Blumentopf: Vom Fußballballett zur "Raportage"

Roger Manglus und Florian Schuster, beide Musiker der Freisinger Hip-Hop-Band "Blumentopf", treten am Samstagabend bei "Music for Goals" in der Münchner Muffathalle auf. Das Konzert wird vom Bayerischen Fußball-Verband gefördert und ist der offizielle Auftakt zu den "Nie wieder"-Tagen des Fußballs in Deutschland.

Blumentopf? Da war doch mal was? Genau, die Hip-Hoper lieferten von 2006 bis 2014 bei den Europa- und Weltmeisterschaften die "Raportagen" nach den Spielen der Nationalmannschaft. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit Roger Manglus über Fußball und Rap und ein Konzert gegen Engstirnigkeit.

DFB.de: Herr Manglus, wie entstand die Idee zu den "Raportagen"?

Roger Manglus: Als Teenager standen wir immer auf dem Skateboard, wir waren eine Clique. Einer wollte Sportkommentator werden, der hat dauernd im Spaß Livereportagen nachgespielt. Später ging er zum WDR und über ihn kam dann die erste Anfrage - ob wir so etwas machen wollen, eine Vertonung der Länderspiele. Früher gab es doch in der ARD so etwas, das hieß Fußballballett. Ich bin alt genug, das noch zu kennen…

DFB.de: Ich leider auch.

Manglus: Okay, war eigentlich ganz lustig, aber vermisst habe ich das Fußballballett später auch nicht. Jedenfalls war das die Grundidee: Wie kann man Fußballbilder musikalisch untermalen? Unseren Testlauf, also die allererste "Raportage", hatten wir ausgerechnet beim 1:4 gegen Italien, die Zeitungen titelten "Debakel in Florenz", das war kurz vor der WM 2006 im eigenen Land. Wir wussten, wenn wir es schaffen, das Ding noch einigermaßen unterhaltsam zu gestalten, wären wir für alles gewappnet.

DFB.de: Wie lange haben Sie auf grünes Licht gewartet?

Manglus: Ich hab' nicht mehr dran geglaubt. Aber pünktlich zur WM durften wir tatsächlich loslegen.



Roger Manglus und Florian Schuster, beide Musiker der Freisinger Hip-Hop-Band "Blumentopf", treten am Samstagabend bei "Music for Goals" in der Münchner Muffathalle auf. Das Konzert wird vom Bayerischen Fußball-Verband gefördert und ist der offizielle Auftakt zu den "Nie wieder"-Tagen des Fußballs in Deutschland.

Blumentopf? Da war doch mal was? Genau, die Hip-Hoper lieferten von 2006 bis 2014 bei den Europa- und Weltmeisterschaften die "Raportagen" nach den Spielen der Nationalmannschaft. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit Roger Manglus über Fußball und Rap und ein Konzert gegen Engstirnigkeit.

DFB.de: Herr Manglus, wie entstand die Idee zu den "Raportagen"?

Roger Manglus: Als Teenager standen wir immer auf dem Skateboard, wir waren eine Clique. Einer wollte Sportkommentator werden, der hat dauernd im Spaß Livereportagen nachgespielt. Später ging er zum WDR und über ihn kam dann die erste Anfrage - ob wir so etwas machen wollen, eine Vertonung der Länderspiele. Früher gab es doch in der ARD so etwas, das hieß Fußballballett. Ich bin alt genug, das noch zu kennen…

DFB.de: Ich leider auch.

Manglus: Okay, war eigentlich ganz lustig, aber vermisst habe ich das Fußballballett später auch nicht. Jedenfalls war das die Grundidee: Wie kann man Fußballbilder musikalisch untermalen? Unseren Testlauf, also die allererste "Raportage", hatten wir ausgerechnet beim 1:4 gegen Italien, die Zeitungen titelten "Debakel in Florenz", das war kurz vor der WM 2006 im eigenen Land. Wir wussten, wenn wir es schaffen, das Ding noch einigermaßen unterhaltsam zu gestalten, wären wir für alles gewappnet.

DFB.de: Wie lange haben Sie auf grünes Licht gewartet?

Manglus: Ich hab' nicht mehr dran geglaubt. Aber pünktlich zur WM durften wir tatsächlich loslegen.

DFB.de: Hat die Sportschau-Redaktion Einfluss genommen?

Manglus: Überhaupt nicht, wir waren komplett frei in dem, was wir da gemacht haben.

DFB.de: And the beat goes on - seit 2006 und bis jetzt zum Titelgewinn in Brasilien haben Sie den Soundtrack zu den großen Turnieren geliefert. Fußball- und Hip-Hop-Fans waren begeistert.

Manglus: Es hat großen Spaß gemacht. Jetzt freue ich mich darauf, wieder mal Länderspiele schauen zu können, ohne immer über eine griffige Zeile nachdenken zu müssen.

DFB.de: Blumentopf ist eine bayerische Hip-Hop-Band. Haben Sie die Münchner Nationalspieler über die Jahre mal getroffen?

Manglus: Vor ein paar Jahren durften wir bei einer Privatparty von Bastian Schweinsteiger auftreten. Viele Bayern-Spieler waren auch eingeladen, aber ich wollte niemanden volllabern. Ich war mal in Freiburg zum Abendessen und plötzlich kommt Jogi Löw ins Restaurant. "Soll ich jetzt hingehen", dachte ich, "vielleicht kennt der Bundestrainer sogar die Raportagen." Ich hab's dann gelassen. Ich habe da Hemmungen. Ansonsten sind die deutschen Nationalspieler inzwischen natürlich deutlich jünger als wir, aber für Blumentopf voll unsere Zielgruppe.

DFB.de: Wie wir aber seit dem Sommer wissen, mögen einige Nationalspieler Helene Fischer. Wie ist's denn bestellt um das Verhältnis von Fußball und Musik? Graust's Sie nicht, wenn vor dem Anstoß die Polizeikappelle spielt?

Manglus: Ich will's mal mit dem Basketball vergleichen, dort klappte früh schon eine Fusion von Rap und dem Spiel. Ist halt lange auch eine Sportart der schwarzen Amerikaner gewesen. Basketball war früh schon ein Tricksport. Selbst wenn einer nicht stark spielte, aber gut durch die Beine dribbeln konnte, galt er als cool. Der Style war wichtig, nicht nur das Ergebnis. Das passte einfach gut zur Musik. Im Fußball hat sich dieses Trickding und das Stylische erst in den letzten Jahren entwickelt. Wir wollen nicht nur gewinnen, wir wollen auch gut aussehen, das ist beim Fußball noch relativ neu. Nichts gegen Günter Netzer, der war ein Vorreiter. Im Stadion? Keine Ahnung, vielleicht läuft beim Basketball auch bessere Musik wegen der vielen Auszeiten, dass die Musik alleine deshalb einen höheren Stellenwert besitzt.

DFB.de: Gemeinsam mit Ihrem Blumentopf-Bandkollegen Florian Schuster treten Sie am Samstagabend in der Münchner Muffathalle beim Konzert Music for Goals auf. Warum haben Sie dafür zugesagt?

Manglus: Das Konzert gibt es ja seit einigen Jahren, es steht für Toleranz und Weltoffenheit. Die Lineup am Samstag sind lauter coole Gruppen, die meisten kenne ich gut. Dazu finden Workshops an Schulen statt. Ist einfach eine gute Sache, deshalb mache ich da mit. Wäre schön, wenn es voll wird am Samstag. Dann feiern wir bestimmt eine starke Party.

DFB.de: In München marschiert "Bagida" durch die Straßen, es gibt riesige Gegendemos. Wie erleben Sie die Stimmung in Ihrer Stadt?

Manglus: Wir sind am Montag bei der Gegendemo aufgetreten. In der Mitte des Publikums stand einer, der war von der "Bagida"-Seite rübergekommen und der wollte auf die Bühne springen. Der wollte sich prügeln. Ist doch klar, dass die Fans von Blumentopf gegen Rassismus sind. Ich denke auch nicht, dass gerade die jungen Leute, die zu "Pegida" oder in München zu "Bagida" gehen, alle Nazis sind. Der Dialog ist mir wichtig. Viele haben auch nicht alle Informationen, lassen sich leicht einfangen. Es gibt auch eine Kultur der Aggression, da gehe ich hin, da klopfen wir uns. Um das Potenzial für Fremdenfeindlichkeit freizusetzen, braucht es jedenfalls nicht viel. Das ist erschreckend. Und deshalb freut es mich, dass wir Samstagabend bei "Music for Goals" auftreten.

DFB.de: Musik mit Engagement, Sie treten also als Musiker und Bürger auf?

Manglus: Genau. Die Familie meiner Freundin stammt aus dem Iran. Ihre Eltern mussten ihre Heimat aus religiösen Gründen verlassen, die Familie flüchtete in die USA und nach Deutschland. Und manchmal erlebe ich es, dass Leute meine Freundin, die in Ulm geboren wurde, als Fremde behandeln. Das sind merkwürdige Momente. Aber gegenwärtig kann ich's auch ein wenig verstehen. Die Leute lesen die Schlagzeilen und haben Angst.

DFB.de: Ist Blumentopf auch im Ausland aufgetreten?

Manglus: Wir haben mal eine Tournee durch den Nahen Osten gemacht, mit dem Goethe-Institut waren wir in Westafrika. Bei aller Unterschiedlichkeit sind wir uns doch alle sehr ähnlich. Kids in Beirut oder München wollen irgendwie Spaß haben. Auf diesen Tourneen wurde mir bewusst, wie gut wir es haben. Ganz ehrlich, ich habe Deutschland nicht aufgebaut. Dann finde ich es komisch, wenn man sagt, das Boot ist voll, ihr dürft hier nicht rein. Wir wollten uns lieber freuen über die Leute, die jetzt zu uns kommen. Fußball zeigt doch auch, dass Vielfalt bereichern kann.

DFB.de: Schauen Sie sich mit der Band das Länderspiel immer zusammen an?

Manglus: Ja, und danach texten und produzieren wir die komplette Nacht durch, damit unsere "Raportage" direkt am nächsten Tag in der ARD läuft. Als das WM-Finale abgepfiffen wurde, haben wir null gefeiert, es ging direkt los. Das ist schon auch hart.

DFB.de: Hat Blumentopf nach acht Jahren "Raportagen" also den vierten Stern nicht gefeiert? Das ist ja schlimm…

Manglus: Doch, doch, aber eben mit etwas Verzögerung. Das Finale zu erleben, war ohnehin schon riesig. So spannend, so knapp, so ein grandioses Finish.

DFB.de: Macht Blumentopf weiter?

Manglus: Nein, mit dem Titel ist Schluss, wir werden keine "Raportagen" mehr machen. Das haben wir bislang nur mit der Band besprochen. Wenn wir wollten, könnten wir sicher weiter machen. Wir hatten einen guten Lauf, von 2006 bis zum Titelgewinn 2014. Wir haben jedes Turnier die Höchstzahl an "Raportagen" abgeliefert. Mehr ging wirklich nicht.