Brehme über Dänemark: "Finale 1992 vergesse ich nie"

Sein Name wird für immer in einem Atemzug mit dem Gewinn des WM-Titels 1990 genannt werden, als Andreas Brehme fünf Minuten vor dem Abpfiff des Endspiels in Rom den Foulelfmeter zum 1:0-Sieg über Argentinien verwandelte.

Abrunden könenn hätte der gebürtige Hamburger seine große Karriere, die unter anderem Meistertitel mit Bayern München, Inter Mailand und dem 1. FC Kaiserslautern sowie den UEFA-Pokalsieg mit Inter aufweist, als Kapitän bei der EURO 1992 in Schweden. Im Endspiel aber unterlag die hoch favorisierte deutsche Mannschaft mit 0:2 den Dänen, die quasi aus dem Urlaub an Stelle der vom Turnier wegen des Bosnien-Kriegs ausgeschlossenen Jugoslawen von der UEFA nachnominiert worden waren.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Wolfgang Tobien blickt Andreas Brehme auf dieses denkwürdige EM-Finale zurück, das letzte seiner vier Länderspiele gegen Dänemark. Zudem beurteilt der einstige Weltklasse-Linksverteidiger, der im Verlauf seiner 86 Länderspiele an je drei WM- und EM-Endrunden teilnahm und dabei insgesamt dreimal das Finale erreichte, die Ausgangssituation und die Chancen der deutschen Mannschaft vor dem letzten EM-Gruppenspiel am Sonntag gegen die Dänen.

DFB.de: Herr Brehme, während Ihrer Karriere im Nationalteam haben sie viermal gegen Dänemark gespielt. Was haben Sie stärker in Erinnerung, die beiden Siege 1988 und 1990 oder die zwei Niederlagen 1986 und 1992?

Andreas Brehme: Was bis heute in meiner Erinnerung hängen blieb, ist die Niederlage im EM-Finale 1992. An die anderen drei Spiele denke ich überhaupt nicht mehr. Doch dieses Endspiel in Göteborg, das vergisst man nie. Vor allem wegen der Begleitumstände. Die Dänen sind ja damals als krasser Außenseiter nachträglich reingerutscht in diese Endrunde und haben ihre Sache super gemacht.

DFB.de: Die Endspielniederlage 1992 war dabei für Sie besonders bitter. Nach einem Sieg in Göteborg als damaliger Kapitän den EM-Pokal in Empfang zu nehmen, wäre für Sie wohl ein weiterer Höhepunkt Ihrer großen Karriere gewesen?

Brehme: Für mich hätte es in diesem Fall keine Rolle gespielt, ob ich Kapitän gewesen wäre oder nicht. Okay, ich habe nach Rudi Völlers verletzungsbedingtem Ausfall im ersten Turnierspiel die Binde während des gesamten Turniers getragen. Einer muss ja Kapitän sein. Doch ob ich als Erster oder als Letzter den Pokal bekommen hätte, wäre mir egal gewesen. Hauptsache, ich hätte ihn überhaupt in den Händen gehabt. Leider kam es anders. Letztlich kann man aber auch stolz sein, wenn man überhaupt ein solches Endspiel erreicht, sei es bei einer WM wie 1990 und 1986 oder bei einer EM, im Europacup oder im DFB-Pokal. Das muss man erst mal erreichen. Dieses Glück hatte ich einige Male.

DFB.de: Was ist für Sie im Rückblick der Hauptgrund, dass die erste gesamtdeutsche Turniermannschaft 1992 in ihrer hohen Favoritenrolle scheiterte?



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Sein Name wird für immer in einem Atemzug mit dem Gewinn des WM-Titels 1990 genannt werden, als Andreas Brehme fünf Minuten vor dem Abpfiff des Endspiels in Rom den Foulelfmeter zum 1:0-Sieg über Argentinien verwandelte.

Abrunden könenn hätte der gebürtige Hamburger seine große Karriere, die unter anderem Meistertitel mit Bayern München, Inter Mailand und dem 1. FC Kaiserslautern sowie den UEFA-Pokalsieg mit Inter aufweist, als Kapitän bei der EURO 1992 in Schweden. Im Endspiel aber unterlag die hoch favorisierte deutsche Mannschaft mit 0:2 den Dänen, die quasi aus dem Urlaub an Stelle der vom Turnier wegen des Bosnien-Kriegs ausgeschlossenen Jugoslawen von der UEFA nachnominiert worden waren.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Wolfgang Tobien blickt Andreas Brehme auf dieses denkwürdige EM-Finale zurück, das letzte seiner vier Länderspiele gegen Dänemark. Zudem beurteilt der einstige Weltklasse-Linksverteidiger, der im Verlauf seiner 86 Länderspiele an je drei WM- und EM-Endrunden teilnahm und dabei insgesamt dreimal das Finale erreichte, die Ausgangssituation und die Chancen der deutschen Mannschaft vor dem letzten EM-Gruppenspiel am Sonntag gegen die Dänen.

DFB.de: Herr Brehme, während Ihrer Karriere im Nationalteam haben sie viermal gegen Dänemark gespielt. Was haben Sie stärker in Erinnerung, die beiden Siege 1988 und 1990 oder die zwei Niederlagen 1986 und 1992?

Andreas Brehme: Was bis heute in meiner Erinnerung hängen blieb, ist die Niederlage im EM-Finale 1992. An die anderen drei Spiele denke ich überhaupt nicht mehr. Doch dieses Endspiel in Göteborg, das vergisst man nie. Vor allem wegen der Begleitumstände. Die Dänen sind ja damals als krasser Außenseiter nachträglich reingerutscht in diese Endrunde und haben ihre Sache super gemacht.

DFB.de: Die Endspielniederlage 1992 war dabei für Sie besonders bitter. Nach einem Sieg in Göteborg als damaliger Kapitän den EM-Pokal in Empfang zu nehmen, wäre für Sie wohl ein weiterer Höhepunkt Ihrer großen Karriere gewesen?

Brehme: Für mich hätte es in diesem Fall keine Rolle gespielt, ob ich Kapitän gewesen wäre oder nicht. Okay, ich habe nach Rudi Völlers verletzungsbedingtem Ausfall im ersten Turnierspiel die Binde während des gesamten Turniers getragen. Einer muss ja Kapitän sein. Doch ob ich als Erster oder als Letzter den Pokal bekommen hätte, wäre mir egal gewesen. Hauptsache, ich hätte ihn überhaupt in den Händen gehabt. Leider kam es anders. Letztlich kann man aber auch stolz sein, wenn man überhaupt ein solches Endspiel erreicht, sei es bei einer WM wie 1990 und 1986 oder bei einer EM, im Europacup oder im DFB-Pokal. Das muss man erst mal erreichen. Dieses Glück hatte ich einige Male.

DFB.de: Was ist für Sie im Rückblick der Hauptgrund, dass die erste gesamtdeutsche Turniermannschaft 1992 in ihrer hohen Favoritenrolle scheiterte?

Brehme: Ganz sicher die Ausfälle von Lothar Matthäus und Rudi Völler. Lothar hatte sich ja einige Wochen vorher einen Kreuzbandriss zugezogen. Und Rudi schied schon gleich im ersten Spiel gegen die Russen, beziehungsweise die Mannschaft der damaligen GUS nach wenigen Minuten mit einer schweren Schulterverletzung aus. Mit diesen beiden wären wir, davon gehe ich auch heute noch aus, Europameister geworden. Dennoch hatten wir zusammen mit Doll, Sammer und Thom, den Jungs aus dem Osten, eine gute Mannschaft. Es fehlten aber unsere beiden wichtigen Führungsspieler. Doch Wenn und Aber zählen nicht. Die Dänen sind damals verdient Europameister geworden. Sie haben gegen Frankreich nicht verloren und dazu mit Holland und Deutschland den EM-Titelverteidiger und den amtierenden Weltmeister bezwungen. Sie konnten sich also als würdiger Europameister fühlen.

DFB.de: Was zeichnete Dänemarks Team als damaligen Europameister aus?

Brehme: Sie hatten nichts zu verlieren, genau das hat man ihrer Spielweise auch angemerkt. Unbekümmert und locker gaben sie sich zwei Wochen lang als unbeschwerte Spaßvögel. Auf dem Spielfeld aber ließ die Mannschaft um ihre Stars Brian Laudrup, Lars Olsen und den Dortmunder Flemming Povlsen nicht locker und sich in ihrer Spielfreude nicht beirren. Und sie hatten in Peter Schmeichel nicht nur im Finale einen überragenden Torwart.

DFB.de: Nur wer sich hohe Ziele setzt, wird auch hohe Ziele erreichen. Diese Erkenntnis widerlegten die Dänen 1992 eindrucksvoll, als sie ohne große eigene Ansprüche unbeschwert aufspielten und Europameister wurden. Sehen Sie Dänemark diesmal bei der EM 2012 in einer ähnlichen Außenseiter-Rolle?

Brehme: Wie damals hatte wohl auch jetzt vor Turnierbeginn die Dänen keiner auf der Rechnung. Doch gleich im ersten Spiel haben sie in ihrer Außenseiterrolle gegen die Niederlande voll überzeugt und in meinen Augen einen hervorragenden Fußball gespielt. Auch wenn die Holländer viele Tormöglichkeiten hatten, haben die Dänen sich immer wieder sehr gekonnt frei gespielt und sich eine hervorragende Ausgangsposition verschafft.

DFB.de: Nun erwarten die dänischen Fans am Sonntag auch den Sturz des anderen Topfavoriten in der Gruppe A. Worauf muss das deutsche Team besonders achten, um eine weitere Sensation durch Morten Olsens Mannschaft zu verhindern?

Brehme: Man darf sie auf keinen Fall unterschätzen. Die Dänen müssen nach Möglichkeit gewinnen, das heißt sie werden sich wohl nicht mehr so einen passiven Auftritt leisten wie gegen Portugal in der ersten Halbzeit. Umgekehrt muss für unsere Mannschaft das Ziel nach wie vor der Gruppensieg sein. Dies muss sie von Beginn an deutlich zeigen und gegen die um ihre letzte Chance kämpfenden Dänen zunächst einmal defensiv als Mannschaftsverbund ähnlich gut arbeiten wie über weite Strecken des Spiels gegen Holland.

DFB.de: Was ist die besondere Stärke des aktuellen dänischen Teams?

Brehme: Die Kompaktheit. Gegen die Niederlande überzeugten sie mich als eine sehr stabile Einheit mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Und gegen Portugal mit guter Moral. Wie sie nach der schwachen ersten Halbzeit zurück ins Spiel fanden und nach der Pause eine wirklich hervorragende Gesamtleistung boten, dies spricht für ihren Charakter und ein sehr stabiles internes Mannschaftsgefüge. Sie spielen sehr diszipliniert in ihrem taktischen System mit einer Spitze und drei offensiven Mittelfeldspielern dahinter, wobei der 20-jährige Eriksen allerdings seinem Ruf als Dänemarks angebliches Jahrhunderttalent bisher vieles schuldig blieb.

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DFB.de: Wo sehen Sie die individuellen Stärken Dänemarks?

Brehme: Im Gegensatz zu 1992 und den 80er-Jahren mit Michael und Brian Laudrup, mit Flemming Povlsen, Sören Lerby, Elkjaer-Larsen oder Peter Schmeichel haben sie zur Zeit keinen internationalen Topstar in ihren Reihen. Doch mit Daniel Agger verfügen sie über einen zweikampf- und kopfballstarken Abwehrchef, der auch als Führungsspieler überzeugt. Und ganz vorne besitzen sie eine typische Nr. 9 mit Torinstinkt. Ich hoffe, dass unsere Abwehrspieler gegen Bendtner am Sonntag einen ähnlich guten Job machen wie in den ersten beiden Gruppenspielen.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die deutschen Chancen nach den ersten beiden Vorrundenspieltagen?

Brehme: Unsere Jungs haben nicht nur hochverdient gewonnen gegen Holland, sondern dabei auch eine deutliche Steigerung im Vergleich zum ersten Spiel gezeigt. So muss es sein bei einem großen Turnier. Die Mannschaft hat sich insgesamt auf einem viel höheren Niveau bewegt, viel ausgeglichener auf den einzelnen Positionen, nachdem es dort gegen Portugal noch ein deutliches Leistungsgefälle gab.

DFB.de: Welche Mannschaft kann sich momentan die größten Hoffnungen auf den Gewinn des EM-Titels machen?

Brehme: Tatsache ist, dass unsere Mannschaft als einzige von den Topfavoriten noch keine Punkte abgegeben hat. Jetzt muss gegen Dänemark am Sonntag der Gruppensieg her. Dann geht die Europameisterschaft erst richtig los.