Brandts Traum: "Mit Bayer einen Titel holen"

Im Fußball kann man nicht immer alles schlüssig erklären. Das weiß inzwischen auch Julian Brandt. Denn der U 21-Nationalspieler befindet sich seit Wochen auf einem sportlichen Höhenflug. Nach einer schwierigen Hinrunde traf er zuletzt fünfmal in Folge und bereitete zudem vier Treffer vor. Warum es so gut läuft, weiß der 19-Jährige selbst nicht so genau. Vor ein paar Wochen scherzte er, dass möglicherweise der einsetzende Frühling und das wärmere Wetter ein Grund dafür sein könnte.

Unter dem Strich ist er ein wichtiger Baustein bei Bayer Leverkusens Serie von sechs Siegen in Folge und dem Sprung auf Platz drei. Vor dem Spiel gegen Hertha BSC heute (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) am 32. Spieltag der Bundesliga spricht Julian Brandt im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Andreas Reiners über die unheimliche Leverkusener Serie im Frühling, schwierige Phasen, Rudi Völlers ehrliche Augen und seine Planung im Sommer.

DFB.de: Sind Sie ein Schönwetterfußballer, Julian Brandt?

Julian Brandt: (lacht) Nein, ich gehe auch bei Regen raus. Das besser gewordene Wetter war vor ein paar Wochen der einzige Grund, der mir spontan eingefallen ist, warum es bei mir so gut läuft.

DFB.de: Gibt es für einen solchen Höhenflug wie bei Ihnen manchmal einfach keine schlüssige Erklärung?

Brandt: Ich kann verstehen, wenn man denkt, dass es irgendwo einen Knackpunkt gegeben haben muss. Dass vielleicht auch abseits des Platzes etwas passiert ist, das einen Umschwung bewirkt hat. Aber den einen Knackpunkt gibt es nicht, deswegen ist es etwas schwierig, das zu erklären. Es ist einfach so passiert in den vergangenen Wochen.

DFB.de: Gibt es zwischen Ihrem Lauf und dem der Mannschaft eine Verbindung?

Brandt: Auf jeden Fall. Jeder Spieler schwimmt auch mit dem Erfolg der Mannschaft mit. Wenn man gewinnt, sieht man automatisch besser aus als bei einer Niederlage. Die Mannschaft war vor einigen Wochen in einer vergleichbaren Situation wie ich selbst. Und so wie die Mannschaft sich herausgekämpft hat, habe ich das auch.

DFB.de: Wird der Mannschaft die Parallele zu den vergangenen beiden Jahren mit der Siegesserie zum Saisonende nicht langsam ein wenig unheimlich?

Brandt: Ja, das ist komisch. Ich weiß nicht, warum es bei diesem Verein so ist, dass wir die letzten Spiele immer gewinnen.



Im Fußball kann man nicht immer alles schlüssig erklären. Das weiß inzwischen auch Julian Brandt. Denn der U 21-Nationalspieler befindet sich seit Wochen auf einem sportlichen Höhenflug. Nach einer schwierigen Hinrunde traf er zuletzt fünfmal in Folge und bereitete zudem vier Treffer vor. Warum es so gut läuft, weiß der 19-Jährige selbst nicht so genau. Vor ein paar Wochen scherzte er, dass möglicherweise der einsetzende Frühling und das wärmere Wetter ein Grund dafür sein könnte.

Unter dem Strich ist er ein wichtiger Baustein bei Bayer Leverkusens Serie von sechs Siegen in Folge und dem Sprung auf Platz drei. Vor dem Spiel gegen Hertha BSC heute (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) am 32. Spieltag der Bundesliga spricht Julian Brandt im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Andreas Reiners über die unheimliche Leverkusener Serie im Frühling, schwierige Phasen, Rudi Völlers ehrliche Augen und seine Planung im Sommer.

DFB.de: Sind Sie ein Schönwetterfußballer, Julian Brandt?

Julian Brandt: (lacht) Nein, ich gehe auch bei Regen raus. Das besser gewordene Wetter war vor ein paar Wochen der einzige Grund, der mir spontan eingefallen ist, warum es bei mir so gut läuft.

DFB.de: Gibt es für einen solchen Höhenflug wie bei Ihnen manchmal einfach keine schlüssige Erklärung?

Brandt: Ich kann verstehen, wenn man denkt, dass es irgendwo einen Knackpunkt gegeben haben muss. Dass vielleicht auch abseits des Platzes etwas passiert ist, das einen Umschwung bewirkt hat. Aber den einen Knackpunkt gibt es nicht, deswegen ist es etwas schwierig, das zu erklären. Es ist einfach so passiert in den vergangenen Wochen.

DFB.de: Gibt es zwischen Ihrem Lauf und dem der Mannschaft eine Verbindung?

Brandt: Auf jeden Fall. Jeder Spieler schwimmt auch mit dem Erfolg der Mannschaft mit. Wenn man gewinnt, sieht man automatisch besser aus als bei einer Niederlage. Die Mannschaft war vor einigen Wochen in einer vergleichbaren Situation wie ich selbst. Und so wie die Mannschaft sich herausgekämpft hat, habe ich das auch.

DFB.de: Wird der Mannschaft die Parallele zu den vergangenen beiden Jahren mit der Siegesserie zum Saisonende nicht langsam ein wenig unheimlich?

Brandt: Ja, das ist komisch. Ich weiß nicht, warum es bei diesem Verein so ist, dass wir die letzten Spiele immer gewinnen.

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DFB.de: Vielleicht sind alle in der Mannschaft Schönwetterfußballer...

Brandt: Ja vielleicht. (lacht) Es ist aber auf jeden Fall eine gute Phase. Irgendwie ist das so bei uns, solche Dinge kann man nicht immer erklären. Aber besser wir gewinnen jetzt noch die Spiele als gar nicht.

DFB.de: Nach den Vorkommnissen beim Spiel gegen den BVB war die Kritik an Trainer Roger Schmidt groß. Hat das die Mannschaft vielleicht noch mehr zusammengeschweißt.

Brandt: Ja, wir haben uns nach dem Spiel zusammengesetzt und gesagt, dass wir jetzt erst recht entschlossen auftreten müssen. Wir mussten vor allem über den Teamgeist und die mannschaftliche Geschlossenheit kommen. Auch wenn von den Ergebnissen her zunächst nicht alles positiv verlief, war das Spiel in Augsburg (3:3 nach 0:3; Anm. d. Red.) ein kleiner Schlüsselerfolg, bei dem man gemerkt hat, dass es in der Mannschaft stimmt. Danach ging es ja auch aufwärts. Insgesamt war es auch eine Erfahrung, von der wir in der jetzigen Phase profitieren.

DFB.de: Wie haben Sie bei Ihrer Entwicklung vom Trainer profitiert?

Brandt: Die Defensive ist nicht unbedingt meine Paradedisziplin. Da habe ich sehr viel von ihm gelernt und mich immens weiterentwickelt, auch wenn es dem neutralen Beobachter vielleicht nicht so auffällt. Daneben hat der Trainer mir auch Geduld beigebracht. In der Phase zum Beispiel, in der es nicht lief, kam er zu mir und sagte: "Mach dir keinen Stress, bleib' geduldig, mach' das was du kannst und besinne dich auf deine Stärken." Dann sammelt man sich und kommt wieder zurück in die Spur. Da hat er mir sehr geholfen.

DFB.de: Wie gehen Sie mit diesen Phasen um?

Brandt: Relativ gelassen, ich habe mir wenig Druck und Stress gemacht. Natürlich ist man unzufrieden. Ich habe aber eine Mitte gefunden zwischen gesundem Ehrgeiz und Geduld, mir selbst die Zeit zu geben, bis die Erfolge zurückkommen. Das hat ein bisschen gedauert, aber so etwas ist normal im Leben. Ich habe solch eine Phase lieber früh als mit 21 oder 22 Jahren.

DFB.de: Warum?

Brandt: Wenn man nur von Erfolgen geprägt ist, dann ist es schwierig, wenn es einmal nicht so läuft. Ich glaube, dass es dann nicht so einfach ist, aus dieser Phase wieder herauszukommen. Wenn man noch jung ist, ist die Erwartungshaltung auch noch nicht so hoch. Wenn man aber von 18 bis 21 alles "zerstört" hat auf dem Spielfeld, dann ist die Erwartungshaltung eine ganz andere. Es ist gut, dass es bei mir jetzt mal so war und ich weiß, wie ich mit so einer Situation umgehen muss.

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DFB.de: Es gibt immer wieder die Schlagzeilen "Supertalent", "Megatalent" oder "Versprechen für die Zukunft". Lesen Sie so etwas?

Brandt: Nein, ich lese nicht viel davon. Spurlos geht das natürlich nicht an mir vorbei, denn ich habe viele Freunde, die so etwas natürlich lesen. Ich bin aber niemand, der nach seinem eigenen Namen googelt. Wenn man zu viel davon liest, vor allem wenn es mal nicht läuft und auf einem herumgetrampelt wird, würde man daran kaputtgehen.

DFB.de: Wer hält Sie auf dem Boden?

Brandt: Meine Familie und meine Freunde. Die wohnen alle noch in Bremen, weshalb ich öfter mal dort hinfahre. Sie erinnern mich ganz gut daran, wo ich herkomme, wo ich aufgewachsen bin und dass nicht immer alles in dieser "Schubidu-Welt" abläuft, sondern dass es auch ganz normale Leute gibt, die ihr ganz normales Leben leben.

DFB.de: Ihr Vater ist auch Ihr Berater. Warum halten Sie das in der Familie?

Brandt: Ich bin damit immer gut gefahren, weil ich denke, dass die Familie immer nur das Beste für ihr Kind will. Mein Vater hat auch Ahnung vom Fußballgeschäft, er ist gleichzeitig meine größte Vertrauensperson. Er gibt mir Ratschläge, mit denen ich viel anfangen kann, auch wenn es um Verträge oder Vereinswechsel geht. Ich wüsste nicht, warum ich das ändern sollte.

DFB.de: Kommt es dann nicht zu Problemen, eben weil es der eigene Vater ist?

Brandt: Nein, gar nicht. Ich habe ein unfassbar gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Deswegen gibt es bei uns auch kaum Streit. Beim Thema Fußball schon gar nicht. Mein Vater ist mein größter Kritiker, aber auch eine große Stütze. Wenn es zum Beispiel wie jetzt viel Lob gibt, ist er auch der Erste, der sagt: "Bleib' dran, lass' dir von den Leuten jetzt nicht erzählen, dass du der Größte bist, sondern mach' weiter!" Er hält bei mir die Balance.

DFB.de: Warum haben Sie sich mit 15 Jahren für den VfL Wolfsburg entschieden?

Brandt: Ich hatte keine Ahnung, wie das bei einem Bundesligisten abläuft, deshalb habe ich erst einmal die Klubs besucht, die Interesse hatten. Für mich war klar, dass ich in der Nähe von Bremen sein will, weil es kein einfacher Schritt ist, von Zuhause auszuziehen. Und manchmal hat man, wenn man irgendwo ist, einfach das Gefühl: "Hier fühle ich mich wohl, das kann der nächste Schritt sein, hier kannst du dir das vorstellen." Das war in Wolfsburg der Fall. Ich habe mir gar keinen großen Kopf gemacht, sondern irgendwann zu meinen Eltern gesagt: "Ich wechsele nach Wolfsburg." Ich bin jemand, der eher aus dem Bauch heraus entscheidet. Wo das Gefühl mich hinleitet, da geht es dann auch hin.

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DFB.de: Wie groß waren die Veränderungen für Sie?

Brandt: Ich musste meine Wäsche selbst waschen, mein Zimmer immer aufräumen und jede Woche vorzeigen. Ich brauchte ein paar Wochen, um mich an das Internatsleben zu gewöhnen. Und fußballerisch war es natürlich eine andere Ebene. Ich habe mich aber schnell integriert. Ich hatte einen guten Draht zum Trainer, es hat alles gestimmt. Wir sind ja auch Deutscher Meister geworden. Als mein Vertrag dann auslief, war ich bereit für etwas Neues.

DFB.de: Ihr Vater hat mal verraten, dass die ehrlichen Augen von Rudi Völler den Ausschlag für den anschließenden Wechsel nach Leverkusen gegeben hätten...

Brandt: Das war das gleiche Prozedere wie beim Wechsel nach Wolfsburg. Wenn du mit Leuten wie Rudi Völler sprichst, merkst du, dass es kein Müll ist, den sie reden. Sondern du denkst, dass es so wirklich stimmen kann. Er ist ein sehr ehrlicher Mensch, er hat sehr ehrliche Augen und ich habe ihm alles geglaubt, was er damals gesagt hat. Ich konnte mir das sehr gut vorstellen und habe es dann gewagt. Es ging dann am Ende alles schneller, als alle gedacht haben.

DFB.de: Wenn man als junger Spieler zu einem größeren Klub wechselt, sucht man den Anschluss an bestimmte, erfahrene Spieler? Oder tut man sich mit seinesgleichen zusammen?

Brandt: Ich habe das Glück gehabt, dass Levin Öztunali da war. Ihn kannte ich bereits und habe mich an ihn gehalten. Er hat mir alles gezeigt, und ich konnte mir in Ruhe einen Eindruck verschaffen und mich einleben. Als ich in der Mannschaft drin war, bin ich zum damaligen Kapitän Simon Rolfes gegangen und habe ihn auch mal um Ratschläge gebeten. Ich habe sogar noch bis heute zu ihm Kontakt. Von den erfahrenen Spielern kann man viel lernen. Kleine Sachen, die aber auf dem Platz immens wichtig sein können.

DFB.de: Wie planen Sie Ihre Karriere grundsätzlich?

Brandt: Ich bin ein Mensch, der nicht langfristig planen kann. Dafür bin ich nicht der Typ. Ich plane immer so, wie ich meinen Vertrag gestalte. Ich habe in Leverkusen bis 2019 unterschrieben und jetzt noch drei Jahre. Und damit plane ich. Alles, was dann kommt, weiß man nicht. Ich fühle mich zu wohl, um sagen zu können, dass ich irgendwann da und irgendwann dort spielen möchte oder auch, dass ich in Leverkusen noch 80 Jahre spielen werde. Ich genieße einfach, dass ich hier sein kann.

DFB.de: Bernd Leno denkt intensiv über seine Zukunftsplanung nach. Spricht man untereinander darüber?

Brandt: Die Mannschaft hat ein gutes Gespür dafür, dass die betreffenden Spieler dann auch alleine gelassen werden wollen und ihre Ruhe brauchen. Da heißt es nicht "Bleib' mal hier" und schon gar nicht "Geh' mal weg". Wenn die Jungs mit bestimmten Vereinen in Verbindung gebracht werden, fallen schon mal Sprüche wie "Bald spielst du mit dem und dem zusammen" oder "Läuft bei dir" - mehr kommt dann aber auch nicht.

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DFB.de: Haben Sie einen Traumklub, für den Sie mal spielen wollen?

Brandt: Nein, den gibt es gar nicht. Mein Traum war es, Profi zu werden, das habe ich erreicht. Ich habe mich als Bundesligaspieler etabliert, auch wenn ich vielleicht noch den Status als "Bubi" habe. Ein Traum oder ein Ziel ist es, mit Bayer einen Titel zu holen. Der Verein hätte es verdient. Wenn wir es in die Champions League schaffen sollten, wäre es das vierte Mal in Folge. Das ist schon mal eine Hausnummer.

DFB.de: Wäre die Qualifikation für die Champions League auch ein positiver Abschluss einer letztendlich schwierigen Saison?

Brandt: Wir haben gegen Hertha ein Endspiel und eine riesige Chance. Das will sich keiner mehr nehmen lassen. Wir könnten eine Saison mit Höhen und Tiefen positiv beenden. Das wäre für alle super, wenn wir das nutzen. Dann hätte der Verein auch ein wenig Planungssicherheit.

DFB.de: Wie sieht denn Ihre persönliche Sommerplanung aus? EM in Frankreich mit dem A-Team oder Olympische Spiele in Rio mit der U 21?

Brandt: Stand jetzt Rio. Es ist schwierig zu planen, wenn inzwischen Gerüchte aufkommen, dass alles passieren kann. Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es klar: Dann möchte ich zur EM. Wahrscheinlicher ist es aber, dass ich nach Rio fahre. Damit plane ich auch. Alles was sonst noch kommt, kann gerne kommen. Und wenn es nicht kommt, dann kommt es nicht. Da mache ich mir wenig Stress und beschäftige mich auch nicht näher damit. Denn wenn ich am Ende nicht auf der Liste stehe, wäre ich vermutlich enttäuscht. Das wäre in meinen Augen unnötig.

DFB.de: Wenn Sie bei der U 21 sind: Ist das wie ein Klassentreffen?

Brandt: Man kommt immer wieder bei Lehrgängen und Turnieren zusammen. Der Kern kennt sich also seit der U 15, deshalb ist es auch immer wie ein Klassentreffen. Wir haben jetzt einen wahnsinnig guten Jahrgang und eine unfassbare Qualität auf dem Platz. Es gab wohl selten so eine gute U 21. Ich glaube nicht, dass es viele Mannschaften gibt, die uns schlagen können.

DFB.de: Was zeichnet DFB-Trainer Horst Hrubesch aus?

Brandt: Er ist ein Trainer der alten Schule, der immer wieder gerne Geschichten von früher erzählt. Er ist ein super Mensch und Trainer, der uns an der langen Leine hält und Freiheiten lässt. Wenn es darauf ankommt, ist er aber sehr fokussiert auf das, was er will. Dann sagt er auch ganz klar, wie es laufen oder nicht laufen soll. Es ist deshalb sehr schade, dass er nach den Olympischen Spielen aufhört.