Brink/Reckermann: "Nationalteam sensationell stark"

Fast zehn Millionen Leute sahen an einem lauen Sommerabend zu, wie zwei Männer um die 30 zu Helden wurden. Julius Brink und Jonas Reckermann gewannen in einem dramatischen Finale in London die Olympische Goldmedaille im Beachvolleyball, zum ersten Mal ging der Titel in dieser Disziplin nach Europa.

Gut zwei Monate ist das jetzt her, und der Hype um die beiden Sportler vom VC Olympia Berlin hat kaum nachgelassen. Für DFB.de hat Redakteur Gereon Tönnihsen mit den beiden über ihr Leben nach London gesprochen, über ihre Leidenschaft für den Fußball, über Treffer an der Torwand und über das WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD).

DFB.de: Herr Reckermann, Sie wurden vor ein paar Wochen an der Schulter operiert. Wie geht es Ihnen jetzt?

Jonas Reckermann: Ganz okay. Ich taste mich so langsam wieder heran. Ansonsten mache ich eben alles mit einem Arm.

DFB.de: Sie machen das also mit links?

Reckermann: (lacht) Ja, im Moment schon. Glücklicherweise war bei mir nur das Eckgelenk betroffen. Wenn es das Schultergelenk gewesen wäre, wäre es problematischer. So rechne ich mit einer Verletzungszeit von "nur" mindestens acht Wochen.

DFB.de: Wie halten Sie sich in dieser Zeit fit?

Reckermann: Erst mal hatten wir ja noch Urlaub. In der ersten Woche nach der Operation ging noch recht wenig, damit die Wundheilung abschließen konnte. Dann startete ich mit Herz-Kreislauf-Übungen, Fahrradfahren, wobei ich die Schulter nicht belasten muss, und Kräftigungsübungen, wobei der Arm nicht zu sehr beansprucht wird.



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Fast zehn Millionen Leute sahen an einem lauen Sommerabend zu, wie zwei Männer um die 30 zu Helden wurden. Julius Brink und Jonas Reckermann gewannen in einem dramatischen Finale in London die Olympische Goldmedaille im Beachvolleyball, zum ersten Mal ging der Titel in dieser Disziplin nach Europa.

Gut zwei Monate ist das jetzt her, und der Hype um die beiden Sportler vom VC Olympia Berlin hat kaum nachgelassen. Für DFB.de hat Redakteur Gereon Tönnihsen mit den beiden über ihr Leben nach London gesprochen, über ihre Leidenschaft für den Fußball, über Treffer an der Torwand und über das WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD).

DFB.de: Herr Reckermann, Sie wurden vor ein paar Wochen an der Schulter operiert. Wie geht es Ihnen jetzt?

Jonas Reckermann: Ganz okay. Ich taste mich so langsam wieder heran. Ansonsten mache ich eben alles mit einem Arm.

DFB.de: Sie machen das also mit links?

Reckermann: (lacht) Ja, im Moment schon. Glücklicherweise war bei mir nur das Eckgelenk betroffen. Wenn es das Schultergelenk gewesen wäre, wäre es problematischer. So rechne ich mit einer Verletzungszeit von "nur" mindestens acht Wochen.

DFB.de: Wie halten Sie sich in dieser Zeit fit?

Reckermann: Erst mal hatten wir ja noch Urlaub. In der ersten Woche nach der Operation ging noch recht wenig, damit die Wundheilung abschließen konnte. Dann startete ich mit Herz-Kreislauf-Übungen, Fahrradfahren, wobei ich die Schulter nicht belasten muss, und Kräftigungsübungen, wobei der Arm nicht zu sehr beansprucht wird.

Julius Brink: Wir hatten jetzt eine Phase der körperlichen Ruhe, die wir auch dringend benötigt haben. Jetzt aber geht es wieder in den Kraftraum. Es wird gelaufen, Mountainbike gefahren - einiges für die Ausdauer getan. Es ist gut, dass es wieder losgeht. Wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich, dass sich in sechs Wochen ohne Sport schon was am Körper ändert. (lacht)

DFB.de: In Sachen Fußball dürften bei Ihnen im Team die Kräfteverhältnisse klar verteilt sein.

Reckermann: Auf jeden Fall. Ich habe einen Verein mit Herz, Tradition, Kultur. Julius' Herz schlägt halt für den Vorstadtklub. (lacht) Mit Köln und Leverkusen prallen zwei Welten aufeinander. Seit wir zusammenspielen, gab es wenige gute Zeiten für mich. Die meiste Zeit waren die Leverkusener vorne, jetzt ja auch. Eines der wenigen Highlights war das 4:1 der Kölner vergangene Saison in Leverkusen. Ein inneres Feuerwerk.

Reckermann: Das sei ihm auch mal gegönnt. Ansonsten ist Bayer ja schon ziemlich weit weg. Ich bin in Leverkusen groß geworden, ungefähr 2,5 Kilometer vom Stadion entfernt. Ich bin kompletter Fußballfan. Die grandiose Saison 2001/2002, in der wir im Finale der Champions League standen, war großartig. Ich habe bei allen Spielen mitgefiebert. Daher habe ich eine ganz enge Bindung und identifiziere mich sehr mit dem Verein.

DFB.de: Große Unterschiede also in Sachen Vereinsliebe. Aber auf die Nationalmannschaft können Sie sich einigen, oder?

Reckermann: Klar, wenn die Nationalmannschaft spielt, geht es schon harmonisch zu. Während der EM in Polen und der Ukraine haben wir in verschiedenen Ländern die Spiele zusammen verfolgt und haben den Jungs die Daumen gedrückt. Der Fußball, der in der Nationalmannschaft derzeit gespielt wird, ist sehr attraktiv, macht große Freude.

Brink: Es ist immer spannend, wenn Großturniere parallel zu unserer World Tour stattfinden, dann können wir mit anderen Teams zusammen die Spiele schauen. Abends in der Hotellobby mit den anderen Spielern, das ist schon recht lustig.

DFB.de: Haben für Sie Spiele Ihres Klubs und der Nationalmannschaft immer Vorrang vor etwaigen Interviewterminen?

Reckermann: Fußball ist mir heilig. Daher versuche ich, wann immer es geht, Termine so zu legen, damit ich Spiele der Nationalmannschaft und meines FC wahrnehmen kann.

Brink: Aber einfach ist das nicht. Und es klappt auch nicht immer.

DFB.de: Dieser Sommer war für Sie sehr ereignisreich. Durch den Olympiatriumph haben Sie noch größere Aufmerksamkeit erfahren. Wie sind Sie mit der Terminflut umgegangen?

Brink: Es ist unglaublich. Für uns natürlich eine vollkommen neue Situation. Wir und unser Management mussten uns neu aufstellen, uns neu organisieren. Das Interesse ist noch immer groß, auch wenn schon einige Monate seit der Goldmedaille vergangen sind. Zum Jahresende haben wir jetzt schon viele Einladungen zu Veranstaltungen. Wir freuen uns aber schon, da wir sehen, dass wir mit unserer Leistung viele Menschen begeistern konnten.

Reckermann: Die Zeit nach Olympia war schon extrem und schwer voraussehbar. Es standen viele, sehr viele Auftritte und Interviews an. Es war für uns eine große Umstellung, an die wir uns erst einmal gewöhnen mussten. Zum Jahresende ist der Terminkalender wieder voll, wie Julius ja schon sagte. Ehrungen, Jahresrückblicke und, und, und. Uns freut es aber, dass Beachvolleyball dadurch immer mehr Aufmerksamkeit bekommt, auch wenn es zeitweise wieder sehr, sehr stressig sein wird.

DFB.de: Wie hat sich Ihr Leben nach Olympia verändert?

Reckermann: Verändert hat es sich nicht. Ich achte sehr darauf, weiterhin auch mein Privatleben so zu führen, wie ich es auch vor Olympia getan habe. Im Augenblick haben wir Saisonpause, wenn aber die Saison wieder beginnt, muss man schauen, dass man einen Mittelweg findet: auf der einen Seite die Interessen bedient, auf der anderen Seite sein Privatleben nicht vernachlässigt. Wenn es uns zu viel wird, sagen wir schon mal Nein.

Brink: Anders geht es auch nicht. Grundsätzlich aber können wir uns schon noch frei bewegen, ohne permanent angesprochen zu werden. Man hat weiterhin auch seine Freiräume.

DFB.de: Nach Ihrem Olympiasieg waren Sie im ZDF-Sportstudio. Das Torwandschießen verlief ganz erfolgreich, 3:3 im internen Duell. Wie ist es denn um Ihre fußballerischen Fähigkeiten bestellt?

Reckermann: Als Kind habe ich bis zur C-Jugend bei Amisia Rheine gespielt. Jetzt aber bin ich eher ein passionierter als überragender Freizeitfußballer. Wenn es meine freie Zeit zulässt, versuche ich mit Freunden zu kicken. Neulich kam Reiner Calmund zu mir und sagte: "Jung', wenn das mit dem Volleyball nichts mehr für dich ist, kannst du zum Fußball wechseln." In meinem Alter ist das aber vermutlich schwierig. Wir spielen zum Aufwärmen oft Footvolley. Das schult die Beinarbeit und das Stellungsspiel zum Ball.

Brink: Ja, das macht immer Spaß. Ich habe nie im Verein gespielt, kicke aber gerne in meiner Freizeit. Wenn auch vielleicht nicht so gut wie Jonas. Wir haben im vorigen Sommer versucht, eine Kickrunde mit Freunden aufzubauen, doch wir haben es zeitlich zu den Trainingseinheiten selten geschafft. Im Winter und zur Hallensaison wird es sicherlich anders werden. Hoffe ich.

DFB.de: Wenn Sie denn zum Fußballspielen kommen, welche Position bevorzugen Sie? Bei Ihrer Körpergröße bietet sich das Spiel im Tor an …

Reckermann: Könnte man meinen, stimmt aber nicht. Als Kind habe ich immer Mittelstürmer gespielt. Jetzt aber eher Rechtsaußen, obwohl sich das wenige Leute bei mir vorstellen können, bei meiner Körpergröße.

Brink: Ich spiele auch am liebsten rechts offensiv, auch wenn man viel laufen muss. Ich bin aber auch jemand, der gerne mal vorne stehen bleibt, auf die Bälle wartet. Meine Defensivarbeit ist sehr verbesserungswürdig.

DFB.de: Das Spiel Deutschland gegen Schweden findet in Berlin statt. Welche Verbindungen, welche Beziehungen haben Sie zur Hauptstadt?

Reckermann: Wir starten für den VC Olympia. Berlin hat super Trainingsbedingungen, gute Trainer, eine gute Nachwuchsarbeit, eine gute Beachvolleyball-Halle. Wir sind etliche Tage, Wochen im Jahr dort. Unser Basislager liegt aber in weiterhin im Rheinland, wo auch unsere Trainer herkommen.

DFB.de: … und zum Fußball?

Reckermann: Meine große Liebe ist der 1. FC Köln, aber auch Hertha BSC gehört in die Bundesliga. Am liebsten wäre es mir, wenn am Ende der Saison Hertha, Köln und der FC St. Pauli wieder aufsteigen würden.

Brink: Die Hauptstadt braucht einfach einen Verein in der Bundesliga.

DFB.de: In den Fußballstadien ist es immer besonders laut. Ist das vergleichbar mit der Atmosphäre im Olympiafinale gegen die beiden Brasilianer vor 15.000 beigeisterten Fans?

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Reckermann: Auch auf der Tour ist immer eine Menge los. Aber in London war es sehr laut, eine sensationelle Stimmung, dazu das Spiel unter Flutlicht, die ganze Umgebung war gigantisch - richtige Stadionatmosphäre. Wir saugen das regelrecht auf, das kann einen pushen, beflügeln.

Brink: Die Besonderheit in London war schon die Größe des Stadions. Im Beachvolleyball nicht alltäglich, dass man den Kopf stark in den Nacken legen muss, um überhaupt den obersten Rang zu sehen. Doch ist die Stimmung auch in kleinen Stadien teils großartig. Dazu die passende musikalische Untermalung, und es ist ein großartiges Erlebnis.

DFB.de: Herr Brink, Sie werden sich am Dienstag das Spiel live im Berliner Olympiastadion anschauen. Was erwarten Sie?

Brink: Ich bin zum ersten Mal bei einem Länderspiel live im Stadion. Ich freue mich schon sehr darauf, die Gänge hochzulaufen, das strahlende Flutlicht zu sehen, die ganze Atmosphäre einzuatmen.

DFB.de: Was denken Sie, wie das Spiel ausgehen wird?

Brink: Wenn das deutsche Team das zeigt, was es kann, wird es ein klarer Sieg. Vom Potenzial her sollte das zu schaffen sein. Es ist schon beeindruckend, wie die Mannschaft Spiele in der Vergangenheit immer angegangen ist, wie sie auf den Gegner fokussiert ist, wie ernst sie den Gegner auch genommen hat, auch wenn er vom Papier her klarer Außenseiter war. Beeindruckend war ebenso die Serie von 15 Pflichtspielsiegen bis zum Halbfinal-Aus gegen Italien. Also: Wir haben nach wie vor eine sensationell stark besetzte Mannschaft, und wir werden Schweden mit einem überzeugenden 3:0 besiegen.

Reckermann: Ich glaube, die Deutschen werden mit einem attraktiven Spiel souverän mit 3:1 gewinnen. Auf das Gegentor tippe ich nur deshalb, weil die Schweden Zlatan Ibrahimovic haben.