Borussia Dortmund in der Taktikanalyse

Im DFB-Pokal treffen zwei Topteams aus der Bundesliga aufeinander: Borussia Dortmund empfängt im Achtelfinale Hertha BSC. Schlüsselspieler Weigl, Rotationen durch Dembélé und mutiges Verteidigen - DFB.de beleuchtet die Taktik des BVB.

Fragt man Thomas Tuchel nach seinem Fazit der Hinrunde, fällt dem BVB-Trainer die Antwort nicht leicht. Während sich der FC Bayern München und RB Leipzig an der Tabellenspitze duellieren, hat Dortmund tabellarisch mehrere Punkte Rückstand und kämpft vor allem um die Qualifikation für die Champions League.

Kontinuität ist so ein Wort, das Tuchel derzeit nur ungern ausspricht. Seine Mannschaft plagen zahlreiche Probleme, die wenig mit dem Wort Kontinuität zu tun haben. Die steten Ausfälle von wichtigen Spielern verhinderten bisher ein Einspielen der Mannschaft. Die Leistungen sind von Spiel zu Spiel und auch innerhalb einer Partie sehr unterschiedlich.

Dreier- oder Viererkette? Grundordnung passt sich dem Gegner an

Mal kontrolliert Dortmund die Partie mit zielgerichtetem Ballbesitz und gutem Gegenpressing, mal ermöglicht man dem Gegner durch stete Fehler gute Chancen und es entwickelt sich ein offenes, vom BVB nicht kontrolliertes, Hin und Her. Die Grundordnung passt Tuchel regelmäßig dem Gegner an. Vierer- oder Dreierkette. 4-1-4-1 oder 4-3-3.

Ansätze sind zu erkennen, die kontinuierliche Umsetzung macht Tuchel, der das Trainingslager in Marbella zur Detailanalyse nutzte, jedoch zu schaffen. „Vielleicht müssen wir anerkennen, dass wir dieses Jahr nicht so stabil sind“, musste er nach dem 2:1-Sieg über Werder Bremen anerkennen.

Vor dem Duell mit Hertha BSC im Achtelfinale des DFB Pokals (Mittwoch, ab 20.45 Uhr, live im Ersten und auf Sky) lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung des BVB in dieser Saison. Grundsätzlich ist Tuchel ein Trainer, der darauf abzielt, das Spiel zu kontrollieren. Das lässt sich am aktiven Stil des Verteidigens ebenso ablesen wie an der Bemühung, das Spiel über die Defensive bis hinein in den gegnerischen Strafraum kontrolliert aufzubauen.

Der Spielaufbau beginnt folglich in der Abwehrreihe, mit flachen Pässen, die sehr variantenreich gespielt werden. Gelegentlich schieben beide Außenverteidiger sehr hoch, mal bleibt einer zurück.


Typische Situation im Spielaufbau des BVB. Der Linksverteidiger schiebt vor, der linke Achter kommt dem andribbelnden Innenverteidiger etwas nach außen entgegen. Auf diese Weise entzieht er sich dem Gegnerdruck oder öffnet Räume im Zentrum.


Schlüsselspieler Weigl

Eine entscheidende Rolle spielt in jedem Szenario Julian Weigl. Er agiert meist alleine im defensiven Mittelfeld und soll die Mannschafsteile in Breite wie Tiefe verbinden. Oft wird der 21-Jährige in dieser Saison aber bewusst vom Gegner bewacht.

In diesen Situationen lässt sich Weigl etwas zurückfallen und schüttelt damit seine Gegenspieler ab. Funktioniert das nicht, bleibt er hoch und schafft Räume für seine Mitspieler. Besonders die Achter fallen dann im überwiegend gewählten 4-1-4-1 zurück und holen sich den Ball ab.

Im Laufe der Saison ergaben sich mehrfach Situationen, in denen die Achter die zurückfallenden Bewegungen von Weigl nicht ausglichen. Dadurch öffneten sich unbesetzte Räume zwischen den Mannschaftsteilen, die jedoch in den letzten Partien nicht mehr so häufig zu beobachten waren.

Dembélé: Verwirrung durch Rotation

Der BVB achtet grundsätzlich im Aufbau auf das stete Herstellen von Dreiecken. Diese können links und rechts noch von den Außenverteidigern zu einer Raute erweitert werden. Meist bleiben die Flügelspieler aber breit und tragen nur mit einfachen Pässen zur Verlagerung bei.

Letztlich ist Tuchel sehr darauf bedacht, durch das Zentrum oder die Halbräume aufzubauen. Die Außenverteidiger werden im Übergangsspiel dementsprechend selten miteinbezogen. Dafür stoßen bisweilen die Innenverteidiger mit Ball am Fuß nach vorne oder die Achter ziehen das Spiel mit unterschiedlich hohen Positionierungen in den vertikalen Zwischenraum auf sich.

Eine besondere Rolle erfüllte dabei zuletzt oft Ousmane Dembele. Der junge Franzose war trotz formeller Position auf der rechten Seite vermehrt im rechten Halbraum oder gar im Zentrum zu finden und zog dort mit seinen Dribblings mehrere Gegenspieler auf sich, um Mitspieler freizuspielen oder selbst Raumgewinne zu verbuchen.


Dortmunds Treffer zum 1:1 bei der TSG 1899 Hoffenheim. Dembélé zieht mehrere Spieler auf sich, Aubameyang kommt ihm entgegen. Götze kann sich so links in den Strafraum schleichen und trifft nach Pass aus dem Zentrum.


Anders interpretierte Christian Pulisic diese Rolle, der breit blieb und dafür den Rechtsverteidiger etwas zentraler agieren ließ. Auf der linken Seite ist die Einteilung schon deutlicher. Marcel Schmelzer hält das Spielfeld breit, sein Vordermann kann nach innen ziehen oder gar in den Strafraum vorstoßen – je nach personeller Besetzung. Die linke Seite zieht der BVB in aller Regel im Angriff etwas vor.

Enge Kombinationen in den Halbräumen

Insgesamt weist das Ballbesitzspiel des BVB eine hohe Beweglichkeit und Kreativität auf. Der Fokus auf die Halbräume verschafft hochprozentige Torchancen und lässt viele enge Kombinationen zu. Gegner wie der PSV Eindhoven in der Vorbereitung in Marbella ließen sich phasenweise aus ihrer angedachten Defensivordnung locken.

Das Dortmunder Spiel ist teilweise dennoch stark auf Dribblings ausgelegt, um von einer Linie in die andere vorzustoßen. Ilkay Gündogan hatte hier im vergangenen Jahr einen großen Beitrag geleistet, der nun verändert aufgefangen wird. Etwa durch die zentrale Rolle von Dembele, der Dribblings noch mehr forciert.

Genauer analysiert werden muss das BVB-Spiel im Angriffsdrittel. Dortmund ist keine Mannschaft, die einen klassischen Strafraumstürmer per Flanken sucht. Vielmehr wird der Raum durch zurückfallende Bewegungen aus dem Zentrum für andere Spieler geöffnet.

Reus: Mehr Freiheiten durch Schürrle

Besonders auf der linken Seite ist dies immer wieder zu beobachten. Die Kette des Gegners wird erst besetzt, dann fällt ein Spieler plötzlich zurück. Sein Gegenspieler folgt oder lässt ihn frei. Im ersten Fall entsteht eine Lücke für den plötzlich einlaufenden Außenverteidiger, im zweiten Fall kann der sich lösende Spieler aufdrehen und auf die Defensive zugehen.

Pierre-Emerick Aubameyang sucht dagegen oft die Räume neben dem Strafraum, wo er Tempo aufnehmen kann. Er stößt dann plötzlich an seinen Gegenspielern vorbei und erhält den Pass durch die Schnittstelle. André Schürrle dagegen zeigte sich eher als Anspielstation neben dem Strafraum und ermöglichte so Marco Reus mehr Freiheiten.

Hereingaben erfolgen beim BVB meist flach mit viel Kraft an den Fünfmeterraum oder in den Rückraum. Die Strafraumbesetzung ist dementsprechend angepasst, um einerseits den ersten Ball verwandeln zu können, andererseits aber auch eine gute Chance auf den zweiten Ball zu haben oder direkt ins Gegenpressing überzugehen.

Gegenpressing ist das Stichwort, das Tuchel besonders nach dem Duell mit dem 1. FSV Mainz 05 am 18. Spieltag herausstellte. Gegen die auf Konter lauernden 05er ließ der BVB einen Schuss auf sein Tor zu. Viele Angriffe konnten durch schnelles Raumverengen nach Ballverlust schon in der Entstehung unterbunden werden.

Allerdings betonte Tuchel auch, in der zweiten Hälfte mit der veränderten Mainzer Taktik, vermehrt auf zweite Bälle zu setzen, das ein oder andere Problem gehabt zu haben. Greift eine Mannschaft auf hohe, lange Bälle zurück, wie es an Tuchels alter Wirkungsstätte geschah, wird Dortmunds Pressing ausgehebelt, da das Anlaufen ins Leere führt.

Ziel: Balleroberung im Zentrum

Dabei zeichnet sich Dortmund neben dem Ballbesitzspiel auch durch ein sehr aktives Spiel gegen den Ball aus, bei dem der Spielaufbau des Gegners bewusst gelenkt wird. Das genaue Verhalten passt Tuchel stark dem Gegner an, meist rückt allerdings ein Spieler neben Aubameyang und unterstützt ihn beim Anlaufen der Innenverteidiger.

Durch gutes Antizipieren im Mittelfeld können Balleroberungen auf diese Weise in den Halbräumen und im Zentrum verbucht werden. Tuchels Mannschaft lenkt im ersten Schritt oft nach außen, um dort den Pass der Linie entlang zu versperren. Der Gegner sucht dann den Pass ins Zentrum, gerät dort in Unterzahl und verliert den Ball in gefährlichen Positionen.

In Spielen wie gegen Hoffenheim oder die Bayern wurde das deutlicher als in Spielen, in denen der Gegner sich von Beginn an auf das hohe Anlaufen eingestellt hatte und den schnellen Weg zum Stürmer suchte. Gerade der Raum vor der Abwehrkette stellte sich in diesen Spielen als gefährlich heraus, da die Dortmunder Verteidiger herausrücken mussten, um Druck herzustellen.

Hohes Verteidigen birgt Gefahren

Das öffnete wiederum Räume im Rücken, die durch einlaufende Bewegungen der gegnerischen Stürmer gefährlich wurden. Beispielhaft zeigte sich Marc Bartra mit 2,6 abgefangen Bällen pro Spiel als antizipationsstark, gleichzeitig aber mit 1,6 Fouls pro Partie auch anfällig für verfrühtes oder zu schnelles Herausrücken.

Tuchel selbst zeigte sich im Laufe der Hinrunde immer wieder unzufrieden mit der defensiven Leistung seiner Mannschaft. 21 Gegentore nach 18 Spieltagen in der Bundesliga. Mainz-Trainer Martin Schmidt stimmte vor dem Aufeinandertreffen in den Tenor von Tuchel ein: "Gegen Dortmund kriegt man immer Chancen.“

Nicht zuletzt geht es daher auch in der BVB-Defensive um Kontinuität. Entsprechend fiel Tucels Fazit nach dem Remis in Mainz aus. „Ich finde, dass wir heute sehr aufmerksam, mit guter Mentalität und einer neuen Aufmerksamkeit gut verteidigt haben."

[bba]

Im DFB-Pokal treffen zwei Topteams aus der Bundesliga aufeinander: Borussia Dortmund empfängt im Achtelfinale Hertha BSC. Schlüsselspieler Weigl, Rotationen durch Dembélé und mutiges Verteidigen - DFB.de beleuchtet die Taktik des BVB.

Fragt man Thomas Tuchel nach seinem Fazit der Hinrunde, fällt dem BVB-Trainer die Antwort nicht leicht. Während sich der FC Bayern München und RB Leipzig an der Tabellenspitze duellieren, hat Dortmund tabellarisch mehrere Punkte Rückstand und kämpft vor allem um die Qualifikation für die Champions League.

Kontinuität ist so ein Wort, das Tuchel derzeit nur ungern ausspricht. Seine Mannschaft plagen zahlreiche Probleme, die wenig mit dem Wort Kontinuität zu tun haben. Die steten Ausfälle von wichtigen Spielern verhinderten bisher ein Einspielen der Mannschaft. Die Leistungen sind von Spiel zu Spiel und auch innerhalb einer Partie sehr unterschiedlich.

Dreier- oder Viererkette? Grundordnung passt sich dem Gegner an

Mal kontrolliert Dortmund die Partie mit zielgerichtetem Ballbesitz und gutem Gegenpressing, mal ermöglicht man dem Gegner durch stete Fehler gute Chancen und es entwickelt sich ein offenes, vom BVB nicht kontrolliertes, Hin und Her. Die Grundordnung passt Tuchel regelmäßig dem Gegner an. Vierer- oder Dreierkette. 4-1-4-1 oder 4-3-3.

Ansätze sind zu erkennen, die kontinuierliche Umsetzung macht Tuchel, der das Trainingslager in Marbella zur Detailanalyse nutzte, jedoch zu schaffen. „Vielleicht müssen wir anerkennen, dass wir dieses Jahr nicht so stabil sind“, musste er nach dem 2:1-Sieg über Werder Bremen anerkennen.

Vor dem Duell mit Hertha BSC im Achtelfinale des DFB Pokals (Mittwoch, ab 20.45 Uhr, live im Ersten und auf Sky) lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung des BVB in dieser Saison. Grundsätzlich ist Tuchel ein Trainer, der darauf abzielt, das Spiel zu kontrollieren. Das lässt sich am aktiven Stil des Verteidigens ebenso ablesen wie an der Bemühung, das Spiel über die Defensive bis hinein in den gegnerischen Strafraum kontrolliert aufzubauen.

Der Spielaufbau beginnt folglich in der Abwehrreihe, mit flachen Pässen, die sehr variantenreich gespielt werden. Gelegentlich schieben beide Außenverteidiger sehr hoch, mal bleibt einer zurück.


Typische Situation im Spielaufbau des BVB. Der Linksverteidiger schiebt vor, der linke Achter kommt dem andribbelnden Innenverteidiger etwas nach außen entgegen. Auf diese Weise entzieht er sich dem Gegnerdruck oder öffnet Räume im Zentrum.


Schlüsselspieler Weigl

Eine entscheidende Rolle spielt in jedem Szenario Julian Weigl. Er agiert meist alleine im defensiven Mittelfeld und soll die Mannschafsteile in Breite wie Tiefe verbinden. Oft wird der 21-Jährige in dieser Saison aber bewusst vom Gegner bewacht.

In diesen Situationen lässt sich Weigl etwas zurückfallen und schüttelt damit seine Gegenspieler ab. Funktioniert das nicht, bleibt er hoch und schafft Räume für seine Mitspieler. Besonders die Achter fallen dann im überwiegend gewählten 4-1-4-1 zurück und holen sich den Ball ab.

Im Laufe der Saison ergaben sich mehrfach Situationen, in denen die Achter die zurückfallenden Bewegungen von Weigl nicht ausglichen. Dadurch öffneten sich unbesetzte Räume zwischen den Mannschaftsteilen, die jedoch in den letzten Partien nicht mehr so häufig zu beobachten waren.

Dembélé: Verwirrung durch Rotation

Der BVB achtet grundsätzlich im Aufbau auf das stete Herstellen von Dreiecken. Diese können links und rechts noch von den Außenverteidigern zu einer Raute erweitert werden. Meist bleiben die Flügelspieler aber breit und tragen nur mit einfachen Pässen zur Verlagerung bei.

Letztlich ist Tuchel sehr darauf bedacht, durch das Zentrum oder die Halbräume aufzubauen. Die Außenverteidiger werden im Übergangsspiel dementsprechend selten miteinbezogen. Dafür stoßen bisweilen die Innenverteidiger mit Ball am Fuß nach vorne oder die Achter ziehen das Spiel mit unterschiedlich hohen Positionierungen in den vertikalen Zwischenraum auf sich.

Eine besondere Rolle erfüllte dabei zuletzt oft Ousmane Dembele. Der junge Franzose war trotz formeller Position auf der rechten Seite vermehrt im rechten Halbraum oder gar im Zentrum zu finden und zog dort mit seinen Dribblings mehrere Gegenspieler auf sich, um Mitspieler freizuspielen oder selbst Raumgewinne zu verbuchen.


Dortmunds Treffer zum 1:1 bei der TSG 1899 Hoffenheim. Dembélé zieht mehrere Spieler auf sich, Aubameyang kommt ihm entgegen. Götze kann sich so links in den Strafraum schleichen und trifft nach Pass aus dem Zentrum.


Anders interpretierte Christian Pulisic diese Rolle, der breit blieb und dafür den Rechtsverteidiger etwas zentraler agieren ließ. Auf der linken Seite ist die Einteilung schon deutlicher. Marcel Schmelzer hält das Spielfeld breit, sein Vordermann kann nach innen ziehen oder gar in den Strafraum vorstoßen – je nach personeller Besetzung. Die linke Seite zieht der BVB in aller Regel im Angriff etwas vor.

Enge Kombinationen in den Halbräumen

Insgesamt weist das Ballbesitzspiel des BVB eine hohe Beweglichkeit und Kreativität auf. Der Fokus auf die Halbräume verschafft hochprozentige Torchancen und lässt viele enge Kombinationen zu. Gegner wie der PSV Eindhoven in der Vorbereitung in Marbella ließen sich phasenweise aus ihrer angedachten Defensivordnung locken.

Das Dortmunder Spiel ist teilweise dennoch stark auf Dribblings ausgelegt, um von einer Linie in die andere vorzustoßen. Ilkay Gündogan hatte hier im vergangenen Jahr einen großen Beitrag geleistet, der nun verändert aufgefangen wird. Etwa durch die zentrale Rolle von Dembele, der Dribblings noch mehr forciert.

Genauer analysiert werden muss das BVB-Spiel im Angriffsdrittel. Dortmund ist keine Mannschaft, die einen klassischen Strafraumstürmer per Flanken sucht. Vielmehr wird der Raum durch zurückfallende Bewegungen aus dem Zentrum für andere Spieler geöffnet.

Reus: Mehr Freiheiten durch Schürrle

Besonders auf der linken Seite ist dies immer wieder zu beobachten. Die Kette des Gegners wird erst besetzt, dann fällt ein Spieler plötzlich zurück. Sein Gegenspieler folgt oder lässt ihn frei. Im ersten Fall entsteht eine Lücke für den plötzlich einlaufenden Außenverteidiger, im zweiten Fall kann der sich lösende Spieler aufdrehen und auf die Defensive zugehen.

Pierre-Emerick Aubameyang sucht dagegen oft die Räume neben dem Strafraum, wo er Tempo aufnehmen kann. Er stößt dann plötzlich an seinen Gegenspielern vorbei und erhält den Pass durch die Schnittstelle. André Schürrle dagegen zeigte sich eher als Anspielstation neben dem Strafraum und ermöglichte so Marco Reus mehr Freiheiten.

Hereingaben erfolgen beim BVB meist flach mit viel Kraft an den Fünfmeterraum oder in den Rückraum. Die Strafraumbesetzung ist dementsprechend angepasst, um einerseits den ersten Ball verwandeln zu können, andererseits aber auch eine gute Chance auf den zweiten Ball zu haben oder direkt ins Gegenpressing überzugehen.

Gegenpressing ist das Stichwort, das Tuchel besonders nach dem Duell mit dem 1. FSV Mainz 05 am 18. Spieltag herausstellte. Gegen die auf Konter lauernden 05er ließ der BVB einen Schuss auf sein Tor zu. Viele Angriffe konnten durch schnelles Raumverengen nach Ballverlust schon in der Entstehung unterbunden werden.

Allerdings betonte Tuchel auch, in der zweiten Hälfte mit der veränderten Mainzer Taktik, vermehrt auf zweite Bälle zu setzen, das ein oder andere Problem gehabt zu haben. Greift eine Mannschaft auf hohe, lange Bälle zurück, wie es an Tuchels alter Wirkungsstätte geschah, wird Dortmunds Pressing ausgehebelt, da das Anlaufen ins Leere führt.

Ziel: Balleroberung im Zentrum

Dabei zeichnet sich Dortmund neben dem Ballbesitzspiel auch durch ein sehr aktives Spiel gegen den Ball aus, bei dem der Spielaufbau des Gegners bewusst gelenkt wird. Das genaue Verhalten passt Tuchel stark dem Gegner an, meist rückt allerdings ein Spieler neben Aubameyang und unterstützt ihn beim Anlaufen der Innenverteidiger.

Durch gutes Antizipieren im Mittelfeld können Balleroberungen auf diese Weise in den Halbräumen und im Zentrum verbucht werden. Tuchels Mannschaft lenkt im ersten Schritt oft nach außen, um dort den Pass der Linie entlang zu versperren. Der Gegner sucht dann den Pass ins Zentrum, gerät dort in Unterzahl und verliert den Ball in gefährlichen Positionen.

In Spielen wie gegen Hoffenheim oder die Bayern wurde das deutlicher als in Spielen, in denen der Gegner sich von Beginn an auf das hohe Anlaufen eingestellt hatte und den schnellen Weg zum Stürmer suchte. Gerade der Raum vor der Abwehrkette stellte sich in diesen Spielen als gefährlich heraus, da die Dortmunder Verteidiger herausrücken mussten, um Druck herzustellen.

Hohes Verteidigen birgt Gefahren

Das öffnete wiederum Räume im Rücken, die durch einlaufende Bewegungen der gegnerischen Stürmer gefährlich wurden. Beispielhaft zeigte sich Marc Bartra mit 2,6 abgefangen Bällen pro Spiel als antizipationsstark, gleichzeitig aber mit 1,6 Fouls pro Partie auch anfällig für verfrühtes oder zu schnelles Herausrücken.

Tuchel selbst zeigte sich im Laufe der Hinrunde immer wieder unzufrieden mit der defensiven Leistung seiner Mannschaft. 21 Gegentore nach 18 Spieltagen in der Bundesliga. Mainz-Trainer Martin Schmidt stimmte vor dem Aufeinandertreffen in den Tenor von Tuchel ein: "Gegen Dortmund kriegt man immer Chancen.“

Nicht zuletzt geht es daher auch in der BVB-Defensive um Kontinuität. Entsprechend fiel Tucels Fazit nach dem Remis in Mainz aus. „Ich finde, dass wir heute sehr aufmerksam, mit guter Mentalität und einer neuen Aufmerksamkeit gut verteidigt haben."