Buchwald: "Könnte mir Rückkehr in Bundesliga vorstellen"

Er sorgte für Momente, die sich ins deutsche Fußball-Gedächtnis eingebrannt haben. Der Übersteiger im WM-Achtelfinale 1990 gegen Holland (2:1), der zum 1:0 durch Jürgen Klinsmann führte. Die Leistung im Finale gegen Argentinien (1:0), die Diego Maradona zur Verzweiflung trieb. Das Kopfballtor zum 2:1 am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 199119/92 in Leverkusen, das den VfB Stuttgart zum Deutschen Meister machte. Guido Buchwald war ein Großer seiner Zunft, beim VfB und in der Nationalmannschaft.

Heute sitzt der 50-Jährige im Präsidium der Stuttgarter Kickers. Der Klub aus dem Stadtteil Degerloch war einst sein Sprungbrett. 1979 wurde Buchwald mit der A-Jugend der Kickers Deutscher Meister, bestritt 145 Zweitliga-Spiele im Trikot der Blauen, ehe er 1983 zum VfB wechselte und gleich die Meisterschaft feierte. Nach schwierigen Jahren sind die Kickers zurück auf dem Weg nach oben. Der ehemalige Bundesligist und DFB-Pokal-Finalist von 1987 (1:3 gegen den Hamburger SV) führt die Regionalliga Süd an und gastiert heute Abend (ab 19 Uhr) im Volksbank-Stadion beim Tabellendritten Eintracht Frankfurt II.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Guido Buchwald über seine Aufgabe bei den Kickers, Vor- und Nachteile von Tradition, eine mögliche Rückkehr als Trainer und über Fukushima.

DFB.de: Herr Buchwald, wie fühlt man sich als Weltmeister in der Regionalliga?

Guido Buchwald: Fußball wird überall gespielt, selbstverständlich mit Qualitätsunterschieden. Mir macht die Arbeit bei den Kickers sehr viel Spaß. Der Verein funktioniert, wir haben eine Mannschaft, die sehr gut mitzieht.

DFB.de: Wie sieht Ihre Arbeit im Präsidium aus?

Buchwald: Ich bin ehrenamtlich tätig. Anfangs hatte ich ein bis zwei Tage pro Woche für den Klub eingeplant, jetzt sind es vier bis fünf. Wir wollen im Verein neue Strukturen aufbauen, angefangen vom Jugendbereich bis nach oben. Ich habe im sportlichen Bereich den Hut auf, wobei ich natürlich alles eng mit meinen Präsidiumskollegen abstimme. Meine Arbeit umfasst unter anderem den Austausch mit den Trainern, die Vertragsverhandlungen mit den Spielern und Marketingaktivitäten. Das Aufgabenfeld ist in der Regionalliga nicht viel anders als in der Bundesliga, es ist normales Management.

DFB.de: Die Stuttgarter Kickers gehören zu den Traditionsvereinen, die sich im Spannungsfeld aus Erinnerungen an die große Vergangenheit und Problemen der Gegenwart bewegen. Wie schwierig ist das?



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Er sorgte für Momente, die sich ins deutsche Fußball-Gedächtnis eingebrannt haben. Der Übersteiger im WM-Achtelfinale 1990 gegen Holland (2:1), der zum 1:0 durch Jürgen Klinsmann führte. Die Leistung im Finale gegen Argentinien (1:0), die Diego Maradona zur Verzweiflung trieb. Das Kopfballtor zum 2:1 am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 199119/92 in Leverkusen, das den VfB Stuttgart zum Deutschen Meister machte. Guido Buchwald war ein Großer seiner Zunft, beim VfB und in der Nationalmannschaft.

Heute sitzt der 50-Jährige im Präsidium der Stuttgarter Kickers. Der Klub aus dem Stadtteil Degerloch war einst sein Sprungbrett. 1979 wurde Buchwald mit der A-Jugend der Kickers Deutscher Meister, bestritt 145 Zweitliga-Spiele im Trikot der Blauen, ehe er 1983 zum VfB wechselte und gleich die Meisterschaft feierte. Nach schwierigen Jahren sind die Kickers zurück auf dem Weg nach oben. Der ehemalige Bundesligist und DFB-Pokal-Finalist von 1987 (1:3 gegen den Hamburger SV) führt die Regionalliga Süd an und gastiert heute Abend (ab 19 Uhr) im Volksbank-Stadion beim Tabellendritten Eintracht Frankfurt II.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Guido Buchwald über seine Aufgabe bei den Kickers, Vor- und Nachteile von Tradition, eine mögliche Rückkehr als Trainer und über Fukushima.

DFB.de: Herr Buchwald, wie fühlt man sich als Weltmeister in der Regionalliga?

Guido Buchwald: Fußball wird überall gespielt, selbstverständlich mit Qualitätsunterschieden. Mir macht die Arbeit bei den Kickers sehr viel Spaß. Der Verein funktioniert, wir haben eine Mannschaft, die sehr gut mitzieht.

DFB.de: Wie sieht Ihre Arbeit im Präsidium aus?

Buchwald: Ich bin ehrenamtlich tätig. Anfangs hatte ich ein bis zwei Tage pro Woche für den Klub eingeplant, jetzt sind es vier bis fünf. Wir wollen im Verein neue Strukturen aufbauen, angefangen vom Jugendbereich bis nach oben. Ich habe im sportlichen Bereich den Hut auf, wobei ich natürlich alles eng mit meinen Präsidiumskollegen abstimme. Meine Arbeit umfasst unter anderem den Austausch mit den Trainern, die Vertragsverhandlungen mit den Spielern und Marketingaktivitäten. Das Aufgabenfeld ist in der Regionalliga nicht viel anders als in der Bundesliga, es ist normales Management.

DFB.de: Die Stuttgarter Kickers gehören zu den Traditionsvereinen, die sich im Spannungsfeld aus Erinnerungen an die große Vergangenheit und Problemen der Gegenwart bewegen. Wie schwierig ist das?

Buchwald: Natürlich muss man die Tradition einbringen, die Zeit in der Bundesliga, den Einzug ins DFB-Pokal-Finale. Entscheidend ist aber, realistisch zu sein und den Ist-Stand zu sehen. Wir tragen große Altlasten aus der Vergangenheit mit uns herum, die wir sukzessive abbauen. Dabei sind wir auf einem guten Weg. Der Spagat, den Verein fit für die Zukunft zu machen, ist nicht leicht. Wir möchten mit kleinen Schritten wieder nach oben.

DFB.de: Das Umfeld trägt diese Linie ohne Murren mit?

Buchwald: Für die älteren Fans, die noch die Bundesliga-Zeiten miterlebt haben, ist es manchmal schwierig. Die können nicht begreifen, wenn wir einen Spieler in der Regionalliga nicht verpflichten können, weil es finanziell nicht machbar ist. Wir dürfen uns aber nicht von den Emotionen und der Tradition treiben lassen, sondern müssen mit sachlichem Verstand arbeiten.

DFB.de: Das scheint in dieser Saison gut zu funktionieren. Sind die Kickers reif für die 3. Liga?

Buchwald: Ich denke schon. Wir haben eine junge, attraktive Mannschaft, die unheimlich ehrgeizig ist. Ich denke nicht, dass der Sprung in die 3. Liga so riesig ist. Das sieht man an den Aufsteigern wie Darmstadt 98 und Preußen Münster, die eine ordentliche Rolle spielen. Tun müssen wir etwas am Stadion. Die Haupttribüne benötigt nach einem Aufstieg mehr Sitzplätze. Wir sind mit der Stadt in guten Gesprächen. Bei den Trainingsmöglichkeiten sind wir absolut drittligatauglich, da kommt uns die Tradition zugute.

DFB.de: In anderen Städten gibt es mitunter ausgeprägte Rivalitäten zwischen den Klubs. Warum ist es in Stuttgart anders?

Buchwald: Die alteingesessenen Fans werden das vielleicht ein bisschen anders sehen. Aus meiner Sicht sind sowohl der VfB als auch die Kickers ein wichtiger Bestandteil der Stadt. Es kann nur positiv sein, wenn es beiden Vereinen gut geht und sie voneinander profitieren. Früher hat der VfB sehr von den Kickers profitiert wie die Wechsel von Karl Allgöwer, mir, Jürgen Klinsmann oder Fredi Bobic gezeigt haben. Der VfB ist die klare Nummer eins in Stuttgart, wir sind die Nummer zwei. Die Unterschiede zwischen den Vereinen sind so groß, dass es vermessen von uns wäre, von einer echten Rivalität zu sprechen.

DFB.de: Sie sind Ehrenspielführer des VfB, haben dort Ihre beste Zeit als Fußballer erlebt. Wieso sind Sie nach Ihrer Karriere nie wieder beim VfB gelandet?

Buchwald: An mir lag es mit Sicherheit nicht. Ich habe immer gesagt: Wenn Not am Mann ist, bin ich bereit zu helfen. Aber der VfB hat sich immer anders aufgestellt, hatte andere Ideen. Das ist auch okay und kein Problem für mich. Wir haben ein gutes Verhältnis.

DFB.de: Haben Sie mit dem großen Fußball abgeschlossen?

Buchwald: Ich bin keiner, der sagt: Das und das ist mein großes Ziel. Ich mache das, was mir Spaß macht und wo ich mich einbringen kann. Ich könnte mir gut vorstellen, wieder in der Bundesliga zu arbeiten. Da ich die Fußball-Lehrer-Lizenz habe, könnte ich mir auch vorstellen, wieder als Trainer tätig zu sein.

DFB.de: Ein ehemaliger VfB-Trainer kann im Sommer mit Deutschland Europameister werden.

Buchwald: Ich bin sogar überzeugt davon, dass Joachim Löw und seine Jungs es schaffen. Das ist eine tolle, gewachsene Mannschaft, die reif für einen großen Titel ist.

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DFB.de: Wäre der Fußballer Buchwald im heutigen System immer noch ein Sechser oder eher Innenverteidiger?

Buchwald: Eher Sechser. Ich hätte mich im modernen Fußball sehr wohl gefühlt. Wir haben damals im defensiven Mittelfeld schon ähnlich gespielt, nur ist das ein bisschen untergegangen, weil es noch richtige Zehner auf der Spielmacher-Position gab.

DFB.de: Ein ganz anderes Thema: Vor einem Jahr wurde Ihre Wahlheimat Japan von der Katastrophe in Fukushima erschüttert. Wie sehr hat Sie das Unglück beschäftigt und mitgenommen?

Buchwald: Es beschäftigt mich heute noch. Ich habe dreieinhalb Jahre in Japan gespielt, war drei Jahre Trainer. Ich habe mich dort immer sehr wohl gefühlt, es ist meine zweite Heimat. Ich habe in Japan noch immer viele Freunde, die glücklicherweise alle nicht unmittelbar von dem Unglück betroffen waren. Wenn man sieht, dass erst fünf bis zehn Prozent der Trümmer weggeräumt sind, die der Tsunami hinterlassen hat, weiß man, welche Aufgabe auf das Land noch wartet. In Bezug auf das Atomkraftwerk ist es von hier aus schwer zu beurteilen, wie Japan die Sache im Griff hat.