil sie von seinen Fähigkeiten absolut überzeugt sind und um die Bedeutung der Familie für Schmaddi wissen. Deswegen finde ich diesen Kompromiss, wie er getroffen wurde, optimal.

DFB.de: Wie kompensieren Sie den oftmals hohen Druck im Fußball-Geschäft?

Büskens: Ich hatte in den vergangen zwei Jahren ja eigentlich nur positiven Druck. Aber man muss schon ab und zu aus dieser Maschinerie ausbrechen. Dazu kommt man viel zu selten. Man muss sich Freiräume schaffen. Ein Freiraum ist, gelegentlich zu laufen, ein anderer sind die anderthalb Tage bei der Familie. Grundsätzlich ist es schwierig, Abstand zu gewinnen, weil permanent Themen anstehen.

DFB.de: Sie hatten hochkarätige Angebote von ambitionierten Vereinen. Warum haben Sie sich dennoch für den Abstiegskampf mit Fürth entschieden?

Büskens: Ob es der Abstiegskampf wird, weiß kein Mensch. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, das stimmt. (lacht) Es ist so, dass ich mit vielen anderen etwas entwickeln durfte. Für mich hat sich die Frage gestellt: Begleite ich diesen Weg auch auf der nächsten Ebene oder entscheide ich mich für etwas Neues. Mit meiner Familie habe ich dann eine Entscheidung getroffen, in der wir uns alle wiederfinden konnten. Die lautet: Wir bleiben mindestens noch ein Jahr in Fürth und möchten dazu beitragen, dass die Spielvereinigung in der Bundesliga bleibt.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Warum haben Sie keine längere Zusage gegeben?

Büskens: Das war ja auch schon im vergangenen Jahr so. Wenn ich merke, dass das nicht mehr funktioniert und da zu viel auf der Strecke bleibt, dann würde ich immer eine Entscheidung gegen den Fußball treffen. Deswegen brauche ich mich nicht länger binden als dieses eine Jahr. Das bedeutet aber nicht, dass nach dem Jahr Schluss ist. Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Aber es gibt eben etwas, das über dem Fußball steht.

DFB.de: Kommen wir zur Saisonplanung: Welchen Zwängen sind Sie dabei unterworfen?

Büskens: Wir haben ein begrenztest Budget, möchten dafür aber eine bestimmte Qualität erlangen. Und da geht die Schere manchmal ein bisschen auseinander. Wir haben nicht so viele Schüsse frei. Wenn wir uns für einen Spieler entscheiden, müssen alle Faktoren stimmen. Wir werden nicht in der Lage sein, für einen einzelnen Spieler knapp zwei Millionen Euro zu bezahlen. Wir müssen Spieler entwickeln.

DFB.de: Ist die Suche nach Verstärkungen auch deshalb schwierig, weil Fürth keinen großen Namen hat?

Büskens: Wir haben keinen großen Namen, aber wir bieten jungen Spielern eine Bühne. Was habe ich vom größten Namen, wenn ich nur auf der Bank sitze. Vielleicht ist es für uns manchmal ein Fluch, aber es kann aufgrund unserer wirtschaftlichen Situation auch ein beidseitiger Segen sein. In der 2. Liga hat das gut geklappt. In der 1. Liga werden wir auch manchmal an unsere Grenzen stoßen. Das wird immer ein Kampf sein.

DFB.de: Den größten Namen im Team hat Gerald Asamoah. Macht es das Arbeiten für Sie einfacher, dass sie keine Ansammlung von Stars vereinen müssen?

Büskens: Ich weiß nicht, ob es einfacher ist. Wir haben in unserem Kader auch Spieler, die nur ein Ziel haben: Am Wochenende zu spielen. Da gibt es genauso Enttäuschungen wie auf Schalke, beim BVB oder bei den Bayern.

DFB.de: Ist Asamoah mit seinen 33 Jahren und seiner langjährigen Bundesliga-Erfahrung auch Ihr verlängerter Arm?

Büskens: Er ist für mich ein wichtiger Ansprechpartner. Genauso wie Tommy Kleine oder Milorad Pekovic. Ich kenne Asa seit über zehn Jahren und schätze ihn sehr. Was er in diesem halben Jahr für uns bewegt hat, war sensationell. Auch mit seiner Verpflichtung ist ein Umdenken eingekehrt. Ich denke, er wird für uns in der Bundesliga wieder sehr wichtig sein.

DFB.de: Was die Bundesliga angeht, sind die meisten Ihrer Jungs noch unerfahren. Wie kann Ihre Mannschaft die fehlende Bundesliga-Erfahrung wettmachen?

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Büskens: Mit großer Begeisterung, Leidenschaft, Elan. Viel geht übers Kollektiv und die Geschlossenheit. Wir haben auch Attribute, die für uns sprechen: Natürlich haben wir nicht die Erfahrung, aber wir haben eine hohe Ballsicherheit, Dynamik und Schnelligkeit. Das wollen wir mit in die 1. Liga nehmen. Wenn wir mutig bleiben, können wir auch ab und zu überraschen.

DFB.de: Das erste Heimspiel gegen Bayern, das zweite gegen Schalke, auswärts warten Mainz und Wolfsburg. Wie wichtig ist angesichts dieses Hammer-Auftaktprogramms ein gelungener Start?

Büskens: Die Augsburger hatten im letzten Jahr einen sehr schlechten Start. Am Ende haben sie Mannschaften wie Köln, Kaiserslautern und Hertha hinter sich gelassen. Es wäre schön, wenn wir mit Erfolgserlebnissen in die Saison starten würden, weil es dir Schwung gibt.

DFB.de: Mit Fürth war lange der Begriff "unaufsteigbar" verbunden. Was wünschen Sie sich als nächstes Attribut für die Kleeblätter?

Büskens: Wenn man "unabsteigbar" mit uns verbinden würde, hätte ich damit keine Probleme. Wir wissen, dass das wahnsinnig schwer wird. Aber der Reiz für so einen kleinen Verein wie Fürth besteht darin, mit den Großen mithalten zu wollen.