Boateng: "Ich will immer gewinnen"

Für Jérôme Boateng könnte in diesem Jahr ziemlich viel passieren, was mit seiner Heimat, Berlin, zu tun hat. Möglicherweise sichern sich die Bayern am 30. Spieltag der Bundesliga in der Partie gegen Hertha BSC die Deutsche Meisterschaft, möglicherweise gewinnt Boateng in Berlin zwei weitere Titel. DFB-Pokalfinale und Endspiel der Champions League finden im Berliner Olympiastadion statt - wer weiß?! - Boateng könnte nach 2012 neue "Finals dahoam" erleben. Konjunktiv. Ganz gegenwärtig weilt Boateng mit der deutschen Nationalmannschaft in Frankfurt, das Team bereitet sich auf das Länderspiel heute gegen Australien vor und damit auf das EM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Tiflis gegen Georgien. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Boateng über seine Vergangenheit, seinen Ehrgeiz und seine Ziele.

DFB.de: Herr Boateng, wenn wir Sie nach einem sehr außergewöhnlichen Tor fragen, das Ihnen zuletzt gelungen ist, welches könnte damit gemeint sein?

Jerome Boateng: Außergewöhnlich? Ich habe zuletzt zwei Mal in der Champions League getroffen, die Tore waren wichtig, aber extrem außergewöhnlich waren sie nicht. Keine Ahnung.

DFB.de: Dann helfen wir. Ihnen ist ein Tor vom eigenen Strafraum aus gelungen, ausgerechnet gegen Manuel Neuer.

Boateng: Wie bitte?! Gegen Manu, aus dem eigenen Strafraum, wie soll das denn passiert sein?

DFB.de: Beim Tipp-Kick.

Boateng: Ach, so. Das ist schon eine Weile her, aber es stimmt. Gegen den Schuss hatte er keine Chance. (lacht)

DFB.de: Das Tipp-Kick-Spiel war Part eines kleinen Spaßwettkampfes, den die Kollegen von FCB-TV initiiert haben. Wie ehrgeizig sind Sie bei solchen Späßen?

Boateng: Ich will immer gewinnen, egal was es ist. Auch bei solchen Spielen. Ich sehe es so: wenn man nicht gewinnen wollte, bräuchte man gar nicht antreten.

DFB.de: Sie haben das Duell gegen Neuer gewonnen, nervenstark mit dem letzten Pfeil beim abschließenden Spiel: Darts. Sie mussten die 20 treffen, und haben das 20er-Feld in seinem geometrischen Mittelpunkt geteilt. Irgendwie scheint das typisch für Sie.

Boateng: Warum genau?

DFB.de: Der Sprung ist groß, aber der Eindruck ist: Immer, wenn Sie gefordert sind, bringen Sie Top-Leistung. So war es im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund, so war es im WM-Finale. Ihre besten Leistungen bringen Sie im bestmöglichen Augenblick.

Boateng: Mir ist das zuletzt immer recht gut gelungen, zum Glück. Aber in meiner Karriere war das natürlich nicht immer so. Es ist eher eine Entwicklung. Mit zunehmender Erfahrung gelingt es immer besser, auch mental auf den Punkt topfit zu sein.

DFB.de: Können Sie diese Entwicklung näher beschreiben? Wie lernt man es, den Druck auszublenden?

Boateng: Der Druck vor den großen Spielen ist natürlich groß, aber ich lasse mittlerweile mehr als früher auch die Vorfreude zu. Das führt dazu, dass ich im Kopf ruhiger bin. Ich befasse mich weniger damit, welche negativen Entwicklungen sich ergeben könnte, den Gedanken, 'was passiert, wenn', habe ich allenfalls im positiven Sinn. Das hilft mir dabei, mein Spiel ohne Hektik durchzuziehen. Gerade in die großen Spiele gehe ich deswegen mit größerer Ruhe.

DFB.de: Entsteht daraus eine Art umgekehrter Teufelskreis, eine Engelsspirale. Ihre Ruhe sorgt für Top-Leistungen in den Top-Spielen. Und das Wissen darum führt zu noch größerer Ruhe und also zu noch besseren Leistungen?

Boateng: Die mentale Stärke ist ja nur eine Komponente. Zur Leistung müssen einige Faktoren zusammenkommen. Die körperliche Verfassung, die aktuelle Form, die Konzentration. Außerdem sind Fußballer immer von ihrer Mannschaft und den Mitspielern abhängig. Zu ruhig darf man gerade vor großen Spielen auch nicht sein, eine gewisse Anspannung gehört dazu. Aber natürlich ist die Erfahrung wertvoll, das Wissen, auch in großen Spielen seine Leistung gebracht zu haben. Davon profitiere ich durchaus.



Für Jérôme Boateng könnte in diesem Jahr ziemlich viel passieren, was mit seiner Heimat, Berlin, zu tun hat. Möglicherweise sichern sich die Bayern am 30. Spieltag der Bundesliga in der Partie gegen Hertha BSC die Deutsche Meisterschaft, möglicherweise gewinnt Boateng in Berlin zwei weitere Titel. DFB-Pokalfinale und Endspiel der Champions League finden im Berliner Olympiastadion statt - wer weiß?! - Boateng könnte nach 2012 neue "Finals dahoam" erleben. Konjunktiv. Ganz gegenwärtig weilt Boateng mit der deutschen Nationalmannschaft in Frankfurt, das Team bereitet sich auf das Länderspiel heute gegen Australien vor und damit auf das EM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Tiflis gegen Georgien. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Boateng über seine Vergangenheit, seinen Ehrgeiz und seine Ziele.

DFB.de: Herr Boateng, wenn wir Sie nach einem sehr außergewöhnlichen Tor fragen, das Ihnen zuletzt gelungen ist, welches könnte damit gemeint sein?

Jerome Boateng: Außergewöhnlich? Ich habe zuletzt zwei Mal in der Champions League getroffen, die Tore waren wichtig, aber extrem außergewöhnlich waren sie nicht. Keine Ahnung.

DFB.de: Dann helfen wir. Ihnen ist ein Tor vom eigenen Strafraum aus gelungen, ausgerechnet gegen Manuel Neuer.

Boateng: Wie bitte?! Gegen Manu, aus dem eigenen Strafraum, wie soll das denn passiert sein?

DFB.de: Beim Tipp-Kick.

Boateng: Ach, so. Das ist schon eine Weile her, aber es stimmt. Gegen den Schuss hatte er keine Chance. (lacht)

DFB.de: Das Tipp-Kick-Spiel war Part eines kleinen Spaßwettkampfes, den die Kollegen von FCB-TV initiiert haben. Wie ehrgeizig sind Sie bei solchen Späßen?

Boateng: Ich will immer gewinnen, egal was es ist. Auch bei solchen Spielen. Ich sehe es so: wenn man nicht gewinnen wollte, bräuchte man gar nicht antreten.

DFB.de: Sie haben das Duell gegen Neuer gewonnen, nervenstark mit dem letzten Pfeil beim abschließenden Spiel: Darts. Sie mussten die 20 treffen, und haben das 20er-Feld in seinem geometrischen Mittelpunkt geteilt. Irgendwie scheint das typisch für Sie.

Boateng: Warum genau?

DFB.de: Der Sprung ist groß, aber der Eindruck ist: Immer, wenn Sie gefordert sind, bringen Sie Top-Leistung. So war es im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund, so war es im WM-Finale. Ihre besten Leistungen bringen Sie im bestmöglichen Augenblick.

Boateng: Mir ist das zuletzt immer recht gut gelungen, zum Glück. Aber in meiner Karriere war das natürlich nicht immer so. Es ist eher eine Entwicklung. Mit zunehmender Erfahrung gelingt es immer besser, auch mental auf den Punkt topfit zu sein.

DFB.de: Können Sie diese Entwicklung näher beschreiben? Wie lernt man es, den Druck auszublenden?

Boateng: Der Druck vor den großen Spielen ist natürlich groß, aber ich lasse mittlerweile mehr als früher auch die Vorfreude zu. Das führt dazu, dass ich im Kopf ruhiger bin. Ich befasse mich weniger damit, welche negativen Entwicklungen sich ergeben könnte, den Gedanken, 'was passiert, wenn', habe ich allenfalls im positiven Sinn. Das hilft mir dabei, mein Spiel ohne Hektik durchzuziehen. Gerade in die großen Spiele gehe ich deswegen mit größerer Ruhe.

DFB.de: Entsteht daraus eine Art umgekehrter Teufelskreis, eine Engelsspirale. Ihre Ruhe sorgt für Top-Leistungen in den Top-Spielen. Und das Wissen darum führt zu noch größerer Ruhe und also zu noch besseren Leistungen?

Boateng: Die mentale Stärke ist ja nur eine Komponente. Zur Leistung müssen einige Faktoren zusammenkommen. Die körperliche Verfassung, die aktuelle Form, die Konzentration. Außerdem sind Fußballer immer von ihrer Mannschaft und den Mitspielern abhängig. Zu ruhig darf man gerade vor großen Spielen auch nicht sein, eine gewisse Anspannung gehört dazu. Aber natürlich ist die Erfahrung wertvoll, das Wissen, auch in großen Spielen seine Leistung gebracht zu haben. Davon profitiere ich durchaus.

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DFB.de: Mit den Bayern und mit der Nationalmannschaft ist Gewinnen der Normalfall. Gegen Gladbach haben Sie am Sonntag beim 0:2 wieder die Erfahrung einer Niederlage machen müssen. Wie sehr hassen Sie Niederlagen?

Boateng: So sehr ich Gewinnen mag, so sehr hasse ich Niederlagen. So ist es schon immer gewesen. Schon als ich klein war, konnte ich ganz schlecht mit Niederlagen umgehen. Und so ist es noch heute. Selbst wenn wir in einem Trainingsspiel verlieren, bin ich richtig unzufrieden, Lachen kann ich dann erstmal eine Weile nicht. Verlieren ist nicht so meins.

DFB.de: Es gibt gute und schlechte Verlierer. Wie würden Sie sich in dieser Hinsicht einordnen?

Boateng: Nach innen bin ich ein schlechter Verlierer, zum Glück. Nach außen ist es anders. Ich kann die Leistung des Gegners durchaus würdigen. Die faire Gratulation gehört für mich dazu, dass gebietet der gegenseitige Respekt. Gladbach hat es gegen uns gut gemacht, ich habe kein Problem damit, dies anzuerkennen.

DFB.de: Sie persönlich haben gegen Gladbach gut gespielt. Hat das Einfluss darauf, wie Sie mit der Niederlage umgehen?

Boateng: Ich würde das von meiner Person unabhängig sehen, Fußball ist ein Mannschaftssport. Die schlimmsten Niederlagen sind die, bei denen man sich neben der Niederlage auch über die Art und Weise des Spiels der eigenen Mannschaft ärgern müsste. Spiele, in denen wir richtig schlecht waren. Wir haben gegen Gladbach nicht katastrophal gespielt, wir sind nicht in ein Leistungsloch gefallen. Im Hinblick auf die kommenden Aufgaben ist das hilfreich, wir wissen, dass wir nicht alles korrigieren müssen. Unser Weg stimmt, im Hinblick auf das letzte Saisondrittel ist das sehr wichtig.

DFB.de: In diesem Jahr finden in Ihrer Heimat Berlin zwei Finals statt. Neben dem DFB-Pokalfinale auch das Endspiel der Champions League. Haben Sie noch Erinnerungen an das letzte Mal, als im Olympiastadion Champions League gespielt wurde?

Boateng: Das war in der Saison, als Hertha in der Champions League gespielt hat.

DFB.de: In der Saison 1999/2000.

Boateng: Ich war damals bei den Spielen gegen Milan und Galatasaray im Stadion. In der Bundesliga war ich zu dieser Zeit sogar Balljunge, in der Champions League allerdings nicht. Ich weiß noch, dass mein Bruder Kevin bei diesen Partien als Balljunge im Einsatz war, und dass ich neidisch darauf gewesen bin.

DFB.de: Sie waren damals zwölf Jahre alt. Wissen Sie noch, welche Träume Sie zu dieser Zeit hatten, was Sie im Leben erreichen wollten?

Boateng: Das weiß ich noch sehr genau: Ich wollte nichts anderes werden als Fußballspieler. Für mich hat es noch nie etwas anderes gegeben.

DFB.de: Von Titeln haben Sie nicht geträumt?

Boateng: Damals noch nicht, nein. Das erste Mal Gedanken um mögliche Meisterschafen und Erfolge habe ich mir erst gemacht, als ich kurz davor war, Profi zu werden. Zunächst wollte ich es schaffen, in die Bundesliga zu kommen und dort Fuß zu fassen.

DFB.de: Diesen Traum haben Sie verwirklicht. Und mit den vielen Titeln noch viele weitere Träume. Welche Träume haben Sie heute?

Boateng: Noch mehr Titel. Die Titel wiederholen, die ich schon gewonnen habe. Neue Titel, die EM.

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DFB.de: Auf dem Weg zur EM in Frankreich spielen Sie am Sonntag in Tiflis gegen Georgien. Vorher steht das Länderspiel in Kaiserlautern gegen Australien an. Seit Montag weilt die Nationalmannschaft zur Vorbereitung darauf in Frankfurt. Mit dabei ist auch wieder Ihr Verteidiger-Kollege Holger Badstuber. Wie sehr gönnen Sie ihm dies?

Boateng: Ich freue mich sehr für ihn. Privat und sportlich ist er ein Gewinn. Ich bin mit Holger gut befreundet. Er ist ein guter Typ und ein guter Fußballer. Leider war er lange verletzt, seine Rückkehr tut unserer Mannschaft gut. Das Gleiche kann ich auch über Ilkay Gündogan sagen. Es ist richtig schön und eine Bereicherung, diese beiden Spieler wieder beim Team zu haben.

DFB.de: Badstuber ist zurück, für Sie heißt das auch mehr Konkurrenz…

Boateng: Wer mit Konkurrenz nicht umgehen könnte, wäre nicht bei der Nationalmannschaft. Wichtig ist, was gut für die Mannschaft ist. Und ich kenne kein Team, auf dessen Leistung sich mehr interne Konkurrenz nicht positiv ausgewirkt hätte.

DFB.de: Deutschland hat zuletzt gegen Gibraltar und beim Sieg in Spanien mit einer Dreier-Kette gespielt. Wie groß ist für Sie die Umstellung auf dieses System?

Boateng: Das ist kein Problem, auch in München spielen wir ja hin und wieder mit Dreier-Kette.

DFB.de: Was ändert sich für Sie konkret, wenn die Verteidigung aus einer Dreier-Kette besteht?

Boateng: Ich spiele mehr in der Zentrale, ich bin häufiger am Ball. Ich habe das Spiel und den Platz in seiner gesamten Breite vor mir. Ich bin mehr für den Spielaufbau zuständig. Ich mag das.

DFB.de: Mehr als das System mit einer Vierer-Kette?

Boateng: Das würde ich so nicht sagen. Ich bin immer ein Fan des Systems, das für uns gegen den jeweiligen Gegner am meisten Erfolg versprechend ist. Spaß am Fußball habe ich in allen Systemen. Generell muss es das Ziel sein, möglichst flexibel und variabel zu agieren und schnell zwischen den verschiedenen Systemen wechseln zu können.

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DFB.de: Heute beginnt das Länderspieljahr mit dem Spiel gegen Asienmeister Australien. Wie gut kennen Sie den Gegner? Haben Sie einige Spiele der Asienmeisterschaft gesehen?

Boateng: Ich habe ein bisschen was gesehen, aber wirklich nicht viel. Klar ist, dass eine Mannschaft so ein Turnier nicht gewinnen kann, wenn sie nicht über Qualität verfügen würde. Wir werden uns heute im Laufe des Tages im Rahmen der Analyse noch mehr mit dem Gegner beschäftigen.

DFB.de: Das Spiel dient auch dazu, sich Schwung zu holen für das EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien. Die Tabelle der deutschen Quali-Gruppe wird angeführt von Polen. Wie ungewohnt ist es, die Konkurrenz in einer Qualifikation nicht anzuführen? Und wie groß dadurch der Druck?

Boateng: Es ist doch klar, dass wir uns eine andere Situation wünschen würde. Ich kann aber kein großes Problem sehen. Wir müssen die Dinge so nehmen, wie sie sind. Wir wissen, dass wir besser spielen können, als wir dies zuletzt getan haben. Wir kennen unsere Aufgaben, wir werden alles daran setzen, die nächsten Spiele zu gewinnen. Und ich bin sehr optimistisch, dass uns dies gelingt.

DFB.de: Was macht Sie so optimistisch?

Boateng: Unsere Qualität. Es sind jetzt einige Spieler wieder dabei, die uns zuletzt gefehlt haben. Holger und Illy sowieso, aber auch Bastian, Marco, Mesut und einige andere. Wenn wir abrufen, was wir können, wenn wir ein Team sind, wenn wir auftreten wie bei der WM, dann ist es schwer, gegen uns nicht zu verlieren.

DFB.de: Nach der WM gab es durch die Rücktritte von Philipp Lahm, Miro Klose und Per Mertesacker einen kleinen Umbruch im Team des Weltmeisters. Die Mannschaft muss eine neue Hierarchie entwickeln. Wie weit sehen Sie das Team in diesem Prozess und wie sehen Sie darin Ihre Rolle?

Boateng: Ich glaube, dass dies kein Prozess ist, der sich durch Maßnahmen von außen steuern lässt. Das entwickelt sich innerhalb von Mannschaften von alleine. Wo ich mich sehe? Ich bin nicht erst seit gestern dabei, ich habe mir meinen Platz erkämpft, ich verfüge über viel Erfahrung. Ich glaube, dass ich innerhalb des Teams großen Respekt genieße. Der Bundestrainer weiß, was er an mir hat, und ich spüre sein Vertrauen. Ich übernehme immer mehr Verantwortung, und ich mache das sehr gerne.